: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 3. Juni 2008

Von oben ist es in Ordnung

Vom Zintberg - Ende der befahrbaren Strasse nach 20 Serpentinen auf 1250 Meter, darunter das reichste Siberbergwerk der europäischen Geschichte - hat man einen grandiosen Blick von Innsbruck bis nach Schwaz direkt darunter im Tal. Man sieht vieles, aber nicht alles.



So etwa die beiden deutschen Hools aus Düsseldorf beim Getränkemarkt neben der Tankstelle, die 144 Dosen Bier gekauft haben. Oder die Fahnen, mit denen sich der Österreicher anschickt, sich von den Deutschen in Sachen dumpfer Nationalismus gerade beim Heimspiel nicht schlagen zu lassen, schliesslich hat man eine zeitweilig ministrable Nazipartei mit Handschlagqualität, das haben sie noch nicht mal in der Koksermetropole Hamburg so hinbekommen. Gott strafe Österreich, sagt man bei uns in Bayern, und es sieht so aus, als hätte er uns erhört. Könnte man da nicht ein Land Idiotanien einrichten, das in Zukunft jede Art von Arschkrampenparade beheimatet, von rechtsgerichteten Parteien über die ostdeutsche Landjugend mit Glatze und Kickdeppen bis zu den romtreuen, sexfeindlichen Kohorten in Erwartung der "goldenen Mesmernadel", von der ich heute in Schwaz erfahren durfte, dass es sie tatsächlich gibt? Ein Land mit 365/24/7-Oktoberfest und besoffenen Australiern, ohne Tempolimit innerorts, englischer Küche, Opel Astra als Standardauto und Komplettversorgung mit Atomkraftwerken, für die der neue Ö-Staatskonzern Siemens geschmiert und die Telekom aufgepasst hat? Und Wien als Zentrale für alle Lobbyisten und Korrupten? Sprich, ein Paradies für Deppen, die es toll finden, auf der grössten europäischen Müllkippe zu leben?

Nur den Achenpass und die Inntalstrecke bis zur Brenner-Staatsstrasse bitte ich, zum Korridor zu erklären.

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Empfehlung heute - Das Fenster zum Hof

im unnachahmlichen Stil der Modeste neu erzählt.

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Der Pferdefuss

Ich kenne mich mit Immobilien aus, egal ob Vorkrieg oder Nachkrieg, und mit Vorkrieg meine ich durchaus auch "vor dem bayerischen Erbfolgekrieg". Einerseits habe ich mich im Studium intensiv mit Mittelalterarchitektur auseinander gesetzt, sogar ein Seminar in Bauaufnahme gemacht, andererseits arbeite ich jetzt seit 20 Jahren an der ewigen Geschichte der Instandhaltung einer - für die Zeit um 1600 - ausgesprochen grossen Immobilie. Und wäre das nicht genug, liegen hier viele Akten von Fonds, die makellose Renovierungen versprochen haben, und Gutachten, deren Photomaterial vom Rohrbruch über verfaulte Böden bis zum gemeinen Schwamm im Dach belegt, dass es mit den Versprechungen nicht weit her ist. Und natürlich entgehe auch ich nicht bösen Überraschungen - meine Berliner Wohnung etwa lag bei der ersten Betätigung des Lichtschalters sofort im Dunkeln, weil da jemand nach Aussage des Elektrikers ein paar Kabel zusammengebracht hat, deren Anordnung man sonst nur von Weidegattern und elektrischen Stühlen kennt. Und auch meine grundsolide Wohnung in München entging eines Tages nicht der nächtlichen Konfrontation mit dem elektrischen Aufschlaggerät: Unter meiner Badewanne floss Wasser durch die Decke der darunter Wohnenden, und statt den Fehler in der Dachgartenüberlastung durch Pflanzen zu suchen, die dort die Fliessen zertrümmert und dem Wasser den Zugang zu den Trennfugen des Bauwerks erlaubt hatten, verdächtigte man vergeblich meinen Sanitärbereich. Irgendwann muss man sich bei jeder Immobilie darauf einstellen, dass man Pferdefüsse findet.

Man sollte also meinen, ich sei inzwischen gewitzt, würde genau aufpassen und durch meine Erfahrung schlimme Folgen vermeiden können. Und nun das: Keine drei Monate nun habe ich die Wohnung am Tegernsee, und schon finde ich Pferdefüsse. Nicht einen oder zwei, sondern acht Pferdefüsse, und das einfach beim Gang zum Müll, gleich hinter meinem Parkplatz, die nach Aussagen der Nachbarn ebenfalls zu dieser Wohnanlage gehören.



Acht Pferdefüsse, und die Pferde hängen auch noch dran, auf der anlageneigenen Koppel. Vielleicht sind da auch noch mehr. Kein Schwimmbad, kein Gym, aber eine Koppel. Vielleicht fahre ich jetzt nach Tirol und bitte dort jemanden im Hans-Moser-Stil folgende Ansage für den Anrufbeantworter zu sprechen: "Grüss Gott, werte Herrschaften, wen, den Herrn Porcamadonna? Ah, verzeihn´S, da Herr Porcamadonna weilt hinten auf der Koppel ned woah, ja, also späta is er wieda do, wenn`s so ned währadn, mia zu sogn was Ihr Begehr is, nochad werde ich es ihm mitteilen, wenn er wieder zu erscheinen geruht."

