: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 23. September 2006

Oh.

Endlich mal ein wirklich schönes Reiseblog. Wird Zeit, dass ich loskomme.

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Confessio

Ich mag das Krumme, die Scharten, die Verformungen und die Variationen, es soll nie gleich sein und genormt, es darf vom Strassenrand kommen oder aus dem Palast, es muss riechen und eine andere Form haben, Flecken haben ein Existenzrecht und ein Recht auf Repräsentation, der Preis spielt keine Rolle und Schäden gibt es nicht, nur das Entstandene und die Geschichte.



Bleibt mir weg mit Euren Regeln, der Ordnung und den glatten Wänden, den Vorschriften, die aus der Moderne den neuen Zwang machen, fresst Euer zu Tode gespritztes turbogrünes Geschmacksneutral und verreckt bitte daran, der Wurm im Apfel hat mehr Verstand und Sinn und Lust als Ihr, und wenn ich dann den Kuchen mache, schneide ich sorgfältig um ihn herum, auf dass er weiter sich im Essen suhlen kann.

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Freitag, 22. September 2006

The Trip of your Life

Torpedo Run 2006: Parties and exclusive events - high speed (nur echt mit deutschem Deppenleerzeichen) oval - thrilling racetracks - luxury hotels - eccentric participants.

Kick off special guest: romantic bavarian police.

Liebe Organisatoren, am Tegernsee wohnen Leute, die solche Rasereien überhaupt nicht lustig finden, noch nicht mal in der Hoteltiefgarage. Es sind Leute, die in Ruhe und ohne Drängler ihre Pralinen und Torten holen wollen. Da darf man gern mit dem Lambo fahren, aber bitte langsam. Sonst rufen die nähmlich ihre Freunde in München an. Echt jetzt. Der Tegernsee ist tabu für Leute wie Euch. Vielleicht wollt Ihr jetzt die Bahn zum Ziel nach Fischkopfhausen Hamburg nehmen. Schleichts eich.

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Veranstaltungshinweis

Diesen Sonntag ist der berüchtigte Antikmarkt in Pfaffenhofen, das Wetter ist phantastisch, und ich komme mit dem Kombi, um all die Beute einzuladen - wer Lust hat, kann sich gern bei mir melden. Ich bringe dann auch Zwetschgendatschi mit.

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Tanz auf dem Vulkan

Gestern kam das Programm der Medientage München. Was für eine schöne neue digitale Welt. OK, vom Handy-TV nimmt man wieder etwas Abstand. Aber ansonsten zieht die Karawane rasend schnell ins Netz, ganz gleich ob von Film, Glotze, Radio oder Print. Inzwischen haben sie ihre Buzzwords aus der Web2.0-Gosse gelernt, mit ach und Krach. Die Nutzer da draussen wollen das ja. Komischerweise kenne ich die oft erwähnten Alphanutzer, ich bin selbst einer, und von denen wollen das nur die, die solche Scheisse auch verkaufen. Aber dennoch, man will sich ja nicht lumpen lassen, also voran mit Pauken und Trompeten, nicht lange nachdenken, sondern jetzt proaktiv die Zukunft gestalten. Oder zumindest besprechen.

Bei den parallel stattfindenden Jugendmedientagen soll ich dem Nachwuchs, also der angeblichen Youtube-Generation, was über Web2.0 erzählen, und die daraus entstehenden Zukunftsaussichten. Ebenfalls gestern kamen die neuesten Berichte über den wirklichen Zustand der Medien rein: Die Verlagsgruppe Handelsblatt feuert 10% der Belegschaft und merged die inhaltliche Arbeit von Handelsblatt und Wirtschaftswoche. Und Springer killt die Welt Kompakt Saarland. Bei der ersten Geschichte wird mir körperlich übel, besonders wenn man sieht, dass das Handelsblatt auf der anderen Seite den Onlinebereich mit freunderlgenerierten Videos und ähnlichem Blabla ausbaut. Mit Verlaub, das ist ein Spagat zwischen Mittelstand und einer NoMoneyNoBrainNoEthics-Zielgruppe, der nicht gut gehen kann.

