Das Nachleben des Lasters

Von ihm gelangte eine Sammlung alter Pfeifen aus edelhölzern und Zigarrenzubehör in die Auktion - ohne Limit. Von ihr, eine Nummer danach, zwei zusammengehörende Paar Schlangenlederschuhe, eine passende Handtasche sowie zwei weitere Taschen - ebenfalls ohne Limit.



Und ich frage mich, welches der beiden alten Laster heute den höheren Preis finden wird. Pfeifen und Schlangenleder sind out, man kokst und kauft zehn Paar Schuhe im Jahr, für die Kindersklaven in Ostasien schuften. Schwein sein, ohne so auszusehen, moralisch verkommen, ohne mondän zu wirken, geräuschlos über Globalisierungsleichen steigen.

Ich fand das Nebeneinander dieser altmodischen Verfehlungen reizend, aber für mich wäre es nichts. Darunter jedoch war, ebenfalls ohne Limit, ein Degen des späten 18. Jahrhunderts, ebenfalls ohne Limit. Noch so eine schlechte Angewohnheit, Leute zu löchern. Allerdings eine, die nicht aus der Mode kommt. Da werde ich wohl mitbieten.

Freitag, 13. Juni 2008, 01:19, von donalphons | |comment

 
Und was ist...
...mit dem riesigen Roulette-Kessel ein paar Meter weiter vorn im Zelt? Bis auf den leichten Mottenfraß in der Filzeinlage sieht der auch recht gediegen aus und scheint gleichfalls gut geeignet, Löcher zu bohren. In die Geldbörsen etwaiger BesucherInnen nämlich, die -nicht minder lasterhaft- ihr Glück im Spiel stilvoll herausfordern wollen!

Freilich erschienen mir die 500 EUR Limit dafür als recht happig.

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Mit Glückspielutensilien würde mich Mama enterben - man kennt das ja: Zuckere - Ehrenschukden - gesellschaftlicher Verruf. Für Leute, die in die illegale Szene einsteigen wollen, aber immer noch ein gutes Angebot.

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Bei den vorderen Schuhen wäre ich einigermaßen in Versuchung gekommen, renne ich doch seit Wochen rum und suche welche, mit denen ich nicht über jedes Kabel falle. Es gibt ja gerade fast nur ganz flache (machen Kurzbeinige noch kleiner) oder zu hohe (= Kabelstolperei).
Aber ob so ein Schlangenmord tatsächlich verjährt, wenn man sie aus zweiter Hand kauft...?

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Ich kenne noch jemanden, die da in Versuchung geraten ist.

Die Sache mit der Haut ist wirklich ein Problem - im Prinzip, würde ich meinen, ist Zweiterhand-Schlange immer noch unendlich viel besser als neue Schlange, aber sowa heizt dann auch wieder den Markt und die Begehrlichkeiten an. Aber immer noch besser als wegwerfen. Die hinteren Schuhe sind übrigens noch ungetragen.

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Ungetragene Damenschuhe...
...gibt es auf jedem besseren Flohmarkt sonder Zahl: Viele einstige Frust- und Spontankäufe müssen raus, um Neuzugängen Platz zu machen. Wer keine Probleme damit hat, gar Spaß am Stöbern findet, kann sich aus zweiter Hand und mit etwas Geduld für ein Trinkgeld recht ansehnlich ausstatten!

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Zum Glück gibt's ja die Artenschutzgesetze (und folglich gute Lederimitate) schon eine ganze Weile, so daß man ja auch behaupten könnte, es sei Kunstleder, so denn jemand fragt... vielleicht ein Tip für die Trägerin, der ich stolperfreie Wege wünsche!

Muß endlich mal wieder auf einen Flohmarkt - wenn die nicht nur immer am Wochenende wären, da bin ich fast nie frei.

Und was ist mit dem Degen?

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Vor dem Stolpern hat der Behringer die Auktionskonkurrenten gesetzt. Ich meine aber, dass man die alte Herkunft sofort erkennt und die Trägerin derhalb nicht gleich meuchelt. Allerdings ist es auch Reptil, dem man sofort ansieht, dass es echt ist.

Was sonst Luxusschuhe angeht, kenne ich zwei Vrhaltgensweisen: Da sind die Knausrigen, die sie zu ebay tragen. Und da sind die Feigen, die irgendwann alles in einen Sack stopfen und irgendjemand, idealerweise Papa zum Wegwerfen mitgeben. Auf den Flohmarkt würde sich aber keine von denen stellen.

Der Degen .... ich habe ein grosses Haus der Art, das dergleichen irgendwo braucht. Eine Pulverkammer wäre zwar übertrieben, aber so ein paar historische Waffen sind gerade in diesem durch Kriegszeiten berühmten Gebäude nicht ganz fehl am Platz.

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Na, das stimmt - Frauen, die oft per Impulskauf teure Schuhe erstehen, passen irgendwie nicht auf Flohmärkte.

Aber vielleicht verkauft der eine oder andere Vater die Schuhe ja heimlich weiter. Diese Sorte Väter vielleicht, die selbst aus "einfachen Verhältnissen" kommt, aber ihre Töchter verwöhnt, weil sie es mal besser haben sollen.

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In der Regel wird das dann in der Provinz weiterverschenkt.

(Fragt nicht, Ihr wollt das alles gar nicht wissen)

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An die Putzfrau?

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Nein.

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Okay, ich verstehe, dass ich diese Art von Provinz nicht verstehe.

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Es gibt Menschen, die haben ein Schwert an der Wohnzimmerwand hängen. Und wissen es auch zu führen - das mag zu etwas gut sein, früher oder später oder früher.
Ein Degen besitzt natürlich eine besondere Eleganz und Präzision, so er scharf genug ist. Was ich bei Dir nicht bezweifle.
Das Haus und seine Wünsche klingen interessant. Mag es auch Vorderlader? Pulver unbedingt trocken lagern! Kammer braucht's nicht, guter Schrank tut's auch.

Schuhe und Provinz: da lebe ich wohl in der falschen/anderen Provinz, leider - oder den Göttern sei Dank?

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