: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 15. August 2006

Für die Gäste

Schlafzimmer. Blick vom Bett aus.



Urlaub in der Provinz, anyone?

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Tanz den Bertolt

Er hat geschuftet und gelitten. Er hat Geld gemacht mit seiner Arbeit, nur um sich in einem jämmerlichen Kaff namens Mahagonny wiederzufinden, wo alles verboten ist, voller Regeln und Spiessertum. Gemacht werden die Regeln von den Dreckschweinen, die er finanziert. Die Frau liebt ihn vielleicht und sein Geld ganz sicher, und sie braucht Whiskey. Alkohol gegen die Enttäuschung, Betäubung für das hier und jetzt, und vor ihnen allen steht die grosse Katastrophe, denn es naht der Hurrikan, der sie und alles vernichten wir, die Reklame, die Kaschemmen, die Regeln und alle, die sich ihnen beugen.

Und dann steht dieser Paule Ackermann auf, während die anderen noch falsche Brüderlichkeit beschwören, die es hier nie gegeben hat, er steht auf und tritt die Regeln in den Staub, er schreit es heraus, sein Gift und seinen Hass, der Dämon spricht durch ihn die Wahrheit und das Vitriol, das auf immer das Antlitz des Jahrhunderts entstellen wird, er spritzt sich und allen und uns die Droge, die uns tanzen lässt, mich, Euch, uns verhurte Kinder der Auflösung aller Normen und Gesetze, wir klatschen in die Hände dazu und fordern alles für uns, die Ansprüche und die Gier sind unsere Gesetze, er sagt es für uns und die SS-Wachmannschaften, für die Partypeople und seinen Namensvetter an der Spitze der Türme, für die Raffzähne der VCs und die Raser auf der Autobahn, für den Dreck der PR und den Abschaum der institutionalisierten Bedenkenträger und die Kotze der Subventionsbetrüger und den Schleim der besseren Viertel mit ihren Steuersparmodellen, er brüllt es hinaus in die ewige Nacht über der Aufklärung und er tritt damit die Fresse der Lügenkirchen ein, denn wie man sich bettet, so liegt man, es deckt einen keiner da zu, und wenn einer tritt, dann ist er es, und wird wer getreten, dann sind es wir, und er stiefelt uns mit der Wahrheit, bis wir am Boden liegen und immer noch im Takt seines Schlachtgesangs zucken, denn er ist Paul Ackermann und der Teufel und der Heilige und Märtyrer unserer Zeit, die eintritt und gemordet wird für die Grösse des Schmutzes, für die Ehre der Mörder, für die Unsterblichkeit der Gemeinheit und für den Fortbestand des goldenen Zeitalters, und er also steht da vor uns, ganz allein, hört nicht auf die anderen und spricht Luzifers Abendlied und den Fluch aus, der uns für immer verfolgen wird:

Laßt euch nicht verführen!
Es gibt keine Wiederkehr.
Der Tag steht in den Türen,
ihr könnt schon Nachtwind spüren:
Es kommt kein Morgen mehr.

Laßt euch nicht betrügen!
Das Leben wenig ist.
Schlürft es in vollen Zügen!
Es wird euch nicht genügen,
wenn ihr es lassen müßt!

Laßt euch nicht vertrösten!
Ihr habt nicht zu viel Zeit!
Laßt den Moder den Erlösten!
Das Leben ist am größten:
Es steht nicht mehr bereit.

Laßt euch nicht verführen
Zu Fron und Ausgezehr!
Was kann euch Angst noch rühren?
Ihr sterbt mit allen Tieren
und es kommt nichts nachher.

Und während uns der Schmerz und die Sucht weiter makaber tanzen lässt, schreien wir zurück auf die Bühne zu Luzifer und Paul und seinem Schöpfer Berolt Brecht, dass es stimmt und nicht, denn auch 50 Jahre nach dem Tod tanzen wir immer noch, wir kennen das Lied, ohne es zu verstehen, es ist der Soundtrack unseres Lebens, wir bewegen unsern Arsch und tanzen den Kapitalismus und den Hedonismus, denn schlimm ist der Hurrikan und schlimmer ist der taifum, doch am schlimmsten ist der Mensch, der weiss, begreift und trotzdem nichts tut, wes es ihm und uns und allen scheissegal ist, aber trotzdem danke, dass es einen gibt, der uns aus den schmalen Bänden des Suhrkampverlages die Wahrheit gesagt hat und sagen wird, für diesen nie endenden Tanz der Moderne.