Manchmal frage ich mich, ob der Niedergang der Wirtschaftsmedien nicht doch stark der Aufgabe alter Kundenbereiche geschuldet ist. Wenn ein Schraubenhersteller im Badischen nur noch Internetirrsinn serviert bekommt, geht er halt und holt sich seine Informationen beim Hausblatt des Metallerverbandes. Und ich frage mich, was ich den jungen Leuten da erzählen soll, wenn es um Web2.0 und die Zukunft ihres Traumberufes geht. Eigentlich müsste ich sagen: Studiert was anständiges, sucht Euch einen normalen Beruf, es wird keine Gewinner geben, und ihr kommt definitiv zu spät.

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Donnerstag, 21. September 2006

Sehr zu empfehlen - Schwarz streichen

Es gab eine Zeit, da war man stolz, wenn man etwas hatte. Es gab auch Gründe, stolz zu sein, schliesslich war es eine Zeit vor Marketing und PR, und was viel kostete, war auch signifikant besser. Man kann zu diesen Zeiten stehen, wie man will, man kann - wie ich selbst - das sonstige Treiben dieser Menschen verdammen, es ist genug Böses in diesen Räumen geschehen und getan worden, aber sie hatten einen anderen, wahrscheinlich besseren Zugang zu Material und Gestaltung. Die Türbeschläge, um die es geht, sind an einer fast 300 Jahre alten Tür, die immer noch problemlos schliesst und nicht verzogen ist. Das ist Qualität, und weil man diese Qualität zeigen wollte, hat man besondere Türbeschläge und Angeln ausgewählt, mit breiter Aufnahme und Nägeln, die bis heute halten.



Leider vergass man irgendwann, warum diese Beschläge so aufwendig gestaltet sind. Irgendwann, so Mitte des 20. Jahrhunderts, wollte man glatt aussehende Türen. Diese Tür war fast nie in Gefahr, denn sie war trotz ihrer Höhe von 1,75 Meter pfenningguat, wie man hier sagt. Aber sie wurde komplett überstrichen, damit die Beschläge nicht mehr so auffallen. Meine Frau Mama dachte durchaus mal darüber nach, moderne Türen einbauen zu lassen, das seien doch Stalltüren und viel zu niedrig. Ich liess sie wissen, dass ich sie liebe, aber dann Massnahmen ergreifen würde - und so blieben sie drin. Allerdings wurden die Beschläge nur ganz leicht - und damit historisch falsch - abgesetzt. Bis gestern.



Jetzt stimmt es wieder. So ist es nach den Befunden der altesten Farbschicht richtig. Und der elegante Schwung des Barock ist wieder da. Sie lenken von den hässlichen Plastikeinsätzen ab, die laut Brandschutz in diesem Raum sein müssen. Aber da finden wir auch noch eine andere Lösung. Geschadet hat es der Tür jedoch nicht, in 300 Jahren wird sie sich noch immer in diesen Angeln drehen. Könnte mir eigentlich egal sein, ich habe mir bis dahin mindestens 5 neue Identitäten aufgebaut ich bin dann mutmasslich tot, aber es ist mir nicht egal.

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Sieh an, sieh an

Schaue ich in meine Logfiles und Suchabfragen, erkenne ich recht deutlich, dass sich Leute mit IPs des Hauses so ziemlich durch alle Links wuseln, die hier mit dem Mediamarkt zu tun haben, zurück nis zum Juni dieses Jahres. Was ist los? Unsicherheit? Panik? Aber aber... hier gibt es noch nicht mal Boykottaufrufe... tssss... kann mal jemand bitte die Jungs beruhigen und sagen, dass wir alle nette Blogger sind?

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Spruch fürs Blogauto hinten drauf

Erst wenn Ihr in einem scheusslichen Benz für geschmacklospinkgrau T-Mobile durch das angeblich coole Berlin zu einem Termin mit miserabler Musik von einem Creti äh Cretu gekarrt werdet, werdet Ihr begreifen, dass Ihr für das Geld, das die aufgeflogene Möchtegernviralagentur VM-People für Euer kostenlos-freiwilliges Werbebütteldasein kassiert, nicht essen könnt - und die Häppchen, die sie Euch servieren, schmecken sicher scheisse nach drittklassiger Winzagentur.

Ihr Sub-Opelblogger.

