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Samstag, 26. April 2008
Der Fluch des Oregano
Es gibt Dinge, die sind unmöglich. Dazu gehört auch der Versuch, in der Nacht von Nürnberg in die Alpen zu fahren, wenn auf dem beifahrersitz ein Topf mit Oregano untergebracht ist, den man als Aufmerksamkeit für einen Transport bekommen hat. Nach 70 Kilometer ist man reif für ein Nachtmahl, verbleibt in der Provinz, kocht und schläft dort auch. Oregano ist tückisch.

Allerdings ist am nächsten Morgen dann endlich die neue World of Interiors da, mit exzellenten Beiträgen über einen indischen Palast, eine portugiesische Schlossküche, einen Bibliomanen und andere beneidenswerte Immobilien. Und zudem kommt endlich auch das Paket aus dem krisengeschüttelten England an, dessen Inhalt allerdings bald wieder verschenkt werden wird. Auf dem Wochenmarkt erfreut die Eierfrau mit einer anachronistischen Ansprache in 3. Person, was er, der Kunde, nachad bräuchte, das hat sich hier mancherorts über 200 Jahre gehalten, wie in der Zeit von Christoph Schaffrath, dessen Musik dank einer neuen CD das Frühstück begleitet.
So gesehen war es ein gelungener Morgen, durch den Oregano. Und ohne Blog wäre das alles so nicht passiert.

Allerdings ist am nächsten Morgen dann endlich die neue World of Interiors da, mit exzellenten Beiträgen über einen indischen Palast, eine portugiesische Schlossküche, einen Bibliomanen und andere beneidenswerte Immobilien. Und zudem kommt endlich auch das Paket aus dem krisengeschüttelten England an, dessen Inhalt allerdings bald wieder verschenkt werden wird. Auf dem Wochenmarkt erfreut die Eierfrau mit einer anachronistischen Ansprache in 3. Person, was er, der Kunde, nachad bräuchte, das hat sich hier mancherorts über 200 Jahre gehalten, wie in der Zeit von Christoph Schaffrath, dessen Musik dank einer neuen CD das Frühstück begleitet.
So gesehen war es ein gelungener Morgen, durch den Oregano. Und ohne Blog wäre das alles so nicht passiert.
donalphons, 20:33h
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Empfehlung heute - In die Puszta
donalphons, 20:33h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 25. April 2008
Ich war letztes Jahr
auf zu vielen Kongressen und Veranstaltungen, und das, obwohl ich kein einziges Mal als Besucher dort war. Das Problem ist, dass man irgendwann auch zusagt, ohne sich genauer mit dem Umfeld zu beschäftigen, und am Ende trifft man dann auf Leute, bei denen man sich wirklich wundert, wieso die nicht besser eine Schlosserlehre gemacht haben, statt andere ausbilden zu wollen, die am Ende die gleichen eingebildeten Knalltüten werden. Kann alles passieren, es gibt brilliante Organisatoren und Versager, aber irgendwann ist man soweit, dass man sich ein paar klare Regeln aufstellt, denn wenn es die Leute nichts kostet, achten sie es oft nicht besonders, und man sagt lieber dreimal ab, statt sich nochmal auf fragwürdige Typen einzulassen.

Es gibt aber auch die Fälle, da man kennt die Leute, mit denen man es zu tun hat. Den alternativen Medienpreis und seine Veranstalter kenne ich seit der ersten Runde von 1999, und da komme ich gern einfach so, denn Nürnberg ist nicht weit weg, und die Preisverleihung hat mir immer etwas gebracht, neue Ideen, Ansätze, Bekanntschaften, Spass und Parties mit Leuten, die nicht alternativ und anders tun und letztlich genau die gleiche Vermarktungsscheisse betreiben, wenn der passende Werbepleitier den nächsten Hype reiten möchte.

Ja, links. Ja, nichtkommerziell, vielleicht sogar antikommerziell und utopisch. Ganz sicher nicht marktkompatibel. Aber es ist wirklich schön, mal einen Abend nicht an jeder Ecke einen Zyniker sitzen zu haben, einen Koofmich und einen, der das nur als Karriereschritt auffasst, wie man das hier draussen nur zwei Klicks entfernt allenthalben findet. Ich bin Autodidakt, aber ich komme ursprünglich aus der Bürgerfunk-Ecke, ich mag den Ansatz, dass jeder kann und jeder darf und Hierarchien nur dann sein sollten, wenn sie unvermeidbar sind - was sich in Blogs übrigens besser umsetzen lässt, als im Radio.

Es ist viel Zeit vergangen, seit 1999, als Radio noch DAS alternative Medium schlechthin war. Der Wandel der Mediennutzung macht auch vor den Alternativen nicht Halt, egal ob sie nun strukturkonservativ auf Einschaltradio beharren, oder gleich ganz ins Netz gehen - was eigentlich, angesichts der Geschichte der Linken und ihrer normalerweise schnellen Aneignung von Technik, nur logisch wäre. Obwohl ich dort zweimal mit Radiofeatures gewonnen habe, käme es mir heute seltsam vor, einen Podcast zu produzieren, den man nur zu einer bestimmten Zeit auf einer Frequenz hören kann, mit einem immensen Aufwand, der dennoch weniger erreicht, als normaler Text. Ich will mich keinesfalls in die vulgäre Internetüberhöhung einreiehen, die alle anderen Medien im Nebensatz für obsolet erklärt, ich will auch nicht Lampedusa zitieren, aber ich bin verdammt froh, dass es das Internet und freie Software gibt, die Blogs ermöglichen. Es ist eine Chance, mehr erstmal nicht, aber eine bessere Chance, als Alternative sie je hatten.

Es gibt aber auch die Fälle, da man kennt die Leute, mit denen man es zu tun hat. Den alternativen Medienpreis und seine Veranstalter kenne ich seit der ersten Runde von 1999, und da komme ich gern einfach so, denn Nürnberg ist nicht weit weg, und die Preisverleihung hat mir immer etwas gebracht, neue Ideen, Ansätze, Bekanntschaften, Spass und Parties mit Leuten, die nicht alternativ und anders tun und letztlich genau die gleiche Vermarktungsscheisse betreiben, wenn der passende Werbepleitier den nächsten Hype reiten möchte.

