: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 15. Oktober 2007

Empfehlung heute - Sollte ich mir doch mal

einen alten Peugeot kaufen, und er wäre weiss oder beige, dann würde ich ihn nicht wie geplant "Candide" taufen - als Vorgriff auf kommende Katastrophen des besten aller möglichen Oldtimerschicksale - sondern "La Chouette de Neiges". Einfach, weil es so ein hübscher Begriff beim Aussprechen ist, den mir die Liebste zuletzt beibrachte. Irgendwie ist das was von "kokett" und "négligée" drin, zumindest in meinen verworrenen Gedanken.



Darauf gekommen bin ich durch eine Bloggerin, und die wiederum stellt ab und an ganz famose Photos online, in die wiederum ein schwarzer Peugeot - oder auch ein beiger - ganz vorzüglich passen würde.

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Eines muss man den Österreichern lassen

Man kann jetzt viel Böses über sie sagen. Dass ihr zur internen Kommunikation verwendetes Sprachsubstitut tatsächlich das ist, was nicht nur geographisch, sondern auch vom Niveau her hinter dem Oberpfälzischen kommt. Hinter einer Sprache also, die selbst Niederbayern kaum verstehen, die ich als Oberbayer wiederum praktisch nicht verstehe. Das muss man erst mal schaffen, noch unverständlicher nicht zu reden als ein Oberpfälzer. Man kann die Nischenexistenz von FM4, der in Bayern mehr Hörer als in Österreicht haben dürfte, als Beleg für die Rückschrittlichkeit der Kronehit-Mehrheit nehmen. Und dass sie wirklich im Schönbrunner Museumsshop Mangaversionen von Sissi verscheuern, gibt einen guten Einblick in den Umgang der Österreicher mit dem Teil der ihrer Geschichte, der nur rückständig-totalitär und nicht gleich ganz faschistisch war. Und neben jeder alten Schönheit ist immer gleich die nächste moderne Hässlichkeit.

Man kann vieles über sie sagen. Aber eines muss man ihnen lassen: Berge - können sie auch nicht.



Zum Glück hatte die Natur ein Einsehen und hat die Österreicher mit Bergen in Überzahl beschenkt, und die sind so grandios, dass man es verschmerzen kann, wenn sie Strassen, auf denen sich Wiener Sonntagsfahrer auf dem Weg nach Mariazell derrennen, auch nicht können.



Aber bitte! Was für ein genialer Tag. Diese Strecke, dieses Auto, ein voller Tank und 400 Kilometer Salzataal, Gesäuse, Ennstal bis nach Steyr, wo sie den BMW X3 zusammenbauen. Autos, wen wundert´s, können sie auch nicht.

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Samstag, 13. Oktober 2007

Empfehlung heute - Es soll ja Leute geben,

die im goldenen Oktober nicht durch - zugegeben inzwischen etwas frisch durchlüftete - Parks wandeln, und sich über die Fähigkeit von Koreanerinnen begeistern, auch mit dem feinsten Schuhwerk noch die Rampen hinauf zum Teehaus zu meistern.



Diese Leute sind im Moment oft auf der Buchmesse anzutreffen, wo die Luft warm und stickig ist von den Ausdünstungen so vieler Menschen, oder trocken von der Klimaanlage. Und genauso begeistert bin ich dann auch von der Fähigkeit von Andrea Diener, das trotz der hirnaustrocknenden Bedingungen in Worte zu fassen. Andrea ist fraglos eine literarische Edelschuhbalanciererin. Und wird, weil sie so böse ist, im nächsten Leben eine mit Schuhen von Ferragamo über europäische Mörderpflaster stolpernde und dabei kichernde Koreanerin.

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Ganzseitenpopup

Heute wurden mir zum Frühstück die Salzburger Nachrichten offeriert - was ich eigentlich ganz nett finde, man muss in Österreich ja immer Angst haben, dass einen das Gegenüber mit dem Angebot der Krone beleidigt. Dennoch, die Zeitungskrise macht auch vor Österreich nicht halt, und wenn das die Zukunft der Printmedien ist, dann ist diese Zukunft Geschichte:




Statt einem Aufmacher über Al Gore war da nur Werbung. Eine ganze Seite für einen Mobilfunkanbieter. Sonst nichts, keine Nachricht, keine Information, kein redaktioneller Text. Nur Werbung. Da sieht man, wer inzwischen in Wirklichkeit der Kunde ist, an den man sich in den Medien hält: Die Werbung. Die dummdreiste Belästigung des Handelsblatts, erst mal die komplette Website mit einer Anzeige zu verbauen, lässt sich offensichtlich auch auf Print übertragen. Inhalt? Braucht kein Medienmensch. Werbung ist das Elexier, das den Betrieb am Laufen hält, das Gift, nach dem die Adern der Vertriebler schreien, Werbung ist alles, die Nummer 1., ich hoffe für die Salzburger Nachrichten, dass sich diese Beleidigung der Leser wenigstens finanziell gelohnt hat, aber schön, schön finde ich das überhaupt nicht. Auch nicht während einer Prinzkrise. So macht man sicn den Markt kaputt. Betrifft übrigens leider auch mein österreichisches Hausblatt, den Standard, wie ich in Wien sehen durfte. Da nervt es besonders.

Alle weiteren Missgeschicke aus Österreich finden sich unschön hier und besonders mich selbst betreffend hier im GT-Blog.

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Samstag, 13. Oktober 2007

Angekommen

70ies, unschick wie schon immer, und noch mehr gibt es im GT-Blog zu sehen. Ich hätte nach Italien fahren sollen.

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Empfehlung heute: Könnte eventuell was Feines sein -

Miss Tilly, schont das Hirn schon beim Sprudeln. Ausserdem ist der alte Herr der Dame hier bei uns gestorben, da kann man der Halbwaisen mit den vielen Müttern schon mal helfen.

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Österreich also

Neben den schlechteren Gegenden Rumäniens, Islansd und Irlands gehört Österreich zu den zurückgebliebenen Ecken Europas, die ich nur bereise, wenn der Umweg zu gross wäre. Nachdem Österreich auch noch an den Sonderfall Schweiz grenzt, fahre ich halt durch, bleibe allenfalls kurz mal in Innsbruck, das ja wirklich schön ist - und meide ansonsten Wien wie die Pest. Wien, das ist ganz schlimm, und ich kann das sagen, denn als einer der wenigen Bayern habe ich dort nicht nur gearbeitet, sondern auch die dortigen Machthaber kennengelernt und kritisch begleitet in den schwarzen Tagen von 2000 ( siehe Mascherl, Buberlpartie), und zum ersten Mal in meinem Leben weitflächigen Antisemitismus unter Echtbedingungen erlebt. Früher dachte ich, meine Heimat wäre intolerant und xenophob, aber damals kannte ich noch nicht die FPÖ aus der Nähe.



Mein Ziel liegt diesmal 30 Kilometer vor Wien, westlich genau genommen, ich muss also nur durch Niederbayern (Bayerisch Niederösterreich), Passau (Bayerisch St. Pölten), Linz (die Geschichte der Löwen am Hauptbahnhof muss ich mal erzählen), Mauthausen, das angeblich die Deutschen ganz allein waren, Melk, was wirklich schön ist, und dann das originale St. Pölten (schlag nach bei Bischof Krenn), um kurz dahinter dann auf Löwenjagd zu gehen. Und ich hoffe, der Löwe ist die Strecke wert, die Richtung Süden fast schon an den Gardasee führen würde, über Pässe und nicht entlang der Donau, auf der ich eigentlich auch hinrudern könnte.



Österreicht also. Mal wieder, Nach 6 Jahren durchfahren, diesmal hinfahren. Eigentlich müsste ich schon längst schlafen, aber da sind all die Erinnerungen an diese Leut und ihren Hass gegen die Ostküste, das hinterfotzige Getuh, die lächerliche Wäschestiege hoch zum Minister und seinem braunen Vorzimmergewächs, die in einem Haufen leergefressener Yogurthbecher sass und den Job ihrem braunen Papa verdankte. Die sind alle noch da, die sind nicht weg, sie und ihre Wähler. Es ist ja nicht so, dass ich Länder dezidiert boykottiere, aber wenn mir ein Regime nicht passt, gibt es immer schöne Alternativen. Und tatsächlich ist mir der Gusenbauer inzwischen schon noch lieber als der Sarkozy. Um bei dem Löwen zu jagen, hätte ich übrigens durch die Schweiz müssen.

Wie man es dreht und wendet - aber wenigstens ist Kaiserwetter über St. Pölten.