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Sonntag, 13. August 2006

Nachdenkhilfe für Laberer

In meiner Schule gab es einen rabenschwarzen Geschichtslehrer, der, als es im Leistungskurs an die Behandlung von Waffen-SS und SS ging, so eine gewisse Art Oral History betrieb: Er erzählte, dass er Ende des Krieges bei der Waffen-SS war, und wir sollten nicht alles glauben, was da erzählt wurde. Keiner störte sich daran, dass dieser Herr und Geschichte vermitteln sollte, was in Bayern zu Zeiten des kalten Krieges und des nichtwarmen Bruders Strauss noch einen gewissen Indoktrinationsauftrag hatte, da wurde uns "Einsicht" vermittelt und "Verständnis" von Vorgängen, die dem Staat so passten und vielleicht weniger der Realität der jüngsten Geschichte. Dafür war dieser Herr durchaus prädestiniert, inclusive seinem Stolz, dabei gwesen zu sein.

Ehrlichkeit in Bezug auf Extremsituationen ist eher selten, das vereint Opfer und Täter, Mitläufer und Gegner. Vermutlich ist das Leben eines 16-jährigen, der sein ganzes bewusstes Leben der Indokrination der Nazis ausgesetzt war und der die Wahl hat zwischen freiwillig melden und zwangsrekrutiert werden, um sich in einem verlorenen Krieg umbringen zu lassen, so eine Extremsituation. In dieser Zeit war die Waffen-SS nicht mehr der politische Elitekader der kämpfenden Truppe, sondern ein Truppenteil, in den man ungeachtet der politischen Auffassung abgeordnet wurde. Natürlich gab es da nicht weniger Verbrechen; mit Panzern Kriegsgefangene zu überrollen, wie es die Waffen-SS-Abteilung "Hitlerjungend" 1944 bei der Invasion in der Normandie getan hat, ist ein Beispiel dafür, was frisch von der Schulbank kommende Kinder zu tun in der Lage sind.

Aber wie in jedem Fall gibt es keine Kollektivschuld, auch wenn das Wort Waffen-SS hoffentlich auf immer kollektiv Abscheu und Empörung hervorrufen wird. Sollte Günther Grass also jetzt die Wahrheit gesagt haben - in den allerletzten Kriegstagen zur sich auflösenden Waffen-SS-Abteiling Frundsberg abkommandiert und ohne Kampfhandlungen in Gefangenschaft geraten, was ich durchaus zu glauben bereit bin - bleibt allein die Frage, warum er es so spät zugegeben hat. Einerseits muss man es wohl respektieren, dass er hier offen und ehrlich ist, andererseits ist es doch recht spät und nicht wirklich sauber, angesichts dessen, was Grass über Verdrängung und Vergessen gesagt hat. Mir erscheint es weniger als moralisches Dilemma denn als Nullsummenspiel eines Autors, der bereits so über den Niederungen des Gekeifes seiner rechten Feinde steht, dass er sich und allen diese Wahrheit nicht mehr ersparen braucht.

Und sollte doch einer die Stimme erheben wollen aus dem braunschwarzen Sumpf, so sei ihm geraten, sich erst mal mit denen auseinanderzusetzen, die immer noch an den Legenden einer sauberen Wehrmacht stricken.

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Samstag, 12. August 2006

Kennen Sie den?

Haifisch der Gegenseite: HörnsAmoi, unser Kunde kennt den einen und den anderen und bei der X-Bank den und der Y-Bank den...
Haifisch: Die kennen ihn, aber halt noch nicht das Wort Urkundenfälschung.
Haifisch der Gegenseite: ...

aus der serie: kleine spässe zur auflockerung eines traurigen berufslebens. investieren sie NIE in immofonds.