Ja, links. Ja, nichtkommerziell, vielleicht sogar antikommerziell und utopisch. Ganz sicher nicht marktkompatibel. Aber es ist wirklich schön, mal einen Abend nicht an jeder Ecke einen Zyniker sitzen zu haben, einen Koofmich und einen, der das nur als Karriereschritt auffasst, wie man das hier draussen nur zwei Klicks entfernt allenthalben findet. Ich bin Autodidakt, aber ich komme ursprünglich aus der Bürgerfunk-Ecke, ich mag den Ansatz, dass jeder kann und jeder darf und Hierarchien nur dann sein sollten, wenn sie unvermeidbar sind - was sich in Blogs übrigens besser umsetzen lässt, als im Radio.

Es ist viel Zeit vergangen, seit 1999, als Radio noch DAS alternative Medium schlechthin war. Der Wandel der Mediennutzung macht auch vor den Alternativen nicht Halt, egal ob sie nun strukturkonservativ auf Einschaltradio beharren, oder gleich ganz ins Netz gehen - was eigentlich, angesichts der Geschichte der Linken und ihrer normalerweise schnellen Aneignung von Technik, nur logisch wäre. Obwohl ich dort zweimal mit Radiofeatures gewonnen habe, käme es mir heute seltsam vor, einen Podcast zu produzieren, den man nur zu einer bestimmten Zeit auf einer Frequenz hören kann, mit einem immensen Aufwand, der dennoch weniger erreicht, als normaler Text. Ich will mich keinesfalls in die vulgäre Internetüberhöhung einreiehen, die alle anderen Medien im Nebensatz für obsolet erklärt, ich will auch nicht Lampedusa zitieren, aber ich bin verdammt froh, dass es das Internet und freie Software gibt, die Blogs ermöglichen. Es ist eine Chance, mehr erstmal nicht, aber eine bessere Chance, als Alternative sie je hatten.
donalphons, 20:18h
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Empfehlung heute - Der neue Nachbar
versteht es, eine unkühle Region sehr kühl und fein abzubilden - es ist gar nicht so schlimm dort.
donalphons, 20:18h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 25. April 2008
Chinesen verstehen
Ich schreibe: Chinesen verstehen. Und nicht: Verständnis für China und die dort regierende Diktatur haben.
Da passt was nicht zusammen. Einerseits das Bild des aufgeklärten Westens, das in China eine Diktatur erkennt, die foltert, unterdrückt, Minderheiten verfolgt, Blogger für einen falschen Satz für Jahre einsperrt und für das schlimmste Hinrichtungssystem unserer Zeit berüchtigt ist. Andererseits die gut ausgebildeten, nach unserer Meinung durchaus westlich orientierten Chinesen der jungen Generation, die das Internet selbstverständlich nutzen, um Kritiker in den eigenen Reihen mundtot zu machen, den Westen angreifen und Boykotte fordern - ganz so, als wäre China mehr als ein marodes Dritte-Welt-Land, das seinen begrenzten wirtschaftlichen Aufschwung billigem Konsummüll, Monopolbanken, dem Ausnutzen der fehlenden Altersvorsorge und Industriespionage verdankt.
In den letzten drei Jahren hatte ich ab und an mit dieser jüngeren Generation zu tun; bei Versteigerungen etwa, wo sie sich den chinesischen Exportkitsch des 19. Jahrhunderts kauften, um sowas wie eine Tradition zusammenzutragen, die es in China nicht mehr gibt. Vom Beginn des Opiumkrieges von 1840 bis zur Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 gibt es in China keine andere Tradition als die der Gewalt, des Mordens, der Unterdrückung, der Kriminellen und der Völkermörder. Es gibt weitgehend unbekannte Katastrophen wie den Krieg der zentralen Ebenen 1930, und bekannte wie den grossen Sprung nach vorn unter Mao. Deutschland hat schon ziemlich am Trauma des Dritten Reiches zu knabbern, aber man kann davon ausgehen, dass die Schrecken der Kulturrevolution in China erheblich näher sind, mit einem weitaus höheren Anteil von direkten Tätern in der Bevölkerung. Ob nun durch Westmächte verschuldet oder selbst gemacht: Die chinesische Geschichte ist für über 150 Jahre nichts, was man mit Wohlgefallen betrachten kann.

