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Montag, 16. Juni 2008

Real Life 15.6.08 - Fallende Feste

Schon seit Jahren hatte der Efeu den Balkon der Familie H. zerstört. Vor wenigen Wochen wurden dann die betroffenen Holzplanken ausgetauscht, der Efeu abgerissen und bei der Lasur gepfuscht, denn die neuen Planken waren viel dunkler als ihre Vorgänger. Nachdem das fehlende Grün Frau H. aber ohnehin befremdete und man wegen sowas auch als Millionärin keinen Gärtner anrufen muss - kostst ja alles nur Geld -, stieg sie auf die Leuter, zog die Kletterrosen hoch zum Balkon, rutschte aus und landete mittelunsanft in einem Buschwindröschenbeet; meistenteils jedenfalls; ein Fuss schlug jedoch auf dem neu angelegten Holzboden der Terrasserweiterung auf, mit der Folge einer schweren Stauchung, Verdacht auf Bruch des Mittelfussknochens und Überweisung in eine Klinik an einen idyllischen, oberbayerischen See, wo ihr Mann solange die Geschäfte aus dem Hotel erledigt und ansonsten alles tut, um die Unpässlichkeit wie eine normale Kur wirken zu lassen.

Da gibt es nur ein Problem: Das Gartenfest war lang geplant und entsprechend vorbereitet; die Zelte waren angemietet und die Torten fest bestellt, eine Absage wäre unerfreulich gewesen, und als dann die Schwiegertochter in der Hoffnung auf das Ausbleiben des Ernstfalles und eine empörte Zurückweisung durch Frau H. meinte, sie könnte das ja auch übernehmen, musste sie - den von Susi verbreiteten Gerüchten zufolge - wenig erbaut erfahren, dass Frau H. die Initiative uneingeschränkt begrüsste, schliesslich musste die Eingeheiratete auch mal endlich lernen, wie man sowas macht. Und nun stehen draussen die Zelte in einem infernalischen Hagelschauer, ein paar zurückgelassene Gläser glänzen im nassen Gras, und auf den 20 Matern von den Zelten zu den trockenen Innenräumen sind alle - um es vorsichtig zu sagen - feucht geworden. Und die Schwiegertochter, die nicht erwartete, plötzlich all diese Leute im Haus zu haben, ist vor lauter Unorganisiertheit am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Du stehst mit Susi ziemlich am Rand des Debakels, aus dem gerne jeder verschwinden würde, aber keiner natürlich nach einer Stunde einfach so gehen kann, also nässt und dampft man sich was vor und isst Kuchen im Stehen. Oder begeht einen Fauxpas.

Monika! Monika! zischt es neben dir, es ist der Herr, der an Sylvester die dumme Idee hatte, bei dir daheim Kerzen - und Krabbensalatplastikverpackung - am Gasherd anzuzünden, und die Gerufene versteht gar nicht, was sie getan hat und fragt etwas verwundert Ja? Und alle schauen sie an. Was nicht weiter verwundert, denn sie ist völlig frei und einsam in einer Isolation, die man nicht als splendid bezeichnen kann. Monolithisch steht sie auf dem grossen Seidenteppich, den sie zu überqueren gedachte; vermutlich weil er so schön frei war und alle anderen Gäste natürlich wissen, dass man sich mit schmutziggrasenen Schuhen keineswegs darüber bewegen sollte.

Monika ist neu hier, flüstert Susi. Denn der junge Herr, der gerade einen Anlass bekommt, sich in ein paar Wochen bei Frau H. zu entschuldigen, der junge Herr, dem nach Weihnachten die blonde Freundin mit Hilfe von Mama und Papa ausgezogen ist, hat jetzt wieder eine Partnerin - noch jünger, schon wieder aus der Firma, einen Import aus Norddeutschland, Assistentin in irgendeiner Abteilung der grossen Frabrik und jetzt auch Copilotin in einem weissen Werkswagen sowie Anlass zur allgemeinen Verwunderung, wie man, wenn man schon so angezogen ist, auch noch triefend über den Seidenteppich zum Klo laufen kann.

Monika ist von bewundernswerter Einfalt, sie versteht gar nicht, was los ist zuckt die Achseln und marschiert sicherheitshalber einfach mal weiter dunkle Flecken auf den hellen Feldern des Paradiesteppichs hinterlassend, einen rautenförmigen Abdruck vorne und ein kleines Löchlein dahinter bei jedem Schritt, womöglich denkt sie sogar, man bewundere ihre tief ausgeschnittene Toilette, die das Tattoo auf dem Schulterblatt ganz natürlich sehen lässt. Oder die Tasche "a la russe" mit dem auffälligen Namen in Goldbuchstaben. Für ihren Freund ist die versauende Überschreitung von Frau H.´s Heiligtum vielleicht noch etwas unangenehmer als der Moment, da die Eltern seiner Ex mit den Möbelpackern kamen - da haben es direkt nur wenige miterlebt, aber das hier sieht jeder. Da, wo Monika herkommt, haben sie Stroh auf dem Boden, gibt Susi den Tratsch der kommenden Wochen vor. Wie gefällt sie dir eigentlich so?

