: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 13. August 2007

Empfehlung heute: Auf der anderen Seite,

noch weiter im Westen, so weit, dass es bereits wieder Osten ist, stehen die Leute schon wieder auf, und Zeit für das Schauspiel des Himmels haben sie auch nicht.



Denn einerseits liegt Seoul meines Wissens meist unter einer schauderhaften Abgasglocke, und andererseits hat man dort neukulturell bedingt ganz andere Probleme. Wir reden über eine Stadt, in der es normal ist, an öffentlichen Gebäuden Aufforderungen anzuschlagen, sich gefälligst neue Handys aus koreanischer Produktion zu kaufen, und ich nehme stark an, dass ein signifikanter Teil der dortigen Bevölkerung den Sonnanaufgang anschauen würde, käme er denn als kostenpflichtiger Download auf das Handy. Das kann auch dieses Photo hier und seinen Gegenstand erklären.

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Hommage für Brassaï

Gerade eben, vor dem Fenster.



Nach dem Regen.

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Sonntag, 12. August 2007

Wenn es passiert

Momentan verweisen Banken auf Ratings ihrer Kreditinvestitionen, die von Ratingagenturen erstellt werden, die daran verdienen, gute Ratings zu vergeben. Wenn sie nicht gerade pleite gehen, natürlich. Anders gesagt, man sucht nach Deppen, die ihr Geld für minderwertige Immobilien und die Folgen da lassen, man rechnet sich die Folgen schön, als hätte das Platzen der Blase nicht schon längst auch beste Immobilien in den USA schwer verkäuflich gemacht. Und, wir erinnern uns, zufällig sind es genau diese hochgepushten Hauswerte, die das Konsumklima, die Börsengewinne, den Kapitalzuwachs ausmachten. Wir sind längst drin in der Katastrophe. Und nichts garantiert uns leider, dass die Investoren solcher dummen Anlagen die einzigen Betroffenen sind.



Ich fuhr heute so über gar nicht sommerliche Felder und dachte nach, ab wann mich die Krise betrifft und was geschehen muss, damit es mich persönlich ernsthaft erwischt. Das Geld, das ich mit gewissen Einschränkungen brauche, erwirtschaftet allein das Haus, selbst wenn drei Viertel der Mieter nicht mehr zahlen könnten. Und selbst dann könnte ich noch zwei Leute im Rahmen einer neuen Wohnungszwangswirtschaft aufnehmen. Sage keiner, das gäbe es in der BRD nicht; nach dem Krieg war das durchaus üblich, und man bemühte sich, ausgebombte Freunde einzuladen, bevor die Flüchtlinge kamen.

Historisch bedingt habe ich beste Kontakte auch zu Nahrungsproduzenten der Region, mit manchen bin ich sogar entfernt verwandt, und wenn es ganz übel kommen sollte, müsste ich mir wieder die Langwaffen meines Grossvaters holen und im Eichenwald ein paar Fasane schiessen, wenn ich schon zu blöd war, beizeiten nicht ein paar Investmentbanker geschossen zu haben. Nicht dass ich die Viecher dann essen würde, aber auch in schlechten Zeiten gibt es welche, die auf Rebhuhn und Reh nicht verzichten wollen, und dafür etwas zum Tausch anbieten können.

Aber damit es so weit kommt, müsste wirklich viel passieren. Vermutlich wird man in den USA auf die Kostenbremse treten und den Irakkrieg beenden, so spät natürlich, dass ein paar aufgeblasene Volkswirtschaften in Asien und Russland crashen, und die drei mageren Jahre werde ich schon packen. Vielleicht melde ich so lange die Barchetta ab, und lerne endlich mal selbst, wie man Apfel- und Birnengelee macht, oder Apfelschlehenmarmelade. Denn auf dem Weg zur unsommerlichen Landschaft radelte ich durch den 9Loch-Golfplatz mit seinen diversen 2-3Lochhuren, und dahinter ist ein Weg, an dem die Früchte jedes Jahr verfaulen, fallen, und von den Rädern der SUVs zerquetscht werden. Solange die Fonds noch was ausspucken, werden sie weiterhin über Essen fahren.