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Mittwoch, 20. September 2006

Gran Premio d´Argento del Don Alphonso

Wie hier schon angekündigt - und aufgrund diverser Ereignisse nicht zum 1000. Tag dieses Blogs gestartet - jetzt also die offizielle Ankündigung des diesjährigen Preisschreibens für Blogger und Kommentatoren! Kurz, der

Gran Premio d´ Argento del Don Alphonso

(stimmt das so?) fängt heute an und gibt allen Teilnehmern exakt bis zum 15.29. Oktober Zeit, dafür Geschichten, am besten schön geschrieben und fein erdacht oder erlebt, einzureichen. EDIT: Entschuldigt bitte, bei mir selbst kamen und kommen einige Sachen dazwischen. Aufgrund einiger Nachfragen mache ich nochmal 2 Wochen Verlängerung, ich hoffe, das geht in Ordnung. Wer ein Blog hat, stelle sie dort ein und informiere mich, wer keines hat, maile mich an, ich veröffentliche sie dann hier. Länge: Unter 1.500 Zeichen geht gar nichts. Mehr ist besser. Eine Jury wird die Texte dann lesen und die Gewinner ermitteln

Worum geht es?

Es gibt zwei mögliche Themen, einmal "Meine Bekehrung" und einmal "Meine Provinz". Wie ich mir das so vorstellen kann, würde ich vielleicht mit einer eigenen Geschichte demonstrieren, aber Miss Manierlich hat da gerade einen - wie immer famosen - Text einfach so geschrieben, den ich mal als Beispiel hier verlinken möchte, ein Text, der beinahe in beiden Kategorien starten könnte.

Warum Du teilnehmen solltest

Weil es niemandem schadet, wenn mal eine grössere Geschichte als immer nur die Blog-Quickies verfasst werden. Weil schreiben Spass macht. Weil es Lob und Begeisterung bringt. Weil ich gerne gute Texte lese. Und weil die Sieger Silber bekommen - jeweils die beiden Erstplatzierten jeder Kategorie.



Was die mehr oder weniger Bekehrten angeht, so bekommen sie jeweils zwei aufstachelnde Vorlegegabeln. Gegenüber Unwilligen kann man auch behaupten, es wären original donalphonsinische Höllenspiesse, mit denen hier Bloggerseelen verheizt werden, oder was auch immer die Phantasie hergibt - inclusive absonderliche Sexspiele, es ist schliesslich kein Zufall, dass das Thema so heisst wie ein Buch von Mirabeau.



Für die provinziellen Charaktere gibt es dagegen jeweils eine Kipferlgabel und einen Tortenheber wie für Mamas Kuchen. Wem das zu behäbig ist, kann natürlich auch behaupten, dass er den Hummer mit der Gabel aufspiesst und das andere Ding für grössere Koksportionen ist. Macht Euch um mich keine Sorgen, ein winziger Tortenheber aus Blech und eine versilberte Gabel bleiben mir noch übrig.

Für die Person, deren Geschichte insgesamt am allerbesten gefällt, gibt es einen Sonderpreis: Ein Wochenende in meiner Gästewohnung in der Provinz, Kuchen so viel sie hinunterkriegt + X, drei Rokokokatastrophen zur Besichtigung, Kerzenscheinessen, hausgemachten Datschi, hoffentlich grandiose Sonnenuntergänge wie heute



und einiges mehr. Falls sie aber keinen Kuchen verträgt, nicht anreisen kann oder sonstwie nicht kann oder will, gibt es ein privates Essbesteck für eine Person als Ersatz.



Alles natürlich Silber aus der Zeit vor 1933, selbst zusammengesucht und durchaus luxustauglich. Ihr müsst nur noch schreiben. Mitmachen kann jeder, der hier nicht rausfliegt, und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Mediamarkt und Saturn hoefelgesteinigt

Liebe Leser,

es wird Zeit, dass jeder von Euch sich überlegt, wo es in seinem lokalen Umfeld gute Photo-, Hifi-, Elektro-, Licht- und Computerläden gibt, die in Leistung, Beratung und Preis empfehlenswert sind. Und das dann bitte veröffentlicht und entsprechend zusammenlinkt. So richtig web2.0ig :-).

In meinem Fall sind das:

Computer: PAM Computer Services - schnelle, erstklassige Schrauber

Elektro: Schymala - arbeiten für uns seit 34 Jahren.

Licht: Euringer - haben schlichtweg alles, was man braucht.