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Freitag, 12. Oktober 2007

Es ist schön hier

Wenn die Oligarchie dieses Landes eines Tages wieder den öffentlichen Raum einzäunt und gegen die abgrenzt, die als störend empfunden wird, hat die Münchner Innenstadt beste Chancen, das Pilotprojekt zu werden. Falls sie es nicht schon ist, natürlich dezenter als mit einem Zaun, aber doch. Subtil, hintenrum, indirekt, mit der Kombination aus Staatsmacht und Recihtum.



Nehmen wir nur mal diesen Antiquitätenhändler in der Brienner Strasse. Die schaffen es mit einem roten Teppich, gewisse Passanten ein Gefühl der Indignität mitzugeben, und ihren Kunden Wertschätzung zu vermitteln. Es gubt wirklich welche, die die Strassenseite wechseln, weil es ihnen peinlich ist, auf einem roten Teppich zu gehen. Die, die auf der anderen Seite aus SUVs ausgespuckt werden, finden das ganz normal, und rauchend blockieren sie dann natürlich den Weg, so dass der öffentliche Raum de facto zum Geschäft gehört. Gegenüber ist das Innenministerium und seine Bewachung, das senkt von selbst den Durchsatz mit unerwünschten Elementen. So ist das hier.



Vielleicht ist das der Preis, den man für Reichtum und Zufriedenheit im Schatten der Kirchen und Paläste zahlt. Während ich über diesen Überfluss, diese Oppulenz schreibe, die ausserdem noch mit schönem Wetter und stabilsten Verhältnissen gesegnet ist, flattert in meinen Briefkasten eine ferne Erinnerung rein; eine Berliner Prekariatesse will, dass ich mir das von ihrer Firma betreute Videoportal mit einem Filmchen anschaue, dessen Auftraggeber gleich um die Ecke einen Showroom unendlich weit weg von den Niederungen des Internets, und weil ich dort durch einen blöden Zufall schon in der Kartei bin, würde man mich keinesfalls als Hilfswerbedeppen begreifen, sondern als wertzuschätzenden Kunden in spe.



Wirklich, es ist schön hier. Vor der Oper richt es trotz der Autokolonne teuer nach Parfum, die Gerüste an der Residenz werden bald wieder den Blick auf diese Kopie des Palazzo Pitti freigeben, und in der ehemaligen Post hat sich heute ein Feinkostladen für die breit gemacht, die den Dallmaier nicht zu schätzen wissen. Statt der scheusslichen Acrylmöbel ist jetzt ein nicht minder widerlicher Starbucks, Wallach-Trachten haben einer Jeanskette Platz gemacht, alles also beim Alten, und daneben gibt es auch noch die guten Dinge. Alles muss sich ändern, damit München bleiben kann, wie es ist: Schön, aber nach mehr als einem Tag kommt mir wieder alles hoch, es war alles umsonst, nie wird sich hier etwas grundlegend ändern, die Stadt ist so pseudo wie die geklaute florentiner Fassade gegenüber, es ist schön und es ist besser hier, aber es ist nie, nie wirklich gut.

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Mittwoch, 10. Oktober 2007

Es ist vorbei,

und um es ungeschönt und direkt zu sagen: Es war die letzten paar Tage schon sehr zäh, dieses teigige Gefühl, es wollte einfach nicht aufgehen, es passte nicht mehr so richtig, überhaupt, es ist jetzt schon so lang. Und ganz ehrlich, liebe Freunde:

Inzwischen bleibt auch fast schon ein bitterer Nachgeschmack. Ich muss mich schon zwingen, jedes Mal wieder so viel Süsses auf die gefühlte Unreife der Substanzen meiner Werke zu schütten. Es gibt eben eine Zeit, in der es Lust und Freude macht, und eine Zeit, damit aufzuhören.

Schlucken wir es runter, es ist einfach nicht mehr das gleiche wie am Anfang. Zumindest für dieses Jahr ist hier Schluss.



Mit den Zwetschgendatschi, die Früchte gegen es einfach nicht mehr her, und beim Teig habe ich mich diesmal auch vertan.

Kommen wir also zur Apfelstrudelzeit! Übrigens, habe ich schon erwähnt, dass die Idee, damit ein typisches französisches Herbstpicnic zu machen, eine der Grundüberlegungen für den Kauf eines alten französischen Autos ist?

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Über den Rubicon.

Ich habe soeben den Aussenspiegel, der an dem bestimmten Auto leider fehlt, bestellt. Gulp. Und Freitag bin ich tatsächlich in Österreich. Wenn das meine Mutter...

Ich muss es einfach als politische Demonstration deklarieren. Nieder mit den PS-Schleudern, 58 PS reichen und ausserdem ist es enorm nachhaltig und umweltschonend, ein Auto zu fahren, das vermutlich die meiste Zeit ohnehin stehen wird.

