una gran festa fa preparar

Die feinen Baccaratgläser sind gespült, und liegen, als wären sie rohe Eier, in einem Korb, silberne Tazzen und Teller sind noch achtlos ineinander gestapalt, eine kleine Auswahl Imariporzellan wartet auf Delikatessen, das Besteck verheisst mit Pastetenheber und Sahnelöffel Genuss und Wohlstand, und bis aufgetragen wird, kann man die Muscheln betrachten, die Violine streichen und ein Buch lesen. Es geht auf ein Fest zu, der Sektkelch deutet auf das kommende Jahr und seine ersten Minuten hin, und es ist damit das Deckblatt für den Kalender, Foodporn ganz ohne Food, nur die Utensilien - was sie präsentieren werden, gibt es dann im kommenden Jahr. Und es wird ein gutes Jahr, denn hinten verheisst ein kaukasischer Hochzeitsteppich mit seinen Paradiesgärten eine schöne Zukunft.


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Oder? Die marmorweisse Griechin passt nicht wirklich zum schwarzen Satyr, da sind zwei nicht standesgemäss, die Saiten der Violine sind nicht gespannt und fehlen mitunter, hinten liegt ein Wirbel daneben, es ist nichts mit Harmonien, das Besteck ist aus dem Silberkorb gefallen, die Kerzen sind abgebrannt, und jemand missachtet den Wert der teuersten Gläser Frankreichs, dass er sie so achtlos übereinander legt. Und ganz vorne ist ein Buch von 1785, die Erstausgabe des Gesamtwerkes von Voltaire, und aufgeschlagen ist Candide. Ausgerechnet. Was wir also sehen mit allen Widersprüchen, ist die beste aller möglichen Welten, die auf den ersten Blick alles verspricht und nach allen Enttäuschungen nicht anders sein konnte. Womit man aber leben kann, solange man seinen Paradiesgarten bestellen darf.

Freitag, 21. Dezember 2007, 04:39, von donalphons | |comment

 
Das würde ich auch gerne können: Eine Violine ohne Saiten streichen. Spart einen Haufen Geld.

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Für unseren kleinen, vollgefressenen strukturellen Analphabeten deutsche und deute ich das gerne nochmal aus: Der erste Teil des Textes entspricht dem schnellen Drüberblicken, das nur den Prunk und den Luxus erkennt.

Und erst im zweiten Teil ist dann der genauere Blick, der erkennt, dass es doch nicht so einfach ist, dass nicht alles stimmt und hinter dem Glanz der ein oder andere Abgrund lauert.

[Edit: Zur Förderung meiner festlichen Stimmung wurde ein Laberkopf an die frische Luft befördert.]

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Nun, aber eigentlich sagt uns dieses Bild doch auch, dass Dinge, die allen Vorstellungen von Ordnung widersprechen, oft am interessantesten sind und manchmal sogar hübsche Stilleben hergeben. Wenn die Welt anders wäre, wären die Geschichten hier ja auch nicht so spannend zu lesen.

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Richtig, meine Kunstlehrerin sagte früher auch immer, dass es bei Stilleben gilt, eine möglichst "spannungsreiche Komposition" zu erzeugen (blödes Wort - aber mir fällt gerade kein besseres ein als "erzeugen").

Und ich finde, dass dieser Eintrag sehr schön aufzeigt, warum das so sein soll. Denn nur eine spannungsreiche Komposition sagt etwas aus.

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Wobei die uns von dir ans Herz gelegten alten Meister sich ja nicht vor der Darstellung von zerbrochenem wertvollstem Glas scheuten. Klarer Punktsieg der Malerei vs. Digitalphoto.

Und möge es nie dazu kommen, dass ein Ungeschick dich in die Lage versetzt, da jetzt gleichzuziehen.

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wunderbar, vielen dank für wort und bild - hier stimmt einfach alles!

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Ich bin da sehr vorsichtig. Es gibt Gläser, die benutze ich überhaupt nicht. Noch nicht mal zum Photographieren. Obwohl ich sonst immer sage, dass man meine Antiquitäten auch benutzen können muss - da ist es mir zu gefährlich.

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Erstausgabe von 1785? Oder handelt es sich dabei um diese Ausgabe:
1785: Oeuvres completes de Voltaire, Société Littéraire Typographique?
So oder so – eine bibliophile Kostbarkeit.

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Die Erstausgabe des Gesamtwerkes von 1785. Stimmt also beides. Irgendwie :-)

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