Sonntag, 11. März 2007
Overdone
So also zaudert man durch das Leben, verzichtet hier auf einen Pozzo und dort auf eine Konsole, mischt die Farben dezenter und meidet das Funkeln des Goldes, und geht dann eines schönen Tages durch eine niederbayerische Stadt, um dort eindlich einmal die Jesuitenkirche zu sehen, die zu eben jener Zeit um 1600 errichtet wurde, da der Orden noch wirklich streng und askethisch gewesen sein soll, fern der überbordenden Unsitten des weltlichen Barock und seiner Pracht und Herrlichkeit; ganz anders eben.

Und dann geht man heim und macht die nächste Stuckleiste ins Bad.
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Die Sache mit den Eiern
Hin und wieder habe ich jedoch Lust auf Omelett. Einerseits, weil ich gern nach dem Aufstehen koche. Rühreier zum Frühstück gab es schon bei meiner Grosstante, die diese Angewohnheit neben dem Teetrinken und den Möbeln aus England mitgebracht hatte. Ich mag den Geruch danach nicht, aber bis dahin ist es eine Freude. Alle 1, 2 Wochen also besorge ich Eier, und mache ein Omelett, das es kalorienmässig mit einer Pizza aufnehmen kann.
Seit ein paar Wochen ist alles anders. Genauer, seit dem letzten Morgen in Jerusalem. Damals habe ich es geschafft, früh genug aufzustehen, um im Hotel zu frühstücken. Der Raum war im Gegensatz zum restlichen Hotel eher bescheiden und im Keller, und die Auswahl war, vorsichtig gesagt, begrenzt. Zudem war es koscher. Der Käse sah recht banal nach Scheibli aus, und die Brötchen amerikanisch - eine Kombination, die das genaue Gegenteil zu meiner Vorstellung eines Käsebrötchens ist: Frisch gebackenes Olivenciabatta, Saint Ceols, Scamorza und Feldsalat, um mal in Vorlage zu gehen.
Aber es gab für die angloamerikanischen Touristen auch noch "Ham and eggs", und zwar getrennt nach Rührei und Schinken. Ich war übermüdet, und mein besseres Wissen lag noch im Tiefschlaf., Also nahm ich Rührei und dazu Kräuterquark. Nach einer Weile stellte sich ein beklemmendes Gefühl ein, das ich angesichts meines doch sehr robusten Magens eher selten verspüre; ich liess also ab vom gelben, ohnehin nicht wirklich wohlschmeckenden Zeug auf meinem Teller, und packte ein. Während der Fahrt nach Jaffa baute sich dann ein Gefühl der Übelkeit auf, erreichte in etwa bei Bet Shelem den Punkt, an dem es geraten schien, Ronen um einen Wechsel auf die rechte Spur zu bitten - und dann verklang es wieder. Die der Wahrung des Rufes von vier grossen Fresserregionen verpflichteten bayerisch-tschechisch-elsässisch-hebräischen Innereien hatten dem depperten israelischen Ei gezeigt, wo der Bartel den Most holt.
Dennoch hat die Beinahe-Katastrophe Folgen: Eine latente Unsicherheit. Man kennt das vom schweren Fahrradsturz, man muss danach sofort wieder fahren, um die Sicherheit wiederzugewinnen. So ergeht es mir momentan mit dem Omelett. Und weil gerade Kräuter da sind

hier also das Rezept für die Meraner Kurhotelvariante meiner heuschupfengeplagten Kindheit, in der Hoffnung, dass ich noch dieses Jahr auf einen der dortigen Berge kraxle.
1/2 kleine rote Zwiebel, gedünstet in französischer Salzbutter
3 Eier von freilaufenden Hennen direkt vom Bauernhof
Schnittlauch, Thymian, Rosmarin (alles gut für die Verdauung)
Etwas Safran für Farbe und Luxus.
Frisch & grob gemörserter weisser Pfeffer
Die Eier gut durchschlagen, die Gewürze rein und dann in die Pfanne. Sodann
40 Gramm klein gewürfelter Südtiroler Bergkäse (ähnlich Emmentaler, aber würziger) in die noch flüssige Eimasse geben, einschmelzen lassen, bis das Omelette unten leicht bräunlich wird, dann kurz wenden, oben anbraten, bis es goldfarben wird, dabei etwas schwenken, damit der Käse nicht an der Pfanne klebt - und fertig:

Diesem Omelette, werte Leser, kann man bedenkenlos trauen.
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Witz des Tages
Wenn die Blase dann erstmal geplatzt, die Businesskasper alle weg sind und die Luft nach frisch gedonnertem Gewitter riecht, dann wird es ein paar Dinge immer noch geben. Blogs nämlich, die schreiben, weil sie müssen.Ein für einen Monatslohn und ein paar Konsolen gekaufter Sony-PR-Blogger zwischen zwei gekauften Beiträgen. Schade, dass ich das nicht gelesen habe, bevor ich gerade ein Radiointerview zum Thema gekaufte Blogger gegeben habe. So ging es nur um Schweizer Korruptis und ihren Kunden mit besten Beziehungen zu einem südafrikanischen Sektenführer.
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 10. März 2007
Sehr zu empfehlen - Luxusstromsparen
Insofern rentiert sich mehr als die Anschaffung solcher unförmiger Birnen eher der Kauf einer zuerst mal eher teuren, kristallbehängten Tischlampe, die optisch natürlich auch bestens zum Kronleuchter passt. Lampenschirme sind hier allenfalls als aufsteckbare Hütchen möglich, und selbst dann sind herkömmliche Glübirnen auf den "Kerzen" immer noch unförmig. Aber es gibt zum Glück auch noch diese winzigen 7-Watt-Birnen, die beispielsweise in Kühlschränken zum Einsatz kommen.

