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Donnerstag, 23. August 2012
Die Wege der anderen
Ich muss mich, sagte ich zur Kollegin, noch ein wenig verschieben, sonst wird es eng mit der Sonne. Und dann verschob ich mich. Über mir sirrten Schwalben. Die Kollegin hat auch einen Balkon, aber den darf man nicht betreten. Und wenn es finster wird, sieht man dort auch keine Sterne. Die Sonne ist etwas, das Klimanlage und Jalousien verstellt. Schon komisch.
Es gibt vieles, das ich an meinen Arbeiten mag. Ich mag es, wenn ich etwas mit den Händen tun kann, und den Druck, hinauszugehen und etwas zu erleben, um darüber schreiben zu können. Momentan habe ich so viel erlebt, dass ich sogar liegen bleiben kann, was meinem Bein gut bekommt.In Sachen Geschichten bin ich eine Kuh geworden, ich fresse die Weise des Lebens ab, verdaue viel und am Ende kommt eine beliebte Erzählungsheumilch frei von Schleichwerbezusatzstoffen heraus. Aber im Gegensatz zur Kuh kann ich frei entscheiden, auf welche Weide ich gehe. Und Welten trennen mich von der Stallhaltung, selbst wenn im Moment die Ruhe das wichtigste ist. Für die Wunden (Schreiben tut immer noch weh), aber auch wegen der Hitze. Ich habe das mal zusammengerechnet: Ich bin dieses Jahr insgesamt sicher 4000 Kilometer geradelt. Da darf man auch mal pausieren.
Das grösste Privileg aber: Ich muss nicht irgendwohin pendeln, wo mir dann alles vorgeschrieben wird, vom Bodenbelag über die Lampe bis zur Tischhöhe. Mein Weg zur Arbeit führt über drei Teppiche an 40 Bildern und einigen Büsten vorbei zu einem Chippendale-Sofa aus Samt mit grünen Streifen. Beuge ich mich nach vorn, arbeite ich, falle ich nach hinten, höre ich auf und denke nach. Darüber, wie es wohl wäre, müsste ich mit einem öffentlichen Verkehrrsmittel fahren, warten, Werbung anschauen, mich schubsen und auch mal kontrollieren lassen, jeden Tag eine Stunde Zeit verlieren, und irgendwo ankommen, wo ich wenig zu sagen habe. Ich höre, dass es in Firmen oft um die Autostellplätze geht: Ich habe vier Stück davon. Und ich bin deshalb für ein normales Arbeitsleben so ziemlich unvermittelbar.
Ich war mal in München bei einem Thinktank von Mannesmann eingeladen, dessen Arbeiter keine Arbeitsplätze mehr hatten, sondern nur noch private Kästen zum herumschieben. Und alle mussten das toll finden, es kam ja auch von einem anderen Thinktank, und sollte die Kommunikation fördern. Das ist dann vermutlich der Endpunkt, wenn es gar keine gefühlt eigenen Plätze mehr gibt, zu denen man fährt. In den letzten Tagen gab es in Berlin und Hamburg einige Bemerkungen in meine Richtung, die sich am Kuchen, an den Kannen und dem Gebäude festhielten. Das ist nicht das Privileg. Es ist die Freiheit, die eigene Wohnung, und der Sternenhimmel, der langsam verschwindet, wenn das Gewitter heraufzieht.
Aber das versteht man nur, wenn man an Orten lebt, wo es noch Sterne gibt, und dankbar dafür ist, dort zu leben, wo alle anderen davor auch schon waren. Niemand kennt den Tag oder die Stunde, aber ich bin dankbar um alle Stunden, die ich davor schon nicht pendeln muss.
Es gibt vieles, das ich an meinen Arbeiten mag. Ich mag es, wenn ich etwas mit den Händen tun kann, und den Druck, hinauszugehen und etwas zu erleben, um darüber schreiben zu können. Momentan habe ich so viel erlebt, dass ich sogar liegen bleiben kann, was meinem Bein gut bekommt.In Sachen Geschichten bin ich eine Kuh geworden, ich fresse die Weise des Lebens ab, verdaue viel und am Ende kommt eine beliebte Erzählungsheumilch frei von Schleichwerbezusatzstoffen heraus. Aber im Gegensatz zur Kuh kann ich frei entscheiden, auf welche Weide ich gehe. Und Welten trennen mich von der Stallhaltung, selbst wenn im Moment die Ruhe das wichtigste ist. Für die Wunden (Schreiben tut immer noch weh), aber auch wegen der Hitze. Ich habe das mal zusammengerechnet: Ich bin dieses Jahr insgesamt sicher 4000 Kilometer geradelt. Da darf man auch mal pausieren.
Das grösste Privileg aber: Ich muss nicht irgendwohin pendeln, wo mir dann alles vorgeschrieben wird, vom Bodenbelag über die Lampe bis zur Tischhöhe. Mein Weg zur Arbeit führt über drei Teppiche an 40 Bildern und einigen Büsten vorbei zu einem Chippendale-Sofa aus Samt mit grünen Streifen. Beuge ich mich nach vorn, arbeite ich, falle ich nach hinten, höre ich auf und denke nach. Darüber, wie es wohl wäre, müsste ich mit einem öffentlichen Verkehrrsmittel fahren, warten, Werbung anschauen, mich schubsen und auch mal kontrollieren lassen, jeden Tag eine Stunde Zeit verlieren, und irgendwo ankommen, wo ich wenig zu sagen habe. Ich höre, dass es in Firmen oft um die Autostellplätze geht: Ich habe vier Stück davon. Und ich bin deshalb für ein normales Arbeitsleben so ziemlich unvermittelbar.
Ich war mal in München bei einem Thinktank von Mannesmann eingeladen, dessen Arbeiter keine Arbeitsplätze mehr hatten, sondern nur noch private Kästen zum herumschieben. Und alle mussten das toll finden, es kam ja auch von einem anderen Thinktank, und sollte die Kommunikation fördern. Das ist dann vermutlich der Endpunkt, wenn es gar keine gefühlt eigenen Plätze mehr gibt, zu denen man fährt. In den letzten Tagen gab es in Berlin und Hamburg einige Bemerkungen in meine Richtung, die sich am Kuchen, an den Kannen und dem Gebäude festhielten. Das ist nicht das Privileg. Es ist die Freiheit, die eigene Wohnung, und der Sternenhimmel, der langsam verschwindet, wenn das Gewitter heraufzieht.
Aber das versteht man nur, wenn man an Orten lebt, wo es noch Sterne gibt, und dankbar dafür ist, dort zu leben, wo alle anderen davor auch schon waren. Niemand kennt den Tag oder die Stunde, aber ich bin dankbar um alle Stunden, die ich davor schon nicht pendeln muss.
donalphons, 01:32h
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Er hat sich bemüht.
donalphons, 01:23h
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