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Samstag, 2. Dezember 2006
Im Exil
In meiner neuen Küche war das vermutlich hässlichste Stück Linoleum der westlichen Welt. Irgendein Gestalter, der sich hochmütig Designer nannte und gerade von seiner Frau verlassen wurde, setzte sich an einem Montag ziemlich verkatert hin und zeichnete das, was er für eine Plastikentsprechung des Miami Vice Stils hielt. Am Abend kam er dann erneut besoffen bei einem Verkehrsunfall ums Leben, und sein Boss liess diesen Entwurf nur fertigen, weil der Gestalter die Firma geprellt hatte, die Verluste minimiert werden mussten und die Maschinen nicht ausgelastet waren. Nur so konnte es zu diesem beige-hellblau-zartrosa Alptraum kommen. Und der musste raus. Zwei Löchlein offenbahrten darunter liegende Dielen, schnell war das Teppichmesser gezückt und die Erinnerung an das Zeitalter der Schulterpolster und in der Öffentlichkeit getragenen Schweissbänder getilgt. Leider waren die Dielen darunter nicht wirklich in Bestzustand, man kann auch sagen: Ganz unverständlich war nach einigen Mal- und Einlassversuchen die hässliche Abdeckung nicht.
Eine Lösung musste her, und die kam gestern in Form von Robert. Robert ist die zahmere Alternative zu Charly dem Knochenbrecher, und zusammen sind sie die besten Handwerker, die man bekommen kann. Wenn ich hier Handwerker sage, dann meine ich das im bayerischen Wortsinn: Menschen, die mit ihren Händen alles machen können. Sollte hier jemals einer der Gegner aus dem aktuellen Blogkrieg in Person aufkreuzen, würde ich Robert und Charly anrufen, das Problem im polnisch-bayerischen Doppel zu lösen. Das sind Leute, die Mauern mit dem Vorschlaghammer einreissen. Echte Mannsbilder. Robert hätte auch noch drei Brüder. Mein Wohnzimmer ist gross, aber wenn die drin stehen, wirkt es wie eine Puppenstube. Jedenfalls ist Robert gerade da und macht den Küchenboden.

Was mit enormen Dreck, Gestank und Lärm verbunden ist. 30er Schleifpapier auf Dekaden fragwürdiger Lacke ist kein wahres Vergnügen, auch wenn die Küche nur 9m² gross ist. Einmal die Küchentür öffnen, und der Staub quillt in dicken Wolken ins Esszimmer. Und das in einer Wohnung, in der parallel gekocht und gegessen werden soll. Das geht nicht, allein schon, weil der Boden eingelassen wird, und bis er getrocknet ist, dauert es 48 Stunden. Solange gibt es keinen Abwasch, keinen Gasherd, und schon gar kein Frühstück im Bademantel am Küchentisch. Der Lebensablauf kommt schwerstens durcheinander.
Aber es gibt ja noch die zweite Wohnung unter dem Dach, die mittlerweile das Arbeitszimmer ist. Auch dort ist eine Küche, ein Bad, und vor allem: Saubere Dielen, Ruhe, und kein Staub. Als zusätzliche Bereicherung noch diesen Abendhimmel.
Schön, sagt die Liebste, schaut noch etwas anschmiegsam hinaus, trinkt den Cabernet Sauvignon, dreht sich um und kleckert, schon leicht beschwippst, beim Einschenken auf das alte Leinentischtuch, und ein delikates "Oh" entspringt ihren feuchten Lippen.
Sagen wir mal so: Es könnte alles viel schlimmer sein.
Eine Lösung musste her, und die kam gestern in Form von Robert. Robert ist die zahmere Alternative zu Charly dem Knochenbrecher, und zusammen sind sie die besten Handwerker, die man bekommen kann. Wenn ich hier Handwerker sage, dann meine ich das im bayerischen Wortsinn: Menschen, die mit ihren Händen alles machen können. Sollte hier jemals einer der Gegner aus dem aktuellen Blogkrieg in Person aufkreuzen, würde ich Robert und Charly anrufen, das Problem im polnisch-bayerischen Doppel zu lösen. Das sind Leute, die Mauern mit dem Vorschlaghammer einreissen. Echte Mannsbilder. Robert hätte auch noch drei Brüder. Mein Wohnzimmer ist gross, aber wenn die drin stehen, wirkt es wie eine Puppenstube. Jedenfalls ist Robert gerade da und macht den Küchenboden.

Was mit enormen Dreck, Gestank und Lärm verbunden ist. 30er Schleifpapier auf Dekaden fragwürdiger Lacke ist kein wahres Vergnügen, auch wenn die Küche nur 9m² gross ist. Einmal die Küchentür öffnen, und der Staub quillt in dicken Wolken ins Esszimmer. Und das in einer Wohnung, in der parallel gekocht und gegessen werden soll. Das geht nicht, allein schon, weil der Boden eingelassen wird, und bis er getrocknet ist, dauert es 48 Stunden. Solange gibt es keinen Abwasch, keinen Gasherd, und schon gar kein Frühstück im Bademantel am Küchentisch. Der Lebensablauf kommt schwerstens durcheinander.
Aber es gibt ja noch die zweite Wohnung unter dem Dach, die mittlerweile das Arbeitszimmer ist. Auch dort ist eine Küche, ein Bad, und vor allem: Saubere Dielen, Ruhe, und kein Staub. Als zusätzliche Bereicherung noch diesen Abendhimmel.

Schön, sagt die Liebste, schaut noch etwas anschmiegsam hinaus, trinkt den Cabernet Sauvignon, dreht sich um und kleckert, schon leicht beschwippst, beim Einschenken auf das alte Leinentischtuch, und ein delikates "Oh" entspringt ihren feuchten Lippen.
Sagen wir mal so: Es könnte alles viel schlimmer sein.
donalphons, 21:07h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 1. Dezember 2006
Aus der Geschichte lernen
Show me the guns, boy!
Winston Churchill 1940 beim Besuch einer Spitfire-Squadron
Wer mich kennt, weiss, dass ich Respekt vor Rober Basic und seiner Leistung habe. Weniger, weil er täglich 10 Beiträge rausballert, sondern weil er meistens eine fundierte Meinung hat. Meistens. Aber nicht immer. Sein aktuelles Stück über die Frage, ob StudiVZ untergehen wird, ist offen gesagt von einer überraschenden Kurzsichtigkeit. Robert glaubt einerseits an die Lernfähigkeit des Managements und der Firma, andererseits an die schiere Zahl der Nutzer.
Ich sehe das bei dieser krisengeschüttelten Firma anders. Wie immer bei Startups ist es sinnvoll, sich das Ding als Offensivwaffe vorzustellen, am Besten als grossen Bomber, der eine gewisse Geschwindigkeit (Wachstum) Höhe (stabile Nutzerbasis), eine Route (Umsatz, Gewinn) und ein gewisses Ziel (Exit, Börsengang) erreichen muss, um erfolgreich zu sein. Nebenbei sollte er auch noch heil zurückkommen. Denn die Isions und Comroads der ersten Runde der New Economy haben gezeigt, dass auch nach dem IPO alles schief gehen kann. Man sehe mit die Metaphorik nach, es war einfach in meinen alten Kreisen so üblich und auch nicht falsch.
Nachdem StudiVZ jetzt noch 24 Stunden down sein dürfte, fliegen wir doch mal eine Runde um diesen Bomber und schauen ihn uns an: Bislang hat sich das Ding gut entwickelt, es hat eine hohe Geschwindigkeit auf grosser Höhe erreicht. Die Motoren der User und des Mund-zu-Mund-Marketings laufen immer noch rund, auch wenn an der ein oder anderen Stelle inzwischen schwarzer Rauch austritt - inzwischen gibt es nämlich auch eine gewisse Vorsicht bei manchen Beteiligten. Trotzdem, wie Robert sagt, die Leistung und Tragfähigkeit ist unvergleichlich.