Nachdem in China das Äquivalent zum deutschen Faschismus immer noch am Drücker ist, darf es nicht verwundern, wenn die junge Generation ein ziemlich verdrehtes Bild ihrer eigenen Geschichte hat. China ist ein vollkommen skrupelloser Staat, neben dem eroberten Tibet führte es auch Kriege und Konflikte gegen Indien, Vietnam, die UdSSR, Südkorea und faktisch die USA, und ist als Waffenlieferant global an den meisten Krisenherden beteiligt. Und die meisten jungen Leute finden diese Weltmachtpolitik auch nicht schlecht.
Weil sie die Begünstigten des Systems sind. Man studiert in China nicht, wenn man etwas gegen das Regime hat. Man kommt nicht voran, wenn man das System kritisiert. Ich glaube, es ist ein massiver Fehler, diesen jungen Leuten mehr ethisches Bewusstsein zu unterstellen, als rechtsextremen deutschen Burschenschaftlern. Und daran wird auch kein Auslandsaufenthalt viel ändern, zumal die jungen Chinesen dort ohnehin unter dauerndem Rechtfertigungsdruck stehen. Das ist keine gute Gelegenheit für moderate Töne oder das Überdenken von Standpunkten. Diese Begünstigten haben von unseren Vorstellungen nichts, aber auch gar nichts zu gewinnen. Im Gegenteil, es sind gerade die entsetzlichen Bedingungen der Sweat Shops und Zwangsarbeiterlager, die den Reichtum dieser Elite (wie, das muss man natürlich dazusagen, auch die billigen Preise unserer neuesten Handies und Hemden) ausmachen.
Man muss weiter Druck machen. Aber man darf nicht erwarten, dass chinesische Eliten es toll finden, kratzt doch die Kritik an der Expansion nach Tibet an deren Selbstverständnis. China ist eine Diktatur, die wie viele andere ihre Stabilität aus der Begünstigung dieser Eliten bezieht, es gibt dort sowas wie einen Symbiose einer Diktatur und eines Manchester-Kapitalismus, und keinerlei demokratische Traditionen, was immer das sein mag. Sie werden im Schulterschluss versuchen, mit Ausweichen und Erpressung der Kritik zu begegnen, sie haben nicht vor, sich vom Westen irgendwas sagen zu lassen, sie stehen für den Fortbestand des Systems, und sie werden sich einen Dreck um das Ausland scheren, wenn die olympischen Spiele vorbei sind.
Druck ist deshalb nicht sinnlos. Er bringt das System in die Defensive, er bringt sie mehr in die Defensive, als er das System dadurch stabilisiert, und es gubt im Kampf gegen verbrecherische Regime nichts, was man unterlassen sollte - weil es auf der anderen Seite auch nichts gibt, was sie nicht auch tun würden. Aber bei diesem westlichen Anliegen auf Unterstützung aus dem chinesichen Volk hoffen, auf dessen Einsicht und Änderungswillen, ist, vorsichtig gesagt, reichlich optimistisch.
Da passt was nicht zusammen. Einerseits das Bild des aufgeklärten Westens, das in China eine Diktatur erkennt, die foltert, unterdrückt, Minderheiten verfolgt, Blogger für einen falschen Satz für Jahre einsperrt und für das schlimmste Hinrichtungssystem unserer Zeit berüchtigt ist. Andererseits die gut ausgebildeten, nach unserer Meinung durchaus westlich orientierten Chinesen der jungen Generation, die das Internet selbstverständlich nutzen, um Kritiker in den eigenen Reihen mundtot zu machen, den Westen angreifen und Boykotte fordern - ganz so, als wäre China mehr als ein marodes Dritte-Welt-Land, das seinen begrenzten wirtschaftlichen Aufschwung billigem Konsummüll, Monopolbanken, dem Ausnutzen der fehlenden Altersvorsorge und Industriespionage verdankt.
In den letzten drei Jahren hatte ich ab und an mit dieser jüngeren Generation zu tun; bei Versteigerungen etwa, wo sie sich den chinesischen Exportkitsch des 19. Jahrhunderts kauften, um sowas wie eine Tradition zusammenzutragen, die es in China nicht mehr gibt. Vom Beginn des Opiumkrieges von 1840 bis zur Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 gibt es in China keine andere Tradition als die der Gewalt, des Mordens, der Unterdrückung, der Kriminellen und der Völkermörder. Es gibt weitgehend unbekannte Katastrophen wie den Krieg der zentralen Ebenen 1930, und bekannte wie den grossen Sprung nach vorn unter Mao. Deutschland hat schon ziemlich am Trauma des Dritten Reiches zu knabbern, aber man kann davon ausgehen, dass die Schrecken der Kulturrevolution in China erheblich näher sind, mit einem weitaus höheren Anteil von direkten Tätern in der Bevölkerung. Ob nun durch Westmächte verschuldet oder selbst gemacht: Die chinesische Geschichte ist für über 150 Jahre nichts, was man mit Wohlgefallen betrachten kann.

