: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 7. Oktober 2007

Empfehlung heute - Es ist angerichtet,

und zwar im Osten von Kitty Komo, und es gibt Einheitsbrei.

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out in the woods

¡Corred, corred, pecadores!
¡No os tardéis en traer luego agua al fuego!
¡Fuego, fuego!









Aus der Serie "Bombensichere Geschäftsmodelle": Brennholz an Vorstadtbewohner mit Häusern mit mehr als 200 m² Wohnfläche verkaufen. Die natürlich auch mit Öl heizen könnten. Aber: Die Katzen mögen es eben lieber, wenn sie am Kachelofen liegen können. Und der schlechtere Sohn der besseren Familie schlichtet das dann schon auf. Andere gehen ins Fitnessstudio. Tu peccatore infelix, vehe.

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Freitag, 5. Oktober 2007

Siechen im Web2.0

Die angekündigte Eigenentwicklung einer Social-Commerce-Plattform wurde bereits in einer Alpha-Version fertig gestellt und einem ausgewählten Firmenkundenkreis vorgestellt. Das sagt ein alter Bekannter, die I-D Media AG im schönen Berlin, früher mal eine Milliardenfirma, heute jedoch...



Heute jedoch geplagt von Kundenverlusten, weshalb man vor kurzem gezwungen war, eine heftige Gewinnwarnung rauszugeben: Verluste im mittleren einstelligen Millionenbereich werden da angekündigt. Auch, weil das Internet- und Handyfernsehen nicht so schnell kommt, wie gedacht. Deshalb will man jetzt Kosten anpassen, was immer das heissen wird.

Das sieht, mit Verlaub, nicht so aus, als sei das Überleben im Web2.0 leichter als in der New Economy. Und es macht auch nicht den Anschein, als gäbe es zwischen diesen Phänomenen einen grossen Unterschied, wir kennen das alles schon, es ist wie damals.

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Hausbibliothek der Aufklärung V

Keine Diktatur währt ewig, und jedes totalitäre System trägt den Untergang in sich selbst; das vergisst man mitunter, wenn man die Bilder der Mörder in Burma, China, dem Sudan und andernorts sieht. Und manchmal, wenn man wirklich viel Glück hat, reisst es damit auch gleich noch ein anderes totalitäres Regime in den Abgrund.

1766 erscheint das Buch "Le Compere Mathieu ou Les bigarrures de l´esprit humain" von Henri-Joseph du Laurens, einem entlaufenen Priester, der darin geistreich gegen Obrigkeit, Jesuitismus, Borniertheit und jede Form der Intoleranz anschreibt. Im sechsten Kapitel lässt er den abergläubischen Don Diego eine ironisch gemeinte Wallfahrt zu den berüchtigten Jesuiten seiner Zeit vorschlagen, und an einer Stelle nennt er auch einen gewissen Busenbaum, versieht den Namen mit einem * und schreibt dazu: Die Geschichte des Patriarchen Busenbaum und seines Kommentators la Croix ist zu bekannt, als dass man sie hier erzählen sollte.

Busenbaum, wird man hierzulande vielleicht fragen, was soll bitte sein mit Busenbaum und la Croix? Was haben diese beiden jesuitischen Moraltheologen, die in Deutschland wirkten, in einer Reihe mit Schändern, Mördern, Verschwörern und Intriganten aus der Gesellschaft Jesu zu tun, die Don Diego da aufmacht? Und warum stehen sie in dieser Reihe der Bücher der Aufklärung? Kann man sich etwas verstockteres, unaufgeklärteres vorstellen als die 9 in Köln gedruckten Bände, in denen Claudius la Croix von 17o7 bis 1720 die Ideen von Hermann Busenbaum in dieses epische, 6000 Seiten umfassende Mass bringt?