Was aber überhaupt nicht mehr funktioniert, ist das, was sich im Rumpf dieses Bombers abspielt. Seit vier Wochen wird StudiVZ ununterbrochen unter Beschuss genommen, Gegenwehr gibt es praktisch nicht mehr. Die Initiative des Handelns liegt voll und ganz auf Seiten der Blogger, wir entscheiden über Zeitpunkt und Intensität des Angriffs, inzwischen ist es ein Selbstläufer geworden, und trotz gewisser Appeaser aus den üblichen Scharlatan- und Pleitierskreisen sieht es nicht so aus, als sollten die Angriffe abflauen.
Vor allem nicht, weil es im Cockpit nicht mehr stimmt. Wir können offen drüber reden: Die alte Pilotencrew hängt ziemlich ramponiert in den Sitzen: Dariani ist nach dem Völkischen-Beobachter-Skandal abgezogen worden, dann hat es mit der Stalker-Gruppe seinen Copiloten Michael Brehm erwischt, und von Coder Dennis Bemman hört man nach den diversen Sicherheitslücken auch nichts mehr. Dazu kommt das glaubwürdige Gerücht, dass man PR-Mann Tilo Bonow den Fallschirm verpasst hat. Die neue Mannschaft in der Öffentlichkeit ist der Ex-PRler Dario Suter, der sog. Datenschutzbeauftragte Manfred Friedrich und in der Technikzentrale der zugekaufte Troubleshooter Arash Yalpani. Sprich, die Angriffe auf das Cockpit hatten erhebliche Wirkung weit über die öffentliche Darstellung hinaus. Offensichtlich hat man es vesäumt, sich mal die Flugleistungen und Kapriolen - unbedingt lesen, da hat der VC voll versagt - mancher Leute am Steuer genauer anzuschauen.
Das Problem, militärisch gesprochen, war, dass StudiVZ über Wochen unverändert den Kurs gehalten hat, als wäre es 1940 im Führerauftrag in der Luftschlacht über England unterwegs. Die dauernde Propaganda, alles wäre sicher, es gäbe keine Sicherheitsprobleme, die Gegner wären bedeutungslos, hat sie berechenbar gemacht. Sie sind uns direkt vor die Bordkanonen geflogen. Und erst nach ein paar Salven durch das Cockpit versucht jetzt die neue Crew den Turnaround: Suter, Friedrich und Yalpani reissen das Ruder herum, schalten StudiVZ ab und versuchen, die Gegner mit einer Pressemitteilung und 128 Euro, später dann 256 Euro pro aufgedecktem Fehler an ihre Seite zu ziehen. Mit der Folge, dass sich beim Einschalten vermutlich einige Leute eingeladen fühlen, zu zeigen, was sie können. Das ist eine Todsünde, ein Verbrechen an den ihnen anvertrauten Daten, ihre Nutzer so für ihre Zwecke und ihr Versagen zu verheizen. Absolut irrwitzig. Unfassbar. Sowas habe ich noch nicht mal in der New Economy erlebt. Und spätestens jetzt sollte eigentlich jedem Verteidiger klar sein, dass es keinen Platz für die geben darf.
Das alles verbraucht enorme Mittel, das geht ziemlich auf die Tanks. StudiVZ verliert dadurch an Zeit, an Organisation, neue Strukturen müssen geschaffen werden, und all das im laufenden Betrieb. Das alles stand so sicher nicht im Fahrtenbuch, dafür wurde sicher nicht genug Venture Capital getankt. Gleichzeitig wurden auch die europäischen Töchter, die den grossen Zuwachs bringen sollten, nach einer PR-Tour in die Länder erst mal dicht gemacht. Sie kommen weit von der geplanten Route ab.
Ich hatte oft genug mit solchen Situationen zu tun. Wenn in so einem Ding erst mal Panik ausbricht, und die VC-Basis wütend Befehle ins Mikrofon brüllt, dann geht nichts mehr. Das ganze Verhalten zeigt etwas überdeutlich, und da muss ich nicht mal wissen, dass mancher ehemalige Posterboy flennend versucht hat, meine Telefonnummer zu bekommen:
Sie haben den Glauben verloren, es zu können
Und das ist das Schlimmste, was bei einem Startup passieren kann: Ein Team, das dem Druck nicht mehr gewachsen ist. Motorenleistung ist nichts ohne gute Leute am Steuer. Diese Leute waren nicht gut, und sie werden nicht besser. Diese Leute müssen raus und Geschäfte machen, Kunden gewinnen, denn bislang ist StudiVZ ein reines Verlustgeschäft, im Januar wollten sie anfangen, Werbung zu schalten, aber daraus wird wohl nichts werden, mit verheerenden Folgen für den Cash Flow. Wenn sie jetzt neu coden müssen, bleibt weniger Zeit und Geld für die Analyse und das Profiling, und damit sinkt die alles entscheidende Fähigkeit, etwas anderes als Totalverluste zu generieren. Ohne Einnahmen sind 1 Million Nutzer lediglich ein enormer Kostenfaktor, und damit ein Fall für die gnadenlose Schwerkraft. Sonst gar nichts. Desto weniger Daten sie online haben, desto schwieriger wird es für StudiVZ, sie zu vermarkten. Und Venture Capital ist da absolut unforgiving, spätestens denen geht es nur um Gewinne, und Verlierer wie StudiVZ sind einfach eingepreist. Das eigentliche Ziel, der Verkauf der Firma, liegt damit in weiter Ferne.
Robert redet sich in seinem Beitrag mit diesem Argument heraus: "Letztlich haben die Blogger mitgeholfen, dass StudiVZ als Unternehmen gnadenlos nach vorne gepeitscht wurde, was die kaufmännischen, EDV-technischen und Marketing-bezogenen Aspekte angeht." Keine Ahnung, wo Robert die Fortschritte sieht. Alle Reaktionen zeugen bislang von gnadenloser Inkompetenz, und die Hoffnung, das Thema sei ausgelutscht, ist vergebens, solange noch Kugeln in den Magazinen sind. Sie sind sehr weit oben. Es wird lang dauern, bis sie runterkommen. Es wird schlimm für die Beteiligten, aber vielleicht schafft man es, sie über den Kanal zurückzujagen und über der eigenen Basis zur Bruchlandung zu zwingen. Vor vier Wochen war StudiVZ das beste Flugzeug der deutschen Web2.0-Luftflotte, und Blogger nur ein paar Nörgler in kleinsten Maschinen. Keiner hätte das heutige Ergebnis vor vier Wochen für möglich gehalten. Die Blogger haben in den letzten Wochen sehr viel dazu gelernt. StudiVZ nicht. Und neue Geschwader sind im Anflug. Ich weiss, wer die sind. jetzt kommt der Hauptgang. Wäre ich bei denen im Bomber, würde ich mich nach dem Fallschirm umschauen.
Winston Churchill 1940 beim Besuch einer Spitfire-Squadron
Wer mich kennt, weiss, dass ich Respekt vor Rober Basic und seiner Leistung habe. Weniger, weil er täglich 10 Beiträge rausballert, sondern weil er meistens eine fundierte Meinung hat. Meistens. Aber nicht immer. Sein aktuelles Stück über die Frage, ob StudiVZ untergehen wird, ist offen gesagt von einer überraschenden Kurzsichtigkeit. Robert glaubt einerseits an die Lernfähigkeit des Managements und der Firma, andererseits an die schiere Zahl der Nutzer.
Ich sehe das bei dieser krisengeschüttelten Firma anders. Wie immer bei Startups ist es sinnvoll, sich das Ding als Offensivwaffe vorzustellen, am Besten als grossen Bomber, der eine gewisse Geschwindigkeit (Wachstum) Höhe (stabile Nutzerbasis), eine Route (Umsatz, Gewinn) und ein gewisses Ziel (Exit, Börsengang) erreichen muss, um erfolgreich zu sein. Nebenbei sollte er auch noch heil zurückkommen. Denn die Isions und Comroads der ersten Runde der New Economy haben gezeigt, dass auch nach dem IPO alles schief gehen kann. Man sehe mit die Metaphorik nach, es war einfach in meinen alten Kreisen so üblich und auch nicht falsch.
