: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 10. August 2012

Aber sie haben es wenigstens versucht

Rottach? Voll, in Kreuth geht vielleicht noch was. Bad Wiessee? Höchstens am Rand, ganz hinten, oder gleich in Abwinkl. Tegernsee? Da bauen sie Villen am Leeberg zu Wohnungen um. Eine Villa kostet 1,5 Millionen, macht man 4 Wohnungen hinein, kann man 3 Millionen verlangen. Gmund? Die letzten Bauplätze sind seit einem Jahr bebaut.



Und dann gibt es noch die Orte, die beim ersten Eindruck auf dem Papier schwerr vermittelbar sind. Wer möchte schon in Öd wohnen. Oder in Niemandsbichl. Gasse klingt auch nicht wirklich mondän, und Ostin könnte dem Namen nach nördlich von Rostock liegen. Aber das sind die kleinen Weiler von der Anhöhe über dem See Richtung Miesbach und Schliersee, alle noch halbwegs in der Nähe des Sees, und die begrenzte Bekanntheit muss kein Makel sein: Diese Orte wurden beim letzten grossen Boom der Region in den 60er und frühen 70er Jahre mitunter übersehen, was allzu schräge Neubauten mit Glasbausteinen und riesigen Fentserfronten verhindert hat. Aber das ändert sich gerade.



Die Bauvorschriften sind recht rigide im Tal, es muss alles alpenländisch aussehen, und jene, die es schaffen, den Vorschriften ein Schnippchen zu schlagen, sind eher selten: Wer hier lebt, will das so. Bei mir in der Strasse sind zwei famose Beispiele, wie es auch anders geht, ein umgebautes Haus aus den 5oern und ein modernes Holzhaus setzen Akzente. Aber hier hinten wird peinlich genau geschaut, dass der Eindruck stimmt. Ostin ist äusserlich immer noch eun Bauerndorf. Das Neuerfinden des Alten geht soweit, dass im hinteren Teil ein Stall mit Holzverkleidung imitiert wird. Aber all die Türen mit den Zugängen zu Garten und Balkon verraten natürlich, dass hier kein normales Haus entsteht, sondern eine Art Wohnblock, der wie ein Bauernhaus aussehen soll.



Es gibt neue Lüftlmalerei und neue Kastenfenster in der richtigen Grösse, und eine Zirbelholzstube ist heute auch wieder erwünscht. Die Dachziegel sind ein wenig fragwürdig und viel zu neu, und es ist ausserdem recht viel Haus für so ein kleines Grundstück. Aber es passt, es sieht ordentlich aus, und es könnte, wenn man hinten am Ödberg vorbei fährt, schon gefallen. Bis man in den Ort kommt. Dorthin, wo auf 3000 Quadratmeter Wiese noch die Originale aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stehen



(Klicken macht gross)

Wie gesagt, sie haben sich bei den Neubauten in der Nachbarschaft bemüht. Man macht heute das beste daraus. Man will den Eindruck zumindest äusserlich erhalten. Und wenn man nicht genau hinschaut und den Vergleich nicht hat, ist es ganz hübsch und nett anzusehen. Und irgendwo muss man ja sein Fluchtgeld hintun, das ist besser als in einen Plattenbau.

Aber das eine ist das, was geht. Und das andere ist das, was sein sollte, Da liegen nur ein paar Meter und doch Welten dazwischen. In Orten mit seltsamen Namen wie Ostin und Gasse.

... link (15 Kommentare)   ... comment


Arme, kleine Kamera

Im fernen Japan hat man sie so geeicht, dass sogar in versmogten Städten Asiens Farben dennoch brilliant und satt sind. Aber hier kommt die Luft über 300 Kilometer Alpenkette herein, Abgase gibt es kaum, und das Licht ist hier oben auf 800 Metern auch anders.







Wenn man genau hinhört, röchelt drinnen der Farbprozessor auf japanisch. Und dazu reicht schon die kleine Runde hinter dem Haus, den Ödberg entlang. 8 Kilometer ohne Autos, aber mit vielen kleinen Steigungen.







Eigentlich ist das ein Heilklimaweg, das sorgt dafür, dass manche Leute und Horden genau nicht hier gehen, weil sie etwas anderes, rentnermässiges erwarten. Man kann die Strecke mehrmals fahren, dann kommt man auch auf das übliche Pensum, und es wird trotzdem nie langweilig, alles so schön bunt hier.







Es tut mitunter in den Augen weh, gerade dieses psychodelische Signalgrün der Weiden. Man kann gerne mal den Farbsensor fragen. Armer Kerl. Ab morgen ist er dann wieder im Flachland, da gibt es auch genug Filterstoffe in der Luft.






... link (2 Kommentare)   ... comment