Nun war Busenbaum nichts weiter als ein Professor an der Kölner Universität, der zum Zeitpunkt der spitzen Worte des Laurens schon hundert Jahre nicht mehr unter den Lebenden weilte. Und Claudius la Croix selbst starb bereits 1714 vor der Veröffentlichung des obigen, in hellem Pergament gebundenen und höchst seltenen Indexband des Werkes "Theologia moralis antehac breviter concinnata a R. P. Hermann Busenbaum SJ nunc pluribus partibus aucta a R. P. Claudio la Croix ex ejusdem Societ. Jesu". Auch er war hochangesehener Moraltheologe seiner Zeit, askethisch, streng, und genauso sieht auch sein Werk in der Originalausgabe aus. Ein typischer Jesuitendruck für andere verhärmte Hungerleider, weitgehend schmucklos, eng bedruckt und natürlich in der Approbatio voller Lob weiterer Jesuiten, die sich mit diesem Buch ganz auf einer Linie mit Papst und Kaiser wissen wollen. Kurz, la Croix ist alles andere als ein Aufklärer, er steckt voll im Glauben, und zudem im Glauben seiner jesuitischsten Ausprägung. Was la Croix von Busenbaum ableitet, wird von Jesuiten in ganz Europa übernommen.



Es hat sogar ein Kaiserliches Privileg, das sich auf die Kaiser Rudolf II, Ferdinad III, Leopold I, Joseph I und Karl VI beruft, und geschrieben wurde von Friedrich Carl Schönborn, Bischof von Bamberg und Würzburg, und Neffe des berühmten Lothar Franz von Schönborn. Wir stecken mit diesem Buch also ganz tief in der katholischen Restauration. Man muss nur mal lesen, was la Croix zum Sperma zu sagen hat - ausserhalb des natürlichen Gefässes sei es die Todsünde der Sodomie, wichsen war also definitiv überhaupt nicht und strafwürdigst - um zu begreifen, dass hier der alte, jesuitische Starrsinn herrscht.

Oder?



Friedrich Carl Schönborn war ein bekannter Bauherr, er interessierte sich mehr für seine prunkvollen Schlösser als für das Gekrakel irgendwelcher vertatterter Professoren in Köln. Und bei 6000 Seiten kann es schon mal sein, dass man etwas überliest. So etwa in den Kapiteln, in denen sich la Croix mit den Themen Notwehr, Mord und Vergebung desselben bei der Beichte beschäftigt. Als Vertreter der Zeit nach dem 30jährigen Kieg haben Busenbaum und la Crix da eine etwas lockere Haltung, wurde damals doch von der jeweiligen Gegenseite nicht gejammert, wenn ein Wallenstein erstochen wurde, ein Gustav Adolph verblutete oder ein Tilly krepierte. In diesen rauen Zeiten wusste man den Tod eines Gegners durchaus zu schätzen; vorbei war es mit der generellen Unberührbarkeit des Adels, dessen Därme nur zu oft die Spitzen der Piken zierten. Tatsächlich erlauben die Jesuiten es, sich in Notwehr oder bei Bedrohung des einzig richtigen Glaubens gegen höher gestellte Personen zu wenden, und sie, wenn es nicht anders geht oder in der Hitze des Gefechts passiert, auch zu töten. Man darf annehmen, dass la Croix dabei vor allem an die Ermordung nichtkatholischer Häretiker dachte, an Freigeister, Zwinglianer und Spinozisten, aber wie es nun mal so ist: Bücher können auch falsch verstanden werden.



Ein solcher potenzieller Missversteher hiess Robert François Damiens, ehemaliger Dienstbote des Jesuitenkollegs zu Paris und religiöser Extremist im 18. Jahrhundert. Überzeugt, dass die Probleme Frankreichs nur durch den Tod seines Monarchen beseitigt werden konnten, der zu dieser Zeit mit einer Reihe wenig schmeichelhafter Schriften überschüttet wurde, versuchte er am 5. Januar 1757, Ludwig XV. zu erstechen. Gerüchte wollten wissen, dass Damiens dazu von den Jesuiten angestachelt wurde, und bei der Untersuchung kam dem Parlament eben jene Kommentare von la Croix und seine Grundlagen von Busenbaum in die Hände, die nur zu gut zu dieser Theorie passten. Das Parlament verurteilte das Buch, liess es mit grossem Pomp von Hand des Henkers als höchst verwerflich verbrennen, und Damiens wurde auf eher unschöne Art zu Tode gebracht -

und die Folgen? Nun, die Gesellschaft Jesu hatte danach natürlich ein Imageproblem, und die Aufklärer einen hervorragenden Grund, die Gesellschaft als Handlanger des Königsmordes zu verunglimpfen. Das öde Machwerk von la Croix wurde zur schlimmsten Ansehenspleite der Jesuiten und der Kirche im 18. Jahrhundert, schlimmer als Diderots Nonne der die philosophische Therese, und sogar schlimmer als der Finanzskandal um Antoine de LaValette. Bis zu ihrer Austreibung der Gesellschaft aus Frankreich 1764 und dem Verbot von 1773 sollten sich die Jesuiten nicht mehr von dem Ruf der Königsmörder befreien können.

