: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 11. Mai 2009

Accessoires für das Luxusproblem

Wir haben den Wagen gesucht, nach langen Debatten und Vergleichen zuerst den Typ festgemacht und dann aus drei Alternativen - schwarz, gold, zweifargig grün - den Letzten genommen. Weil er grün war, weil er nahe bei London stand und der Verkäufer den besten Eindruck machte. Wir haben den Wagen überführt und wieder zum glänzen gebracht, und dann dem Schrauber für den TÜV und das Öl und den Check die Schlüssel gegeben, im Glauben, damit - und mit einem Tausender - wäre das Problem gelöst.

Leider hatte der Schrauber aber genau in jener Woche ein Zeitproblem. Womit der Wagen zwar heute einen Termin zur Abnahme hat, aber vollkommen unklar ist, ob ich tatsächlich morgen damit Richtung Süden starten kann. Tendenziell glaube ich, dass ich diesmal aber erneut mit einem Cabrio auf die Mille Miglia fahren muss, was eigentlich gar nicht so schlecht ist, wenn es mein einziges Problem wäre.

Trotzdem ist das Gefühl, die Wette auf diese Art zu verlieren, nicht eben angenehm. Und trotzdem geht es weiter für den letzten Rest Hoffnung, und wenn man schon nichts tum kann, kann man wenigstens auf dem Flohmarkt so einkaufen, als gäbe es noch realistische Chancen. Zum Beispiel eine Ledertasche aus den 50er Jahren für Werkzeug, um es unter dem Sitz zu verstauen. Zum Beispiel einen Lederriemen für den Motorhaubenverschluss, falls man die Haube zur besseren Kühlung leicht öffnen muss. Zum Beispiel aber auch Dinge, die perfekt zum Wagen passen, wenn es mal nicht so gut läuft:



Von links angefangen: Lichtenbergs fatalistische Aphorismen sind ein guter Zeitvertreib, wenn der Wagen liegen bleibt. Sollte man bei Sansepolchro genervt auf dem Abschleppwagen warten und eigentlich schon in Rom sein müssen, ist der Blick auf die Uhr sehr stilsicher, wenn die Hamilton Carlton, die immer im Wagen ist, über ein früher auch sehr exquisites Lederarmband in British Racing Green verfügt - man glaubt gar nicht, was Bänder mitunter kosten können, wenn man sie am falschen Ort kauft. Sollte dann der Kolben ordentlich gefressen haben, süendet die kleine Leseapotheke aus dem Hause Hyperion Trost und Erleichterung. Mit einem ebenso in Leder gebundenen Taschenwörterbuch Englisch-Italienisch von 1963 lässt sich dann einen Bleibe für die Nacht und der Weg zum Bahnhof finden, wenn man es nicht mit dem originalverpackten Schraubenschlüssel geschafft das, die Gurke wieder zum Laufen zu bringen.

Das alles ist viel Spass auf dem Markt für sehr wenig Geld, es sind die Dinge, die man immer dabei haben sollte und die hoffentlich in vielen Jahrzehnten dem nächsten Besitzer gefallen werden. Den Abend eventueller Niederlagen kann ich ihm aber auch versüssen:



Denn da hatte jemand für das Handschuhfach ladenneue Bridgekarten, oder besser Rommeekarten in unseren Breitengraden, vom bekannten Hause Fournier im Angebot, in einer ganz wunderbaren Verpackung aus goldgerändertem Karton, mutmasslich aus den 60er Jahren. So kann man stilvoll verlieren, sei es nun beim Spiel oder bei einer Wette, die Mille Miglia mit einem zeitgenössischen Wagen zu begleiten, wenn "Abwarten und Tee trinken" eine ganz neue und abgründige Bedeutung bekommt.

However: Der schlimmste Fall ist die Fahrt in der Barchetta. Es gibt sehr, sehr viel Schlimmeres, und ausserdem können wir dann auch den Jaufenpass, Meran und den ein oder anderen Ort in der Toskana mitnehmen. Während der Mille Miglia soll das Wetter übrigens auch dieses Jahr wieder scheusslich sein.

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