... newer stories
Dienstag, 29. Juli 2008
Der Teufel und das Grübeln
Man kann mit wenigen Worten sehr viel ausdrücken. Nehmen wir nur mal den ersten Satz in "Der Teufel auf den Hügeln" von Cesare Pavese: "Wir waren noch sehr jung." Dieser Satz fängt den gesamten Roman ein, eine Gruppe junger Leute in einer späteren, davon abgehobenen Zeit betrachtet, die eine tiefere Erkenntnis dessen erlaubt, was unwiederbringlich vorbei ist. Und der zweite Satz macht das Geschehen schon sehr viel deutlicher, umreisst ein schnelles Leben ohne Rast und Ruhe: "In jenem Jahr habe ich wohl kaum geschlafen." Die Jugend des 20. Jahrhunderts war in vielen Erlebnissen unabhängig von Land und Dekade, aber es steht in einem Buch, und damit ist auch grob das soziale, unverkennbare Umfeld beschrieben: Die da nicht viel schlafen werden, sind jung, gierig, gebildet, und leben qua Herkunft in einer gewissen Sicherheit.
Man kann diese spezifische Sicherheit kaufen und sich zu eigen machen, indem man das Buch erwirbt, und man wird es kaum bereuhen, wenn man Ähnliches erlebt hat. Wie schon gesagt: Die Orte haben andere Namen, die unerfüllte Sehnsucht, die den Schlaf vertreibt, ist so alt wie die menschliche Dummheit, zu der jede Generation ihr eigenes Schärflein beiträgt. Dieses spezifische Versagen ist vergleichbar mit dem Sturz bei einer Wanderung; glücklich, wer es dabei belässt und den Umstieg auf das Automobil später nicht nutzt, das Unheil in grossem Stil zu perpetuieren. Mitunter jedoch geraten auch Unschuldige unter die Räder, und gerade eben macht es den Eindruck, als wäre Bulldozer ausser Kontrolle, der dem Phänomen "Mittelschicht", wie wir es kennen, mit einer handfesten globalen Krise den Garaus machte. Und da hilft dann auch Cesare Pavese nur für ein paar Stunden beim Vergessen.

Das Problem in diesen Zeiten ist, dass Regeln ihre Gültigkeit verlieren. "Die Torheiten der Armen darfst du begehen, die der Reichen dagegen niemals", gibt der Vater des Erzählers seinem Sprössling mit auf den Weg durch die eben jene reichen Kreise erreichenden Wirrnisse. Das kleine Problem jedoch ist, dass die Torheiten der Armen keinen Markt haben. Wer sein Geld bei 9live vertut, Benzin durch eine zu grosse Karre pumpt, um Fluppen zu holen oder meint, dass billigstes Essen in grossen Mengen mittelfristig folgenlos bleibt, zahlt allenfalls damit, in unerfreulichen Lebensumständen zu verharren, die in der Krise kaum besser werden. Die Torheiten der Reichen dagegen, der Luxus, die Verschwendung, das Überflüssige, sie alle manifestieren sich in Gütern, die stets wiederum andere Reiche ansprechen werden, die auch so sein wollen. Die Torheiten der Armen lassen nichts zurück, die Torheiten der Reichen dagegen ziehen auch nach Jahrhunderten den Neid und die Gier des Publikums an - wer es nicht glaubt, besichtige einfach mal einen italienischen Palast, eine Kuriositätenkabinett oder eine Bildergalerie. Man sieht es den Relikten nicht an, wer sich dafür wie ruiniert hat; heute jedoch ist man ihm dankbar für dieses Treiben.
Es steht ausser Frage, dass Silber eigentlich wertlos ist; ein in grossen Mengen vorhandenes Metall, das viel Reinigung verlangt; dass es trotzdem teuer ist und die Arbeit an ihm als Kunst gewertet wird, was Eisenschmieden und Zinngiessern so nicht zugestanden wird, verdeutlicht noch die Torheit, mit der sich diese unsere Welt dem Material zugesteht, abgesegnet durch den Kurs unserer unfehlbaren - es sei denn, sie versagen - Börsen. Um es zu erwerben, behelfe man sich folgender Torheit; man kaufe das Material nicht als Barren oder Münzen, sondern so, dass man es nebenbei täglich verwenden kann; das ist dann die Rendite, der Anschein eines guten Lebens, selbst wenn draussen die Welt in Schutt und Asche fällt. Auch kann der Gedanke "Aber ich habe ja noch" sehr hilfreich gegen Panik sein, und weil nicht jeder so denkt - oder vielleicht gar schon zum Verkauf gezwungen ist, wie der Besitzer der Salzstreuer in den USA wohl war - findet sich mitunter auch die feine Gelegenheit, das alles, durchschnittlich gerechnet, zum Materialpreis zu erwerben.
Töricht? Aber sicher. Selbstbetrug? Auch. Lauter Dinge, von denen Anleger in Aktien zwecks Altersvorsorge dachten, dass sie nie davon betroffen sein könnten. Kein Analystenbericht klang je so irrational, wie Silber tatsächlich ist. Glücklicherwweise ist sich die Welt in dieser Irrationalität einig, wohinggegen Aktien mitunter doch auf Vernunft in Form von Kursziel Null treffen. Warum moderiert eigentlich der Laberkopf noch bei den öffentlich-rechtlichen Zwangsanstalten, der sein Gesicht für den Börsengang von Air Berlin hergab?
Man kann diese spezifische Sicherheit kaufen und sich zu eigen machen, indem man das Buch erwirbt, und man wird es kaum bereuhen, wenn man Ähnliches erlebt hat. Wie schon gesagt: Die Orte haben andere Namen, die unerfüllte Sehnsucht, die den Schlaf vertreibt, ist so alt wie die menschliche Dummheit, zu der jede Generation ihr eigenes Schärflein beiträgt. Dieses spezifische Versagen ist vergleichbar mit dem Sturz bei einer Wanderung; glücklich, wer es dabei belässt und den Umstieg auf das Automobil später nicht nutzt, das Unheil in grossem Stil zu perpetuieren. Mitunter jedoch geraten auch Unschuldige unter die Räder, und gerade eben macht es den Eindruck, als wäre Bulldozer ausser Kontrolle, der dem Phänomen "Mittelschicht", wie wir es kennen, mit einer handfesten globalen Krise den Garaus machte. Und da hilft dann auch Cesare Pavese nur für ein paar Stunden beim Vergessen.