Aber: Gerade, weil dadurch Königsmord überhaupt erst als denkbares und machbares Mittel der Politik eingebracht wurde, weil in diesem verbotenen Buch scheinbar darüber diskutiert wurde, war das Verbrechen an sich nicht mehr undenkbar. Natürlich bemühte sich jeder zu erklären, dass es ganz abscheulich sei, man empfand das als Verbrechen, man diskutierte darüber, es wurde zum Thema, man musste sich dazu eine Meinung bilden - und eben jener Henker Charles Henri Sanson, der bei der Hinrichtung des Königsmörders Damiens seine Premierenvorstellung erreichte, sollte seinen grössten Auftritt haben, als er Ludwig XVI. und dessen Gattin Marie Antoinette 1793 enthauptete.

Die Geschichte geht manchmal seltsame Wege und bedient sich fragwürdiger Mittel, um Diktatoren abzuschütteln, aber wenn ein Buch schon durch ein Missverständnis die Grundlage beschreibt, auf der am Ende der Aberglaube vertrieben und der Despot enthauptet wird, dann hat es auch jedes Recht, in meiner Hausbibliothek gleich neben den feinsten Schriften der grossen Aufklärer zu stehen.

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Empfehlung heute - Leiden will gelernt sein,

und auch nach der dritten Besichtigung eines rostigen Bröselkuchens, der früher mal ein MG-B GT war, bin ich noch nicht gewillt, aufzugeben. Das letzte Exemplar war im Vorbesitz eines Spachtelprofis, der auch die Motorverschraubungsstellen der Karosserie in Spachtel über Rost ausgeführt hatte, und der jetzige Besitzer verkauft, weil der Motor jetzt um 20° gekippt im Motorraum sitzt - in Richtung eines Kotflügels, der aus rostigem Kot besteht. Schön langsam verstehe ich, warum die englische Automobilindustrie vor die Hunde gegangen ist.

Wie auch immer, ich gebe die Suche und Hoffnung nicht auf, und eventuell steige ich doch auf einen Franzosen um. Jedenfalls bin ich zumindest schon mal froh, diese Seite mit Tricks und Kniffen gefunden zu haben. Ich bin nicht arm, aber wegen eines Zweitwagens will ich das auch nicht werden.

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Donnerstag, 4. Oktober 2007

Empfehlung heute - Auf die ganz harte Tour

versucht Paulsen von den Fluppen loszukommen, die früher seinen Kiosk unpassend verräucherten - Essen allein ist doch schon Sucht genug.

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Feiertag

Dackelschneider oder Babystampfer?

Was? (Ich liebe diesen fassungslosen Blick von Iris)

Rennrad oder Mountainbike?







Mountainbike also. Und Babybuggyslalom ist im goldenen Oktober noch schwerer als Schneckenslalom nach dem Regen.

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Da qualmt die Hölle!

"damnosissimus"

so bezeichnete allen Ernstes Pons Augustin Alletz 1760 in seinem Portatifdictionar (Für die nach 1800 geborenen Leser: so ne Art Wikipedia auf Subnotebookpapier) den armen Spinoza, und besonders sein Hauptwerk, den Tractatus Theologico-Politicus von 1670.

Damnosissimus. Hübsch. Fanatiker halt.

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Mittwoch, 3. Oktober 2007

Empfehlung heute - Schönen Rost und nacktes Bein

hat Stapel heute auf seinem Blog veröffentlicht.

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Grenzen der Kommerzdeppen

werden aktuell an der Blogbar aufgezeigt, und diesmal bin ich wirklich nicht schuld daran.

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FertigTD

Also, die Spiegelgruppe kann 50% der Wirtschaftspromozeitung "FTD" für den Gerüchten zufolge 8 Millionen Euro, vielleicht auch etwas weniger, erwerben. Gleichzeitig schreibt die FTD jedoch laufend Verluste, die dem Vernehmen nach unter dem Niveau liegen, das StudiVZ verursacht - 2007 sollen es 8 Millionen gewesen sein. Ich würde mal annehmen, dass man diese Verluste durch die üblichen Straffungen um 2, 3 Millionen reduzieren kann.

