: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 31. August 2012

Das ist nur bitter kaltes, ekliges Wasser

Wohlerzogene Damen steigen nicht auf den Tisch, zerkratzen nicht die Platte und bringen auch die Tischdecke nicht in Unordnung. Und sie hören auf das, was man ihnen sagt. Beim Blick auf das Katzentier wird wohl jeder verstehen, warum ich kinderlos und allein lebend bin. Erziehung, das wäre für alle Betroffenen die Hölle.







Die Hölle, das sind die anderen, ausser man ist es selbst, und macht sie sich selbst an so trüben Tagen mit gestürzten Temperaturen und Regenschauern heiss. Es deutet sich stark an, dass es wirklich passieren wird, Meran, Meran, wir schleichen nach Meran, einige Probleme jedenfalls sind gelöst, und der Rest wirkt machbar, wenn das Wetter wieder besser werden sollte. So richtig mies ist es ja nur hier, im Norden, und manchmal ist die Wettergrenze von grau zu bunt schon im Inntal.







Und weil es hier im Flachen so gut läuft, denkt man sich, ob nicht doch zwei Tage reichen würden. Nicht von Tal zu Tal, Gmund, Hall, Sterzing, Meran, sondern nur zwei Etappen mit dem halben Brenner dazwischen, Gmund, Matrei, Meran. Aber das, würde ich sagen, mache ich, wenn ich gesehen habe, dass drei Tage tatsächlich zu viel für diese Strecke sind. Schade ist das natürlich, weil man ein paar gute Gasthöfe ausfallen lässt: Abendessen in Lans und Riffian. Aber es ist noch Zeit, und man muss sich auch Ziele für das nächste Mal bewahren.







Zumal man auch nie wissen kann, was geschehen wird. Da muss nur ein Reifen platzen, und schon kommt der Tagesablauf durcheinander. Und sollte es doch regnen - so wie heute - sinkt auch die Geschwindigkeit. Das ist wie mit dem Körper, Fett- und Zeitpolster haben ihren Sinn und halten warm, zufrieden und glücklich. Je mehr man sich an hegernen Plänen vornimmt, je mehr voneinander abhängt, je ehrgeiziger die Ziele, desto grösser die Gefahr des Scheiterns. Und weil das so ist, habe ich auch den Sattel - dürr und hart und aus Carbon - gegen einen mit 120 Gramm mehr Bequemlichkeit eingetauscht. Das ist natürlich bei den Marterstühlen ein relativer Begriff, aber auch nicht alle Nagelbetten sind gleich unerfreulich.







Ansonsten läuft alles wie am Schnürchen durch die Gassen gezogene Schweizer mit Uhrwerken, auch bei Regen greifen die Pneus, und der Schmutz hält sich auch ohne Bleche in Grenzen. Dass meine Speise am Abend so bescheiden ausfällt, hat auch nichts mit Abnehmen zu tun: Morgen gibt es ein anderes, ein ganzes Blech Zwetschgendatschi ganz für mich allein. Da lohnt es sich, vorher nichts zu esssen.

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Das perverse Leistungsschutzrecht

Nehmen wir zum Beispiel einmal dieses Bild aus Italien und stellen wir uns vor, ich würde es für einen nicht kleinen Betrag von der Zeitumng abdrucken und online stellen lassen:



Und dann käme also Google daher, oder ein anderer Nachrichtensammler, Rivva oder Fefe, und würde es übernehmen, oder auch nur einen kleinen Ausschnitt davon, und dann müssten sie das lizensieren und vergüten, für den Verlag, weil sie ja meine Leistung benutzen und die Fähigkeit des Verlags, sie online zu präsentieren.

Mit der Begründung, andere dürften mit dieser Leistung kein Geld verdienen, selbst wenn diese Dienste damit nichts anderes machen, als Leser zu diesem Bild zu bringen. Weil die Leistung des Verlages höher ist, als die Leistung der Leserschicker. Stimmt zwar so nicht, aber die von den Medien geschmierten und mit guter Presseerwartung gekauften Regimeangehörigen haben das in etwa so in einen Gesetzentwurf hineingeschrieben. Damit die alte Springerfrau mit der verbiesterten Ossifrau weiter gut kann.