Das Problem in diesen Zeiten ist, dass Regeln ihre Gültigkeit verlieren. "Die Torheiten der Armen darfst du begehen, die der Reichen dagegen niemals", gibt der Vater des Erzählers seinem Sprössling mit auf den Weg durch die eben jene reichen Kreise erreichenden Wirrnisse. Das kleine Problem jedoch ist, dass die Torheiten der Armen keinen Markt haben. Wer sein Geld bei 9live vertut, Benzin durch eine zu grosse Karre pumpt, um Fluppen zu holen oder meint, dass billigstes Essen in grossen Mengen mittelfristig folgenlos bleibt, zahlt allenfalls damit, in unerfreulichen Lebensumständen zu verharren, die in der Krise kaum besser werden. Die Torheiten der Reichen dagegen, der Luxus, die Verschwendung, das Überflüssige, sie alle manifestieren sich in Gütern, die stets wiederum andere Reiche ansprechen werden, die auch so sein wollen. Die Torheiten der Armen lassen nichts zurück, die Torheiten der Reichen dagegen ziehen auch nach Jahrhunderten den Neid und die Gier des Publikums an - wer es nicht glaubt, besichtige einfach mal einen italienischen Palast, eine Kuriositätenkabinett oder eine Bildergalerie. Man sieht es den Relikten nicht an, wer sich dafür wie ruiniert hat; heute jedoch ist man ihm dankbar für dieses Treiben.
Es steht ausser Frage, dass Silber eigentlich wertlos ist; ein in grossen Mengen vorhandenes Metall, das viel Reinigung verlangt; dass es trotzdem teuer ist und die Arbeit an ihm als Kunst gewertet wird, was Eisenschmieden und Zinngiessern so nicht zugestanden wird, verdeutlicht noch die Torheit, mit der sich diese unsere Welt dem Material zugesteht, abgesegnet durch den Kurs unserer unfehlbaren - es sei denn, sie versagen - Börsen. Um es zu erwerben, behelfe man sich folgender Torheit; man kaufe das Material nicht als Barren oder Münzen, sondern so, dass man es nebenbei täglich verwenden kann; das ist dann die Rendite, der Anschein eines guten Lebens, selbst wenn draussen die Welt in Schutt und Asche fällt. Auch kann der Gedanke "Aber ich habe ja noch" sehr hilfreich gegen Panik sein, und weil nicht jeder so denkt - oder vielleicht gar schon zum Verkauf gezwungen ist, wie der Besitzer der Salzstreuer in den USA wohl war - findet sich mitunter auch die feine Gelegenheit, das alles, durchschnittlich gerechnet, zum Materialpreis zu erwerben.
Töricht? Aber sicher. Selbstbetrug? Auch. Lauter Dinge, von denen Anleger in Aktien zwecks Altersvorsorge dachten, dass sie nie davon betroffen sein könnten. Kein Analystenbericht klang je so irrational, wie Silber tatsächlich ist. Glücklicherwweise ist sich die Welt in dieser Irrationalität einig, wohinggegen Aktien mitunter doch auf Vernunft in Form von Kursziel Null treffen. Warum moderiert eigentlich der Laberkopf noch bei den öffentlich-rechtlichen Zwangsanstalten, der sein Gesicht für den Börsengang von Air Berlin hergab?
donalphons, 01:14h
... link (0 Kommentare) ... comment
Montag sind die Münchner weg
Gestern sprach mich auf dem Rückweg vom Berg ein Autofahrer an, ob ich, Zitat, Eingeborener wäre. Er sagte wirklich "Eingeborener" und suchte ein Zimmer. Ersteres ist eine Unverschämtheit, zweiteres dagegen verständlich.

