Die wilde Nichtjugend

Zwischen 8 und 18 liegt das Alter der Anfeindungen; sei es durch diejenigen, mit denen man in eine Klasse gesteckt wird, oder aber das weitere gesellschaftliche Umfeld, das genau weiss, was später gut für einen ist, und das auf Negierung dieser Vorstellungen mit einer ideologischen Vehemenz reagiert, die man im grösseren Rahmen von totalitären Regimen oder von Motivationsshows kennt. Ein Arzt ist halt ein Arzt, Apotheker wird es immer geben, Ingenieure braucht das Land und obendrein auch mutige Siedler, die Vororte mit weiteren Menschengewimmel auffüllen.

Dagegen kann man mit fest umrissenen Vorstellungen argumentieren und handeln; vom Suizid über Ausreissen, Drogenkonsum, Entwicklungshelfer werden bis hin zum Finanzbetrüger ist da viel denkbar in diesen Zeiten, in denen es zur Unterbringung solcher Fälle keine Kolonien mehr gibt. Überhaupt war das wohl der Hauptzweck dieser eroberten Gebiete: Die Leute loswerden, die heute nach Berlin ausweichen und nach zwei Startups in die Politikberatung expandieren wollen. In der Serengeti oder im kambodschanischen Dschungel wurde das daheim nicht allzu relevant.

Schlussendlich hat das Umfeld jedoch fast immer Erfolg, und so sitzen sie jetzt in ihren Vorstadthäusern und finden das noch nicht mal seltsam, während draussen der Regen fällt.



Oben auf dem Pass reisst es auf, es sind nur noch 30 Kilometer zurück, und keiner von denen hätte Lust gehabt, die letzten beiden Tage zu erleben, die in etwa so waren, wie das Umfeld die Folgen der Nichtakzeptanz ihrer Regeln beschreibt: Angefüllt mit zwielichtigen Typen, sehr viel unsicherer Finanzierung, und die wenigsten wissen, was nächste Woche passieren wird - ausser denen natürlich, deren Vermögen bereits unter Insolvenzverwaltung ist, das bringt erst mal mehr Ruhe ins Geschehen, als einem lieb sein kann.

Immerhin kennen solche Treffen keine Langeweile, und, was in diesem Alter langsam wichtig wird für einen Ärzteverweigerer wie mich, es geht nie um Gesundheit, solange es nicht der gehörsturz eines Gegners ist. Die meisten sind nur noch begrenzt in bestem Alter, aber keiner redet über seine Zipperlein, es ist krank, was in der Welt passiert, aber die es betonen, scheinen kerngesund zu sein, so wie das Thema hier nicht stattfindet.

Währenddessen sitzt die Folgegeneration des Umfeldes daheim und denkt über Prostataprobleme und andere Routinefolgen nach. Und Ärzte sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.

Sonntag, 20. April 2008, 00:28, von donalphons | |comment

 
Manche verschwinden auch nach Kanada. Der Staat soll ja dem Ausliefrungsgesuch erst in dritter Generation stattgeben.

... link  


... comment
 
währenddessen wurde per Dekret der Finanzmarkt gerettet:

http://www. spiegel.de/wirtschaft/0,1518,548505,00.html

Da haben wir ja nochmal Glück gehabt :-)

... link  

 
Die Argumentation im Artikel fand ich, brillant dämlich. Es hätten "Millionen von Bankkunden" ihre Bankkonten geplündert, weltweit, wenn diese eine New Yorker Investmentbank bankrott gegangen wäre. Es sei eine uneingeschränkt gute Sache, dass JP Morgan das übergenommene Geschäft so gut wie risikofrei betreiben darf, geschützt vom Staat. So, so.

Mein Gedanke beim Lesen der obskuren Spiegelgrütze war, dass man das 8-Milliarden-Geschenk an den deutschen Bankensektor, die IKB-Rettung, finanziert vom lieben Steuerzahler, damit schönschreiben wollte. Man wollte den zu verarschenden Leser/innen nahe legen, dass es zu einer Art Kernfusion gekommen wäre, wenn die fetten Privatbanken das Haftungsrisiko getragen hätten.

