: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 13. Oktober 2004

Die Armut trifft mich wie ein Schlag.

Ich bin spät Nachts nach Berlin gefahren, habe mich 2 Tage eingebunkert und nachgearbeitet. Die paar Meter von der Wohnung zum Büro gibt es keinen Schmutz, keine gebrauchten Kondome, keine abgestellten Möbel. Vor dem Fenster steht ein Baum, und mildert die Aussicht auf den Betonklotz auf der anderen Seite der Kreuzung.

Aber dann muss ich doch raus, rüber über die Brücke zur Post, und auf dem Weg dorthin ist alles in den unterschiedlichen Stadien des Zerfalls. "Frisch restauriert" gibt es nicht, der billige Putz bröckelt sofort weiter, die Sprayer freuen sich über die Freiflächen, und jedes kleine Fleckchen unter den Bäumen wird zur gemeinschaftlichen Müllkippe. Die Gegend ist nicht reich, aber doch nicht so arm, als dass sie auf das Saufen aus den Dosen verzichten würden, die hier rumliegen. Hinter den alten Fenstern hängen oft nur nackte Glühbirnen von der Decke; draussen sind noch Kriegsschäden sichtbar.



Und durch all diesen Niedergang werde ich morgen fahren, in ein topsaniertes Edelgebäude, wo ein unsinkbarer Konzern seinen Geburtstag feiern wird, mit etwas Kunst zum Thema Identität im digitalen Zeitalter, vorbei an den Pennern, den türkischen Kids und den Sozialhilfeempfängern mit Alkoholproblem, und ich werde reden, höflich sein und nicht darüber diskutieren, dass das digitale Zeitalter eine Luxusflucht für ein paar wenige ist, während draussen der analoge Müll regiert, vor dem man eine Weile die Augen verschliessen kann, als digitale Identität, aber irgendwann werden sie kommen und uns holen, wenn wir nicht schnell genug wieder weg sind, oder mal bei unserem Springen von Fluchtpunkt zu Fluchtpunkt ausrutschen.

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He, ihr Gerüchteportaliker!

Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen mehrfach und immer wieder verlautbart wird, ist DCT nur vorrübergehend vom Netz. Tot wäre was anderes. Insofern braucht auch keiner mehr bei mir anfragen, ob ich noch die Sachen im Archiv habe. Kommt schon wieder. Sagt man.

Mittlerweile möchte ich berichten, dass das Herrenmagazin Amico ein härteres Schicksal erwischt hat. Der Bruder der Amica wurde ins künstliche Koma versetzt. Für solche Projekte ist Geiz nicht nur nicht geil, sondern sogar tödlich (150 Punkte, Media Final für mich)

Mehr Boos im inoffiziellen DCT-Blogring

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Es gab eine Zeit

als das neue Jahrtausend begann und die neue Technologie, die neue Wirtschaft schon am Ende war, 2000, als man erst mal nicht daran dachte, jetzt zu bremsen, denn so schlimm wird das schon nicht, als man bis Oktober eifrig weiter plante, und schliesslich eine ganze Hallenebene für das Internet zur Verfügung stellte. eBooks, Rocketbooks, Book on Demand, Bertelsmann On Line, totes Holz ist tot, es lebe das Licht in den globalen Glasfaserleitungen auf zigtausend Quadratmeter Austellungsfläche.



2004 heisst es Digital Marketplace, was soviel bedeuetet wie dass es einen Platz für einen Markt gibt, aber deshalb noch lang keinen Markt. In Halle 4.2 hinten zwischen einer grossen Freifläche und ein paar Wirtschaftsverlagen sind die Bretterverschläge der letzten Internetapologeten, heute sind sie Dienstleister. Oder wollen es zumindest sein, denn kaum jemand verirrt sich hierher, wo das Leben nicht tobt und allenfalls Facheinkäufer für Wissenschaftsbücher auf dem Weg zur Toilette vorbeieilen.