Und wer das für übertrieben hält: Die Haushälterin der Mutter einer Mieterin empfängt mich desöfteren so ähnlich am Telefon, und Mama entschuldigt sich dann immer, wenn sie draussen bei Püppi und Maxi das Handy im Range Rover vergessen hat.

(Man müsste wirklich mal ein Buch über den real existierenden Reichtum in Deutschland schreiben)

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Das Kekse-Mysterium

Zwischen Montag Morgen und Montag Nachmittag liegen ein paar Stunden. Ein paar Stunden, in denen man das ein oder andere erledigen könnte. Dinge besorgen, die noch fehlen. Da ist also dieser Herr, der ein Problem hat. Zu dessen Lösung lässt er Leute kommen. Oh, bitte, in meinem Fall ist das kein Problem, ich brauche nur 30 Minuten in diese Glasbetonbrache am alten Flughafen. Aber andere kommen aus Frankfurt, Hamburg und Berlin. Darunter einige, die Stundensätze verlangen, die eigentlich mehr zu erwarten liessen, als dass sie nur dasitzen und schweigen.

Es ist völlig normal in diesem Umfeld, dass es sich nicht um Geld dreht, das eingenommen wird. Seit 2000 habe ich eigentlich nur noch mit Leuten zu tun, die ihr Geld wiederhaben wollen. Und dafür ganz erhebliche Mittel aufwenden. Das fängt bei Details wie Nagelpflege auch für Männer an, die aktuell ziemlich wichtig zu sein scheinen, um ernst genommen zu werden, zieht sich hin über Hobbys, die man in diesen Kreisen braucht und endet bei der Büroeinrichtung von der richtigen Firma.



Aber als ich dann anderthalb Stunden vollkommen umsonst drinnen sass, weil alles doch wieder ganz anders gemacht wird, und meine Arbeit vorerst nicht gebraucht wird, überlegte ich, ob ich als Entlohnung für den jetzt kommenden Stress bei der Abrechnung nicht die Frage stelle, die mich nun schon seit einer Dekade von Konferenzen und Meetings quält, für die ich keine Lösung finde und die doch so leicht, für ein paar Euro in den Stunden vor dem Meeting von jeder Schreibkraft, von jedem Praktikanten einfachst zum allgemeinen Wohlbefinden zu lösen wäre: Wenn schon Schuhe, Uhren, Benzin, Möbel, Miete und Reisen so teuer sind, wenn das System an sich im Leerlauf exorbitante Kosten generiert, die dann bei solchen Meetings auch noch zu vollkommenen Verlusten umgewandelt werden, wenn das alles veranstaltet wird, um mich auch noch von Abendstimmungen am See abzuhalten, so dass ich die Bilder vom vorhergehenden Tag bringen muss -



wieso sind dann eigentlich die Kekse so schlecht? Man kann doch nicht Leute so lange in einen Raum sperren, nur ein paar trockene Kekse hinstellen und damit den Eindruck erwecken, man habe das Zeug gerade in einer hinteren Ecke der Cafeteria gefunden, angebrochen aber noch nicht verschimmelt, staubtrocken aber es gibt ja Mineralwasser, geschmacksneutral, wenn man mal von einer Ahnung Sand und einem kräftigen Nachgeschmack von dürrer Rinde im Abgang absieht. Und ich kann mich an kein einziges Treffen erinnern, zu dem das anders gehandhabt wurde. Immer nur die billigsten Kekse aus dem billigsten Supermarkt. All die Posen, die Luxusmarken, die vielfältigsten Symbole, Labels und Zeichen der Peer Group, alles dahin, wenn Zähne auf feinstem Schotter mahlen. Es ist das kleinste Detail, aber es stimmt ebensowenig wie die Jahresabschlüsse von Comroad oder die Gutachten der anderen Seite.

Schlechte Kekse sind der erste kleine Riss, das erste rieselnde Sandkorn, das Knirschen im Gefüge und der reissende Bolzen, der den Träger schwächt, an dem die Drahtseile hängen, die alles vor dem Einsturz bewahren. Kann sein, dass alles zusammenfällt, und ich in ein paar Monaten alle Zeit der Welt habe, den Abend am See zu geniessen, aber es wäre nett, wenn man dafür sorgen könnte, dass zumindest auf meiner Seite alles richtig ist. Der grosse Feind übrigens bietet die gleichen, schlechten Kekse an.

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Montag, 2. Juni 2008

Sommerfrische

24 angenehme Grad, der Baum macht leichten Schatten und flirrendes Licht. Das Essen.



Dazu der Blick nach Süden; es genügt, den Blick vom Essen zu heben.



180 Grad drehen, 35 Kilometer im Norden, dann München. Die Stadt, von deren Bewohnern manche das hier durch Entlohnung bezahlt haben. Und weil es leider auch noch sowas wie Nebenkosten gibt, muss ich da jetzt hin, in klimatisierte Räume. Gegenüber muhen die Kühe zum Abschied. Andernorts wird weiter gepicknickt. Ganz erstaunlich, München und Hamburg. Gibt es sowas wie Blogger-Memory?

