: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 16. November 2010

Europa geht in Irland unter

Zu Irland ist hier ein schön rationaler Beitrag von Egghat.

I beg to differ.

Ich glaube einfach nicht an die Rationalität der Märkte. Und ich glaube auch nicht daran, dass im Falle Irlands wirklich alles ganz ehrlich offengelegt ist. Ich glaube, die Iren sind genau solche Betrüger wie die Kroaten, Griechen, Spanier, Italiener und Österreicher. Niemand hat wirklich Lust darüber zu reden, wie schlimm es wirklich werden könnte. In meinen Augen sind wir 2010 Tote auf Urlaub gewesen, die Probleme wurden durch fraglos angenehme Sondereffekte überdeckt, und netterweise am besten dort, wo ich bin. Tatsächlich scheint es die Finanzkrise am Tegernsee nicht mehr zu geben, wenn man die Augen vor 20% Wertsteigerung der Immobilienpreise verschliessen möchte, und dass in meinem Silberschrank langsam richtige Werte und nicht nur ein wenig edwardianischer Plunder steht.

Was wir seit 2008 sehen, ist der Versuch, das System, das uns ins Elend gebracht hat, notdürftig am Laufen zu halten. Das geht nur, wenn niemand Panik bekommt und die Rettungsmassnahmen ohne zu viel Wut und Anstand verlaufen. Dafür gibt es eigentlich keinen Grund, denn die "Verluste" der Banken sind nichts anderes als Illusionen - oder man könnte auch sagen Betrügereien im globalen Stil - die eben ihren wahren Wert gezeigt haben. Insofern ist es nur logisch, die ganze Wahrheit so zu vermitteln, wie es bei der Hypo Real Estate passiert, hier noch eine Milliarde, dann nochmal eine Milliarde. Im Kern stopfen alle Länder den vorweggenommenen Betrug mit Geld, das sie entweder nachdrucken (USA), oder rausschmessen (Deutschland), oder durch Dritte reinholen (PIIGS-Staaten). Das ist Irrsinn, und weil es Irrsinn ist, wird versucht, es als sinnvoll, transparent und offen darzustellen. Erstaunlicherweise glauben Menschen dem grossen Irrsinn, wenn die Details korrekt aussehen. Hier, schau, die Hostie und die Sündenvergebung, also gehe hin und bringe den Moslem um. Hier, die Bilanz stimmt und frag nicht nach Level 3, sondern geh hin und kauf die Aktie.

Ich glaube aber auch, dass die Märkte wissen, wie durchgeknallt das alles ist: Weil sie es selbst verursacht haben. Staaten wie Irland versuchen Feuer zu löschen, deren Brandherde von den Verursachern aufgegeben wurden, weil ihnen die Dimension klar war. Ich glaube, die Märkte rechnen mit dem Irrsinn, der da von ihnen zu den Staaten gegangen ist, und sorgen im Vorgriff auf die Folgen jetzt schon für höhere Preise bei Aktien und Rohstoffen. Ich denke, die denken den Währungsschnitt voraus. Oder in Bezug auf Währungen: Wenn es wirklich Anzeichen einer wie auch immer gearteten Entspanmnung gäbe, wäre der Franken bei 1,60 zum Euro, und nicht in der Zeit der scheinbaren Erholung immer weiter gestiegen.

Man versucht, zu beruhigen. Keine Zweifel, keine Kritiik, kein Bank Run, selbst wenn der in Irland mehr als nur angezeigt wäre. Nur, was damit tun? Edwardianische Silberkannen sind immer noch teuer. Hoffen. Warten. Und froh sein, dass Europa in Irland untergeht. Vo da aus sind es noch 764 Höhenmeter bis zu mir, falls man ums gemeinsame EU-Verrecken nicht die Konsequenzen zieht und den Irrsinn endlich pleite gehen lässt.

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