Die unfreiwillige Gastgeberin kommt vorbei, entschuldigt sich überflüssigerweise für das Wetter und entbindet dich von der Pflicht, etwas halbwegs Geistreiches über Nichtigkeiten so zu sagen, dass es bei Susi als Kompliment für sie selbst ankommt. Draussen ist es kalt, die Scheiben sind beschlagen, man reicht Tee für die Wärme und Sekt zum Betäuben, und als dir später Monika vorgestellt wird, lässt du vorsichtig durchblicken, was es mit dem Teppich so auf sich hat, was sie mit einem "Weia und ich bin drübergelatscht" erwidert, verlegen an ihrem Tattoo rumreibt und dir bald erählt, wo sie sonst noch die Natur ihrer Oberflächen mit welchen Mitteln modifiziert hat.

Ihr Freund bekommt das auf einem Ohr mit und weiss nicht, ob er froh sein soll, dass nur du, der bekanntermassen weltgewanderte, über die bayerischen Landesgrenzen hinausgekommene Exzentriker mit den komischen Marotten und diversen asiatisch wirkenden Bekannten das alles erfährt, oder befürchten muss, dass es von ihr demnächst auch Leuten unterbreitet wird, die seiner gesellschaftlichen Stellung schaden können. Du hättest ihn beuhigen können, Susi hat alles gehört und Stress mit ihrem Freund, womit alles, wirklich alles zu spät ist, in dieser entzückenden, gastfreundlichen Provinzstadt, wo man auch noch posthum Gartenfeste feiern würde.

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Sonntag, 15. Juni 2008

Empfehlung heute - Es muss keinen Schöpfer geben

Es muss keiner gemacht oder geplant haben, behaupten manche; ich aber sage: So ein Abendhimmel wäre auch nur ein unvollkommener Ausgleich für all das Elend, das sich darunter abspielt, von den Zwangshochzeiten über die Hexenverbrennungen bis zu den guten Katholiken, die wegen Ehrenfragen Frauen wegsperren.



Dafür gibt es mit Supernature.at ein feines Blog, und es ist zu hoffen, dass es im katholischen Irak Europas trotz aller Bedrängnisse - ich sag nur Taliban St. Pölten - noch lange atheistisch berichten kann.

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Nachrichten aus einer schönen Welt

Ich brauche immer ungefähr das Gleiche auf dem Wochenmarkt. Und ich könnte nicht sagen, dass seit den letzten Jahren etwas spürbar teurer geworden ist - mit einer kleinen Ausnahme, weil ein strategisches Angebot weggefallen ist. Mein Käsehändler hat mir das so erklärt: Der Käse kommt aus Betriebe und Genossenschaften, die ihre Milch selbst produzieren und schon immer einen ordentlichen Preis kalkuliert haben. Die Gemüsehändler in der Region bauen fast alles selbst an, und die Folge ist nicht uninteressant: Die Lücke zwischen den Preisen auf dem Wochenmarkt und den Preisen in den Supermärkten schliesst sich langsam. Und das bei gleichbleibendem Abstand der Qualität und den Produktionsbedingungen.


Mittelgrosses Bild hier, riesiges Bild hier.

Das Trompetenkonzert mit barockem Easy Listening vom Pfeifturm gibt es für Spätkommer wie mich dann auch kostenlos dazu. Und noch etwas ist anders: Wenn ich keinen Markt habe, ziehe ich immer das Gleiche aus der Gemüsetheke, einfach, weil ich gar keine Lust habe, mich mit dem dort angebotenen Zeug auseinanderzusetzen. Ich hasse es, Plastikverpackungen durschschauen zu müssen, um die typischen Schimmelpilze oder geplatzten Häute zu finden. Ich kaufe nie mehr als nötig, und schon gar nichts, von dem ich glaube, dass ich es nicht mag.

Aber auf dem Wochenmarkt sind Auberginen, Spargel, Mangold und Gurken dann doch so schön und ausgefallen in Farbe und Form, dass ich sie doch mal kaufe, obwohl ich sie nicht mag. Und dann natürlich überlege, was man damit machen kann; bald verträgliche Rezepte finde und am Ende Dinge in meiner Küche habe, die ich früher verabscheut habe. Das geht nicht bis zu Karotten, Blaukraut und Linsen, aber Auberginen habe ich früher wirklich gehasst. Heute gehen sie so schnell in die Pfanne, dass sie dem Bild verloren gingen.

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Samstag, 14. Juni 2008

Angst

Vor ein paar Wochen wurde ein Autor, der über lange Zeit keine ausreichenden Antworten auf seine Fragen - einen grösseren Wirtschaftsskandal betreffend - erhielt, dann doch eingeladen. Der Chef des Unternehmens wolle ihm Rede und Antwort stehen, alle Fragen könnten angesprochen werden, man habe nichts zu verbergen.

Als er dann eintraf, wurde es in das Besprechungszimmer geführt, und dort sass nicht der Chef und auch kein Vertreter, sondern nicht unbekannter Medienanwalt und legte ihm dar, was er für seinen Mandanten alles tun würde, wenn er auf der Beantwortung der Frage bestehen würde, weiter seine Zweifel äusserte, und welche Streitwerte man ansetzen wollte - Prozesskostenrisiken im Millionenbereich wären die Folgen gewesen, Ausgang ungewiss, über diverse Instanzen und dann natürlich auch noch ein ganz bestimmtes Gericht für die ersten Instanzen.