Insofern wäre eine mittelprächtige Krise wirklich nicht ganz schlecht.

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Der gute, alte Gruban

Manche Dinge ändern sich nie. Wie Patrick Gruban, der früher mal Chef von der später insolventen Communityfirma Cassiopeia war, und in den Zeiten vor Web2.0 Witze riss, wie das Verbrennen von Millionen so war. So ne Árt Sascha Lobo der Munich Area. Jetzt ist Web2.o, und er ist wieder da. Mit einer, Überraschung, Community namens Mediap, die sich vor allem an Kreative wendet und so eine Art virtuelle Arbeitsmappe für allerlei Onlinezeugs sein soll. Sogar mit Claim:

Zeigen Sie doch, was Sie können.

Und darunter steht aktuell auch, was Mediap kann:
Achtung: Durch einen defekt in unserer Newsletter-Software sind alle Anmeldungen bis zum 25.07. verlorengegangen. Bitte tragen Sie sich nochmal ein. Wir sind untröstlich.
Und wenn ich im November in Mittweida auf einem Kongress zum Thema bin, weiss ich, was ich als Beispiel bringe, wenn es einer wagen sollte zu behaupten, Web2.0 sei ganz anders als die New Economy.

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Samstag, 11. August 2007

Empfehlung heute - Liquidität, Web2.0 und Werbung

Die Sonne schien, wir sassen auf der Almwiese, irgendwo in Frankfurt rutschten die Kurse und wir überlegten, wie diese unsere Welt nächstes Jahr aussehen würde. Ich entwarf ein Horrosszenario, das alle anderen als wüste Übertreibung abtaten.

Ein Jahr später gab es die anderen nicht mehr, und ich hatte die Lage viel zu optimistisch eingeschätzt. Ich habe einmal so einen Crash auf Ground Zero mitgemacht, und wenn jetzt die verwickelten Banken behaupten, man würde die Liquiditätsprobleme in den Griff bekommen, dann weiss ich, dass diesmal alles, ein ganzes System von Anlegern und Geldwirtschaft am Abgrund steht, und nicht nur ein paar Startups und blöde Aktiendeppen. Gerade habe ich einen Beschwichtigungsbeitrag eines Mietmauls gelesen, das damals schon von einer kleinen Korrektur sprach.

Die ersten beiden Opfer von Liquiditätskrisen heissen immer Anja und Tanja. Das war schon bei Cassiopeia so, und das wird im grössere Umfang jetzt gesamtwirtschaftlich kommen. All die BWLordelle von PR, Marketig und Werbung werden für längere Zeit wieder Leitungsprosecco saufen. Und Startups, die ihre Revenue Modelle auf Basis zukünftiger, üppiger Werbegelder ohne Rücksicht auf Klickraten und Umsetzung entwickelt hatten, werden noch länger an die überraschenden Folgen einer amerikanischen Pressspankrise denken. Und Debatten darüber, was Sonderformen wie virale Werbung bringen, wie aktuell beim Werbeblogger, werden einsame Zeugen einer goldenen Zeit sein, die dann doch nicht kam, vor dem Artensterben der Wasmitmedienlinge.

Im kommenden Winter brauche ich hier einen Schneeschipper, der auch den Hausgang streicht und ein Loft renoviert. Ich zahle Werbern luxuriöse 100 Euro Taschengeld pro Monat, und stelle den Schlafplatz (Schlafsack ihr, Matratze/Stroh ich) und Verpflegung. Solange sie nicht von ARS Berlin und Trigami sind.

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Nächster Halt auf dem Weg nach unten: Asienkrise!

Im Frühjahr dieses Jahres musste ich auch wegen so einer familiären Anlagesache zurück nach Deutschland. Wie es draussen im Seeviertel nun mal so ist: Einer reichte seinen Anlageberater einmal durch die Nachbarschaft. Ich hatte schon einen halben Abend vertelefoniert, um ordentlich Stimmung gegen den Kerl zu machen, und beim eigentlichen Verkaufsgespräch musste er dann ohne Unterschchriften wieder gehen. Wärmstens Empfohlen hatte er:

Goldman Sachs.

