: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 10. November 2010

FFM, schon wieder

Als ich bei der FAZ angefangen habe, gab es einiges an Entsetzen. Einerseits, weil ausgerechnet ich dort schreiben durfte, andererseits, weil manche dachten, das könne für mich nur böse enden. Ich wurde mit bösen, alten Geschichten eingedeckt. Und ich dachte mir: Die mögen hart sein, aber ich bin auch hart. Verbiegen werde ich mich nicht.

Keine Ahnung, wo die Gerüchte herkommen. Es ist anders. Als man die FAZ erdachte, hatte man vermutlich normale, feinsinnige Schreiber als Vorstellung, und nicht jemanden, der durch die Hölle der New Economy gegangen war und Ideen wie "Alle feuern und neu bewerben lassen, aber nur die 50% Besten nehmen" für gute Weisheiten des Geschäftsbetriebs hält. Im Kern beruht meine ganze Führungsweisheit auf dem Spruch von Patton: Lead me, follow me or get out of my way. Übersetzung auf Deutsch: Marschier oder stirb. Ich glaube, man sollte dort eher zartfühlender und verständnisvoller sein.

Ich bin aber nur der Don Alphonso. Ich finde, dass der Schäuble wegen Parteispenden verknackt gehört, oder wegen seiner arschigen Haltung zum Grundgesetz, der Mann verdient Schonung wegen gar nichts - aber dass jetzt wegen eines kleinen Ausrasters sein Kopf gefordert wird, zeigt halt, wo dieses Land steht: Man darf bescheissen und betrügen und Geld annehmen und schwarze Kassen haben und Wahlen schmieren und vor Gericht die Wahrheit biegen und irgendwie mit Protektion überleben und auf die Grundwerte der Gesellschaft pissen - aber den Grant hat man hinter einer Fassade zu verstecken. Dann ist alles gut. Der Mann hat wegen seiner Pläne zur steuerlichen Ungleichbehandlung aus dem Amt zu verschwinden, nicht wegen seiner PR. Da kenne ich noch ganz andere Geschichten. Der Sauter hat da noch ganz andere Nummern abgezogen, da hat sich auch keiner was dabei gedacht. Deutschland, das Land, in dem jede Schweinerei erlaubt ist, wenn man nur vor der Tür die Schuhe abstreift und andere so vernichtet, dass es keiner mitkriegt. Aber vielleicht ist es ja auch nur eine Ironie der Geschichte, dass es diesen Mauschler erwischt, weil er ein einziges Mal so war, wie er sich sichtlich wohlfühlt.

Also, Ehrlichkeit: Ich werde Frankfurt bei allen guten Argumenten nie wie Holgi sehen. Nicht wegen Bayern oder weil da so viele Hessen sind - ich komme aus einer gewachsenen Kleinstadt, deren Zirkel sich gegen die Veränderungen abgeschlossen haben. Das gefällt mir, selbst wenn ich nicht so bin. Es ist sehr angenehm, mit Menschen zu tun zu haben, die mit all dem, was ich tue, nichts anfangen können.

Im Kern gibt es vier Verhaltensweisen, mit Veränderungen umzugehen: Man kann sie gestalten, man kann sich daran verkaufen, man kann sie blockieren oder sich soweit damit arrangieren, dass man das Gute nimmt und das Schlechte bleiben lässt. Die Letzteren sind mir die Liebsten, die machen den Dorfladen in Gmund - die anderen machen Banken in Frankfurt oder Schlimmeres, und das drückt mir auf das Gemüt. Ich könnte dort überleben, koste es die anderen, was es wolle.

Aber zufrieden bin ich immer erst, wenn ich wieder daheim bin.

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