Der Journalist liess sich nicht einschüchtern, und der Anwalt tat dann doch nichts - ausser vermutlich seine Kosten für diese Form der in Deutschland legalen, umgangssprachlich würde man sagen - Erpressung beim Unternehmer einreichen. Eine schöne Geschichte, aber trotzdem würde ich gern ein anderes Ende lesen, in dem es um Verkehrsunfälle und ein sehr langsames, schmerzvolles Verenden ginge, was ja auch manchmal am Schluss von solchen Karrieren steht. Es gibt auch Tage, da verstehe ich den Terroristen antreibenden inneren Kohlhaas, und weitaus mehr Tage, da fühle ich in meinem Innersten, warum es ein Recht auf Widerstand gibt.



Es gibt ein Ungleichgewicht der Angst in diesem Land. Man muss überlegen, wie man die Angst dorthin zurückträgt, wo sie herkommt. Die Angst ist auf der Seite der Wehrlosen, sie ist nicht auf der Seite der Korrupten und derer, die Wanzen verstecken, Angst ist ein Instrument, gegen das es keine gesetzlichen Regelungen gibt, und die Frage, die sich mir stellt, ist eigentlich ganz einfach: Wie bleibt man legal, und produziert trotzdem Angst auf der anderen Seite, und zwar so, dass eine Abwehr mit Typen wie dem oben genannten schwer wird? Kann es sowas wie weissen Angstismus, Terror-ismus geben? Was kann das Individuum gegen das System und seine Organisationen tun, wenn der Staat sich nicht mehr dem Bürger, sondern dem halbverstaatlichten Beziehungskomplex mit seinen Lobbyisten, Vertretern und Verwaltern verpflichtet fühlt?

Natürlich ist Terrorismus in seiner klassischen Form keine Lösung. Die 68er Idee, den Staat zum Umkippen in seine faschistisch-totalitären Strukturen zu bringen, kann man sich in Zeiten des "Heimatschutzes" und der Überwachungsermächtigung und der davon profitierenden Konzerne weitgehend sparen. Die Hools, die vor meinem Fenster gerade pöbeln, sind sicher keine revolutionäre Basis, und das Prinzip der Gewalt zieht nur Leute an, mit denen nichts zu erreichen ist.

Vielleicht liegt die Lösung in der intensiven Aufklärung, in der Untersuchung nach stark wirkenden, tatsächlich aber schwachen und verletzlichen Punkten im System. Man mus lernen, was Angst ist, wie sie entsteht und wie sie wirkt. Jeder hat Angst. Dieser Staat braucht mehr davon, insofern bin ich auch den Iren für ihre Ablehnung der EU erst mal dankbar. Blöde Entscheidung, aber die Angst ist da, wo sie hingehört. Die Antwort kann nicht sein, die Iren rauszuschmeissen, die Antwort muss sein, dem System noch mehr Gegenangst zu machen.

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Der Nachwuchs der Kinderlosen

Es gibt Anzeigen für gebrauchte Roadster, die weh tun. Die gehen in etwa so: "Muss mich leider wegen Nachwuchs von meinem geliebten Zweisitzer trennen. Abzugeben nur in gute Hände."

Ein Drama steckt in diesen Worten, das man desöfteren aus den besseren Wohngegenden des Landes kennt -all die Erwartungen der Jugend und ihre Erfüllung, gegen einen Ernst des Alters, Kombiverseucht und windelndurchnässt, natürlich in deren Augen auch schön, aber in 30 Jahren, wenn der Roadster dann als Oldtimer vorbeifährt, wird es ihnen immer noch einen Stich versetzen, denn da geht er hin, der Traum, die gute, alte Zeit, als man nur an sich denken musste, nicht an die Altersversicherung und die Hypothek, und der nachwuchs wird raunzen, wieso der alte Depp diese Aufreisserkiste verkauft hat. Jede dieser Anzeigen ist eine traurige Geschichte der Trennung von Blech, das irgendwie auch Leben ist.

Aber - man darf nicht übersehen, jede dieser individuell traurigen Geschichten endet mit einer guten neuen Geschichte.



Denn in 30 Jahren wird es eben nicht nur die Jammernden gegen, sondern auch die, die den einen Gegenstand der Kümmernis haben, und den anderen zu vermeiden wussten. Heute begann so eine schöne, neue Geschichte. Und es ist besser, viel besser, als Mädchen zur Abtreibung oder zum Traualtar zu begleiten.

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Freitag, 13. Juni 2008

Das Nachleben des Lasters

Von ihm gelangte eine Sammlung alter Pfeifen aus edelhölzern und Zigarrenzubehör in die Auktion - ohne Limit. Von ihr, eine Nummer danach, zwei zusammengehörende Paar Schlangenlederschuhe, eine passende Handtasche sowie zwei weitere Taschen - ebenfalls ohne Limit.