Nachdem StudiVZ jetzt noch 24 Stunden down sein dürfte, fliegen wir doch mal eine Runde um diesen Bomber und schauen ihn uns an: Bislang hat sich das Ding gut entwickelt, es hat eine hohe Geschwindigkeit auf grosser Höhe erreicht. Die Motoren der User und des Mund-zu-Mund-Marketings laufen immer noch rund, auch wenn an der ein oder anderen Stelle inzwischen schwarzer Rauch austritt - inzwischen gibt es nämlich auch eine gewisse Vorsicht bei manchen Beteiligten. Trotzdem, wie Robert sagt, die Leistung und Tragfähigkeit ist unvergleichlich.
Was aber überhaupt nicht mehr funktioniert, ist das, was sich im Rumpf dieses Bombers abspielt. Seit vier Wochen wird StudiVZ ununterbrochen unter Beschuss genommen, Gegenwehr gibt es praktisch nicht mehr. Die Initiative des Handelns liegt voll und ganz auf Seiten der Blogger, wir entscheiden über Zeitpunkt und Intensität des Angriffs, inzwischen ist es ein Selbstläufer geworden, und trotz gewisser Appeaser aus den üblichen Scharlatan- und Pleitierskreisen sieht es nicht so aus, als sollten die Angriffe abflauen.
Vor allem nicht, weil es im Cockpit nicht mehr stimmt. Wir können offen drüber reden: Die alte Pilotencrew hängt ziemlich ramponiert in den Sitzen: Dariani ist nach dem Völkischen-Beobachter-Skandal abgezogen worden, dann hat es mit der Stalker-Gruppe seinen Copiloten Michael Brehm erwischt, und von Coder Dennis Bemman hört man nach den diversen Sicherheitslücken auch nichts mehr. Dazu kommt das glaubwürdige Gerücht, dass man PR-Mann Tilo Bonow den Fallschirm verpasst hat. Die neue Mannschaft in der Öffentlichkeit ist der Ex-PRler Dario Suter, der sog. Datenschutzbeauftragte Manfred Friedrich und in der Technikzentrale der zugekaufte Troubleshooter Arash Yalpani. Sprich, die Angriffe auf das Cockpit hatten erhebliche Wirkung weit über die öffentliche Darstellung hinaus. Offensichtlich hat man es vesäumt, sich mal die Flugleistungen und Kapriolen - unbedingt lesen, da hat der VC voll versagt - mancher Leute am Steuer genauer anzuschauen.
Das Problem, militärisch gesprochen, war, dass StudiVZ über Wochen unverändert den Kurs gehalten hat, als wäre es 1940 im Führerauftrag in der Luftschlacht über England unterwegs. Die dauernde Propaganda, alles wäre sicher, es gäbe keine Sicherheitsprobleme, die Gegner wären bedeutungslos, hat sie berechenbar gemacht. Sie sind uns direkt vor die Bordkanonen geflogen. Und erst nach ein paar Salven durch das Cockpit versucht jetzt die neue Crew den Turnaround: Suter, Friedrich und Yalpani reissen das Ruder herum, schalten StudiVZ ab und versuchen, die Gegner mit einer Pressemitteilung und 128 Euro, später dann 256 Euro pro aufgedecktem Fehler an ihre Seite zu ziehen. Mit der Folge, dass sich beim Einschalten vermutlich einige Leute eingeladen fühlen, zu zeigen, was sie können. Das ist eine Todsünde, ein Verbrechen an den ihnen anvertrauten Daten, ihre Nutzer so für ihre Zwecke und ihr Versagen zu verheizen. Absolut irrwitzig. Unfassbar. Sowas habe ich noch nicht mal in der New Economy erlebt. Und spätestens jetzt sollte eigentlich jedem Verteidiger klar sein, dass es keinen Platz für die geben darf.
Das alles verbraucht enorme Mittel, das geht ziemlich auf die Tanks. StudiVZ verliert dadurch an Zeit, an Organisation, neue Strukturen müssen geschaffen werden, und all das im laufenden Betrieb. Das alles stand so sicher nicht im Fahrtenbuch, dafür wurde sicher nicht genug Venture Capital getankt. Gleichzeitig wurden auch die europäischen Töchter, die den grossen Zuwachs bringen sollten, nach einer PR-Tour in die Länder erst mal dicht gemacht. Sie kommen weit von der geplanten Route ab.
Ich hatte oft genug mit solchen Situationen zu tun. Wenn in so einem Ding erst mal Panik ausbricht, und die VC-Basis wütend Befehle ins Mikrofon brüllt, dann geht nichts mehr. Das ganze Verhalten zeigt etwas überdeutlich, und da muss ich nicht mal wissen, dass mancher ehemalige Posterboy flennend versucht hat, meine Telefonnummer zu bekommen:
Sie haben den Glauben verloren, es zu können
Und das ist das Schlimmste, was bei einem Startup passieren kann: Ein Team, das dem Druck nicht mehr gewachsen ist. Motorenleistung ist nichts ohne gute Leute am Steuer. Diese Leute waren nicht gut, und sie werden nicht besser. Diese Leute müssen raus und Geschäfte machen, Kunden gewinnen, denn bislang ist StudiVZ ein reines Verlustgeschäft, im Januar wollten sie anfangen, Werbung zu schalten, aber daraus wird wohl nichts werden, mit verheerenden Folgen für den Cash Flow. Wenn sie jetzt neu coden müssen, bleibt weniger Zeit und Geld für die Analyse und das Profiling, und damit sinkt die alles entscheidende Fähigkeit, etwas anderes als Totalverluste zu generieren. Ohne Einnahmen sind 1 Million Nutzer lediglich ein enormer Kostenfaktor, und damit ein Fall für die gnadenlose Schwerkraft. Sonst gar nichts. Desto weniger Daten sie online haben, desto schwieriger wird es für StudiVZ, sie zu vermarkten. Und Venture Capital ist da absolut unforgiving, spätestens denen geht es nur um Gewinne, und Verlierer wie StudiVZ sind einfach eingepreist. Das eigentliche Ziel, der Verkauf der Firma, liegt damit in weiter Ferne.
Robert redet sich in seinem Beitrag mit diesem Argument heraus: "Letztlich haben die Blogger mitgeholfen, dass StudiVZ als Unternehmen gnadenlos nach vorne gepeitscht wurde, was die kaufmännischen, EDV-technischen und Marketing-bezogenen Aspekte angeht." Keine Ahnung, wo Robert die Fortschritte sieht. Alle Reaktionen zeugen bislang von gnadenloser Inkompetenz, und die Hoffnung, das Thema sei ausgelutscht, ist vergebens, solange noch Kugeln in den Magazinen sind. Sie sind sehr weit oben. Es wird lang dauern, bis sie runterkommen. Es wird schlimm für die Beteiligten, aber vielleicht schafft man es, sie über den Kanal zurückzujagen und über der eigenen Basis zur Bruchlandung zu zwingen. Vor vier Wochen war StudiVZ das beste Flugzeug der deutschen Web2.0-Luftflotte, und Blogger nur ein paar Nörgler in kleinsten Maschinen. Keiner hätte das heutige Ergebnis vor vier Wochen für möglich gehalten. Die Blogger haben in den letzten Wochen sehr viel dazu gelernt. StudiVZ nicht. Und neue Geschwader sind im Anflug. Ich weiss, wer die sind. jetzt kommt der Hauptgang. Wäre ich bei denen im Bomber, würde ich mich nach dem Fallschirm umschauen.
donalphons, 07:08h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 1. Dezember 2006
Buffet in der Provinz
nein, es ist nicht vergleichbar mit dem, was in der Munich Area war. Es ist auch nicht vergleichbar mit den wenigen Glanzstunden der Berliner Gesellschaft - obwohl, wer dabei war weiss, dass auch die Landesvertretungen nicht mehr ganz so gut sind. Und über das Abendessen mit Katzav im Adlon reden wir erst mal besser gar nicht. Im China Club habe ich unter dem Angebot gelitten wie ein Schwein vor der Bratenmachung. Und Bonn, wer es noch kennt, war eine Frechheit - dort habe ich den letzten lebendigen Jäseigel gesehen, im Aussenamt, aber mit Blick auf den Rhein. Insofern muss man der Provinz trotz Zelophan eines lassen:

Es ist genug für alle da. Und es ist genug drauf, es schleimt nicht wie die Wraps, und es ölt nicht wie die Frühlingsrollen, und es ist mehr als die Mozarellaspiesschen. Die Herkunft von der Brotzeit ist nicht zu leugnen, aber wer wird sich beklagen - beim ersten öffentlichen Termin im Kultusministerium gab es Fabriksemmeln mit Käse und drüber gelegten Salzstangerl. es hat sich also was getan, und es könnte schlimmer sein.