Bis vorletzte Woche klang das nach einem guten Plan, und ich musste mir daheim und bei einigen Gartenempfängen desöfteren anhören, dass meine schon länger geäusserten Befürchtungen übertrieben gewesen sind. Und jetzt weiss der Fluss nucht mehr wohin mit all den Kadavern, und wäre das Wetter nicht so schlecht, würde ich heute Abend in der Pause der Open Air Oper ein paar sehr gehässige Dinge loswerden.

Ich sage etwas anderes. In den nächsten beiden Wochen dürfte in China Panik ausbrechen. Auf der einen Seite kann man in den immer noch enorm überbewerteten Märkten dringend benötigte Gewinne realisieren. Auf der anderen Seite halte ich das Risiko für einen Geldschein, den ich einem Cracksüchtigen Downtown LA gebe, für geringer als bei jedem erstklassigen Banker in Shanghai. China ist reif, überreif, da kann man noch was holen, und gleichzeitzig höchst labil, da werden auch die schönsten Währungsreserven des maroden Banksystems nichts mehr helfen. China ist das ideale Opfer der Krise: Unbeweglich, aufgedunsen, voller Deppen, die nicht wissen, dass es vorbei ist, und hier kann man schnell Probleme bereinigen, ohne dass daheim jemand auf die Idee kommt, aus Existenznot ein paar white-collar-Verbrecher in ihren Türmen zu unzunieten.

Nun - wir werden sehen.

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Ein Käfig für Narreteien

Als ich im April in Mantua war, sah ich am grossen Platz über dem Dom der Mathilde von Tuszien etwas, das ich sofort haben wollte:



Diese Dachterasse. Das ist einer der Orte, bei dem ich auf den erste Blick das Gefühl hatte, daheim zu sein. Da oben gibt es keine Sorgen. Sorgen ist etwas für die, die unten sind, das hat sich seit den Idealstadtentwürfen der Renaissance nicht geändert - auch wenn es so deutlich keiner mehr ausspricht. Nun ist Mantua reich und diese dazu gehörende Wohnung ebenso unbezahlbar wie unverkäuflich, und ich habe schon drei Wohnungen und ausserdem eine Dachterasse, die auch nicht ganz schlechte Ausblicke zu bieten hat; Renaissance und Rokoko gibt es hier im Übermass. Es muss also nicht so sein, dass ich genau diese Terasse will, und dennoch, ich wusste lange nicht, ob ich diese Sehnsucht als Bild mit heim nehmen sollte.

Doch inzwischen bin ich froh, die Konstruktion gespeichert zu haben. Gestern war ich in einem Kaff, wo ein Meister meines Herrn Papa inzwischen einen eigenen Stahlbau betreibt, und dessen Junior wird kommen und auch für meine Dachterasse - eigentlich verwendet man dafür im Bayerischen das italienische Wort Altane, oder gar Altana - so eine Kuppel anfertigen. Der Neid und die Gier sind schliesslich die Grosseltern aller Dinge.

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Uffz Lochsprenger empfiehlt:

Bonkerbekämpfung mit Hohlsprengköpfen!

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Freitag, 10. August 2007

Empfehlung heute: Neues Wort für Scheissjob:

Arswalt

Neues Blog für linksliberalen Diskurs:

http://shiftingreality.wordpress.de/

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Lasst sie krepieren!

Wenn ein Hausbauer die Kredite nicht zurückzahlen kann, wird das Gebäude versteigert.

Und wenn jetzt die Banken verrecken, die sich bei solchen leichtfertig erteilten Krediten verspekuliert haben, sollte man sie einfach draufgehen lassen. Und die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen.