Und ich frage mich, welches der beiden alten Laster heute den höheren Preis finden wird. Pfeifen und Schlangenleder sind out, man kokst und kauft zehn Paar Schuhe im Jahr, für die Kindersklaven in Ostasien schuften. Schwein sein, ohne so auszusehen, moralisch verkommen, ohne mondän zu wirken, geräuschlos über Globalisierungsleichen steigen.

Ich fand das Nebeneinander dieser altmodischen Verfehlungen reizend, aber für mich wäre es nichts. Darunter jedoch war, ebenfalls ohne Limit, ein Degen des späten 18. Jahrhunderts, ebenfalls ohne Limit. Noch so eine schlechte Angewohnheit, Leute zu löchern. Allerdings eine, die nicht aus der Mode kommt. Da werde ich wohl mitbieten.

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Mauscheln können sie, in Marl

Einen durch einen späteren Geschäftspartner und Freund in der Jury mitausgezeichneten Werber als jetzt Laudator hinstellen, das können sie. Den ebenfalls ausgezeichneten Niggemeier als Tranparenzvortäuscher haben sie auch.

Einen feigen Spammer für diesen Umstand, der zeitlich passend zur Preisverleihung aus seinem Loch kriecht, haben sie auch.

Ansonsten meinen sie, die Kompetenz zu haben, einen Online Award auszuschreiben. Versucht es in Zukunft mal mit einem Preis für gekaufte PR, Rektalkriechertum oder ganz einfach Freundesbegünstigung, möglicherweise hat Marl da mehr Kompetenz als beim Thema Internet.

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Mittwoch, 11. Juni 2008

Im Angesicht mit der Bürokratie

Gestern war ich auf einem Podium mit einem Vertreter des hessischen Kultusministeriums und einen Datenschützer des Regierungspräsidiums, in Sachen Datenschutz, Schule und Medienkompetenz.

Um mit dem positiven Aspekten anzufangen: Ich bin mir sicher, würde es ein Gesetz zur Datensicherheit geben, das hohe Haftstrafen für all die Abzocker, Missbraucher und Schluderer da draussen vorschriebe, dann wären das die Leute, die kangsam und beständig wie der Zorn Gottes das Pack dahin brächte, wo es hingehört. Gott verzeiht, die Bürokratie nie.

Aber es gibt keine entsprechenden Gesetze. Es gibt nur Papiere, Tagungen, Schriftsätze, und selbst bei StudiVZ, wo es wohl öfters nah dran war, nicht mal Geldstrafen. Diese Leute arbeiten nachhalting und sauber in ihren Möglichkeiten. Möglichkeiten, die eine Politik definiert, die nichts begreift, die zu dumm ist zu verstehen, welche Nasen ihnen das Unternehmertum jeden Tag dreht, und das mit Hilfe von Medienkonzernen und angeheuerten Kreativen, deren einzige Sorge die Klickrate auf Werbung ist -

aber nicht ein Staat, der sich so knallhart für die Interessen und Rechte seiner Bürger einstzt, wie das ansonsten selbstverständlich ist. Gäbe es einmal einen Fall, in dem ein Datenschützer eine Klitsche mit hohen Bussgeldern ausknipst und offenlegt, warum das gerechtfertigt ist, wäre das vielleicht anders. So aber wird man beständig damit leben müssen, dass die schlechten Nachrichten zum Missbrauch stets die Nutzer betreffen.

Ich bin nach diesem Abend, offen gesagt, ziemlich ernüchtert und ratlos. Aber später schreibe ich mal, wie man problemlos an die geheimen Partybilder diverser Typen aus der Datenveruncherungsszene kommt. Anders geht es nicht.

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Ein Abendstunde

Immobilienkrise?



Benzinpreis?



Niedergang der Volksparteien?



Das hektische Rumhampeln der Elitesse von gegenüber, die noch lange ihren dicken Ordner durhwühlen wird und erkennbar Angst hat vor dem, was am nächsten Tag kommt?



Und wenn schon. Dazwischen ist immer noch ein sauberer Abgrund und eine hohe Fassade, das kommt alles nicht hier hoch. Danach Gewitter, Blitze, Sturmwinde. Man kann sich nicht alles aussuchen, aber solange ich mir die Dachterrasse aussuchen kann, ist eigentlich alles in Ordnung.

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Empfehlung heute - Ausnahmsweise die FAZ.

Aber mit einem wirklich feinen Beitrag über Ferien in China.

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Dienstag, 10. Juni 2008

StudiVZ wollte nicht kommen

Wie ich den Laden und deren Nervosität aber kenne, werden sie sicher jemanden vorbeischicken, wenn ich morgen Abend in Frankfurt an der Freiherr-von-Stein-Schule das eine oder andere zu ihnen, zum Datenschutz, Virtualität, selbstkonstruktion und dem Umgang mit sozialen Netzen zu sagen habe.

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Die Erdbeeren der besseren Gesellschaft

Man kann natürlich den Quark - oder wie in diesem Fall, österreichischen Topfen, was aber das gleiche ich - einfach mit Zucker, geschmolzener Butter und Erdbeeren vermischen. Es ist gut so, geschmacklich ist daran nichts auszusetzen, zumal, wenn die Erdbeeren gerade selbst frisch gepflückt wurden.