Nachdem in China das Äquivalent zum deutschen Faschismus immer noch am Drücker ist, darf es nicht verwundern, wenn die junge Generation ein ziemlich verdrehtes Bild ihrer eigenen Geschichte hat. China ist ein vollkommen skrupelloser Staat, neben dem eroberten Tibet führte es auch Kriege und Konflikte gegen Indien, Vietnam, die UdSSR, Südkorea und faktisch die USA, und ist als Waffenlieferant global an den meisten Krisenherden beteiligt. Und die meisten jungen Leute finden diese Weltmachtpolitik auch nicht schlecht.
Weil sie die Begünstigten des Systems sind. Man studiert in China nicht, wenn man etwas gegen das Regime hat. Man kommt nicht voran, wenn man das System kritisiert. Ich glaube, es ist ein massiver Fehler, diesen jungen Leuten mehr ethisches Bewusstsein zu unterstellen, als rechtsextremen deutschen Burschenschaftlern. Und daran wird auch kein Auslandsaufenthalt viel ändern, zumal die jungen Chinesen dort ohnehin unter dauerndem Rechtfertigungsdruck stehen. Das ist keine gute Gelegenheit für moderate Töne oder das Überdenken von Standpunkten. Diese Begünstigten haben von unseren Vorstellungen nichts, aber auch gar nichts zu gewinnen. Im Gegenteil, es sind gerade die entsetzlichen Bedingungen der Sweat Shops und Zwangsarbeiterlager, die den Reichtum dieser Elite (wie, das muss man natürlich dazusagen, auch die billigen Preise unserer neuesten Handies und Hemden) ausmachen.
Man muss weiter Druck machen. Aber man darf nicht erwarten, dass chinesische Eliten es toll finden, kratzt doch die Kritik an der Expansion nach Tibet an deren Selbstverständnis. China ist eine Diktatur, die wie viele andere ihre Stabilität aus der Begünstigung dieser Eliten bezieht, es gibt dort sowas wie einen Symbiose einer Diktatur und eines Manchester-Kapitalismus, und keinerlei demokratische Traditionen, was immer das sein mag. Sie werden im Schulterschluss versuchen, mit Ausweichen und Erpressung der Kritik zu begegnen, sie haben nicht vor, sich vom Westen irgendwas sagen zu lassen, sie stehen für den Fortbestand des Systems, und sie werden sich einen Dreck um das Ausland scheren, wenn die olympischen Spiele vorbei sind.
Druck ist deshalb nicht sinnlos. Er bringt das System in die Defensive, er bringt sie mehr in die Defensive, als er das System dadurch stabilisiert, und es gubt im Kampf gegen verbrecherische Regime nichts, was man unterlassen sollte - weil es auf der anderen Seite auch nichts gibt, was sie nicht auch tun würden. Aber bei diesem westlichen Anliegen auf Unterstützung aus dem chinesichen Volk hoffen, auf dessen Einsicht und Änderungswillen, ist, vorsichtig gesagt, reichlich optimistisch.
donalphons, 01:53h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 23. April 2008
Empfehlung(sschreiben) heute - Amt für Irrsinn
Ab und an wird mir gesagt, dass dieses Blog auch von Verantwortlichen mancher Medien gelesen wird, vermutlich, weil Medienmenschen als verkappte Masochisten erst dann bereit für eine peinliche Anmache der Praktikantin sind, wenn man ihnen vorher klarmacht, dass sie allesamt eine verlauste Affenbande am stinkenden After der PR-Hängebauchschweine sind. Wie auch immer: Wenn Sie es noch immer nicht - wie der Autor dieser Zeilen - zu einem Job jenseits dieses Höllenkreises sowie einer angenehmen Zweitwohnung in einem angemessenen Millionärsviertel gebracht haben, die ihnen als Masochist auch nichts bringen würde, geben Sie, wenn Sie nicht Turi, Dieckmann, Baron, Graf oder Poschardt heissen - glauben Sie mir, Sie verstehen das sowieso nicht - schleunigst c17h19no3 einen Job. Die hat so viel Talent, die wird ihnen zeigen, wie man sich noch unter 40 in den Ruhestand schreibt.
donalphons, 22:20h
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Die Skalpe meiner Feinde - Motobecane Mirage II
Es ist Sommer. Du wohnst am See, deine Mutter sieht gut aus, und dein Vater ist - als Sportarzt - reich. Das Wetter ist schön, du fährst jeden Morgen durch ein stilles, nobles Viertel und einen Park in die Schule, kein niederes Dasein ficht dich an, und die Haushaltshilfe nimmst du nicht wahr. Deine Bekannten sind wie du selbst, Kinder von denen, die hier den Ton angeben und festgelegt haben, dass es auch so bleiben soll. Sportarzt sollst du werden, das ist ein feiner Beruf, und garantiert die Stellung.
Allerdings, du bist gerade erst 15 geworden, einen Roller oder gar ein Auto darfst du noch nicht fahren, das fehlt noch zur Vollausstattung, die ansonsten, von Lacoste bis Amiga, längst vorhanden ist. Um diesem Defizit abzuhelfen, geht dein Vater zum Fahrradgeschäft, aus dem just zu dieser Zeit ein globaler Elektroschrotthändler erwächst, und besorgt dir dort eine blaue Motobecane Mirage, ein Rennrad mit 12 Gängen, Sachs-Huret-Schaltung und Weinmann-Bremsen. Es ist noch nicht das Beste, aber für den Schulweg reicht es, und vielleicht macht es dir auch keinen Spass, also ist es eine kluge Wahl: Robust, nicht zu teuer, schnell, aber keine hypernervöse Rennmaschine.
Es macht dir Spass. Denn jetzt bist du schneller als alle anderen, jetzt kannst du es den anderen im Viertel mal zeigen. Keiner ist so schnell wie du. Und keiner hat Lust, gegen dich ein Rennen zu fahren. Du bist nicht besser, du bist nicht sportlicher, aber du hast das bessere Material. Und keiner will sich von dir besiegen lassen. Nun aber kommt der Umstand ins Spiel, dass du nicht nur reiche Eltern und ein schnelles Rad hast, sondern auch einen Dachschaden. Du warst schon immer etwas brutal, du hast nie verstanden, dass es anderen weh tut, wenn du sie schlägst, aber du hast gelernt, dass deine Eltern dich schützen, und dass andere es cool finden, wenn du brutal bist. Du hast gelernt, dich im Viertel zu benehmen, und wenn du in der Schule über die Stränge schlägst, sagt dein Vater, dass es sicher die anderen waren, die weniger gut gestellten, gegen die du dich nur gewehrt hast.
Aber jetzt wurmt es dich. Du möchtest die anderen ihre Unterlegenheit spüren lassen, du willst leichte Siege, und wenn sie nicht wollen, zwingst du sie eben dazu. Zum Beispiel den jungen Porcamadonna mit seinem Tourenrad. Dem lauerst du auf. Du fährst voran, versteckst dich in einer Seitenstrasse, und wenn er vorbeifährt, schiesst du von hinten heran, und reisst ihm die Tasche vom Gepäckträger. Das machst du ein paar mal, und du bekommst dein Rennen. Er versucht, dir zu entkommen, nachdem er bei deiner Aktion gestürzt ist. Jeden zweiten Tag kannst du es ihm zeigen. Bis zu den grossen Ferien. Du gewinnst. Immer. Es ist ganz leicht.
In den grossen Ferien radelt der junge Porcamadonna zum ersten Mal nach Frankreich, mit seinem Tourenrad. Zwischen Bourg und Belfort macht es Zoing, dann nochmal Zoing, noch dreimal, und dann sind fünf Speichen am Hinterrad gerissen, das sich völlig verzogen nicht mehr bewegen lässt. Nach einer elenden Schlepperei kann man in Belfort wenig für ihn tun, er braucht ein neues Hinterrad, und der Patron des Radgeschäftes empfiehlt ihm, für weitere sportliche Aktivitäten das Tourenrad auf Garantie umzutauschen und sich gleich etwas ordentliches zu kaufen.
Dann kommt der Herbst, die Schule geht wieder los, und du freust dich darauf, endlich wieder ein Rennen zu gewinnen. Du siehst den jungen Porcamadonna weiter vorne, aber es ist gar nicht mehr so leicht, ihn einzuholen. Du kommst näher, er hat jetzt keinen Gepäckträger und auch kein Tourenrad mehr, sondern einen Rucksack und ein stahlblaues KTM-Rennrad. Er ist nicht mehr so langsam wie früher. Er ist schnell. Schneller. Es fällt ihm nicht schwer, schneller zu sein. Er ist von nun an immer schneller. Du gewinnst nie mehr. Mit 16 steigst du um auf einen Roller, das Rennrad ist dir egal, jetzt geht es um Frauen.
Mit 17 vergewaltigst du ein Mädchen, dein Vater haut dich vor dem Jugendrichter raus, steckt dich ein paar Wochen in die Klapse und schickt dich in die Schweiz in ein Internat, mit 22 kommst du bei einem Autounfall in Italien ums Leben.

