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Dienstag, 15. April 2014
In den Boden
Ich weiss, bei Elektronik, diesem Zeug, das unsere Welt am Laufen hält, ist es noch schlimmer. Bei der Elekronik wäre mein eeepc längst wertlos, weil das n und das h inzwischen kaum mehr sichtbar sind - Folge der vielen Beiträge. Aber es geht noch, und ich finde die Tasten blind. Aber alle regen sich über die Miete auf und über die Benzinpreise, als ob es ein Grundrecht auf billiges Wohnen und Brettern ohne Rücksicht auf die Gesamtzusammenhänge gäbe. Bei Gebrauchsgegenständen interessiert dagegen nur, ob es neu ist. Das Alte fällt dagegen zusammen mit dem Wertverlust hinten runter.
Nun haben sich für den Sommer ein paar Leute angekündigt, die hohe Risiken auf sich nehmen wollen, sei es, dass sie noch einmal mit mir über den Bauer in der Au den Hirschberg erklimmen möchten (die sog. Verdun-Gedächtnis-Tour), oder mal mit dem MTB über das Zillertal und das Pfitscher Joch nach Italien radeln wollen. Zur Erklärung: Das Pfitscher Joch ist von mir aus die Diretissima nach Italien, man fährt die Valepp hoch, kurbelt dann an der Aschau entlang gemütlich nach Österreich, erreicht bei Brixlegg den Inn und durchmisst eilend das Zillertal. Am Ende geht es 2251 Meter hoch zum Pfitscher Joch und dann hinab nach Sterzing. Das ist wie ein langgestreckter Bogen, landschaftlich reizvoll und nicht, wie viele andere MTB-Strecken, zu brutal. Eventuell sogar an einem Tag machbar. Und nachdem ich mit meinem K2 Razorback schon gute Erfahrungen gemacht habe, war ich natürlich erfreut über das hier:
Das ist noch eines, diesmal das "Team". Und es war - günstig. Formal. Wenn man sich die Sache genauer anschaut, war es sogar aberwitzig. Denn das rad wurde nicht nur 2002 gekauft und dann kaum gefahren, es wurde 2009 auch noch einmal durchmodernisiert. Zu den 3200 Euro Neupreis kam dann also auch noch eine 1200 Euro teure Gabel, ein neues Tretlager, neue Laufräder, neue Scheibenbremsen - was man halt so braucht, damit es neuer wirkt, ohne wirklich besser zu sein. Sagen wir mal, mit Umbau 1800 Euro Freundschaftspreis.
Habe ich eine falsche Vorstellung vom Geld? Leben hier nur noch Aufsichtsräte? Ich bin jedenfalls so erzogen, dass ich 1800 Euro nie mal eben so ohne Überlegung ausgeben würde, ob sich das lohnt. 1800 Euro sind auch in meiner Welt nicht gerade wenig Geld, auch wenn davon erheblich mehr da ist. Eventuell bin ich auch einfach nur ein Pfennigfuchser, aber mein Leben fühlt sich nicht wirklich so an. Jedenfalls, es würde mir den Magen umdrehen, hätte ich das Gefühl, ich würde so viel Geld für etwas ausgeben, das nach 4 Jahren nichts mehr wert ist. Aber vermutlich bin ich damit allein auf weiter Flur, denn andere nehmen das einfach so hin. Auf 10, die froh sind, das alte Geraffel los zu sein, kommt nur einer, der ob des Restwerts schockiert ist. Wir sind eine weite Strecke gefahren seit der Zeit, da man sich noch um die Bettwäsche der Verstorbenen stritt. Aber nicht so weit, dass ich mich daran nicht erinnern könnte.
