Dienstag, 22. August 2006
Cuisine Surprise
Wos fia a Bladdn?... Ah so, de Bladdn... Oiso, des woa... woadns...do homma voa 8 Joah des Obwossa valegt und zeast amio provisorisch zuagmacht, fois wo aussikemmt ned woa... und nochhea hod eana Muada jo glei vamietet glaub i, und mia hom nimma zuamocha kenna, so woa de Gschicht ned woa.
Und wie schaut es drunter aus?
Jo mei. Oiso, i dad des ned aufmocha, weil bei damois de ganze Vafüllung aussekemman is, do is sicha no wos nochgrutscht.
So kann ich keinen Stuck hinmachen. Aufmachen, bitte.
Wanns moana. (Spezialschraubersirr, Krach, Rumms, Polter, Staub)

(Hust) Zumachen bitte.
Is bessa, wenns Roah amoi blatzt, glaums mas, no kemma leichta nei.
Zur weiteren Gestaltung der Küche: Lieber vielleicht eine klassische Messinglampe im Adolf-Loos-Stil, die die Blicke nicht so an die Decke zieht und ausserdem nur nach unten strahlt?

Oder ein Kronleuchter, so überladen, dass man die Ecke mit der Platte gar nicht mehr anschaut? Eine Frage so drängend, dass der Weggang des Alex fon Irgendwas bei einem Blättchen namens Park Avenue nicht mehr besonders freuen mag.
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Bildung oder aus dem Leben eines Antiquitätenjägers
Cheppentail, Chickenpail, Chibntale (und Mischungen): Chippendale (englischer Möbelhersteller des 18. Jh., Bezeichnung wird meistens für alles verwendet, was irgendwie gebogen ist)
Hepelwait: Hepplewhite (englischer Möbelhersteller, Klassizismus Ende 18. Jh., wird gern für alles verwendet, was nicht so kurvig ist)
im Sheraton-Hotel-Stil: Sheraton (englischer Möbelhersteller ähnlich Hepplewhite, aber kein Hotelgründer)
Viktorisch: Victorianisch (nicht wirklich eine Stilepoche, umfasst so ziemlich alles von Neogotisch über Historismus bis Arts and Crafts - und wird auf alles angewendet, was man nicht kennt)
Gorganisch, georgisch, gregorianisch: Georgianisch (für Möbel äusserst ungenauer Begriff für die Stilepoche zwischen 1720 und 1840, umfasst u. a. Adams, Hepplewhite, Sheraton und Chippendale, wird aber angewendet bis zur Segmüllerepoche Ende des 20. Jahrhunderts)
Magoni, Mahgony: Mahagoni (Rötliches bis fast schwarzes Edelholz, wird für jede Holzart verwendet, die nicht Kiefer natur ist)
Kirsch: Furnierimitat
Original (das können sie schreiben): Fälschung, Stilkopie
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 22. August 2006
Già la mensa è preparata.
Giacché spendo i miei danari,
Io mi voglio divertir.