Manchmal rottet sich das Personal der Gemeinschaftsstände des Platzes zusammen und zeigt sich gegenseitig Powerpoint Präsentationen auf den Laptops. Erkennt man daran, dass hinter einer Bretterwand ein Dutzend Anzugträger stehen und das nähere Umfeld leergefegt ist. Ganz selten kommt mal ein Jobsucher vorbei und wird wieder weggeschickt. Das wird noch auf der Systems schlimm genug.

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Dienstag, 12. Oktober 2004

Ein Neologismus

Exilblog, das (n.) Ein Exilblog ist ein Blog, das aus Gründen rassischer, politischer, religiöser, wirtschaftlicher oder sonstwie arschlöchriger Verfolgung ausserhalb der Wirkungsbereiches der Repressionsmassnahmen der jewiligen Verfolger angesiedelt ist.

Vermutlich wird das in 80 Jahren ein toller Forschungsgegenstand. Immerhin ist es dadurch zum ersten Mal möglich, im Exil zu schreiben, ohne körperlich im Exil zu sein. Und es ist problemlos möglich, diese Texte im realen Land des virtuell Exilierten zu lesen. Ausserdem kann man in 80 Jahren gefahrlos über verfolgende Interessengruppen forschen, deren reale Vertreter dann nur noch wenig wohlriechende Kadaver sind.

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Postmessial

Da war einer, der ein Buch angeboten hat. Randthema. Aber er hat es klug gemacht, und er hatte wohl auch den richtigen Riecher. Manchmal geht es wirklich so einfach, ran an den Stand, den Entscheidungsträger anquatschen, aus dem 30 Sekunden-Pitch wird ein 10-Minuten-Talk, sie tauschen die Adressen, und dazwischen kann man überlegen, warum der Verlag es nehmen wird: Klar definierte Zielgruppe mit Geld und einem gewissen Fanatismus, Thema ist im Trend, es gibt kein anderes hochwertiges Produkt, und der Autor hat erkennbar Ahnung von der Sache. Wenn man den ganzen Dreck des Betriebs nur einmal gerochen hat, den Schweiss der Ochsentour durch Lektorate und Pressestellen, dann geht einem bei solchen Szenen das Herz auf.

Es ist Buchmesse, und Buchrebellen ohne Markt suchen Verleger, die oft genug fälschlicherweise behaupten, einen Markt zu haben. Es ist ein Schneeballsystem, manche werden dadurch reich und kriegen die Gutscheine für die Parties, wo über die staatliche Stütze in Form von Einladungen zu Literaturfesten verhandelt wird, andere müssen sich ihre Märkte erkämpfen, und die grosse Mehrheit versagt. Sophie Dannenbergs Erstling wird nach dem grossen Scheitern ebenso versteckt wie Ariane Grundies, auch nach Dobellis Zweitling muss man lange suchen, so verhuscht steht er am Rand. Zwei, drei Monate machen aus prognostizierten Bestsellern Füllmaterial für internationale Stars, und das Heer anderer Buchwilliger steht schon bereit, in den Lesebühnen, bei den Agenten und den Schreibwettbewerben.



It´s a fucking war out there, und obwohl sie und ich auf den gleichen Markt zielen, bin ich doch nicht dabei, ich stehe am Rand und wundere mich, warum die sich so kaputt machen lassen. Da balgen sie sich mit 350 verkauften Exemplaren um den gleichen kleinen Kreis vn unglücklichen, ungefickten Mitte-Germanistik-Proseminaristinnen, versuchen es über karge Sätze und geschwollene Klappensülze, der Verleger sagt was über die Pflicht, die Jugend zu bedienen, die längst vor MTV abhängt und auf Kuttners ersten Roman oder so wartet, über den dann die Bild was schreibt. Vielleicht kriegen die Neuen auch noch die Awareness eines Aufmachers einer Opazeitung, deren Leser weiterblättern zur nächsten Was waren wir damals für feine Kerle und die Russen waren fies Apologie, oder zum Moralkeulenhändler, oder zum Bildband, den der Rezensent dann zu Weihnachten an Mutti verschenken wird.

