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Montag, 9. September 2013
Nicht so wichtig
Wird man ausgenommen, und antwortet man, weil es nicht so wichtig ist, mit "ich würde das vielleicht eher nicht tun wollen", kommt das meist als "aber es geht schon irgendwie" an.
Oder so Einlassungen wie "das kommt gerade etwas ungelegen". Etwas ist ja nicht viel, das ist nicht so wichtig, und da kann man schon mal drüber gehen.
Generell bewundere ich auch Leute, die andere, wenn sie hysterisch werden, einfach stehen lassen. Bis heute bin ich mehr als ein wenig verärgert über mein eigenes dummes Verhalten zu Studienzeiten, als ich einer Neuankommenden in München die Stadt zeigte und dann einen guten Eindruck bekam, warum sie die alte Stadt und ihr Umfeld verlassen hatte; "einfach" wäre nicht gerade eine angemessen - da ist es schon wieder, dieser Versuch, das zu umschreiben, ja nicht direkt zu werden, Hergott, sie war anstrengend, laut, unhöflich und hat ihren Grant über die Lage und überhaupt einfach an mir rausgelassen. Als ob es meine Schuld gewesen wäre, dass die Mieten in München hoch sind und die Stellen an der Uni begrenzt. Aber ich habe das natürlich ausgehalten, bin brav daneben gestanden, habe mich mal anraunzen und dann wieder missgeleunt anschweigen lassen, bis es dann endlich vorbei war. Danke für den schönen Abend, habe ich gesagt, ohne auch nur nachzudenken. Schwerer strategischer Fehler, aber nicht so wichtig.
Man lernt vielleicht ab und an dazu und lässt Auslaufflächen? Keine so gute Idee, der gleiche Mechanismus nimmt dann einfach die Freiräume zu noch umfassenderer Interpretation - wie es gerade passt. Eigentlich merkt man das deutlich, wenn ich mich streiten will, allein schon, weil das selten passiert (jenseits des Internets), es mir nicht so wichtig ist, und ich fast immer gekonnt die Themen wechsle, bevor es ärgerlich wird. Das geht manchmal gut und manchmal macht man das zwei, dreimal zu oft und wenn man doch gezwungen ist, einmal auf einzuhaltende Grenzen hinzuweisen, fliegt einem die ganze Sache um die Ohren. Die Lösung? Vielleicht gleich von Anfang an brutal werden und keinesfalls nett sein. Aber das bin ich halt nicht. Und es ist ja auch nicht so wichtig.
Besonders unschön erlebe ich es, wenn beim Gegenüber mehrere unterschwellige Dinge zusammentreffen. Ein latentes Gefühl der sozialen Zurücksetzung, der Eindruck, zu einer diskriminierten Gruppe zu gehören, der Glaube, dass der andere das aufgrund seiner Möglichkeiten schon mal aushalten können muss und dann auch noch generell die Meinung, dass da jetzt mehr gehen muss, weil es halt geht. Mir fehlt da, auch weil es oft nicht so wichtig ist, die nötige Entschlossenheit zu sagen: das ist nun einmal so und das bleibt so und damit Schluss. Einerseits, weil ich zu einem gewissen Entgegenkommen erzogen wurde, das ein klares Nein stets zu vermeiden sucht, andererseits, weil ich oft genug das Gefühl habe, dass mir das weder schadet noch weh tut. Einmal. Nach dem zweiten und dritten Mal wird das dann anders.
Das Problem ist, dass man in meinem Umfeld eigentlich immer davon ausgeht, dass der andere einem auf gar keinen Fall zur Last fallen möchte, und es ihm schon enorm peinlich ist, überhaupt um etwas zu bitten. Da will man ja auf keinen Fall die Sache noch schwerer machen, und sonderlich wichtig ist das auch fast nie. Zumal man ja auch immer die Urangst hat, dass man selbst einmal um etwas bitten müsste oder gar von anderen abhängig wäre. Man versteht und sagt ja, ganz einfach,
Ich bin gespannt, wie das generell so weiter geht. Ob die nächste Generation ihre Kinder wieder mit einer Mischung aus Srandesdünkeln und Abgrenzung erzieht, mit der man sich kein zweites Stück Kuchen nehmen darf, oder ob wir in eine Welt der allgemeinen Kuchenverfügbarkeit schliddern, in dr man sich einfach nimmt, weil ja genug für alle da ist und es nichts kostet. Hunger gibt es nicht, echte existenzielle Probleme sind auch eher nur durch Unfälle oder Krankheiten bedingt, und so wuchert das Verlangen und Nehmen halt von den echten Notlagen hinein in Bereiche, wo es nichts verloren hat.
Ich bin nur zur Entscheidung gelangt, dass es mir eigentlich wichtiger ist, meine Freiräume zu erhalten, als Leute, die sie nicht achten. Selbstachtung und der Unwille, den Erwartungen anderer zu entsprechen, könnte man vielleicht sagen, aber es ist mehr eine Art Lernprozess. Nicht immer angemehm.
Ja, die Welt ist nicht gerecht. Aber sie wird auch nicht gerechter, wenn man Schwächen erkennt und sie ausnutzt, statt sie zu respektieren. Denn dazu sind solche Schwächen eigentlich da. Das sind Warnsignale, wo man es besser nicht versuchen sollte. Wonanders geht das problemlos, da darf und soll man auch. Dann wird das was mit all den Verkorksten und Schrägen, die wir alle irgendwo sind. Ansonsten würde ich vielleicht anmerken wollen, dass das jetzt nicht so wichtig ist, und das Wetter heute ist wirklich scheusslich.