Denn am Montag, wen die meisten Tagesausflügler weg sind, ist es auch am Strand wieder schön. Am Tegernsee. Ihr wisst schon, die übliche Immobilienwerbung. Dort wohnen, wo sich andere Profiblogger keinen Urlaub leisten können. Im Schatten sitzen dann zwei ältere Herren und telefonieren mit ihren Bankberatern, nein, wirklich, sie holen es nachher ab, ja, und verkaufen, so schnell wie möglich.

Denn am Montag, wen die meisten Tagesausflügler weg sind, ist es auch am Strand wieder schön. Am Tegernsee. Ihr wisst schon, die übliche Immobilienwerbung. Dort wohnen, wo sich andere Profiblogger keinen Urlaub leisten können. Im Schatten sitzen dann zwei ältere Herren und telefonieren mit ihren Bankberatern, nein, wirklich, sie holen es nachher ab, ja, und verkaufen, so schnell wie möglich.
donalphons, 14:55h
... link (30 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 28. Juli 2008
Der Berg und du.
Mein Onkel war Direktor eines Gymnasiums, das alpine Leistungssportler hervorbrachte, wie mein Gymnasium Ingenieure. Also sehr viele, sehr gute Leistungssportler. Es liegt inmitten einer Skiregion, und die Kinder können dort fast schon Hänge runterrasen, bevor sie laufen können. Man ist nicht an so einer Schule, wenn einem Berge nichts geben. Und man hat keine Neffen, um mit ihnen, sagen wir mal, Feldhockey zu spielen. Folglich hatte ich schon im zarten Alter von 6 Jahren Kinderrennski von Erbacher, einen blauen Helm mit weissen Sternen und intensive Erfahrungen im Durchbrechen von Liftschlangen mit Hilfe der Schwerkraft. Rennfahra Biberl, nennt man das in alpinen Regionen. Und weil ich um die Zeit auch Heuschnupfen der übelsten Sorte bekam, war ich auch im Sommer in den Bergen, und kletterte die Berge hinauf, die ich im Winter auf eine Art hinabfuhr, die ich meinen Kindern allerstricktestens verbieten würde, wie auch der Versuch, mit der Zeitfahrmaschine Nachts um 4 die Leopoldstrasse runterzufahren - ohne zu bremsen, egal was da kommt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wie auch immer, es ist nach dem Worten meines Onkels so: Entweder schafft man den Berg, oder der Berg schafft einen. Prinzipiell, selbst wenn man auf die Schnauze fliegt, in den Stacheldraht der Weiden greift oder sich an der Wurzeln die Sehnen zerrt, ist es dem Berg eigentlich egal. Der Berg ist, wie er ist, er ist schon sehr lange da, und er wird auch noch da sein, wenn man zu seinen Füssen verfault. Der Berg ist nie dein Freund, aber man darf ihn auch nicht als Feind ausmachen. Aber für mich, der ich etwas komplexer und verkopfter bin als die Bergfexe aus der Schule meines Onkels, ist der Berg dennoch sowas wie ein Freund, auf seine wurschtige und gleichzeitig gefährliche, nie verzeihende Art: Denn er ist extrem einfach und gleichzeitig komplex. Kein Meter ist identisch, man muss immer überlegen, wo man den Fuss hinsetzt, wenn man über die Grate und Bäume aufsteigt, statt den mit Steckerlgeher verseuchten Fussweg zu nehmen. Wenn man erst spät losgeht, um den Berg für sich zu haben, muss man schnell sein, um es wieder nach unten zu schaffen, man muss sich bei der Hatz über weichen Waldboden und rutschige Steine voll konzentrieren und genau in den Körper hineinfühlen, und alles nur wegen dieser simplen, die ganze Existenz während dieser Stunden vereinfachenden Formel: Entweder du schaffst den Berg, oder der Berg schafft dich.

