: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 14. November 2013

Zu gut für Gleichgesinnte

Das wäre jetzt eigentlich ein prima Thema für die Stützen der Gesellschaft, aber

Man stelle sich vor, man macht etwas mehr oder weniger ehrenamtlich. Es gibt ja so Dinge, die einem selbst wichtig scheinen, die andere überhaupt nicht verstehen, und deshalb macht man es dann selbst. Zum Beispiel wird in der Strasse hier ein altes Professorenhaus restauriert, und ich habe dem Arbeiter, der all das Gerümpel entfernte, gesagt, wie froh ih bin, dass dieses Haus jetzt im neuen Glanz erstrahlen wird. Der Arbeiter winkte ab, das sei ein furchtbares Ding und der Besitzer verrückt, der werde sich anschauen, wenn er erst ma versucht, das zu machen. Da hoffe ich doch sehr, dass der Besitzer das so nicht hören muss. Man tut so etwas ja nicht aus finanziellen Erwägungen heraus, sondern weil man schätzt und liebt.





Diese Hingabe hält einiges aus. Ich weiss, dass manche über manchen Spleen lachen, ich weiss, dass Edelstahl praktischer als Silber wäre, mir ist auch bekannt, dass nicht jeder Altbauten schätzt, und die Hingabe an das Restaurieren alter Dinge muss auch keiner verstehen. Da hat man irgendwann ein dickes Fell. Und sucht sich für die jeweiligen Bereiche Gleichgesinnte. Was ja von Gesinnung kommt, was ein recht starkes Wort ist, in unseren Zeiten zumal, da man sich nur noch committed, solange das Geld fliesst.

Allerdings ist auch das nicht ganz ohne Risiko. Man weiss ja, ab und zu gebe ich auch Räder weiter, aber immer nur an Freunde und nur für den Preis, den ich selbst bezahlt habe. Mir bleibt dabei das gute Gefühl, dass meine Freunde Räder haben, die gut laufen und sicher kaum billiger zu erwerben sind, so sie nicht mit dem Bolzenschneider spazieren gehen - was meine Freunde sicher nicht tun. Das beruht auf einer ausnehmend schlechten Erfahrung.





Ich habe einmal einen Fehlkauf gemacht. Das Rad war und ist definitiv zu klein, und justament zu diesem Zeitpunkt hatte ich wirklich keinen Platz dafür, oder besser, nicht so weit gedacht, dass ich ja einen zweiten Speicher habe. Also habe ich das ausgeschrieben, unter Gleichgesinnten, mit der Bitte, dass es für diesen sagenhaft günstigen Selbstkaufpreis an jemand gehen sollte, der sich davon beglückt fühlt. Und es nicht, wie leider manchmal passiert, zerlegt und in teuren Teilen an die Japaner verkauft.

Gemeldet hat sich zuerst, man ahnt es, ein Händler, der angeblich ein Rad für seine Freundin suchte. So einer von der pampigen Sorte. Unjter Gleichgesinnten weiss man um Werte, und die Ansage war: Ey also ich hol das gleich ab gib es ja keinem anderen. Ein Wort gab das andere, und so kommt es, dass ich an den zweiten Speicher dachte, wo jetzt eben eine Massanfertigung steht, für die vielleicht irgendwann der richtige Freund kommen mag. Besitz ist endlich. Streit und Verbitterung aber bleiben, und nagen bis heute. Dieser abschätzige Umgang. Diese innen gefühlte Überlegenheit des Profiteurs und ihr Ausdruck. Dieser Glaube, mit mir könnte man das ja machen. Dieses bewusste Von-oben-herab-Behandeln, damit offenkundig wurde, dass dieses Rad für ihn ja nur zweite Wahl wäre. Gut genug für eine Freundin oder zum Verchecken nach Japan. Auch über Foren. Wegen der Gewinnerzielungsabsicht, denn nur darum geht es.