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Montag, 2. Juni 2008

Tage aus Blei

Es gibt solche Zeiten. Betrachten wir es realistisch: Ich habe wieder drei Wohnungen. Die Gästewohnung: Voll. Gestern führte ich dort die neue Mieterin, bei der ich mich absolut am Riemen reissen muss, nicht über sie zu schreiben, bei der Dachterassenbesichtigung hinein, und sie fand es - voll. Wo eine gerade Wand ist, hängen dort entweder Spiegel oder Bücherregale mit ungefähr 4600 Bänden. Meine grosse Wohnung: Voll. Zumindest so voll, dass ich das Angebot, eine durch einen Designwandel einer Beratungsgesellschaft überflüssig gewordene Biedermeiervitrine kostenlos zu übernehmen, ablehnen musste. Auch, weil sie in Kirschholz stilistisch absolut nicht zu meinen Mahagonimöbeln passte, aber auch, weil ich keinen Ort habe, wo ich sie noch stellen könnte. Ich brauche eigentlich nur noch zwei venetianische Spiegel und zwei grosse Bücherregale, 5 Reliefs nach griechischen Originalen, und ein Dutzend Qing-Teller, dann bin ich wirklich durch. Und am Tegernsee möchte ich den Eindruck einer halbwegs schlichten Sommerfrische erhalten. Wie schlimm es wirklich ist, sah ich vorgestern, als Frau Mama beschloss, die Anordnung ein wenig wie daheim haben zu wollen und einen Sessel auswählte, den man am See ins Schlafzimmer stellen kann, zum Ablegen der Kleidung und als Rückzugsplatz vor das noch fehlende Buchregal: Wir gingen durch meine Räume, begutachteten die acht Optionen, und als ich dann einen Sessel ins Auto gebracht hatte, sah der Raum nicht unbedingt entleert aus. Eigentlich merkte man gar nichts.

Das hat zwei Folgen: Sollte ich jemals den Tegernsee wieder verlassen, muss ich als Ausgleich wieder etwas neues zur Unterbringung all der Möbel kaufen, und es wird wieder kein Ferrari sein. Das liesse sich irgendwo verschmerzen, selbst wenn es jedesmal aufs Neue kribbelt, den Vorbesitzer oder dessen Frau hier mit dem schwarzen 456er vorbeifahren zu sehen, den sie mir für einen geringen Aufpreis überlassen hätten - zur Abschreckung reicht ein Blick auf die Zapfsäulenpreise. Andererseits habe ich in letzter Zeit häufig das Gefühl, auf den Antikmärkten Dinge, die wirklich schön und begehrenswert sind, einfach nicht zu brauchen. Ich begegne den schönsten Antiquitäten mittlerweile mit stumpfer Agonie und dem dummen Gedanken "Kein Platz". Ich stand gestern Abend vor dem besten Antiquitätengeschäft von Rottach, die mit einem Schwung ganze Häuser ausstaffieren können, und dachte mir: Naja. Und gestern morgen ging ich über einen Flohmarkt und fühlte mich wie zwischen zwei Bleiplatten; oben das heisse, schwüle Blei der Sommerhitze, unten das Blei der Langeweile und des Überdrusses, Stand für Stand, Reihe um Reihe. Manches würde schon gehen, aber halt gerade so eben; sprich, man ärgert sich erst, dass es nicht das ist, was man wirklich will, und dann gleich nochmal, wenn man die bessere Alternative findet. Die Person mit der Biedermeiervitrine ist so ein Fall. Ein Reisekoffer war ganz nett, aber es fehlte ein Griff. Ein Quirl mit Drehrad und Holzgriff war in einem Haufen sehr unsauberem Besteck. Ich war fast schon durch. Und dann:



Ich habe schon einen. In der Provinz. Und am Tegernsee wieder gelernt, was bluten heisst. Einmal habe ich in München eine halbe Stunde vergeblich nach den Einsätzen gesucht, als ich einen Halter in einer Kiste gefunden hatte. Derlei Benehmen, wie Isnogud auf der Suche nach dem letzten Puzzleteilchen, ist mir an sich vollkommen fremd, aber ein Mouli Grater ist eine absolut grandiose Erfindung, es gibt keinen Tag, da ich ihn nicht nutze, und keinen Tag am Tegernsee, an dem ich das Fehlen desselben nicht verflucht habe. Es geschieht nicht oft, dass ich nur einen Euro ausgebe, und nur mit einem Trumm von der Jagd komme, aber gestern war dieser Tag, und dennoch war ich vollkommen zufrieden.

Bis ich dann beim vorletzten Stand noch diesen Pralinenstuhl sah, dieses wirklich entzückende Sesselchen für eine von Mama geschlagene Lücke, aber das ist eine andere Geschichte.

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Hausarbeiten

Es gibt Dinge, die würde ich in Berlin keinesfalls tun wollen. Berlin hat zwar viele Einwohner und ist gnadenlos anonym, wenn man überfallen, in einen Koffer gesteckt und angezündet wird. Aber es bedeutet nicht, dass man dort ungestört in der Öffentlichkeit arbeiten kann. Dem Gesindel dort ist der arbeitende Mensch ein Graus, zumal falls er sich mit Verschönerung auseinandersetzt. Das ist dieses Ding, das das Gegenteil der Berlinern wohlbekannten Schmierereien, Müllhalden und sinnloser Vandalismusaktionen darstellt. Eine Tätigkeit, derer man sich in Städten befleissigt, die Berliner aber spiessig finden. Überhaupt wundert es mich, dass Neapel inzwischen nicht voll mit Berlinern ist. Dann könnte ich vielleicht dort auch etwas Angenehmes machen.