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Wenn das politische Topthema

irgendwelche zusammenhockenden "Fernsehgrössen" und ihr halbgares Gelaber ist, könnte man auch darüber diskutieren, Strickblogger als Kommentatoren anzustellen und Cat Content als Feature auf die Seite 3 zu packen. Zum Glück schreiben sich manche Blogger noch ihre Nachrichten selbst, ohne diese komischen Typen da.

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Empfehlung heute - Wer wissen will,

wie es im Geklüngel zwischen Politik und Pharma so zugeht, sollte nicht versäumen, diesen Beitrag von Strappato genau zu lesen.

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Mittwoch, 10. Oktober 2007

Mit dem Auspuffrohr ins Gebirge schauen

Oktober, November und Dezember sind die klassischen Kongressmonate, und auch ohne meine Anwesenheit bei den typischen Medientagen in München ist die beschauliche Zeit vorbei. Morgen Abend zum Beispiel bin ich schon in München, im Presseclub, und rede über die Verlotterung journalistischer Sitten. Und am Tag darauf brauche ich etwas frische Luft, weshalb ich wahrscheinlich ein paar Runden am Tegernsee und vielleicht sogar nach Österreich drehe.



Freitag bin ich dann eventuell so verrückt, mir in der Nähe von Wien, dem österreichischen Bukarest, einen Rosthaufen des Jahres 1959 anzuschauen. Wenn ich mir nicht in Unterfranken einen Rosthaufen von 1969 anschaue. Peugeot 403 oder Volvo Amazon, darauf läuft es jetzt wohl hinaus, nachdem die Spitfire am Montag einen Motor wie eine abgeschossene Messerschmitt hatte. Meine Eltern hatten früher beide einen offenen Käfer, und ihre Abneigung gegen Roadster rührt daher, dass sie mit aufgespannten Regenschirmen im geschlossenen Wagen sitzen mussten, wenn es regnete, und nachdem ich jetzt die 4 Zentimeter breiten Abstände zwischen Scheibe und Verdeck der englischen Ingenieurskunst angeschaut habe, verstehe ich meine Eltern sowie den Untergang des britischen Empire weitaus besser.



ferrari von pininfarina. der peugeot 403 ist quasi die aufgeblasene, dicke Familienversion des gleichen designers

Dann wieder München, und Ende der Woche geht es ins Allgäu zum Jochpassrennen, damit ich sehe, wofür ich mir eventuell im kommenden Winter die Finger abflexe. Wobei, ich nehme an, die Rostflecken der Karre kann man dann auch einfach mit der Hand wegbröckeln, wie gereiften Gorgonzola.

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Empfehlung heute - Absurde Begegnungen

sind an Matt Wagners Rückseite der Reeperbahn keine Seltenheit.

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An der Blogbar

gibt es die Leichen des Blogbusiness zu bespuc sehen und Umgangstipps für die Medienbusinesszombies zu lesen.

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Müntefähring, der Stoiber der SPD

Vielleicht sollte Münte jetzt einfach seine inkompetenten Schergen auf die Nahles ansetzen,die später mit Latex experimentiert, dann können wir das Kapitel "Alt, Verdient aber inzwischen untauglich" parteiintern abschliessen und uns der Suche nach neuen Köpfen, Ideen und Mitteln zuwenden. Wir Genossen, wir.

bei der spd zu sein, macht gerade fast noch weniger spass, als bei der fdp - gibt´s die überhaupt noch - zu sein

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Montag, 8. Oktober 2007

Die Zeit der Wilden

Aus der Serie "Dinge die man affig findet, bevor man sie selbst besitzt", gibt es hier ja so einiges. Ich gestehe frank und frei, dass ich meinen aktuellen Wagen als sinnlose PS-Schleuder erachtete, bevor ich ihn als maroden Trümmerhaufen übernahm und wieder zum - massvollen - Laufen brachte. Das erste Blog, das ich bewusst sah, riss mich nicht vom Hocker, zumal ich es fand, weil der Autor einen Beitrag von mir übernommen hatte. Und in einer Epoche vor Nebenhöhlenentzümdung und verschwollenen Augen dachte ich auch, dass die Cabriofahrer mit ihren Roadsterbrillen nur erbärmlich posen. Schals und Kopfbedeckungen waren mir früher ein Graus, heute rede ich mir ein, dass es nicht nur warm, sondern auch schick ist.