Die Messe ist was schönes. Bücher sind was schönes. Aber ich fürchte, sie sind etwas antiquiert, und irgendwann wird das Schlachtfeld so umgepflügt, vergiftet und verseucht sein, dass sich die grossen Player doch ein anderes Penetrations-Spielzeug für ihre medialen Weltbeherrschungsphantasien suchen werden.

Amazon hat übrigens in den letzten drei Jahren 20% Marktanteil verloren. In Deutschland. Bei Büchern.

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msn mit Gmail ficken

Gmail vergibt im Moment keine Invitations mehr, aber ich habe noch einen Spareaccount, und da liegen noch 4 Invits drauf rum. Also, wer will, entweder eine Mail an donalphonso at gmail com oder hier melden. Wer zuerst kommt, den belohnt das Leben.

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Dienstag, 12. Oktober 2004

Real Life 10.10.04 - Ein Buch gekauft.

Das hier: Frühwerkiges Gonzo. Und kommen Sie ja nicht auf die Idee, beim gleichen Verlag das komische Buch da von dieser komischen Zielke da von dieser komischen FAZ da zu kaufen. Die übelste Zeilenschinderei seit den Bizzplänen der New Economy. Praktisch Grossdruck, also das, was blinde Fäuletonopas so lieben. Wenn die Autorin eine persönliche Freundin oder die Freundin eines Freundes oder FAZ-Redakteurs ist.

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Kalt Mann

Yo, jeder Satz eine Herausforderung. Er stellt sich hin und knallt rein. Er sagt es, Mann. Fehlt eigentlich nur noch das "ich schwör", und es wäre fast so was wie strassencredibel unter den Kinderkids in der Taunusstrasse. So, vom Lektorat in die klassischen Formen gepresst und mit dem Kreuzberger Pseudoton Marke Lesäbühnä, ist es nur debil.

Ach so, er studierte Mediengestaltung, und war schon mal bei MTV. Das erklärt einiges. Authentisch wie die bekannte lila Kuh. Sowas muss ja in totem Baum auf der Buchmesse enden, eifrig beklatscht von grauhaarigen Pädagoginnen, die das ihren Schülern als jugendgerechte Auseinandersetzung mit Technik und Gefühlen geben werden, weil sie von beiden so wenig verstehen, dass sie sich beim Platzieren eines Vibrators über den Jordan brutzeln würden.

Btw, irgendwie hab ich auf der Buchmesse keinen der so beliebten Schamhaar-Debuttexte gehört.

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Sehr schöne Eindrücke

bei Frau Eriador, die auch von Berlin aus berichten wird. Etwas flauer Magen dagegen bei Emily. Angeblich Grimassen bei Andrea Diener, die mir gar nicht aufgefallen sind - Bilder beweisen aber dass ich deklamierte wie der junge Mossolini. Und redete auf Herrn "Headset" Shhhh ein, das hier nicht Houston ist und wir kein Problem haben - aber eine Kamera, mit der wir auf das Publikum zurückfeuern können.



So sieht es von da oben aus. Halbrechts hinten, neugierig den Kopf nach vorne gereckt, das ist der beste aller Verleger.

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Sonntag, 10. Oktober 2004

Nacktes Fleisch beim rohen Wohlt

Es hat was von Nepotismus, Günstlingswirtschaft und mafiösen verstrickungen, wenn man jeden Abend nach der Buchmnesse bei Rowohlt speist, in einer jährlich wechselnden Location. Dieses Jahr war es das Jazil, und ich war nicht jede Nacht dort, sondern nur eine. Aber die hat auch gereicht, um das eigene Verlagshaus innig zu lieben.