Gut, fairerweise muss man sagen: Hätte sich der Besitzer die Mühe gemacht, das Rad zu zerlegen, und die Einzelteile zu verkaufen, hätte er vermutlich mehr bekommen. Aber darum geht es ja nicht, es geht um Raum, der für Neues geschaffen werden muss. Da bin ich nicht mehr Teil davon, mit einem Vater, der mir noch beigebracht hat, wie wichtig es ist, die Eisenösen an den Felgen zu putzen, damit die nicht verrosten, weil man das ja nicht nach 2 Jahren verschleudert, sondern noch lange daran seine Freude haben will. So ist es schon lang nicht mehr, und ausgerechnet jene, die so oft davon schwärmen, wie wunderbar einfach as digitale Leben ist, sind diejenigen, die ihren Restbesitz am schnellsten updaten, und ihre schlecht ausgeleuchteten Handybilder mit der speziellen Ebay-App hochladen. Ich frage mich nur: Wie soll das auf Dauer gut gehen? Was ist der Gewinn beim Erneuern? Danke, dass ich in der Lage bin, sechs Gästen hochwertige Räder hinzustellen und zu sagen: Lasst uns fahren, es ist ja alles da.
Für mich sind diese Leute Appwracker. Leute, die auch billige, flexible Wohnapps haben möchten, und als 1-Personen-Haushalt eine Putzfrau brauchen. Ebay ist die App, um Überflüssiges abzuladen, und sie sehen nicht den Verlust, sondern dass da noch ein paar Euro mehr aufs Konto kommen. Bewahrung erscheint ihnen als sinnlos, statt dessen sind sie gezwungen, in die Zukunft zu denken und Profite zu suchen, damit sie dann auf den 29ern auch nicht fahren und überlegen, wo man jetzt noch gute Rendite her bekommt. Wenn sie selbst das Leitbild sind: Vielleicht sind die Chancen noch in China. Wenn sich das aber ändern sollte - und man merkt das hierzulande schon bei den Autokäufen, wo der Privatmann als Kunde schwindet, weil die Miet- und Firmenflotten ohnehin nach maximal 10.000 km ausgewchselt werden - dann wäre vielleicht doch eine Immobilie gut. Denn die ziehen immer noch. Nicht nur wegen der Unsicherheit, sondern auch, weil ich vielleicht doch nicht der einzige bin, der sich fragt: In was für einer Welt leben wir eigentlich und wo kommen wir hin, wenn das so weiter geht? Ich möchte nicht Teil dieses Trecks sein in eine Welt, in der es alles sofort gibt, solange es nur neu und schnell abzuschieben ist. Sonst springt das nämlich irgendwann auch auf unser Zusammenleben über.
Und das macht mir Angst.
Nun haben sich für den Sommer ein paar Leute angekündigt, die hohe Risiken auf sich nehmen wollen, sei es, dass sie noch einmal mit mir über den Bauer in der Au den Hirschberg erklimmen möchten (die sog. Verdun-Gedächtnis-Tour), oder mal mit dem MTB über das Zillertal und das Pfitscher Joch nach Italien radeln wollen. Zur Erklärung: Das Pfitscher Joch ist von mir aus die Diretissima nach Italien, man fährt die Valepp hoch, kurbelt dann an der Aschau entlang gemütlich nach Österreich, erreicht bei Brixlegg den Inn und durchmisst eilend das Zillertal. Am Ende geht es 2251 Meter hoch zum Pfitscher Joch und dann hinab nach Sterzing. Das ist wie ein langgestreckter Bogen, landschaftlich reizvoll und nicht, wie viele andere MTB-Strecken, zu brutal. Eventuell sogar an einem Tag machbar. Und nachdem ich mit meinem K2 Razorback schon gute Erfahrungen gemacht habe, war ich natürlich erfreut über das hier:
Das ist noch eines, diesmal das "Team". Und es war - günstig. Formal. Wenn man sich die Sache genauer anschaut, war es sogar aberwitzig. Denn das rad wurde nicht nur 2002 gekauft und dann kaum gefahren, es wurde 2009 auch noch einmal durchmodernisiert. Zu den 3200 Euro Neupreis kam dann also auch noch eine 1200 Euro teure Gabel, ein neues Tretlager, neue Laufräder, neue Scheibenbremsen - was man halt so braucht, damit es neuer wirkt, ohne wirklich besser zu sein. Sagen wir mal, mit Umbau 1800 Euro Freundschaftspreis.