Leporello, presto in tavola!
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Studenten aus arabischen Ländern
Die Debatte ist ebenso verhängnisvoll wie dumm. Denn Studenten aus islamischen Ländern kommen nach Deutschland, weil sie eine gute Ausbildung wollen. Terror könnten sie auch in Afghanistan lernen. Wir dürfen ihnen, egal was später daraus wird, erst mal eine gewisse Bereitschaft unterstellen, sich auf dieses Land, seine Menschen und seine deutlich andere Kultur einzulassen. Sie kommen in ein deutsches Umfeld, das so aufgeschlossen, gebildet und offen ist wie kein Zweites - die Studenten. Wenn ein Ausländer irgendwie die Chance haben kann zu begreifen, was die Vorzüge unserer Freiheit und Offenheit ist, dann als junger Mensch an der Uni.
Wer mit ausländischen Studenten zu tun hat - eines meiner Nebenfächer etwa bildete in Deutschland über Jahrzehnte grosse Teile der Forschungselite der arabischen Welt aus - weiss: Genau das hat funktioniert, zum Vorteil beider Seiten, egal ob menschlich, kulturell oder wirtschaftlich. Diese Studenten bilden in aller Regel intellektuelle Brückenköpfe im arabischen Raum. Wenn es Helfer für unsere Anliegen der Freiheit, Säkularismus und Demokratie in der muslimischen Welt gibt, dann sind es diese Studenten, die die Vorzüge erleben und nutzen können. Vielleicht sind nicht alle prima, manche werden vielleicht korrupte Beamte und wieder andere bauen Bomben, aber das sind Erscheinungen, die man nur an der Wurzel bekämpfen kann und nur mit Leuten, die vor Ort sind und aus ihren guten Erfahrungen mit unserem System unsere Sache vertreten.
Stammtischparolen für die tumben Deppen, die immer nur die Kosten sehen und nie die langfristigen Chancen, die sich daraus ergeben, helfen nicht weiter. Wer in der Welt etwas verändern will, kann sich nicht einfach abschotten, sondern muss Freunde suchen. Mit gegenteiligen Vorschlägen verraten diese Leute den Geist der Universitäten, die selbst in den Zeiten des schlimmsten Religionshasses und Kriege in Europa immer noch in der Lage waren, Verbindendes zu gestalten. Antiwestlicher geht es eigentlich nicht.
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Halbfertig

Vielleicht freut sich ein gewisser Herr über die neue Heimat der Stühle.
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Schreibwettbewerb Ankündigung
vier Mal Silber
und als Hauptpreis ein Wochenende
Leben wie Don Alphonso in der Provinz
gewissermassen also ein Kurzurlaub, bei dem ich dafür sorge, dass der Tisch nie leer und das Glas stets voll sein wird.
Und nachdem es das letzte Mal thematisch nicht so einfach war, gibt es diesmal 2 Themen zur Auswahl:
1. Meine Bekehrung
2. Meine Provinz
Der Rest bleibt Euch überlassen, genaueres zum Ablauf in den nächsten Tagen. Teilnehmen kann jede/r, auch ohne Blog, solange sie/er hier nicht rausgeflogen ist.
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 21. August 2006
Was ich wollte
Weil sowas selten ist und mitsamt Reise zur Auktion und 20% Aufgeld jenseits meiner finanziellen Mittel, fand ich mich mit der Idee ab, einen englischen Schreibtisch zu kaufen. Im Januar fand ich einen in rötlichem Mahagoni, um 1850, mit drop leafs bei Antik Du Kanti in Berlin, war mit dem Roadster unterwegs, und als ich bald darauf mit dem Audi kam, war er schon weg. Im Prinzip fluchte ich jeden Morgen beim Aufstehen wegen dieses Schreibtisches, bis ich dann missmutig und eher in Gedanken an meine Liebste einen Tisch kaufte, der auf dem Photo wie eine Stilkopie eines Regencyschreibtischs aussah, mit Lederfläche, gespreizten Beinen und Löwenfüssen aus Bronze mit Rollen. Es erwies sich als keine Stilkopie, sondern als altes Original, daneben stand noch ein Sofa Table, den ich auch nahm - und das alles für die Hälfte des ohnehin günstigen Preises, den Du Kanti verlangt hat. Alles prima, dachte ich, das Schicksal ist mein Freund. Bis heute morgen um 11, als ich auf dem Flohmarkt einen Händler aus Frankreich kennenlernte.