Rowohlt hat seine Homebase nicht in FFM, sondern in HH, muss also in fremden Räumen repräsentieren und das eigene, nicht gerade geringe Personal abfüttern. Und abfüllen. Am Stand sind sie alle gleich beansprucht von Manuskriptablieferern, Bücherdieben und nervigen Fragern, wo denn jetzt bitte der Walser ist und ob der auch noch 20 Jahre alte Suhrkamp-Schinken aufwertet. So ein Walser im Programm ist ein guter Grund, sich ordentlich zu zu kippen, und so wartet das jazil mit einer langen Theke oben und einem kurzen Buffet unten auf. Immerhin ein Buffet, das einen mit schimmernden Terrinen anlacht, und nicht, wie beim fischigen Fischer mit Quiche in Pillengrösse beleidigt.



Wir lassen die Käsespätzle rechts liegen und widmen uns dank Gutschein den ebenso vegetarischen Tortellini, und doch, die sind gut. Aber irgendwo muss die Kohle ja hin, von den Umsätzen mit den alten Tucholsky-Rechten, und den Gewinnen an Jungautoren, die dann immer flennen, wenn ich mal wieder was von 10% Honorar und ein paar Sutzend Belegexemplaren erzähle. Die tun nur so spendabel, für gäste. Innen drin regieren die Controller.

Und seit neuestem eben auch die Freunde von Walser und die Anhänger gesetzter Altherrenliteratur, sowie FAZ-Ab- und Anonanierer. Seitdem der Moralkeulenfreak dort ist, muss ich bei Rowohlt immer an alte Säcke mit Schuppen auf den Schultern und einem grausligen südschwäbischen Dialekt denken, die immer noch nicht kapiert haben, dass die jungen Frauen einfach keine Lust haben, egal was sie sich später im Kopf zusammenfantasieren. Sex ist hier nicht wirklich Thema, Verlagsangestellte sind heute ganz normale Mitarbeiter und keine verfolgte Minderheit mehr, die sich für Nachkommenschaft die Seele aus dem Leib ficken muss, weil alle paar Tage die Inquisition vorbeischaut und eine Autodafe inszeniert. Statt dessen wird das Programm am Geschmack gestreamlined, und so sehen sie dann auch oft aus.



Und sitzen zur Strafe lang rum, kommen einfach nicht weiter, und wenn sie dann mit 2 Caipis mehr und zwei Gutscheinen weniger von der Bar kommen, ist der Platz neben ihnen leer, und die anderen reden mit anderen Leuten darüber, dass sie nachher noch auf die Blumenbar-Party gehen, für die die älteren Semester dann doch zu vergreist sind.

Da ist eine Discokugel und auch Ntz Ntz Ntz Musik, aber zum Tanzen hat hier keiner Lust. Tanzen, das passt hier nicht her, also stehen sie lieber rum und halten sich an Gläsern fest und sind ganz froh, dass es nicht so laut und voll ist, damit man sich unterhalten könnte, und mehr, wenn es denn klappen würde.

Wir studieren die Drinkliste und finden sie ziemlich öde. Deshalb gehen wir hoch, quetschen uns an die richtige bar, und suchen was ungewöhnliches áus der Cocktailkarte. Mein Drink erweist sich als dünnflüssiger Kaugummi, meine charmante Begleiterin nimmt einen Whiskey der Senatorcard-Klasse. Ich kenne niemanden, ausser einer Frau, mit der ich früher mal studiert habe, aber es ist noch nicht mal schlimm, das Buchgestammel und Projektgefasel lullt mich ein, hinten schimmern rote Gläser, und ich schliesse Wetten mit mir ab, wieviele von den Typen hier nachher durch die Puffs und vorbei an den Nachtschattengewächsen in der Kaiserstrasse ziehen werden.



