: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 17. November 2013

Die Bolzen, die fest angezogen werden

Da kann ich leider nicht, sagt sie, da ist Familie. Ehrlich gesagt würde es ihr überhaupt nicht leid tun und was wäre das eigentlich, wäre ein Treffen mit dem Vermieter wichtiger als mit der Familie, sage ich, und wir beide lachen, denn das Ökonomische hat zurück zu stehen, zumindest in dieser Welt und in diesem Bereich. Dabei wäre es ohnehin nur um Kleinigkeiten gegangen, etwas Beschlag in der Isolierscheibe und ein leicht ratternder Lüfter in der Küche, der einen kleinen, aber seht speziellen Stups braucht. Ich weiss noch, wie der geht, aber sie hat es nicht herausgefunden. Aber wie auch immer, Familie geht vor. Und ausserdem komme ich auch an anderen Tagen durch die Stadt.





Da kann ich nicht, da bin ich bei meiner Familie. Für Menschen, die selbst eine Familie gegründet haben, ist das natürlich unvermeilich, aber das sind nicht mehr wirklich viele und viele haben es versucht, dann aber bleiben lassen, und sind jetzt wieder solo. Aber die Umwelt, die die Beziehungen ruinierte, hat in den letzten Jahren über den Terror der Ökonomie auch die anderen Bimdungen ruiniert, soweit sie nicht selbst via Twitter und Facebook zertreten wurden. Die Suche nach Sicherheit führt zwangsläufig dahin zurück, wo man hergekommen ist, und trifft dort im Übrigen auch oft genug auf einen gewissen Bedarf: Familie ist nicht zwingend immer toll und spannend, aber sie gewinnt durch den direkten Vergleich mit der Umwelt. Das ist alles noch weit weg von italienischen Verhältnissen, aber auch von den Blütenträumen derer, die meinen, Familie sei erledigt und Kita und Ganztagsschule würden den Rest machen. Manche Berliner Femimiministinnen wären schockiert, wüssten sie, dass das Betreuungsgeld hier in Bayern und vermutlich auch in vielen anderen Regionen besser ankommt, als eine Kita, bei der man nie weiss, ob es passt.





Vielleicht sind es ja auch oft die eigenen Erfahrungen, die da mit hinein spielen; es gibt nach meinem Eindruck durchaus einen Zusammenhang zwischen der familiären Bindungslosigkeit und dem politischen Aktivismus, der diese begrenzte Bindung für alle durchsetzen soll. Die Kita war für die Lebensrealität der DDR prima und hat natürlich auch gefolfen, aus den Kindern gute, systemkonforme Sozialisten zu machen, die dann der Partei auch bald Kinder schenken. Aber in der BRD trifft das System auf einen kommenden Pflegenotstand und eine Singlegesellschaft unter dem Diktat der Verwertbarkeit. Da kann ich manche Vorbehalte gegen so ein System durchaus nachvollziehen. Wer seine Kinder so schnell wie möglich ins Heim schickt, der kann nicht wissen, ob die Kinder später einmal nicht genauso verfahren. Vielleicht ist das auch etwas, was all die Turboeltern so antreibt: Weniger das Gefühl, dass das Kind das Ein und Alles ist, sondern dass es später einmal sonst nichts geben wird, das einem helfen könnte. Bei uns sieht man das recht "schön" am boomenden Wirtschaftsbereich der Hilfe für reiche, aber alte Leute, deren Kinder von der Ökonomie in die Welt verblasen wurden. Dass neue Eltern dann trotzdem über Harvard und Berkley für ihr polyglottes und marktkonformes Kind sprechen, ist halt unfeine Ironie und vielleicht auch eine gewisse Mode-





Es gibt natürlich die Behauptung, Deutschland bekäme bald Vollbeschäftigung, und dann müssten die Firmen sich überlegen, wie man die Leute bekommt und hält. Erstens glaube ich das nicht und zweitens lebe, schraube und radle ich in zwei Regionen, die seit über 10 Jahren Vollbeschäftigung erreicht haben. Was sich einstellt, ist mehr Geld und ein Riesenschlitten bei der Hochzeit, wenn man die richtige Firma hat; was dagegen nicht kommt, ist eine Geburtenexplosion. Oder Garantien für später. Das System der Vollbeschäftigung belohnt immer üppig und kurzfristig - so bekommt man vielleicht eine neue Glotze, aber keine langfristige Sicherheit. Dann bleibt halt nur die Familie übrig.

Das ist oft nicht schlecht, und viele Eltern sind ja auch ganz okaye Leute. Das Grundprinzip des Internets, dass man immer 10 Leute für den Sex und dafür 100 zum Zerstreiten findet, wird so bleiben wie der von der Wirtschaft ausgehöhlte Staat und das Primat des Profits. Die einen mögen dann eben ihre Eltern, und die anderen werden, wenn die Chancen des Lebens zerstoben sind, opportunistisch lernen, mit ihnen auszukommen. Früher oder später.

... link (16 Kommentare)   ... comment


Ihr könnt es ruhig zugeben

Euer feuchter Traum war die Vorstellung, meine heiss geliebten Stützen einmal gedemütigt mit einem Bericht aus Berlin zu sehen, und zwar noch dazu einen Beitrag rund um die Kindern der Person, die darüber schreibt, wie es ist, dort zu leben.

Ihr habt kein Herz.

Aber ich habe dennoch keine Kosten und Mühen gescheut, diesen Traum wahr zu machen. In der FAZ.

... link (66 Kommentare)   ... comment