Da sassen wir dann.

Oben, auf dem Podium. Auf der Frankfurter Buchmesse. Auf dem Platz, auf dem Udo Linderberg sitzen sollte. Aber der hatte kurzfristigst abgesagt, und so fragte sich mein bester aller Verleger: Wer ist der durchgeknallteste meiner Autoren, der sich vor eine Pressemeute wirft, die eigentlich Lindenberg erwartet, und einen Fanblock von Rochfreunden, die dann wütend und enttäuscht gehen. Auf die Schnelle kam ihm da nur eine Idee. Meine Wenigkeit.

Meinst Du, es kommen 20 Leute, fragte er mich gestern, und ich sagte, klar, wird schon, irgendwie. Als sich dann die Blumenbarparty am Vorabend doch müde und kalt bis in die frühen Morgenstunden schleppte, war klar, dass ein paar sicher geglaubte Gäste wohl eher im Bett an den Folgen ihrer Nasenschleimhautverschlankungsstrategie laborieren würden.

Trotzdem ging es dann um 7.30 Uhr los, Texte absprechen, Mods schreiben, Idee mit der Powerpoint verwerfen, mitstoppen, und übermüdet unter einem stahlblauen Himmel Richtung Messe fahren, Frau Diener neben mir. Gleich neben uns parkte Frau Eriador mit Herrn Shhh, nur Frau Emily Beat hatte sich mit dem Eingang vertan und wurde aufgeklaubt. Nochmal die Texte durchgehen, ein paar Witze zur Aufheiterung, es werden schon so zehn Gäste kommen und mit Tomaten werfen. So richtig aufgeregt war niemand.

Und dann sind wir rauf auf die Bühne, unter war richtig schön voll, der beste aller Verleger brauchte keine fünf Minuten und ich folglich nicht mein versprechen wahr machen, dass ich ihm dann einfach das Mikro abnehme, und dann ratterte er los, unser Bloggerzug nach Frankfurt.



Dann passierte es. Die Leute blieben sitzen. Keiner jammerte wegen Lindenberg. Sie lachten an den richtigen Stellen, sie klatschten, wir donnerten durch 6 Blogtexte, die gelesen immer noch so witzig waren wie gedruckt, und in den Gängen blieben Leute stehen. Hörten zu, wie man sich das so wünscht, und nicht wie sonst auf den Ständen, wo sich die Leute am Mikro festkrallen und es drei einsamen Gestalten zu peinlich ist, jetzt einfach zu gehen. Es war eine richtige Lesung, und am Ende traute sich keiner kommentieren, aber so ist das nun mal, und Emily, Andrea und Shhhh konnten endlich mal das tun, wo Autoren, egal wie abgebrüht, immer innerlich einer abgeht: Das eigene Buch signieren.

Um 17.30 Uhr ging es dann um Pierre Briece, am gleichen Ort. Es war ziemlich leer. Dass es die erste Bloggerlesung überhaupt auf der Buchmesse war, fiehl mir erst ein, als ich am späten nachmittag wieder im Auto sass. Ein Anfang ist gemacht.

So, ihr da draussen, jetzt kriegt ihr mal den Arsch hoch und rennt den Verlegern die Türen ein. Nach dem heutigen Tag ist das viel leichter als vorher. Sie werden euch lieben.

Samstag, 9. Oktober 2004, 22:22, von donalphons | |comment

 
Gratulation für das, so liest es sich ein bisschen, Über den eigenen Schatten springen

... link  


... comment
 
Die Verleger werden alle so heiss lieben wie den Kaminer. Aber es heisst ja in der Tat Buch- und nicht Literaturmesse.
Ich möchte mich mit meinen Weblogtexten jedenfalls nicht gedruckt sehen. Was soll das? "New Pop" nach dem dankenswerten Abdanken der Popliteratur?
Diese Hybris sollten wir seit der NE doch überwunden haben. Wenn der Aufruf "Macht Bücher!" ähnlich fruchtet wie damals "Gründet Unternehmen!", möchte ich ein neues literarisch fokussiertes DCT sehen, das den ganzen Schund erbarmungslos wegfegt. Aber das wird nicht passieren, denn alle sind ja damit beschäftigt, sich zu sagen, wie geil und klug sie sind. Woher, verdammt, kenne ich das nochmal..?

Und P.S. für alle jetzt Enthusiasmierten: Der respektable "beste aller Verleger" macht (von einer wichtigen Ausnahme abgesehen) .. Sachbücher.

