: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 1. September 2013

2006 war ich auch schon hier

Damals war ich aber noch deutlich unter 40 Jahre alt. Ich bin also hier hoch gefahren, habe oben gehalten, und dann kamen ein Vater und ein Sohn hier herauf. Mit den Rennrädern. Und fragten mich, ob ich ein Bild von ihnen machen könnte. Ich fragte mich dabei, wie man das überhaupt schafft und wer auf solche irren Ideen kommt. Nie im Leben würde ich so etwas machen. NIE! Da würde ich ja sterben.



Das ist jetzt siebeneinhalb Jahre her. Und heute stehe ich mit dem Rennrad an genau der Stelle, wo sie standen.

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Kurze Meldung

Wir sind in Sterzing angekommen und die Kraft hat auch noch für einen bösartigen Beitrag in der FAZ gereicht!

Ansonsten ist alles gut, der Brenner war gar nicht so schwer, jetzt ist das Wetter schön und das einzige Problem, das ich habe, ist das vergessene Netzteil für den Rechner.

Weshalb ich das hier auf Mac schreiben muss.

Ehrlich, lieber nochmal die Steigung bei Ampass.

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Transalp 2013/2 - Nach Italien

Oder auch nach Südtirol, ich will ja niemanden irgendwo hin stecken, wohin er nicht gehören will. Ich kann das verstehen, mir wäre es auch überhaupt nicht recht, würde ein anderer über mich sagen: "Hic iacet". Ich will nicht liegen, ich will endlich über den Alpenhauptkamm, koste es, was er wolle, wie etwa von Rentnern aus Bad Tölz im blauen Z3 überholt werden.







Der Brenner ist eigentlich ein Witz der Passgeschichte; Rechts davon höchste, fast unpassierbare Bergketten bis zum Reschenpass, links davon fast unpassierbare Felsketten bis zur Felbertauernstrasse. Daneben ist noch das Ötztal, aber den Pass dort, das Timmelsjoch, erreicht man eben nur durch dieses Tal, gegen das das Zillertal ein touristenfreies Refugium ist. Ausserdem ist das Timmelsjoch mit 2570 Meter nicht wirklich angenehm und vielleicht mal etwas für später. Jedenfalls, der Brenner ist niedrig und so hat man eben statt drei oder vier schönen, fordernden Bergstrecken diesen Schlauch voll mit Autos, denen ich ziemlich torkelnd und schwankend im Weg bin, wenn es mal steiler wird. Besonders dem blauen Z3, den ich beim Tanken und bei der Kaffepause wieder einhole, zeige ich öfters die Verschlüsse meiner Billingham-Tasche.







Ich möchte jetzt nichts darüber sagem, dass mich auf dem steilsten Stück auch noch der braunste aller lebenden Österreicher an Parteienspitzen angeglotzt hat, von einem Plakat tunter - ausser das hier: Sauf Dich in einer Vertriebenenbar, wo die Bedienung wie Erika Steinbach aussieht, voll mit zwei Flaschen Wodka voll und dann schreibe bitte mit 120 Sachen im Auto eine SMS an Dein gschlampertes Verhältnis in der Nähe eines Betonpfeilers - das wirkt auch bei Dir.Auf dem letzten Steilstück habe ich schliesslich viel Zeit und und auch viel Anlass für böse Gedanken. Mal überholen mich andere Radler, mal überhole ich sie, am Ende sind wir alle oben, es ist nicht wirklich schön, aber das kommt jetzt.







Denn hinunter nach Sterzing gibt es auf der alten Bahntrasse jetzt einen Radelweg. Kein einziges Auto. Ganz sanftes Gefälle. Drüben auf Bundesstrasse und Autobahn ist Stau, Stau und nochmal Stau, hier ist alles frei und läuft sehr geschmeidig. Das Wetter ist schön, die Luft schon leicht italienisch und der Himmel nicht blau, sonder azuro. Ein paar verbliebene Signale des Zugverkehrs halten uns nicht auf, als wir hinunter in die grünen Täler preschen. Es läuft richtig gut, ich vergesse alle Schnaufereien, die hinter mir liegen, und als wir dann in Gossensass wieder auf die Strasse kommen und halsbrecherisch an Kolonnen - und, ohai, den Tölzern im Z3, so sieht man sich wieder - auf der Gegenfahrbahn in Richtung Sterzing brennen, da ist es mir viel zu wohl. Zu wohl, dass ich zwischendrin anhalten würde bei einem Radgeschäft, und mein 12-27er Ritzel gegen ein 11-32 austauschen lassen würde. Das geht schon, sage ich mir im Übermut. Und dann sind wir auch schon in Sterzing.







Endlich wieder unter normalen Menschen. Endlich ein riesiges Bad und eine Dusche etwas anderes als Lycra am Leib. Endlich wieder Prenn und ein Stück Apfelstrudel. Endlich gleich wieder Prenn und gleich einen ganzen, anderthalb Kilo schweren Apfelstrudel für morgen. Eine Stunde etwa dauert es, damit aus dem rotglühenden, windzerzausten Geschoss vom Brenner wieder ein zivilierter Mensch wird. Jemand mit anderen Interessen als das nackte Überleben an der Steigung und der Frage, wo der letzte Gang hinverschwuden ist. Endlich wieder jemand sein, der auf eigenen Füssen geht und sich an Kultur erfreut. Und so gehen wir halt noch eine Kirche besichtigen, wir waren ja flott und die Deutschherrenkirche ist noch geöffnet.







Nicht mich, sondern den Tod haut es da drin vom Stangerl, ich kann mich derweilen an Perlenketten ergötzen und was das Rokoko hier sonst noch an Haut und Fleisch hinterlassen hat. Ich habe Lust auf Faulheit und Sinnlichkeit, ich sitze da und schaue mir zufriedene Menschen an, die nicht ahnen, wieviel Müh und Plag der Pass sein kann, und auch ansonsten geht es mir bombig, solange ich nicht an den Jaufenpass danke. Das Wetter ist famos, das Hotel mitten in der Altstadt und genau so gediegen, wie man das haben möchte. Zum Abendessen gibt es etwas mit Fett, so viel Fett, dass ich einfach dorsal iacend einschlafe und weg bin.







Dann wache ich auf, packe meinen Rechner, gehe hinunter in den Salon und schmiere geniehaft in zweieinhalb Stunden schnell einen Beitrag für die FAZ runter. Das geht nicht anders, länger hält mein Akku nicht mehr, aber wenn ich will, dann kann ich das auch. Und was soll so ein Jaufenpass schwerer sein als ein Beitrag, frage ich mich. Und wieso rauscht der Lüfter so laut? Ich höre angestrengt hin. Es ist nicht der Lüfter. Es kommt von draussen es regnet.

Das kann ja heiter werden.

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