: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 5. August 2010

Adieu Bildschirm

Eigentlich geht es um nichts. Es ist auch nicht so, dass ich mir noch etwas beweisen müsste, dafür gab es für meine Profibloggerei, von der ich nie gedacht hätte, dass sie in Deutschland Erfolg haben könnte, im letzten Jahr zu viel Leserschaft, Kommentare, Lob und Abwerbeversuche. Es war ein seltsames Gefühl, das trotz der eigenen Unsicherheit zu versuchen, im Wissen, dass da draussen Dutzende von Leuten und ihre schleimigen Umfelder sitzen, die nur darauf warten, dass ich versage. Das wäre ein Spass gewesen! Na, wenigstens kam dann, als man lang genug vergeblich gewartet hatte, der Michael Seemann bei der FAZ. Das fanden diese Kreise prima. Was haben sie gelacht. Was haben sie getobt, als sich Seemann als Internetguru mit Bilderklau und Shitstormversuch wieder rausbombte. Und nun schon wieder ich, mit einem Blog über das Internet und Ähnliches, bei dem ich eigentlich nur ein-, zweimal im Monat etwas schreibe. Ein Blog, das nicht dem deutschen Nerdtum in die hinteren Dönerrestausgänge kriechen will.Das kann ja nichts werden, kotzte es aus den bekannten Ecken.



Es ist nicht so, dass ich Zweifel daran hatte. Aber natürlich klebe ich die ersten Tage am Netz und schaue genau, was passiert, wie es sich entwickelt, ob es gut läuft. Es ist schön, wenn man nach Kommentar No. 204 dann auf solche anonymen Perlen der sehr, sehr deutschen Blogkommunikation stösst:

"Der eitle Don Alphonso war immer schon der quälend langweilige Blindtextschwafler vor dem Herrn. Man versteht nicht, wieso der derart überbewertet wird. Seine hirnwichsenden Kommentatoren sind wahrscheinlich angeheuerte Lohnschreiber."

Diese völlige Unfähigkeit zu verstehen, die Ignoranz gegenüber einer Leistung, die man nicht schätzt, die Dummheit, das Pinschertum - hätte ich das nur früher gelesen, hätte ich über die Liebesgrüsse aus dem Slum Berlin vielleicht gelacht. So unwissend aber hatte ich zwischendrin etwas Leerlauf und begann, über die bekannte Bucht mein ohnehin schon recht passables, aber moppliges Colnago aufzurüsten.



Da war etwa der nicht originale, peinlicherweise höhenverstellbare und 270 Gramm schwere Vorbau. Der ist nun gegen ein 140 Gramm schweres Stück ausgetauscht worden. Alte Lenker ermüden und sind deshalb ein Risikofaktor, und so wird der 390 Gramm schwere Modolo einem 225 Gramm leichten ITM Super Italia weichen. Schon immer wollte ich eine Recordkurbel haben - und siehe da, man zahlt für deren letzte Aluversion für Vierkantinnenlager von 2004 relativ wenig, 60 Gramm leichter ist sie auch. Die Pedale habe ich schon ausgetauscht, und mit einem leichten Sattel könnte man auch noch etwas machen. Das kleine Problem: Der klassische Selle Italia Flite, der es in weiss oder blau einfach sein muss -kostet bei Ebay gebraucht so um die 90 Euro. 30 kostete er Mitte der 90er Jahre bei Versendern. Verrückte Welt.



Grossbild

Aber das tut der Freude über die Stunden jenseits des Rechners keinen Abbruch, Es läuft auch ohne mich, im Guten wie im Gehässigen, es wird sich alles einrenken und finden, und nach ein paar Tagen wird das Sticheln langweilig und die Leser bleiben. Nerddeutschland wird sich weiter über Osilayer, Star Wars Cosplay, WOW-Art und Apps unterhalten, mit denen man auf die Kisten schauen kann, und ich werde über den Jura und durch verschlafene Dörfer jagen, oder vielleicht auch bald wieder über Berge, dann allerdings mit dem Auto.



Mein ehrgeiziges Ziel aber lautet, für jeden Autokilometer einen auf dem Fahrrad zu fahren, aus Gründen der Gerechtigkeit und Achtung vor der Welt. Beim Bergsteigen versuche ich mehr Höhenmeter zu steigen, als ich fahre, hier im Jura geht es eben über die Distanz. Das ist mir wichtig. Das Internet dagegen, das kann man eigentlich nicht ernst nehmen. Höchstens als barocke Komödie, mit ihren Verschwörungstheoretikern und überschnell losschreibenden Langsamdenkern.

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