Und wieviele Mädchen, natürlich auch. Man geht ja überall mit der Zeit und den Bedürfnissen. Nachfrage macht Angebot. Zumindest hab ich mal sowas geschrieben, dass es mit den Frauen als Freierinnen immer besonders heftig wird, wenn die Buchmesse ist. Bislang hat noch niemand widersprochen. Wird schon seinen Grund haben, das.

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Samstag, 9. Oktober 2004

Da sassen wir dann.

Oben, auf dem Podium. Auf der Frankfurter Buchmesse. Auf dem Platz, auf dem Udo Linderberg sitzen sollte. Aber der hatte kurzfristigst abgesagt, und so fragte sich mein bester aller Verleger: Wer ist der durchgeknallteste meiner Autoren, der sich vor eine Pressemeute wirft, die eigentlich Lindenberg erwartet, und einen Fanblock von Rochfreunden, die dann wütend und enttäuscht gehen. Auf die Schnelle kam ihm da nur eine Idee. Meine Wenigkeit.

Meinst Du, es kommen 20 Leute, fragte er mich gestern, und ich sagte, klar, wird schon, irgendwie. Als sich dann die Blumenbarparty am Vorabend doch müde und kalt bis in die frühen Morgenstunden schleppte, war klar, dass ein paar sicher geglaubte Gäste wohl eher im Bett an den Folgen ihrer Nasenschleimhautverschlankungsstrategie laborieren würden.

Trotzdem ging es dann um 7.30 Uhr los, Texte absprechen, Mods schreiben, Idee mit der Powerpoint verwerfen, mitstoppen, und übermüdet unter einem stahlblauen Himmel Richtung Messe fahren, Frau Diener neben mir. Gleich neben uns parkte Frau Eriador mit Herrn Shhh, nur Frau Emily Beat hatte sich mit dem Eingang vertan und wurde aufgeklaubt. Nochmal die Texte durchgehen, ein paar Witze zur Aufheiterung, es werden schon so zehn Gäste kommen und mit Tomaten werfen. So richtig aufgeregt war niemand.

Und dann sind wir rauf auf die Bühne, unter war richtig schön voll, der beste aller Verleger brauchte keine fünf Minuten und ich folglich nicht mein versprechen wahr machen, dass ich ihm dann einfach das Mikro abnehme, und dann ratterte er los, unser Bloggerzug nach Frankfurt.



Dann passierte es. Die Leute blieben sitzen. Keiner jammerte wegen Lindenberg. Sie lachten an den richtigen Stellen, sie klatschten, wir donnerten durch 6 Blogtexte, die gelesen immer noch so witzig waren wie gedruckt, und in den Gängen blieben Leute stehen. Hörten zu, wie man sich das so wünscht, und nicht wie sonst auf den Ständen, wo sich die Leute am Mikro festkrallen und es drei einsamen Gestalten zu peinlich ist, jetzt einfach zu gehen. Es war eine richtige Lesung, und am Ende traute sich keiner kommentieren, aber so ist das nun mal, und Emily, Andrea und Shhhh konnten endlich mal das tun, wo Autoren, egal wie abgebrüht, immer innerlich einer abgeht: Das eigene Buch signieren.

Um 17.30 Uhr ging es dann um Pierre Briece, am gleichen Ort. Es war ziemlich leer. Dass es die erste Bloggerlesung überhaupt auf der Buchmesse war, fiehl mir erst ein, als ich am späten nachmittag wieder im Auto sass. Ein Anfang ist gemacht.

So, ihr da draussen, jetzt kriegt ihr mal den Arsch hoch und rennt den Verlegern die Türen ein. Nach dem heutigen Tag ist das viel leichter als vorher. Sie werden euch lieben.

