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Mittwoch, 26. September 2007
Sehr zu empfehlen: Messingreinigung mit Tomatensuppe
Es ist eines der skurrilsten Hausmittel, die ich kenne, und das einzige, das ich selbst zufällig herausgefunden habe: Man kann mit normaler Tomatensuppe - Zutaten Tomaten, ein wenig Zucker, mehr Salz, dazu Pfeffer, Butter, ein wenig Milch und Kräuter - ein prima Mittel zur Messingreinigung herstellen. Das Zeug wirkt auf oxidiertem Buntmetall besser als die handelsüblichen Putzmittel, wie ich gerade wieder an einem Mörser des 19. Jahrhunderts ausprobieren konnte. Man kann die Suppe natürlich auch erst mal essen und die Reste dann mit dem Schwamm auf dem zu reinigenden Gegenstand auftragen; Gedanken darüber, warum man Zeug essen kann, das auch hartknäckigen Schmutz und Grünspan beseitigt, sollte man aber verdrängen.
Wie meine Oma sagte: A Pfund Dreg bracht da Mensch im Joah, und wie immer hatte sie natürlich recht. Allerdings kannte sie den geistigen Dreck noch nicht, den ich an der Blogbar mit Worten statt Tomatensuppe, aber zumindest gut gesättigt, bekämpfe.
Wie meine Oma sagte: A Pfund Dreg bracht da Mensch im Joah, und wie immer hatte sie natürlich recht. Allerdings kannte sie den geistigen Dreck noch nicht, den ich an der Blogbar mit Worten statt Tomatensuppe, aber zumindest gut gesättigt, bekämpfe.
donalphons, 01:19h
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Empfehlung heute - Angesammelte Leidenschaften
besonderer Art - immer gleich drei auf einmal! - gibt es bei Julie Paradise zu sehen.
donalphons, 21:22h
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Von der Dauer des Streichens
Ein Tor in Berlin streichen ist eine mittelmässig lange Sache: Man nimmt Farbe und Pinsel, schleift ein paar hundert Schmierereien ab, kassiert ein paar anerkennende Blicke von Jungvandalen, die sich über die neue Fläche für ihr Gekrakel freuen, beginnt zu streichen und weist den beköterten Proll darauf hin, dass er die frische Hundescheisse, die gerade in die Einfahrt gelegt wurde, bitte entfernen soll. Man bekommt ein paar Tritte von dessen Freunden, kein Umstehender kümmert sich um einen, wie es ihnen schon egal war, dass man das Tor streicht, und ist nach 20 Minuten fertig und kann zwei Wochen in der Reha ausspannen.
In der Provinz ist das ganz anders. In der Provinz wird man mit dem Abschleifen vom Führer der koreanischen Reisegruppe gebeten, mal einen Moment aufzuhören und aus der Tür zu verschwinden, weil seine Schäfchen gerne ein ungestörtes Bild des Stadtpalastes machen wollen - dass ihr Bus davor steht, stört sie nicht. Bis man mit dem Schleifen fertig ist, hat man mit der Hälfte der Mieter die letzten Neuigkeiten ausgetauscht und Verabredungen für die heute zu machende Kürbistarte getroffen, und zudem ein Emailproblem gelöst. Beim anschliessenden Streichen kommen mehrere Nachbarn vorbei und geben der Überzeugung Ausdruck, dass es ein schönes Portal ist, und die alte Frau T. erinnert einen an den zugrunde liegenden Erwerb des Tores und an den Opa, der ein fescher Mann war und dem man glücklicherweise nachzukommen scheint, weshalb sie wissen möchte, ob es denn nun endlich mal mit der Hochzeit geklappt hat. In der Frage schenken sich die katholisch erzreaktionäre T. und Herr M. nichts, der aus einem arabischen Land kommt undes einfach nicht für angemessen hält, dass der Streichende immer noch nicht verheiratet ist, spätestens nächstes Jahr sollte es aber wirklich klappen. Kaum ist er weg, gilt es, noch eine sehr feine High-End-Box eines französischen Herstellers zu begutachten, und danach wird noch eine ältere Dame vorstellig, die den letzten Spross des Clans preist und wissen möchte, ob er immer noch mit den Schiessprügel Viecher abknallt, wofür der Clan ja eine gewisse Berühmtheit hatte. Im Herbst, so erzählt sie, habe die Grossmutter des Streichenden immer über den Dregghammel ihres Gatten geschimpft, dessen Beute die hinteren Sitze des Autos vollgeblutet hatte, trotzdem, es gab auch sehr gute Zeiten und es war so lustig mit denen, so war das damals, wie sieht es eigentlich mit den eigenen Heitratsplänen aus, und langsam wird es dunkel über der Stadt, so dunkel, wie das Tor eigentlich hätte werden sollen, das aber erst halb gestrichen ist.
