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Dienstag, 25. Dezember 2007
Übergewicht
Klassisch: Zu viel ausgeben - zu viel einkaufen - zu wenig Platz im Kühlschrank - zu viel in zu kurzer Zeit essen - Ergebnis ist ein teuer erkauftes Übergewicht.
Bavarese: 500 Gramm sardische Tomaten kaufen gehen. Dort erfährt man, dass sie zwar noch welche haben, aber die schon sehr reif sind. Eigentlich ist das eine gute Sache, denn sardische Tomaten sind ganz kurz vor dem Umkippen am besten, der säuerlich-fruchtige Geschmack ist perfekt entwickelt. Und dann sagt der Herr an der Waage, dass er nochmal 500 Gramm drauftut, weil ja Weihnachten ist. Die Folge: Ein Pfund mehr Tomaten, und alle müssen sie schnell weg. Die Lösung besteht aus mit Knoblauch geriebenem Baguette, Butter, Pesto und einer Schicht dicker, feuchter Tomatenscheiben, und das für 20 Minuten bei 130 Grad in den Ofen, damit es schön langsam durchzieht und nicht verbrennt.

Das Ergebnis ist das gleiche, nur ist der bayerische Weg erheblich günstiger.
Bavarese: 500 Gramm sardische Tomaten kaufen gehen. Dort erfährt man, dass sie zwar noch welche haben, aber die schon sehr reif sind. Eigentlich ist das eine gute Sache, denn sardische Tomaten sind ganz kurz vor dem Umkippen am besten, der säuerlich-fruchtige Geschmack ist perfekt entwickelt. Und dann sagt der Herr an der Waage, dass er nochmal 500 Gramm drauftut, weil ja Weihnachten ist. Die Folge: Ein Pfund mehr Tomaten, und alle müssen sie schnell weg. Die Lösung besteht aus mit Knoblauch geriebenem Baguette, Butter, Pesto und einer Schicht dicker, feuchter Tomatenscheiben, und das für 20 Minuten bei 130 Grad in den Ofen, damit es schön langsam durchzieht und nicht verbrennt.

Das Ergebnis ist das gleiche, nur ist der bayerische Weg erheblich günstiger.
donalphons, 22:36h
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Andere wollen Lametta.
Oder Glaskugeln. Es geht mich ja nichts an, aber wenn es meine beste Party wäre, würde ich auf Ausrüstung bestehen, die nicht gerade aus Wegwerfartikeln besteht. Wenn Silberglanz und Lichtreflexion, dann richtig.

XX L Food Porno Hardcore Bild hier.
Das kann man sorglos reinigen und wiederverwenden. 365 Tage im Jahr, wenn man will. Und man muss auch keinen Baum als Unterlage umbringen lassen, den man zwei Wochen wegschmeisst.
Komisch, diese Leute.

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Das kann man sorglos reinigen und wiederverwenden. 365 Tage im Jahr, wenn man will. Und man muss auch keinen Baum als Unterlage umbringen lassen, den man zwei Wochen wegschmeisst.
Komisch, diese Leute.
donalphons, 04:38h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 24. Dezember 2007
Inversionswetterlage
Es sind Tage des Schreckens für gewisse Clans der Provinzstadt. Von manch süsser Hoffnung wird Abschied genommen, die Stimmung ist do grau wie der Himmel, und obendrein treffen heute mancherorts auch Leute aufeinander, deren Verhältnis sich im letzten Jahr grundlegend geändert hat.

Ja, das Schicksal schlägt schwere Breschen in die Mauern und Zäune rund um das frühere Familienglück, die schwarzen Reiter der Realitäten plündern in den Rosengärten der Moral und des Anstands, und Spiesser fragt Spiesserin, was sie eigentlich verbrochen haben, dass es ausgerechnet sie trifft. Nun, die Antwort ist leicht: Nichts. Aber das Leben ist schöner, wenn man auf global als Unglückszeitpunkte bekannte Festttage wie die kommenden einfach verzichtet. Menschen, die sich nicht treffen, schlagen sich nicht. Menschen, die sich nicht treffen, bieten keinem anwesenden Dritten die Gelegenheit, darüber auch noch zu bloggen, und wir alle kennen die Süsse der Versuchung.

Darf ich bescheidene Reformvorschläge anbringen? Was ich als sehr entspannend kenne, ist ein System aus Festflüchtenden und deren Zufluchtbietern. Die eine Hälfte sollte vor dem normalen, schreckengebierenden Anlass flüchten und den anderen den Anlass bieten, sich ebenso den Verpflichtungen zu entziehen. Man trifft sich dann zu zweit, redet über andere Dinge, hört anständige Musik statt des üblichen Gedüdels, isst gut und hat einen netten Abend. Und alles ist gut.

Ja, das Schicksal schlägt schwere Breschen in die Mauern und Zäune rund um das frühere Familienglück, die schwarzen Reiter der Realitäten plündern in den Rosengärten der Moral und des Anstands, und Spiesser fragt Spiesserin, was sie eigentlich verbrochen haben, dass es ausgerechnet sie trifft. Nun, die Antwort ist leicht: Nichts. Aber das Leben ist schöner, wenn man auf global als Unglückszeitpunkte bekannte Festttage wie die kommenden einfach verzichtet. Menschen, die sich nicht treffen, schlagen sich nicht. Menschen, die sich nicht treffen, bieten keinem anwesenden Dritten die Gelegenheit, darüber auch noch zu bloggen, und wir alle kennen die Süsse der Versuchung.