Grossbild
Man sagt hier im Netz oft, andere sollten dann und wann mal rausgehen an die frische Luft. Ich versuche es mal andersrum: Der Berg ist eine Erfahrung, die einen voll beansprucht und auf die Körperlichkeit, das eigentliche Sein zurückwirft, das so intensiv zu erfahren bei vielen anderen Beschäftigungen nicht möglich ist. Schon gar nicht vor dem Kasten, den jeder gerade Lesende hier vor sich hat. Das mehr oder weniger gelangweilte Klicken mit der Maus ist eine ganz andere Tätigkeit, als sich in einen steilen Grat zu verbeissen, oder sich gerade noch soweit unter Kontrolle zu bringen, dass aus dem Sprung über die Felsen kein Unglück entsteht. Das ist nicht weiter tragisch, man muss das nicht immer haben, aber hin und wieder rückt so ein bezwungener Berg die persönlichen Dimensionen zurecht. Das erklärt vielleicht auch, warum viele oben erst mal nur sitzen und nichts sagen. Man muss das erst mal verdauen, die eigene Nichtigkeit angesichts der Masse, die ein Berg darstellt.
Danach ist es gar nicht so schlecht, sich dem Netz vorsichtig zu nähern. Ich fremdel da wieder gerade etwas. Nach den Stunden am Berg muss man sich erst mal wieder einfühlen in das, was manche Menschen darin tun und treiben. Das mag durchaus funktionieren, für sich genommen, mehr oder weniger, je nach der Einstellung von denen, die das toll finden, aber

Wie auch immer, es ist nach dem Worten meines Onkels so: Entweder schafft man den Berg, oder der Berg schafft einen. Prinzipiell, selbst wenn man auf die Schnauze fliegt, in den Stacheldraht der Weiden greift oder sich an der Wurzeln die Sehnen zerrt, ist es dem Berg eigentlich egal. Der Berg ist, wie er ist, er ist schon sehr lange da, und er wird auch noch da sein, wenn man zu seinen Füssen verfault. Der Berg ist nie dein Freund, aber man darf ihn auch nicht als Feind ausmachen. Aber für mich, der ich etwas komplexer und verkopfter bin als die Bergfexe aus der Schule meines Onkels, ist der Berg dennoch sowas wie ein Freund, auf seine wurschtige und gleichzeitig gefährliche, nie verzeihende Art: Denn er ist extrem einfach und gleichzeitig komplex. Kein Meter ist identisch, man muss immer überlegen, wo man den Fuss hinsetzt, wenn man über die Grate und Bäume aufsteigt, statt den mit Steckerlgeher verseuchten Fussweg zu nehmen. Wenn man erst spät losgeht, um den Berg für sich zu haben, muss man schnell sein, um es wieder nach unten zu schaffen, man muss sich bei der Hatz über weichen Waldboden und rutschige Steine voll konzentrieren und genau in den Körper hineinfühlen, und alles nur wegen dieser simplen, die ganze Existenz während dieser Stunden vereinfachenden Formel: Entweder du schaffst den Berg, oder der Berg schafft dich.

