: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 22. April 2013

Mohrenalarm. Ohne Lampe

Oder: Ein vertracktes Rätsel für Berufsbetroffene.

Es ist eine schöne Tradition geworden, dass ich aus Italien etwas aus Keramik mitbringe. Fruchtschalen aus Capodimonte zum Beispiel, Majolica aus der Toskana oder Fayoncen aus dem Grossraum Faenca. Ich habe gut proportionierte Obstständer aus Bisquitware, und eine riesige Terrine mit aufgesetzten Bändern und Rokokoschnörkeln, deren Transport nicht ganz einfach war. Kurz, es ist eine Tradition, und als ich die mit 9 Metern doch recht hohe Lobby des Hotels betrat, da wusste ich: Auch diesmal muss eine typische Keramik her. Denn auf der Wand hinauf zum Oberlicht waren auf Podesten 16 riesige Vasen abgestellt. Der Wissenschaftler sagt antropomorph, weil die Figuren in Pflanzenschmuck übergehen. Aber wie man es dreht und wendet, am Ende ist es doch ein Mohr. Und so heisst das auch, Testa di Moro, Mohrenkopf, und ganz sicher nicht POC-Kopf - zumal manche von denen auch weiss bleiben.



Ja, da kriegen die bleichen Studentinnen der maoistischen Selbstgenderkritik der critical Whiteness natürlich erst mal einen Schock: Ein Mohrenkopf als Blumenvase. Und niemand hat sie um Erlaubnis gefragt, und in Caltagirone, wo diese Mohren hergestellt werden, hält man das auch noch für Kultur. Und lädt auch nicht mit der heiligen Hernadlantsch ein zu einem Symposion, wo jeder Abweichler der keramischen Kunst abgerübt und zur Selbstkritik gezwungen wird, und dann 100 Jahre nur noch Vulvas aus Ton und kleine Statuen feministischer Popbands brennen darf (aber nur mit dem Holz weiblicher Bäume). Diese unfassbare Benachteiligung der Berufsbetroffenen muss so eine Gleichstellungsprojektgeldverdienerin erst mal verdauen, nehme ich an. Und dann auf der Basis ihrer mit einem lumpigen FAZ-Beitrag erdichteten journalistischen Kompetenz in einem Blogeintraqg niederschreiben. Welch Schande! Ein Mohr mit dicken Lippen als Blumentopf! Und der Blogger kauft das auch noch und bringt es nach Deutschland und stopft siene Grissini hinein!



Die Geschichte der Mohrenköpfe jedoch geht ein wenig anders, und zwar so: In der Zeit des Kalifats Sizilien, also zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert, lebte dort in Syracus eine sehr schöne, junge Frau, die all ihre Kunst und Hingabe in ihren Dachgarten steckte. Von der Schönheiut nun hörte ein junger Mohr, also ein Angehöriger der damals in Sizilien stationierten POCafrikanischen Hilfstruppen, und verfiel in Liebe zu ihr. Er umwarb sie, gestand ihr seine Gefühle, liebte zum ersten Mal wirklich eine Frau - er hatte schon Weib und Kind, aber das war eine Zwangsehe - und war so schön und so prunkvoll, dass sie den Widerstand aufgab und mit ihm im Garten alle Gründe der Lust erfuhr. Aber sie wusste, dass er irgendwann zu seiner Frau zurückkehren musste, und deshalb wartete sie, bis er eingeschlafen war.

Dann schnitt sie ihm den Kopf ab und stellte ihn als Blumenvase in ihren Garten, damit er immer bei ihr bleiben würde.

Puh.

Vor solchen Frauen muss man wirklich Angst haben. Das ist mal so richtig hart und obsessiv und so krank sind die in Berlin vielleicht nur, wenn genug Drogen da sind.



Wie auch immer, es sagt so einiges über das schöne Sizilien und seine vorwitzigen Menschen, dass man das zum Anlass nahm, in Zukunft solche Mohrenköpfe nicht mehr abzuschneiden, sondern lieber unblutig in Ton zu formen und damit unblutig den Balkon zu verschönern. Der Mohr jedenfalls wird in all seiner Pracht und den reichen Gewändern dargestellt, und er ist vielleicht ein wenig wild, aber auch schön. Man kennt das: Like a rich jewel in an ethiops ear, wobei Gendertröten wohl eher nicht Romeo und Julia lesen. Ich habe mir sagen lassen, dass junge Männer ihren Angebeteten so einen Topf schenken, als Zeichen ihrer bedingungslosen Hingabe und Treue. Ob das alles nun rassistisch ist, oder gewaltverherrlichend, oder emanzipatorisch oder ganz normal irre, das weiss ich nicht. Die Geschichte ist auch nur so mittelschön, aber sie passt zu diesem Land.

Und deshalb will ich so einen Mohrenkopf aus Caltagirone. Reich soll er sein, brutal und kräftig.

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Liebe Fussballfreunde!

Ja, ich weiss, Ihr glaubt, beim Fussball würde sich Doping nicht lohnen, nie und nimmer, weil das eine taktische Sportart ist und die Einzelleistung nicht wie beim Radsport zählt (wo übrigens auch alles vom Team abhängt).

Und Ihr glaubt auch, dass es bei einem Spiel, bei dem es um Milliarden und politischen Einfluss und auch Wählerstimmen (Fussball ist unser Leben) geht, ohne Absprachen und Mauscheleien zugeht, wie in Asse oder sonstwo bei der Atomkraft.

Und diese paar bestochenen Schiedsrichter sind doch alles nur Einzelfälle wegen der Wettmafia, ganz weit weg.



Und wenn jetzt bei einer führenden Figur des Sports ein sehr, sehr dickes Konto in der Schweiz auftaucht, mit ganz viel Geld, dann ist das für Euch überhaupt kein Grund, nicht ein paar Fragen zu stellen, so in der Art, ob Ihr da die Fahne für die Richtigen oder eine sportliche Leistung oder vielleicht doch nur für ein dreckiges Geschäft schwenkt, in dem alle gierig sind, und die Millionen, die durch Euch und der Gebührenzwangsabgezockten nur so herumliegen, nicht doch vielleicht ab und zu auch mal zum Herbeiführen genehmer Resultate im Spitzenatomkraftwerkssport verwendet werden. Geld stinkt schliesslich erst, wenn man es wegen der Herkunft verstecken muss, weil man ja schlecht zugeben kann, wo es herkommt.

Und vermutlich singt Ihr auch noch morgen Lieder für Eure Vereine und sagt, dass der Radsport voll übel ist, aber beim um ein vielfaches umsatzträchtigeren Fussball so etwas unvorstellbar ist. Denn Fussball, das ist ja Euer Lebem und die Umsatzmaschine, die braucht solche wie Euch. Und natürlich ein System wie die Öffentlich-Rechtlichen, die auch sehr sehr lange gebraucht haben, bis sie sich vom Radsport lossagten.

Ja, der Sport. Ihr hüllt Euch in Flaggen und weint, wenn es mal nicht gut läuft. Ihr seht die Oberfläche im Fernsehen und im Stadion, Ihr seid perfekte Unterhaltungszahler, und auch Ihr werdet ganz lange brauchen, falls die beteiligten Sportpolitiker und andere Grössen nicht ohnehin alles wieder still werden lassen.

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