Darf ich bescheidene Reformvorschläge anbringen? Was ich als sehr entspannend kenne, ist ein System aus Festflüchtenden und deren Zufluchtbietern. Die eine Hälfte sollte vor dem normalen, schreckengebierenden Anlass flüchten und den anderen den Anlass bieten, sich ebenso den Verpflichtungen zu entziehen. Man trifft sich dann zu zweit, redet über andere Dinge, hört anständige Musik statt des üblichen Gedüdels, isst gut und hat einen netten Abend. Und alles ist gut.
donalphons, 12:05h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 23. Dezember 2007
Gute Antworten auf dumme Fragen
Ws gibt schon manchmal komische Anfragen. Zum Beispiel, ob ich über irgendwelche neuen Produkte und Dienstleistungen schreiben will, am besten positiv. Die Antwort ist Nein, ich will nicht so bescheuert dastehen wie Flickr-Yahoo-Werber oder Apple-Fans. Das ist die Antwort an guten Tagen. An schlechten Tagen drohe ich mit einer Abmahnung wegen Spam, an noch schlechteren nagle ich das Pack mit vollem Namen an den Tresen der Blogbar.
Fragen kommen auch zu den alten Dingen, über die ich schreibe. Etwa, wozu ich mehrere Service für 12 Personen habe. Gegenfrage: Wozu sollte man sie nicht haben? Eben. Oder: Warum hast du Spielunkundiger eine Laute? Ist doch kar: Weil ich bislang nur eine gefunden habe.
Bis heute morgen. Heute morgen war es irrwitzig kalt, extfrem unangenehm und nicht wirklich weise, sich allzu lange im Freien aufzuhalten. es sei denn, man ist mein Silberhändler und kann am Ende des Vormittags angeben, dass man 2000 Euro verdient hat. Für andere ist es eine Härteprüfung, heute kamen nur die Extremisten, die echten Jäger, die Süchtigen. Und obwohl sie meinen Silberhändler reich gemacht haben, war er nicht glücklich. Denn als er mir das Geld für die Silberschale abnahm, wollte er auch wissen, was ich für die Laute bezahlt hatte. 30 Euro bei einem Schwaben (sic!), sagte ich.

Äh, grunzte mein Silberhändler, und sagte, dass er sie vorher schon gesehen hatte, aber er hatte befürchtet, sie sein wegen der Schnitzereien und Perlmutteinlagen recht teuer, also habe er nicht gefragt. Was für ihn schlecht ist, denn er verkauft derartige Dinge in den USA für ein Christengeld und besorgt damit das Silber, das er hier für ein Heidengeld an Leute wie mich verkauft.
Manchmal ist es wie verhext. Meine erste Laute fand ich zufällig auf der Suche nach einem Spiegel, und wollte sie sofort haben. Das ist schon ein paar Jahre her, und seitdem sah ich genug Geigen, um ein Schock Musiklehrer in den Selbstmord zu treiben, und ausreichend Gitarren, um alle Sinticombos Berlins beim Ausführen der einzigen ehrlichen Arbeit Berlins auszurüsten. Mit den Trompeten und Hörnern der letzten Jahre hätte man das Wild im Wald über Klippen jagen können. Alles ist da, man muss nicht gross suchen, es ist oft nicht in besonderer Qualität, aber in Mengen vorhanden. Die kleine Cousinen der Mandolinen sind häufig, aber Lauten? Seitdem kreuzte kein intaktes, bezahlbares Exemplar mehr meinen Weg. Bis zu jenem Schwaben, der sein Exemplar nicht mehr einpacken wollte, und es für 30 Euro an mich abtrat. Wegen eines kleinen Stückes, das am Schallloch fehlte - und sich später im Korpus wiederfand.

In Zukunft wird man mich also fragen müssen, warum ich zwei Lauten brauche, wenn ich nicht spielen kann. Und die Antwort wird sein:
Weil ich kann.
So einfach. Und so schön. Warum frägt eigentlich keiner all die A-Blogger, die jedes Jahr öffentlich ihr Mobiltelephonspielzeug austauschen und das Alte wegschmeissen, warum sie das mit ein paar hundert Euro teuren Plastikklumpen tun?
Fragen kommen auch zu den alten Dingen, über die ich schreibe. Etwa, wozu ich mehrere Service für 12 Personen habe. Gegenfrage: Wozu sollte man sie nicht haben? Eben. Oder: Warum hast du Spielunkundiger eine Laute? Ist doch kar: Weil ich bislang nur eine gefunden habe.
Bis heute morgen. Heute morgen war es irrwitzig kalt, extfrem unangenehm und nicht wirklich weise, sich allzu lange im Freien aufzuhalten. es sei denn, man ist mein Silberhändler und kann am Ende des Vormittags angeben, dass man 2000 Euro verdient hat. Für andere ist es eine Härteprüfung, heute kamen nur die Extremisten, die echten Jäger, die Süchtigen. Und obwohl sie meinen Silberhändler reich gemacht haben, war er nicht glücklich. Denn als er mir das Geld für die Silberschale abnahm, wollte er auch wissen, was ich für die Laute bezahlt hatte. 30 Euro bei einem Schwaben (sic!), sagte ich.

Äh, grunzte mein Silberhändler, und sagte, dass er sie vorher schon gesehen hatte, aber er hatte befürchtet, sie sein wegen der Schnitzereien und Perlmutteinlagen recht teuer, also habe er nicht gefragt. Was für ihn schlecht ist, denn er verkauft derartige Dinge in den USA für ein Christengeld und besorgt damit das Silber, das er hier für ein Heidengeld an Leute wie mich verkauft.
Manchmal ist es wie verhext. Meine erste Laute fand ich zufällig auf der Suche nach einem Spiegel, und wollte sie sofort haben. Das ist schon ein paar Jahre her, und seitdem sah ich genug Geigen, um ein Schock Musiklehrer in den Selbstmord zu treiben, und ausreichend Gitarren, um alle Sinticombos Berlins beim Ausführen der einzigen ehrlichen Arbeit Berlins auszurüsten. Mit den Trompeten und Hörnern der letzten Jahre hätte man das Wild im Wald über Klippen jagen können. Alles ist da, man muss nicht gross suchen, es ist oft nicht in besonderer Qualität, aber in Mengen vorhanden. Die kleine Cousinen der Mandolinen sind häufig, aber Lauten? Seitdem kreuzte kein intaktes, bezahlbares Exemplar mehr meinen Weg. Bis zu jenem Schwaben, der sein Exemplar nicht mehr einpacken wollte, und es für 30 Euro an mich abtrat. Wegen eines kleinen Stückes, das am Schallloch fehlte - und sich später im Korpus wiederfand.