Das Sozialisieren von Bankverlusten sei notwendig gewesen.

... link  

 
Oh, ich denke schon, dass die Banken und die Politik bislang sehr viel schöner reden, als es letztlich ist. Ein paar Milliardenabschreibungen ändern ja nichts daran, dass keine Macht der Erde wird je die Schulden der USA bezahleb kann. Weitere Probleme sind unausweichlich, die Frage ist nur, wie langsam es kommt. Und wann die Leute kapieren, dass das geld in Händen von Banken, die es zunehmend selber brauchen, nicht gerade eine kluge Idee ist.

... link  

 
Bei den Amis läuft die Diskussion ja auch, soweit ich das aus Gesprächen entnehmen kann, darüber, wie schlimm der Aufprall wird und wie man ihn mildern kann. Man redet nicht gerne drüber, aber das es zur Zeit übel knarzt im Gebälk wissen eigentlich alle.

... link  

 
Keine europäische Bank ist gezwungen, in kollabierende amerikanische Märkte hineinzuinvestieren. Okay, sie haben ein Problem: Sie wollen sich kaum noch gegenseitig das Geld leihen, auch Wirtschaftsbetrieben leihen sie es nur ungern, und den Privatkunden eigentlich auch nicht.

Dann müssen sie halt die Zinsen senken.

Sie werden die nächsten Jahre erheblich weniger Gewinne machen, aber davon gehen sie nicht bankrott - und wirklich nichts zwingt sie, US-Junkbonds oder irgendwelchen Hebelmist zu kaufen.

Nachdem die dumme für Lobbyisten-Einflüsterungen anfällige Zypries den einseitigen Verkauf von Kreditverträgen gestattet hat, wird es deren künftiger Hauptspaß wohl werden, die echten bzw. vermeintlichen Risiken "gebündelt" irgendwelchen Hedgefond-Schnapsnasen anzudrehen, die sie wiederum mit Krediten finanzieren werden.

Ob das den Kunden Spaß machen wird, ist noch mal eine andere Frage.

... link  

 
Es gibt keinen realen Markt für Kredite mehr, es sei den, die Staaten kaufen, aber kein Staat kann das kaufen, was existiert. Zu viel, zu teuer, zu schnell nah am Staatsbankrott. IM Prinzip ist das Löschen kleiner Brände schon richtig, aber mittelfristig werden wir die Gründung von Bad Banks sehen, Vehikel zum Versenken von Müllkrediten.

Das Problem ist ansonsten überall das gleiche: Hilft der Staat zu sehr den Banken, machen die weiter. Erlassen die Banken aber ihren Kleinkreditnehmern, werden die sich auch nicht bremsen. Es hilft nichts: Eine Rezession kann ganz hilfreich sein, das Missverhältnis aufzulösen, und man könnte sie sich in den USA ohne Irak und Afghanistan sogar leisten.

... link  

 
Die "Weltwoche" hatte dieser Tage einen lesenswerten Artikel zur Finanzkrise. Überschrift: Historische Konsante. Tenor: Das "diesmal ist alles anders" ist Augenwischerei. Finanzblasen gibt es, seit es Geld gibt und sie laufen immer gleich ab. Die staatlichen Regulatoren machen gegen die Verlockungen und Begierden der Marktteilnehmer kaum einen echten Stich, weil Blasen in immer neuen Bereichen auftauchen.

... link  

 
Ist ein wenig so wie mit Kriegen. Jeder weiss, dass es meistens nur Verlierer gibt, und trotzdem werden sie gemacht.

Nur ist es diesmal wirklich anders. Bislang schuf das System Blasen, und litt durch das Platzen. Diesmal ist das System selbst die Blase. Das ist in etwa der Unterschied zwischen einer Tretmine, auf die jemand tritt, den man vorausgeschickt hat, und der Tretmine, auf die man selber latscht. Und all mein sicher nicht kleines Wissen über Krisen - erst NE, dann grauer Kapitalmarkt - sagt mir nur eines: Das ist diesmal etwas anderes.

... link  


... comment