Aber im Moment gäbe es sicher irgendwelche Leute, die es lustig fänden, das Verweilen auf der Leiter für allerlei Zeitvertreib zu nutzen, angefangen vom blöden anlabern über die demonstrative Notdurft im Beet bishin zu Versuchen mit der Leiter und der Schwerkraft. Es ist nicht so, dass es in der Provinz störungsfrei abgeht, aber die Störungen beim Hochbinden der überbordenden Pracht der Weinstöcke sind durchaus angenehmer Natir.



Da bieten wildfremde Leute an, die Leiter zu halten. Da wird bewundert und photographiert, da schätzt man die inzwischen enormen Ausmasse und die Kraft der Stämme, da will man alle paar Minuten hören, was es mit den Stöcken auf sich hat und was man später mal mit den Weintrauben macht. Und jeder findet es toll, dass es so etwas in der Altstadt noch gibt. Früher waren sie häufiger, aber heute ist es das einzige Haus mit einer durchgehenden Weinstocktradition von mindestens der Mitte des XVIII. Jahrhunderts bis heute.

Nur einmal gibt es milden Spott mit der Bemerkung, ich möchte doch die Fenster im 1. Stock zuwachsen lassen, dann würde man nicht sehen, dass sie nicht geputzt sind. Man kann das spiessig finden, aber lieber so, als die Schweine, die jedes Fleckchen Erde als Toilette für sich oder ihre Köter missbrauchen. Man bekommt viele gute Wünsche mit auf den Weg, in dieser Stunde beim Weinhochbinden, mehr als in Berlin im Laufe eines Jahres.

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Sonntag, 1. Juni 2008

Gestörte Lesezeit

Etwas spät, aber das bin ich bei englischen Sendungen ja gewöhnt, ist doch noch die neue World of Interiors in meinem Briefkasten. Wäre da nicht noch etwas Arbeit und die letzten 100 Seiten eines Romns, der nicht brilliant, aber eben auch nicht langweilig genug zum weglegen wäre, würde ich sie sofort lesen. Dann aber ist es Abend, ich gehe hoch auf die Dachterasse, und finde dort einen Ausblick, der mich die Zeitschrift weglegen lässt



Oh, sie ist wirklich nicht schlecht. Im Gegenteil, es ist eine wunderbare Ausgabe. Die haben Ideen, die AD und Home & Garden nie haben würden. Da ist etwa der Beitrag über ein nordafrikanisches Mausoleum, seine Einrichtung und seine langzeitbewohner. Das machen all die seichten Kopien nicht, die beschäftigen sich lieber mit lebendiger Prominenz, die auch in einem ewigen, oder zumindest ewig gelifteten Leben nie so viel Stil wie die Toten haben werden.



Ein wunderbares Haus in Istanbul, die Rettung einer alten, britischen Töpferei, die Werbung einer Hotelkette, die München anbietet, Berlin ignoriert und ein atemberaubendes Bild einer sonst von mir nicht sonderlich geschätzten Violinistin offeriert - das alles ist wundervoll und manchmal rührend, aber wirklich grossartig ist allein das Schauspiel des Himmels in diese halben Stunde zwischen Tag und einbrechender Finsternis, konterkariert von der Auflösung der dunklen Wolken im Westen.



Vielleicht finden es manche komisch, wenn ich dann um neun Uhr, wenn die Glocken erklingen und die Sonne ganz verschwunden bin, auf meiner Dachterasse klatsche - aber Menschen klatschen bekanntlich zu unwürdigeren Anlässen: Sportveranstaltungen, Politikerreden, Powerpointpräsentationen und Debatten abgefuckter Pleitiers in Berlin Mitte. Es ist legitim, hier oben zu klatschen, denn es war grandios. Und die Zeitschrift liest sich ohnehin am besten im auch von anderen geschätzten Kerzenlicht.

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Empfehlung heute - Et in Arcadia Thomas

Thomas Knüwer war in Siena, wo es natürlich auch vernünftige Feinkostgeschäfte gibt. Und hat die Sünde begangen, in Florenz nicht in Fiesole zu wohnen. Florenz ist die schönste Stadt der Welt, von Fiesole aus betrachtet.

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Koinzidenz

Ich gehörte noch nie zu denen, die Geburtstage gern feierten, schon gar nicht den eigenen, der immer zu früh und zu schnell kommt, bis er eines, hoffentlich sehr fernen Tages im netterweise übernächsten Jahrhundert aus Gründen des immer zu vorzeitigen Ablebens gar nicht mehr kommt. Aber der 31. Mai ist inzwischen so etwas wie ein Festtag. Denn am 31. Mai vor drei Jahren, A.I.D. MMV, kehrte ich so in etwa um diese Uhrzeit zurück auf den Stuhl, auf dem ich gerade sitze, und trank den ersten Tee nach dem Ende der anderthalb Jahre in Berlin. Viel ist seitdem geschehen, aber der 31. markierte eine entscheidende Zäsur in meinem Leben, den Tag, an dem ich erkannte, was ich bin und wo ich hingehöre. Ganz sicher nicht nach Berlin.