In Zukunft wird man mich also fragen müssen, warum ich zwei Lauten brauche, wenn ich nicht spielen kann. Und die Antwort wird sein:
Weil ich kann.
So einfach. Und so schön. Warum frägt eigentlich keiner all die A-Blogger, die jedes Jahr öffentlich ihr Mobiltelephonspielzeug austauschen und das Alte wegschmeissen, warum sie das mit ein paar hundert Euro teuren Plastikklumpen tun?
donalphons, 23:07h
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Empfehlung heute - Das Traumpaar
der Wünsche für das kommende Jahr geben 2007 Modeste und Kid37. Und wir feiern keine solchen Feste, wir verlinken sie nur. Das Internet meint es gut mit uns Hebräern.
donalphons, 20:57h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 22. Dezember 2007
Drei Gläser
In seinem - noch lange empfehlenswerten - Buch "Deutschland, Deutschland über alles" schreibt Kurt Tucholsky unter einem Bild von drei Gläsern einige sehr treffende Dinge über den Unterschied von arm und reich. Was die drei edlen, geschliffenen Gläser kosten, welche Gruppe sie benützt und welche andere Gruppe mit dem Wert dieser Gläser sehr viel besser leben könnte. Tatsächlich verwendet Tucholsky bei dieser Abschätzung sozialer Ungerechtigkeiten ein Bild wirklich teurer Gläser, mutmasslich aus dem Hause Baccarat. Und in einer Zeit, da das Elend in den Hinterhöfen des Prenzlauer Berges haust, in der Typhus und miserable Bildung ständige Begleiter der Arbeiter und des Subproletariats sind, ist der Unterschied zwischen der Verschwendung, die so ein Glas letztlich bedeutet, und der Besitzlosigkeit weiter Teile der Bevölkerung ein Unrecht, das Tucholsky aus gutem Grunde anprangerte. Auch wenn er selber nicht wirklich einen proletarischen Lebensstil favorisierte. Tucholskys Buch kann man hervorragend für schmales Geld kaufen und verschenken, und Baccaratgläser sind immer noch teuer, und in der Regel nicht im Haushalt ärmerer Leute anzutreffen.

Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich Tucholskys Ansatz früher nicht verstanden. Gläser mit Schälschliff standen bei meiner Grossmutter im Schrank, ein wenig altmodisch und "das Übliche", was man so hat. Später fand ich dann auch welche auf dem Flohmarkt, und einmal entdeckte ich eine ganze Kiste mit den dazugehörenden Sektflöten, Schnappsgläsern und Bechern, das Stück für einen Euro, so wollte es die Verkäuferin, deren Grossvater ins Heim kam. In meiner unteren Küche sind zwei Regale voll mit diesen Gläsern, deren optische Verzerrungen mir zusagen, und oben in der Gästewohnung sind noch mehr davon.
Und wenn ich ehrlich bin, wusste ich auch nicht, was das kostet. Erst, weil hinten auf der World of Interiors Werbung für Baccarat - mit einem sehenswerten Bild aus der Kamera der grossartigen Ellen von Unwerth - war, schaute ich nach, was eigentlich ein paar Gläser zur Ergänzung kosten würden. Und erfuhr, was Tucholsky wusste: Für den Preis dieser drei Gläser bekommt man auch fünf Starterboxen von I*ea, und noch ein paar Scheine Wechselgeld. Was aber wiederum Gläser enthält, die dort mehr kosten als das, was ich für meine Baccaratgläser bezahlt hatte.
Die Folgen sind beträchtlich. Obwohl mir bislang keines dieser Gläser verloren ging, bin ich seitdem sehr vorsichtig, wenn ich damit eine Tafel bereite. Und dazu kommt die erfrischte Erkenntnis, dass es heute nicht mehr nur um den Gegensatz zwischen Hinterhof und Stadtpalais geht, sondern um den Gegensatz zwischen Verständnis und Desinteresse, oder auch Wissen und Unerfahrenheit. Oder
man sehe mir das nach, ich würde es auch zitieren, wenn es nicht dort im dritten Kommentar die Einlassung eines sich ehemals für führend haltenden Blogvermarkters und Kulturermöglichers zu einer drittklassigen Promiklitsche am innerstädtischen Berliner Flusstümpel wäre:
"Für Berliner Verhältnisse ist der Laden übrigens teuer, ziemlich teuer, sehr teuer, überteuer. Teuer, teuer, teuer, aber ich zahle ab und zu sehr gern 36 Euro für ein Steak, gibt es mir doch die Möglichkeit, mich kurz wohlhabend zu fühlen."
zwischen denen, die sich cool vorkommen, 36 Euro für einen Fleischbrocken bei miserabler Behandlung durch die Berliner Personaldarsteller auszugeben, und denen, deren Repräsentationsbedürfnis sich daheim abspielt, wie es eben war in einer Zeit war, als man Qualität nicht mit dem Durchmesser eines Bildschirms, der Kapazität einer Musikabspielfestplatte oder gelogenen Besucherzahlen einer Website zum Verkauf derselben an die Helfer der chinesischen Mörder erklärte. Es wäre heute nicht mehr angemessen, Verschwendung mit Gläsern zu erklären, die durch ihr Zerbrechen die Eitelkeit des Menschen laut in Szene setzen. Verschwendung ist heute alles, unser Müllverhalten und das Rauchen, das Sozialisieren der grossen wirtschaftlichen und kleinen privaten Schweinereien, das neue Sofa nach drei Jahren und die Mitgliedschaft in drei brandneuen Communities, wo man seine Daten hinterlässt, der sinnlose Wortmüll bei Twitter und die Slappereien in den Gästebüchern. Armut ist Verschwendung. Überfluss an Zeit, Geld und Ressourcen ebnet den Luxus auf das Niveau von chinesischem Billigramsch und Lokalen ein, wo man in schlechter Gesellschaft schlecht behandelt wird, und sich deshalb auch noch gross tut. Ein Leben nach den Vorstellungen der Werber.
Die Welt ist nicht mehr so einfach wie zu Tucholskys Zeiten oder auch noch in den 80er Jahren; die Gegensätze sind tot, es lebt das Simultane. Wenn die Gläser geleert sind, muss man wieder raus und unter diesen neuen Bedingungen weitermachen, neue Definitionen und Abgrenzungen gegen das andere finden - aber wenigstens ist es gut, davor ein schönes Glas in der Hand zu halten. Es ist nicht viel, aber vielleicht auch schon alles.

Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich Tucholskys Ansatz früher nicht verstanden. Gläser mit Schälschliff standen bei meiner Grossmutter im Schrank, ein wenig altmodisch und "das Übliche", was man so hat. Später fand ich dann auch welche auf dem Flohmarkt, und einmal entdeckte ich eine ganze Kiste mit den dazugehörenden Sektflöten, Schnappsgläsern und Bechern, das Stück für einen Euro, so wollte es die Verkäuferin, deren Grossvater ins Heim kam. In meiner unteren Küche sind zwei Regale voll mit diesen Gläsern, deren optische Verzerrungen mir zusagen, und oben in der Gästewohnung sind noch mehr davon.
Und wenn ich ehrlich bin, wusste ich auch nicht, was das kostet. Erst, weil hinten auf der World of Interiors Werbung für Baccarat - mit einem sehenswerten Bild aus der Kamera der grossartigen Ellen von Unwerth - war, schaute ich nach, was eigentlich ein paar Gläser zur Ergänzung kosten würden. Und erfuhr, was Tucholsky wusste: Für den Preis dieser drei Gläser bekommt man auch fünf Starterboxen von I*ea, und noch ein paar Scheine Wechselgeld. Was aber wiederum Gläser enthält, die dort mehr kosten als das, was ich für meine Baccaratgläser bezahlt hatte.
Die Folgen sind beträchtlich. Obwohl mir bislang keines dieser Gläser verloren ging, bin ich seitdem sehr vorsichtig, wenn ich damit eine Tafel bereite. Und dazu kommt die erfrischte Erkenntnis, dass es heute nicht mehr nur um den Gegensatz zwischen Hinterhof und Stadtpalais geht, sondern um den Gegensatz zwischen Verständnis und Desinteresse, oder auch Wissen und Unerfahrenheit. Oder
man sehe mir das nach, ich würde es auch zitieren, wenn es nicht dort im dritten Kommentar die Einlassung eines sich ehemals für führend haltenden Blogvermarkters und Kulturermöglichers zu einer drittklassigen Promiklitsche am innerstädtischen Berliner Flusstümpel wäre:
"Für Berliner Verhältnisse ist der Laden übrigens teuer, ziemlich teuer, sehr teuer, überteuer. Teuer, teuer, teuer, aber ich zahle ab und zu sehr gern 36 Euro für ein Steak, gibt es mir doch die Möglichkeit, mich kurz wohlhabend zu fühlen."
zwischen denen, die sich cool vorkommen, 36 Euro für einen Fleischbrocken bei miserabler Behandlung durch die Berliner Personaldarsteller auszugeben, und denen, deren Repräsentationsbedürfnis sich daheim abspielt, wie es eben war in einer Zeit war, als man Qualität nicht mit dem Durchmesser eines Bildschirms, der Kapazität einer Musikabspielfestplatte oder gelogenen Besucherzahlen einer Website zum Verkauf derselben an die Helfer der chinesischen Mörder erklärte. Es wäre heute nicht mehr angemessen, Verschwendung mit Gläsern zu erklären, die durch ihr Zerbrechen die Eitelkeit des Menschen laut in Szene setzen. Verschwendung ist heute alles, unser Müllverhalten und das Rauchen, das Sozialisieren der grossen wirtschaftlichen und kleinen privaten Schweinereien, das neue Sofa nach drei Jahren und die Mitgliedschaft in drei brandneuen Communities, wo man seine Daten hinterlässt, der sinnlose Wortmüll bei Twitter und die Slappereien in den Gästebüchern. Armut ist Verschwendung. Überfluss an Zeit, Geld und Ressourcen ebnet den Luxus auf das Niveau von chinesischem Billigramsch und Lokalen ein, wo man in schlechter Gesellschaft schlecht behandelt wird, und sich deshalb auch noch gross tut. Ein Leben nach den Vorstellungen der Werber.
Die Welt ist nicht mehr so einfach wie zu Tucholskys Zeiten oder auch noch in den 80er Jahren; die Gegensätze sind tot, es lebt das Simultane. Wenn die Gläser geleert sind, muss man wieder raus und unter diesen neuen Bedingungen weitermachen, neue Definitionen und Abgrenzungen gegen das andere finden - aber wenigstens ist es gut, davor ein schönes Glas in der Hand zu halten. Es ist nicht viel, aber vielleicht auch schon alles.
donalphons, 20:43h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 21. Dezember 2007
Die Schweinehälfte der Schwaben
Die Süddeutsche Zeitung gehört ab 29. Februar mehrheitlich der Südwestdeutschen Medien Holding. Bayerns Vorzeigestück in der Hand der Schwaben. Uh-Oh. Witzigerweise betonte man früher, dass die Süddeutsche im Besitz der Holding schlechte Karten haben werde. Immerhin: Damit gibt es jetzt einen noch internetuntauglicheren Besitzer als die Online-Redaktion.
donalphons, 18:51h
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Wendepunkt
Das Schlimmste ist erreicht. Von jetzt an wird es - mit kleinen Rückschlägen am 24. und 31. Dezember - besser.

Irgendwann ist dann auch wieder Frühling, die Pässe sind offen, und der Weg nach Italien ist frei. Solange gilt es, die besten Plätze zu sichern. Die auf der Heizung beispielsweise.

Und weil gerade allerorten vom Kuscheln und folgendem Kinderkriegen die Rede ist, und sich unter Bloggern der Weihnachtswunsch nach einer FLAK empfiehlt, um die Klapperstorchhorden fern zu halten, hier ein Tipp: Präservative helfen. Auch während der Feiertage.

Irgendwann ist dann auch wieder Frühling, die Pässe sind offen, und der Weg nach Italien ist frei. Solange gilt es, die besten Plätze zu sichern. Die auf der Heizung beispielsweise.

Und weil gerade allerorten vom Kuscheln und folgendem Kinderkriegen die Rede ist, und sich unter Bloggern der Weihnachtswunsch nach einer FLAK empfiehlt, um die Klapperstorchhorden fern zu halten, hier ein Tipp: Präservative helfen. Auch während der Feiertage.
donalphons, 15:55h
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una gran festa fa preparar
Die feinen Baccaratgläser sind gespült, und liegen, als wären sie rohe Eier, in einem Korb, silberne Tazzen und Teller sind noch achtlos ineinander gestapalt, eine kleine Auswahl Imariporzellan wartet auf Delikatessen, das Besteck verheisst mit Pastetenheber und Sahnelöffel Genuss und Wohlstand, und bis aufgetragen wird, kann man die Muscheln betrachten, die Violine streichen und ein Buch lesen. Es geht auf ein Fest zu, der Sektkelch deutet auf das kommende Jahr und seine ersten Minuten hin, und es ist damit das Deckblatt für den Kalender, Foodporn ganz ohne Food, nur die Utensilien - was sie präsentieren werden, gibt es dann im kommenden Jahr. Und es wird ein gutes Jahr, denn hinten verheisst ein kaukasischer Hochzeitsteppich mit seinen Paradiesgärten eine schöne Zukunft.

Grossbild Food Porno hier, XXX L Bild Food Porn hier.
Oder? Die marmorweisse Griechin passt nicht wirklich zum schwarzen Satyr, da sind zwei nicht standesgemäss, die Saiten der Violine sind nicht gespannt und fehlen mitunter, hinten liegt ein Wirbel daneben, es ist nichts mit Harmonien, das Besteck ist aus dem Silberkorb gefallen, die Kerzen sind abgebrannt, und jemand missachtet den Wert der teuersten Gläser Frankreichs, dass er sie so achtlos übereinander legt. Und ganz vorne ist ein Buch von 1785, die Erstausgabe des Gesamtwerkes von Voltaire, und aufgeschlagen ist Candide. Ausgerechnet. Was wir also sehen mit allen Widersprüchen, ist die beste aller möglichen Welten, die auf den ersten Blick alles verspricht und nach allen Enttäuschungen nicht anders sein konnte. Womit man aber leben kann, solange man seinen Paradiesgarten bestellen darf.