Ein paar Dekaden später zieht der nicht mehr ganz junge Porcamadonna an den Tegernsee, wo er, sparsam, wie er spätestens seit dem Grunderwerbsteuerbescheid geworden ist, einen Teil der Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen gedenkt. Auf einem Flohmarkt sucht er vergebens noch etwas Besteck, aber bei einem Händler fällt ihm ein nach über 20 Jahren fast makelloses Motobecane Mirage II auf, bei dem die Schaltungsritzel nicht die geringeste Verschmutzung aufweisen. Es kann nur sehr kurz in Betrieb gewesen sein, bevor der Besitzer das Interesse daran verloren hat. Nach all den Jahren ist der Freilauf blockiert und die Schaltung verstellt, aber das bekommt er hin, er hat ja Erfahrung mit dem Schrauben. Er hat bessere Räder, sehr viel bessere Räder, ein De Rosa mit Campa Super Record wäre natürlich schöner gewesen, aber für das Einkaufen in Tegernsee sollte es reichen, es war kein schlechtes Rad, das du damals hattest, eine klassische Maschine. Vielleicht macht er auch noch einen Gepäckträger hin.
Hier gibt es schliesslich keine Perversen auf Rennrädern, die ihre Überlegenheit demonstrieren, indem sie ihn vom Rad schubsen. Die fahren hier SUV, Q7, X5, M-Klasse. Würdest du vermutlich auch machen, aber du bist tot.
Allerdings, du bist gerade erst 15 geworden, einen Roller oder gar ein Auto darfst du noch nicht fahren, das fehlt noch zur Vollausstattung, die ansonsten, von Lacoste bis Amiga, längst vorhanden ist. Um diesem Defizit abzuhelfen, geht dein Vater zum Fahrradgeschäft, aus dem just zu dieser Zeit ein globaler Elektroschrotthändler erwächst, und besorgt dir dort eine blaue Motobecane Mirage, ein Rennrad mit 12 Gängen, Sachs-Huret-Schaltung und Weinmann-Bremsen. Es ist noch nicht das Beste, aber für den Schulweg reicht es, und vielleicht macht es dir auch keinen Spass, also ist es eine kluge Wahl: Robust, nicht zu teuer, schnell, aber keine hypernervöse Rennmaschine.
Es macht dir Spass. Denn jetzt bist du schneller als alle anderen, jetzt kannst du es den anderen im Viertel mal zeigen. Keiner ist so schnell wie du. Und keiner hat Lust, gegen dich ein Rennen zu fahren. Du bist nicht besser, du bist nicht sportlicher, aber du hast das bessere Material. Und keiner will sich von dir besiegen lassen. Nun aber kommt der Umstand ins Spiel, dass du nicht nur reiche Eltern und ein schnelles Rad hast, sondern auch einen Dachschaden. Du warst schon immer etwas brutal, du hast nie verstanden, dass es anderen weh tut, wenn du sie schlägst, aber du hast gelernt, dass deine Eltern dich schützen, und dass andere es cool finden, wenn du brutal bist. Du hast gelernt, dich im Viertel zu benehmen, und wenn du in der Schule über die Stränge schlägst, sagt dein Vater, dass es sicher die anderen waren, die weniger gut gestellten, gegen die du dich nur gewehrt hast.
Aber jetzt wurmt es dich. Du möchtest die anderen ihre Unterlegenheit spüren lassen, du willst leichte Siege, und wenn sie nicht wollen, zwingst du sie eben dazu. Zum Beispiel den jungen Porcamadonna mit seinem Tourenrad. Dem lauerst du auf. Du fährst voran, versteckst dich in einer Seitenstrasse, und wenn er vorbeifährt, schiesst du von hinten heran, und reisst ihm die Tasche vom Gepäckträger. Das machst du ein paar mal, und du bekommst dein Rennen. Er versucht, dir zu entkommen, nachdem er bei deiner Aktion gestürzt ist. Jeden zweiten Tag kannst du es ihm zeigen. Bis zu den grossen Ferien. Du gewinnst. Immer. Es ist ganz leicht.
In den grossen Ferien radelt der junge Porcamadonna zum ersten Mal nach Frankreich, mit seinem Tourenrad. Zwischen Bourg und Belfort macht es Zoing, dann nochmal Zoing, noch dreimal, und dann sind fünf Speichen am Hinterrad gerissen, das sich völlig verzogen nicht mehr bewegen lässt. Nach einer elenden Schlepperei kann man in Belfort wenig für ihn tun, er braucht ein neues Hinterrad, und der Patron des Radgeschäftes empfiehlt ihm, für weitere sportliche Aktivitäten das Tourenrad auf Garantie umzutauschen und sich gleich etwas ordentliches zu kaufen.
Dann kommt der Herbst, die Schule geht wieder los, und du freust dich darauf, endlich wieder ein Rennen zu gewinnen. Du siehst den jungen Porcamadonna weiter vorne, aber es ist gar nicht mehr so leicht, ihn einzuholen. Du kommst näher, er hat jetzt keinen Gepäckträger und auch kein Tourenrad mehr, sondern einen Rucksack und ein stahlblaues KTM-Rennrad. Er ist nicht mehr so langsam wie früher. Er ist schnell. Schneller. Es fällt ihm nicht schwer, schneller zu sein. Er ist von nun an immer schneller. Du gewinnst nie mehr. Mit 16 steigst du um auf einen Roller, das Rennrad ist dir egal, jetzt geht es um Frauen.
Mit 17 vergewaltigst du ein Mädchen, dein Vater haut dich vor dem Jugendrichter raus, steckt dich ein paar Wochen in die Klapse und schickt dich in die Schweiz in ein Internat, mit 22 kommst du bei einem Autounfall in Italien ums Leben.

Ein paar Dekaden später zieht der nicht mehr ganz junge Porcamadonna an den Tegernsee, wo er, sparsam, wie er spätestens seit dem Grunderwerbsteuerbescheid geworden ist, einen Teil der Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen gedenkt. Auf einem Flohmarkt sucht er vergebens noch etwas Besteck, aber bei einem Händler fällt ihm ein nach über 20 Jahren fast makelloses Motobecane Mirage II auf, bei dem die Schaltungsritzel nicht die geringeste Verschmutzung aufweisen. Es kann nur sehr kurz in Betrieb gewesen sein, bevor der Besitzer das Interesse daran verloren hat. Nach all den Jahren ist der Freilauf blockiert und die Schaltung verstellt, aber das bekommt er hin, er hat ja Erfahrung mit dem Schrauben. Er hat bessere Räder, sehr viel bessere Räder, ein De Rosa mit Campa Super Record wäre natürlich schöner gewesen, aber für das Einkaufen in Tegernsee sollte es reichen, es war kein schlechtes Rad, das du damals hattest, eine klassische Maschine. Vielleicht macht er auch noch einen Gepäckträger hin.
Hier gibt es schliesslich keine Perversen auf Rennrädern, die ihre Überlegenheit demonstrieren, indem sie ihn vom Rad schubsen. Die fahren hier SUV, Q7, X5, M-Klasse. Würdest du vermutlich auch machen, aber du bist tot.
donalphons, 15:12h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 22. April 2008
Die Zukunft ist rosa.
besteht aus 140 und wird im Februar 2009 jede Menge Vergangenheit haben, behaupte ich für diejenigen, die noch mehr als 140 Zeichen in einem Beitrag lesen können.
(Überhaupt, man muss schon Werber sein, um die kulturelle Schmach zu überleben, als deutscher König der 140-Zeichen-Belanglosigkeiten in die Geschichte dummer Hypes einzugehen)
(Überhaupt, man muss schon Werber sein, um die kulturelle Schmach zu überleben, als deutscher König der 140-Zeichen-Belanglosigkeiten in die Geschichte dummer Hypes einzugehen)
donalphons, 19:33h
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Wie man einen verregneten Tag in den Bergen überlebt
Frau Mama (aus sicherer Entfernung, am Fernsprecher): Und, wie ist das Wetter?
Ich: Oh, prima. Inzwischen hat es hier so viel geregnet, dass es die Wolken tatsächlich vom See hoch bis knapp auf die Mitte der ersten Hügel geschafft haben und sich jetzt dort ausregnen.