... link  

 
so what?
Diese Hybris sollten wir seit der NE doch überwunden haben.
im grunde wahr, allein, der vergleich hinkt. es geht nicht darum vc millionen zu verpulvern und hirngespinsten von vermeintlichen killer-apps hinterher zu jagen, sondern um die chance ein paar neue namen und gesichter in die verlage zu bringen. hype hin oder her ist doch völlig egal. nach jeder hype phase sind ein paar von den guten hängengeblieben - sogar aus der grunge phase sind ein paar gute bands entstanden.
und zum p.s. so ganz stimmt auch das mit den sachbüchern nicht, aber egal, nach der buchmesse werden auch andere verlage versuchen sich eine scheibe vom kuchen der weblog-jungliteraten abzuschneiden - es sei ihnen gegönnt.

... link  

 
@ Jens: Das Nicht-Gedruckt-Werden-Wollen sei jedem unbenommen. Man muss es auch nicht vorlesen.

Und wer etwas sehen möchte, muss es selbst tun. Her mit den verrissen! Schnell! Aber in anderen Blogs die eigenen Dedfizite bejammern, ist da nicht der richtige Weg.

... link  

 
Na ja, Hype ...
Jens, ich gebe Dir ja im Prinzip Recht, kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um eine Art Nabelschau-Hype handelt, den nur die empfinden, die selbst im eigenen Saft der Bloggerei schmoren.

Ich habe in Frankfurt nichts davon gesehen. Blogs steht bei S+S brav eingereiht zwischen dem sonstigen Verlagsangebot, ohne besondere Hervorhebung. Hype oder der Versuch etwas zu hypen ist das nicht. Natürlich sei es den Autoren/Hrsg. erlaubt, diesen Hype aus Eigeninteresse zu beschwören, allein, ich sehe darin nichts Verwerfliches. "Katzen würden Whiskas kaufen" ist auch ein Slogan, der den Wahrheitbeweis schuldig geblieben ist. Weil die Wahrheit keinen interessiert. Und sie interessiert keinen, weil sie unwichtig ist.

... link  


... comment
 
War eine schöne Lesung...
...leider bekam ich nur den Schluss mit.
Kam wie immer zu spät - tja, die berühmte orientalische Unpünktlichkeit.

... link  

 
ausgesprochen schön
...hatte alles was man sich wünscht...morgens um 11:30 nachdem man beschlossen hat diesen Tag dem Alkohol zu widmen - da war der Anfang mit 9€ Eintrittspreis und erstmal nem Kaffee sehr angenehm.

Schön waren:
- Don Alphonsos Jacket ist nicht so gut wie meins
- Emilys Freundins pinke Unterwäsche die aus der Jeans blitzt
- Fr. Dieners Bemühung um den lokalen Sprachkolorit


...und Jean Gabin

PS: Fragen nach dem aktuellen Zustand des Puntos und der Schwester Barchetta wären da ja auch unangebracht gewesen...deswegen: keine Kommentare aus dem Publikum

PS2: ich bin wirklich 30min später wieder vom Messegelände geflüchtet - der Eintritt war nur für dieses Lesung. Und wo man schon mal das Trinken anfing empfehle ich leicht angtrunken gegen 13:00:
10 Kurzfilme a 3 Minuten in der Schirn...top entertainement - an einem Samstag im April ...äh Oktober

PS3: wo ist das foto das ins Publikum hineinfotografiert wurde ?????...das hätte ich schon erwartet

... link  

 
@ maz: Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich auch zu spät gekommen ;-)

@ catch22: Ich habe Andrea heute morgen gefragt, ob ich mein neues schlammgrünes Pepita-Jacket tragen soll, und sie meinte, ich soll lieber das braune Landhaussakko tragen. Da konnte ich nicht nein sagen. :-)

Aber es war wirklich schön.

... link  

 
@catch22
Das Foto ins Publikum gibts hier bei der Frau mit der pinken Unterwäsche

... link  


... comment
 
nur mal so offtopic: wo kommen eigentlichen die ganzen gay und transsex-seiten in ihrem referrer her?

... link  

 
Das wüssten meine abmahnwütenden Anwälte auch gern. Und ich wüsste gern, wo Sie am Samstag morgen waren.

... link  


... comment
 
Sagen Sie mal ... ,
... nehmen Sie eigentlich ein paar Texte aus dem "Hermetischen Cafe" mit, wenn Sie dann demnächst in der Volksbühne in Berlin lesen? Würde ich Ihnen wärmstens ans Herz legen. Zum Beispiel dieses hier. Oder das. Oder auch jenes (inzwischen Kult ...).

... link  

 
Wir haben schon mal drüber nachgedacht, Gaststars in Persona zu holen, aber:

- die müssten selbst lesen und

- die Lesung ist mit 5 Lesern jetzt schon proppenvoll.

Aber wenn jemand Lesungen machen will, helfe ich natürlich gern, beschwatze Veranstalter etc.

... link  


... comment