Bassd scho, wie man hier so sagt.

Es ist genug für alle da. Und es ist genug drauf, es schleimt nicht wie die Wraps, und es ölt nicht wie die Frühlingsrollen, und es ist mehr als die Mozarellaspiesschen. Die Herkunft von der Brotzeit ist nicht zu leugnen, aber wer wird sich beklagen - beim ersten öffentlichen Termin im Kultusministerium gab es Fabriksemmeln mit Käse und drüber gelegten Salzstangerl. es hat sich also was getan, und es könnte schlimmer sein.
Bassd scho, wie man hier so sagt.
donalphons, 00:55h
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OK, StudiVZ, wir machen einen Deal
Für jedes nicht gepostetes Loch bei Euch nehme ich 25.600 Euro. 3% Sconto bei Barzahlung in kleinen Scheinen. Das ist echt billig, verglichen mit dem Imageschaden.
donalphons, 00:35h
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Eine Begegnung vor dem Tor
Sie will sofort raus, oder doch nicht, erst nochmal rein, dann raus, rein, gestreichelt werden, raus und nochmal zurück für ein paar Knuspertaschen, raus, nach einer Stunde ist sie wieder da, und als ich sie gestreichelt habe und gehen will, zischt sie zwischen meinen Beinen hindurch in das Dunkel, für eine Fortführung der Party der besseren Katzen im besseren Viertel der Stadt. Von der sie erst gegen vier Uhr heimkommt. Bei meinen Eltern müsste sie draussen schlafen, aber die sind am Tegernsee bei Hannerls Mutter, und sie weiss, dass ich nicht gehe, bis sie kommt. Dann geht sie zum teuersten Ledersessel des Hauses, legt sich auf ihre Decke, ist zufrieden über die Wärme und schläft ein, während ich jetzt erst hinaus muss und über die nebligen Felder zurück in den Stadtpalast radle.
Am Friedhof vorbei, wo Generationen meiner Vorfahren in einem abgesperrten Teil liegen, entlang der alten Festung und dann hinein in die Altstadt führt mein Weg, und im diesigen Orange der Strassenbeleuchtung steht ein Taxi auf der anderen Strassenseite, in das ein paar lärmende junge Leute einsteigen. Das Fahrzeug wendet und fährt durch das gotische Tor in die schmalen Gassen, wo sich der Lärm des Motors langsam in der Stille der Nacht verliert, so still wie der Typ, der auf der anderen Seite neben dem Radweg kurz nach vier Uhr bei Temperaturen knapp über Null im Gras liegt.
Entschuldigung? frage ich ihn. Keine Reaktion. Ich beuge mich hinunter, spreche ihn nochmal an, da kommt langsam Bewegung in ihn, er hebt den Kopf, schaut mich an und lallt: Tom? Guten Morgen, sage ich, etwas beruhigt, denn mein Soll im Tote Auffinden habe ich für die nächsten vier Leben eigentlich schon abgegolten, ich brauche das nicht mehr, danke, der hier ist noch nicht tot, nur fast komatös besoffen, der Gestank bildet selbst in der kühlen Nachtluft eine wenig erbauliche Aura. Er rappelt sich auf, und als er schwankend vor mir steht, sieht er in seinem dunkelblauen Kurzmantel wieder einem Elitestudenten halbwegs ähnlich. Er schaut sich um und fragt, wo Tom und die anderen sind, die waren doch dabei, und wo geht es hier nochmal zum Studentenwohnheim in der engen Gasse, da muss er jetzt hin.
Ich beschreibe ihm den Weg, sage, dass ich auch in die Richtung muss, er nickt, dreht sich um und macht sich prompt in die falsche Richtung, zum Friedhof, davon. Er kommt nicht weit, nach ein paar Metern kippt er um, aber da bin ich schon bei ihm, und erkläre ihm, dass er jetzt mitkommen soll. Langsam, ganz langsam gehen wir in die Altstadt, er versichert sich, dass ich nicht Tom bin und auch nicht Verena und Julia und noch ein paar andere, die ihn an diesem Abend irgendwann verlassen haben. Bei seinem Wohnheim ist sein Kreislauf wieder soweit in Schwung, dass er die letzten Meter halbwegs gerade selbst zur Tür geht, mit einigen Fehlversuchen aufsperrt und ohne ein Wort des Abschieds im Hausgang verschwindet.
Am Friedhof vorbei, wo Generationen meiner Vorfahren in einem abgesperrten Teil liegen, entlang der alten Festung und dann hinein in die Altstadt führt mein Weg, und im diesigen Orange der Strassenbeleuchtung steht ein Taxi auf der anderen Strassenseite, in das ein paar lärmende junge Leute einsteigen. Das Fahrzeug wendet und fährt durch das gotische Tor in die schmalen Gassen, wo sich der Lärm des Motors langsam in der Stille der Nacht verliert, so still wie der Typ, der auf der anderen Seite neben dem Radweg kurz nach vier Uhr bei Temperaturen knapp über Null im Gras liegt.
Entschuldigung? frage ich ihn. Keine Reaktion. Ich beuge mich hinunter, spreche ihn nochmal an, da kommt langsam Bewegung in ihn, er hebt den Kopf, schaut mich an und lallt: Tom? Guten Morgen, sage ich, etwas beruhigt, denn mein Soll im Tote Auffinden habe ich für die nächsten vier Leben eigentlich schon abgegolten, ich brauche das nicht mehr, danke, der hier ist noch nicht tot, nur fast komatös besoffen, der Gestank bildet selbst in der kühlen Nachtluft eine wenig erbauliche Aura. Er rappelt sich auf, und als er schwankend vor mir steht, sieht er in seinem dunkelblauen Kurzmantel wieder einem Elitestudenten halbwegs ähnlich. Er schaut sich um und fragt, wo Tom und die anderen sind, die waren doch dabei, und wo geht es hier nochmal zum Studentenwohnheim in der engen Gasse, da muss er jetzt hin.
Ich beschreibe ihm den Weg, sage, dass ich auch in die Richtung muss, er nickt, dreht sich um und macht sich prompt in die falsche Richtung, zum Friedhof, davon. Er kommt nicht weit, nach ein paar Metern kippt er um, aber da bin ich schon bei ihm, und erkläre ihm, dass er jetzt mitkommen soll. Langsam, ganz langsam gehen wir in die Altstadt, er versichert sich, dass ich nicht Tom bin und auch nicht Verena und Julia und noch ein paar andere, die ihn an diesem Abend irgendwann verlassen haben. Bei seinem Wohnheim ist sein Kreislauf wieder soweit in Schwung, dass er die letzten Meter halbwegs gerade selbst zur Tür geht, mit einigen Fehlversuchen aufsperrt und ohne ein Wort des Abschieds im Hausgang verschwindet.
donalphons, 12:36h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 29. November 2006
Bewegung an den Unis
Das Institut für Kommunikationswissenschaften an der LMU München hat den englischen Garten hinter und den Eisbach neben dem Haus und um die Ecke den Chinesischen Turm und gegenüber die Isar und einen eigenen Biergarten an der Cafete und darin legendäre Parties mit enthemmten Professorentöchtern - was fehlt da eigentlich noch?