In Familien jedoch, die eine gewisse Tradition mitbringen, lernen es die Kinder anders. Erdbeerquark ist ja so ziemlich eine der ersten Dinge, die man einem Balg beibringen kann, sobald es ein Messer zu führen in der Lage ist und dabei nicht den Hamster zu Filet verarbeitet. Frau M. jedenfalls, damals das letzte Exemplar der "jungen Witwe", das man aus den Gesellschaftsromanen vergangener Zeiten kennt, hatte eine hohe Rente und zwei wohlgeratene Töchter, B. und V., und klar umrissene Vorstellungen davon, wie das Leben zu sein hat. Es war dort schon bei Kindergeburtstagen unmöglich, einfach zu den Plätzen zu stürmen: Der Herr geleiten die Dame zum Stuhl und schiebt ihr denselben hin. Neben dieser alten Ansichten kamen aber auch neumodische Überzeugungen zum Thema Gleichberechtigung zum Tragen, weshalb ich mich auch irgendwann in Frau M.s Küche einfand und lernte, wie man Erdbeerquark richtig macht.



Grossbild hier, Mittelbild hier

Man wirft nicht einfach alle Erdbeeren in eine Plastikschüssel und schüttet den Quark drüber. Man nimmt den Quark aus dem Kühlschrank, wartet eine halbe Stunde, schneidet die Erdbeeren, zuckert sie mit 4 Teelöffeln, lässt sie Saft ziehen, schmilzt am Herd 40 Gramm Butter, mischt dann Quark und Butter und füllt das über die Erdbeeren in eine Terrine, bis auf 2 Beeren, idealerweise eine hellere und eine dunklere. Die schneidet man in feine Scheiben, legt sie auf den fertigen Quark oben drauf, stellt das Ganze in für 20 Minuten in den Kühlschrank und serviert es. Dann sieht es nämlich auch nach was aus.

Dazwischen hat man noch viel Zeit, die Sache mit dem Einschenken einzustudieren. Hätte ich Kinder, würde ich es vermutlich nicht so machen, aber ganz offen: Es hat mir sicher nicht geschadet, und für so einen Quark erschienen mir die Mühen des richtigen Einschlagens der Flasche in die Serviette gering. Und B. und V. waren ohnehin Mädchen, die man gerne bediente.

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Real Life 9.6.08 - Blau

Und Rot. Rot sind die Dächer und die Erdbeeren. Blau ist der Himmel, blau ist das Fahrrad, und blau ist auch Iris. Dunkelblau von aussen dank eines Kostüms, und standhaubitzenblau von innen wegen dem Sekt. Sekt und Erdbeeren hatten schon bei "Brideshead revisited" ernste Folgen, und du weisst weder, wie du sie in diesem Zustand die enge, steile Treppe hinunterbekommst, und wie du den Zustand später, so es ohne Knochenbrüche gelingt, ihren Eltern erklärst.



Ganz einfach, sagt Iris. Die Tarte ist zu dunkel gewesen und ungeniessbar, es waren zu wenig Erdbeeren und den Sekt habe ich in Erwartung besagter Tarte getrunken, die ich nicht essen konnte, und deshalb.

Das wäre aber gelogen, stellst du fest. Nicht die Tarte ist verbrannt, sondern es bremste das Verlangen die Information, dass die darin befindlichen Auberginen vorher in Öl geschwenkt wurden. Auberginen in Öl sind nur eine Zutat, es folgen Lauchzwiebeln, zwei Eier, Parmesan, Zucchini und Egerlinge, das alles ist ein italienisches Rezept, aber mit Auberginen für Iris ungeniessbar.

Iris ignoriert deine Erläuterung, denn sie war ja dabei und weiss, dass sie nicht tapfer war und das Essen verweigert hat. Statt dessen nimmt sie noch eine wirkungslose Erdbeere ins Visier der Gabel und sticht prompt daneben. Es wäre jetzt eine gute Gelegenheit zu fragen, was das eigentlich für ein Jungfrauenbereiter ist, den sie da mitgebracht hat, und woher man ihn bekommt, man weiss ja nie, wozu man ihn brauchen kann, aber das wäre etwas unschicklich.

Erinnerst du dich noch an die F.s?

Natürlich. Marmorflur, Doppeltür, Gemälde der alten Fabrik, offener Kamin aus Naturstein, Freitreppe und Steinwayflügel in der Halle und der Sohn, der an seinem 18. Geburtstag, gerade vor einer Woche aus der Psychiatrischen entlassen, mit der Zigarette im Mund höhnisch grinsend bar jeder Pianistenkunst irgendetwas in die Tasten haute, was trotzdem gut klang. Genie, Wunderkind, ideale Eltern, reich, gebildet, global daheim, perfekt, zu perfekt, Desaster, goldene Jugend in Theorie und eine Praxis zum Verrücktwerden.