Für mich stellen sich jetzt ein paar Fragen. Was wird mit der FTD, wenn die Spiegelgruppe nicht kauft? Wie beschissen geht es eigentlich Print, wenn man die Fastmarktführer für einen Betrag verkauft, den andere als laufende Kosten für den Betrieb irgendwelcher sozialer Netzwerke verschleudern? Wieso behaupten manche, Print gehe es gut? Und wie schaut es eigentlich mit dem Einfluss von Medien auf die angeblich so wichtigen Entscheider-Leser aus, wenn man diesen Einfluss komplett für 16 Millionen haben kann?

Bitte dabei zu berücksichtigen: Heute hat Ebay 1,2 Milliarden Euro seines Investments in Skype abgeschrieben - 1,8 Milliarden hat Skype bei der Übernahme gekostet.

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Vegetarische Bifteki

Es gibt Blogtexte, die verfolgen einen jahrelang. An meinem ersten Studienort war der Hund begraben, und nur Franken wollten dort gern tot über den Zaun hängen, und so verliess ich am Montag Mittag irgendwelche Parties in München, fuhr in die Provinz und weiter nach Franken, langweilte mich dort, weil ich ignoranterweise die Anwesenheit von einigen wirklich tollen Leuten erst in der Woche vor meinem Weggang entdeckte, mit den dortigen Kräuterweiblein, und sass am Donnerstag schon wieder im Auto Richtung Süden. In der Provinz trafen sich die anderen Wochenendheimkehrer immer im gleichen griechischen Restaurant und fanden ihre Studienorte unerträglich. Das griechische Restaurant jedoch war toll, und es hatte eine grosse Ähnlichkeit dem dem, was Modeste in ihrem famosen Text über die Grillplatte Akropolis geschrieben hat. Und natürlich verbindet man Text und Erinnerung mit einem Geschmack, der einem als Vegetarier verbaut ist, und ganz offen: Was nun in den Fleischbergen des Bifteki drin war, das will man gar nicht mehr so genau wissen.

Zumal man sie, wenn man Nachts Hunger bekommt, perfekt vegetarisch fälschen kann, und das geht so:



Man wäscht pro hungrige Person rund 150 Gramm Baumpilze, schneidet sie sehr klein und dünstet sie in Butter mit ein wenig klein geschnittenen, weissen Zwiebeln. Gleichzeitig hält man eine gute Handvoll Fladenbrot kurz unter das fliessende, warme Wasser, drückt es fest aus, zerpflückt es und gibt es in eine Schüssel. Dazu ein Ei und eine fein gehackte, halbe Knoblauchzehe, die gedünsteten Baumpilze dazu, Salz und Pfeffer, ausserdem klein geschnittenen Thymian, Petersilie und Salbei, und dann wird das alles gut durchgeknetet. Falls die Masse zu feucht ist und nicht richtig zusammenhalten will, vorsichtig etwas Mehl dazu kippen. Öl in eine Pfanne, den Teig pflanzerlmässig dünn ausformen und braten lassen, bis beide Seiten ordentlich braun sind, und die andere Hälfte der Knoblauchzehe klein geschnitten zum Abschluss in das Öl kippen, einen Schuss Rotwein rein - der Alkohol verdampft ja schnell - noch etwas Öl drüber, und schon hat man nicht nur Bifteki, die sich geschmacklich und vom Gefühl im Mund her ziemlich nah an der Akropolis befinden, sondern gleich auch noch die Sosse für die Pasta.

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Kalorienhinweis - Dieses Weblog ist für Esser unter 18 Jahren nicht geeignet. Enthält orgiastische Akte und Food-Porn-Darstellungen mit Anklängen an Stilleben des Barock in Wort und Bild. Bleiben Sie, wenn Sie Ihre Ideallinie haben und halten können, oder eh schon alles zu spät ist, was ich in der Regel bevorzuge. Ansonsten verlassen Sie diese Seite und gehen direkt zu den Hungerleiderseiten des Berliner Prekariats.
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Montag, 1. Oktober 2007

Empfehlung heute - Es ist klug,

Andrea Dieners Einlassungen zum Zustand der jung vergreisten deutschen Buchfüllerei gelesen zu haben, wenn man eine herbstliche Radtour mit literarisch Interessierten macht, über raschelnde Blätter hinunter zu den stillen Seen im Wald.