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here we go - § 131 StGB ist unser Freund

und ausserdem ist bekannt, wer von wem gewisse Ekelvideos produzieren liess. Da steht also:
* (1) Wer Schriften (§ 11 Abs. 3 StGB), die grausame oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen in einer Art schildern, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewalttätigkeiten ausdrückt oder die das Grausame oder Unmenschliche des Vorgangs in einer die Menschenwürde verletzenden Weise darstellt,
o 1. verbreitet,
o 2. öffentlich ausstellt, anschlägt, vorführt oder sonst zugänglich macht,
o 3. einer Person unter achtzehn Jahren anbietet, überlässt oder zugänglich macht oder
o 4. herstellt, bezieht, liefert, vorrätig hält, anbietet, ankündigt, anpreist, einzuführen oder auszuführen unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stücke im Sinne der Nummern 1 bis 3 zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermöglichen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

* (2) Ebenso wird bestraft, wer eine Darbietung des in Absatz 1 bezeichneten Inhalts durch Rundfunk, Medien- oder Teledienste verbreitet.
* (3) Die Absätze 1 und 2 gelten nicht, wenn die Handlung der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte dient.
Ich sag´s mal so: Unter diesem Gesichtspunkt ist es gar nicht klug, der Gegenseite gerichtsverwertbare Beweise für die eigene Urheberschaft solcher Werke zu liefern. Wirklich nicht. DumdiDum. Sollte da etwa...?

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Donnerstag, 9. August 2007

Empfehlung heute - Entspannung am Abend

Mit der Kühle und dem Tee kommt dann der Einfall: Maul- und KlauenseuchenVZ.



Morgen ist auch noch ein Tag, die Kugel ist schon im Lauf, und so gehen die Gedanken hinüber zu einem weiteren sehr feinen Text aus der tschechischen Elegie von Modeste.

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Ui! Viralmarketeers mögen keine Viralvideos!

Wer die Viralvideos von StudiVZ sehen will, sollte sich beeilen: Die Produktionsfirma Aimaq Rapp Stolle scheint panisch bemüht zu sein, die peinlichen Gewalt- und Schundfilme wieder einzufangen:

http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/15067/

Dazu nehmen sie auch Anwälte in Anspruch. Ts. Liebe Leute: Das Schöne ist, dass man Viren nicht mehr einfangen kann, wenn sie mal ausgesetzt sind. Und vor allem: Kein Mensch kann verbieten, dass man die Darstellung detalliert beschreibt.

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Je sais aussi,

dit Candide, qu’il faut cultiver notre jardin.



Der Regenmann kommt, ruft die dicke Gärtnerin und zeigt auf mich. Jetzt regnet es gleich! Ich grinse sie breit an und bestätige, dass es gleich losgeht mit dem Sommerregen - schliesslich komme ich aus dem Westen und bin dem ersten Schauer bei Neuburg gerade eben so davongeradelt. Kaum habe ich meinen Fruchtsalbei in der Hand, kommt es auch schon runter, dick, nass, unglaublich nass, eine Wand aus Wasser, und ich schaffe es gerade noch in das Zelt mit den Mutterpflanzen. Nichts ist hier zu verkaufen, sagt der Gärtner, und genau in dem Moment, als ich ein Zitronenbäumchen sehe.

Schade, sage ich, das Zitronenbäumchen hätte ich gern gehabt.

Welches Zitronenbäumchen, fragt der Gärtner. Eigentlich fragt er "Woosfiaazidrronnabammahl", aber das versteht man nur als Eingeborener.

Das da hinten, antwortest du und zeigst auf die a und für sich unübersehbare Anhäufung von Blättern und noch grünen Früchten, die nicht wirklich grandios schön ist, aber den leichten Charme der Krankheit eines Caravaggio-Früchtekorbs hat. Aach, dieser Zitronenbaum, erkennt der Gärtner die Pflanze wieder. Ja, der sei nicht zu verkaufen, der sei krank und habe die Schildläuse, über und über schwarze Flecken, und sein Wuchs habe sich nun, eher natürlich entwickelt. Eben drum will ich ihn haben, und nach längerem Diskutieren einigen wir uns darauf, für 30 Euro vom Jahrmarkt der Nichtigkeiten die Caravaggiozitrone einzutauschen, und der Gärtner verspricht, sie nächste Woche zu behandeln, bevor ich sie haben kann. Ich streichle ihre wohlgerundeten Früchtchen, und im Januar, wenn es kalt ist, werden sie mir am Südfenster mit ihrem Saft von der dampfigen Hitze dieses Sommers erzählen, und vom Schauer, der den Salbei wie giftiges Unkraut explodieren lässt.

