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Sonntag, 22. August 2010
Öffentlichkeit in Demokratie und Totalitarismus
Mit den deutschen Neonerdzisten ist es wie mit allen anderen totalitären Gruppen, die einen an der Waffel haben: Man kann gar nicht so schnell argumentieren, wie die den nächsten irren Rülpser absondern. Unter dem Label angeblicher Freiheitsrechte soll nun nicht nur Google Streetview gegen den Willen der Betroffenen von ein paar Asozialen um deren Häuser und damit auch Daten erweitert werden, nein, es geht um grundsätzliches; nehmen wir nur mal den Michael Seemann, seines Zeichens glücklicherweise - und ich kann echt sagen, ich war froh, als der endlich den Tritt bekam - gefeuerter Ex-Faz-Blogger mit Hang zur kommerziellen Verwertung von Bildern, für die er keine Rechte hatte:
Hier geht es nicht um Menschen, die nicht ohne Internet könnten, sondern darum, dass auch diese Leute Teil des Internets werden. Ohne selbst aktiv zu werden.
kommentiert er bei Carta in Bezug auf Menschen, die mit dem Netz und besonders ihren Häusern bei Google nichts am Hut haben, im Sinne einer digitalen Öffentlichkeit.
Und ich denke, das ist eine feine Aussage, um zu zeigen, wie nah solche Leute am Totalitarismus sind: Denn Öffentlichkeit sieht so aus:
Ich darf mich in der Öffentlichkeit bewegen, wann immer ich will. Es gibt keine Beschränkung dieser Freiheit, das erlaubt mir das Grundgesetz. Ich kann jederzeit daran teilnehmen, wann, wo und wie ich will. Das ist mein Recht in dieser freiheitlichen Grundordnung.
Aber ich muss nicht. Weder im Internet wie oben mit dem Bild, noch in der Realität. Ich kann mir jederzeit überlegen, diese Teilnahme an der Öffentlichkeit zu begrenzen. Oder es auch bleiben zu lassen. Niemand kann mir das verbieten. Keiner kann sagen: Du musst rauskommen und Dich zeigen. Das machen freiheitliche Grundordnungen aus allerbesten Gründen nicht: Der Zwang zur Öffentlichkeit ist nämlich ein Kennzeichen des Totalitarismus.
Und das sogar im Unterschied zu einem normalen autokratischen System. Der Autokratie ist es wurscht, was man tut, solange man funktioniert. Normale Autokraten setzen auf Befehle und deren Befolgung, auf Druck und Reaktion, auf Kommandostrukturen und Hierarchien. Solange das gewährt ist, ist die Öffentlichkeit in Autokratien eine eher irrelevante Grösse. Dieses Prinzip kennt man aus dem 19. Jahrhundert in Mitteleuropa - keine richtigen Demokratien, durchaus ein starker Staat, aber wer nicht aufmuckt, wird auch nicht behelligt und darf ziemlich viel. Auch und gerade in der Öffentlichkeit.
Das ändert sich erst mit der totalitären Ideologie, und hier besonders: Dem 20. Jahrhundert. Der Totalitarismus ist eben nicht mehr damit zufrieden, öffentliche Bereiche und deren Nutzung anderen zu überlassen. Naziaufmärsche, Sowietparaden, die chinesische Kulturrevolution: Alles öffentlich, aber auch in einer Art öffentlich, die nichts mit Freiwilligkeit zu tun hat. Keine Hakenkreuzfahne beim Führerbesuch? Tja, wo ist das nächste KZ? Kein Lust, dem Parteisekretär zuzuhören? Kein Bedürfnis, mit den roten Brigarden durch das Land zu reisen und Tempel zu schänden? Da ist wohl ein bürgerlicher Klassenfeind. Hier geht es nicht um Menschen, die nicht ohne unsere Ideologie sein könnten, sondern darum, dass auch diese Leute Teil unserer Ideologie werden. Ohne selbst aktiv zu werden. Wer braucht schon Menschen? Leute reichen. Volksgenossen, egal wie. Klassenangehörige, egal wie. Google Streetview Zwangsvorgeführte. Jens Best befiehlt, ein paar hundert folgen ihm.
Und dabei ist das Internet noch nicht mal "Öffentlichkeit". Das Internet ist eben kein Raum, den jeder frei und ungehindert betreten kann. Man braucht dafür Kenntnisse, einen Rechner und einen Provider, und obendrein schon reichlich Ahnung von der Materie, um sich dort zurecht zu finden. Und notfalls auch sein Recht zu bekommen. Hausbilder und Daten auf dem Server einer Firma oder einem Haufen Asozialer sind keine Öffentlichkeit, sondern Daten mit nichtöffentlicher Verfügungsgewalt. Es ist kein Ort der Gleichheit und der Gleichberechtigung, es ist kein Forum und nichts, was jedem als Recht zusteht. Es gibt kein Recht auf Internet, und noch weniger Pflicht dazu.