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Oder? Die marmorweisse Griechin passt nicht wirklich zum schwarzen Satyr, da sind zwei nicht standesgemäss, die Saiten der Violine sind nicht gespannt und fehlen mitunter, hinten liegt ein Wirbel daneben, es ist nichts mit Harmonien, das Besteck ist aus dem Silberkorb gefallen, die Kerzen sind abgebrannt, und jemand missachtet den Wert der teuersten Gläser Frankreichs, dass er sie so achtlos übereinander legt. Und ganz vorne ist ein Buch von 1785, die Erstausgabe des Gesamtwerkes von Voltaire, und aufgeschlagen ist Candide. Ausgerechnet. Was wir also sehen mit allen Widersprüchen, ist die beste aller möglichen Welten, die auf den ersten Blick alles verspricht und nach allen Enttäuschungen nicht anders sein konnte. Womit man aber leben kann, solange man seinen Paradiesgarten bestellen darf.
donalphons, 04:39h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 20. Dezember 2007
Die gute Nachricht zuerst
Das Thema Blogger vs. Journalisten wird ein baldiges Ende haben!
Und jetzt die schlechte Nachricht:
Sobald die Journaille krepiert ist.
Alles weitere findet sich leicht resigniert an der Blogbar.
Und jetzt die schlechte Nachricht:
Sobald die Journaille krepiert ist.
Alles weitere findet sich leicht resigniert an der Blogbar.
donalphons, 21:24h
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Im Bund der Dritte
Ich habe hier geschrieben, dass bei den Boxen von Audiodata etwas der Bass fehlt. Das Urteil halte ich aufrecht; den guten Ruf verdanken sie ihrer famosen Abbildung im oberen Bereich. Und bitte, ich bin keiner, der Remmidemmi hören würde - mir fehlt allein schon Beckenklang und Bassstreichen. However - dabei war auch noch ein Soutien-Bassmodul für die Kleinigkeit von original über 3000 Euro *hust*, über 20 Kilo schwer, und das steht jetzt dabei.

Um es kurz zu machen: Mit dem aktuellen Verstärker muss ich den Bass um 10db absenken, damit es ein harmonisches Klangbild ergibt. So richtig bin ich da noch nicht angekommen, im Bereich von ca. 100-130 Hz klafft eine Lücke, oder sagen wir besser Delle, die aber auch der Verwendung eines nicht ganz passenden, weil zu leistungsschwachen Verstärkers zugeschrieben werden kann. Dadurch setzt das Bassmodul manchmal etwas unvermittelt ein, es fehlt ein harmonischer Übergang. Morgen probiere ich das mal mit einem anderen Leistungsgerät in der Signalkette.
Aber: Es ist schon erstaunlich, was so ein eigenes Bassmodul aus einer Bratsche herausholt. Gerade, wenn es um das Nachschwingen der Saiten geht. Klingt übertrieben, aber man kauft so etwas nicht, wenn man kein Interesse an solchen Erfahrungen hat.

Um es kurz zu machen: Mit dem aktuellen Verstärker muss ich den Bass um 10db absenken, damit es ein harmonisches Klangbild ergibt. So richtig bin ich da noch nicht angekommen, im Bereich von ca. 100-130 Hz klafft eine Lücke, oder sagen wir besser Delle, die aber auch der Verwendung eines nicht ganz passenden, weil zu leistungsschwachen Verstärkers zugeschrieben werden kann. Dadurch setzt das Bassmodul manchmal etwas unvermittelt ein, es fehlt ein harmonischer Übergang. Morgen probiere ich das mal mit einem anderen Leistungsgerät in der Signalkette.
Aber: Es ist schon erstaunlich, was so ein eigenes Bassmodul aus einer Bratsche herausholt. Gerade, wenn es um das Nachschwingen der Saiten geht. Klingt übertrieben, aber man kauft so etwas nicht, wenn man kein Interesse an solchen Erfahrungen hat.
donalphons, 11:20h
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Mittwoch, 19. Dezember 2007
Empfehlung heute - hrgsl
OOOOOOOOOHHHHHHHHHHHHHHHH! Bloggen im wahrsten Sinne!
donalphons, 21:57h
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Drachenfrucht im Selbstversuch
Die Drachenfrucht schmeckt nach wenig bis gar nichts. So wenig jedenfalls, dass ich beim besten Willen nicht entscheiden konnte, an was sie mich erinnert. Insofern die perfekte Frucht für die langen PR-Blonden, die im Soda in der Maxvorstadt sitzen, ihre Erfahrungen bei Bequeen und ihre Gewichtsprobleme vor dem Training besprechen und etwas essen möchten, das genauso fad ist wie sie selbst. Nebenbei bin ich auch noch leicht allergisch auf das Ding. Aber immerhin - es gibt ein schönes Bild für den gewünschten Exotenfruchtporn:

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Aber auch ein mieses Früchtchen kann der Anlass sein, endlich mal den Meissener Drachenteller herzuzeigen.