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Verschwendung und Laster als Wirtschaftsstimmulanz
Dieses tumbe Dasein in der Menschenbrühe, an deren Spitze sich jeder vermuten möchte, zu durchschauen ist nicht nur eine geistige Übung, es ist der Schlüssel zum guten Leben. Wer jemals in einer neolithischen Siedlung einen schminktauglichen Rötelstein und eine kleine Reibe aus Quarzit gefunden hat, die damals mit unsäglichen Mühen über 200 Kilometer transportiert wurden, macht sich über die Natur der Frauen noch die gleichen Illusionen, die angesichts von frühmittelalterlichen Männergräbern entstehen, bei denen die Schädeldecken vom Hieb einer Spatha gespalten sind. Und wenn heute der respektierte Meister Lumma das Buch "Verschwendung" eines unsäglichen Autors einer wahrhaft erbärmlichen Postille "Brand1" mit grosser New Economyvergangenheit empfiehlt, nun, dann

greifen wir nur müde lächelnd in das Buchregal nach Bernard Mandevilles "Bienenfabel oder private Laster als gesellschaftliche Vorteile", legen es auf unseren Regencyschreibtisch und bereiten uns eine Kanne Tee. Denn eine wirklich üble Verschwendung wäre es, einen weichgespülten Apologeten des genial bösartigen Originals zu erwerben. Was, bitte, könnte denn ein Autor so einer windigen Luftnummer vermögen gegen einen der grossen Aufklärer, einen gottlosen, zynischen Beobachter des Lasters und seiner Folgen, die doch immer gleich sind? Was soll so ein Amazoninsidelesenbuch, der in einem Jahr auf dem Ramsch liegt, gegen einen Klassiker, der auch schon auf dem Index der katholischen Kirche stand? "Verschwendung", das wissen wir ohne Lesen, ist etwas für die Post-68er, die sich cool finden, weil sie heute saubere Resopaltische mit abartig teurem Kirschfurnierimitat haben, genauso cool wie der 68er, der stolz war, eine verdreckten Obstkiste das Eigen seiner Kommune zu nennen und dort Marxens ursprüngliche Akkumulation zu büffeln - und doch sitzen sie beide am gleichen Müll.
Mandeville - zu seiner Zeit Anfang des 18. Jahrhunderts allseits verhasst und als Mandevil verunglimpft - hat gut doppelt so viel geschrieben wie das deutsche Nachmacherlein in seinem erbärmlichen Hayekschismus. Denn Mandeville kritzelt nicht irgendwelchen hirnlosen Tschaka-Liberalismus für die geistige Tiefflughöhe des durschnittlichen Brand1-Liebhabers, er ist sich durchaus der negativen Folgen und Voraussetzungen der Verschwendung im Klaren, die in seinem Buch breiten, mit geistreich-zynischen Erzählungen gefüllten Raum einnehmen. Jenseits der Ironie bleibt Mandeville strikt bei einer sinnvollen Äquidistanz zwischen Knauserei und Verschwendung, er führt die Extreme vor und überlässt dann dem Leser die Entscheidung.
Was in meinen Augen der Unterschied zwischen einem europäischen Aufklärer und den Hayeks Kadaver ausbudelnden ökonomischen Terrorstaatsfanatikern ist. Was Wunder, dass des kecken Autors Verleger deshalb von einem Vorfahr der zweiten Gruppe vor den Kadi gezerrt wurde. Wir aber blättern also wieder in Mandeville, essen ein Stück gedeckten Apfelkuchen dazu, verstehen, dass der Mittelweg nicht immer golden, aber doch sinnvoll ist und heben uns ein feines Lächeln für die Schwächen und Triebe der Menschen auf, denen letztlich unser Naturell, der Sex, die Literatur, das verfeinerte Essen und die Musik entspringt, aber zwingend weder ein Geschäftsmodell noch ein Bestseller von so einem Typen da.
Wer den Mandeville noch nicht hat, bestelle sich am besten im Buchladen die Hardcoverausgabe von C.H. Beck in München, 1988, 19,90 Euro. Natürlich mit Lesebändchen.
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Samstag, 19. August 2006
Von 8 bis 9