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Was macht eigentlich

Adical?

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Sind StudiVZ-Entscheider klofixiert?

Es gab ja schon mal so ein Klodingens bei StudiVZ. Und nun, auch ohne Ehssan Dariani an der Firmenspitze, liess man ein Video drehen, in dem erneut eine Toilette eine Nebenrolle spielt. Die Hauptrolle dagegen spielt -

http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/15065/

ein Haufen Entführer. Deren Tonfall jetzt auch nicht gerade fern von dem ist, was die StudiVZ-Stalkergruppe so von sich gab. Gewöhnlich sagt nachher jedes sexistische Schwein, dass es ja nur Spass war.

Was wohl die ganz anders gearteten Vorzeigestartupper und ihre Chefs von Holtzbrinck zu diesem Ding sagen?

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Mittwoch, 8. August 2007

Empfehlung heute: Man kennt das.

Diese hier oft gezeigten Bilder, entlang der Flanke meines Wagens geschossen, die von Geschwindigkeit und Bleifuss erzählen - und nicht von extra langer Belichtungszeit und Tempo 30, was des Bildpudels Kern ist. Nun ist aber Sommer, und da fahre ich fast alles unter 30 Kilometer mit dem Rad. Das einzige, was mich dabei anstrengt, sind die Bilder. Im Auto ist es einfach, aber eine passende Einstellung auf dem Rad während des Fahrens zu finden, ist wirklich gefährlich.



Denn man muss schnell fahren, damit es schnell aussieht. Dann nimmt man die Kamera in die rechte Hand, führt sie durch die Beine auf die Höhe der Sattelstützenaufnahme und - jetzt wird es wirklich schwer - nimmt de rechten Fuss aus dem Pedalhaken und führt das Bein seitlich nach oben vom Rad und Bildausschnitt weg, und löst dann, hoffentlich immer noch schneller als 30 Sachen, aus. Oder man fliegt auf die Schnauze, denn bei einem plötzlich auftauchenden Hindernis wird die Einleitung von Gegenmassnahmen in dieser - übrigens alles andere als photogenen Haltung - etwas komplex.

Das ist dann der Moment, in dem ich gerne malen können würde. Oder zeichnen wie ein Toonblogger. Wobei ich aber annehme, dass die Zeichnerin Frau Schnutiger mich doch eher blutend auf der Fresse sehen würde, wenn ich diesen Artikel hier lese. Wer wäre ich, dass ich PR dergleichen verdenken würde.

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Iconographia oder die Invasion der Leipziger Kartoffelnasen

Im 18. Jahrhundert kamen mit der Aufklärung enorme Herausforderungen auf die alten Machthaber zu. Im Zentrum der rationalen Kritik stand die Gesellschaft Jesu, die als finster, verkommen und rückständig galt. Ihr Bücher waren im Vergleich zu den leichten Schriften von Lesage und Crebillion dröge, verkniffen, staubig und von dummer Enthaltsamkeit geprägt. Wenn also schon die Propaganda der Gesellschaft nicht mehr den Erfordernissen der Zeit entsprach, musste wenigstens die Verpackung, die Promo besser werden.

Zumal schon in dieser Zeit Bücher oft nur für das Regal gekauft wurden, wurde das Bohei um die Autoren sehr viel wichtiger. Anfang des 18. Jahrhunderts verabschieden sich die Jesuiten von ihren im Helldunkel des Chiaroscuro gehaltenen Asketenbildern, die von Frohn und Ausgezehr der Bücher künden. An ihre Stelle tritt eine Verkörperung der Gelehrtheit, und es ist ein echter Prachtkörper, eine Frau, die in ihrer Extase verspricht, dass jesuitische Gelehrtheit fast so geil wie ficken ist.