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Aber auch ein mieses Früchtchen kann der Anlass sein, endlich mal den Meissener Drachenteller herzuzeigen.
donalphons, 17:21h
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Danke 2007
Danke dafür, dass mit Sascha Lobo und Johnny Haeusler zwei Figuren das Blogmarketing beherrscht und vergeigt haben, die weder die nötige Puste noch die richtigen Ideen hatten, das Thema grösser als ein paar peinliche Erwähnungen beim Spiegel zu machen. Ein Adical, das nicht mal in der Weihnachtszeit die Werbeplätz füllen kann, ist tot - und damit ein gutes Adical.
Danke dafür, dass Paid Blogging eine obskure Randerscheinung für fragwürdige Unternehmer, drittklassige Schreiber und eher komische Firmen geblieben ist - und noch ein evidentes Problem mit der Steuer bekommen wird.
Danke dafür, dass die meisten PRler und Marketeers weitergezogen sind zu den neuen Brennpunkten des Hypes, angefangen von Second Life bis zu den Koch- und Kötercommunities.
Danke für ein paar nach langer Zeit nötig gewordene Klarstellungen. Das alte Dotcomtod-Team hatte leider recht: Mit dem, was "Lanu" ohne nervende Dauerunterstützung ist, braucht man nicht mehr anfangen. Lanu steht für Lern- und Beratungsrestistenz auf Basis einiger auch von mir geschickt lancierter Legenden. Aber das ist nicht mehr mein Problem.
Danke für das nachlassende generell Bohei um Blogs, ohne dass sie deshalb im Mainstream angekommen oder von Verlagen und Firmen beherrscht wären.
Aber das eigentliche Danke gilt für alle Kommentare, die Aufmerksamkeit, das Lesen, das Diskutieren, den Spass, und alle Besuche, die hier vorbeigekommen sind, für die wunderbaren Texte und Geschichten, die es ohne Blogs nie geben würde.
Und Danke an Dirk Olbertz, der das hier mit Blogger.de ermöglicht.
Danke dafür, dass Paid Blogging eine obskure Randerscheinung für fragwürdige Unternehmer, drittklassige Schreiber und eher komische Firmen geblieben ist - und noch ein evidentes Problem mit der Steuer bekommen wird.
Danke dafür, dass die meisten PRler und Marketeers weitergezogen sind zu den neuen Brennpunkten des Hypes, angefangen von Second Life bis zu den Koch- und Kötercommunities.
Danke für ein paar nach langer Zeit nötig gewordene Klarstellungen. Das alte Dotcomtod-Team hatte leider recht: Mit dem, was "Lanu" ohne nervende Dauerunterstützung ist, braucht man nicht mehr anfangen. Lanu steht für Lern- und Beratungsrestistenz auf Basis einiger auch von mir geschickt lancierter Legenden. Aber das ist nicht mehr mein Problem.
Danke für das nachlassende generell Bohei um Blogs, ohne dass sie deshalb im Mainstream angekommen oder von Verlagen und Firmen beherrscht wären.
Aber das eigentliche Danke gilt für alle Kommentare, die Aufmerksamkeit, das Lesen, das Diskutieren, den Spass, und alle Besuche, die hier vorbeigekommen sind, für die wunderbaren Texte und Geschichten, die es ohne Blogs nie geben würde.
Und Danke an Dirk Olbertz, der das hier mit Blogger.de ermöglicht.
donalphons, 12:38h
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Dienstag, 18. Dezember 2007
Empfehlung heute - Feines aus Wien
Als wir das Blogs-Buch gemacht haben und bei Bloggern fragten, ob sie sich eine Beteiligung vorstellen könnten, gab es eine einzige, sofortige, klare Absage. Eine, die mich wirklich geschmerzt hat, weil es ein sagenhaft gutes Blog war, von einer wirklich grandiosen Köchin und Autorin. Sowas wie die Mutter aller Kochblogs, aber kein Kind wurde so gut wie die Frau Mama. Die war lange Zeit anderweitig vergeben, aber jetzt ist sie wieder sporadisch da. Die einzigartige Meisterköchin.
das verrückte an der meisterköchin ist, dass ich zwar keine ahnung habe, wie sie im realen Leben aussieht und wirkt, aber dennoch eine sehr präzise vorstellung von ihr habe. ich weiss nicht, wie sie aussieht, aber sehr genau, wie sie aussehen sollte.
das verrückte an der meisterköchin ist, dass ich zwar keine ahnung habe, wie sie im realen Leben aussieht und wirkt, aber dennoch eine sehr präzise vorstellung von ihr habe. ich weiss nicht, wie sie aussieht, aber sehr genau, wie sie aussehen sollte.
donalphons, 22:28h
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Abgepinnt
Wenn man mich fragen würde, würde ich sagen: Schliesst die Pin AG sofort, ohne ein weiteres Wort.
Aber nachdem die Gesellschafter alle Medienmacher sind und wissen, wie Firmenkrisen in der Öffentlichkeit maximalen Schaden für die Beteiligten erzielen, machen sie natürlich auch in der nachrichtenarmen Zeit weiter. Und sorgen dafür, dass sich die Bundesbürger ein klein wenig mehr Gedanken über die Leute machen, die soch sonst als vierte Gewalt im Staate ausgeben; die WAZens, die Spingers, und wie sie alle heissen. Das finde ich gut. Nur die Lüge von den "vernichteten" 520 Milllionen, die Springer rumkräht, sollte vielleicht unterbleiben - schliesslich landete das Geld bei den anderen Gesellschaftern. Und bietet hier Spielräume für neue Räuberhöhliaden unserer Medienmacher.
Aber nachdem die Gesellschafter alle Medienmacher sind und wissen, wie Firmenkrisen in der Öffentlichkeit maximalen Schaden für die Beteiligten erzielen, machen sie natürlich auch in der nachrichtenarmen Zeit weiter. Und sorgen dafür, dass sich die Bundesbürger ein klein wenig mehr Gedanken über die Leute machen, die soch sonst als vierte Gewalt im Staate ausgeben; die WAZens, die Spingers, und wie sie alle heissen. Das finde ich gut. Nur die Lüge von den "vernichteten" 520 Milllionen, die Springer rumkräht, sollte vielleicht unterbleiben - schliesslich landete das Geld bei den anderen Gesellschaftern. Und bietet hier Spielräume für neue Räuberhöhliaden unserer Medienmacher.
donalphons, 17:15h
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Reichtum
Diese Frage ist durchaus berechtigt. Was wird aus denen, die man allgemein als "reich" bezeichnet, wenn sie es nicht mehr sind? Arm, könnte man sagen, aber so leicht ist es nicht. Und es wäre auch falsch.
Ein paar Prämissen für meine Überlegungen: Wir sprechen hier über den Begriff "Reichtum", wie er von der Mehrheit der Bevölkerung wahrgenommen wird. Also nicht gleich Thyssen und Bernheim, Albrecht und Springer. Sondern der eher alltägliche Reichtum, den es in jeder Stadt gibt, die 20% der Bevölkerung, denen über 60% des Landes gehört, und noch einiges im Ausland. Und wir sprechen hier über intakte, gewachsene Sozialgefüge. Ich würde dergleichen nicht von Berlin, dem Osten oder Abstiegsregionen wie dem Ruhrgebiet behaupten wollen. Aus eigener Ansicht kenne ich diese Phänomene ohnehin nur aus meiner Heimat, München, und begrenzt aus Starnberg, Grünwald und Zürich- mist stark fallender Wertschätzung.
Ich kenne nur sehr wenige Fälle, in denen Reichtum abrupt in Armut umschlug. Ein paar Dumme sind dabei, die sich extreme Steuersparmodelle mit Framdkapital aufschwatzen liessen, bei denen erst Nachzahlungen nötig waren und im Anschluss neben dem Bankrott auch noch Steuernachzahlungen fällig wurden. Es gab ein paar Fälle, in denen sich Reiche beim Streben nach noch mehr Geld und Ansehen überhoben haben. Und andere, die eher im Bereich Wirtschaftskriminalität anzusiedeln sind: Der bekannte Anwalt etwa, der sich bei seinen Treuhandkonten bediente.Oder der Immobilienunternehmer, der rein rechnerisch einen dreistelligen Millionenbetrag Negativvermögen bei den Banken hat, und der bald fallen wird. Oder die Betreiberin des ersten Hauses am Platze, die glaubte, man entgehe dauerhaft Steuerfahndung und Sozialabgaben, und könne so ein noch tolleres Haus in bester Lage finanzieren. Aber das sind Extremfälle.
Denn im Normalfall ist Reichtum selbststabilisierend, und seine Besitzer haben über Generationen gelernt, die Mechanismen der Stabilität zu perfektionieren. Das ist so in den Leuten drin, dass es ihnen gar nicht mehr auffällt, und das, was man als "bessere Gesellschaft" hat, ist zentral genau dafür geschaffen worden. Die Existenz dieser Gesellschaft verlangt es, sich regelkonform zu verhalten, und das wiederum bestimmt den Geldfluss innerhalb der Gesellschaft. Galerien, Konzertvereine, Musikschulen, Clubs, Restaurants, Autohändler, das alles definiert sich über das Dabeisein, oder in den meisten Fällen, das Hineingeborensein. Nehmen wir mal an, die Eltern meiner Freundin Iris würden über nacht alles verlieren: Es wäre sofort jemand da, der sie wieder in vergleichweise einfach zu erhaltenden Lohn und feinstes Brot setzen würde. Allein schon, weil sie die Grundkompetenzen mitbringt, die das System am laufen halten.