Habe ich eine falsche Vorstellung vom Geld? Leben hier nur noch Aufsichtsräte? Ich bin jedenfalls so erzogen, dass ich 1800 Euro nie mal eben so ohne Überlegung ausgeben würde, ob sich das lohnt. 1800 Euro sind auch in meiner Welt nicht gerade wenig Geld, auch wenn davon erheblich mehr da ist. Eventuell bin ich auch einfach nur ein Pfennigfuchser, aber mein Leben fühlt sich nicht wirklich so an. Jedenfalls, es würde mir den Magen umdrehen, hätte ich das Gefühl, ich würde so viel Geld für etwas ausgeben, das nach 4 Jahren nichts mehr wert ist. Aber vermutlich bin ich damit allein auf weiter Flur, denn andere nehmen das einfach so hin. Auf 10, die froh sind, das alte Geraffel los zu sein, kommt nur einer, der ob des Restwerts schockiert ist. Wir sind eine weite Strecke gefahren seit der Zeit, da man sich noch um die Bettwäsche der Verstorbenen stritt. Aber nicht so weit, dass ich mich daran nicht erinnern könnte.
Gut, fairerweise muss man sagen: Hätte sich der Besitzer die Mühe gemacht, das Rad zu zerlegen, und die Einzelteile zu verkaufen, hätte er vermutlich mehr bekommen. Aber darum geht es ja nicht, es geht um Raum, der für Neues geschaffen werden muss. Da bin ich nicht mehr Teil davon, mit einem Vater, der mir noch beigebracht hat, wie wichtig es ist, die Eisenösen an den Felgen zu putzen, damit die nicht verrosten, weil man das ja nicht nach 2 Jahren verschleudert, sondern noch lange daran seine Freude haben will. So ist es schon lang nicht mehr, und ausgerechnet jene, die so oft davon schwärmen, wie wunderbar einfach as digitale Leben ist, sind diejenigen, die ihren Restbesitz am schnellsten updaten, und ihre schlecht ausgeleuchteten Handybilder mit der speziellen Ebay-App hochladen. Ich frage mich nur: Wie soll das auf Dauer gut gehen? Was ist der Gewinn beim Erneuern? Danke, dass ich in der Lage bin, sechs Gästen hochwertige Räder hinzustellen und zu sagen: Lasst uns fahren, es ist ja alles da.
Für mich sind diese Leute Appwracker. Leute, die auch billige, flexible Wohnapps haben möchten, und als 1-Personen-Haushalt eine Putzfrau brauchen. Ebay ist die App, um Überflüssiges abzuladen, und sie sehen nicht den Verlust, sondern dass da noch ein paar Euro mehr aufs Konto kommen. Bewahrung erscheint ihnen als sinnlos, statt dessen sind sie gezwungen, in die Zukunft zu denken und Profite zu suchen, damit sie dann auf den 29ern auch nicht fahren und überlegen, wo man jetzt noch gute Rendite her bekommt. Wenn sie selbst das Leitbild sind: Vielleicht sind die Chancen noch in China. Wenn sich das aber ändern sollte - und man merkt das hierzulande schon bei den Autokäufen, wo der Privatmann als Kunde schwindet, weil die Miet- und Firmenflotten ohnehin nach maximal 10.000 km ausgewchselt werden - dann wäre vielleicht doch eine Immobilie gut. Denn die ziehen immer noch. Nicht nur wegen der Unsicherheit, sondern auch, weil ich vielleicht doch nicht der einzige bin, der sich fragt: In was für einer Welt leben wir eigentlich und wo kommen wir hin, wenn das so weiter geht? Ich möchte nicht Teil dieses Trecks sein in eine Welt, in der es alles sofort gibt, solange es nur neu und schnell abzuschieben ist. Sonst springt das nämlich irgendwann auch auf unser Zusammenleben über.
Und das macht mir Angst.
donalphons, 12:06h
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