Nie war die heilige Katherina von Alexandrien more bedworthy. Kurz: Angesichts der eigenen, zunehmend unvermittelbaren Inhalte setzt die Gesellschaft auf das Erfolgskonzept der Aufklärer, die es verstehen, ihre Thesen mit Erotik verknüpft unter das Volk zu bringen.

Nicht weit von dieser Verzückung ist mein - aufgeklärter - Buchhändler, bei dem ich meinen de Sade und da Ponte zu bestellen pflege, und der hat ein Regal mit Neuerscheinungen. Dort finden sich gerade die Erst- und Zweitlingswerke von Autoren, die meist in Zonenkäffern mit -rode, -ow oder sonstigen slawischen Wortresten am Ende geboren wurden, und die dann in Leipzig am sog. "Deutschen Literatur Institut" einsassen, zusammen mit ein paar Lehrern, die auch nicht schreiben können und die Nichtbegabung zu vertiefen verstanden. Auf dem Cover findet sich viel Leere und triste Braun- und Beigefarben von Tapeten aus den 70er Jahren, die vorzüglich auf die darin zu findende Tristheit von Ausdruck, Gemüt und Verstand schliessen lassen. Die Heldinnen sind kotzbrechsuchtelnde Psychotanten, die später sicher mal als evangelische Religionslehrerinnen im Vorruhestand böse Leserbriefe schreiben, wenn in einem Roman Sex mit Lust und sonst nichts verbunden sein sollte.

Am Ende dieser Not finden sich dann Autorenbilder, die hinlänglich beweisen, dass man in der protestantischen Zone zu wenig von jesuitischer Cleverness versteht. Die Ikonographie umfasst Ringelshirts, die voraktuellsten Frisurentrends der Super-Illu in leichter Auflösung, möglicherweise mit Photoshop kreierte Kuhaugen, die Peter Lorre vor Neid erblassen liessen, und eine Unsymmetrie des Gesichts, die ihre Ursache im generell verkniffenen Gschau hat. Gekrönt wird das alles von Kartoffelnasen oder anderen unförmigen Rotzausleitungen, die nicht weiter von den süssen Stupsnasen der Rokokoschönheiten entfernt sein könnten. Wahrhaftigkeit wird hier zum Verbrechen, die Freudlosigkeit glotzt einen an, und vielleicht liegt diese Expression minderen Könnens und Schaffens für schleunigstes Vergessen auch schlicht in der Erkenntnis der Abgelichteten im Blitzlicht, dass sie zumindest dieses eine Mal ihr problematisches Verhältnis zur Körperpflege hätten überdenken können.

Ich werde nie verstehen, wie man Lustfeindlichkeit und Kindergartensätze, die die Teenieficker gewisser Fäuletons zu Worten wie "gefühlvoll" und "sprachlich präzise" verleiten sollen, mit derartigen Bildern garnieren kann, die den Abstand dieses Instituts zu Entzugsreha, geschlossener Station oder Magersuchtsbehandlung treffend illustrieren. Ich verstehe nicht, wer Bücher mit Titeln wie "Vielleicht, oder auch so" oder "Grünes Ekzem" kauft, denn die nicht erlebte Welt irgendwelcher Frustbeulen, die aus Langeweile, seichtem Nachdenken von Mareike und dem Schweigen von Constanze besteht, ist lediglich hirnfickrige Literatursimulation. Dieses Geschreibsel so dröge, verkniffen, staubig und von dummer Enthaltsamkeit geprägt wie Landpfarrerunterweisugen der Jesuiten in der Oberpfalz des 18. Jahrhunderts, bedarf eigentlich keines Abdrucks auf Papier, da reicht auch ein aufgegebenes Myblog mit den Abschiedsworten: "Vielleicht mach ich jetzt ein wenig schlitzen, oder ich geh rauchen, wer weiss."

Es gibt einen Mittelweg zwischen den drallen Tussis der Super-Illu und den Kotzbrechsuchtlerinnen mit Lektor, und ich hätte jetzt gern so eine geile Katherina, dachte ich mir nach dem Gang durch die Regale - und fand letztlich die Autobiographie von Catherine Millet.