Dann kann man nämlich mitreden, kluge Dinge vorbringen und geistreich wirken, ohne sich all die Stümperei in echt, in Buch und Fischeinwickeleipapier angetan zu haben, was so einen schönen Herbsttag deutlich von unschönen Momenten entlastet, weshalb man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann.



Überhaupt gebe ich mein Geld gerade lieber für Musik aus; Rabih Abou-Khalil ertönt aus dem Osten, während im Westen die Sonne untergeht, und der Luigi Pulci ist antiquarisch und von 1806.



Welchen höheren Literaturpreis als den Hass der Inquisition könnte es geben, und was sind die verhärmten Keiferlein der Ostelbier-UnZEIT schon gegen eine Christenfatwa?

Edit: Die Letztere bekommt Andrea sicher für folgende Generalabrechnung für die aktuell in München stattfindenden Weltpissundkotzfestspiele.

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Die Massen vor den Toren

Immer, wenn ich höflich und bestimmt irgendwelche verpeilten Touristen davon abhalte, unser Territorium zu betreten, ist da auch ein wenig Bedauern dabei. "Private Property" ist eine sinnvolle Regelung, ohne die das Bewohnen historischer Bausubstanz nicht möglich wäre, aber eben diese Substanz ist mehr als die Fassade, und das Ausschliessen anderer ist wie das Wegsperren von Gemälden im Safe. Ausserdem, so denkt man, ist es hier doch nicht im Mindesten so schlimm wie im Schloss S., die wirklich ein Problem haben, und im Wasserschloss I. haben sie sogar eine Pension, und werden mit dem Andrang auch fertig. Eine der schönsten Passagen Regensburg ist der Innenhof einer gotischen Stadtburg, insofern könnte man doch mal überlegen, zumindest ab und zu, für eine Handvoll Interessierte, die Tür zu öffnen und ein wenig über die Baugeschichte zu erzählen, vom Bruchsteinkeller des 13. Jahrhunderts über die mittelalterlichen Baureste und die jesuitischen Leistungen bishin zu den späteren Ausbauten in Zeiten der Raumknappheit des 19. Jahrhunderts und der Restaurierung der letzten Jahre.

Einfach eine kleine Notiz in die Zeitung setzen lassen, den Kreisheimatpfleger dazu bitten, vielleicht noch einen Herrn von der Gesellschaft, und für einen Tag die 5 Leute, die das interessiert, herumführen. Bei Bekannten habe ich das schon gemacht, es dauert vom Keller bis zum Dach etwa eine Stunde, und damit hat man seine Schuldigkeit gegenüber der Öffentlichkeit getan, den Rest juckt es ja eh nicht. Und damit es woanders vielleicht noch einen Interessierten mehr gibt, war ich gestern bei dem Schloss, das im XVIII. Jahrhundert der Sommersitz der Gesellschaft war, die damals in meiner Immobilie garstige Dinge gegen die Aufklärung betrieb; der Sommerfrische der Stehpulttäter, gewissermassen.



Es ist für ein Schloss ein eher kleiner Komplex, kleiner als das Ding in der Stadt, mit teilweise höheren Decken, schliesslich ist die aktuelle Substanz erst nach den Kriegsschäden entstanden - also, dem dreissigjährigen Krieg natürlich - während in der Stadt noch der Manierismus Giebel, Decken und Fenster gestaltete, und der Schwede und der Lutheraner hier nie reingekommen sind. Und es ist weit draussen vor der Stadt, da muss man wirklich hinfahren und sich dafür interessieren, insofern dachte ich, dass wirklich nur eine Handvoll Leute anwesend sein würden.

Ich kenne das Kaff, es ist normalerweise einer der Orte, wo man die schlafenden Katzen von den Strassen tragen muss. Zäune gibt es in Mengen, an denen man keinesfalls tot drüber hängen möchte, und überhaupt könnte Ruhe der Bach sein, an dem der Ort liegt. Gestern jedoch war es, als hätten die Wikinger die Hunnen, Vandalen, und Goten zum Jahrestreffen der Völkerwanderer geladen, mit Testerstürmung eines Schlosses. Und alle wollten sie bis ins kleinste Detail wissen, was es jetzt mit dem Putz auf sich hat, ob Dachshaar besser als Hanf beigemischt werden sollte und welche Lagerstädte für Kalk der opimale zum Verputzen von Konglomeratmauerwerk sei, und überhaupt gab es das grosse Wettrennen, wer die dicksten Ziegelmauern hat - ich darf vermerken, dass ich mit 120 cm im Erdgeschoss gar nicht so schlecht dabei war.



