: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 6. Oktober 2012

Weniger Lärm

Ruhig, Kleine. Es gibt etwas Schlimmeres, als in Tracht am sonnigen Tegernsee zu sein. Und ob Du es glaubst oder nicht: Selbst die Hochzeit, für die sie Duch zurecht gemacht haben, ist schneller vorbei als das Grauen im Nebel, da oben im Norden, an einem Fluss, der die Styx ist und in der Landessprache auch als "Main" bekannt ist. Da würdest Du erst schauen: Niemand schenkt Dir ein Eis, niemand gibt Dir Torte, alle reden nur über das Vermarkten und Verkaufen und im Keller bei den E-Book-Dienstleistern... Du würdest schreien. Und dieses eine Mal würde ich Dir recht geben. Geht mir auch nicht anders. Sei froh, dass Du hier bei Opa und Oma sein kannst.





Denn hier ist alles so wie immer, man muss sich nicht neu umgewöhnen. Was ich hier zum Beispiel nie sehe (und auch in Italien nicht) sind Leute, die im cafe nebenbei und ununterbrochen etwas auf ihren Mobilgerätschaften machen. Das Höchste ist ein Bild und dessen Verschickung nach Norden in den Nebel, Huhu Annemarie, schau mal, der Andi, der See und ich, und eine Lederhose haben wir auch gekauft. Und die Partypeople, die sonst am Wochenende einfallen, sind diesmal zum letzten Rausch auf der Wiese. Hier fliegt kein Bierkrug, hier rauschen nur die Wellen, und überall ist genug Platz und kein Zwangsverzehr. Das empfände man hier eher seltsam.





Gedämpft geht es hier zu. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Lärm in dieser - an sich proppenvollen - Region ist, und wie sich das zur Stille in die Hänge hinein ausweitet. Vermutlich ist das ein sich abschaukelnder Effekt: Die Umgebung ist nicht laut, die Gespräche können leiser sein, die Agressivität lässt nach, es ist nicht nötig; irrigerweise glauben auch manche, dass so ein Umfeld positive Auswirkungen auf Kinder habe. Ich glaube das eher weniger, im Gegenteil, schlechtes Benehmen fällt hier nur noch mehr auf.





Thema sind - in Zeiten wie diesen mit all ihren Problem - übrigens die neu aufgestellten Bänke in Form von Lounge-Liegen, die eifrigst genutzt werden und beim Publikum bestens ankommen. Seitdem sie da sind, ist der kleine Park von einer Durchgangsstation zu einem Ort des Verweilens geworden. Und es ist ganz erstaunlich zu sehen, wie sich hier auch Menschen im Alter über 80 rasend schnell umgewöhnen. Jetzt bräuchte es nur noch einen Lieferservice vom Cafe weiter unten, und man könnte sehr bösartige Ideen haben, so von wegen: wenn es nur richtig gemacht wird, geht Pressestrand Berlin überall. Wobei man sich hier natürlich auf die Aussicht herausreden kann.





Ich habe es natürlich auch ausprobiert -als einer der Jüngsten - und kann nur sagen: Das sollten die anderen Gemeinden auch anbieten. Es sitzt sich ganz anders als eine banale Bank. Man könnte hier auch gut dösen. Stunden. Bis es dunkel wird. Allerdings wird es auch recht heiss, sogar jetzt noch, denn die Sonne hat hier oben noch viel Kraft. Weniger Luftschichten. weniger Abgase, mehr Lebensqualität. Warum sollte man sich Sorgen machen?





Ach so. Nächste Woche wird es laut, es wird geschubst, gedrängelt und gebrüllt. In Frankfurt.

Ach je.

... link (9 Kommentare)   ... comment