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StudiVZler nehmen Snuff-Filmern das Geschäft weg.

Wer sehen will, wie eine Tochter von Holtzbrinck mit Gewaltverherrlichung im europäischen Ausland mutmasslich bekannt werden wollte - und es zwischenzeitlich nun wohl doch nicht mehr will - gehe rüber zu Boocompany.

http://boocompany.com/index.cfm/content/story/id/15061/

Ich hoffe, man schaut sich das in der Konzernzentrale sehr genau an und überlegt, was für Leute da was angestellt haben. Und warum ein gewisser Herr beim StudiVZ-Verwalter da nichts unternommen hat, um das zu verhindern.

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Dienstag, 7. August 2007

Empfehlung heute - Double Feature Heimatfilm

Und zwar bebildert von St. Burnster in Grafentraubach am Grafentraubach bei Laberweinting nahe Geiselhöring nicht weit von Dingolfing im Grossraum Landshut in Niederbayern als Teil von Bayern.



Zwischenfilm: Der Himmel heute um exakt 9 Uhr über der Donau.

Und ohne Bilder bei Meister Mek bei Tschaufen hinter Legar oberhalb Terlan hinter Sigmundskron nahe Bozen in Südtirol.

Gar kein Vergleich zu Berlin a. d. Spree bei Marzahn neben Stralau hinter Potsdam im Bereich Vockerode in der Gegend, die man die Zone nennt.

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Aus dem Leben eines Abmahners

Geld allein macht nicht glücklich. Ma kann entsetzlich viel Geld haben, und muss dennoch billigen Businessfrass schlucken, man kann der Chefredakteur einer Zeitschrift sein, die einem die eh schon kaputte Bio durch erfolglose Peinlichkeit weiter versaut, und ohnehin erhält - oder verliert - Geld seinen Wert erst, wenn es ausgegeben wird. Die Natur des Geldes ist eine eher flüchtige, wenn man nicht aufpasst, und es kann dem menschlichen Leben ähnlich verschwendet werden. Ein Fehler, eine Lüge, eine falsche Tatsachenbehauptung, eine Beleidigung, ein Diebstahl - und schon wird es teuer. Man kennt das ja inzwischen.

Heute morgen überlegte ich, ob ich icht zumidest einen Euro des hier durch so ein Vergehen angeschwemmten Geldes nicht in die neue Ausgabe der Vanity Fair investieren sollte. Zumindest ein klein wenig denen wiedergeben, die mir geschadet haben, um damit zu zeigen, dass ich nicht so ruachad bin, wie mir umgekehrt einige ihrer zur Prozessvermeidung geschriebenen Briefe erschienen. Ich wollte Grösse zeigen. Nachdem deren Website heute aber mit der Geschichte um eine grosse Oberweite und die Tricks deren Erstellung aufwartet - sehr passend bei Vanity Fair - habe ich darauf verzichtet, und für 1,15 Euro Brezenstangen gekauft.



Nachher gehe ich einen Fruchtsalbei kaufen. Fruchtsalbei ist eine famose Möglichkeit, um aus Geld Glück zu machen. Nachhaltig zudem.

Was bleibt zu sagen? Ich habe abgemahnt. Und ich bin nicht unglücklich.

Möchte noch jemand ein Bild von mir stehlen?

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Montag, 6. August 2007

Real Life 05.08.07 - La Coquillarde

Es wird lange dauern, bis du Susi treffen kannst, ohne "Zieh den Kopf aus der Schlinge Bruder John" im Ohr zu haben. Denn den nächsten Satz, "nimm das nächste Pferd und reite schnell davon" hättest du besser beherzigen sollen. Einerseits standen nämlich auf der Wiese neben dem Hochzeitsgarten massenhaft besitzenswerte Fahruntersätze, und andererseits hätten sie dich vor "Da sprach der alte Häuptling der Indianer" gerettet. Vom "Hoch auf dem gelben Wagen" ganz zu schweigen, ganz erstaunlich, was Leute im Suff so singen können, die ansonsten auf das richtige Tempo historischer Aufführungspraxis bestehen. Es war ein verfickter, nein besser, noch nicht mal verfickter Fehler, diesmal mit Susi am Steuer dem Konvoi zu folgen. "Fiesta mexikana" wird auch auf längere Zeit mit ihr verbunden sein, so wie sie das in dein rechtes Ohr gebrüllt hat. Ausweichen hätte wenig gebracht, denn links...