Frau Mama: Im Allgäu soll es Überschwemmungen geben.
Ich: Bei den Schwaben? G´tt ist gerecht.
Frau Mama: Vielleicht hässtest du doch besser was am Gardasse kaufen sollen. Oder auf Malta.
Ich: Oder in Portugal, oder in Südfrankreich. Nein, taugt schon. Einerseits habe ich keinen Heuschupfen, andererseits ist Regen erträglich, wenn man drinnen an der Heizung ist und frühstückt.
Frau Mama: Hast du was daheim?
Ich: Ein paar Reste.

Frau Mama: Na dann ist ja gut.
Ich: Eben. Und ein gutes Buch habe ich auch.
Ich: Oh, prima. Inzwischen hat es hier so viel geregnet, dass es die Wolken tatsächlich vom See hoch bis knapp auf die Mitte der ersten Hügel geschafft haben und sich jetzt dort ausregnen.

Frau Mama: Im Allgäu soll es Überschwemmungen geben.
Ich: Bei den Schwaben? G´tt ist gerecht.
Frau Mama: Vielleicht hässtest du doch besser was am Gardasse kaufen sollen. Oder auf Malta.
Ich: Oder in Portugal, oder in Südfrankreich. Nein, taugt schon. Einerseits habe ich keinen Heuschupfen, andererseits ist Regen erträglich, wenn man drinnen an der Heizung ist und frühstückt.
Frau Mama: Hast du was daheim?
Ich: Ein paar Reste.

Frau Mama: Na dann ist ja gut.
Ich: Eben. Und ein gutes Buch habe ich auch.
donalphons, 17:17h
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out in the woods 2







(Danach Klavierkonzerte von Bach in Schloss Tegernsee, sehr fein (und ausserdem ist heute earth day))
donalphons, 10:30h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 21. April 2008
Jammern
Eigentlich wollte ich mich hier bedauern, da ich nun endlich meine Zugangssoftware für DSL habe, und blöderweise mein Laufwerk (Teac CD-224E, Win XP SP2) keinen Treiber mehr findet. (Wer einen hat: Emailadresse steht im Impressum)
Aber auch mit 56k habe ich mitbekommen, dass die britische Regierung vom heutigen Tag an ihren Banken mal eben 50 Milliarden Pfund für Kreditpapiere überlässt, die ziemlich genau so viel Wert sind wie eben jenes Papier, auf dem sie stehen. Das beugt theoretisch einem Bank Run der Kundschaft vor, denn die Banken haben damit wieder etwas Geld, aber würde es gerecht zugehen, sollten viele Briten jetzt den Gesellschaftsvertrag aufkündigen und ihren Anteil am Staat zurückfordern.
Denn man stelle sich mal vor, man würde von der eigenen Bank vernehmen, dass sie 50, oder wie in Aussicht gestellt, vielleicht sogar 100 reale Milliarden einer anderen Bank für wertlosen Dreck gibt, und man wüsste, dass die eigene Kundschaft die einzige Möglichkeit ist, dieses gigantische Loch selbst zu füllen - kein Mensch, der seine Sinne beisammen hat, würde sein Geld dieser Bank lassen.
In den letzten Monaten wurde oft über die Ausgründung von Bad Banks zur Bündelung der Risiken spekuliert. Im Prinzip macht die britische Regierung ihre Staatsbürger zu einer Bad Bank, denn die Risiken bündelt sie bei sich selbst, im Vertrauen darauf, dass die Bürger eben jenen Vertrag nicht kündigen können. Das ist Thatchers Erbe: Ein Staat, der sich zum Leibeigenen von Kriminellen einer City macht, die man besser ummauern und mit Wachpersonal sichern sollte.
Dagegen sind meine Probleme hier - ein paar Wolken, kein DSL, komplettes Nichtverstehen, warum in London noch keine Politiker und Banker an den Laternen hängen - eigentlich zu vernachlässigen.
Aber auch mit 56k habe ich mitbekommen, dass die britische Regierung vom heutigen Tag an ihren Banken mal eben 50 Milliarden Pfund für Kreditpapiere überlässt, die ziemlich genau so viel Wert sind wie eben jenes Papier, auf dem sie stehen. Das beugt theoretisch einem Bank Run der Kundschaft vor, denn die Banken haben damit wieder etwas Geld, aber würde es gerecht zugehen, sollten viele Briten jetzt den Gesellschaftsvertrag aufkündigen und ihren Anteil am Staat zurückfordern.
Denn man stelle sich mal vor, man würde von der eigenen Bank vernehmen, dass sie 50, oder wie in Aussicht gestellt, vielleicht sogar 100 reale Milliarden einer anderen Bank für wertlosen Dreck gibt, und man wüsste, dass die eigene Kundschaft die einzige Möglichkeit ist, dieses gigantische Loch selbst zu füllen - kein Mensch, der seine Sinne beisammen hat, würde sein Geld dieser Bank lassen.
In den letzten Monaten wurde oft über die Ausgründung von Bad Banks zur Bündelung der Risiken spekuliert. Im Prinzip macht die britische Regierung ihre Staatsbürger zu einer Bad Bank, denn die Risiken bündelt sie bei sich selbst, im Vertrauen darauf, dass die Bürger eben jenen Vertrag nicht kündigen können. Das ist Thatchers Erbe: Ein Staat, der sich zum Leibeigenen von Kriminellen einer City macht, die man besser ummauern und mit Wachpersonal sichern sollte.
Dagegen sind meine Probleme hier - ein paar Wolken, kein DSL, komplettes Nichtverstehen, warum in London noch keine Politiker und Banker an den Laternen hängen - eigentlich zu vernachlässigen.
donalphons, 17:42h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 21. April 2008
Von oben
Wenn es im Panorama mal gerade nicht schneit, regnet oder wolkenverhangen ist, wenn die Sonne eines ihrer seltenen Gastspiele schon am Morgen gibt und kein Nebel die Sicht versperrt, ist mit das erste, was man vom Bett in Gmund aus sieht, etweder die dreifarbige Glückskatze eines Nachbarn, die durch das Fenster lugt, oder aber die Hirschspitze. Die so heisst, weil man darauf keinen Hirsch sehen kann - gemesen an der Zahl der hier an die Häuser gehängten Geweihe sind Hirsche sowieso ausgestorben - und ausserdem der Berg sanft auf zwei Seiten ansteigt und mit dem breiten Grat ein flaches Trapez, und damit ganz sicher keine Spitze darstellt. Vom Wallberg, auf ca. 1400 Meter jedoch, sieht die Hirschspitze so aus:

Der Felsvorsprung, der dieses Panorama nicht wirklich frei gibt, zieht sich zehn Meter weiter in die Höhe, während im Abgrund davor die Bäume niedriger stehen, dort flirrt das Sonnenlicht über moosigen Steinen und lockt den wackeren Bergfex, noch ein paar Schritte am Verderben vorbei zu wagen, andere sterben für eines anderen Krieg, den Suff und ihre eigene Dummheit, da darf man wegen eines besonderen Blicks schon war riskieren, und dann oben auf dem kleinen Hügel sitzen und hinabblicken auf die Welt.

Also geht es über Grat und Wurzeln hinauf, begleitet von den Ameisen, die schon drunter emsig werkelten. Es sind ihrer viele, vielleicht liegt im Fels ein totes Reh, das den Winter nicht überlebte, und taut gerade auf, so dass die Insekten jetzt gar so wild wuseln, es sind viele, es werden immer mehr auf dem Weg nach oben, sie sind unter Blättern und auf totem Holz, sie haben keine Wege mehr und keine Ziele, es sind viele Ameisen, enorm viele, sie besteigen die Schuhe, und schon bald kribbelt etwas am Bein, gefolgt von Jucken der Bisse, es sind alpine Waldameisen, nicht ihre verzärtelten Stadtkollegen aus den Abläufen, die hier können beissen, und es werden zum Gipfel hin noch mehr, bis ganz oben am Ziel, wo sich der sanfte Ruhehügel an riesiger Insektenstaat entpuppt, den man schnell und ohne Aufhebens gern wieder verlässt.

Das Gift in den Waden schmerzt kaum mehr, Stunden später auf der halben Höhe, wo das Auto steht, und schon nach drei Serpentinen ist der Blick dann doch frei, diesmal zum See hinunter, überWeissach, den Affenfelsen Rottach und das scheussliche Hotel Überfahrt, und in die Stille der Berge dröhnen die Auspüffe der Motorräder ein Lied hinauf, mit dem Text "Du brauchst nicht weinen, über meinen bleichen Gebeinen, wenn´s mich derbrettert, ich bin eh deppert". Den Claim der Trunkenen in den Wirtshäusern hört man nicht, aber man kennt ihn eh, besser den Mogn verrenkt, ois am Wirt wos gschenkt. So sind sie, da unten.

Und ganz am Horizont, wie immer auch am Sonntag unter einer Glocke aus Dunst, Abgasen und Ozon, mit ein paar hohen Häusern gerade noch als Stadt und nicht als banale Luftverschmutzung zu erkennen, München, meine einzigartige Munich Area, wo sie auch am Abgrund entlang nach oben kommen wollten, nur um sich dann inmitten eines gnadenlosen Asozialsystems zu finden, das trotz guter Aussichten auf Dauer unerträglich ist, mit all seinen Betrügern, Abzockern, Mietmäulern, und Speichelleckern, die nur in solchen Strukturen überleben können.

Der Felsvorsprung, der dieses Panorama nicht wirklich frei gibt, zieht sich zehn Meter weiter in die Höhe, während im Abgrund davor die Bäume niedriger stehen, dort flirrt das Sonnenlicht über moosigen Steinen und lockt den wackeren Bergfex, noch ein paar Schritte am Verderben vorbei zu wagen, andere sterben für eines anderen Krieg, den Suff und ihre eigene Dummheit, da darf man wegen eines besonderen Blicks schon war riskieren, und dann oben auf dem kleinen Hügel sitzen und hinabblicken auf die Welt.

Also geht es über Grat und Wurzeln hinauf, begleitet von den Ameisen, die schon drunter emsig werkelten. Es sind ihrer viele, vielleicht liegt im Fels ein totes Reh, das den Winter nicht überlebte, und taut gerade auf, so dass die Insekten jetzt gar so wild wuseln, es sind viele, es werden immer mehr auf dem Weg nach oben, sie sind unter Blättern und auf totem Holz, sie haben keine Wege mehr und keine Ziele, es sind viele Ameisen, enorm viele, sie besteigen die Schuhe, und schon bald kribbelt etwas am Bein, gefolgt von Jucken der Bisse, es sind alpine Waldameisen, nicht ihre verzärtelten Stadtkollegen aus den Abläufen, die hier können beissen, und es werden zum Gipfel hin noch mehr, bis ganz oben am Ziel, wo sich der sanfte Ruhehügel an riesiger Insektenstaat entpuppt, den man schnell und ohne Aufhebens gern wieder verlässt.

Das Gift in den Waden schmerzt kaum mehr, Stunden später auf der halben Höhe, wo das Auto steht, und schon nach drei Serpentinen ist der Blick dann doch frei, diesmal zum See hinunter, überWeissach, den Affenfelsen Rottach und das scheussliche Hotel Überfahrt, und in die Stille der Berge dröhnen die Auspüffe der Motorräder ein Lied hinauf, mit dem Text "Du brauchst nicht weinen, über meinen bleichen Gebeinen, wenn´s mich derbrettert, ich bin eh deppert". Den Claim der Trunkenen in den Wirtshäusern hört man nicht, aber man kennt ihn eh, besser den Mogn verrenkt, ois am Wirt wos gschenkt. So sind sie, da unten.

Und ganz am Horizont, wie immer auch am Sonntag unter einer Glocke aus Dunst, Abgasen und Ozon, mit ein paar hohen Häusern gerade noch als Stadt und nicht als banale Luftverschmutzung zu erkennen, München, meine einzigartige Munich Area, wo sie auch am Abgrund entlang nach oben kommen wollten, nur um sich dann inmitten eines gnadenlosen Asozialsystems zu finden, das trotz guter Aussichten auf Dauer unerträglich ist, mit all seinen Betrügern, Abzockern, Mietmäulern, und Speichelleckern, die nur in solchen Strukturen überleben können.
donalphons, 01:48h
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Brauner und verstrahlter Müll
Mit freundlichen Grüssen an all die bloggenden, communitybetreibenden und gossenfüllenden Bonker in Berlin und anderswo:

Ab in die Tonne mit Euch.

