: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 19. November 2011

Sans pareil, sans souci

Auch die Nachbarn haben so einen November in all den Jahren hier noch nicht erlebt. Soweit sie da sind - manche sind gerade in Urlaub. Muss man sich mal vorstellen. Von hier aus in Urlaub fahren.



Die Idee, nach Italien zu fahren, habe ich gestrichen, ersatzlos: Die Tage sind dennoch zu kurz, und will man geniesserisch fahren, ist die Heimfahrt in der eisig kalten Nacht. Rad statt Auto, Bergschuhe statt Gummi, Pause hinter dem Bäcker am See statt auf Pässen, die immer noch schneefrei sind.



Normalerweise schliesst der See im November und macht im Dezember wieder auf, die Geschäfte machen Betriebsurlaub weil, so die allgemeine Überzeugung, ohnehin nichts geht. Das war, das ist dieses Jahr anders. Überall Menschen.



Und dann stellt sich wieder dieses verführerische Gefühl ein, es könnte doch immer so sein. Das Tal, das von der Geschichte vergessen wird, umgeben von einem Nebelring, draussen geht die Wewlt weiter aber hier hat man einfach vergessen, den Kalender weiter zu drehen. Es könnte immer so bleiben. Seit vier Wochen kein Regen mehr. Seit Anfang November auf den Bergen nichts als Sonne.



Das ist ein wenig wie ein etwas zu warmes Vollbad: Am Anfang tut die Hitze fast weh, aber dann gefällt es. Sehr sogar, man kann sich daran gewöhnen, man erschlafft, alles ist gut, selbst wenn man genau weiss: Draussen sind ein paar Probleme. Man kann sich für das Vergessen entscheiden, oder dagegen, oder wie ein flacher Stein auf dem Versinken springen. So geht es mir.



Das alles kann einem ja keiner wegnehmen. Ist man erst mal hier, ist das Leben und das Vergnügen spottbillig. Ich muss die Heitung nicht einschalten, es ist warm genug am Tag, und die Wärme kommt aus dem Heizungskeller durch den Fussboden. Ich brauche kein wie auch immer geartetes Kino oder Entertainment - man hat genug damit zu tun, am Abend die Eindrücke zu verarbeiten. Es wird einem nie langweilig. Man ist nicht einsam, ein jeder redet mit jedem, man müsste nur mal in eine Bar, aber ich bin froh, meine Ruhe zu haben.



Der Stress kommt nächste Woche wieder, und er findet in Mainz und nicht am Tegernsee statt. Keine Ahnung, warum ich mich wieder auf so ein Podium setze. In letzter Zeit habe ich einfach das Interesse an Medien verloren, meine Startseite sind die Webcams auf den Bergen, da werde ich wenigstens nicht angelogen, und wenn wes vernebelt ist, sieht man das auch gleich. Hier versucht der Münchner Merkur gerade, neue Abos mit Gratisausgaben zu verkaufen. Kommen Sie bitte wieder, wenn das Wetter schlechter ist. Davor - nein danke.

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Der heimliche Aufmarsch am Tegernsee

Es geht durch die Welt ein Geflüster:
Millioär, hörst du es nicht?
Das sind die Stimmen der Neoliberalister:
Millionär, hörst du sie nicht?
Es flüstern die Bau- und Kranproduzenten,
Es flüstert der dummdreisten Schmierfinken Schar
Es flüstert von allen Kontinenten:
Neue Investitionen gegen das Tegernseer Tal!

Millionär, Bayer, nehmt die Anwälte,
Nehmt die Anwälte zur Hand.
Zerschlagt der Immofonds Räuberherde,
Setz ihre Projekte in Brand!
Pflanzt eure schwarzen Treter des Reichtums
in ihre Hintern, spielt Todesmusik
Dann steigt aus den Trümmern
Der Zockergesellschaft
Die alte Oligarchenrepublik!

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