Gäbe es Ersteres in einer freiheitlichen Form, müsste man die Apologeten des Zweiteren als Feinde dieser Ordnung bekämpfen. Ich nehme mir hier das Recht, meine eigene Öffentlichkeit zu schaffen, wie ich es für richtig halte. Wenn einer von denen meint, darüber hinaus müsste man mich in irgendeinem Punkt zwingen - nun, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit diesem Pack. Totalitaristen jedenfalls sollte man als Feinde der Grundordnung dieses Staates bekämpfen, und nicht nach der Software, die sie zur Verbreitung ihres Gedankenunguts benutzen.
Hier geht es nicht um Menschen, die nicht ohne Internet könnten, sondern darum, dass auch diese Leute Teil des Internets werden. Ohne selbst aktiv zu werden.
kommentiert er bei Carta in Bezug auf Menschen, die mit dem Netz und besonders ihren Häusern bei Google nichts am Hut haben, im Sinne einer digitalen Öffentlichkeit.
Und ich denke, das ist eine feine Aussage, um zu zeigen, wie nah solche Leute am Totalitarismus sind: Denn Öffentlichkeit sieht so aus:
Ich darf mich in der Öffentlichkeit bewegen, wann immer ich will. Es gibt keine Beschränkung dieser Freiheit, das erlaubt mir das Grundgesetz. Ich kann jederzeit daran teilnehmen, wann, wo und wie ich will. Das ist mein Recht in dieser freiheitlichen Grundordnung.
Aber ich muss nicht. Weder im Internet wie oben mit dem Bild, noch in der Realität. Ich kann mir jederzeit überlegen, diese Teilnahme an der Öffentlichkeit zu begrenzen. Oder es auch bleiben zu lassen. Niemand kann mir das verbieten. Keiner kann sagen: Du musst rauskommen und Dich zeigen. Das machen freiheitliche Grundordnungen aus allerbesten Gründen nicht: Der Zwang zur Öffentlichkeit ist nämlich ein Kennzeichen des Totalitarismus.
Und das sogar im Unterschied zu einem normalen autokratischen System. Der Autokratie ist es wurscht, was man tut, solange man funktioniert. Normale Autokraten setzen auf Befehle und deren Befolgung, auf Druck und Reaktion, auf Kommandostrukturen und Hierarchien. Solange das gewährt ist, ist die Öffentlichkeit in Autokratien eine eher irrelevante Grösse. Dieses Prinzip kennt man aus dem 19. Jahrhundert in Mitteleuropa - keine richtigen Demokratien, durchaus ein starker Staat, aber wer nicht aufmuckt, wird auch nicht behelligt und darf ziemlich viel. Auch und gerade in der Öffentlichkeit.
Das ändert sich erst mit der totalitären Ideologie, und hier besonders: Dem 20. Jahrhundert. Der Totalitarismus ist eben nicht mehr damit zufrieden, öffentliche Bereiche und deren Nutzung anderen zu überlassen. Naziaufmärsche, Sowietparaden, die chinesische Kulturrevolution: Alles öffentlich, aber auch in einer Art öffentlich, die nichts mit Freiwilligkeit zu tun hat. Keine Hakenkreuzfahne beim Führerbesuch? Tja, wo ist das nächste KZ? Kein Lust, dem Parteisekretär zuzuhören? Kein Bedürfnis, mit den roten Brigarden durch das Land zu reisen und Tempel zu schänden? Da ist wohl ein bürgerlicher Klassenfeind. Hier geht es nicht um Menschen, die nicht ohne unsere Ideologie sein könnten, sondern darum, dass auch diese Leute Teil unserer Ideologie werden. Ohne selbst aktiv zu werden. Wer braucht schon Menschen? Leute reichen. Volksgenossen, egal wie. Klassenangehörige, egal wie. Google Streetview Zwangsvorgeführte. Jens Best befiehlt, ein paar hundert folgen ihm.
Und dabei ist das Internet noch nicht mal "Öffentlichkeit". Das Internet ist eben kein Raum, den jeder frei und ungehindert betreten kann. Man braucht dafür Kenntnisse, einen Rechner und einen Provider, und obendrein schon reichlich Ahnung von der Materie, um sich dort zurecht zu finden. Und notfalls auch sein Recht zu bekommen. Hausbilder und Daten auf dem Server einer Firma oder einem Haufen Asozialer sind keine Öffentlichkeit, sondern Daten mit nichtöffentlicher Verfügungsgewalt. Es ist kein Ort der Gleichheit und der Gleichberechtigung, es ist kein Forum und nichts, was jedem als Recht zusteht. Es gibt kein Recht auf Internet, und noch weniger Pflicht dazu.
Gäbe es Ersteres in einer freiheitlichen Form, müsste man die Apologeten des Zweiteren als Feinde dieser Ordnung bekämpfen. Ich nehme mir hier das Recht, meine eigene Öffentlichkeit zu schaffen, wie ich es für richtig halte. Wenn einer von denen meint, darüber hinaus müsste man mich in irgendeinem Punkt zwingen - nun, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit diesem Pack. Totalitaristen jedenfalls sollte man als Feinde der Grundordnung dieses Staates bekämpfen, und nicht nach der Software, die sie zur Verbreitung ihres Gedankenunguts benutzen.
donalphons, 00:09h
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