Erfreulicherweise belassen es die beiden Elitessen von gegenüber am Zigarettenautomat bei dem kurzen, bösen Blick auf den Knienden. Es liegt eher wenig daran, dass ihm ihre Exzesse mit den 28 leeren Flaschen Bier auf dem Tisch dank bei StudiVZ hochgeladener Bilder hinreichend bekannt sind, sondern eher in ihrer Ablehnung gegenüber jeder Form von niederer Tätigkeit, deren Verachtung sie sicher in einen Sachbearbeiterposten oder sogar den der Rumsteherin bei der OMD in Düsseldorf treiben wird, wo sich dergleichen trifft und bastardischen Nachwuchs zusammenfickt, als wäre es die rurale Genpoolerweiterung hinter dem Klo des Lentinger Jurafestes.
Kurz danach steht ein älteres Paar mit jüngerer Tochter vor einem und will höflich, aber bestimmt wissen, wo denn bitte das Studentenwohnheim ist und wo man sich da anmelden kann. Der Mann mit dem Pinsel richtet sich auf und erteilt ihnen eine kurze Einführung in die Eigenheiten des hiesigen, überlaufenen Immobilienmarktes und verweist auf den Umstand, dass sie um diese Uhrzeit ohnehin zu spät dran sind, um noch was zu reissen, und die Vermietungsanzeigen werden erst übermorgen im lokalen Schmarrnblatt zu finden sein, da sollen sie mal besser schauen, die älteren Herrschaften haben es hier zwar mit Immobilien, aber nicht mit dem Internet. In eine WG jedenfalls, das wird schnell klar, wollen die Eltern ihre Tochter nicht stecken, uninah soll es sein und auf Maklerprovisionen sind sie ebenso nicht erpicht, und so steht dann die Frage im Raum, ob der Mann mit dem Pinsel vielleicht etwas wüsste.
Der Mann mit dem Pinsel könnte jetzt natürlich ein Angebot machen: Verbringung des Nachwuchses in die Gästewohnung für die ersten zwei Wochen und solange Restaurierung des bislang unfertigen Lofts im Hinterhaus, aber einerseits, man sieht es ja, kommt man zu nichts hier in der Stadt, und andererseits -
ist der Mann mit dem Pinsel müde. Müde vom depperten Gschau seiner Tochter, müde von der Genervtheit der Mama, die es gewohnt ist, dass ihr Wille durch den Befehl des Gatten umgesetzt wird, müde von diesem Anspruch, dass es hier zu laufen hat wie oben in NRW, müde vom bagatellmässigen Umgang und überhaupt, zu müde, um jetzt zu erklären, dass er hier nicht der kleine Hilfsarbeiter ist, der für einen Fuffi Trinkgeld alte Frauen beschwatzt, doch was von ihren Imperien rauszurücken. So bedauert er, dass hier nichts möglich sein dürfte; der eigene Stadtpalast sei voll und die Frau B. hat zwar zwei Häuser weiter die Strasse runter, aber sie will nicht mehr vermieten, seitdem es mal Ärger gab, wie gesagt: Mittwoch das schwarzbraune Käseblatt, bitteschön, viel Glück, und dann im letzten Licht des Tages die letzten Pinselstriche, aufräumen, auf das Bett setzen, umfallen und die ganze Nacht von blonden Elitessen träumen, die verlangen, dass man jetzt sofort das neu gefliesste Bad in einem neuen, sanften Braunton umfliesst, und man beim Beschaffen der Kacheln ein Rennen mit den Disziplinen Skatebord, Rennrad, Laufen und Reiten bestreiten muss, letzteres auf dem Pferd Püppi, das der früheren Mitbewohnerin der Liebsten gehörte und damals tragend wurde, und deshalb nicht geschlachtet werden musste. Diese Mitbewohnerin übrigens, die ihrem Gaul die Wahl zwischen Bolzenschuss und Mutterschaft liess, studierte auch BWL.
In der Provinz ist das ganz anders. In der Provinz wird man mit dem Abschleifen vom Führer der koreanischen Reisegruppe gebeten, mal einen Moment aufzuhören und aus der Tür zu verschwinden, weil seine Schäfchen gerne ein ungestörtes Bild des Stadtpalastes machen wollen - dass ihr Bus davor steht, stört sie nicht. Bis man mit dem Schleifen fertig ist, hat man mit der Hälfte der Mieter die letzten Neuigkeiten ausgetauscht und Verabredungen für die heute zu machende Kürbistarte getroffen, und zudem ein Emailproblem gelöst. Beim anschliessenden Streichen kommen mehrere Nachbarn vorbei und geben der Überzeugung Ausdruck, dass es ein schönes Portal ist, und die alte Frau T. erinnert einen an den zugrunde liegenden Erwerb des Tores und an den Opa, der ein fescher Mann war und dem man glücklicherweise nachzukommen scheint, weshalb sie wissen möchte, ob es denn nun endlich mal mit der Hochzeit geklappt hat. In der Frage schenken sich die katholisch erzreaktionäre T. und Herr M. nichts, der aus einem arabischen Land kommt undes einfach nicht für angemessen hält, dass der Streichende immer noch nicht verheiratet ist, spätestens nächstes Jahr sollte es aber wirklich klappen. Kaum ist er weg, gilt es, noch eine sehr feine High-End-Box eines französischen Herstellers zu begutachten, und danach wird noch eine ältere Dame vorstellig, die den letzten Spross des Clans preist und wissen möchte, ob er immer noch mit den Schiessprügel Viecher abknallt, wofür der Clan ja eine gewisse Berühmtheit hatte. Im Herbst, so erzählt sie, habe die Grossmutter des Streichenden immer über den Dregghammel ihres Gatten geschimpft, dessen Beute die hinteren Sitze des Autos vollgeblutet hatte, trotzdem, es gab auch sehr gute Zeiten und es war so lustig mit denen, so war das damals, wie sieht es eigentlich mit den eigenen Heitratsplänen aus, und langsam wird es dunkel über der Stadt, so dunkel, wie das Tor eigentlich hätte werden sollen, das aber erst halb gestrichen ist.