Eine Piazza? Ne, eine Piazza haben sie jetzt auch. München eben.
Disclaimer: Ich kenne manche dieser Leute. Von denen wird man nochmal hören.
Eine Piazza? Ne, eine Piazza haben sie jetzt auch. München eben.
Disclaimer: Ich kenne manche dieser Leute. Von denen wird man nochmal hören.
donalphons, 19:33h
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Nur der Böse erkennt das Böse
Schnell her, ihr finsteren Gestalten,
Gesindel, das die Lichter scheut,
Lasst Schlimmes und Gemeines walten
Im Sturm, der in den Netzen heult.

Vertrieben von der Glut der Hitze,
Die unter schwerer Last zerstob,
Findet Euch hier, macht weiter Witze
Und esst schlimmrer Schurken Abendbrot.
Pfeift weiter Eure kecken Lieder,
Und den anderen die Todesmelodie
streckt sie mit Euren Worten nieder,
lasst sie am Wegrand liegen, in ihrer Agonie.
Denn diese Nacht, die wird nie enden,
Durchdrungen nur von Dolch und Schrei,
Gut - man könnt´s lassen dabei bewenden,
Doch der Böse kennt das Böse, und es ist nie vorbei.
Gesindel, das die Lichter scheut,
Lasst Schlimmes und Gemeines walten
Im Sturm, der in den Netzen heult.

Vertrieben von der Glut der Hitze,
Die unter schwerer Last zerstob,
Findet Euch hier, macht weiter Witze
Und esst schlimmrer Schurken Abendbrot.
Pfeift weiter Eure kecken Lieder,
Und den anderen die Todesmelodie
streckt sie mit Euren Worten nieder,
lasst sie am Wegrand liegen, in ihrer Agonie.
Denn diese Nacht, die wird nie enden,
Durchdrungen nur von Dolch und Schrei,
Gut - man könnt´s lassen dabei bewenden,
Doch der Böse kennt das Böse, und es ist nie vorbei.
donalphons, 15:39h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 28. November 2006
Alte Freunde mit alten Taktiken
Einmal in der Pressemitteilung lügen - kann passieren.
Zweimal in der Pressemitteilung lügen - ist nicht gut.
Pressemitteilungen für unterschiedliche Märkte zurechtmachen - riecht komisch.
Ein positives Ergebnis haben und nicht kommunizieren - ist seltsam.
Firmen für ungenannte Beträge erwerben - ist fragwürdig.
Den Kauf nicht im Handelsregister eintragen lassen - ist sehr ungewähnlich.
Mit dem nicht vollzogenen Kauf dann Werbung für die grosse Sause machen - macht mich neugierig.
Was da sonst noch so kommt.
Zweimal in der Pressemitteilung lügen - ist nicht gut.
Pressemitteilungen für unterschiedliche Märkte zurechtmachen - riecht komisch.
Ein positives Ergebnis haben und nicht kommunizieren - ist seltsam.
Firmen für ungenannte Beträge erwerben - ist fragwürdig.
Den Kauf nicht im Handelsregister eintragen lassen - ist sehr ungewähnlich.
Mit dem nicht vollzogenen Kauf dann Werbung für die grosse Sause machen - macht mich neugierig.
Was da sonst noch so kommt.
donalphons, 23:37h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 28. November 2006
Nation Abreissing
Es ist manchmal ganz erstaunlich, wie historische Erfolge blind machen für die Probleme der Gegenwart. Ich hatte heute ein berufliches Gespräch mit einem Bekannten, der in meiner Zeit auch in Berlin war, und der jetzt in Washington und mit humanitären Aufgaben im Irak beschäftigt ist. Damit meine ich nicht "Geld an US-Firmen schleusen", sondern das, was man als Nation Buildung bezeichnet: Zivile Infrastrzkturen aufbauen, politische Prozesse begleiten, mit Geld behutsam eingreifen und versuchen, die Leute für eine demokratische Zivilgesellschaft zu gewinnen. Also alles, was Im Deutschland des Jahres 0 und mit dem Marshall Fund erst mal prima geklappt hat.
Es gibt Leute, die fragen sich, ob die Niederläge nicht hätte härter ausfallen müssen, oder ein langsamer Sieg besser gewesen wäre; einer, der in jedem Dorf gezeigt hätte, dass Widerstand zweklos ist, und gleichzeitig so, dass man Respekt vor den Kämpfern hat. Es gibt Leute die sagen, man hätte die Massaker besser ausschlachten müssen, und andere, man hätte schon vorher die Leute wissen müssen, die die Sache im Irak managen können. Das mit der Entwaffnung hat nicht funktioniert, das rächt sich jetzt. Zu schnell war es, zu hastig, nach dem Ende der Kämpfe gingen die Kämpfe weiter, da entstand der Hass, der die amerikanischen Truppen jetzt zum Spielball in einem religiös motivierten Bürgerkrieg macht.
Für diejenigen Verantwortlichen, die daran glauben, dass der westliche Weg sicher nicht 1:1 übernommen werden kann, die Grundsätze wie Demokratie, Gleichberechtigung und Menschenrechte aber fraglos gelten müssen, ist der Irak eine real gewordene Alptraumvision. Es fängt schon damit an, dass die Ansprechpartner nichts von diesen Werten wissen wollen, weder im Kampf gegen feindliche Clans, noch im Inneren, womit ihre Herrschaft bedroht wäre. Der Irakkrieg ist in abertausende Kriege im Irak zerfallen, die neuen Machthaber sind Warlords, es ist kein Vietnam, sondern schlimmer, es ist gigantisches Afghanistan, in dem jede Aufbauleistung jenseits der von den USA massiv kontrollierten Gebiete sofort missbraucht werden, versickern, nicht mehr als wirkungslose Bestechung sind.
Es wird sehr schwer mit dem Abzug der Amerikaner, so jedenfalls wird es kein Spaziergang wie 1948 in Deutschland, das ist allen Beteiligten klar, wenn die ganze Aktion nicht als grösster und teuerster politischer Fehlschlag in die Geschichte der USA eingehen soll. Langsam reift in mir aber eine Idee heran, die tatsächlich so etwas wie eine stabile Situation bringen könnte: Denn wenn man genau hinschaut, hat nicht nur der Marshall Fund Deutschland gestützt, sondern auch das feindliche System der Sowietunion und ihres Satelliten, der DDR. Wie also wäre es, Sunniten, Shiiten und Kurden tatsächlich in eine Autonomie zu entlassen, gezielt als Staaten aufzubauen, und Bagdad als neues Berlin zu errichten, mit einer Bagdader Mauer zwischen den Zonen? Klare Fronststellungen würden shon dafür sorgen, dass sich jede Partei intern einigen muss, um der anderen zu widerstehen, man bräuchte die Hilfe der Grossmächte, und die wiederum könnten ihre Vasallen dann zügeln.
Das erzähle ich meinem Bekannten, aber der findet die Idee extrem zynisch, und will davon nichts wissen.
Es gibt Leute, die fragen sich, ob die Niederläge nicht hätte härter ausfallen müssen, oder ein langsamer Sieg besser gewesen wäre; einer, der in jedem Dorf gezeigt hätte, dass Widerstand zweklos ist, und gleichzeitig so, dass man Respekt vor den Kämpfern hat. Es gibt Leute die sagen, man hätte die Massaker besser ausschlachten müssen, und andere, man hätte schon vorher die Leute wissen müssen, die die Sache im Irak managen können. Das mit der Entwaffnung hat nicht funktioniert, das rächt sich jetzt. Zu schnell war es, zu hastig, nach dem Ende der Kämpfe gingen die Kämpfe weiter, da entstand der Hass, der die amerikanischen Truppen jetzt zum Spielball in einem religiös motivierten Bürgerkrieg macht.