Ab in die Tonne mit Euch.
donalphons, 21:38h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 20. April 2008
Die wilde Nichtjugend
Zwischen 8 und 18 liegt das Alter der Anfeindungen; sei es durch diejenigen, mit denen man in eine Klasse gesteckt wird, oder aber das weitere gesellschaftliche Umfeld, das genau weiss, was später gut für einen ist, und das auf Negierung dieser Vorstellungen mit einer ideologischen Vehemenz reagiert, die man im grösseren Rahmen von totalitären Regimen oder von Motivationsshows kennt. Ein Arzt ist halt ein Arzt, Apotheker wird es immer geben, Ingenieure braucht das Land und obendrein auch mutige Siedler, die Vororte mit weiteren Menschengewimmel auffüllen.
Dagegen kann man mit fest umrissenen Vorstellungen argumentieren und handeln; vom Suizid über Ausreissen, Drogenkonsum, Entwicklungshelfer werden bis hin zum Finanzbetrüger ist da viel denkbar in diesen Zeiten, in denen es zur Unterbringung solcher Fälle keine Kolonien mehr gibt. Überhaupt war das wohl der Hauptzweck dieser eroberten Gebiete: Die Leute loswerden, die heute nach Berlin ausweichen und nach zwei Startups in die Politikberatung expandieren wollen. In der Serengeti oder im kambodschanischen Dschungel wurde das daheim nicht allzu relevant.
Schlussendlich hat das Umfeld jedoch fast immer Erfolg, und so sitzen sie jetzt in ihren Vorstadthäusern und finden das noch nicht mal seltsam, während draussen der Regen fällt.

Oben auf dem Pass reisst es auf, es sind nur noch 30 Kilometer zurück, und keiner von denen hätte Lust gehabt, die letzten beiden Tage zu erleben, die in etwa so waren, wie das Umfeld die Folgen der Nichtakzeptanz ihrer Regeln beschreibt: Angefüllt mit zwielichtigen Typen, sehr viel unsicherer Finanzierung, und die wenigsten wissen, was nächste Woche passieren wird - ausser denen natürlich, deren Vermögen bereits unter Insolvenzverwaltung ist, das bringt erst mal mehr Ruhe ins Geschehen, als einem lieb sein kann.
Immerhin kennen solche Treffen keine Langeweile, und, was in diesem Alter langsam wichtig wird für einen Ärzteverweigerer wie mich, es geht nie um Gesundheit, solange es nicht der gehörsturz eines Gegners ist. Die meisten sind nur noch begrenzt in bestem Alter, aber keiner redet über seine Zipperlein, es ist krank, was in der Welt passiert, aber die es betonen, scheinen kerngesund zu sein, so wie das Thema hier nicht stattfindet.
Währenddessen sitzt die Folgegeneration des Umfeldes daheim und denkt über Prostataprobleme und andere Routinefolgen nach. Und Ärzte sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Dagegen kann man mit fest umrissenen Vorstellungen argumentieren und handeln; vom Suizid über Ausreissen, Drogenkonsum, Entwicklungshelfer werden bis hin zum Finanzbetrüger ist da viel denkbar in diesen Zeiten, in denen es zur Unterbringung solcher Fälle keine Kolonien mehr gibt. Überhaupt war das wohl der Hauptzweck dieser eroberten Gebiete: Die Leute loswerden, die heute nach Berlin ausweichen und nach zwei Startups in die Politikberatung expandieren wollen. In der Serengeti oder im kambodschanischen Dschungel wurde das daheim nicht allzu relevant.
Schlussendlich hat das Umfeld jedoch fast immer Erfolg, und so sitzen sie jetzt in ihren Vorstadthäusern und finden das noch nicht mal seltsam, während draussen der Regen fällt.

Oben auf dem Pass reisst es auf, es sind nur noch 30 Kilometer zurück, und keiner von denen hätte Lust gehabt, die letzten beiden Tage zu erleben, die in etwa so waren, wie das Umfeld die Folgen der Nichtakzeptanz ihrer Regeln beschreibt: Angefüllt mit zwielichtigen Typen, sehr viel unsicherer Finanzierung, und die wenigsten wissen, was nächste Woche passieren wird - ausser denen natürlich, deren Vermögen bereits unter Insolvenzverwaltung ist, das bringt erst mal mehr Ruhe ins Geschehen, als einem lieb sein kann.
Immerhin kennen solche Treffen keine Langeweile, und, was in diesem Alter langsam wichtig wird für einen Ärzteverweigerer wie mich, es geht nie um Gesundheit, solange es nicht der gehörsturz eines Gegners ist. Die meisten sind nur noch begrenzt in bestem Alter, aber keiner redet über seine Zipperlein, es ist krank, was in der Welt passiert, aber die es betonen, scheinen kerngesund zu sein, so wie das Thema hier nicht stattfindet.
Währenddessen sitzt die Folgegeneration des Umfeldes daheim und denkt über Prostataprobleme und andere Routinefolgen nach. Und Ärzte sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
donalphons, 00:28h
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Kreuzworträtsel: Grobes Wort für sterben.
Ich will das Wort gerade in diesem Kontext nicht ausschreiben, aber wir hier in Bayern pflegen in solchen Fällen zu sagen, dass da wohl jemand einem ins Hirn Fäkalien eingebracht hat. Was dann ja auch irgendwie braun wäre.

Aber Holtzbrinck ist es auch ziemlich egal gewesen, wenn eine Beteiligungsfirma mit einem veränderten Titelblatt des Völkischen Beobachters zur Party lädt, da ist sowas dann eher ein blöder Zufall, und wohl eher kein vorgezogenes, psthumes Geburtstagsgeschenk an einen, in dessen Heimatland der Schnee schilzt, als wäre es das, was man früher als Anstand bezeichnete.

Aber Holtzbrinck ist es auch ziemlich egal gewesen, wenn eine Beteiligungsfirma mit einem veränderten Titelblatt des Völkischen Beobachters zur Party lädt, da ist sowas dann eher ein blöder Zufall, und wohl eher kein vorgezogenes, psthumes Geburtstagsgeschenk an einen, in dessen Heimatland der Schnee schilzt, als wäre es das, was man früher als Anstand bezeichnete.
donalphons, 00:26h
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