Erfreulicherweise belassen es die beiden Elitessen von gegenüber am Zigarettenautomat bei dem kurzen, bösen Blick auf den Knienden. Es liegt eher wenig daran, dass ihm ihre Exzesse mit den 28 leeren Flaschen Bier auf dem Tisch dank bei StudiVZ hochgeladener Bilder hinreichend bekannt sind, sondern eher in ihrer Ablehnung gegenüber jeder Form von niederer Tätigkeit, deren Verachtung sie sicher in einen Sachbearbeiterposten oder sogar den der Rumsteherin bei der OMD in Düsseldorf treiben wird, wo sich dergleichen trifft und bastardischen Nachwuchs zusammenfickt, als wäre es die rurale Genpoolerweiterung hinter dem Klo des Lentinger Jurafestes.
Kurz danach steht ein älteres Paar mit jüngerer Tochter vor einem und will höflich, aber bestimmt wissen, wo denn bitte das Studentenwohnheim ist und wo man sich da anmelden kann. Der Mann mit dem Pinsel richtet sich auf und erteilt ihnen eine kurze Einführung in die Eigenheiten des hiesigen, überlaufenen Immobilienmarktes und verweist auf den Umstand, dass sie um diese Uhrzeit ohnehin zu spät dran sind, um noch was zu reissen, und die Vermietungsanzeigen werden erst übermorgen im lokalen Schmarrnblatt zu finden sein, da sollen sie mal besser schauen, die älteren Herrschaften haben es hier zwar mit Immobilien, aber nicht mit dem Internet. In eine WG jedenfalls, das wird schnell klar, wollen die Eltern ihre Tochter nicht stecken, uninah soll es sein und auf Maklerprovisionen sind sie ebenso nicht erpicht, und so steht dann die Frage im Raum, ob der Mann mit dem Pinsel vielleicht etwas wüsste.
Der Mann mit dem Pinsel könnte jetzt natürlich ein Angebot machen: Verbringung des Nachwuchses in die Gästewohnung für die ersten zwei Wochen und solange Restaurierung des bislang unfertigen Lofts im Hinterhaus, aber einerseits, man sieht es ja, kommt man zu nichts hier in der Stadt, und andererseits -
ist der Mann mit dem Pinsel müde. Müde vom depperten Gschau seiner Tochter, müde von der Genervtheit der Mama, die es gewohnt ist, dass ihr Wille durch den Befehl des Gatten umgesetzt wird, müde von diesem Anspruch, dass es hier zu laufen hat wie oben in NRW, müde vom bagatellmässigen Umgang und überhaupt, zu müde, um jetzt zu erklären, dass er hier nicht der kleine Hilfsarbeiter ist, der für einen Fuffi Trinkgeld alte Frauen beschwatzt, doch was von ihren Imperien rauszurücken. So bedauert er, dass hier nichts möglich sein dürfte; der eigene Stadtpalast sei voll und die Frau B. hat zwar zwei Häuser weiter die Strasse runter, aber sie will nicht mehr vermieten, seitdem es mal Ärger gab, wie gesagt: Mittwoch das schwarzbraune Käseblatt, bitteschön, viel Glück, und dann im letzten Licht des Tages die letzten Pinselstriche, aufräumen, auf das Bett setzen, umfallen und die ganze Nacht von blonden Elitessen träumen, die verlangen, dass man jetzt sofort das neu gefliesste Bad in einem neuen, sanften Braunton umfliesst, und man beim Beschaffen der Kacheln ein Rennen mit den Disziplinen Skatebord, Rennrad, Laufen und Reiten bestreiten muss, letzteres auf dem Pferd Püppi, das der früheren Mitbewohnerin der Liebsten gehörte und damals tragend wurde, und deshalb nicht geschlachtet werden musste. Diese Mitbewohnerin übrigens, die ihrem Gaul die Wahl zwischen Bolzenschuss und Mutterschaft liess, studierte auch BWL.
donalphons, 13:32h
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