Ich werde alt - möglicherweise. Was ich aber immer noch affig finde bei meinen Müncher Kollegen, sind ihre Uh - ihre Zeitdarsteller am Arm. Man kennt das; geleastes Porschloch, aber kein Geld für ordentliche Handschuhe, und an den solariengebräunten Handgelenken eine nachgemachter Quartz-Klumpen aus dem Hause "Fossil", oder eine aus Thailand mitgebrachte Kopie einer 60er-Jahre Grandprix-Uhr. Diese kissenförmigen Dinger mit viel Chrom und sinnlosen Streifen auf dem Zifferblatt, das nur die Stunden nach 12 benennt, man ist ja 68 gewesen und Abends auch mal unterwegs, während man den Morgen verpennt. Manchen ist einfach nichts zu peinlich, dachte ich, als ich auf dem Trödelmarkt ein paar Stände nach den feinsten, weissen Damenautohandschuhen so ein Ding in einer Kiste sah. Bäh, dachte ich, jetzt bauen sie sogar noch die alten, extremen Omax-Uhren von Andre le Marquand nach, die damals schon so indezent waren, dass sie ausser Kunstlederjackenbesitzer mit Ford Escort keiner tragen wollte.



Und sie fälschen sogar das Swiss Made und schreiben 17 Jewels drauf und machen den Stahlrücken nach und verkratzen auch noch das Glas, damit sie original ausschaut... De hod meim Vodda ghead, owa de gfoid eam nimma, de gehd no, ziangses af, gost 10 Eiro, sagte der Herr hinter dem Stand, und zu meiner eigenen Überraschung reichte ihm eine Hand, die dem Ärmel zufolge die meinige sein musste, den verlangten Geldschein. Was soll ich sagen: Sie läuft, sie ist echt, und man kann sich an die Form gewöhnen, auch wenn das Pockenpack der Leopold sowas ähnliches als Quartzaussatz ebenfalls am Handgelenk trägt.

Bleibt also nur noch, die paar als affig empfundenen, winzigen Reste gut zu pflegen. Quartzuhren. Fastfood. Darjeeling. Ikeakäufer. Deutsche Filme. Moderne deutsche Literatur. Neuburg an der Donau. Österreich. Restdeutschland, besonders den Osten. Alle Medien mit Ausnahme der World of Interiors. Serienpleitiers. Kaufblogger ohne und mit Werbung. Alle Branchen ausser vielleicht Stahlbau, ökologische Nahrungsmittel und Restaurierung. Und alle, die jeden Sonntag in die Kirche rennen. Alle Kinderkrieger, Rentenvorsorger, Prekaristen und Opelfahrer. Man sieht: Es ist gar nicht mehr so viel, und wenn ich 10.452 Jahre alt bin, werde ich vielleicht sogar mal milde sein.

In einer schwachen Stunde, ihr Quartzbrockencretins.

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Empfehlung heute - Schneller Schluss machen

mit Madame Modeste, der X. deren Lover, und dessen pseudotelegener Frau.



Internet-Glotze, die ich immer meine.

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Montag, 8. Oktober 2007

Das Ende des Blutrauschs

Erster Nebel zieht durch die engen Gassen, und noch vor Mitternacht verlöschen bei den blonden Elitessen die fahlen Lichter der Bildschirme. Düsternis hat sich über die kleine Stadt gesenkt, und nur oben, unter dem Dach, brennt noch Licht, wie in einem Leuchtturm, der die Würgeengel durch die nacht geleitet. Seltsame Töne erschüttern die Stille, ein monotones, blechernes rchrchrch wie von einem handmechanischen Bohrgerät, und dazu ein lautes, irres Ahahahaaaa! - da lacht ein Böser, der etwas malträtiert, ein Arzt vielleicht, der dunklen Neigungen nachgeht und betäubten Trunkenen des Volksfestes Monsterspangen in die Zähne schraubt -