geht überhaupt nicht: Plastikentenbrust aus dem Supermarkt
Aber so weit wird es nicht kommen. Die meisten, die ich kenne, haben ihr Vermögen sehr stark zersplittert. Vielleicht mehr, als der Sache gut tut; ich persönlich halte nach wie vor Immobilien in guter Lage für das Mass aller Dinge, aber gemeinhin hat man von allem ein wenig, und überraschend grosse, versteckte Reserven. Vor ein paar Jahren starb der Vater eines Freundes, der zu Lebzeiten als einer der offensten und auskunftsfreudigsten Menschen der Stadt galt. Einer, der keinen Hehl aus seinem Besitz machte. Dachte man, bis zur Testamentseröffnung. Der gute Mann hatte weitaus mehr, als seine Kinder auch nur ahnten, und all das Geschrei um sein Vermögen war nicht mehr als der Versuch, den wahren Umfang zu verschleiern.
Das geht so weit, dass man nach Todesfällen erfährt, wohin die Erben so alte, wertlose Aktien gelegt haben, die sicher schon ungültig sind. Ich kenne einen Fall, in dem über 60 Jahre und drei Generationen ein Umschlag unangetastet weitergereicht wurde, bis das Wissen um diese eiserne Reserve verschwand, und der Umschlag nach einem weiteren Erbgang buchstäblich aus dem Papierkorb gezogen werden musste. Das war vielleicht ein wenig zu sicher, ein wenig zu eng gedacht, aber so sind diese Leute. Da ist vieles, was sie verlieren können, manch haben sich in der New Economy gründlich verspekuliert, aber die Basis ist in den meisten Fällen noch da, und wirft kontinuierlich Geld ab. Nicht viel, nicht genug, um weitere Reichtümer anzuhäufen, aber ausreichend, um den Status zu sichern und vielleicht etwas auszubauen.
Überhaupt ist das nach meinen Beobachtungen das Hauptziel: Gute Absicherung nach unten. Ältere Vermögen kennen extreme Einschnitte, Inflationen und Entwertungen, die Berichte über die schlechten Zeiten sind Teile des familiären Bewusstseins, und entsprechend misstrauisch ist man auch. Die Abhängigkeit von Banken durch Schulden gilt als problematisch, Dispokredite gelten als unfein, und im Hinterkopf läuft bei praktisch allen Kaufentscheidungen das Thema Wertverlust mit.