Für diejenigen Verantwortlichen, die daran glauben, dass der westliche Weg sicher nicht 1:1 übernommen werden kann, die Grundsätze wie Demokratie, Gleichberechtigung und Menschenrechte aber fraglos gelten müssen, ist der Irak eine real gewordene Alptraumvision. Es fängt schon damit an, dass die Ansprechpartner nichts von diesen Werten wissen wollen, weder im Kampf gegen feindliche Clans, noch im Inneren, womit ihre Herrschaft bedroht wäre. Der Irakkrieg ist in abertausende Kriege im Irak zerfallen, die neuen Machthaber sind Warlords, es ist kein Vietnam, sondern schlimmer, es ist gigantisches Afghanistan, in dem jede Aufbauleistung jenseits der von den USA massiv kontrollierten Gebiete sofort missbraucht werden, versickern, nicht mehr als wirkungslose Bestechung sind.
Es wird sehr schwer mit dem Abzug der Amerikaner, so jedenfalls wird es kein Spaziergang wie 1948 in Deutschland, das ist allen Beteiligten klar, wenn die ganze Aktion nicht als grösster und teuerster politischer Fehlschlag in die Geschichte der USA eingehen soll. Langsam reift in mir aber eine Idee heran, die tatsächlich so etwas wie eine stabile Situation bringen könnte: Denn wenn man genau hinschaut, hat nicht nur der Marshall Fund Deutschland gestützt, sondern auch das feindliche System der Sowietunion und ihres Satelliten, der DDR. Wie also wäre es, Sunniten, Shiiten und Kurden tatsächlich in eine Autonomie zu entlassen, gezielt als Staaten aufzubauen, und Bagdad als neues Berlin zu errichten, mit einer Bagdader Mauer zwischen den Zonen? Klare Fronststellungen würden shon dafür sorgen, dass sich jede Partei intern einigen muss, um der anderen zu widerstehen, man bräuchte die Hilfe der Grossmächte, und die wiederum könnten ihre Vasallen dann zügeln.
Das erzähle ich meinem Bekannten, aber der findet die Idee extrem zynisch, und will davon nichts wissen.
donalphons, 00:42h
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Was ich heute gelernt habe
Liebes Tagebuch,
heute war ein aufregender Tag. Der Michi, der Danny und der Essi und ihre Freunde haben letzte Woche immer gesagt, ihr Spielzeug mit dem Stromstecker ist absolut sicher und da muss keiner Angst haben und wer was anderes sagt soll es mal zeigen. Und dann haben es heute welche wirklich gezeigt und das Spielzeug ist total kaputt. Ich glaub ich werde mich nie wie der Michi, der Danny und der Essi hinstellen und einen fragen, ob er mir mein Spielzeug kaputt machen kann, weil das ist echt doof wenn das passiert. Ich weiss zwar nichts von Java ausser dass es eine Insel gibt die so wie heisst, aber so wie es die jetzt erwischt hat will ich nie nicht dastehen müssen.
heute war ein aufregender Tag. Der Michi, der Danny und der Essi und ihre Freunde haben letzte Woche immer gesagt, ihr Spielzeug mit dem Stromstecker ist absolut sicher und da muss keiner Angst haben und wer was anderes sagt soll es mal zeigen. Und dann haben es heute welche wirklich gezeigt und das Spielzeug ist total kaputt. Ich glaub ich werde mich nie wie der Michi, der Danny und der Essi hinstellen und einen fragen, ob er mir mein Spielzeug kaputt machen kann, weil das ist echt doof wenn das passiert. Ich weiss zwar nichts von Java ausser dass es eine Insel gibt die so wie heisst, aber so wie es die jetzt erwischt hat will ich nie nicht dastehen müssen.
donalphons, 19:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 26. November 2006
Alle Herrlichkeit des fernen Ostens
Ein kleines Beispiel für Globalisierung.
In Südchina, rund um die ehemaligen Kolonien Macao und Hong Kong, macht sich ein neuer Lebensstil breit. Strassen werden gebaut, um der Flut von Automobilen Herr zu werden, Gewerbezentren der Textil- und Elektronikindustrie wuchern wie Geschwüre in die Landschaft. Das Wachstum, angetrieben durch Gelder aus dem Ausland und dem Willen des Regimes, das Schlechteste aus Kapital und Sozialismus zusammen zu bringen, zerstört alle nach einem Jahrhundert der Kriege erhaltenen alten Strukturen, und das um so leichter, als das Alte in diesem Kulturkreis keinen besonderen Wert hat. Arbeiter brauchen Häuser, am besten uniforme Betonburgen, billig und schnell zu errichten, und die Landflucht tut ein Übriges, um eine seltsame Zone zwischen Fortschritt und Niedergang entstehen zu lassen. Vernichtet wird, was im Weg steht, aber es gibt auch Verantwortliche, die wissen, dass das, was da vernichtet wird, mehr ist als Brennholz.
Und so werden in Südchina die alten Holzhäuser mit ihren geschnitzten Paneelen mitunter nicht einfach niedergewalzt, sondern abgebrochen und auseinandergenommen. Die Methode hat durchaus Tradition, diese Häuser selbst wurden aus Bruchstücken älterer Häuser zusammengestückelt, man hat die Schnitzereien nicht weggeworfen, sondern in neue Rahmenkonstruktionen eingebettet und als Spolien recht konsequent wiederverwendet. Heute aber werden die Holzplatten in Kisten verpackt, und gehen neben gefälschten Turnschuhen und billigen Messersets auf die Reise nach Europa, wo sie dann von einem Herrn vertrieben werden, der viel zu selten einen Antikmarkt besucht, auf dem ich auch bin.

Und da steht dann einer neben mir, ein Sohn dieser deutschen Erde, und schaut zu, wie ich die Bretter umdrehe und gewissenhaft prüfe, ob sie von Hand gebohrt und gesägt sind, oder maschinell hergestellt wurden. Beides findet sich in den Kisten, man muss also schon etwas aufpassen, um die Stücked des 19. von denen des 20. Jahrhunderts zu trennen. Was ich da schaue, will der andere von mir wissen, ich erkläre ihm die Unterschiede, und er meint, wenn ich etwas mit Geishas finden würde, solle ich es ihm geben.
Ich würge etwas an der Antwort, nicke dann freundlich, schenke ihm sogar das Lächeln eines koreanischen Immobilienhaifischs, der einen gerade entgrätet, und behalte die Stücke mit den tanzenden Frauen für mich, denn ich brauche viel und thematisch passendes für den asiatischen Raum, und wie die Friese neben der Buchenimitatschrankwand des Anderen aussehen würden, das stelle ich mit lieber nicht vor. Ich wühle mich durch die Kisten, finde noch eine Platte, die aus dem 18. Jahrhundert stammen könnte, und der Chinese meint, ich hätte da ein Auge dafür. Womit er nicht ganz unrecht hat. Denn in gewisser Weise bin ich dieser Region verfallen wie die Auklärer des 18. Jahrhunderts, ich erfreue mich an dem, was man an den Tänzerinnen und Sagenfiguren an falschen Vorstellungen entwickeln kann, was nie so war und letztlich doch nur Zeugnisse eines erschütternden Niedergangs sind.

