: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Reden wir von etwas Schönem

Von der Liebe zum Beispiel, oder dem, was in unseren Zeiten der schnellen Trennungen und dem Schauen auf Optimierungspotenziale davon geblieben ist. Wenig genug, aber noch ausreichend für ein Buch, eher dünn, mehr muss aber nicht sein. Das könnte ja schnell gegen mit der Liebe, auf Seite zwei könnte man schon zur Paarung übergehen, da muss man ein paar Umwege und Verzögerungen einbauen, und das geht ganz gut, wenn der Held so etwas - entgegen aller guter Ratschläge - als Urlaubsgefährt benutzt.



Da sind Konflikte nicht zu vermeiden, denn die Frau auf dem Beifahrersitz hat andere Vorstellungen von Urlaubsgepäck als das, was bei diesem Wagen als Kofferraum gilt: Ein kleines Loch nämlich, das schon gut voll ist, wenn man die Seitenverdecke mitnimmt. Man einigt sich, auf manches zu verzichten, nur um festzustellen, dass im Kurort sehr wohl auch regnet und ein Ball stattfindet. Wozu man das Zurückgelassene dringend gebraucht hätte, was die Helden in ein entsprechendes Geschäft zwingt... so ist das mit diesen Autos. Mit Frauen schwierig, aber allein ist es eine andere Sache. Allein kann man auch Dinge mitnehmen, die man sich sonst stets verkniffen hat. Dinge, die enorm viel Platz wegnehmen, und zur Beantwortung der Frage führen könnten, ob man die Frau oder die Einkäufe zurücklässt, zusammen mit einer uncharmanten Antwort. Zum Beispiel etwas aus der Via Orefidio, die aber vielleicht besser Via Bambinificio heissen sollte, so viele Kinderwägen da auf und ab geschoben werden.



Was einem als Zweisitzerfahrer natürlich nicht passieren kann, denn wo kein Platz für Nachwuchs ist, kommt auch keiner her.

Die Raumnot in des Fiats Sitzen
und des Unterleibes Schlitzen
auf eines Rennradsattels Härte
erhält bess'rer Kinder Werte,
denn Nachwuchs tut ausbleiben-
ansonsten müsst man sich entleiben.

In dieser Strasse also sind so einige Geschäfte und eben auch eines für Kissen, und das hat vor dem Laden dieses Gitter mit den Einzelstücken. Wie oft habe ich es mir verkniffen, da etwas mitznehmen, wie oft sagte ich mir, eines allein bringt nichts, aber diesmal meinte ich im Vorbeifahren zwei ähnlich gefärbte Kissen zu sehen.



Und zwar mit Rot- und Grüntönen.

Ich wollte ja unbedinbgt ein Zimmer mit warmen Rottönen für den Winter.

Und ich wollte eine Chippendalegarnitur mit gestreiftem Samt und Nägeln und Knöpfen, wie in England und bei meiner Grosstante.

Und das ging zusammen, denn das eine malte ich und das andere fand ich dann für ganz kleines Geld, schon von einer Katze vorgekratzt und auch sonst in guter Erhaltung.

Aber es war Grün.

Und schon immer dachte ich, da wären jetzt Elemente gut, die vom Lachsrot der Wände zu der Garnitur überleiten. Und hier waren sie nun. Und ich war allein in Mantua und hatte genug Platz. Hinein, zur Kasse gestürmt und dann mit der Frage begrüsst werden, ob zwei Kissen reichen.



Oder ob man mehr möchte. Es wären nämlich auch noch mehr da. Und tatsächlich brauche ich vier Stück, zwei für das Sofa und zwei für die Sessel. Weil ich mich aber nicht entscheiden konnte, und weil zu viel Uniformität langweilig ist, habe ich jeweils zwei Kissen mit gleichen Farben, aber unterschiedlichen Mustern genommen. So viel ich eben auf dem Rad aus der Stadt schleppen konnte. Und mit dem Wissen, dass noch mehr da wären, sollte ich zu Hause, im kalten deutschen Herbst erkennen, dass man nie genug Kissen haben kann. Für Mittagsschlaf oder gepflegtes Wegnicken über der Arbeit in der Nacht.

Die Augen schliessen und an das Grün der Wiesen am Tegernsee denken, und das Ziegelrot der Mauern von Mantua: Immer eine Schicht Italien zwischen dem Kopf und er Realität. So in etwa. Dann schreibt es sich auch leichter, von der Liebe und von vielem anderen.



Etwas weicher Plüsch für harte Zeiten. Genau das, was ich brauche. Mantua me genuit.

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Traditionen leben

Dazu gehört viel. Wenn ich Zeit zum Reflektieren hätte, würde ich vermutlich begreifen, dass ich in meinem Innersten extrem reaktionär und abstammungsverhaftet bin.



Aber auch mit viel Zeit könnte ich vermutlich nicht erklären, warum das so ist. Das ist manchmal schwer und manchmal leicht, manchmal ist es der einfache Weg und manchmal gibt es da kein Entkommen.

Weil man auch gar nicht will. So komisch das klingt. Man macht halt, was zu tun ist. So, wie die Weinernte und auch alles andere.

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