Hat sie dir gefallen, ruft Susi heiser gegen den Fahrtwind und Avisons Variationen über Scarlatti an. Du schaust sie an, wie man als Abstinenzler eben verkaterte Töchter auf dem Weg zum Entzug anschaut. Mit Leuten, die auf Hochzeiten Spass haben, schlafe man nicht, ist dein neuer Wappenspruch. Nein, schreist du. Nein, und ich will sie auch nicht heiraten, wenn sie mal geschieden ist. Und drehst Avison noch etwas lauter, während sich der Wagen der Stadt der Verfluchten nähert.

Um der Exkursion zur sogenannten "Ottheinrich-Torte", einer historistischen Zuckersauerei der ersten Kategorie, einen kulturellen Anschein zu verpassen, schleifst du Susi dann durch den Palazzo und die darunter liegenden manieristischen Grotten. Auf dass sie erkennen mag, dass das Dasein auch noch andere Werte kennt als das Einrammen eines Pfahls vor dem Haus, um den Deppen des Tages Besuch in einem Jahr anzudrohen, falls bis dahin noch immer kein Nachwuchs da sein sollte. Früher machten das nur die Kaffbewohner, aber heute darf der Brauch als gestiegenes Unkulturgut gelten.



Du erklärst Susi den Kreislauf der Lust hier unten in den Grotten: Oben frass man Muscheln zur angeblichen Stärkung der Potenz, und die Essensreste wurden dann hier unten in dreisten Figuren und amourösen Szenen verbaut, damit man einen Ort hatte, wo man die erhofften überschüssigen Triebe an den Hofmann oder die Kammerfrau bringen konnte. Gewissermassen der nicht zählende Urlaub im eigenen Haus. Und sehr viel weiter entwickelt als die Abfallberge bei Hochzeiten nach dem Geseier von Treue in der Kirche.

Dann wäre sie ja doch was für dich, meint Susi und verweist auf die langen Jahre von geradezu CSU-haftem Überdiesträngeschlagen deiner Nachbarin von Gestern, die beim Kommen "von den blauen Bergen" ihren ebenso blauen Zustand nur noch mit gekreischtem Lalala zum Ausdruck bringen konnte. Hemungslos durchaus. Leider die falsche Art der Hemmungslosigkeit. Der langen blonden Gattenwurst daneben war es fast so peinlich wie dir.

Susi? unterbrichst du sie, als sie im Sumpf des Tennisvereins angekommen ist.

Ja?

Du schluckst das Angebot runter, ihre Hochzeitstorte an diesem hoffentlich nie kommenden Dies Ater mit Strychnin zu zuckern, und sagst: Ach, nichts.

Und beneidest die Nereiden und Tritone um ihre ungebundenen, unschuldigen Muschelspiele.

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Empfehlung heute - Fast glaube ich,

Madame Modeste ist in einem Traum mein Ururgrossvater erschienen. Der hatte nämlich auch keine Lust auf Arbeit, wurde "Privatier und Hausbesitzer", was damals unter Kaiser und König als sehr ehrenwerter Beruf galt, setzte sich somit in einem Cafe zur Ruhe und sorgte als Anhänger des liberalen Fortschreitts dafür, dass seine Enkelinnen alle eine ordentliche Ausbildung bekamen. Vielleicht aufgrund einer Begebenheit, die Madame Modeste hier so schön beschreibt - was nicht wirklich für meinen Ahnen sprechen würde.



Ich möchte jedoch zu seiner Ehrenrettung hinzufügen, dass auch seine Enkelinnen letztlich begüterte Hausbesitzerinnen wurden.

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