oder auch nur ein schlechterer Sohn aus besserem Hause, der begeistert ist von seiner neuesten Erwerbung. Denn es ist so: Bislang erwiesen sich die meisten Gerichte mit Käse als Freude mit bitterem Beigeschmack - in dem Moment, als es an das Reiben des Käses ging. Meine Käsereibe ist ein einfaches, gelochtes Blech mit Griff, und jedes Stück Käse musste darauf von Hand gerieben werden. Fasste ich den Parmesan zu weit hinten, brach der Käse vorne in Klumpen ab, wartete ich zu lange auf die Reifung und der Parmeggiano wurde hart, musste ich fest drücken und kam mit den Fingern oft nah, zu nah, schmerzhaft nah an die scharfen Schneiden. Dagegen war es im wahrsten Sinne des Wortes zu verschmerzen, dass die Käsereibe nur sehr fein rieb und für weichere Sorten kaum zu gebrauchen war; für den weichen Scamorza jedoch wäre eine Alternative wirklich sinnvoll gewesen. Wie oft stand ich vor der Wahl, ein kleines, nur noch unter grossen Gefahren reibbares Stück Käse wegzuwerfen, wie oft entschied ich mich für das Risiko, und wie selten ging es ohne Schmerzen aus - das war einmal.



Denn heute fand ich für exakt einen Euro einen alten Mouli Grater aus Blech mit nicht weniger als drei verschiedenen Einsätzen. Das Ding ist genial, einfach zu bedienen, und schützt für immer die Hände vor dem reissenden Blech, das sich allein in den Käse gräbt, den eine Blechzange gnadenlos in den Trichter drückt. In einer Minute ist auch der härteste Parmesan durchgerubbelt, da bleibt kein Rest im Trichter. Rchrchrch macht es, und schon fällt der duftende Käse genau dort hin, wo man die innere Öffnung der Reibe hin ausrichtet - kein verstreuter Käse mehr, kein abschliessendes Durchkehren, und obendrein ist es auch noch französisch, so französisch, wie so ein Küchengerät nur sein kann. Für einen Euro!

Entschuldigt mich - ich muss die nächste Tarte machen.

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Kein Rost zu sehen.

Auf den ersten Blick. Aber weil das Faltdach undicht war, ist Wasser unter den Fahrzeughimmel gekrochen, und das Dämmmaterial stinkt bestialisch nach Schimmel. Der Auspuff ist zwar wegen der reingerosteten Löcher extrem laut, aber nicht laut genug, um das Rudurudrudu der kaputten Lager zu übertönen. Dezent Selbtmord begehen kann man, wenn man die Lenkung loslässt; den Wagen zieht es zur Strassenmitte, als gäbe es dort eine kostenlose Tankfüllung. Der Tank scheint übrigens leck zu sein, neben dem Schimmelgeruch ist da noch was dezidiert Brennbares in der Luft. "Überschaubarer Restaurierungsaufwand" nennen sie es.



Sage bitte keiner mehr was über die Unzuverlässigkeit von Fiat. Wer meint, die Italiener seien Schluderer, hat sich noch nicht mit britischen Sportwägen der Häuser Triumph und MG auseinandergesetzt. Es gibt vermutlich gute Gründe, warum kein englisches Fahrzeug je den Spitznamen "Der Unzerstörbare" oder "Der Dauerhafte" erhalten hat.

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Liebe Financial Tims Deutschland -

jetzt mal im Ernst: Wenn Ihr eine Firma sehen würdet, die vor sieben Jahre aus der Gier heraus geboren wurde, auf einem emerging Market ganz gross mitzuspielen, und die dabei höhere zweistellige Millionenverluste eingefahren hat und zudem bis heute jährlich ein paar weitere Millionen Verluste anhäuft; die also über sieben Jahre bewiesen hat, dass sie nicht im Mindesten kostendeckend arbeiten kann und es zudem aufgrund der mangelnden Qualität auch nicht schafft, zum Marktführer aufzuschliessen; wenn diese Firma dann auch noch dafür verantwortlich ist, dass es einem ihrer beiden Gründer nicht allzu gut geht und der für einen Spottpreis verkaufen will, den zu bezahlen aber eine der reichste Firmen dieses Bereichs nicht bereit ist, und wenn sich zusätzlich zeigt, dass der Gesamtmarkt unaufhaltsam schrumpfen wird -

wenn Ihr also diese Faktoren einer Firma seht, all die Hybris zum Start, die Wechsel beim Personal, die Inkompetenz und das miserable Produkt am Ende - würdet Ihr neoliberale Ertrags- und Effizienzfetischisten, Ihr ultraharte Durchgreiffreunde und Arbeitnehmerverlacher dann nicht auch sagen, der Sache wäre am ehesten damit gedient, wenn man die Firma schnell und effektiv schliesst?

Und nicht weinen und es tapfer akzeptieren, dass es bei dieser peinlichen Pleite ausnahmsweise mal um Eure eigenen Arbeitsplätze geht?

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