Photo: Fotohaus Zacharias Am Westpark 6, 85057 Ingolstadt - ein sehr kulanter, zuverlässiger Mittelständler

Hifi & TV: EP Tele-TV, Tränktorstrasse 9-11, 85049 Ingolstadt - solide, kompetent, freundlich

High End: Music & Movie Johannesstrasse 13, 85049 Ingolstadt - auch für allerhöchste Ansprüche

Warum? Um zu zeigen, dass es überall sinnvolle Alternativen als einen Konzern gibt, dessen Mitarbeiter und Werbefigur so agiert. Das Geld zu Leuten bringen, die so etwas nicht tun. Geld ist die einzige Sprache, die sie verstehen, und damit sie es verstehen, muss man die Alternativen finden. Wir kennen sie. Wir müssen sie nur noch bekannt machen und erklären, warum man besser dort hin geht.

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Dienstag, 19. September 2006

Asiatische Wirtschaftsgrippe, jetzt auch bei der FAZ

Meine Bekanntschaft mit Haifischen bringt es mit sich, dass ich in letzter Zeit ab und an mit gewissen Projekten in den früher sog. Tigerstaaten zu tun habe. Es betrifft mich nicht wirklich, ich bin nur Beobachter, aber es hat schon was, wenn man einen alten Prospekt für Investoren aus der Zeit nach dem grossen 98er-Crash durchackert, in dem Thailand als stabile Demokratie und Wohlstandsgarant im asiatisch-pazifischen Raum gepriesen wird - und dann meldet FAZ.net einen Militärputsch in eben jenem Land, keine 10 Kilometer vom damals beworbenen Projekt. Noch spassiger aber ist es, wenn im Wirtschaftsteil der FAZ gleich darunter ein Beitrag mit dem Teaser aufmacht:

"Taucher im Torpedorohr
Ein modernes U-Boot soll künftig in Thailand gegen Schmuggler und Piraten eingesetzt werden. Thyssen-Krupp winken dafür Milliardenaufträge."


Winke Winke, kann ich da nur sagen. Und raten, definitiv nicht im asiatischen Raum zu investieren.

Edit: Links zum Thema
http://gnarlykitty.blogspot.com/
http://bangkokpundit.blogspot.com/
und besonders übel mit Glotzenscreenshot: http://bangkok.metblogs.com/archives/2006/09/coup_1.phtml
Blog zum Thema: http://19sep.blogspot.com/

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Ein ganz normaler Student

hat sich heute bei meinen Handwerkern beschwert, weil das Fliessenabschlagen etwas lauter war. So ist das nun mal. Aber er will partout, dass ich ihn anrufe und ihm Rede und Antwort stehe.

Na schön. Er ist jetzt nicht zu web2.oig, aber es gibt schon ein paar Dinge. Ich weiss, wer seine Eltern sind, wo er herkommt, wann er Abitur gemacht hat, in welchem Semester er ist und welchen Studiengang er genommen hat, ich habe jetzt auch seine Festnetznummer statt der superwichtigen Handynummer, ich weiss, dass er beim Studium getrödelt und seine Internships bei nicht allzu angesehen Firmen gemacht hat, wann er wo im Ausland war und für wieviel Geld - genauer, zu viel Geld - er seine Wohnheimswohnung vermietet hat. Unterer Durchschnitt also. Ich weiss, wie er aussieht, ich habe ein paar Bilder von ihm, die ich nicht gerade meinem Arbeitgeber zeigen würde, ich habe ein paar Beispiele, wo er seinen Werdegang aufgehübscht hat - und das, ohne dass ich seine OpenBC-Seite analysiert habe. Nur Google und ein paar Kombinationen, etwa 20 Minuten.

Ich rufe ihn jetzt an und mache ihn zur Minna, diesen kleinen Versager. Wenn später mal in der HR-Abteilung auch jemand googeln kann, ist das nur ein kleiner Vorgeschmack auf das drohende Drama, das ihn wegen seiner Tricksereien erwartet. Aber so ist das wohl bei Eliteuniinsassen, die ihren Korpsgeist mitsamt allen Daten möglichst laut ins Netz plärren, und ansonsten noch ein paar Networkseiten bedienen. Zu meinem Studium findet sich im Netz genau ein Treffer, eine Publikation, das ist alles. Das ist gar nicht so übel.