Weisst du noch, wie wir alle eingeladen waren, als wir die Grundschule hinter uns hatten? Frau F. hat für uns das Beste von den Reisen ihres Mannes serviert, und wir sassen am langen Tisch vor dem Panoramafenster zum Garten. Rückblickend müssten wir Frau F. dankbar sein, sie hat damals die Tür zu neuen kulinarischen Welten aufgestossen, aber als Herr F. erzählt hat, was diese kleinen, schwarzen Kugeln aus Persien sind -

bist du aufs Klo und hast gekotzt. Ich weiss, Iris. Schon damals warst du Gegenstand unvergesslicher Abende.

Gar nichts weisst du. Ich habe mir damals geschworen, nie wieder etwas zu essen, was mir eklig vorkommt. Nie. Schlazige Auberginen, allein die Vorstellung. Hicks.

Ich komme leider gerade vom See und bin schon wieder auf dem Sprung nach Frankfurt und dann wieder München und dann die Vorbesichtigung in Fürth. Ich habe wenig daheim, allenfalls könnte ich Dir noch Gnocchi mit frischen Kräutern machen. Mit Butter, ohne Öl.

In die Küche mit dir, Bursche! Die langzinkige Silbergabel spiesst gleich drei Erdbeeren auf, und Iris schafft das Kunststück, sie zusammen ohne Verluste und ein rotes Desaster auf ihrem blauen Kostüm in den Mund zu verbringen.



Neben ihr steht das unfertige Rabeneick und hofft, dass du es morgen fertig machst. Draussen verfällt der Tag in tiefes Blau wie all die Erinnerungen an eine Zeit, deren unausgesprochene Schrecken und unwiederbringlicher Überfluss gleichermassen durch den Abstand der Jahre matt und glanzlos werden, aber immer noch so deutlich fortdauern, dass ihr es zwar sicher besser machen könntet, aber es keinesfalls tun werdet. Aussterben ist gar nicht so schlecht, relativ gesehen.

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Montag, 9. Juni 2008

Die Rettung des Raben Teil 1

ich verstehe, dass manche mich nicht verstehen: Ein Kilo Erdbeeren kostet draussen im Feld 1,70 Euro, imVergleich zu 4 Euro beim Gemüsehändler. Und ich bin nicht so versessen darauf, dass ich in diesem Sommer mehr als 10 Kilo bräuchte. Macht also 23 Euro Gewinn, wenn wir den Genuss des Selberpflückens und die Auswahl der Schönsten gegen den Zeitverlust rechnen. Dazu kommen noch 10 Kilo Zwetschgen von Wegesrändern im Spätsommer, womit ich - unter gleichen Bedingungen - 30 Euro spare. 40 Euro nun hat der blaue Rabe gekostet, mit dem ich diese Touren unternehmen möchte. Das wären dann 13 Euro Gewinn, wenn ich nicht schon ein paar Räder hätte. Und wäre da nicht die Arbeitszeit, die ich in das praktisch fahruntüchtige Stück deutscher Wirtschaftswundergeschichte stecke. Sagen wir grob: 15 Stunden. Würde ich diese Zeit nehmen und darin kluge Sachen über den grauen Kapitalmarkt schreiben, und einmal Haifische zu einer Gesellschafterversammlung fahren, würde ich auch nach Steuern genug Geld haben, um mich an Erdbeeren und Zwetschgen mit Lieferservice totzufressen. Aber.



Da ist einmal der Arbeitsplatz. Auch das werden manche vielleicht nicht verstehen, aber es ist allein schon befriedigend, hier oben zu sitzen, etwas zu polieren und dabei diesen Ausblick zu haben. Man kann das nicht aufrechnen, das ist so idiotisch wie Blogleser in Tausenderkontaktpreisen zu verhökern. Diese Stunden sind nicht irgendwas, sie stehen für sich selbst, sie sind. Und ich lerne dabei. Ich lerne etwas über Licht am Fahrrad; ein Thema, das bislang immer nur im Zusammenhang mit dem Verb "wegschrauben" auftauchte. Normalerweise halte ich am Rad Gepäckträger, Schutzbleche, Ständer, Licht und überhaupt alles, was nicht direkt dem Fahren, Lenken und Bremsen dient, für überflüssiges Gewicht. Entsprechend puristisch sieht dann auch der restliche, erdbeeruntaugliche Fuhrpark aus. Einen Moment habe ich natürlich auch überlegt, den Raben radikal bis auf die Schutzbleche zu strippen, aber das wäre eine Schande. Statt dessen lasse ich ihn so original wie möglich. Denn jedes Teil erzählt Geschichte.