Diesen heutigen Feierlichkeiten ging diese Woche der Besuch des Mannes voraus, der mich im Winter 2003 beauftragte, in Berlin das Büro des Aufbau zu übernehmen. Wie allgemein bekannt sein dürfte, bin ich der Zeitung als langjähriger Autor sehr verbunden; dort erschienen meine ersten Printartikel, zufälligerweise übrigens auch im Mai 1998. Dass ich den Job annahm, war ebenso selbstverständlich wie das Angebot: Ich hatte nach "Liquide" und dem Ende meiner Beratertätigkeit etwas Zeit und auch ausreichend Geld, um dem chronisch klammen Blatt, bei dem man immer und manchmal nicht zu unrecht befürchten musste, dass der nächste Anruf das Ende verkünden würde, dort finanziell nicht zur Last zu fallen. Der Aufbau hatte sich unter einer unfähigen Leitung Anfang des Jahrtausends eine falsche Expansionsstrategie aufschwatzen lassen, zu der ich glücklicherweise nur meine Kritik und Ablehnung beitrug, was dann zu einer recht abrupten Streichung des Germany Correspondent aus dem Impressum führte. Das war aber 2003 längst vorbei, die Herrschaften hatten nach Verpulverung von viel Geld den Platz geräumt, und dann wurde auch noch die Berliner Büroleiterin schwanger. Also ging ich, ohne zu ahnen, was mich erwartete.



Zum Beispiel ein ziemlich aufgeregter Wichtigtuer, der behauptete, für uns auf dem deutschen Markt als Eintreiber von Fördergeldern und Werbung zu agieren. Der Herr war mitsamt einem sittenwidrigen Vertrag noch ein Restmüll der versagenden Mannschaft in New York, und erwartete, dass er erst mal ordentlich bezahlt würde, bevor er in eine Aktion trat, in die zu treten er aber schon seit längerem versäumt hatte. Ich kam frisch aus dem innersten Höllenkreis der New Economy und darf behaupten, dass das Problem schneller einer Lösung zugeführt wurde, als er sich einen Überblick über die zu tätigenden Rückzahlungen verschaffen konnte. Dann gab es noch Leute, die sich als freie Autoren ausgaben und behaupteten, man hätte ihre weinerlichen Traktate angefordert, einen zum Rechtsextremismus abgerutschten Stammenbruder, der lernen musste, dass man seinen islamophoben Dreck nicht mehr wollte, und zu allem Überfluss dann noch aus New York die Entscheidung, dass man lieber jetzt die Zeitung einstellte und nach Investoren suchte, als sich gänzlich zu ruinieren.

Das war alles andere als lustig. Der Aufbau hatte sich ziemlich gross ein paar Jahre davor in Berlin als Hauptstadtmedium angekündigt, ohne auch nur ansatzweise den Ansprüchen gerecht zu werden, und jetzt schien die Operation am Ende zu sein, mit einem, der sie aubaden musste, ohne etwas zum Niedergang beigetragen zu haben. Aber wie schon gesagt: Ich kam aus dem innersten Kreis der Hölle und musste nur zweimal wegen falscher Darstellungen der inkompetenten, koksnasigen Hauptstadtjournaille mit Abmahnungen drohen, liess ein paar ordentliche Pressebilder machen und begab mich in den Interviewmarathon. Am schlimmsten Tag gab ich 24 davon. Als ich zugesagt hatte, wusste ich, dass es würde passieren können, dafür war ich da, also tat ich es auch.



Dann waren die Medien weg und der Aufbau tot. Meinten sie zumindest, und wir hatten Zeit, einen Investor zu suchen und sehr, sehr oft nicht zu finden. Dafür lernte ich ein paar hochspannende Leute kennen, von denen man nie wirklich wusste, ob sie jetzt nur gestört, schon etwas Borderline, richtig verrückt oder gar die echte russische Mafia waren. Ab und zu gab es auch aufmunternde Anrufe und Leute, die wirklich Hilfe und Kontakte anboten. Zu denen gehörte an erster Stelle der Aufbau-Verlag, der in dieen Zeiten desöfteren klarstellen musste, dass er weder pleite noch das Berliner Büro des Aufbau, N.Y. ist. Die Leute, mit denen wir als Journalisten oft zu tun hatten, waren absolut reizend, nett und hilfsbereit. Da war wirklich noch sowas wie die alte Emigrantensolidarität spürbar, die sich auf die Vertreter der 3. Generetion, egal welcher Herkunft sie waren, übertragen hat.

Ich hasse Berlin, und ich war glücklich, als der Investor endlich gefunden wurde, den Aufbau unter seine Fittiche nahm und ich den zur Vortäuschung einer weiteren Tätigkeit aufrecht erhaltenen Berliner Betrieb einstellen konnte. Das Büro war schön, Berlin war hässlich wie die Seele eines Berliner Kaufbloggers, ich konnte packen und gehen. Es gibt nicht viele Leute, denen ich dort etwas zu verdanken habe; diejenigen, die anders sind, wissen das sehr genau, und sollte der Aufbau-Verlag das nicht wissen: Es ist deine der ganz wenigen Firmen der letzten 10 Jahre, bei denen mir der Insolvenzantrag wirklich weh tut, angefangen bei den dünnen Brechtbänden, die ich in den 8oern im Brechthaus kaufte, bis zu Hic&Hec von Mirabeau, das zu veröffentlichen dem Verlag nicht hoch genug angerechnet werden kann. Es gibt so vieles, was gerne auf den Ramsch kann, aber der Aufbau-Verlag soll leben. Wenn wir das damals gepackt haben, weden sie es auch schaffen. Das wünsche ich mir, zum dreijährigen, durch die Insolvenz vergällten Jubiläum jenseits von Berlin.

