: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 26. November 2010

Ein Tag in München

Husch husch, ein kleines, frugales Frühstück, es gibt besseres zu tun, im Süden ist es sonnig.



Eine kleine Reise steht an, zu fremden, fernen Gestaden, auf den Flügeln der Phantasie längst vergangener Epochen.



Wir treffen uns im angenehmsten Museum der Stadt, mit den nettesten Wärtern und Buchgeschäftmitarbeitern; ich gebe einen Tip für das Essen am See und bekomme einen Ledereinmerker für den Katalog, und dann geht es hinein.



Hinein zu den galanten Ideen und Erfindungen eines gewissen Herrn Bustelli, so klein und zierlich, so fein gearbeitet und ausdrucksstark, ein weisses, buntes, hartes Lachen durch die Jahrhunderte.



Da ist dieser unbändige Wille zur Freude und zum Genuss, da ist der Wunsch zu sehen, das Beste aus dem Leben zu machen, mal hier und mal dort, sind nicht auffressen zu lassen von Müh und Plag, sich hinzugeben und zu verlieren, da wird gefeiert, getanzt und jenes eingeleitet, das nicht dargestellt ist, und was auch kein Bild braucht, weil es alles schon im Beginn enthalten ist. Sie sind erstarrt in jenem angenehmen Moment, der den Anfang zeigt und das Ende verspricht, und weil alles so fein und zierlich ist, habe ich sie für mich allein: Moderne Menschen können damit wenig anfangen.



In Bestform zeigt sich das Rokoko, heiter und galant, eine Welt, die es so kaum mehr gibt und schon gar nicht unter unverbindlichen Friends im Netz, um die man sich nicht bemühen muss, die einfach so anfallen und irgendwann auch gelöscht werden können. Aufwandlos ist unsere Welt, und das macht sie vielleicht auch so wertlos. 168 Kontakte mag einem die Partnersuche laut Werbung vorschlagen, die Profile aller Kontakte sind durchsuchbar, und niemand muss mehr höflich sein, galant, eine Verbeugung auch nur andeuten - und so sind dann auch die Beziehungen, oft genug. Folgen, verfolgen, entfolgen, alles ohne Folgen. Leidenschaft, scheint es, gibt es nur noch in Porzellan. Sie sind so hart und glänzend, weil sie so heiss gebrannt sind.



Danach in ein Cafe der erträglicheren Sorte; Schwabing ist schon wieder ein wenig unerträglicher geworden, schon wieder geht ein Restaurant in den Räumen des La Boheme dem Ende entgegen, und der alte Blumenladen ist jetzt auch geschlossen - ich bin froh, hier nur noch ab und zu Gast zu sein, das reicht, eigentlich.



Nicht alles neue ist schlecht, man kann Veränderungen gestalten, und alles, wenn es nur alt genug ist, bekommt Patina, und wird vielleicht von Liebhabern erhalten. Der Rest zieht weiter, kann es nicht verstehen, und bestellt das neueste Mobiltelefon, um all die Hektik und Optionen besser wahrnehmen zu können, die dann in einem Brei der Aufmerksamkeit so grau, fad und schimmlig sind, wie ihre Existenz.

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