Danke, ihr glorreichen 400 der besseren Gesellschaft, ich weiss jetzt wieder, warum die Tür zu bleibt, weniger wegen dem Interesse, sondern wegen den dummen Sprüchen danach, all das "Dös is a Lemsaafgabe", "Schee is scho, owa" "Geh weida, dös kost ned dazoin", das Gegaffe, als wäre so ein Haus ein Unfall, die Schreckenskammer für Heimwerker, und obendrein die Kinderhorden, die an jeder Tür rütteln, die Blumentöpfe umwerfen und die Hunde verrückt machen, nein danke, Führungen für Gruppen bis zu 5 Personen mit schriftlicher Begründung gerne, aber offene Tür? Was der Schwede nicht vermocht hat, schaffen dann die Interessierten, die meist selbst ein altes Haus hatten, das heute irgendwelchen Immobiliengesellschaften gehört und entkernt die Stadt verschandelt, und mir bliebe nur das Hinterherputzen hinter denen, die sich nicht mal die Schuhe abstreifen. Muss nicht sein. Private Property eben.

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Montag, 1. Oktober 2007

Die Sache mit dem Wein

Es gibt ein paar Punkte, in denen die Kunstfigur, die das alles hier zu sein und schreiben vorgibt, eher suboptimal gelungen und zu nah an ihrem Schöpfer ist. Da ist vor allem die Sache mit dem Alkohol, dem beide sehr ablehnend gegenüber stehen. Was man vielleicht gar nicht glauben möchte, eingedenk der sonstigen Exzesse bei Nahrungs- und Genussmitteln, aber es ist tatsächlich so: Ich hasse, ich verabscheue jede Form von Alkohol. Warum, ist eine lange Geschichte, die von einer Beate im schönen Chamonix handelt, meinem besten Freund, dessen Probleme mit dieser Beate und deren Ex-Freund und seinem besten Freund, der wiederum mit Beate eine Weile allein in einem Zimmer war, seiner Flasche Strohrum und meinem Skianzug, und wenn ich mal so zotigen Scheisse wie ein Kieler Koofmich schreiben will, dann berichte ich in extenso und mit bemühter Hauptschülerschreibe über den Anlass, der mich in Chamonix zum Skifahren in Jeans und weissem Pullover brachte - und das, obwohl es am Montblanc wirklich enorm kalt war.

Der Mann, der mich desöfteren auf meine unpassende Ablehnung von Wein hinweist, heisst Holgi und blogt selbst häufig über die Schätze aus seinem Weinkeller. Weil ich darauf keine passende Antwort ausser meiner unbekehrbaren Vorurteile und der oben nicht veröffentlichten Geschichte weiss, weiche ich dann dahingehend aus, dass ich ihn für seine, nun, nicht gerade edlen Bilder seiner Schätze kritisiere. So toll seine Kritiken sind, so sehr lassen die schlichten Bilder jedes Raffinement vermissen, und damit gehen wir über zu Digitalkameras oder Wohnungseinrichtungen, und ich bin aus dem Schneider.

Abgesehen davon teilt meine Umgebung nicht meine Aversion; im Gegenteil, so ziemlich jeder Gast trinkt zum Essen Wein, und nachdem es das Schlimmste ist, kein perfekter Gastgeber zu sein, gehe ich einen Kompromiss ein und halte dafür Weine - laut Holgi "Mädchenweine" - vorrätig. Dafür gäbe es auch Karaffen, aber manche bevorzugen den Wein aus der Flasche, und das sah bislang immer so elend nackt aus. Bis heute:



Heute fand ich einen schmiedeeisernen Weinhalter von der Sorte, wie man ihn in jeder grauenvollen Moselkaschemme, die seit den 50er Jahren nicht mehr restauriert wurde, findet. Die perfekte Ergänzung zu meinem Wurzelholzkorkenzieher, und damit schreibe ich zwar noch immer nicht Holgis famose Weinkritiken, aber ich könnte jetzt weitaus elegantere Bilder machen. Wenn ich wollte. Und überprüfen, ob die zum Mädchenwein passenden Gästinnen dem Weinhalter mehr abgewinnen können, als den verschmähten Karaffen und Gläsern des 19. Jahrhunderts - weil sie nicht wissen, dass die "Sektflöte" vor 150 Jahren durchaus als Weinglas entworfen wurde, da trank man nämlich, statt irgendwelche Aromen zu erschnüffeln. Würde mich nicht überraschen, wenn Koksen und eine gewisse riechtaugliche Gläserform gleichzeitig entsanden wären.