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Freitag, 11. August 2006

Teil des Systems

Die Familie, so sagt man bei einer Podcastfirma, deren Vortand Schwiegersohn von Edmund Stoiber ist, habe bei der Auftragsvergabe für Filme von das Merkel keine Rolle gespielt. Wahrscheinlich auch nicht bei der immer noch staatsnahen Hypo-Vereinsbank, dem FC Bayern oder dem Verleger Hubert Burda, dem allerbeste Kontakte in die Staatsregierung nachgesagt werden.

Ich glaube denen. Ich glaube denen, dass sie das glauben und auch so empfinden. Weil sie es vermutlich nicht anders kennen, weil das System in bayern und vermutlich auch überall so funktioniert, wo geschlossene Gesellschaftsgruppen definieren, wie die Realität zu sehen ist. Das zuckergestopfte, definitiv nicht entsagende Gebäck da unten heisst bei uns "Gebetbuch", und genauso verlogen ist Bayern, und so sieht es auch aus: Aussen schwarz und innen weiss wie die Seele eines Neugeborenen.



Wer hier in diesen Kreisen zur Welt kommt, kann sich die Unschuld lange bewahren. Es gibt Viertel, in denen man wohnt, es gibt Leute, mit denen man verkehrt, es gibt gewisse Themen und andere gibt es nicht. Im Block wohnen ist kein Thema. Wer keinen Garten hat, kann kein Gartenfest machen und wird auch nicht eingeladen, und so kennt man auch keine anderen Kinder. Man erfährt nichts über den Beruf der Eltern. Ist der Vater etwas, erzählt er wenig über die wirtschaftlichen Aspekte. Kennt er einen Lokalpolitiker, ist es ein Freund der Familie und bleibt es auch, wenn er zum Minister in München oder Berlin aufsteigt. Wenn er jemanden kennen muss, um ein Geschäft zu machen, gibt es sicher einen Nachbarn, der den kennt, und sie vorstellt.

Aber darüber wird nicht geredet. Wichtiger, allein wichtig ist, dass der Nachwuchs das Abitur macht, und wenn man ihn dafür auf die lascheste Schule schicken muss, ist das zwar weniger schön, es muss halt sein. Nachdem viele direkt beruflich ihren Eltern nachfolgen, denn wohin sollten sie auch gehen, nachdem schon die Eltern an der Spitze sind, vererben sich die Netzwerke in kleinen Gruppen, sehr schön zu beobachten bei Klassentreffen, wenn sich gewisse Kreise absondern und ihr Netzwerk einrichten. Es gibt keinen Grund, das System zu hinterfragen. Es funktioniert. Es sichert die Arbeitsplätze, es hält schlechtere Gegner draussen, so hat man es schon am Baggersee beim Kampf um die wenigen Sandflecken gemacht, und so bleibt das auch.

Ich habe, zugegeben, etwas gezögert, dieses Ding zu schreiben. Da sind keine Links drin, ich musste nichts recherchieren, ich bin formal einer von denen, und es ist immer so eine Sache, über Leute zu schreiben, die nicht vom Wesen, aber qua Geburt der gleichen Gruppe angehören. Ich bin der gleichen Auffassung wie diese Leute, dass wir in einer 1/10 Gesellschaft leben, 1/10 sagt was passiert und 9/10 folgen mehr oder weniger meckernd. Denn wie die Gutsherren - oder hier besser Grossbauernmentalität - ist auch die Mentalität der Knechte und Mägde einbetoniert, das sorgt für die Existenz der grossen Parteien, deren Repräsentanten sich beim oberen Zehntel als Mitglieder bewerben, indem sie weiter Privilegien zuschanzen und, wenn sie mal dabei sind, nicht begreifen, dass es nicht ewig so weiter gehen kann. Und tatsächlich steht das Volk den Raubzügen lethargisch gegenüber. Noch. Aber es bröckelt. Das Ende der Volksparteien ist kein Ende des Volkes, sondern das Ende der Geduld des Volkes mit den Parteien und einer Schicht, auf die hinter der Parteienfassade alles wieder zusammenläuft. Der rotrotgrün bekniete Immobilieninvestor in Kreuzberg genauso wie der schwarze Internetfernsehmacher in der Munich Area.