Grossbild
Man sagt hier im Netz oft, andere sollten dann und wann mal rausgehen an die frische Luft. Ich versuche es mal andersrum: Der Berg ist eine Erfahrung, die einen voll beansprucht und auf die Körperlichkeit, das eigentliche Sein zurückwirft, das so intensiv zu erfahren bei vielen anderen Beschäftigungen nicht möglich ist. Schon gar nicht vor dem Kasten, den jeder gerade Lesende hier vor sich hat. Das mehr oder weniger gelangweilte Klicken mit der Maus ist eine ganz andere Tätigkeit, als sich in einen steilen Grat zu verbeissen, oder sich gerade noch soweit unter Kontrolle zu bringen, dass aus dem Sprung über die Felsen kein Unglück entsteht. Das ist nicht weiter tragisch, man muss das nicht immer haben, aber hin und wieder rückt so ein bezwungener Berg die persönlichen Dimensionen zurecht. Das erklärt vielleicht auch, warum viele oben erst mal nur sitzen und nichts sagen. Man muss das erst mal verdauen, die eigene Nichtigkeit angesichts der Masse, die ein Berg darstellt.
Danach ist es gar nicht so schlecht, sich dem Netz vorsichtig zu nähern. Ich fremdel da wieder gerade etwas. Nach den Stunden am Berg muss man sich erst mal wieder einfühlen in das, was manche Menschen darin tun und treiben. Das mag durchaus funktionieren, für sich genommen, mehr oder weniger, je nach der Einstellung von denen, die das toll finden, aber

donalphons, 01:51h
... link (18 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Cat Content kann jeder
Dieser kleine Geselle hat mich zwischen 1050 und 1150 Meter Höhe begleitet.

Man kann sich danach leichter wieder an das Internet gewöhnen, wenn man spannende Blogs wie Hightatras entdeckt.

Man kann sich danach leichter wieder an das Internet gewöhnen, wenn man spannende Blogs wie Hightatras entdeckt.
donalphons, 00:51h
... link (2 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 27. Juli 2008
Dies illa.
Das sind die nackten Fakten, Freund der Blasmusik: Angesichts weiterer Bankenpleiten in den USA ist es nur eine Frage der Zeit, wann dem Sicherungsfonds der Banken das Geld ausgeht, und diejenigen, die noch etwas anderes als Schulden bei der Bank haben, zum Run ansetzen. Mich wundert es, dass es noch nicht so weit ist - wenn alle rennen, ist es zu spät.
Die Angestellten des Staates Kalifornien jedoch werden zwangsweise auf ihr Erspartes zurückgreifen müssen. Arnold ""der Grosse aus dem kleinen Schurkenstaat" Schwarzenegger zeigt beispielhaft, dass knallharter Kommunismus in Form von staatlich verordneten Minimaleinkommen von lumpigen 4,5 Euro/Stunde prima mit knallhartem Kapitalismus - gefeuert wird, wen man eben mal so eben feuern kann - auf seine Bediensteten anzuwenden ist. Angeblich, weil wegen der Kreditkrise Millardenausfälle zu erwarten sind. Tolle Sache: Wenn die Immobilienbesitzer unter diesen 200.000 Angestellten ihre Hauskredite nicht mehr bezahlen können - und das können sie bei diesem Macjobniveau ganz sicher nicht - wird das, höflich gesagt, mittelfristig eher die Kreditkrise verschlimmern.
Und nur ein paar Bergketten und den Steuerhinterzieherstaat Liechtenstein weiter ist die Schweiz mit ihrer ebenfalls desolaten Bankenlandschaft, bei der man sich besser nicht mit den Bilanzen auseinandersetzt, sondern brav als Medium die Pressemitteilungen abschreibt. Alles toll, solange kein Blogger kommt.

Nach menschlichem Ermessen also sieht es nicht gut aus, wenn ich den Blick etwas über den von Bergen, Wolken und darunter fressenden Kühen von meiner Terasse begrenzten Tellerrand erhebe. Offen gesagt, ein wenig makroökonomische Panik wäre nicht wirklich unangemessen, egal was man den Medien erzählt von wegen, dass die Krise jetzt vorbei sei, wie auch schon vor 9, 6 und 3 Monaten. Wir haben bisher noch nichts erlebt.
Und da hätte ich gerne die Lässigkeit des steinalten Ehepaares bei meiner bevorzugten Konditorei. Alt, wirklich alt, bleich und voller Altersflecke, beide jenseits von gut, böse und Schönheits-OP. Ziemlich tattrig, nicht wirklich viel Klang in der Stimme und erheblich gebückt. Sie nahmen jeweils ein Viertel von vier Torten, liessen es sich ein eine wirklich grosse Tortenschachtel verpacken, bezahlten mit einem 200-Euro-Schein und zitterten über die Strasse zu einer schon gut 20 Jahre alten 500er S-Klasse in Champagnergold. Die Torte kam in den Kofferraum, und dann knallte er am Steuer mit einer Rücksichtslosigkeit in den Verkehr, die man nur kennt, wenn man entweder jung und dumm ist, oder nichts mehr zu verlieren hat und die meisten anderen Verkehrsteilnehmer in die Böschung rammen kann. Vorne links war die Stossstange eingedellt - vielleicht hat da wirklich jemand unvorsichtigerweise auf seiner Vorfahrt bestanden.

