: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 9. August 2012

Im Schatten des Goldes

Ich habe auch noch einen Tiefgaragenplatz, aber in Zeiten wie diesen lasse ich die Barchetta gern draussen unter dem Mirabellenbaum stehen. Ich finde das schön, ein kleines, offenes Auto unter den kleinen, goldenen Früchten, süsser als 1000 Sonnen.



Ab Dürnbach, hat mir jemand besagt, der nicht von hier kommt, bekämen die Menschen gar nicht mehr mit, was in der Welt los ist. In Spanien verschliessen Supermärkte ihre Müllcontainer, angeblich, weil sich Menschen mit abgelaufenen Nahrungsmitteln gefährden. Als ob sie vom Hungern gesund werden könnten. So weit sind wir also. Ich halte das teilweise durchaus für Kalkül: Wenn die einen erst mal hungern und die anderen genug Angst vor ihnen haben, nimmt man auch gern eine Währungsreform in Kauf. Und genau das wird kommen.

Was natürlich auch eine Art Vermögenssteuer ist, von der aber keiner etwas hat. Die andere Idee der Gewerkschaften, denen ich es nicht verzeihe, dass sie für die dritte Startbahn in München waren - blöde Speichellecker des Grosskapitals - der Gewerkschaften also, mit einer Vermögenssteuer umzufairteilen und damit anderen Grossdreckschwachsinnsprojekte zu finanzieren, diese Idee mache ich in der FAZ rund.

Bei Rechten ist Dummheit nur natürlich, aber bei Linken erwarte ich mir einfach mehr Intelligenz.

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La Malcontenta

Ob es mir nicht etwas einsam ist, will man daheim wissen. Heute ist Mittwoch, es wäre eigentlich Wochenmarkt und viel Getratsche, aber ich bin nicht da, sondern immer noch - und mittlerweile auch unentschuldigt, da verlängert - am See.





Dieses Jahr ist es etwas anders als sonst; zwar liege ich immer noch wie ein Raubritter an den Verkehrswegen von Nord nach Süden, noch immer machen Reisende hier Rast, aber recht viel mehr hat sich einfach nicht ergeben. Sei es, dass ich nicht geplant habe - planen ist im Moment etwas schwierig, schon morgen kann es vorbei sein - sei es, dass andere Entscheidungen treffen, die nicht mehr in diese kleine Welt aus Grün und Blau passen wollen. Oh, bitte, ich verstehe das, nach dem 5. Mal will man vielleicht doch wieder etwas anderes sehen, es ist das Privileg jener, die immer frei entscheiden können, das Beste zu tun.





Es treibt sie dann woanders hin, und ich muss mich nicht entschuldigen, dass der See zu kalt ist. Für mich ist er ideal, es ist nicht zu warm, man kann hier den ganzen Vormittag liegen und bräunen, ohne dass es heiss und Schwimmen unvermeidlich wäre. Ich mag den See anschauen. Andere würden jetzt vielleicht anfangen zu überlegen, ob es wirklich so eine gute Idee war, hierher zu kommen. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber ist stehe nicht unter Rechtfertigungdruck und unter Zwang, Alternativen zu suchen.





Kurz, ich bin nicht einsam, ich bin ziemlich frei in meinen Entscheidungen. Ich kann mich hemmungslos benehmen, ich muss nicht Wünsche erkennen und erfüllen, und wenn es an anderen Orten schöner ist, dann nur zu: Die Berge sind voll mit Ferienwohnungen, die ausgereizt wurden, man darf sich nicht zwingen. Ich lade gerne ein, aber das Hinterherlaufen, das habe ich mir abgewöhnt. Daheim finden sie, ich sei nach dem Erdbeben ein klein wenig anders geworden - mag sein, vermutlich, weil es mir in seiner Respektlosigkeit durchaus gefallen hat. So ein Erdbeben ist kein Kaffeekränzchen, es stellt fundamentale Fragen, und hält nicht nicht mit Geschmolle und Zickigkeiten auf. Und man selbst verfällt schnell in eine Na-und-wenn-schon-Haltung. Ich habe Lager gesehen, und die Zelte der Obdachlosen bei den Bächen: Das macht ein wenig taub für Luxusprobleme. Nicht für immer, aber im Moment schon noch.





Nach meiner bescheidenen Meinung hat das auch etwas mit generellen Veränderungen des Verhaltens von Menschen zu tun, und dem Umtergang des Parameters "Zufriedenhait" im Sinne von Bestand. Zufrieden ist man oft nicht mehr mit dem, das ist und bleibt, sondern dem, was sich noch ergeben kann. Sie ist eine Art Wette auf die Zukunft geworden, ein Gefühlsterminkontrakt, und verlangt deshalb dauernde Anstrengung und Leistung. Und natürlich auch persönliche Opfer und Enttäuschungen, die gerne auf Dritte abgewälzt werden. Es gibt so viele Möglichkeiten, es gibt so viele Zwänge, sich zu entscheiden, das Zwischenmenschliche tritt dabei auch gerne mal zurück, und dass wir so hohe Scheidungsquoten zusammen mit dem Marktliberalismus bekommen haben, ist in meinem Augen auch kein Zufall.





Dass bei all den zu nutzenden Möglichkeiten die gelebte Realität, die man sich zurechtstöpseln muss (http://marue23.tumblr.com/post/28839555744/ausbeutungsmaschine-journalismus, rolleye), wenig erbaulich aussieht, gehört wohl auch dazu: Um so mehr engagiert man sich für die Ausgestaltung einer erfolgreichen Zukunft. Die dann, man denke an schmierende Ghettogören aus Berlin, an andere geht, die zeitgleich auch sowas machen und nicht so schlampig rüberkommen. Ich schaue mir das von grosser Entferung an, die geplatzen Träume und das mitunter sehr, sehr kleine, verbitterte G'schau, wenn es nicht laufen will und keiner da ist, der jetzt einen Plan B oder einen Job oder einen Kontakt oder ein Mandat hat. Immer diese Nützlichkeitserwägungen. Es ist narürlich nicht nutzbringend, hier zu sein.



Und es ist gut, unterwegs kein Netz und generell kein social Network zu haben, um nicht dauernd das zu lesen, was der Bernie dazu schreibt:

http://burnster.de/2012/07/30/meine-generation/

So san's. Woanderst. Nein, ich bin nicht einsam, es ist immer noch zu viel Internet da. Der Seemann winselt immer noch, weil sie sein Blog bei der FAZ gelöscht haben. Hätte man früher, hätte er nicht, Optionen gibt es immer, aber auch wirklich gute Chancen werden vertan, und dann sind sie halt woanders, wo es auch nicht optimal ist. Hier ist es, zumindest für mich - perfekt.

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