Die Beide, nebenbei erwähnt, beim Tanz im P1 den Umstand negieren, dass es tatsächlich Leute in Deutschland gibt, die an Mangelernährung leiden, und denen sie empfehlen, dann eben nicht mehr zu rauchen.

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Freitag, 11. August 2006

Munich Area, neues Viertel







Es war die zweite Heimat, entweder Schwabing oder hier in der Nacht, genau genommen ist München verdammt klein, keine Ahnung, was die in Moosach oder Sendling eigentlich tun. Es hat sich in den letzten drei Jahren einiges geändert, aber nicht zu viel, die Mützen sind dem sehr atypischen Augustwetter geschuldet und nicht einem Berlinbezug, und die Galerien gibt es zumeist auch länger als 5 Jahre. Hinter den schwarzen Scheiben der Schwulenbars langweilen sich die ergrauten Helden der bewegung wahrscheinlich genauso wie das Paar, die beim Mexikaner nach draussen schauen und sich nichts mehr zu sagen haben, während in einer neuen Bar im Postgebäude gerade das Leben tobt.

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Merkels Podcast geht an?

Na ratet mal. Ganz fies, fieser geht es nicht. Wer könnte in Zukunft den Podcast der Bundeskanzlerin machen?

Die Evisco AG. Aus München.

Einer der Vorstände: Jürgen Hausmann.

Ist verheiratet mit einer gewissen Constanze, geborene Stoiber. Der Papa heisst Edmund und ist bayerischer Ministerpräsident. Übrigens ist er auch Vositzender des Verwaltungsbeirates des FC Bayern. Für den die Evisco AG auch das FCB.tv produziert. So ein Zufall.

Aufsichtsratsvorsitzender: Roland Berger, der bekannte Politikberater.

So geht das Podcastbizz in Berlin und München. Voll spontan, oder so.

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Terrormarketing

Viren glauben so lange, dass sie fies sind, bis sie mal eine Bazille treffen, die noch fieser ist. Sowas züchte ich an der Blogbar. Mutmasslich habe ich mir damit mindestens 9 Agenturmitarbeiter plus mutmasslich mindestens 2 externe Blogprofiler plus einige bloggende Mitwisser und ihren Auftraggeber zum Feind gemacht. Ich freue mich schon auf die IP-Auswertung der Kommentare. It´s a hell of fun.

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Mittwoch, 9. August 2006

Das ist er.

Der restaurierungsbedürftige Spiegel, der auf dem Dachboden war. Hätte ich ihn beim Photographieren etwas gedreht, hätte man darin verzerrt gesehen, was hinter mir stand.



Das Loch in der Rückseite, das früher überklebt war, ein Versteck, keine Frage. Ich habe nicht hineingeschaut, bevor ich ihn meiner kleinen Schwester gab, damit ihre Haushaltshilfe ihn zu P. bringen würde.



Eine Koinzidenz? Zufall? Ich jedenfalls kenne schon die ganze Geschichte, denn er steht in einem Testament, und ich bin zwar in gewisser Weise Erbe und Nachfahre, aber kein Teil eines Spiels. Glaube ich.

Edit: Jedes dieser Onlinespiele für einen Werbekunden ist ein Wettrennen. Zum einem gibt es die, die dem Ziel des Spiels hinterherjagen, und zum anderen diejenigen, deren Ziel der Auftraggeber ist, nützliche Idioten und schädliche Denker. Das eigentliche Wettrennen läuft zwischen den Auftraggebern und ihren Jägern; sind die Jäger schneller als die Gejagten, fliegt die virtuelle Realität des Spiels auf, dann hat sich das Ganze mit dem Viraleffekt erledigt, es steigen nicht mehr Tausende von Blogger darauf ein und rätseln rum, bis ein Ergebnis kommt und zwischendrin schon die Medien über den neuesten Hype berichten, der dann die Agentur und die Kunden toll dastehen lässt.