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Freitag, 30. Mai 2008

Nach längerem Nachdenken

bin ich zur Auffassung gelangt, dass manche Kaufjournaille - wir erinnern und Telekom-Börsengang - nach der Bespitzelung nur sauer ist, weil beim Bespitzeln nicht der eigene Berufsstand begünstigt wird, und obendrein die Telekom eine Aufklärungsarbeit geleistet hat, die sog. recherchierende Journalisten schon lange nicht mehr zustande bringen. Ich fühle mich eher als Zeuge eines pfründebasierten Verteilungskampfes, denn eines echten Skandals. Und ich finde, man sollte die Verantwortlichen nicht bestrafen, sondern eingedenk anderer, auch nicht gerade sauber arbeitender Kollegen zu "Journalisten des Jahres" machen.

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Empfehlung heute - Memo an mich.

Bei Behringer kommenden Monat doch die beiden alten, rostigen Säbel aus dem XVIII. Jahrhundert ersteigern (Konvolut). Das französische Exemplar behalten, aber den italienischen Säbel ungeputzt und verunreinigt Kitty Koma schenken. Die hat dafür sicher Verwendung. Forensiker lieben es doch, wenn sie mal etwas Abwechslung im tristen Küchenmesseralltag haben.

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Der grüne Bus

Im Westviertel, das eigentlich zwei Viertel ist, das zwischen Altstadt und Donau liegende Tennisviertel mit seinen ausladenden Sandplätzen, und das hinter einem kleinen Landschaftsschutzgebiet liegende Seeviertel, von dem man aus den einzig nennenswerten See der Provinzstadt in fünf Minuten erreicht, gibt es als auch menschlich trennendes Element den Glascontainer. Dass es nicht zum Besten steht, zwischen den beiden Vierteln, erkennt man bei den in letzter Zeit gar nicht so seltenen Beerdigungen. Während die jeweiligen Teilviertel geschlossen kommen, verirren sich von den anderen Seiten nur vereinzelte Bekannte zu diesen Anlässen, die der Wirtschaftswundergeneration indezent und nachhaltig das Thema "Endlichkeit" nahebringen.

Verbindend sind wie eh und je die Kinder, die vom Seeviertel mit ihren Fahrrädern Richtung der Gymnasien ausschwäremn, niemals jedoch Realschulen, wer das nötig hätte, wäre sehr schnell nach alter Sitte in der Schweiz oder am Bodensse, und diese Kinder treffen nach dem Grün der Felder un Sumpfwiesen auf Altergenossen aus dem Tennisviertel, verlieben sich, gehen miteinander ins Bett, manchmal heiraten sie und mitunter werfen sie sich in Winternächten nach Gelagen aus dem Auto, wo die anderen dann vor dem Tor zu gepflegten Gärten, vom Drittwagen auf der Strasse vor den Blicken der Passanten verborgen, erfrieren. Aber jetzt ist Sommer, Mai, es ist heiss, da sind solche Gedanken fern, und aus den Gärten erklappern die grossen Tische, an denen fürsorgliche Mütter Eistee, Bionade und Muffins bereithalten, in der Hoffnung, dass der Nachwuchs dadurch das Gastgeben auch ohne Benimmschule lernt.



Und noch etwas bringt zusammen. Zwischen den beiden Vierteln liegt ein Feld, das im Sommer zu einer Erdbeerplantage verwandelt wird, und sich naturgemäss im gesamten Viertel grösster und ungeteilter Beliebtheit erfreut. Noch preschen S-Klasse und Boxter achtlos daran vorbei, nur weisse Blüten verraten die kommenden Genüsse, und ein alter Schulbus, an dessen vorderer Tür der Fahrer sitzt, im Schatten, denn es ist heiss. Da sitzt er den ganzen Tag und trinkt. Und schaut hinaus auf das Erdbeerfeld, wo wachstumsförderndes Stroh aufgetragen wird. Dem Kennzeichen zufolge kommt der Bus aus einem ostlichen bayerischen Landkreis, und wenn der Abend hereinbricht, wird er seine Fracht wieder aufnehmen, und nach Osten bringen. Vielleicht nach Tschechien oder Ungarn, vielleicht auch nur bis zu einer billigen Unterkunft, weil morgen der nächste Arbeitstag ansteht und die Gefahrenen nicht mal eben auf einen Abend nach Hause können, Weissrussland, Rumänien, Polen, wer kann das schon sagen. Es sind vor allem Frauen, die hier die Erdbeeren der besseren Leute pflegen, vielleicht sind die Männer irgendwo auf dem Bau der Boomregion, niemand fragt, sie sind einfach da mit dem grünen Bus und dem gelangweilten Busfahrer. Bald werden sie verschwunden sein, und nichts erinnert an ihre rote, von der Sonne aufgeheizte Haut. Aber noch gehen sie durch die Reihen, mitunter schwatzend, der Wind trägt ein paar fremde Wortfetzen herüber, und bereiten das Feld.