Gegenstände auf der Dachterasse sichern war degegen sinnvoll.
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Real Life 19.08.96 - Westliche Vorstadtdialoge
DeutscheBankSiemensSchweizerPharmawerteBesitzerin (DBSSPB): Und wenn de erst de Eabschaftsschteia naufsetzn, mia miassn 100.000 Euro jetzt scho zoin!
DMIFB: De san Vabrecha.
DBSSPB: I hobs mein Mo scho gsagt, ea soi a ois wia sei Bruada ind Schweiz bringa.
DMFIB: Wenn des mit denen Sozialabgaben so weidageht, nimm i mei Rentn und wanderd aus nach Thailand.
DBSSPB: Wenn de des Land weita so kaputt machan, bleibt oam nix anders übrig.
KeineAktienkeineFondsBesitzer (Du): Ich glaube, da kommt ein Gewitter, entschuldigen Sie mich bitte, ich muss in die Stadt und die Fenster zumachen.
DMFIB: Schens Wochenend, Herr Porcamadonna. A so, no wos, mia san de nächstn drei Wochen auf de Seychellen und wens ins Oiderheim nübaschaun und mei Muada segn, sogns ihr nix, de regt se imma so auf.
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Freitag, 18. August 2006
Enemy at the Gate

Falls jemand meint, es gäbe noch was verrückteres als die new Economy der Munich Area, wird er jetzt katholisch gemacht aka eines Schlimmbesseren belehrt. Wo bleibt eigentlich das watchblog, das die übelsten Einlassungen dieses Herrm und seiner Untertanen zur Debatte stellt?
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Memme M. oder Chance als Scheitern
Damals war auch die besagte Ostküste nicht eben zimperlich, und keiner wollte weichgespülte Interviews mit ÖVPlern, die sagten, dass alles ok ist und man bittschön die Chance haben wollte, jetzt mal was anderes auszuprobieren. Beliebt macht man sich mit solchen Angriffen nicht, und wenn die erste Charge reingefallen ist und bei einem Interview ohne abgesprochene Fragen absauft, hat man einen gewissen Ruf, der sich in der zwingenden Abgabe eines Fragenkatalogs äussert. Na schön, gerne, dachte ich, sollen sie sich halt vorbereiten. Und schickte die Fragen in etwa so, wie man sie über dem Atlantik stellt, direkt, kein Blabla, ohne Kriecherei oder billige Stöckchen und Belohnung für das Hüpfen.
Unangemessen sei das, sagte mir die Pressefrau eines Ministers am Telefon, als ich mich gerade durch die Baustelle bei Linz quälte, das geht gar nicht, sowas sei ihr - die im Übrigen gerade erst vier Wochen vorher als Tochter eines braunschwarzen Vordenkers auf diesen Posten gekommen war - noch NIE untergekommen. Nun war ich aber auf amerikanischem Ticket unterwegs und hatte vorher schon gewisse Kontakte zu Leuten in der US-Botschft, und die wiederum kümmerten sich um das Problem, so dass Minister X mich während eines anderen Gesprächs im Keller Radio Orange wissen liess, dass er die Fragen doch als hart, aber fair einstufe, und ich solle doch einfach über die Wäschestiege (so heisst das wirklich in felix Austria) hoch zu ihm kommen.
Es war nicht das weltbeste Interview, es blieben konträre Standpunkte, aber er hat sich bemüht, das Beste aus der damals komplett verfahrenen transatlantischen Situation zu machen. Und auch auf die härtesten Nachfragen umfassend seinen Standpunkt dargestellt. Ich habe dennoch keinen Respekt für einen Politiker, der mit dem Haider rummacht, aber trotzdem eine begrenzte Achtung vor diesem Interviewpartner.
Der hatte etwas, das Klaus Madzia, selbst Journalist und Chefredakteur der Business News fehlt: Das Standing und den Willen, sich auch gegen bohrende Fragen jenseits der Grenzen des Üblichen durchzusetzen. Aber die unbeantworteten Fragen von Ben Schwan an Madzia sind auch eine Art Antwort.
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Du rauchst.
Oder - Du gehst zu Holgi und lässt es Dir austreiben. Du Suchtgurke.
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Freitag, 18. August 2006
Drinnen/Draussen