So stimmt dann der optische Eindruck, die Proportion, und natürlich auch der Stromverbrauch von gerade mal 14 Watt. Zum Lesen oder für das Schreiben am Computer reicht das aus. Falls man nicht das Glück hat, so ein Teil im Wandschrank zu finden, wird es etwas dauern, bis sich die Kosten im Vergleich zur Ikealampe amortisiert haben - aber spätestens, wenn man das hässliche Ding der Schweden zum dritten Mal auf den Müll wirft, hat sich der Kauf zusammen mit dem gesparten Stromkosten gelohnt.
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Extrem-AALen
Wenn ein Autor sich an einem Text versuchen möchte, hat er hier die Möglichkeit dazu. Wenn er dafür bezahlt wird, bringt er vielleicht nichts zustande, weil der Druck auf ihn lastet, verdammt gute Geschichten abliefern zu müssen. Mir wäre das garnicht recht.
Kommentar Nummer 11.
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Nerdcore-Blogger vs. Killerspiel-PRler René Walter
Am 21. November 2006 erreicht die darauf folgende Debatte um Killerspiele auch das Nerdcore-Blog. In einem ersten Beitrag betont dessen Autor die Notwendigkeit, die Ursache des Amoklaufs im sozialen Umfeld des Täters zu suchen, und nicht in Videospielen. Das bestätigen scheinbar die Blogeinträge von Sebastian B., von denen Nerdcore später am Tag einige ausgewählte Zitate bringt. Am späten Nachmittag ist die Debatte im vollen Schwung, Nerdcore wird für seine direkte, die Killerspielproblematik ablehnende Haltung meist sehr positiv bei vielen anderen Blogs erwähnt. Das vorläufige Schlusswort ist dann ein eindeutiges Zitat. Im gleichen Stil gibt es am 27. November einen Nachtrag, in dem nochmal die Probleme des sozialen Umfelds und die Waffen zur Sprache kommen, nicht aber die Spiele. In der Folge verweist er mehrfach auf Beiträge, die derartige Spiele als nicht relevant darstellen, kurz - sein Blog ist in der Blogosphäre einer der Hauptschauplätze für die Debatte über den Fall und seine Auswirkungen.
Und dann gibt es noch einen gewissen Nilzenburger, der sich in seinem Blog im November ebenfalls für Killerspiele verwendet. Das eigentlich nur logisch, denn als Nils Bokelberg ist Nilzenburger Moderator eines bei DSF und Premiere ausgestrahlten PR-Formats, in dem es um die Sony Playstation geht - die beliebte Spielkonsole für viele, nennen wir sie doch einfach mal so, Killerspiele. Ein Hinweis auf diesen Interessenskollision hätte in seinem Blog vielleicht nicht geschadet, aber das muss uns hier nicht weiter interessieren. Was anderes erwarte ich persönlich nicht von einem PR-Moderator. Von dessen Tätigkeit der Nerdcore-Blogger übrigens nichts gewusst haben will.
Und dann haben wir noch zwei Typen aus der Daddel-Spassfraktion: "MC Winkel", ein durch diverse PR-Blog-Aktionen bekannter Blogger aus Kiel und sein Freund David Luther. Ich werde nie verstehen, warum man solche Gespräche per Kommentar führt. Jedenfalls geht es um die momentan stattfindende PR-Aktion für die neue Sony Spielekonsole Playstation 3 mit dem Nerdcore-Blogger, Nilzenburger, MC Winkel und als Gast David Luther auf einem Hausboot in Hamburg. Weil deshalb eine andere Feier ausfällt, sagt MC Winkel:
Nun wurde ich aber irgendwann im November des letzten Jahres direkt vom Nilz gefragt, ob ich bei dieser Daddel-Sache dabei wäre und habe direkt zugesagt. Damals stand der Termin halt noch nicht.Halten wir fest: Im November hat der PR-Moderator Nils Bokelberg die momentane Aktion ausgehandelt und die passenden Leute dafür angesprochen. Für den Lohn einer Playstation, einer PSP, massig Software und eines Monatslohnes für 4 Tage spielen und darüber bloggen auf einem Hausboot.
Im gleichen November, in dem sich René Walter auf Nerdcore beginnt, sich angesichts des Amoklaufs von Emsdetten gegen ein drohendes Verbot von Killerspielen einzusetzen. Wenn einer weiss, dass er für einen geldwerten Vorteil für den Hersteller einer Spielekonsole PR machen wird - dann frage ich mich schon, ob es nicht eine verdammt zynische Sache ist, wenn dieser PRler ohne Erwähnung seiner Rolle die Gesellschaft für einen Amoklauf verantwortlich macht, die Spieleindustrie von allen Vorwürfen ausnimmt und dann noch eine passende Auswahl aus den Selbstzeugnissen des Amokläufers bringt. Denn das ist es, was mit Bezahlung vom Nerdcore-Blogger übrig bleibt: Alle sind böse, Schule, Gesellschaft, Waffenhändler, nur nicht die Killerspiele, die auch von der Firma kommen, die mir fürs Daddeln einen Monatslohn rüberschiebt. Zumal es hier nicht um banale Werbung geht, sondern um die Frage, was eigentlich zu so einer Tat führt, die dem Sponsor natürlich das Geschäft verhageln kann. Oder wie René in seiner Abrechnung mit mir und anderen selbst sagt:
Man kann es sich so unglaublich leicht machen, dazu braucht man nur zwei Farben. Schwarz und Weiß. Die einen malt man so an, die anderen so.Natürlich kann es sein, dass die eigene Meinung zu der des Sponsors passt. Das sagt einem jeder PRler. Aber da steht dann auch PR drauf. Und das erspart einem dann später peinliche Versuche, die Sache mit den Terminen irgendwie hübsch zu lügen, oder was man sonst tut, wenn man als bezahlter PRler in Bloggertarnung auffliegt.
ich möchte an dieser stelle jörg-olaf schäfers danken, der mit seinem - meines erachtens grundfalschen - popdiskurs und hinweis auf die riesige leuchtreklame den anstoss gab, genauer auf die zeitliche abfolge zu schauen. wer solche grell leuchtenden dinger aufstellt, will keinesfalls, dass man genauer in den schatten schaut.
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 8. März 2007
Real Life 08.03.07 - Deutsche Elite
Diese Abzocker. Seine Einschätzung der bisherigen Rechtsberater hat er schon im Vorfeld mal kund getan, jetzt sollen es die Haifische richten. Mit Hilfe der anderen Betroffenen. Gemeinsam sind sie stark, aber er hat noch nicht mal bis zum Ende des eigentlichen Vortrags abgewartet, um zu zeigen, dass mit ihm jetzt der neue Leitwolf da ist. Frau G. hat zwar noch mehr Geld drin, aber sie ist erkennbar am Ende, denn sie hat keine Reserven mehr. Und der Herr aus dem Osten, der sein Vermögen mit Billigzähnen zu Vollpreisen gemacht hat und es gerade wieder verschwinden sieht, ist nach dem 2. Herzinfarkt auch nicht mehr der Macher, der er mal war, als er dir vor Äonen in Berlin vorgestellt wurde. Da kam er frisch aus dem Club des Fondchefs und meinte, dass er noch jedes Mal sein Geld bekommen habe. Die Gewissheit ist ihm inzwischen gründlich vergangen.
Der Typ aus der S-Klasse macht seinen dummen Einwurf, den er nicht hätte machen brauchen, wenn er die ganze Zeit da gewesen wäre. Aber hier herrscht Rauchverbot, und deshalb war er draussen, als der Punkt erklärt wurde, von dem er glaubt, man hätte ihn übersehen. Man erklärt es ihm nochmal. Man ordnet es für ihn ein, und die Haifische haben längst aufgehört, sich über den neuen Mandanten zu freuen. Das ist einer von denen, die dann plötzlich, kurz vor dem vorteilhaften Ausgang, ausscheren und eine aussergerichtliche Sondervereinbarung treffen. Einer, dem man tunlichst alle Tricks und Wendungen verschweigt. Genauso könnte man nämlich die Gegenseite anrufen und es ihr erzählen.
Er schaut dem Servicepersonal ungeniert auf den Hintern, er hat keine Tischmanieren, was sich beim Essen an den kleinen Stehtischen als Urgrund der Peinlichkeiten erweist, sein Maul hängt tief über dem Teller und du kannst nicht anders, als angewidert die kurzen Borsten anzusehen, die über den Hemdkragen scheuern. Um ihn herum herrscht angesichts der neuen Fakten Trauer und Entsetzen, aber er weigert sich, die Realität anzuerkennen. Er sieht eine Bedienung, macht mit vollem Maul laut Mmmmhhmm, so dass sie sich umdreht, winkt sie zu sich und zeigt auf das nicht ganz leere Weinglas. Als sie ihm einschenkt, hat er die Brocken verschluckt und besteht auf einem randvollen Glas. "Weil Sie so selten vorbeikommen". Du stehst schräg dahinter und wunderst dich über das Zustandekommen der Berichte über dieser Person, die du im Netz gefunden hast. Ein Ausbund an Selbstbewusstsein, inmitten der Tristesse des leicht überdurchschnittlichen Müncher Edelhotelfrasses.
Später dann, als alles vorbei ist und du zu deinem Wagen gehst, fährt er an Dir vorbei, diesmal wieder eine Fluppe in der Hand, und das Handy wird sicher auch gleich ergriffen. Über dir ist dieser wunderbare Münchner Himmel, der Italien verheisst, dazu dieser Platz, der nach italienischem Muster entworfen wurde, und zu deinem Glück italienischer Art würde es nur noch fehlen, wenn aus dem dunklen BMW, der neben ihm an der Ampel hält, ein paar junge Männer in Schwarz steigen und ihn bitten würden, sie doch für ein paar Fragen zu begleiten.
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Kapitalistische Globalisierungsgegner
Wenn die HVB nach dem grossen Gipfel dann den Stecker zieht, haben sie wenigstens die Garantie, dass ihr Investment noch über Wochen und Monate Gesprächsstoff bietet. Einer der heute Anwedenden empfindet es als besonders gemein, dass er jetzt schon seit Jahren immer da hoch fährtin "sein Hotel", um sein Investment zu unterstützen - und jetzt soll er schon wieder geschröpft werden. Wer etwas über das Funktionieren der deutschen Elite - Zantechniker, Mittelständler und Rechtsanwälte - wissen will: Würde ich heute eine Videokamera mitnehmen, könnte man einiges dabei lernen.
So, I´m not in it for the mony, I´m in it for the fun. Und zum Bloggen ist es auch was.
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Mittwoch, 7. März 2007
Oben ist da, wo die Deppen sind
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Krank
Und zu all dem wird sich instinktiv der Wunsch gesellen, in eine stabile Seitenlage zu gelangen. Effiktiv betrachtet, wird mir kotzübel sein, und ich weiss auch, warum. Da ist einerseits das strenge Fasten, das ich mir gestern auferlegt habe. Und andererseits das, worauf ich hin gefastet habe und das dann radibutz verschwunden sein wird:

Aber wie es diese famose Autorin so schön ausdrückt: Gesund sein ist überbewertet. Real gefühlt wird es mir also blendend gehen.
Und dann
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Die Sache mit dem Linken
Vielleicht liet es aber auch am Thema "München" generell. März ist immer eine verdammt schlechte Zeit: Nockherbergauftreiben, Fäuletonankotzen bei der angeblich jungen Literatur der Wortspiele, wo die Eigengewächse des Staatsfunks auch bei erwiesener Schreibunfähigkeit einen Platz auf dem Podium bekommen, und zu all dem die Frage: Wieso nach München, wenn der Brenner nur 150 Kilometer weiter südlich ist?
Nur, weil sich jemand eine Investition ausgedacht hat, die Folgen hat. Kaufen Sie Kunst, werte Leser, kaufen sie Sommerhäuser am Stadtrand (übrigens der schönste Blogname ever), stiften Sie den Museen oder besuchen Sie Münchens überteuerte Rotlichtbezirke (garantiert bloggerfrei) - aber kaufen sie keine Fonds von irgendwas, in dessen Name ein Wort wie "Damm", "Karee" oder "Center" auftaucht. Sie werden keinen Spass haben, und ich muss nach München. Im März. Das müsste eigentlich wirklich nicht sein.
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Mittwoch, 7. März 2007
Real Life 04.03.07 - Privatkunden beim Hoflieferanten
Natürlich könntest du jetzt darauf hinweisen, dass du die morgendliche Tasse Tee ihrer Kleiderproblematik verdankst, denn du warst pünktlich und musstest bei Frau Mama im Salon warten, während sie passende Handschuhe suchte und Herr Papa vermutlich seinen Golfkollegen mitteilte, dass du noch immer keinen "anständigen Wagen" hast, obwohl doch jeder in der Stadt weiss, dass ihr euch das auch leisten könntet. Man hat es nicht leicht in einer Autostadt, wenn man keine 200 PS und eine Plakette mit RS oder Quattro auf dem Wagen hat. Dann noch die Ermahnungen - noch nicht offen fahren und vorsichtig, und schon rollt ihr mit etwas weniger als einer Stunde Verspätung zum Termin mit dem Händler, der diesmal ausgesprochen hartknäckig das Bildchen für die neue Wohnung nicht hergeben wollte. Es dauerte eben alles seine Zeit. Und deshalb verschwindet die Sonne bereits hinter den Häusern der Altstadt, als ihr die Residenz mit dem kauzigen Führer verlasst und das Cafe ansteuert. Es gibt hier viele Cafes.