Die Stücke sind alt, in manchen Ritzen ist der Dreck kaum zu entfernen, Spinnenleichen und Ungezieferkadaver geben Zeugnis vom Alter und der Verwahllosung, die die Figuren lange Zeit vor dem Abriss umgab. Es dauert Wochen, bis alle gereinigt sind und einen Platz haben, und vermutlich wird bis dann längst mein Geld unterwegs sein nach China, zu irgendeinem Neureichen, der nicht nur am Grundstück und am Bau einer Lagerhalle, sondern auch am Abriss glänzend verdient. Vielleicht nimmt er den Gewinn und macht seiner Frau damit eine Freude, ein kleiner Trip nach Thailand, wo sie sich für weniger als 200 Dollar eine neue, westliche Nase kauft, die dann so gar nichts mehr mit dem Ideal zu tun hat, was mich täglich beim Betreten meiner Wohnung auf der anderen Seite der Erde erfreut. Wir alle denken, dass wir ein gutes Geschäft gemacht haben, jeder hat, was er will - ausser dem Land, das die Relikte einer Kultur verliert, die es schon lange nicht mehr gibt.
Vielleicht aber, wenn hier nur weiter billigste Hemden gekauft werden und die Handies im Zweimonatsrythmus wechseln, werden sich die Geldströme doch so verlagern, dass dort in Asien genug Liquidität ist, um die Stücke dereinst zurückzukaufen. Dann werden sie in beleuchteten Vitrinen stehen, vor denen die Tochter des Hauses verlangt, endlich wig lange Beine zu bekommen, wie irgendeine blonde, deutsche Hüpfdohle des Popgeschehens, deren erfundenes Leben irgendwo im Speckgürtel rund um Macao die Menschen von dieser seltsam, faszinierend fremden Welt träumen lässt.
In Südchina, rund um die ehemaligen Kolonien Macao und Hong Kong, macht sich ein neuer Lebensstil breit. Strassen werden gebaut, um der Flut von Automobilen Herr zu werden, Gewerbezentren der Textil- und Elektronikindustrie wuchern wie Geschwüre in die Landschaft. Das Wachstum, angetrieben durch Gelder aus dem Ausland und dem Willen des Regimes, das Schlechteste aus Kapital und Sozialismus zusammen zu bringen, zerstört alle nach einem Jahrhundert der Kriege erhaltenen alten Strukturen, und das um so leichter, als das Alte in diesem Kulturkreis keinen besonderen Wert hat. Arbeiter brauchen Häuser, am besten uniforme Betonburgen, billig und schnell zu errichten, und die Landflucht tut ein Übriges, um eine seltsame Zone zwischen Fortschritt und Niedergang entstehen zu lassen. Vernichtet wird, was im Weg steht, aber es gibt auch Verantwortliche, die wissen, dass das, was da vernichtet wird, mehr ist als Brennholz.
Und so werden in Südchina die alten Holzhäuser mit ihren geschnitzten Paneelen mitunter nicht einfach niedergewalzt, sondern abgebrochen und auseinandergenommen. Die Methode hat durchaus Tradition, diese Häuser selbst wurden aus Bruchstücken älterer Häuser zusammengestückelt, man hat die Schnitzereien nicht weggeworfen, sondern in neue Rahmenkonstruktionen eingebettet und als Spolien recht konsequent wiederverwendet. Heute aber werden die Holzplatten in Kisten verpackt, und gehen neben gefälschten Turnschuhen und billigen Messersets auf die Reise nach Europa, wo sie dann von einem Herrn vertrieben werden, der viel zu selten einen Antikmarkt besucht, auf dem ich auch bin.

Und da steht dann einer neben mir, ein Sohn dieser deutschen Erde, und schaut zu, wie ich die Bretter umdrehe und gewissenhaft prüfe, ob sie von Hand gebohrt und gesägt sind, oder maschinell hergestellt wurden. Beides findet sich in den Kisten, man muss also schon etwas aufpassen, um die Stücked des 19. von denen des 20. Jahrhunderts zu trennen. Was ich da schaue, will der andere von mir wissen, ich erkläre ihm die Unterschiede, und er meint, wenn ich etwas mit Geishas finden würde, solle ich es ihm geben.
Ich würge etwas an der Antwort, nicke dann freundlich, schenke ihm sogar das Lächeln eines koreanischen Immobilienhaifischs, der einen gerade entgrätet, und behalte die Stücke mit den tanzenden Frauen für mich, denn ich brauche viel und thematisch passendes für den asiatischen Raum, und wie die Friese neben der Buchenimitatschrankwand des Anderen aussehen würden, das stelle ich mit lieber nicht vor. Ich wühle mich durch die Kisten, finde noch eine Platte, die aus dem 18. Jahrhundert stammen könnte, und der Chinese meint, ich hätte da ein Auge dafür. Womit er nicht ganz unrecht hat. Denn in gewisser Weise bin ich dieser Region verfallen wie die Auklärer des 18. Jahrhunderts, ich erfreue mich an dem, was man an den Tänzerinnen und Sagenfiguren an falschen Vorstellungen entwickeln kann, was nie so war und letztlich doch nur Zeugnisse eines erschütternden Niedergangs sind.

Die Stücke sind alt, in manchen Ritzen ist der Dreck kaum zu entfernen, Spinnenleichen und Ungezieferkadaver geben Zeugnis vom Alter und der Verwahllosung, die die Figuren lange Zeit vor dem Abriss umgab. Es dauert Wochen, bis alle gereinigt sind und einen Platz haben, und vermutlich wird bis dann längst mein Geld unterwegs sein nach China, zu irgendeinem Neureichen, der nicht nur am Grundstück und am Bau einer Lagerhalle, sondern auch am Abriss glänzend verdient. Vielleicht nimmt er den Gewinn und macht seiner Frau damit eine Freude, ein kleiner Trip nach Thailand, wo sie sich für weniger als 200 Dollar eine neue, westliche Nase kauft, die dann so gar nichts mehr mit dem Ideal zu tun hat, was mich täglich beim Betreten meiner Wohnung auf der anderen Seite der Erde erfreut. Wir alle denken, dass wir ein gutes Geschäft gemacht haben, jeder hat, was er will - ausser dem Land, das die Relikte einer Kultur verliert, die es schon lange nicht mehr gibt.
Vielleicht aber, wenn hier nur weiter billigste Hemden gekauft werden und die Handies im Zweimonatsrythmus wechseln, werden sich die Geldströme doch so verlagern, dass dort in Asien genug Liquidität ist, um die Stücke dereinst zurückzukaufen. Dann werden sie in beleuchteten Vitrinen stehen, vor denen die Tochter des Hauses verlangt, endlich wig lange Beine zu bekommen, wie irgendeine blonde, deutsche Hüpfdohle des Popgeschehens, deren erfundenes Leben irgendwo im Speckgürtel rund um Macao die Menschen von dieser seltsam, faszinierend fremden Welt träumen lässt.
donalphons, 00:58h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 25. November 2006
Real Life 24.11.06 - Echte Arbeit
Es sind diesmal drei Ster, und das Wetter ist prächtig. Letztes Jahr hatte es geschneit, es war bitterkalt und windig, aber in diesem Rekordnovember, der schon fast wieder Frühling ist und vielleicht das baldige Absaufen von Bremen, Hamburg und anderen niedrigen Gebieten ankündigt, ist das Holzschlichten eine Freude. Die eine Hälfte leichte Fichte, die andere schweres Buchenholz.

Wäre da nicht die Sache mit der Schubkarre. Denn deren Reifen ist nach einem Jahr platt. Du suchst nach einer passenden Pumpe, fragst Frau Mama, die hinter dem Haus mit Frau B. über Belanglosigkeiten redet, die weiss auch nichts von einer passenden Gerätschaft, aber Frau B. meint, dass ihr auto- und motorradverrückter Sohn so etwas haben muss. Sie wackelt über den weiten Apfelgarten in den Schuppen, erklärt dir überflüssigerweise genau, wie das Ding funktioniert - denn vor dem Tod des Seniors wird der Junior immer der unerfahrene Junior bleiben - du bedankst dich und machst dich an die Arbeit.