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Freitag, 8. Oktober 2004

Wir haben ein paar Fehler gemacht

Sonst wäre die Situation nicht so, wie sie im Moment ist, und manche hätten jetzt weniger Grund zum Grinsen. Wir hätten Dotcomtod vor allem sicherer machen müssen, aber das war mit den Strukturen nicht möglich. Und diejenigen, die es weiterhin wollten, hätten mehr Druck machen müssen, es zu bekommen und zu reformieren. Auch das war nicht möglich.

Aber Dotcomtod ist nicht tot. Eine Website lebt durch die Datenbank, die kann man verlinken oder auch nicht. Soweit ich weiss, gibt es da draussen etliche DCT-Spiegel, unter anderem bei einigen Wirtschaftsmedien, nicht wahr, K. und M.? Und so, wie ich den einen oder anderen kenne, wird das Ding irgendwann wieder im Netz auftauchen. Es wird eine Weile dauern, bis es bei Google wieder ganz oben ist. Aber es ist die beste Datenbank zur deutschen New Economy gewesen. Irgendjemand wird kommen und sie wieder bringen, und diesmal, vermute ich, besser geschützt und unangreifbar.

Geschichte endet und stirbt nie - das ist eine Lektion, die die noch lernen werden, die jetzt lächeln. Ein guter Freund, seines Zeichens ein hohes Tier in der Clinton-Administration, hat mir mal in Bonn gesagt: Geschichte klebt wie Scheisse am Schuh. Now, there will be a whole lot of shit out there, I suggest.

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Vielleicht

machen wir einen Webring auf. Kann ja nicht so schwer sein, den Leuten von DCT bei einem sicheren Server in den USA eine Blogsoftware hinzustellen und darüber ein Portal zu klatschen ;-)

Nur so als Idee. Nicht, dass sich heute jamnd ins Fäustchen lacht.

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DCT down

Ja, DCT ist unten. Nein, ich kann es nicht ändern. Es war nicht meine Entscheidung, es war nicht mein Wille, es wurde ohne Rücksprache getan, es ist kein technisches Problem, sondern ein Problem der Verantwortung, aber:

Ich denke, es wird wiederkommen. Solange gibt´s meine Finals eben hier.

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Freitag, 8. Oktober 2004

Fritzen bei Fischer

Ich bin ein Fragment der New Economy. Ich habe sie in ihrer Blütezeit erlebt und genossen Das war die Zeit, als man gaz offen kommunizierte, dass auf den besseren Events das Catering pro Person 100 Euro kostete. Und es war eine Zeit, in der es täglich einen dieser Events gab.

Ich bin ja der Meinung, dass der Downturn nicht so schlimm geworden wäre, wenn die Qualität des Buffets erhalten geblieben wäre. Das ist wie mit den belagerten Soldaten in der Burg, die Lebensmitteln mit Katapulten herausschiessen. Wer was zum Essen anbietet, kann eigentlich gar nicht pleite sein, und auch kein gewissenloser Leuteschinder. So hätte man das machen sollen, aber auf mich hört ja keiner.

Heute dann beim Fischer Verlag, romantisch gelegen gegenüber der Eisenbahnlinie. Chaos am Einlass. Hinter uns wird ein 7er-Pack Österreicher abgefangen, wir hingegen kommen nach etwas Hin und Her rein. Drinnen gibt es kaum Stühle, aber dafür massig Stehpublikum, meistens mittelalt bis ganz alt. Sexy Jungautoren muss man sich wie meine Begleiterin selbst mitbringen. Vorbei an den hier angeschwemmten Belanglosigkeiten des Messe, hin zum Buffet oder was man dafür hält.