Aber nur eines mit der italienischen Fruchtbombe, dem fahlgelben, marzipanbedeckten Kalorienanarchisten unter den Torten. Und zwar schon immer, Rebellentradition, seit deine Eltern dich als Bratzen netterweise hierher schleiften, wo du von der Kunst der Residenz so viel verstanden hast wie ein CSU-Politiker oder seine bloggenden Geistesverwandten von Ehrlichkeit. Die Erinnerung an die Fresken muss aufgefrischt werden, die Früchtebombe dagegen...
Eine Bombe, meint Iris, sollte man auch in die Deutsche Bank werfen.
Ach, gibst du von dir, der du derartige Einlassungen von Iris eher nicht gewohnt bist.
Wirklich, sagt Iris, und erzählt. Es war nämlich so, dass ihre Eltern im Dezember Geld anlegen wollten. 10% Zinsen bot ein betrügerischer Schiffsfond, 7% inclusive Steuerminderung ein riskanter Immobilienfond, 3,8% die Hausbank ihrer Eltern für Festgeld - und 4% die Deutsche Bank. Was zur Folge hatte, dass ein Treffen mit einem Anlageberater und einem Steuerspezialisten arrangiert wurde.
Irgendwie muss sich die Deutsche Bank von ihrem Ausflug in das Global Banking noch nicht richtig erholt haben. Ihre Eltern jedenfalls kamen frisch vom Spaziergang an der Donau und nach dem hierzulande nicht seltenen Kleidungsmotto "Wir sind reich, wir müssen nicht reich aussehen". So sassen sie dann im Foyer, wurden von einem jungen Geschäftsmann angerempelt, und warteten. Eine halbe Stunde. Ihre Mama meinte dann, dass sie dem Anlageberater noch exakt eine Minute geben würde. Die Minute verstrich, und so standen sie auf und gingen. Die Strasse hinunter, wo sie Bekannte trafen, die darüber sprachen, dass sie ihre Stadtwohnung verkauften - und so kam dann das eine zum anderen, und Iris zu ihrer Wohnung.
Wann kannst du mir eigentlich den Stuck besorgen, will sie wissen, in einem Tonfall, der davon Zeugnis ablegt, dass sie von dir ein anderes Engagement als das der Deutschen Bank erwartet.
Donnerstags, sagst du, denn dann bist du wieder in München bei den Haifischen. Und du wirst diese kleine Geschichte aus der Heimat dem Knilch der Gegenseite reindrücken, denn der ist von der Deutschen Bank, und es ist immer schön, beim Essen etwas erzählen zu können, was ihn demütigt.
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Geht gar nicht
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Sehr zu empfehlen - Lichtsymmetrie
Dabei lag die Lösung daheim bei meinen Eltern. Vor einem Jahr hatte ich bei einer Auktion aus purer Langeweile zwischen den Asiatica und den Spiegeln mitgesteigert, als eine "Schachtel mit diversen antiken Funden" angeboten wurde. Was man halt so tut, wenn es draussen regnet und vor einem 200 Nummern pure Belanglosigkeit mit Varia wie Schokoladengussformen liegt, und nur ein anderer mitsteigert. Danach bekam ich den Spiegel, brachte alles im Auto meiner Eltern unter und vergass dort die Kiste mit den Funden. Heute bin ich dann zufällig darüber gestolpert, über den etrurischen Bronzekamm und die drei Öllämpchen. Und da wusste ich, dass das Problem gelöst war.