Im Falle der gestorbenen Helena Stavros und ihres Spiegels ist es höchstwahrscheinlich die Agentur VM-People, http://www.vm-people.de/de/ die das ausgedacht und veranstaltet hat. Pech gehabt, Jungs, Tarnung ist bei so einem Spiel alles. Und Eure Tarnung war mies.

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Dinge der Unmöglichkeit

Zum einem sind da die hartknäckigen Farbreste, etwa an den Rändern der Fingernägel, die definitiv nicht verschwinden wollen. Und die sind die Buchberge, die bei allem Abtrag nicht kleiner werden wollen. Theoretisch werden sie kleiner, weil sich der erste Buchhügel inzwischen an der Wand befindet, aber praktisch ist das Gebirge draussen in der Holzlege lediglich unodentlicher, ein paar Nebengipfel sind zu Tal gestürzt und bilden dort Muränen, wo ich nicht schnell genug den Fuss weggebracht habe.

Und dabei ist immerhin schon die Hälfte des verfügbaren Platzes gefüllt, allenfalls notdürftig übrigens.



Denn die dreifache Durchmischung der alten Münchner Unordnung, deren tieferen Sinn ich aber metaphysisch verstand, hat alle Reste des sinnvollen Chaos hinweggewischt. Autoren waren früher nach Nationen geordnet, wollte ich doch Voltaire keineswegs die Nachbarschaft mit Kant antun, und Diderot sollte nicht neben Hobbes zu Ruhe kommen. Doch herausgerissen habe ich sie in halben Metern aus den Regalen, sie durcheinandergebracht, in falscher Reihenfolge ausgepackt und dann auch noch in zwei Lagen notdürftig gestapelt, was jeden Versuch zur Rekonstruktion sinnlos erscheinen lässt. Wenig schön stehen die ersten Reihen nun nach Verlagen geordnet, und was bei Bibliothek Suhrkamp noch eine Freudi ist, weicht bei Insel einer gewissen Apathie, um dann bei Diogenes, ganz artuntypisch, in Verärgerung umzuschlagen, denn Ibargüengoitias Tote Frauen neben Getrude Stein macht Sinn, Diderots Schatzkästchen neben Ali Baba geht so, doch Woolrich neben Simenon oder Ambler, pfui, das geht gar nicht.

Beschwerlich ist dieser Tag, dessen Mühen allenfalls Bibliophile nachvollziehen können, die auch verstehen, dass meine ersten Worte bei der Begrüssung von Gästen in meiner Berliner Wohnung "Verzeihen Sie den Mangel an Büchern hier" waren. Dabei ist das Abgebildete erst der Ende des Anfangs der Belletristik, böse, ganz böse wird es, wenn erst mal die Buchkunst drankommt und die Faksimiles, oder die grossen Folianten zur klassischen Archäologie, und ganz unten, am Fusse des Gebirges, das mit blossen Händen abgebaut werden muss, linst bösartig und unerreichbar die Urgeschichte hervor - obwohl ich sie doch jetzt bräuchte, um die hohen Regale gleich neben der Wohnungstür zu füllen.

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Nein danke

Nummer 2. Ich habe nicht vor, mit Klaus Madzia zu arbeiten. Als Journalist bestehe ich auf angemessene Bezahlung und eine gewisse Seriosität der Zeitung. Beides hat Business News in seinem mutmasslich nicht allzu langen Dasein nicht zu bieten, im Gegenteil, die Bedingungen waren schon beim Vorgänger News Frankurt ausbeuterisch und sollen nicht besser geworden sein, als man wegen der Kosten nach Berlin ging. Als Blogger kann ich mir den Luxus leisten, das Rattenrennen gewisser Leute zu den Medien und Firmen mit einer Mischung aus viel Belustigung und ein wenig Mitleid anzuschauen. In diesem Fall ist in der Auswahl der Blogkollegen definitiv niemand, auf dessen Nähe ich irgendeinen Wert legen würde. Wobei ich durchaus der Meinung bin, dass manche von denen in so ein zusammengestöpseltes Gratisblättchen durchaus passen würden. Ich lasse Produkttestern, Schleichwerbern und was es da noch alles gibt, gern den Vortritt.