geht auch nicht: ikeaöse goldkonsole für 1670 euro
Das alles klingt stressiger, als es de facto ist, man kennt das nicht anders und macht es automatisch. Die wenigen Ausnahmen, die es derbröselt, werden meist irgendwo wieder aufgenommen und erhalten; sei es, dass sie in einer Kanzlei weiterbasteln dürfen, Makler werden oder in karitativ-sozialen Projekten zwischengelagert werden. Da sind sie dann gute Beispiele, von denen jeder weiss, wie es kam. Und was man vermeiden muss, um ebenso zun enden. Keine Frage, es ist keine freundliche Welt, Charme und Liebreiz und Spass sucht man besser woanders, sie ist voller Zwänge wie das spanische Hofzeremoniell. Aber eben auch so stabil und unausrottbar.
Tatsächlich gibt es nur ein mittelfristiges Mittel zum Niedergang, und auch das ist schon etwas älter: Scheiternde Ehen mit Kindern zwischen - ähem - gesellschaftlich nicht adäquaten Partnern. Mitsamt Ehekrieg kann das auch bessere Familien innerhalb von zwei Generationen ruinieren. Einen Ehektrieg überlebt ein gutes Haus meistens, aber zwei Ehekriege bei zwei Kindern bringen sie an die Grenzen - weil davon auch die Kernfamilie in aller Regel betroffen ist. Da brechen Lebenskonstrukte und Ideologien zusammen. Deshalb blebt man, wenn überhaupt, beim Einzelkind, das das gesamte Vermögen sicher weiterträgt, sei es nun zum wiederum einigen Nachfolger, oder zum Aussterben in Krankheit, Krebs und zu viel Geld.
Denn am Ende macht man es immer verkehrt.
Ein paar Prämissen für meine Überlegungen: Wir sprechen hier über den Begriff "Reichtum", wie er von der Mehrheit der Bevölkerung wahrgenommen wird. Also nicht gleich Thyssen und Bernheim, Albrecht und Springer. Sondern der eher alltägliche Reichtum, den es in jeder Stadt gibt, die 20% der Bevölkerung, denen über 60% des Landes gehört, und noch einiges im Ausland. Und wir sprechen hier über intakte, gewachsene Sozialgefüge. Ich würde dergleichen nicht von Berlin, dem Osten oder Abstiegsregionen wie dem Ruhrgebiet behaupten wollen. Aus eigener Ansicht kenne ich diese Phänomene ohnehin nur aus meiner Heimat, München, und begrenzt aus Starnberg, Grünwald und Zürich- mist stark fallender Wertschätzung.
Ich kenne nur sehr wenige Fälle, in denen Reichtum abrupt in Armut umschlug. Ein paar Dumme sind dabei, die sich extreme Steuersparmodelle mit Framdkapital aufschwatzen liessen, bei denen erst Nachzahlungen nötig waren und im Anschluss neben dem Bankrott auch noch Steuernachzahlungen fällig wurden. Es gab ein paar Fälle, in denen sich Reiche beim Streben nach noch mehr Geld und Ansehen überhoben haben. Und andere, die eher im Bereich Wirtschaftskriminalität anzusiedeln sind: Der bekannte Anwalt etwa, der sich bei seinen Treuhandkonten bediente.Oder der Immobilienunternehmer, der rein rechnerisch einen dreistelligen Millionenbetrag Negativvermögen bei den Banken hat, und der bald fallen wird. Oder die Betreiberin des ersten Hauses am Platze, die glaubte, man entgehe dauerhaft Steuerfahndung und Sozialabgaben, und könne so ein noch tolleres Haus in bester Lage finanzieren. Aber das sind Extremfälle.
Denn im Normalfall ist Reichtum selbststabilisierend, und seine Besitzer haben über Generationen gelernt, die Mechanismen der Stabilität zu perfektionieren. Das ist so in den Leuten drin, dass es ihnen gar nicht mehr auffällt, und das, was man als "bessere Gesellschaft" hat, ist zentral genau dafür geschaffen worden. Die Existenz dieser Gesellschaft verlangt es, sich regelkonform zu verhalten, und das wiederum bestimmt den Geldfluss innerhalb der Gesellschaft. Galerien, Konzertvereine, Musikschulen, Clubs, Restaurants, Autohändler, das alles definiert sich über das Dabeisein, oder in den meisten Fällen, das Hineingeborensein. Nehmen wir mal an, die Eltern meiner Freundin Iris würden über nacht alles verlieren: Es wäre sofort jemand da, der sie wieder in vergleichweise einfach zu erhaltenden Lohn und feinstes Brot setzen würde. Allein schon, weil sie die Grundkompetenzen mitbringt, die das System am laufen halten.

geht überhaupt nicht: Plastikentenbrust aus dem Supermarkt
Aber so weit wird es nicht kommen. Die meisten, die ich kenne, haben ihr Vermögen sehr stark zersplittert. Vielleicht mehr, als der Sache gut tut; ich persönlich halte nach wie vor Immobilien in guter Lage für das Mass aller Dinge, aber gemeinhin hat man von allem ein wenig, und überraschend grosse, versteckte Reserven. Vor ein paar Jahren starb der Vater eines Freundes, der zu Lebzeiten als einer der offensten und auskunftsfreudigsten Menschen der Stadt galt. Einer, der keinen Hehl aus seinem Besitz machte. Dachte man, bis zur Testamentseröffnung. Der gute Mann hatte weitaus mehr, als seine Kinder auch nur ahnten, und all das Geschrei um sein Vermögen war nicht mehr als der Versuch, den wahren Umfang zu verschleiern.
Das geht so weit, dass man nach Todesfällen erfährt, wohin die Erben so alte, wertlose Aktien gelegt haben, die sicher schon ungültig sind. Ich kenne einen Fall, in dem über 60 Jahre und drei Generationen ein Umschlag unangetastet weitergereicht wurde, bis das Wissen um diese eiserne Reserve verschwand, und der Umschlag nach einem weiteren Erbgang buchstäblich aus dem Papierkorb gezogen werden musste. Das war vielleicht ein wenig zu sicher, ein wenig zu eng gedacht, aber so sind diese Leute. Da ist vieles, was sie verlieren können, manch haben sich in der New Economy gründlich verspekuliert, aber die Basis ist in den meisten Fällen noch da, und wirft kontinuierlich Geld ab. Nicht viel, nicht genug, um weitere Reichtümer anzuhäufen, aber ausreichend, um den Status zu sichern und vielleicht etwas auszubauen.
Überhaupt ist das nach meinen Beobachtungen das Hauptziel: Gute Absicherung nach unten. Ältere Vermögen kennen extreme Einschnitte, Inflationen und Entwertungen, die Berichte über die schlechten Zeiten sind Teile des familiären Bewusstseins, und entsprechend misstrauisch ist man auch. Die Abhängigkeit von Banken durch Schulden gilt als problematisch, Dispokredite gelten als unfein, und im Hinterkopf läuft bei praktisch allen Kaufentscheidungen das Thema Wertverlust mit.

geht auch nicht: ikeaöse goldkonsole für 1670 euro
Das alles klingt stressiger, als es de facto ist, man kennt das nicht anders und macht es automatisch. Die wenigen Ausnahmen, die es derbröselt, werden meist irgendwo wieder aufgenommen und erhalten; sei es, dass sie in einer Kanzlei weiterbasteln dürfen, Makler werden oder in karitativ-sozialen Projekten zwischengelagert werden. Da sind sie dann gute Beispiele, von denen jeder weiss, wie es kam. Und was man vermeiden muss, um ebenso zun enden. Keine Frage, es ist keine freundliche Welt, Charme und Liebreiz und Spass sucht man besser woanders, sie ist voller Zwänge wie das spanische Hofzeremoniell. Aber eben auch so stabil und unausrottbar.
Tatsächlich gibt es nur ein mittelfristiges Mittel zum Niedergang, und auch das ist schon etwas älter: Scheiternde Ehen mit Kindern zwischen - ähem - gesellschaftlich nicht adäquaten Partnern. Mitsamt Ehekrieg kann das auch bessere Familien innerhalb von zwei Generationen ruinieren. Einen Ehektrieg überlebt ein gutes Haus meistens, aber zwei Ehekriege bei zwei Kindern bringen sie an die Grenzen - weil davon auch die Kernfamilie in aller Regel betroffen ist. Da brechen Lebenskonstrukte und Ideologien zusammen. Deshalb blebt man, wenn überhaupt, beim Einzelkind, das das gesamte Vermögen sicher weiterträgt, sei es nun zum wiederum einigen Nachfolger, oder zum Aussterben in Krankheit, Krebs und zu viel Geld.
Denn am Ende macht man es immer verkehrt.
donalphons, 16:02h
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