Lichtschalter - Licht - Licht - Licht. Jetzt brauche ich nur noch eine braune Kappe für den Schalter, und dann stimmt der optische Eindruck wieder. Und vielleicht nochmal vier weitere Öllampen rechts und links der Konsole. Oder andere Kleinigkeiten, und zwei Reliefe für die linke Seite.

Kommt alles noch. Früher oder später. Spätestens in Berlin, wo man dergleichen in der Regel billigst verkauft. So von wegen Untergang und Ausverkauf der Bürgerlichkeit, und so. Irgendwie muss man ja die Spielekonsole mit einem neuen Game füttern, und ein neues Handy kommt mit dem IPhone. Wer einen Gipskopf hat, braucht keinen mehr in Grossvaters Vitrine.
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Montag, 5. März 2007
Nominiert für den Lead Award oder
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Seriöses Bloghandwerk aus Hamburg
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3 Akkorde vs. Homeshopping Blogosphere
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Montag, 5. März 2007
Die Cabriosaison beginnt - oder auch nicht.

Man könnte meinen, dass spätere Generationen solche Bilder nur noch kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen.

Neben Bildern von Atompilzen, abgeholzten Regenwäldern und ähnlicher Vegehen an meinen Kindern, von denen ich mangels Existenz gar nichts geliehen haben kann.

Glaubt man der FAZ, ist es ohnehin vorbei, man macht keine Photos mehr von sich, der Karre, einer einsamen Landstrasse und dahinter dem Sonnenuntergang.