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So macht man sich Freunde

"Es gibt um die 50.000 Journalisten in Deutschland. Ein nicht geringer Teil davon hat sich geweigert, uns zu abonnieren."

Sehr komisch. Grosskotzig starten, mit einem affigen "Goldener Prometheus"- Medienpreis den Grossen der Branche liebedienern, wenig Anklang finden, nach 15 Nummern von Print auf PDF umstellen müssen, und schuld ist die sich weigernde Zielgruppe. Die Leute von V.I.S.D.P. sillten meines Erachtens mit dieser arroganten Einstellung lieber zumachen, statt sich so direkt in die Peter Turi und Netbusiness erprobte Pleite nach deutschem Recht begeben, nicht lang über PDFzu gehen und dabei keine geschätzte 12,99 Euro Werbeeinnahmen pro Ausgabe einzu ziehen. Dann müssen sie später auch keine Sätze lesen wie:

"Also ich habe aus der Zusammenarbeit mit Peter Turi gelernt, dass ich das Honorar dafür bis heute nicht erhalten habe."

via hier und da und dort

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Montag, 18. September 2006

Der Don, der Papst, sein Zwetschgendatschi und das Rezept

Hier stand in den letzten Tagen allerhand wenig freundliches über einen Herrn aus Rom. Obwohl er und ich tief in der gleichen Provinz verwurzelt sind, obwohl Donau und Inn die gleiche, malerische Landschaft geformt haben, so sind die inhaltlichen Differenzen tiefer als der Donaudurchbruch bei Weltenburg, und nicht einfach owizwschoam wie das Bier der dort ansässigen Brauerei des Klosters Weltenburg. Der Mann ist mir fremd.

Aber es gab einen Moment, da kann ich mich in ihn hineinversetzen. Nicht der bekannte Benedikt der XVI., Beherrscher der Gläubigen, nein, der Sepp also sass letzte Woche bei Regensburg im Garten seines Bruders, nicht weiter als ich von der Donau, und genoss den sonnigen Tag ohne Verpflichtungen. In den Büschen lauerten Scharfschützen, irgendwo weit weg kreiste der Hubschrauber, aber Sepp nahm es kaum wahr. Er sprach mit seinem Bruder etwas wie: "In der Frage der Abtreibungen..." - und dann geschah es.

Die Scharfschützen zuckten zusammen, da war dieses Plopp wie von einer Pistole mit Schalldämpfer. Auch der Sepp vernahm es, aber das Wetter hatte ihn milde gemacht, und er erinnerte sich, was dieses Geräusch bedeutete: Vom alten Zwetschgenbaum, unter dem der päpstliche Liegestuhl war, hatte sich eine Zwetschge gelöst, und war direkt vor seinen Füssen in das Gras gepurzelt. Sepp hielt inne, betrachtete das blau-violette Früchtchen, das ihn mit seinen unkeuschen Formen anlachte, lächelte zurück, und dann erinnerte er sich an

früher, als es an den Strassen des Bayernlandes noch Zwetschgenbäume gab. Echte Zwetschgen, nicht diese aufgeblähten EU-Pflaumen, zweimal so gross und ein Drittel des Geschmacks. Kleine, intensiv gefärbte Früchte, die nie zur gleichen Zeit gleich reif sind, und nicht voller Wasser und Spritzgiften. Die standen da so, man konnte einfach rausfahren und einen Eimer holen. Es gehörte allen. Ob es solche Bäume noch gibt, dachte Sepp und hob die Zwetschge auf. Fahren sie noch hinaus und sammeln sie, hier im Bayernland?



Und essen sie draussen schon so viel, dass ihnen schlecht wird? So war es in seiner Jugend. 5 Kilo mitnehmen, dann bleiben drei für den Datschi. Der Datschi.... herrgottsakra, das wär jetzt was, so ein Datschi, aus kleinen Zwetschgen von der Strasse geholt.