Wenn sie weg sind, stellt der Bauer einen hohen Zaun auf, ein Toilettenhäuschen für die, die nicht das Glück haben, im richtigen Viertel zu wohnen, und eine Waage. Dann werden die Kinder nach der Schule kommen und eimerweise Erdbeeren pflücken; sie haben freundlicherweise Zeit, denn die drückende Hitze schneidet die vielen Nachmittagsstunden des achtstufigen Gymnasiums ab, wegen dem auch in den besseren Vierteln die CSU diesmal eine Klatsche bekommen wird. Sie werden Erdbeeren essen, zum schwimmen über Wiesen fahren, auf denen aufgeschreckt Rebhuhn und Fasan ihre Wege überflattern, und denken, dass das Leben so ist, denn sie kennen niemand, der in Blocks wohnt, das gibt es hier nicht. All ihre dummen, lebensunerfahrenen Sprüche über geordnete Verhältnisse werden rein und unschuldig sein, man kann hier gar nicht anders, weil man es nicht anders kennt, und der grüne Bus ist dann sicher schon woanders, seine Fracht pflückt dann Himbeeren, sortiert Kartoffeln oder dreht im Akkord Gänsen den Hals um, die in unseren Retrozeiten längst wieder ein Stück Kulturgut der Ernährung besserer Familien sind, wenn sich das Jahr dem Ende entgegen neigt, die teuren Fahrräder im Keller verschwinden und Mama Wert darauf legt, die Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen, damit nichts passiert.

Den passenden Komplementärtext zum Thema Übersehen liefert Matt Wagner.

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Donnerstag, 29. Mai 2008

Heiss in der Stadt

Es gibt Tage, da macht mir diese absurde Realität da draussen Sorgen. Dann frage ich mich, ob sie mir mit ihrer Skurilität nicht doch etwas schadet. Ich denke, ich habe irgendwo ein Recht, auf offentlichen Strassen zu fahren, ohne mich über leicht bekleidete Frauen am Strassenrand und ihre fette Radarkanone wundern zu müssen. Mit Campingstühlen, rotkarierten Schuhen und Keksen. Sollte das die neue bayerische Zivilpolizei sein, wähle ich das nächste Mal Bayernpartei und kaufe mir eine Lederhose. Ich bin der festen Überzeugung, dass mein Leben anders aussehen sollte als ein schlechter Nerdcore-Beitrag.



Was immer es auch bedeuten mag, jedenfalls: Heute war so ein Tag.

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Die Quelle der deutschen Abschreiber

Wer schon vorher lesen will, was deutsche Medien - vor allem diejenigen mit Amerikakorrespondenten, die die Anwesenheit im Wahlkampf mit fingierten Ortsangaben vortäuschen oder sich die Auftritte per Youtube reinziehen, gell, S***** Online? - morgen oder übermorgen zum amerikanischen Wahlkampf schreiben, oder erst nach Wochen, wenn das Material anzubringen ist, sollte vielleicht mal einen Blick auf eine ganz besondere Seite werfen. Nein, nicht Huffington Post. Sondern auf Real Clear Politics. Das Portal liefert die Grundbausteine dessen, woraus deutsche Reporterträume sind: Frei Haus, klug zusammengestellt, ideal für Hintergrundrecherche, ein toller Überblick, den in den USA alle lesen.

Nur nicht so faul und widerlich zusammenschmieren, mit einem Stück eingbackener Neoconspucke, wie es dann von gewissen deutschen Kollegen in deutschen Medien wieder auftaucht.

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Empfehlung heute - Wunderbar surrealistisch

ist das Blog des Taubenvergrämers, als Einstimmung vielleicht diesen feinen Text hier lesen.

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Donnerstag, 29. Mai 2008

Bayern wie man es hier kaum kennt

Ich kann es ja verstehen, dieses Gefühl, das Landestypische zu wollen, wenn man schon nach vielen Jahren mal wieder in Bayern ist, das Verlangen nach dem, für das dieses Land berühmt ist, und sich tatsächlich klischeehaft aus Dingen zusammensetzt, die es hier sonst auf diesem kleinen, im Internet geführten Exarchat nie gibt: Die üppigen, heuschnupfenfördernden Kastanien eines ganz bestimmten Gartens, den man aber nicht zum Blumenhegen betritt.



Ein Garten, in dem von mir verachteter Alkohol in Form von Bier ausgeschenkt wird, dessen Glas man nur kurz hebt, um den Bedarf an Nachschub und den weiterhin akuten "Brand", so nennt man das hier, zu signalisieren, und dann noch etwas, das hier aus besten vegetarischen Gründen und der eigenen kompletten Unbegreiflichkeit, schon vor den Zeiten des Verzichts auf Fleisch, nie auftaucht, aber dank der bewundernswerten Modeste über einen berliner Umweg Eingang in die Blogosphäre gefunden hat, und dann auf Wunsch des Gastes auch auf dem masiven Fichtentisch in Kipfenberg Einzug hielt.



Man kann das umgebende Land, auf sich allein gestellt, ignorieren und meiden, man muss nicht auf groben Bänken das schnelle Verschwägern mit denen erdulden, die das gnadenlose Schicksal neben einen spült, vom Radler bis zum Notar, das Land ist gross und besitzt auch eine zeitgemässe Gastronomie, aber wie schon erwähnt: Würde ich nur einen Tag in Bayern haben und obendrein empfänglich sein für das, was historisch als Inbegriff der Landesküche steht, würde ich vielleicht auch so etwas wollen. Und über das triefende Fett fragen, wie dem anderen die Kässpatzn schmecken. Und der Tee. Prost.