Wie dieser Bosch-Dynamo. Das fängt schon beim Typenschild an, das auf französisch verkündet: "Importe d´Allemagne". Möglicherweise noch eine Spätfolge der Besatzung Südwestdeutschlands durch die Franzosen nach dem zweiten Weltkrieg; ein West vor dem Germany fehlt noch. Vielleicht kommt auch das Material vom Krieg: Denn der Dynamo ist aus Aluminium, das damals in grossen Mengen zur Verfügung stand. Die Besatzer verschrotteten nicht nur die deutsche Luftwaffe, sondern auch ihre eigenen, im Düsenzeitalter mittlerweise obsolet gewordenen Propellermaschinen. Bosch baute mit seinem RL/WQ2 eine Lichtmaschine für die Ewigkeit: 4 Spulen, 4 Anker, kein einziges Teil, das nicht aus Metall ist, komplett zerlegbar und oben mit einer Schraube versehen, um das Gleitlager - noch so eine Eigenheit des zweiten Weltkriegs, besonders unter Rüstungsminister Albert Speer wurde die Nazi-Wirtschaft angewiesen, möglichst wenig Kugellager zu verwenden, nachdem die Alliierten gezielt die Kugellagerfabriken bombardiert hatten - zu ölen. Der Dynamo ist nicht leicht, aber er ist nach 56 Jahren wie neu und dreht sich vermutlich noch, wenn all die modernen Entsprechungen aus Taiwan mitsamt der daran hängenden Räder schon verschrottet sind. Weil die Konstrukteure in Produktzyklen dachten, die heute mit den jährlich in Modefarben produzierten Rädern unvorstellbar sind. Und daran, dass die Kunden dauerhaft besitzen und nicht nur mit einem billigen Trumm das Recht zum jährlichen Werkstattbesuch leasen wollten. Wer sowas wegmacht, zieht vermutlich auch nach Berlin, testet für Geld Opel Astra, macht sich mit seinem Gestotter für Zoomer und Watchberlin zum Deppen, wirbt für die Büttel chinesischer Mörder, und würde mit dem Bericht über den Kapitalmarkt hudeln, um dann zum pablik viuing zu gehen.

Man kann natürlich so rechnen. Ich nenne es die Rechnung der armen Schweine.

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Eine Frage des Stils

Ein Kauf war gut, wenn man auf dem Weg vom Flohmarkt zum Auto angesprochen wird, ob man es nicht verkaufen möchte. Manche erkennen es erst, wenn ein anderer es fortträgt, wenn es befreit ist, von der manchmal skurrilen oder gar bedauerlichen Umgebung, aber dann begreifen sie. Heute ist mir das fünf mal passiert, zweimal in München und dreimal beim photographieren daheim. Ich werde ein Schloss brauchen.

Um Stil zu begreifen, sollte man keinesfalls Berliner Modeblogs anschauen, oder Hochglanzzeitschriften, oder amerikanische Serien. Stil hat ein Zuhause, und es befindet sich ziemlich genau unter den Sonnenschirmen der Bar Venezia inmitten der Altstadt von Mantua, von wo aus die Arkaden ihren Anfang nehmen. Dort setzt man sich hin, bestellt einen Eistee und schaut zu, was da kommt. Es kommt vieles, es kommt oft mit dem Rad, und machmal ist es besser als jede Modenschau.



Das Mysterium besteht darin, dass es nur Alltag und dennoch wie ein inszeniertes Theater, und dass sie nicht so verkleidet sind, sondern es einfach leben. Während man in München jederzeit damit rechnen muss, von einem blankkeputzten Mountainbike plattgewalzt zu werden, geht es hier langsam zu, und die Leute schaffen diesen Stil vollkommen problemlos mit dem alten Hollandrad von Oma. Gerade mit diesen Rädern. Während die meisten Fiat 500, Lancia Aprilia und Alfa Giulias in ihren Bonbonfarben, dem celeste, dem rosso und biancho längst von den Schrottpressen zerdrückt wurden, haben sich viele alte Räder von Bianchi, Legnano und Battaglin in Quietschbunt über die Jahrzehnte gerettet und tragen heute noch dazu bei, dass Italiens Innenstädte ruhig und voller schöner, nicht zu schneller Menschen sind.

Das schmerzt natürlich. Weil man in Deutschland weder diese Ruhe, noch diesen Stil und natürlich auch nicht diese Räder in diesen Farben hat. Omaräder gibt es in Schwarz, Schwarz mit weissen Streifen und Schwarz mit grauen Streifen. Wenn überhaupt. In Deutschland versteht man sich vor allem auf das Wegwerfen. Und würde man nicht ohnehin schon leiden, kommt dann noch ein Herr und stellt einem das hier vor die Nase:



Das ist nicht nett. Das tut weh. Noch schlimmer als das Celeste-Blau, das der Kundige auch als Bugatti-Blau kennt und schätzt, noch schlimmer als all das Leder und das Täschchen hinten ist das Wissen, dass es zu diesen Repliken auch Originale gibt. Man kommt in Versuchung, sich so etwas zu, nun, sagen wir mal borgen, aber ich habe natürlich "Ladri di biciclette" von Vittorio de Sica gesehen, ich kenne das neorealistische Ende und würde dergleichen nicht tun. Die Copilotin hatt dagegen so ein unheilvollen Zucken in der Hand, und am Ende standen wir in Salurn und versuchten, einem Händler ein ähnliches, originales Exemplar abzuschwatzen, das leider nur zur Reparatur dort stand. Die Bemühung ist um so verständlicher, als das radeln mit einem für mich Rennradpiloten ungewöhnten 1-Gang-Rad mit Körberl und quietschendem Sattel neu, aber auch sehr spassig war. Ja, auch ich muss zugeben: Für kleinere Strecken, zum See oder zu den Erdbeeren, wäre so ein himmelblaues Herrenrad mit Chrom ganz wunderbar, man müsste es nur finden und über die Pässe bringen. Denn in Deutschland gibt es solche Räder nicht.