Ich ändere mich da nicht mehr, die anderen sind, wie sie sind, dann halt nicht. So einfach eigentlich.
Oder so Einlassungen wie "das kommt gerade etwas ungelegen". Etwas ist ja nicht viel, das ist nicht so wichtig, und da kann man schon mal drüber gehen.
Generell bewundere ich auch Leute, die andere, wenn sie hysterisch werden, einfach stehen lassen. Bis heute bin ich mehr als ein wenig verärgert über mein eigenes dummes Verhalten zu Studienzeiten, als ich einer Neuankommenden in München die Stadt zeigte und dann einen guten Eindruck bekam, warum sie die alte Stadt und ihr Umfeld verlassen hatte; "einfach" wäre nicht gerade eine angemessen - da ist es schon wieder, dieser Versuch, das zu umschreiben, ja nicht direkt zu werden, Hergott, sie war anstrengend, laut, unhöflich und hat ihren Grant über die Lage und überhaupt einfach an mir rausgelassen. Als ob es meine Schuld gewesen wäre, dass die Mieten in München hoch sind und die Stellen an der Uni begrenzt. Aber ich habe das natürlich ausgehalten, bin brav daneben gestanden, habe mich mal anraunzen und dann wieder missgeleunt anschweigen lassen, bis es dann endlich vorbei war. Danke für den schönen Abend, habe ich gesagt, ohne auch nur nachzudenken. Schwerer strategischer Fehler, aber nicht so wichtig.
Man lernt vielleicht ab und an dazu und lässt Auslaufflächen? Keine so gute Idee, der gleiche Mechanismus nimmt dann einfach die Freiräume zu noch umfassenderer Interpretation - wie es gerade passt. Eigentlich merkt man das deutlich, wenn ich mich streiten will, allein schon, weil das selten passiert (jenseits des Internets), es mir nicht so wichtig ist, und ich fast immer gekonnt die Themen wechsle, bevor es ärgerlich wird. Das geht manchmal gut und manchmal macht man das zwei, dreimal zu oft und wenn man doch gezwungen ist, einmal auf einzuhaltende Grenzen hinzuweisen, fliegt einem die ganze Sache um die Ohren. Die Lösung? Vielleicht gleich von Anfang an brutal werden und keinesfalls nett sein. Aber das bin ich halt nicht. Und es ist ja auch nicht so wichtig.
Besonders unschön erlebe ich es, wenn beim Gegenüber mehrere unterschwellige Dinge zusammentreffen. Ein latentes Gefühl der sozialen Zurücksetzung, der Eindruck, zu einer diskriminierten Gruppe zu gehören, der Glaube, dass der andere das aufgrund seiner Möglichkeiten schon mal aushalten können muss und dann auch noch generell die Meinung, dass da jetzt mehr gehen muss, weil es halt geht. Mir fehlt da, auch weil es oft nicht so wichtig ist, die nötige Entschlossenheit zu sagen: das ist nun einmal so und das bleibt so und damit Schluss. Einerseits, weil ich zu einem gewissen Entgegenkommen erzogen wurde, das ein klares Nein stets zu vermeiden sucht, andererseits, weil ich oft genug das Gefühl habe, dass mir das weder schadet noch weh tut. Einmal. Nach dem zweiten und dritten Mal wird das dann anders.
Das Problem ist, dass man in meinem Umfeld eigentlich immer davon ausgeht, dass der andere einem auf gar keinen Fall zur Last fallen möchte, und es ihm schon enorm peinlich ist, überhaupt um etwas zu bitten. Da will man ja auf keinen Fall die Sache noch schwerer machen, und sonderlich wichtig ist das auch fast nie. Zumal man ja auch immer die Urangst hat, dass man selbst einmal um etwas bitten müsste oder gar von anderen abhängig wäre. Man versteht und sagt ja, ganz einfach,
Ich bin gespannt, wie das generell so weiter geht. Ob die nächste Generation ihre Kinder wieder mit einer Mischung aus Srandesdünkeln und Abgrenzung erzieht, mit der man sich kein zweites Stück Kuchen nehmen darf, oder ob wir in eine Welt der allgemeinen Kuchenverfügbarkeit schliddern, in dr man sich einfach nimmt, weil ja genug für alle da ist und es nichts kostet. Hunger gibt es nicht, echte existenzielle Probleme sind auch eher nur durch Unfälle oder Krankheiten bedingt, und so wuchert das Verlangen und Nehmen halt von den echten Notlagen hinein in Bereiche, wo es nichts verloren hat.
Ich bin nur zur Entscheidung gelangt, dass es mir eigentlich wichtiger ist, meine Freiräume zu erhalten, als Leute, die sie nicht achten. Selbstachtung und der Unwille, den Erwartungen anderer zu entsprechen, könnte man vielleicht sagen, aber es ist mehr eine Art Lernprozess. Nicht immer angemehm.
Ja, die Welt ist nicht gerecht. Aber sie wird auch nicht gerechter, wenn man Schwächen erkennt und sie ausnutzt, statt sie zu respektieren. Denn dazu sind solche Schwächen eigentlich da. Das sind Warnsignale, wo man es besser nicht versuchen sollte. Wonanders geht das problemlos, da darf und soll man auch. Dann wird das was mit all den Verkorksten und Schrägen, die wir alle irgendwo sind. Ansonsten würde ich vielleicht anmerken wollen, dass das jetzt nicht so wichtig ist, und das Wetter heute ist wirklich scheusslich.
Ich ändere mich da nicht mehr, die anderen sind, wie sie sind, dann halt nicht. So einfach eigentlich.
donalphons, 11:13h
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