Wer nun meint, dass so ein opamässiger Weinhalter für 3 Euro nicht die extrem günstige Gelegenheit wäre, über die an dieser Stelle sonntäglich sonst berichtet wird, hat natürlich recht. Aber nur ein paar Schritt weiter fand sich neben einigen hübschen Büchern des XVIII. Jahrhunderts auch noch Omas Traum, wenn sie mal wieder zu lange das Haus am Eaton Place oder der Doktor und das liebe Vieh gesehen hatte: 12 Wedgwoodteller aus der Royal Home Serie.



Was in Deutschland natürlich viel zu schwer zu bekommen war, weshalb Oma damals zum ähnlich aussehenden Villeroy und Boch Burgenland griff - so ähnlich, wie sich der Tower von London und eine Berghütte im Ösioutback eben sein können. Bitte, das ist keine Erfindung, auf genau diese Art kam eben jenes V&B-Geschirr in die Familie, nur um jetzt mit den Originalen ergänzt zu werden. Für 10 Euro, für alle 12 Teller. Mehr verhandeln wäre Wucher gewesen. Auch vor dem Hintergrund, dass inzwischen wieder tout le monde das kupferstichverzierte Porzellan auf die Tische rausräumt - nur in Deutschland ist man wie immer hinten dran, und V&B hat wie immer knapp vor dem Kult die Serie eingestellt.

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Empfehlung heute - Wüsste ich nicht,

dass der Autor dieser in den Herzschrittmacher Berlins treffenden Zeilen soeben nicht in Berlin weilt, würde ich diese wirklich schöne Leseempfehlung nicht mit folgendem Bild garnieren, das der Gegenpol zu dieser Ansiedlung a. d. Spree bei Marzahn ist.



Es könnte den Verfasser, so er dort sein müsste, durchaus ärgern. Dazu noch eine gedeckte Apfeltorte vorstellen und ja, es ist hier so warm, dass man bis eben draussen sitzen konnte.

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Samstag, 29. September 2007

16 Stunden Osten, 16 Minuten Westen

Es wird eng, sehr eng, allein schon wegen der Hochzeitsgesellschaft, die rausgeputzt mit nicht wirklich gewohnter Kleidung den schmalen Weg an der Kirche verstopft, der der Vermeidung der Fussgängerzone mit ihren Marketingständen und Zettelverteilern dient.



Dann unter den Klängen der Turmbläser hinunter zum Markt, vorbei an den Bekannten, die schnell grüssen und weitereilen, also auch zu spät, so ist das halt mal, wenn man zu lange gefeiert hat, vorbei an den Blumenständen zum Eingemachten.



Alles ist leer, die Vorräte sind weg, und deshalb gibt es zu den verschiedenen Marmeladesorten auch noch eine Kostprobe Apfel-Zwetschge dazu, mal schaun, wie das so ist, oder vielleicht doch aufbewahren, es hält sehr lang, ein Jahr vielleicht, sicher aber bis in den Winter.



Pasta - gerade noch geschafft; Olivenbrot - das letzte ergattert, die Baumpilze abgeräumt und den Mangold erstanden, dann endlich Zeit an der Eiertheke zum Autausch über das Versäumte der letzten Tage, drall muss es gewesen sein, Gesellschaft in Auflösung und Partnertausch hinter verschlossenen Türen, das übliche fast schon, wie die Minister, so die Stadträte, feiern muss man, feiern, feiern.



Beim Käse dann den Gesprächen zuhören, 50 Euro für 60% Fett und gleichzeitig Fitnesstipps und die Frage, was man nächste Woche tragen soll, beim wichtigsten aller Herbstkonzerte, man hat nichts mehr, aber diese neuen Brauntöne, die sind so langweilig, und am Ende kommen sie doch wieder alle in Schwarz und sind für einen Abend ganz Holly Golightly.



