: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 27. September 2007

Macht nur weiter so.

Die Lebenszeit der Geschäfte in einer Location, gleich bei mir in München um die Ecke, ist auf ungefähr sechs Monate gesunken. Galerie Bar Cafe Restaurant Möbelladen und das vermutlich auch nicht mehr lang, so leer wie das dort ist. Allesamt haben sie es mit einem Klein-Mitte versucht, Schwabing ist ja nicht mehr am Puls der Zeit, da muss man nachhelfen, irgendwann wird schon ein Renner dabei sein, hoffen sie. Nebenan ist schon mal ein Zwischennutzer eingezogen und bietet unterhalb der Antiquariate ein hässliches Ramschareal an. Er zählt die Tage jetzt schon mal rückwärts bis zum Ende, als könne man das Kulturgut Buch verticken wie Sommerkleider aus chinesischer Billigproduktion.

Irgendetwas muss hier sein, was die enormen Mietkosten der Stadt wieder reinspielt, und tatsächlich kann man sich als Buchliebhaber amortisieren; die andere Bibliothek findet sich ab 5 Euro in den Kisten, einer der schönsten Cezanne-Kataloge der letzten Jahre kostet 6 Euro, zwe solche Funde pro Woche und schon ist es hier relativ günstig. Man kann es sich schön rechnen. Leider ist manches nicht meht schön, die neuen, auf Platzökonomie ausgerichteten Teueritaliener sind ziemlich leer, und weil sie so verlassen aussehen, geht auch keiner rein, und so werden sie bald dem nächsten Klamottenladen Platz machen.

So ist das hier; die teuerste Stadt, das teuerste Viertel und das alles so billig wie möglich ausschlachten, so entsteht Gewinn, Profit und eine Hässlichkeit, die sich schnell erneuern muss, weil sie ihren alten Anblick nicht mehr ertragen kann. Das Gmiasgscheft ist jetzt auch weg, mal schaun, was sie da reinklatschen, es wäre mal wieder Zeit für eine ultramoderne Galerie, die dann lernen muss, wie wenig Museumsbesucher die Strasse runter für Kunst ausgeben wollen.

Das Cafe, in das ich gehe, war früher teuer und als BWLler-Kneipe verschrien, aber seit ein paar Jahren sind sie erstaunlich preisstabil, und die Kundschaft wechselt nicht mehr so stark. Es ist mit seinen Besuchern gealtert und so abgenutzt, dass man glauben könnte, es habe wirklich schon 30 oder mehr Jahre auf dem Buckel. Für die Exilierten ist es ein Stück Heimat geworden; bald werden sie im Eingangsbereich wieder den Christbaum mit den roten Kugeln aufstellen und froh sein, dass die Nachfolger der ersten Besuchergeneration inzwischen auf der anderen Seite die Tea Bar in einen überfüllten Schlauch voll Rose, Perlen und Chanel verwandelt, wo man schnell den Tee kippt, bevor es zurück zu Bachelor-Studiengang geht.

Macht nur weiter so. Wenn ihr hier fertig seit, drüben in der Isarvorstadt kann man auch noch was kaputt machen. Wenn ihr schon nicht nach Berlin gehen wollt.

... link (24 Kommentare)   ... comment


Empfehlung heute - Unsoziale Marktwirtschaft

beim "Optimieren" ihrer Position kann man im INSM-Watchblog betrachten. Man tut eben, was man kann.

... link (3 Kommentare)   ... comment