Was hilft an solchen Tagen, ist der Weg von der Konditorei zum See, wo gebadet und gepaddelt wird, während die Schiffe alte Tanten zum Geld verschwenden nach Bad Wiessee schippern. Mögen die Wolken auch drohen, es bleibt warm, sonnig und sicher, denn das alles lebt bislang noch von sich selbst und den alten Säcken in den S-Klassen, die aus guten Gründen so leben, als gäbe es kein Morgen mehr. Der See, die Berge und der Himmel, sie alle werden immer da sein, egal wo welche Bank vor die Hunde geht, und ich kann hier immer sein und bleiben. Ausser morgen früh - da muss ich zum sparen auf den Flohmarkt in Pfaffenhofen.
Die Angestellten des Staates Kalifornien jedoch werden zwangsweise auf ihr Erspartes zurückgreifen müssen. Arnold ""der Grosse aus dem kleinen Schurkenstaat" Schwarzenegger zeigt beispielhaft, dass knallharter Kommunismus in Form von staatlich verordneten Minimaleinkommen von lumpigen 4,5 Euro/Stunde prima mit knallhartem Kapitalismus - gefeuert wird, wen man eben mal so eben feuern kann - auf seine Bediensteten anzuwenden ist. Angeblich, weil wegen der Kreditkrise Millardenausfälle zu erwarten sind. Tolle Sache: Wenn die Immobilienbesitzer unter diesen 200.000 Angestellten ihre Hauskredite nicht mehr bezahlen können - und das können sie bei diesem Macjobniveau ganz sicher nicht - wird das, höflich gesagt, mittelfristig eher die Kreditkrise verschlimmern.
Und nur ein paar Bergketten und den Steuerhinterzieherstaat Liechtenstein weiter ist die Schweiz mit ihrer ebenfalls desolaten Bankenlandschaft, bei der man sich besser nicht mit den Bilanzen auseinandersetzt, sondern brav als Medium die Pressemitteilungen abschreibt. Alles toll, solange kein Blogger kommt.

Nach menschlichem Ermessen also sieht es nicht gut aus, wenn ich den Blick etwas über den von Bergen, Wolken und darunter fressenden Kühen von meiner Terasse begrenzten Tellerrand erhebe. Offen gesagt, ein wenig makroökonomische Panik wäre nicht wirklich unangemessen, egal was man den Medien erzählt von wegen, dass die Krise jetzt vorbei sei, wie auch schon vor 9, 6 und 3 Monaten. Wir haben bisher noch nichts erlebt.
Und da hätte ich gerne die Lässigkeit des steinalten Ehepaares bei meiner bevorzugten Konditorei. Alt, wirklich alt, bleich und voller Altersflecke, beide jenseits von gut, böse und Schönheits-OP. Ziemlich tattrig, nicht wirklich viel Klang in der Stimme und erheblich gebückt. Sie nahmen jeweils ein Viertel von vier Torten, liessen es sich ein eine wirklich grosse Tortenschachtel verpacken, bezahlten mit einem 200-Euro-Schein und zitterten über die Strasse zu einer schon gut 20 Jahre alten 500er S-Klasse in Champagnergold. Die Torte kam in den Kofferraum, und dann knallte er am Steuer mit einer Rücksichtslosigkeit in den Verkehr, die man nur kennt, wenn man entweder jung und dumm ist, oder nichts mehr zu verlieren hat und die meisten anderen Verkehrsteilnehmer in die Böschung rammen kann. Vorne links war die Stossstange eingedellt - vielleicht hat da wirklich jemand unvorsichtigerweise auf seiner Vorfahrt bestanden.