Es sind schöne Stücke, gerade, fest, nicht verdreckt oder nass, und nach ein paar Fuhren gelingt das Anschlichten wieder mühelos, Scheit auf Scheit findet seinen Platz und stabilisiert die Reihe entlang des viel zu grossen Hauses. Nur manches Aststück wehrt sich, und da hilft nur die Axt. Du stellst das Scheit auf den Bock, holst aus und schlägst das Eisen in das Holz. Aststücke sind verfluchte Hunde, sie wehren sich, aber es hilft ihnen alles nichts, Schlag um Schlag dringt das Beil tiefer ein, du denkst an Berlin und an ein paar verantwortungslose Mistkerle und ihre Kumpane, drehst die Axt um und benutzt die Wucht des Holzes, damit es sich selbst immer weiter in das Eisen treibt. Wenn Du Wut hast, sagte deine Grossmutter, geh raus und hau Holz, das hilft, und recht hatte sie, irgendwann quietscht der Brocken, ein, zweimal, und dann bricht er auseinander. Wenn immer noch Wut da ist - auch kein Problem, so ein Aststück quer durchzuhauen, ist genau das richtige für angesammelte Energien.
Um vier musst du fertig sein, denn um halb fünf kommt dann Frau G. zu Besuch, du musst noch duschen und dich ordentlich anziehen, denn auf das grobe Holz folgt das feine Porzellan, auf die zupackenden Hände der abgespreizte kleine Finger, der hier nie aufgehört hat, selbstverständliches Verhalten der besseren Kreise zu sein. Man tut das nicht extra, es ist so. Und es ist wie immer zu viel Kuchen da, den du mitnimmst und nachher, beim Bloggen nebenbei verzehren wirst.
Frau G. lässt sich lang und breit über dieses Internet da aus, das so gefährlich ist mit diesen Waffenseiten und Mörderspielen, von Porno und Belästigung ganz zu schweigen, wie sie aus der Glotze weiss. Was denn die jungen Leute da den ganzen Tag da drin so machen, du müsstest das doch erklären können, du seist doch so einer, der da viel macht, hat sie gehört. Was du tust, sagst du, und dann fällt es dir ein, es sind mitunter nicht wirklich schöne Dinge, und eigentlich müsstest du sagen, du tust dreckige Stalkerschweine umnieten, Nazipropagandisten in die Ecke drücken, bis sie quietschen, PRoleten den Tag versauen, Material suchen, um die Bande hochgehen zu lassen, Informanten befragen und jeden Tag eine neue Kugel in den Lauf tun, um dann wieder einen von denen wegzuknipsen, besser als ein Spiel ist das.
Du erzählst lieber etwas von den angenehmen Menschen, die dort verkehren, von den Freunden, die dich dann besuchen kommen, von der Fähigkeit des Netzes, die Augen zu öffnen und die Welt neu zu entdecken, nackte Frauen oder Gewalt siehst du da draussen nie, es gibt immer weite Bereiche, die völlig frei von all dem sind, was das - nun selbst nicht gerade zimperliche - Fernsehen so zeigt. Morde etwa wie am Freitag Abend üblich gibt es bei dir nicht.
Du sagst artig Auf Wiedersehen, schwingst dich auf dein Rennrad und bist bald wieder ist der Stadt vor der Kiste, und mit nach Harz und Buchenholz riechenden Händen killst du den Abschaum in den Kommentaren der Blogbar. Beim Tee denkst du mit gespreiztem Finger darüber nach, wie du den Stalkerschweinen am besten mit dem Herzeigen des Schlachterbeils das Wochenende zur Hölle machst, denn das Netz muss schöner werden, damit das, was du Frau G. versprochen hast, ein wenig mehr stimmt, und sie sich vielleicht auch ohne Risiko irgendwann auf diese Welt einlassen kann.

Wäre da nicht die Sache mit der Schubkarre. Denn deren Reifen ist nach einem Jahr platt. Du suchst nach einer passenden Pumpe, fragst Frau Mama, die hinter dem Haus mit Frau B. über Belanglosigkeiten redet, die weiss auch nichts von einer passenden Gerätschaft, aber Frau B. meint, dass ihr auto- und motorradverrückter Sohn so etwas haben muss. Sie wackelt über den weiten Apfelgarten in den Schuppen, erklärt dir überflüssigerweise genau, wie das Ding funktioniert - denn vor dem Tod des Seniors wird der Junior immer der unerfahrene Junior bleiben - du bedankst dich und machst dich an die Arbeit.
Es sind schöne Stücke, gerade, fest, nicht verdreckt oder nass, und nach ein paar Fuhren gelingt das Anschlichten wieder mühelos, Scheit auf Scheit findet seinen Platz und stabilisiert die Reihe entlang des viel zu grossen Hauses. Nur manches Aststück wehrt sich, und da hilft nur die Axt. Du stellst das Scheit auf den Bock, holst aus und schlägst das Eisen in das Holz. Aststücke sind verfluchte Hunde, sie wehren sich, aber es hilft ihnen alles nichts, Schlag um Schlag dringt das Beil tiefer ein, du denkst an Berlin und an ein paar verantwortungslose Mistkerle und ihre Kumpane, drehst die Axt um und benutzt die Wucht des Holzes, damit es sich selbst immer weiter in das Eisen treibt. Wenn Du Wut hast, sagte deine Grossmutter, geh raus und hau Holz, das hilft, und recht hatte sie, irgendwann quietscht der Brocken, ein, zweimal, und dann bricht er auseinander. Wenn immer noch Wut da ist - auch kein Problem, so ein Aststück quer durchzuhauen, ist genau das richtige für angesammelte Energien.
Um vier musst du fertig sein, denn um halb fünf kommt dann Frau G. zu Besuch, du musst noch duschen und dich ordentlich anziehen, denn auf das grobe Holz folgt das feine Porzellan, auf die zupackenden Hände der abgespreizte kleine Finger, der hier nie aufgehört hat, selbstverständliches Verhalten der besseren Kreise zu sein. Man tut das nicht extra, es ist so. Und es ist wie immer zu viel Kuchen da, den du mitnimmst und nachher, beim Bloggen nebenbei verzehren wirst.
Frau G. lässt sich lang und breit über dieses Internet da aus, das so gefährlich ist mit diesen Waffenseiten und Mörderspielen, von Porno und Belästigung ganz zu schweigen, wie sie aus der Glotze weiss. Was denn die jungen Leute da den ganzen Tag da drin so machen, du müsstest das doch erklären können, du seist doch so einer, der da viel macht, hat sie gehört. Was du tust, sagst du, und dann fällt es dir ein, es sind mitunter nicht wirklich schöne Dinge, und eigentlich müsstest du sagen, du tust dreckige Stalkerschweine umnieten, Nazipropagandisten in die Ecke drücken, bis sie quietschen, PRoleten den Tag versauen, Material suchen, um die Bande hochgehen zu lassen, Informanten befragen und jeden Tag eine neue Kugel in den Lauf tun, um dann wieder einen von denen wegzuknipsen, besser als ein Spiel ist das.
Du erzählst lieber etwas von den angenehmen Menschen, die dort verkehren, von den Freunden, die dich dann besuchen kommen, von der Fähigkeit des Netzes, die Augen zu öffnen und die Welt neu zu entdecken, nackte Frauen oder Gewalt siehst du da draussen nie, es gibt immer weite Bereiche, die völlig frei von all dem sind, was das - nun selbst nicht gerade zimperliche - Fernsehen so zeigt. Morde etwa wie am Freitag Abend üblich gibt es bei dir nicht.
Du sagst artig Auf Wiedersehen, schwingst dich auf dein Rennrad und bist bald wieder ist der Stadt vor der Kiste, und mit nach Harz und Buchenholz riechenden Händen killst du den Abschaum in den Kommentaren der Blogbar. Beim Tee denkst du mit gespreiztem Finger darüber nach, wie du den Stalkerschweinen am besten mit dem Herzeigen des Schlachterbeils das Wochenende zur Hölle machst, denn das Netz muss schöner werden, damit das, was du Frau G. versprochen hast, ein wenig mehr stimmt, und sie sich vielleicht auch ohne Risiko irgendwann auf diese Welt einlassen kann.
donalphons, 00:46h
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