Denn woanders hat Fortuna gerade miese Laune, der Teufel bläst Septen in den Dudelsack, Haifische beissen zu und ein ohnehin nötiger Besuch in der Munich Area wird sich mehr ausweiten, als mir lieb sein kann.
Irgendwo da unten muss man sich noch eine erheblich zu junge Mutter vorstellen, und ihr Kind, das neben dem Studium aufgezogen wird, und wer weiss, was mal aus ihm wird, vermutlich auch so etwas Zielstrebiges, eine, die den Weg zu kennen glaubt und die Roadmap schreiben will.
Vielleicht wird sie auch eine Anwältin so korrupt und verdorben wie der, über den fast täglich neue Details bekannt werden, so viel Geld, und alles scheint verschwunden zu sein und umgesetzt in Dinge, die keinen echten Wert haben. Was tut man mit den Anzügen, den Schuhen und der Krawattensammlung, die zum grossen Teil auf den Geldern der Mandanten basieren? Versteigern, beschlagnahmen, ihm belassen, damit er wengistens nach was ausschaut, wenn er nach der Verhandlung Berufsverbot bekommt? Man wird es erfahren, die Stadt ist ja nicht gross.
Nichts ist eigentlich gross, alles scheint so beschränkt in diesen Tagen, die Politik der Kanonenboote2.0 und einem Sturz von das Merkel, der keinen Spass macht, das langsame Entgasen der Zukunft der anderen, manchmal wäre es vielleicht schön, schon Rentner zu sein mit 68er-Biographie und sich um die kommende Scheisse nicht mehr sorgen zu müssen, sondern nur noch um die PS-Zahl des neuen Wagens im Wissen, dass es der letzte sein wird und die anderen das alles werden auslöffeln müssen, was man an Kleinigkeiten jetzt verursacht. Gross ist nur der Himmel, der hirnlos wie eine schöne Frau über allem seine selbstgefälligen Wölkchen pudert und sich, einem Spiegel gleich, im Objektiv fängt. Seitdem es wieder Krieg ist, und ich leider nicht im Keller wohnen kann, lalala.
kann man nicht einfach die munich area wegmachen, irgendwie?
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Heruntergekommen

Ich glaub, ich ziehe auf die Dachterasse um. Erstmal.
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Donnerstag, 17. August 2006
Sehr zu empfehlen - Tarantella
Wer sowas in unserer Ultramoderne, deren Kennzeichen angeblich erfolgreiche Blogs wie dieses hier sein sollen, mal mitgemacht hat, steht den voraufklärerischen Versionen dieser Veitstänze auf digitalem St.-Petri-Schnee eher gelassen gegenüber.

Die Tarantella ist in der Region Neapel und Apulien zu Hause. Ein wilder Tanz, der seinen Namen seiner Verursacherin verdankt, der giftigen Tarantel, die in dieser Gegend in grossen Mengen vorkam und auch Menschen anfiel. Ihr Gift hatte eine betäubende, schwächende Wirkung, und wer gebissen wurde, musste tanzen, schnell und wild, und singen, um dem Gift entgegen zu wirken. Musik als Gegengift, ungebändigt, laut, direkt, mitreissend, heiss und immer schneller werdend, sollte das Gift in Schach halten und die Krankheit bezwingen.
Die Tarantella fand Eingang in die klassische Musik, aber unverstellt, ursprünglich mit Lauten und Castagnetten, so wie sie die ersten Forscher im frühen 17. Jahrhundert erlebt haben, die auf der Suche nach einer göttlichen Harmonie waren und den Tanz als eine extreme Ausformung verstanden, so mitreissend und energiegeladen, hört man sie selten. Fernab vom hektischen Leben in der grossen Stadt gibt es einen Herrn, der sich auf High End Audio spezialisiert hat und neben Boxen aus Vogelahorn und Röhrenverstärkern auch Musik vertreibt, die man andernorts nicht bekommt oder langwierig bestellen muss. So eben auch die Tarantellaeinspielungen, die unter der Musikhistorikerin Christina Pluhar beim französischen Label Alpha erschienen sind, im Jahr 2001, dem Jahr der Schrecknisse, das bewies, dass alle meine Bekannten dieser Tage und dieser Peer Group nicht die Tarantella, sondern den Totentanz aufführten.
Für die 20 Euro, die ich bezahlt habe, bekommt man heute auch eine Menge verbliebener Penny Stocks dieser Zeit, aber ich verspreche, dass man mit der CD in jedem Fall mehr Spass haben wird, wenn man Alte Musik und hervorragende, engagierte Aufnahmen jenseits der ausgetretenen Pfade der Klassik schätzt.
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Einmal hat Fidel Castro noch gewonnen