Die waren perfekt, die musste man nur einmal rundrum schneiden, damit sie passen. In der Schüssel glänzten sie damals nass, und wenn man sie aufschnitt und die Kerne entfernte, über das feuchte Fruchtfleisch glitt, diese Vorfreude, und dann der Hefenteig



an dem man seine Lust abarbeiten kann, wie das Fleisch der Jungfrau, gebeneideit sei dein Name, so weich, so griffig, heineinfassen, durchkneten, dass es eine Freude ist, so ging das damals im Bayernland, nach der Hitze der Frucht die Kühle des gährenden Teiges, und dann stehen lassen



und auswoigeln. Wie heisst das eigentlich auf hochdeutsch? Auf Kirchlatein? Gibt es da so ein lautmalerisches Wort wie auswoigeln, das den Schub, die Kraft und das lustvolle Zucken des Teiges unter dem Nudelholz so begreifbar macht? Dünn muss er sein, der Teig, überall gleich dick, nur an den Ränders sollte er dicker sein, um später den Saft aufzufangen,



der aus den Zwetschgen kommt. Die werden in Reihen angeordnet, etwas steiler gestellt an den Rändern, etwas flacher in der Mitte. Da sind die kleinen Zwetschgen im Vorteil, denn sie müssen nicht mehrfach geschlitzt werden, um gut zu liegen. Dann bei 200 Grad für 40 Minuten in den Ofen,



von dem dann der süssliche, unverwechselbare Duft durch alle Räume zieht, der Duft des ausgekochten Saftes, süss und dick, den man kennt und der einen bitter enttäuscht, wenn man zu spät kam und die Geschwister schon alles gefressen hatte, wie man es aber selber auch getan hat, Völlerei, Diebstahl und Neid, drei Todsünden, die nach 40 Minuten in diesem lieblichen Giftgas und bei diesem Anblick



mehr als verzeihlich sind, denn Gott hätte den Zwetschgenbaum mit seinen kurzen Reifephasen nicht erschaffen, um dem Menschen dann diese Zwetschgenvernichtungsorgien zu verbieten. Schnell noch drei Esslöffel Zucker drauf, damit der Saft, diese unendliche Süsse der Zwetschge auch drinbleibt und den Geschmack zum Äussersten treibt, den Hefeteig durchdringt und das alles so weich macht wie... Die Abtreibung, heiliger Vater? fragt ein Sekretär, der glaubt, der Sepp hätte vielleicht einen Aussetzer. Die Ab, ach so, sagt Sepp, schaut sich die Zwetschge in seiner Hand an, macht sie auf, probiert sie, schliesst die Augen und meint sich einen Moment daran erinnern zu können, wie das war, mit dem ersten Stück, das noch heiss abgeschnitten und dann warm gegessen wurde...



Sogamoi, sagt der Sepp zu seinem Bruder, hobts ned an Datsche gmocht von dene Zwetschgn, und sein Bruder wird es verneint haben, denn so etwas Simples wollte man dem Sepp nicht vorsetzen.

Da seufzt der Sepp und wäre einen Moment gern ein anderer, vielleicht sogar ein mosaisches Jungerl irgendwo anders an der Donau, in einem alten Jesuitenkolleg, Hauptsache, er hätte diesen Datschi, das wär´s jetzt, dann würde er morgen in der Universität auch was über den Geschmack erzählen, der uns alle eint, statt diesem komischen Zitat von einem ewig lang toten Byzantiner, das ein Sekretär rausgekramt hat.

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Montag, 18. September 2006

Das Ende einer Volkspartei

Vor 364 Tagen erhielt eine Provinzgurke einen Grund zum Selbstzweifel: Das Merkel, das als Siegerin von den Nutten der Medien hochgebracht wurde, gewann auf eine Art die Wahl, die mehr mit Verlieren denn mit Triumphieren zu tun hatte. Schröder prügelte es mitsamt seinem bayerischen Gaudistotterer in eine grosse Koalition, wo es alles tun konnte ausser gewinnen.

Danach rumorte es in der damaligen Volkspartei CDU. Da war etwas schief gelaufen, da kam nicht jeder Schwarzgeldfreund an die Spesentöpfe, und dabei hatten viele schon die Lieferwägen nach Berlin und neue Konten geordert. Da musste was passieren, soviel war klar, die Union kann so nicht weitermachen, ihr bricht die Wählerbasis weg, langsam, stetig, unaufhaltsam, wenn man nicht schleunigst was tut. Das war vor 364 Tagen klar.