Wer hat hier die eigentliche Leistung erbracht?

Doch die Frau, die auf dem Rad Schuhe mit hohen Absätzen fährt, die leger gekleideten Herren in der Bar, die Hausbesitzer, die die Atmosphäre schaffen. Ich sehe das und fange es ein, aber wie viel kleiner ist meine Leistung auch nur im Vergleich zu dem, was diese Menschen hier an Flair entstehen lassen? Und wäre es dann nicht auch gerecht, wenn sie ankämen und sagten: Sie haben das getan und geschaffen, sie sind die Situation und der Rest sind nur Pixel, die Zeitung profitiert von ihrer Fähigkeit, das Leben schön wirken zu lassen, ohne sie kein Bild und keine Besucher, also her mit der Leistungsschutzpenunze - sie wollen auch etwas?

Diese Menschen wären vermutlich nicht so, sondern nett und angetan. Ich habe vor zwei Wochen eine begeisterte Email einer Frau bekommen, die durch eine Kette von Zufällen das Bild ihres Freundes auf einer Mauer in Verona fand und es unbedingt, unbedingt in ganz gross haben wollte, und das hängt jetzt bei ihr im Büro. Irgendwie fehlt mir im Moment aufgrund anderer Tätigkeiten die Ruhe, viel zu schreiben, und irgendwie meine ich auch das Recht zu haben, vier, fünf Stunden ohne jedes Netz draussen zu sein, das entfremdet etwas vom Bloggen - aber diese Geschichten sind es, wegen denen ich weiss, warum ich es tue. Weil es ein Geben und ein Nehmen ist, weil es wie das Leben fliesst und sich alles zusammenfügt, und weil es eine schlimme Welt wäre, wenn alle ihre Interessen bis auf den letzten Millimeter so durchsetzen, wie es Verleger, Ärzte und die ganze Drecksbande der Atomfreunde gerade tut, weil wir mehr erneuerbare Energien haben könnten, als diese Mövenpickeria des Regimes geplant hat.

Ich habe vor jedem Messdiener mehr Achtung als vor jedem Politiker, und ich mag es, wenn Menschen etwas tun, ohne dass sie fragen, was sie dafür bekommen. Ich möchte Modeste von der FAZ aus verlinken könnnen, ohne mich wie ein bigottes Schwein zu fühlen, weil es andersrum andere Menschen in die ()hoffentlich nur theoretische) Gefahr brächte, etwas zahlen zu müssen. Nur weil sie ein Kasterl mit Googlewerbung auf iher Seite haben und sagen, schaut mal, das sind gute Texte, die solltet Ihr lesen. So pervers ist dieses System, damift die Bild weiter die Merkeldemokratur schönlügt.

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der jeder so wie die Verleger wäre. Einfach, weil es in dieser Welt solche Bilder nicht gäbe, und wenn doch, dann wären sie gestellt, mit Werbung zugeklatscht und drunter würde ein moralisch bankrotter Schmierfink rülpsen, dass es so, wie es ist, ein guter Tag für Deutschland ist. Ist es nicht. Es wird langfristig keine Gewinner geben, die Medien machen sich nur verhasst und schaffen es, die ganz grosse Mehrheit der Multiplikatoren Google, ausgerechnet Google in die Arme zu treiben. Die auch nicht besser sind, aber klüger, und das Internet und seine Nutzer nicht wie den letzten Dreck behandeln. Es gehört nicht viel dazu, im Moment besser als die Verlage dazustehen. Ich verlinke exemplarisch auf Rivva, die es ünter diesem Diktat der Hirnrissigen vermutlich als erste wegfegen wird und ja, ich finde, fast alles, was da über ein PR-Geschreibsel in der FAZ (Politik) steht, könnte ich auch unterschreiben. Den Käse nimmt denen kein Mensch ab, und wie mangelintelligent muss man sein zu glauben, das würde sich schon geben, es stünde ja in der FAZ, die für die Wahrheit steht.