Für den dreckigen Ex-Diktator von Paraguay Alfredo Stroessner, der so aussah wie ein Bilderbuch-Gestapomann, gibt es keinen Morgen mehr. Und den Pinochet packst Du auch noch, Fidel. OK? Prima.
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Das Gute an der Sache mit Grass ist,
ok, ok, ich geb´s zu, ich kaufe sowieso fast keine lebenden Autoren
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Dienstag, 15. August 2006
Ganz oben

Letzte Woche gab es eine Situation, in der ein Anruf wichtig gewesen wäre. Nicht für mich, aber für einen Haifisch. Jedenfalls fand ich es bedeutungslos genug, um nicht anzuhalten und nach einer Telefonzelle zu suchen. Ich habe zwar ein Handy, aber ich war schon immer der schlechteste Kunde, den Vodafone je hatte, und seitdem das Handy kaputt und Anrufen nicht mehr möglich war, ging der Umsatz mit mir auf absolut Null. Handies sind einfach nicht mein Ding.
Der Haifisch tobte, ich giftete zurück, wir schrien uns ein wenig an und schoben grosszügig Schuldpakete hin und her, bis sie letztlich ganz zerfasert und hässlich waren, und machten dann woanders weiter. Ich jedenfalls, sagte ich, würde wegen diesem Unsinn keinesfalls irgendwelchen Telcos Geld in den Rachen schmeissen, indem ich mir schon wieder so ein Ding kaufte. Ist ja schon schlimm genug, dass da dauernd einer anruft. Ich sei glücklich mit dieser Situation, auch wenn ich es dann nicht auflade und es konsequenterweise ohne Strom nicht mal mitnehme. Am Tag darauf, nach einer Besprechung, kam der Haifisch rüber, betonte die Notwendogkeit meiner 24/7-Erreichbarkeit in den nächsten Wochen, und drückte mir so ein unpraktisches Schiebeding in die Hand, das er nach einem Jahr nicht mehr brauchte, weil es mit seiner neuen Karre nicht kommunizieren wollte, was immer das bedeutet.
500 Euro hat es damals gekostet, als auf den Pressebildern Koreanerinnen damit lächend einem Gaga-Lifestyle zwischen Prada und Seoul Downtown frönten, heute ist es praktisch wertlos. Weil es Trümmer gibt, die noch mehr sinnlose Funktionen haben, die keiner braucht. 90% Wertverlust in 12 Monaten, das ist der ganz kleine, private Nemax-Crash für Millionen Deutsche, für ein bescheuertes Spielzeug, das sich nach drei Tagen älter anfühlt als alle Möbel, die ich habe, älter als das Haus, dessen Kern seit 700 Jahren steht und in 700 Handygenerationen noch immer stehen wird, weil die Zeit praktisch stillsteht für die Steine, das Holz und die Ziegel, und es hat was Beruhigendes zu wissen, dass mich das Haus genauso lässig überleben wird, wie ich das Handy. Und hoffentlich viele, denen die Fixierung auf so einen Plastikschrott den Blick auf das Grosse, Ganze, den Betrug, das Wahre, das Gute, das Böse und die Relativität der Zeit verstellt.
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Wieso sagt einem das keiner?
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