... newer stories
Samstag, 25. April 2009
Wie gut, dass es England gibt
Vielleicht sollte ich nächste Woche, wenn ich in England bin, die Rücksitze vermieten. Obwohl ich dank meiner Grosstante seit frühester Jugend anglophil geprägt bin, und Serien wie "Das Haus am Eton Place", "Der Doktor und das liebe Vieh" und später "Brideshead revisited" zu den wenigen TV-Erlebnissen gehören, zu denen ich uneingeschränkt stehe, trotz der Tea Time, auf die mein Körper so geeicht ist, dass ich zu dieser Stunde ohne Tee entsetzlich müde werde, trotz all meiner Importe, und das sind mehr, viel mehr, als hier im Blog steht - trotz (was übrigens ein Wort ist, das nur die Deutschen erfunden haben könnten, wie aus einer Hitlerparodie) all meiner Verehrung würde ich gerade in England keinesfalls sein wollen. Ich würde gehen und zwei Jahre warten, bis sich dort alles wieder eingerenkt hat.
Als Deutscher, der ich trotz (schon wieder!) allem bin, und gerade als Freund unsolider Vorhersagen muss ich dagegen zugeben, dass ich nicht wirklich traurig bin, wenn sich nun in England alle Folgen einer durchgezogenen Neoliberalisierung entfalten. Einen Vorgeschmack, der hierzulande keine Erwähnung fand, erhält man in diesem Beitrag bei FT-Alphaville. Die Kurzfassung: Die Insel ist gerade dabei, weite Teile ihrer Wirtschaft, und hier gerade der für sie entscheidenden Sektoren zu verlieren, namentlich das, was man als Industrieproduktion bezeichnet. Die aktuelle Ausfallrate, die erstaunlicherweise gerade die schuldigen Banken eher nur leicht betrifft, wird in ein paar Monaten zu Zuständen führen, die übel an die Weltwirtschaftskrise anno 1929 erinnern. Vermutlich ist das auch der Grund, warum die Regierung hofft, zu jener Zeit setze bereits wieder das Wachstum ein.
Vieles von dem kriminellen Dreck, den Thatcher und ihre Nachfolger angerichtet haben, ohne dafür im Gefängnis zu schmoren, wurde auch hierzulande halbwegs eingeführt. Privatisierungen, Ausverkauf des Staates, Umschichtung der sozialen Absicherung zu den kapitalmärkten, Marktderegulierung, angenehmes Rechtsumfeld für alle Arten von Betrügern, Bilanzfälschern, Tricksern und Anlageberatern. Deutschland war hintendran, und das ist nun eher ein Vorteil: Denn das, was in England passiert, wirtschaftlich, sozial, klassenkämpferisch, das wird bei uns mit einer gewissen verzögerung und vielleicht auch abgeschwächt ebenfalls eintreten. England ist eine hervorragende Fallstudie, die einem vielleicht zwei, drei Monate Vorwarnzeit lässt, um sich zu überlegen, was zu tun ist. Dass auch hier noch sehr viel mehr auf dem Niveau von Northern Rock, Lloyds und Royal Bank of Schotland kommen wird, sollte eigentlich inzwischen jedem klar sein: Die Süddeutsche hat ein Bafin-Papier, in dem 816 Milliarden Risiko- und Problempositionen aufgeslistet sind (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/735/466319/text/). Das ist rund das Dreifache des Bundeshaushaltes. Und dabei reden wir hier nur über einige Banken, und noch nicht über all das Übel, das auch noch bei anderen Instituten rumliegt.
Ich darf in diesem Zusammenhang dann erneut an den teilweise verschwundenen Bericht des Telegraph vom Februar dieses Jahres berichten, der sich auf ein Papier der EU bezog und knapp 18 Billionen toxische Papiere bei Europas Banken meldete. Wenn man das aktuelle Desaster auf Europa hochrechnet, und davon ausgeht, dass die Bafin auch nicht alles listet, ist man von der irren Summe des Frühjahrs gar nicht mehr so weit entfernt.
Man betrachte also weiterhin England und Irland. Das sind die Pforten zur Hölle. Hübsche Autos kann man dort natürlich weiterhin kaufen.
Als Deutscher, der ich trotz (schon wieder!) allem bin, und gerade als Freund unsolider Vorhersagen muss ich dagegen zugeben, dass ich nicht wirklich traurig bin, wenn sich nun in England alle Folgen einer durchgezogenen Neoliberalisierung entfalten. Einen Vorgeschmack, der hierzulande keine Erwähnung fand, erhält man in diesem Beitrag bei FT-Alphaville. Die Kurzfassung: Die Insel ist gerade dabei, weite Teile ihrer Wirtschaft, und hier gerade der für sie entscheidenden Sektoren zu verlieren, namentlich das, was man als Industrieproduktion bezeichnet. Die aktuelle Ausfallrate, die erstaunlicherweise gerade die schuldigen Banken eher nur leicht betrifft, wird in ein paar Monaten zu Zuständen führen, die übel an die Weltwirtschaftskrise anno 1929 erinnern. Vermutlich ist das auch der Grund, warum die Regierung hofft, zu jener Zeit setze bereits wieder das Wachstum ein.
Vieles von dem kriminellen Dreck, den Thatcher und ihre Nachfolger angerichtet haben, ohne dafür im Gefängnis zu schmoren, wurde auch hierzulande halbwegs eingeführt. Privatisierungen, Ausverkauf des Staates, Umschichtung der sozialen Absicherung zu den kapitalmärkten, Marktderegulierung, angenehmes Rechtsumfeld für alle Arten von Betrügern, Bilanzfälschern, Tricksern und Anlageberatern. Deutschland war hintendran, und das ist nun eher ein Vorteil: Denn das, was in England passiert, wirtschaftlich, sozial, klassenkämpferisch, das wird bei uns mit einer gewissen verzögerung und vielleicht auch abgeschwächt ebenfalls eintreten. England ist eine hervorragende Fallstudie, die einem vielleicht zwei, drei Monate Vorwarnzeit lässt, um sich zu überlegen, was zu tun ist. Dass auch hier noch sehr viel mehr auf dem Niveau von Northern Rock, Lloyds und Royal Bank of Schotland kommen wird, sollte eigentlich inzwischen jedem klar sein: Die Süddeutsche hat ein Bafin-Papier, in dem 816 Milliarden Risiko- und Problempositionen aufgeslistet sind (http://www.sueddeutsche.de/finanzen/735/466319/text/). Das ist rund das Dreifache des Bundeshaushaltes. Und dabei reden wir hier nur über einige Banken, und noch nicht über all das Übel, das auch noch bei anderen Instituten rumliegt.
Ich darf in diesem Zusammenhang dann erneut an den teilweise verschwundenen Bericht des Telegraph vom Februar dieses Jahres berichten, der sich auf ein Papier der EU bezog und knapp 18 Billionen toxische Papiere bei Europas Banken meldete. Wenn man das aktuelle Desaster auf Europa hochrechnet, und davon ausgeht, dass die Bafin auch nicht alles listet, ist man von der irren Summe des Frühjahrs gar nicht mehr so weit entfernt.
Man betrachte also weiterhin England und Irland. Das sind die Pforten zur Hölle. Hübsche Autos kann man dort natürlich weiterhin kaufen.
donalphons, 01:49h
... link (7 Kommentare) ... comment
Bevor Ihr als Spucknapfreiniger in Monaco endet
lest lieber meine Ratschläge für den besserverdienten BrainDrain und wie man ihn richtig macht. In der FAZ.
donalphons, 14:33h
... link (5 Kommentare) ... comment
... older stories