Schnell noch die Zwetschgen, und dort der Hinweis, dass es am Mittwoch nichts gibt, 3. Oktober, Tag der sog. Einheit, der Solidarität mit denen da drüben, wo man noch nicht war, warum auch, Italien liegt vor der Haustür und das da drüben in Trümmern, ah, da kommen sie grad her, schlimm, oder? Noch ein paar Zwetschgen extra, überall werden schon die Stände abgebaut, es ist vorbei, aus, Schluss, Kasse weg.



Langsam zurück in der Sonne, unfassbar blauer Himmel, Menschen in Biergärten, sie haben Zeit, der Regen ist vorbei, irgendwo in den Osten, aber das hier ist Westen und es wird sicher auch so bleiben, nichts wird das je ändern, das wissen sie, und sind zufrieden.

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Empfehlung heute - Was ich an Blogs so mag,

ist die Möglichkeit, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Wie das bei Kirsten und ihren Butterbroten möglich ist. Ganz gross.

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Samstag, 29. September 2007

Empfehlung heute - Die Probleme der Qualität

im Onlinejournalismus fasst Christian Jakubetz in seinem Blog sehr schön zusammen.



Zusammen passen tun auch Medien und Leipzig, jeweils in der real existierenden Ausgabe. Ich bin gestern Nacht durch die Strassen gezogen, vorbei an den prunkvoll restaurierten Fassaden mit all dem Ramsch und Krempel drin, wurde ein paar Mal von irgendwelchen Hostessen angesprochen, die für irgendwelche leeren Schuppen warben, und gleich neben meinem Hotel war eine "Sauna", an deren Tür man nur kurz klingeln und eintreten sollte; keine Ahnung, was da genau geboten wird, aber die Vorstellungen, die man von sowas hat, dürften schon hinkommen. Unten dagegen war alles sauber, ein Schild verkündete die Videoüberwachung des Platzes, weshalb die pinkelnden Skins wohl auch eine Hauswand einer Nebenstrasse bevorzugten. Sehr echt, das alles, und gleichzeitig vollkommen artifiziell und surreal, wer 2 Euro hat, kriegt den Gammelfleischdöner und wer 50 mal so viel hat, eine halbe Stunde oder mehr mit frischem Fleisch aus dem Osten, alles eine Frage des Geldes, der kleine Mann kann hier kaufen, wie der Medienunternehmer; was prekär Lokales oder eine glänzende Zukunft in der Ferne, und alle glauben sie gerne an die geglätteten Schönheiten, die Dönerköchinpappfigur, das geshopte Bild im VZ und die Frau im Studio, die jede gern beerben würde, das mit den Augenbrauen beherrschen sie alle, als hätten sie sich die Wimpernparkinson geholt.

Es ist kalt in Leipzig. Windig, kalt, alles andere als schön, lebensfeindlich, wenn man es nüchtern betrachtet. Könnte anders sein, durchaus, aber es gibt in der ganzen Sache nur einen Weg, es ist meiner, in meiner Maschine gibt es nur einen Sitzplatz, die anderen müssen bleiben, schade um ein paar und man kann es eben nicht ändern, am nächsten Morgen kippe ich ab, ich schaue gar nicht weiter zurück und ziehe weg von dem allen, dem Wissen, all den Erinnerungen und der Vergangenheit, die einfach nicht verrecken will, weil ich sie nicht richtig totgemacht habe, das nächste mal dann, anderer Ort, andere Gelegenheit, die Kugeln sind immer noch im Lauf und die Zielkoordinaten sind eingegeben, also zurück zur Basis, wo -

habe ich das eigentlich schon erzählt? - wo es keine Medien mehr gibt. Ich bin eigentlich eine leichte Fehlbesetzung für Medienkongresse. Ich habe seit 20 Jahren keine Glotze mehr. Ich ertrage auch kein Radio mehr, und ich lese keine deutsche Zeitung. Ich habe hier eine High End Anlage, CDs mit Musik aus der Zeit vor 1760, das unsichtbare WLAN, ein paar Blogs, die ich gerne lese, mehr nicht, das ist alles. Leipzig, Medien, das alles ist hier unfassbar weit weg, und ich habe nicht vor, es hier nochmal einkehren zu lassen. Manchmal hätte ich einfach gern so eine Art Spam Karma für Medien und alle Relevanten, Verlinkten und Awarenessierten, die da rein wollen. Und Leipzig, natürlich.

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