Danach versuchte sich das Merkel als Amateurschauspielerin der uckermärker Kirchspieltruppe in der Rolle der gütigen Landesmutter, was ihr aber ausser Medienarschkriechern keiner so recht abnehmen wollte. Durchwursteln, keine Experimente bitte, das weckt nur die Warlords aus dem Süden, und wenn einer mal was sagt wie der Rüttgers, wird er sofort platt gemacht. Erneuerung der CDU, neues Profil für Wählerschichten ausserhalb des Altenheims, der Reservisten und der Bankerlrutscher? Aktive Familienpolitik für nichthochwohlgeehelichte Politikertöchter? Familienförderung, Ausbildungsoffensiven, irgendwas, das grössere Teile des früheren Klientels ansprechen könnte? Moderner Konservatisismus, neue Werte, Abschied von ein paar Lebenslügen? Eine modernere Partei? Nicht mit Merkel.

FDP-Hackfressen sagen danke. Glatzen sagen danke. Die SPD sagt danke. Eine Partei, die in der grössten deutschen Stadt nur noch auf 22% kommt, hat sich dauerhaft von der Rolle als Volkspartei vertschüsst. Ein Jahr hatten sie Zeit, sich was Neues einfallen zu lassen, was Konservative, Rechtsliberale, Familien und Freiberufler, Kleinbürger und Beamte unter einen Hut bekommt. Alles, was geschehen ist, ist eine noch ein Jahr ältere Opapartei, jetzt extra podcastig, mit ein paar Proletenabsahnern in einigen Bundesländern, die den Machterhalt gegen Einfluss dealen. Die Basis erodiert weiter, wie auch bei der SPD, aber bei der Linken ist es ein volatiles Nullsummenspiel. Die reformunfähige Union verliert dagegen die sog. Elite an den FDP, der besseresVolkspartei. Das sind die Jungs mit dem Geld, you know, schwarze Koffer, Schweiz und so.

Das Merkel hält das Land für einen Sanierungsfall? Soll es mal mit der eigenen schwarzbraunen Filzhütte anfangen. Consultants hätten da einiges zu tun. Im Management aufräumen, zum Beispiel. Ein Jahr den Fehler kennen und nichts tun, da sollten Köpfe ganz oben rollen. Dummerweise sind die Kronprinzen die gleichen Pappkameraden. Ein Scheissspiel, das ganze. Zu dumm, dass man eine Partei schmieren, aber nicht formal übernehmen oder an die Börse bringen kann. So geht das eben weiter. Bis irgendwann jemand intern dem Merkel den Stecker zieht. Dauert nicht mehr lang. Aber eine moderne Volkspartei kann das auch nicht mehr werden.

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Endlich mal eine tolle Pressekonferenz

PKs sind fast immer sterbensfad. Öde. Langweilig. Aber nicht diese Pressekonferenz, wenn zwei Ösi-Neuöconomisten vom Tisch weg verhaftet wurden. Würde ich gern öfters sehen.

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Samstag, 16. September 2006

Sehr zu empfehlen - Manchmal

wacht man auf und denkt sich so, all das Silber, die Kronleuchter und antiken Teppiche, das schimmernde Edelholz und der Stuck, die Farben, die Prunkspiegel und die asiatischen Bilder, der schwere Fall der handgewebten Seidenvorhänge, all das könnte irgendwann doch zu viel sein. Zu üppig, ein Leben im Museum, zu viel und vielleicht wäre es doch besser, sich einfach eine ruhige Bauhaus-Liege in ein weisses Zimmer zu stellen, damit es einfach nicht so viel ist. Doch, manchmal hat man solche Gedanken, es ist die Sehnsucht nach dem Schwarzbrot, wenn man sich am Kuchen überfressen hat.

Da gibt es nur eines zu tun: Ab in eines der hier häufig herumstehenden Schlösser und die Inneneinrichtung anschauen.











Danach begreift man wieder, wie schlicht, einfach, ja fast ärmlich die eigenen Gemächer sind, erinnernd an einfachste Dienstbotenräume, und beim Heimfahren denkt man sich, das Bad, das so wenig ansprechend ist, das ballert man einfach gnadenlos mit Prunk zu, denn morgen ist Flohmarkt in Pfaffenhofen, und dann werden Nägel mit Goldknöpfen gemacht, und der Badkronleuchter muss noch viel prunkvoller werden, oh ja.

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