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Dienstag, 8. August 2006

Sehr zu empfehlen - Einrichtungs- und andere Bücher

Müde wie eine alte Kröte schleppt sich das gelbe Himmelsgestirn über den Nachbarspalast und wirft ihren fahlen Schein in die neuen Räume, und das Geahnte wird zur Gewissheit: Was kräftig durchmischt noch rötlichbraunem Ocker ähnlich war, kommt in der chinesischen Bibliothek, getrocknet an der Wand, dunkel altrosa bis hellviolett, je nach Art des Lichts. Wer schwachen Geistes ist verzweifelt, wer klug ist, besitzt Bücher über historische Innenarchitektur, vor allem mit Beispielen aus Frankreich, gerne 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Da ging sowas.



Franzosen sind ganz wunderbare Einrichter. "Aber es ist doch schön" ist die immer gleich lautende Antwort auf die Frage, ob noch ein exzentrisches Stück vom Trödel oder noch eine bunte Wand unbedingt sein muss. Und gerade ein Buch über exzentrische Wohnungen in Paris, das sich glücklicherweise schnell findet, macht mit genau dieser Farbe auf. Es war so nicht erwartet und erwünscht, aber ich habe die ganze Nacht gestrichen, das bleibt jetzt so, und wenn einer fragt, weil es vielleicht doch etwas zu bunt ist, verweise ich eben auf meinen bekannten Spleen. Ausserdem, wer hat schon so einen Gang? Wer sonst würde so etwas wagen? Schon beim Eintreten soll klar sein, dass dahinter jetzt nicht die übliche Billy-Billig-fickt-Knut-Derbe-Wohnung kommt. Und nachdem der Raum eher dunkel ist, verträgt er auch was Intensiveres.

Zudem werden nachher überall Bilder aufgehängt und Bücher eingestellt. Bücher sind sowieso die Schönste aller Wandfarben, zumal, wenn sie demnächst von Freunden kommen und deshalb perfekt in den sozialistischen Salon passen.

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Jede Wahrheit braucht eine Mutigen, der sie ausspricht

Aber gerne!

Enteignet Springer, reisst das Hochhaus der Schande ab, Berufsverbot für alle leitenden Mitarbeit, stellt das Scheissblatt ein und jeder bisherige Käufer muss bis an sein Lebensende die einkommensabhängige "Wenn ich für diesen Schund Geld ausgebe kann ich auch mal was sinnvolles finanzieren"-Sonderabgabe für Opfer von Rassismus, Rechtsextremismus und sexueller Ausbeutung zahlen.

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Montag, 7. August 2006

Namen, an die man sich nicht erinnern wird

Das, worüber man nicht spricht, das, dessen Namen man hier nicht kennt, de cuyo nombre no quiero acordarme, spielt seit ein paar Tagen plötzlich doch die grosse Rolle in der Stadt. Denn ein bekannter Anwalt steht im Verdacht, seine Mandantschaft zur Ader gelassen zu haben, und alle fragen sich, mit welchen Mitteln und dunklen Wegen das wohl ging, ob etwa unsaubere Dinge in Schweizer Bankfächern oder Stiftungen in Liechtenstein eine Rolle spielten, weshalb niemand dem Treiben etwas entgegensetzte. Da ist die bekannte Frau der Gesellschaft, die den grössten Teil ebendieser einkleidete, von der hässliche Geschichten berichtet werden, und da sind die Mitarbeiter des Global Players, die tief im Sumpf aus Besehlichkeit stecken, und vielen mag es scheinen, dass die Sicherheit und Solidität der besseren Viertel vielleicht doch schwarze Adern von Gier, Lüge und Betrug verbergen, die das wahre Wesen der Stadt ausmachen. Es sind Stützen der Gesellschaft, die da von den Ermittlern bedrängt werden, und das Misstrauen ist so gross, dass man eben doch von dem spricht, worüber man nicht spricht, über das Geld, denn die Summen, wohlgehütete Geheimnisse vom Einkommen über Sachwerte bishin zu Hypotheken, stehen plötzlich in der Zeitung, die von einer anderen Stütze der Gesellschaft verantwortet wird, also darf man und tut auch, Geld ist plötzlich - ein Thema. Obwohl die Stadt an allem so reich ist, dass es nach Meinung der Gesellschaft kein Thema sein müsste.