Ich habe dazu natürlich auch eine Meinung. Tempolimits auf der Autobahn finde ich grossartig. Weil ich das Rasen eine Weile beruflich betrieben habe und weiss, welcher Irrsinn von Ahnungslosen veranstaltet wird. 130 reicht völlig, die wenigsten Raser können auch nur 200 Sachen kontrollieren, und mehr als 220 ist auf öffentlichen Strassen ein Verbrechen, wenn die Leute kein Training haben.
Wenn ich kann, nehme ich die Landstrasse, so kurvig wie möglich. Und bei uns gibt es viele Kurven in reizvoller Landschaft. Kurven, bei denen man auch mit 80 den Spass an der Sache verlieren kann. Sprich, ich fahre ganz anders. Und solange nicht alle so fahren wie ich, ist das kein Problem. Schlimm wäre es natürlich, wenn alle auf die Landstrasse gehen würden.
Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist der Verkehr in den Städten, das Ozon, der Dreck, der Gestank und der Benzinverbrauch im Stop and Go. Ich bin mit dem Roadster fast ausschliesslich auf Landstrassen unterwegs; da, wo die meisten von einer zersiedelten Vorstadt in den Beruf und wieder heim gurken, fahre ich mit dem Fahrrad. Genau da liegt aber auch der unüberwindbare Gegensatz: Keiner will bei der Fabrik wohnen. Und die Fabrik will sich nicht aufteilen und zu den Menschen in die Vorstädte gehen. Die Lücke dazwischen ist das Problem.
Und ausnahmsweise kann man der Industrie allein nicht mal die Schuld geben. Smart und Audi A2 waren Vollpleiten, dagegen verkaufen sich völlig irrwitzige SUVs, als wären die Autobahnen Feldwege. Und für jedes Mikrogramm CO2, das wir einsparen, blasen drei chinesische Aufsteiger das hundertfache an Dreck in die Luft. Wenn sie nicht gleich den innerchinesischen Flieger nehmen.
Wie auch immer: Baut mehr Cabrios. Mehr und vor allem leichtere Cabrios, die weniger Benzin brauchen. Wer Cabrio fährt, fährt in der Regel langsamer. Es ist kalt, zugig, man kann Musik nur bis Tempo 100 hören, Reden wird ab 70 schwierig, aber es ist so schön, dass man automatisch gern langsamer fährt. Selbst, wenn es dann auf den Bildern immer sauschnell aussieht - das ist die Belichtung und das Weitwinkelobjektiv, nicht der Bleifuss oder das CO2.
ausserdem bekommt man davon zahnschmerzen und trommelfellentzündung, und dann bleibt man ein paar tage daheim und fährt gar nicht.
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Kgl. bayr. Standgericht
er beschaut mein kleines, 20 cm hohes Stativ mit seinen kleinen Gumminoppen an den Beinen, wiegt den niederbayerischen Kopf hin und her, und sagt dann:
Wobei, mia hom zwoa a amtliche Vorschrift wegen Stativen, owa des is ja nur a kloans Stativerrlll, da gibts soweid i woas koa Vorschrift ned.

Wenn man durch die Käffer fährt und die verspoilerten Karren sieht, die Schilder für die Gaggerlparties und die misstrauischen Blicke, dann ist es gut, wenn man so wieder mit dem Land versöhnt wird.
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Sonntag, 4. März 2007
Zu Besuch bei der jungen Dame

Morgen vielleicht mehr davon. Dort, wo sie ist, sind noch viele andere, und bröckeln vor sich hin.
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Liebe Gäste aus den Niederlanden!
Aber das ist im Sommer; im Winter geht auch Ihr nicht auf den Campingplatz. Und deshalb kommt Ihr mit Euren japanischen Gurken, Euren französischen Buletten mit der Kraft unterdimensionierter Froschschenkel und mancher sogar mit einem Opel Astra. Da seid Ihr dann auf einer Autobahn ohne Tempolimit und ohne Anhänger hinten dran. Und tut etwas, das ihr in den Niederlanden nie tun würdet: Ihr lasst die Sau raus. Hauptsache auf die Piste und unter den Bully. Weil, Kurven könnt ihr weder auf Schnee noch auf Asphalt. Immer nur rein ins Verderben.
Und deshalb müssen wir reden. Es ist nämlich so, dass das Rasen gelernt sein will. Ich habe es gelernt, ich kann über Stunden voll konzentriert durch Serpentinen jagen und weiss, wo der richtige Bremspunkt ist. Würde ich wollen, könnte ich in unter drei Stunden nach Berlin fahren. Ohne mich und andere zu gefährden. Käme dann zwischendrin ein schwerer Regenschauer, und die Autobahn wäre mit Niederländern verstopft, wüsste ich, dass es gefährlich wird, und ich ginge vom Gas. Ich würde vielleicht ein paar Minuten zu spät kommen, und nicht zwei Stunden.

Wie heute. Weil Ihr Volldeppen nämlich nicht fahren könnt. Fahren heisst nicht Bleifuss. Fahren heisst nicht mit gespoilertem Astra "MC Pinkels feuchter Traum" hinter Holledau im Platzregen auf der linken Spur zwei andere Volldeppen ohne Sicherheitsabstand zusammenschieben, und es heisst auch nicht bei München Nord nochmal im Stau einen Auffahrunfall hinzulegen. Autos haben Bremsen und Lenkung, sie beissen nicht, wenn man das nutzt, und wenn Ihr schon in Österreich unter den Bully wollt, fahrt lieber über Frankreich und die Schweiz, da schröpfen sie Euch nämlich bis auf die Unterhosen, wenn Ihr dort so einen Scheiss zusammenfahrt wie hier in Bayern.
Und wir bleiben beste Freunde, weil ich meine Freunde rechtzeitig erreiche. Versprochen.
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Für Buchfreunde
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