Unter sich gleichgesinnt Gebenden, also im privaten Bereich, ist so eine profitliche Haltung unerwünscht. Der Schwellenwert, an dem meine Grossmutter sagte, man sollte nicht profitlich sein, sondern grosszügig, war noch unter dem Abkassieren von Fünferln und Zehnerln beim Schafkopf. Statt dessen hat man uns zu einer gewissen Grosszügigkeit erzogen. Es ist manchmal, das gebe ich zu, nicht ganz einfach, so zu sein, aber zumindest mute ich niemandem zu, sich den Vorwurf von Profitlichkeit anhören zu müssen. Es sind selten grosse Summen. Es gib so viel Schlimmes auf der Welt, es lohnt sich nicht, sich dann noch wegen Geld zu ärgern.

Es ist nicht das Geld. Es ist eine bestimmte Haltung, die mich rasend macht.

Es sind diese Sprüche, zum Beispiel, über den Umgang mit Kommentatoren, der von vielen in diesem Beruf als Unterschichtenbeschäftigung erachtet wird. Leider sind das aber zuerst einmal unsere Kunden und die Garanten für unsere Existenz und diese Arroganz ist absolut fehl am Platz - zumal. wenn der Beitrag geschrieben ist, bin ich ja auch nur noch Kommentator. ich kann einen sauberen Umgang also erwarten. Oder wenigstens keine Diskriminierung. Auch das ist eine Frage der Haltung. Eine gewisse Distanz muss und soll bleiben, meistens zumindest, wobei mir da schon eine äh zwei oder drei nein fünf

Man sollte mal ein Buch mit dem Titel schreiben: Wie ich im Internet 10 tolle Sexpartnerinnen fand und mich miut 1oo Leuten zerstritten habe, aber das nur am Rande

Aber es ist wichtig. Und man sollte das gern tun. wer Leser nicht mag, sollte sich einen anderen Beruf suchen.





Das Schöne an diesem Beitrag ist, dass ich ihn eine Woche später schreibe, als das Datum aussagt, da muss sich keiner angesprochen fühlen; aber generell ist wohl gerade die Zeit der Grössenwahnsinnigen (Gendertrötentrigger). Ja, manche brachten ihre Blogs und Geschichten in die Medien, ja, manche hatten viel Aufmerksamkeit, und ja, es waren keine schlechten Zeiten für sie, auch wenn die Anlässe, über die sie sich empörten, weniger schön waren.

Unter ihnen bricht bereits wieder der sicher geglaubte Boden der Berühmtheit weg, das Interesse ist nicht dauerhaft gross und so gut sind sie auch nicht: Aber der Anspruch bleibt. Man gibt sich doch gar nicht mehr mit so anderen kleinen Bloggern ab. Man kann denen doch schnell mal was reinwürgen und sagen, dass man nichts von ihnen und der gemeinsamen Vergangenheit hält, und am allerwenigsten von der Hilfe, die sie einst in Anspruch nahmen - das ist doch nichts wert. Nicht dass ich im Moment so direkt betroffen wäre, es fällt mir nur auf. Diese Verächtlichmachung dessen, woher man kam, dieses Abschätzige, diese Lust an der Scheinüberlegenheit. Da drehe ich die Hand zwischen Piraten, Feministinnen, Profibloggern und Medienleuten nicht um. Es ist ein Aberwitz, wenn ich hier so etwas wie Demut wünsche, denn Decorum habe ich selbst nicht viel. Aber die Ungleichsinnung aus dem Wunsch heraus, sich nach vorne zu bringen - die halte ich für keine gute Idee. 400 Jahre haben die Balken unter mir gehalten, aber eine Garantie gibt es nicht. Nie. Für niemanden. Irgendwann ist die Versilberung durchgerieben, und wir alle sind das gleiche, wertlose Blech, das im Feuer des Vergessens eingeschmolzen wird.

Vor diesem Hintergrund könnte man sich Grosszügigkeit wirklich leisten. Andererseits will man es den Dreisten auch nicht zu leicht machen. Trennung wäre fein. Abstand. Zu blöd, wenn man mit denen in einer ideologie oder in einem Parteiverband ist.

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