Für diejenigen, denen andernorts das Licht ausgeknipst wird, dürfte das alles nur ein schwacher Trost sein, wie es mich auch nicht wirklich freut. Es gibt durchaus Medienprojekte, denen wünscht man den Tod, und käufliche Johurnaille, über deren Niedergang, leider zusammen mit "den Guten", man sich wirklich freut. Was haben wir damals gelacht in der Munich Area über den Niedergang von Wiwo E-Business, bei der sich Stefan Baron blamierte, der Pleite von Peter Turi und seinem Net-Business und an dem Abend, als Redakteure der deutschen Business2.0 Ausgabe im Parkcafe beim Grpndertreffen neue Jobs als VC-Pressesprecher suchten. Auch die Blutorgien bei der Berliner Morgenpost oder berlin1.de, der FAZ und den diversen Burda-Onlinetöchtern oder vivi@n waren jetzt nicht gerade von Heulkrämpfen meinerseits begleitet. Ich habe da so viel gesehen, ich ging durch die Hölle und brannte nicht, ich hatte immer Glück und einen guten Plan B, und ich kenne so viele, die das nicht hatten, da stumpft man irgendwann ab.

In Berlin erwischt es die Tage die Leute von MEMRI, einem nicht unumstrittenen Übersetzungsdienst für arabische Medien. Finanziert in Amerika, definitiv pro-israelisch mit manchmal einseitiger Auswahl ihrer Texte, aber hey, wenn man im Nahen Osten antisemitischen Dreck druckt wie ein New-Economyblatt gekaufte Artikel, braucht man sich nicht beschweren, wenn man zitiert wird. Ich weiss nicht, ob man das deutsche Büro von MEMRI wirklich braucht, denn die, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, können sicher gut genug Englisch, um das israelisch-amerikanische Original zu nehmen. Dem Vernehmen nach wird es eingestellt, weil die Spenden in den USA es nicht mehr zulassen. Nichts Neues unbedingt, jüdische Philantropen tendieren schon seit längerem dazu, ihr Geld ausserhalb der "jüdischen Sache" zu spenden.

Medien sind ein ekelhafter Wirtschaftsmorast, käuflich, schleimig, voller Freundschaftsleistungen und Verachtung für den Leser, Information ist bestenfalls drittrangig hinter Sensation und Spin, den Rest macht die angebliche Relevanz kaputt, die Ergebnisse sind oft zurecht die Rückseite von Werbung und Verpackungsmaterial für Fische, und es macht keinen Spass, wenn es dann ausgerechnet Projekte wie MEMRI erwischt, selbst wenn es eine Menge erzählen würde über die Doppelmoral der neoconservativen Deutungsgier und ihrer Bereitschaft, über den Tellerrand ihrer Thinktanks hinaus Geld auszugeben. Ist ja nur Berlin, wird sich da mancher denken.

Disclaimer: Ich habe manchmal mit MEMRI zusammengearbeitet. Mit den anderen im Text erwähnten sog. "Medienleuten" aber nicht. Ich mein, ich bin ja einiges gewohnt, aber es gibt Grenzen.

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Das Leben und Tun der anderen


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Don beleidigen für Anfenger

Liebe Cretins,

ich weiss ja, Ihr wünscht Euch nichts sehnlicher als so ein "Boh ey schaut mal was die feige Sau über mich sagt" Posting hier auf dieser Seite. Das würde Euch die Aufmerksamkeit verschaffen, die Ihr Euch wünscht, wenn Ihr mal wieder Sachen schreibt wie "hat das Internet nicht verstanden" "Web2.o wird ihn wegwischen" "zurecht meistgehasste Blogger" "hat [soziale und psychische Defizite nach Belieben]".