Google hat bei Facebook und Groupon und Flickr durchaus gezeigt, dass es Dinge selbst macht, die andere nicht mit ihnen machen wollen, und viel Zeit hat zu warten, bis es die anderen derbröselt. Was es wohl kosten würde, eine Mischung aus Politico, Gawker, NYT, Landlust, Economist und Intelligent Life (bei der in Deutschland so gern geklaut wird) aufzubauen? Aber vielleiicht sind die deutschen Verlage auch einfach nur zu unbedeutend, und Google macht das, was sie bei Youtube mit der Gema gemacht haben.

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Wir werden davon nicht genug haben

Und deshalb muss man nehmen, was man kriegen kann. Vor allem Licht und Wärme, und dann auch noch, ich weiss, wie schrecklich das Wort ist, Kondition. Nennen wir es freundlicher: Wohlbehagen in einem Körper, wenn Leistung verlangt wird. So ist es auch beim Schreiben, da greift alles ineinander, so soll das jetzt auch sein. Es gibt zwei gegenteilige Entwicklungen, mehr Muskeln und gleichzeitig weniger Gewicht, und das merke ich inzwischen überall.







Die Stellen, die ich im Spätwinter gehasst habe, machen jetzt Spass. Im letzten Schnee bin ich da hochgekrochen und dachte mir: Hauptsache oben nicht tot umfallen und wenn es nicht mehr geht, schiebst Du. Inzwischen komme ich da oben richtig flott an, auf dem grossen Kettenblatt, ich schaffe im Wiegetritt wieder einen halben Kilometer und mehr, und fahre dann weiter. Ich denke bei der Abfahrt nicht mehr an das Ausruhen, oder vielleicht eine "Photopause". Die Dynamik ist wieder da, es geht nicht mehr von einem Pfeifkonzert auf dem letzten Loch zum nächsten.







Wer weniger an das umfallen denkt, denkt mehr an die Natur und an die Landschaft, und wie angenehm es hier doch, alles in allem, geworden ist. Wir hatten hier in diesem schmalen Streifen sagenhaftes Glück; eine andere Bloggerin pendelt zwischen München und dieser Region, und da las man oft vom Regen im Süden. Es war wirklich kein schlechter Sommer. Und ich bin in einer Form wie hm also äh damals als ich kurz vor der l'Eroica drei Rippen und so. Auch das sollte mir zu denken geben: Ankommen ist das Wichtigste.







Es wird, das ist jetzt schon klar, vorerst die letzte durchwegs schöne Tour bleiben, und für die kommenden Regentage gibt es auch schon ein Programm: Ich muss auf Leitern klettern und Grünzeug schneiden, ich habe drei Kilo Zwetschgen und ein paar Projekte, manche mit Wörtern und andere mit Schrauben, und dann noch eines von 1855 mit kleinen Löchern in der Leinwand, so sich der Postbot endlich zum Liefern bequemt. Und dann hoffen wir bitte alle auf einen Goldenen Herbst. Denn dieses Jahr war so schnell und so voll, so übervoll und teilweise auch ziemlich zum Vergessen, um es höflich zu sagen, dass es mir erst wie vor ein paar Wochen erscheint, als hier noch Schnee lag. Oben auf dem Hirschberg lag sogar noch Anfang Juni das Weiss an den Nordhängen.







Ich weiss, mein Blog hat sich ziemlich von Text zu Bild verschoben. Heute ärgere ich mich, wie bildlos die Vergangenheit ist. Das hier ist nicht nur mein Schmierzettel, sondern auch mein Photoalbum, und ich frage mich, warum so viel Schönes hier keinen Platz fand. Wir werden schliesslich nicht genug davon haben, wenn wir uns erinnern wollem.

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