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Liebenswert, eigentlich.

Es gibt so Tage, da gewinnt auch so ein alter, frustrierter Clinton-Administrations-Amerikaner wie ich, der ich damals wirklich gern für New York und dieses Land und seine Leute gearbeitet habe, sowas wie ein Stück Zuversicht zurück. Nicht, dass sie die Probleme lösen, aber dass sie es zumindest unter Obama versuchen. Es wird nie wieder so wie vor der Jahrtausendwende, aber besser. Erfuhr ich über Weisswurt, Breze und Bier. Man gebe den Amerikanern, was der Amerikaner ist, mit solchen Nachrichten.

Und erzähle nichts über den Herstellungsprozess der weissen Schlachtabfallbehältnisse.

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Empfehlung heute - An den Wannsee

hat es den Weltenweisen gezogen, wo ihn die Erinnerungen überfallen haben.

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Mittwoch, 28. Mai 2008

20.45 bis 21.00 Uhr

Wenn man den Hype-Niedergangs-Zyklus einmal mitgemacht hat, im Zentrum des Systems und ohne Schleudersitz, der einem auch nichts geholfen hätte, denn es gibt in so einem Inferno keine sicheren Landeplätze, wenn man also schon mal dabei war und bei der zweiten Runde nur sehr peripher tangiert ist, mit einer ordentlichen Sicherheitsglasplatte zwischen der eigenen Tätigkeit und dem Inferno, mit dem man da hantiert, wenn das einzige echte Problem die 300 Milliarden Deppengelder sind, die die amerikanische Adminsitration nochmal in die Kernschmelze reinschiebt, die danach indirekt für höhere Benzin- und Nahrungsmittelpreise sorgen, Hauptsache die kriminellen Dreckschweine der Wallstreet haben weiterhin was zum spielen, wenn trotzdem alle so tun, als wäre das Problem irgendwie vorbei und man könnte das alles ignorieren, wenn man nur noch mit Begriffen der klinischen Psychiatrie zur Beschreibung weiterkommt und deren Medikamente und Zwangsmassnahmen dringenst geboten wären, wenn das alles zusammenkommt - dann ist der Abendhimmel über der Provinzstadt auf seine Art immer noch spektakulär.







Noch so etwas, das einem keiner nehmen kann.

Ich will eigentlich kündigen, seitdem ich mit diesem Job angefangen habe. Ich habe mehrfach gekündigt, aber man hat es nicht zur Kenntnis genommen. Und während der Reise hat man beschlossen, meine ausbleibende Antwort als Zusage zu werten, es schon gestern getan und geschickt zu haben. Manchmal frage ich mich, was sie tun würden, wenn ich tatsächlich nichts mehr schicken würde. Einfach sitzen bleiben, den Sonnenuntergang anschauen und das zu antworten, was meine tiefe innere Überzeugung ist: Dass es zu spät ist, dass die Leute einfach realisieren sollen, was noch zu realisieren ist, und damit glücklich werden. Ich habe eine englische Annonce für einen TR2 in dunkelrot gesehen, 9000 Pfund Sterling, das ist nicht teuer und könnte viel Spass machen. Mehr jedenfalls, als morgen in eine klimatisierte Sitzung zu gehen und Geld hinterherzudrohen, das ohnehin weg ist. Aber die, die das tun könnten, tun es nicht, und die, die zu viele Schulden haben, als dass sie noch mit mehr als dem nackten Leben rauskämen, können nicht.

Oben am See wird gerade wieder gebaut. Eines der wenigen erlaubten Projekte. Ich habe sehr laut gelacht, als ich die Bautafel sah: BauXY heisst das Unternehmen. Als XYBau mit der gleichen Adresse ging es vor drei Jahren pleite, die Folgen in Form unvermietbarer Platte bei Dresden sowie beiseite geschafften Geldern beschäftigen heute noch Gerichte und Steuerfahnder, aber hier oben werden schon wieder putzige, pseudoalpine, Achtung, man merke sich das Wort - Chalets gebaut. Chalets sind die neuen Lofts. Die meisten sind laut Werbung schon verkauft. Chalets sind gross im kommen, weit weg von den Todeszonen des thermonuklearen Kapitalwinters, hier rollt der Bagger und die Abrissbirne im Osten ist weit, weit weg.

Um 21 Uhr setzt dann der Nachtwind ein und kühlt etwas die Dächer aus, auch die Gästewohnung hier oben, für den Gast, der morgen aus den USA hier ankommt. Eine Tarte habe ich derweilen gebacken und meinen Auftrag abgeschickt, es ist ein sehr ruhiges Leben hier oben, und der Hubschrauber im letzten Licht des Tages kommt auch nicht von der US-Regierung mit dem Auftrag, Geld über den Finanzzentren der Welt abzuwerfen.

Nochmals 300 Milliarden. Fucking Bastards.

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Wildes Sommergelinke

Man könnte fast meinen, angesichts des Rücktritts von Patrick als Werbeblogger mache ich auf dem GT-Blog einen Ehrensalut mit Werbung für einen Kofferhersteller und sehr rote, fast durchgehend italienische Sportwägen -



aber dem ist nicht so.

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