Das bringt nichts, liebe Cretins. Das Beste, was Ihr hier kriegen könnt, ist ab und an mal ein Beitrag, der keinen Namen nennt, aber durchaus wirksam ist. Vor Kurzem erst habe ich mal über eine feige Sau geschrieben, die dann auch prompt zurückgerutscht ist und noch einiges zu Rutschen haben wird - da haben wohl die Aufheller prompt die Wirkung verloren. Kann auch mal sein, dass ich jemanden im Kommentar erwähne. Oder in anderem Zusammenhang. Mehr als ein Nachtreten, das, gebe ich zu, nicht immer ästhetisch aber wirkungsvoll ist, gibt es von mir nicht.

Aber wenn Ihr schon so dringend in diese Lage kommen wollt, bitte, ein paar Hinweise: Ich schaue selten in die Referrer und noch weniger zu Technorati. Es kann also Tage dauern, bis ich sowas mitbekomme. Ihr solltet also, wie ein gewisses feiges Schwein während der letzten zwei Wochen, selbst ein paar Mal gezielt auf Eure Links zum beanstandeten Artikel bei mir clicken. Mindestens 20 mal. So richtig klug ist das auch nicht, weil ich dieses Verhalten anhand eines gewissen Tools erkennen kann. Aber Klugheit wäre das letzte, was ich Euch unterstellen wollte.

Liebe Cretins, es ist auch nicht wirklich hilfreich, mich anzugehen und danach gleich noch eine beleidigende oder informierende Mail zu schicken. Ich frage mich ja, wie geil man auf Awareness sein muss, um soas zu tun, aber auch das kam vor kurzem vor. Ich achte Bettler durchaus, aber nicht in dieser virtuellen Version. Ich reagiere auf sowas nicht. Weil ich dieses Blog schätze und mir auf keinen Fall von aussen die Themen diktieren lasse. Man könnte auch sagen, ich suche mir - manche werden sagen taktisch geschickt, andere hinterhältig und abgrundtief verdorben - die Schlachtfelder selbst raus. Was in der Folge dazu führt, dass manche inzwischen doch sehr die Lust verloren haben, sich mit mir zu prügeln.

Gänzlich sinnlos, liebe Cretins, ist Euer Gestänker, wenn Ihr sog "Profis" seid - es sei denn, Ihr wollt partout auf meinen Radar. Irgendwelche abgefuckten Ex-New-Economisten, komische Ltd.-in-England-Entrepreneure, Pleitiers, Hypeschreiber und andere alte Bekannte aus Dotcomtodzeiten sowie ihre Trettbrettfahrer kiegen hier absolut nichts. Keinen Link, nix, null, nada. Aber ich merke mir die Namen. Man trifft sich bekanntlich immer zweimal.

Allgemeines zum Schluss: Es ist wenig sinnvoll, über meine Lebensumstände herzuziehen. Weil es die Lebensumstände einer Kunstfigur sind, was unter einem gewissen Cretin-IQ schwer zu verstehen ist. Ist aber so. Zum anderen, weil ich, was in der Natur der Sache liegt, sehr genau weiss, wer ich bin, was ich habe (viel) und was mir noch fehlt (wenig). Sprich, in natura bin ich ein ruhiger, ausgeglichener Mensch, der sich seines Daseins rundum erfreuen kann, ich stehe frohgemut auf und gehe fröhlich zu Bett, ich bin ein Wonneproppen fern der Bloggerei, die ich dem bösen Don Alphonso überlasse, und wenn er und ich Euch virtuell Eure hässlichen Neiderfressen eintreten, dann ist das allenfalls eine kleine Morgengymnastik vor dem Brötchenholen. Grenzdebile Versuche kulturhistorischer Anspielungen auf Renaissance, Möbel, Silber, Bayern oder Don Quijote, aus denen hervorgeht, dass Ihr Euch allenfalls mit Eurem Slum, Resopal, Blech, schlechten Wohngegenden und Eurem Premiere-Abo auskennt, erregen allenfalls mein Schmunzeln - aber darauf, denke ich, kommt es Euch nicht an.

In der Hoffnung, die Sache damit für die nächsten Monate hinreichend geklärt zu haben, verbleibe ich hiermit

mein eigener, nicht im Besitze von Cretins wie Ihnen befindlicher

Don Alphonso Porcamadonna

gegeben am VII. August MMVI im Stadtpalast zu Bayern.

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