Ausser im Keller eines mittelalten türkischen Herren, der ein Rabeneick Modell 59 von 1952 von seinem Schwiegervater geerbt hat, wo es nun schon Jahrzehnte vor sich hingammelte, und nun endlich raus sollte. Er hatte keinen Platz mehr, also ab damit auf den Flohmarkt.



Es kommt zwar nur aus Bielefeld, aber es ist in diesem wunderbar optimistischen Strand- und Wirtschaftswunderblau, mit weiss und vielen verchromten Details, rostig, aber bis auf den Satten und die Reifen original, mit Heckflossenornamenten am Sportschutzblech und Schnellspannschrauben mit Firmenlogo. Mit grau marmorlierten Bakelitgriffen und einem gigantischen Bosch-Scheinwerfer, der auch noch geht. Mit verchromtem Werkzeugkastendeckel und Schutzblechen, die den Namen verdienen. Dieses Rad stand einen halben Tag am Stand herum, keiner wollte es haben, und als ich es dann für - nun wirklich läppische 40 Euro - gekauft hatte, begannen die Fragen. Woher, was kostet, sie würden mir auch 50. Und so weiter. Was fehlt, sind Weisswandreifen, ein neuer Ledersattel - beides daheim im Fundus - und eine ordentliche Putz- und Poliereinheit, sowie neue Bremsgummis.



Ich stand heute morgen vor dem Flohmarktbesuch auch vor einem Bitter CD, einem dem Ferrari 400 nachempfundenen Sportwagen auf Opelbasis, den mir jemand vermitteln wollte. Vielleicht das letzte hübsche Auto, das jemals mit dem Namen Opel in Verbindung zu bringen war. Er wäre gar nicht teuer gewesen, ich hätte auch ein paar Parkplätze am Tegernsee, aber 20 Liter auf 100 Kilometer ist dann doch etwas zu viel, und brauche ich einen geschlossenen Zweitwagen?

Zumal, wenn ich so ein Rad habe. Detailphotos im Kommentar.

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Sonntag, 8. Juni 2008

7 Tage Regen

Wenn das Gespräch peinlich, unanständig oder aggressiv wird, sprich über das Wetter.
Ratschlag meiner beim Rommé gewohnheitsbetrügenden Tante Mammi, die ein eigenes Blog wert wäre und als anerkannte Herrin über die Putzmacherinnen der besseren Gesellschaft sehr genau wusste, wie man sichin allen Lebenslagen (ausser Rommé) zu verhalten hat.

Ich vermute, dass die durchschnittlichen Regentage und Tage mit einer Temperatur von unter 16° Celsius für diesen Sommer am Tegernsee vorbei sein dürften, so nah war stets der feuchte Schauer jedem noch so zaghaften Sonnenschein. Es ballt sich schnell zusammen in den Bergen, da kommt das eine zum anderen, und prompt ergiesst es sich über Wiese und See, klatscht an Mauern und trieft die Markisen herab.



Aber es mag mir immer noch besser erscheinen, das Vergnügen hier ist immer noch grösser, drüber lacht die Sonne und darunter ich, weil, und das will ich an dieser Stelle doch nicht verheimlichen, dass ich eine ganze Menge Leutefast schon bemitleide, denen ich keinesfalls die Hand geben wollte und das auch ohne diese hier beschriebene schäbige Aktion von diversen schäbigen Leuten; dass ich tatsächlich dazu tendiere, mir lieber den Regen anzuschauen, als deren belanglose Versuche, irgendwas mit einer Software zu reissen, die ich auch verwende, für Sätze jenseits von Konstruktmoral und Auftrag. Ich mag mein Blog, ich mag viele andere Blogs, ich lese hier gern gute Geschichten, anderes überblättere ich, besonders die Kranken, die nicht damit fertig werden, dass es halt nicht klappt, dass die kritische Masse nicht erreicht wird und auch nie wieder kommt, weil sie irgendwann den Spagat zwischen dem Leben, das interessieren könnte, und dem Aktionismus, den sie sich in der Glotze und beim Broder abgeschaut haben, nicht mehr hinbekommen. Soweit sie überhaupt sowas wie Leben haben. Haben sie? Oder klatschen sie nur irgendwas im netz, damit es weiter geht? Damit sie andere treffen, die auch nicht klarkommen?



Aber - reden wir wieder über daas Wetter, das eintönige Wasser aus allen Richtungen, das den See und die Mangfall anschwellen lässt, das die Segler vergrault und die Touristen trist durch Pfützen stapfen lässt. Reden wir vom Blei des Himmels und nicht vom Blei der Beschränktheit, reden wir von den kostbaren Momenten und dem, was man auch im Grau an Abstufungen finden kann, immerhin hält es die Tagestouristen draussen und die Auswahl beim Konditor gross. Man kann wunderbar im Regen arbeiten, es geht leicht von der Hand, früh erglimmen die Kerzen und mit einer Panoramascheibe vor dem Sessel und der Kanne lässt sich dem allem auch etwas abgewinnen, wenn man es nur versteht.

Es ist vielleicht nicht schön.

Aber hässlich, liebe Leserschaft, hässlich ist es woanders.

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