Warm ist nur das Chili, diese neudeutsche Variante des Eintopfs mit viel Gewürzen, das die Verwendung von, vorsichtig gesagt, weniger hochwertigem Fleisch erlaubt. Es riecht nicht wirklich gut, aber trotzdem schaufelt es das Volk aus dünnsten Plastiktellern mit Plastiklöffeln in sich hinein, wie auf einer Teenieparty nach drei Uhr Morgen. Besonders scharf dürfte es nicht sein, denn niemand kippt gleichzeitig Unmengen von Rotwein, Weisswein und Mineralwasser in sich hinein. Rotwein, Weisswein und Mineralwasser sind die Getränke des Abends: Kein Saft, kein Sekt, kein Cocktail, auch keine Sonderwünsche wie Tee, obwohl ein grosser Teil des Publikums unten im Hof und dadurch draussen an der unfrischen Luft Frankfurts ist.

Nach gut zwei Stunden sind die Platten mit den Häppchen lehrgeräumt. Dass es so lange gedauert hat, ist sicher auch der nicht überrragenden Qualität geschuldet: Die Blättertteigtschen bröseln, die Hähnchenstreifen sind paniert, die Fleischbällchen gemahnen Jungautoren an die Zeiten, als "Essen gehen" noch den Boulettengrill aufsuchen bedeutete. Für Vegetarier bleiben nur kleine Käsepasteten, die zwar einzeln ganz ok sind, zu zwanzigst im Magen sich aber auch nicht die reinen Freude entwickelnd. Es klebt innen, es kratzt am Gaumen, hin und wieder richt man den Gestank aus der grossen Chilikanonen. Und so klammert sich das Volk am Weinglas fest, ist froh, überhaupt reingekommen zu sein, und jammert über die Krise, während der letzte Hühnerstreifen hinter grellrot geschminkten Lippen verschwindet. Angemessener Einsatz von Kosmetika im Buchgeschäft ist auch so ein Thema, bei dem die noch viel lernen müssen.



Wäre die New Economy mitsamt Buffets im Jahe 2001 den plötzlichen Kindstot gestorben, wäre das Siechtum weitergegangen, mit allen Auswirkungen auf die kulinarische Qualität, dann wären wir Ende 2004 auf dem Niveau angekommen, auf dem Fischer gestern war.

Trotzdem, sagte meine Begleiterin, letztes Jahr sei es mit Reispampe noch schlimmer gewesen. Die hat dann auch länger gehalten. Notstandsverwaltung. Sex, Glamour, Grandezza, der grosse Auftritt - das sind so die Dinge, die man dann auch vergeblich sucht. Sie klatschen eine junge Frau aufs Cover, und drinnen erzählen alte Knacker was über ihre Jugend. Sie verschicken Einladungen auf schwerem Papier, und nachher hat man einen schweren Magen. So kommen die nie aus der Krise.

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Hell ahead

Ich schiebe die Akkus wie Patronen in die Kamera. Eins, zwei, drei, vier. Testlauf - das Objektiv surrt raus. Ziehen, zielen, geht schnell. In dreihundert Kilometer Entfernung warten die Monster, meine Kollegen, mein Literaturbetrieb, all die netten Gesichter, die sich von ihrer besten Seite zeigen. Ich passe da nicht hin. Ich werde höflich sein, wohlerzogen, korrekt.

Und nach der Verzweiflung und der sinnlosen Gier in ihren Augen Ausschau halten...

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Mittwoch, 6. Oktober 2004

BLOGS! Lesung in Frankfurt

Denn wir wissen genau, was wir tun werden - wir rocken die Messe! Am Samstag, den 9.10. von 11.30-12.30 Uhr. Und
zwar so richtig gross, im Forum Belletristik/Krimi, Halle 4.1 Q 145.



Live on Stage:
Andrea Diener von Gig.antville
Emily von Emilybeat
Herr Shhhh von Freakshow
Don Alphonso von den Rebellen ohne Markt

Lesen! Reden! Livebloggen! Weil wenn schon, denn schon. Oder so.

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Gestern, im Voralpenland

"Stau von Rottach Egern bis Gmund, nur gut angezogene, schmuckbehängte Leute in den Cafes, alle paar hundert Meter ein Hundeklo, sauber, ordentlich, so schön kann Bayern sein."

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