Was hilft an solchen Tagen, ist der Weg von der Konditorei zum See, wo gebadet und gepaddelt wird, während die Schiffe alte Tanten zum Geld verschwenden nach Bad Wiessee schippern. Mögen die Wolken auch drohen, es bleibt warm, sonnig und sicher, denn das alles lebt bislang noch von sich selbst und den alten Säcken in den S-Klassen, die aus guten Gründen so leben, als gäbe es kein Morgen mehr. Der See, die Berge und der Himmel, sie alle werden immer da sein, egal wo welche Bank vor die Hunde geht, und ich kann hier immer sein und bleiben. Ausser morgen früh - da muss ich zum sparen auf den Flohmarkt in Pfaffenhofen.
donalphons, 01:55h
... link (8 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 26. Juli 2008
Abendspaziergang
In Berlin führte mein Weg des Abends von der Gartenstadt Altlantik, die zu bewohnen ich das Vergnügen hatte, über die ein oder andere Brücke entlang an ruinösen Bauten zur Schönhauser Allee, dann hinunter zur Kastanienallee, vorbei an den Dealern unter der S-Bahn, später dann zum Arkonaplatz und über die müllverseuchten Brachen der Mauergrundstücke zurück auf die Badstrasse, hinunter zum Gesundbrunnen. Und jedesmal bracht ich mehr Dirt Pictures mit, als ich bringen konnte. Der entsprechende Ordner umfasst noch rund 900 nicht gepostete Abbildungen von Sofas, Kühlschränken und Müllansammlungen, die auf offener Strasse zu besichtigen sind, komplette Immobilien und Stadtviertel, die man eigentlich auch so bewerten könnte, nicht mitgerechnet.

Mein Abendspaziergang am See führt mich über das blitzsauber, in Blumenschmuck ersaufende Dorf Gasse hinauf durch den Wald, am Wildbach entlang auf die Neureuthalm in 1264 Meter Höhe. Man ist nur im Wald, es rauscht das Wasser und kein Fahrzeug, nur ganz zum Schluss, nach dem letzten harten Anstieg, treten die Bäume zurück und der Blick weitet sich zu einem Panorama, bei dem ich hysterisch lachen musste, so grandios ist der Blick und der Himmel, der sich am Abend ins Ultramarinblaue verfärbt.

Anderthalb Stunden dauert der Rückweg über den weichen Waldboden, und meine in Bad Ischl erworbenen Bergsportschuhe kleben geradezu auf Felsen und Wurzeln. Hier und da lugen die ersten kleinen Steinpilze aus dem Boden, zu jung noch, aber vorgemerkt für spätere Touren, die noch folgen werden. Weiter unten gleisst der See in der Abendsonne, und im letzten Licht geht es dann über die Kuppen und Hügel zurück, wo das Omelett mit Mangold, Pfifferlingen und Scamorza bereitet wird.

Blah, mag der Berliner stöhnen, der mit seinen Bildern, nicht schlecht, aber dafür muss er auch bei den Halbaffen in Bayern sitzen, den Korruptis der Staatspartei, und irgendwann werden sie ihm auch seine Berge weggentechniken und einen Kurpalast vor seine Berge klatschen, wo jetzt noch der Blick auf den Ostinberg ist. Aber - auch Bayern ändert sich. Gestern hat der mit der CSU bestens verdrahtete Herr Schörghuber zusammen mit seinen Freunden im Gmundner Rathaus vom bayerischen Verfassungsgericht oane neibetoniat, wie man hier sagt, bekommen. Denn der schönste Biergarten unten am See in in Gut Kaltenbrunn wird nach dem Urteil so schnell kein bonzokratisches, siebenstöckiges Tagungsressort mit Denkmalkadaver als Attrappe einer nicht mehr existierenden Gemütlichkeit.
Und, das sei noch gesagt, es ist hier so lächerlich einfach, tolle Bilder zu schiessen. It´s like shooting fish in a barrel.

Mein Abendspaziergang am See führt mich über das blitzsauber, in Blumenschmuck ersaufende Dorf Gasse hinauf durch den Wald, am Wildbach entlang auf die Neureuthalm in 1264 Meter Höhe. Man ist nur im Wald, es rauscht das Wasser und kein Fahrzeug, nur ganz zum Schluss, nach dem letzten harten Anstieg, treten die Bäume zurück und der Blick weitet sich zu einem Panorama, bei dem ich hysterisch lachen musste, so grandios ist der Blick und der Himmel, der sich am Abend ins Ultramarinblaue verfärbt.

Anderthalb Stunden dauert der Rückweg über den weichen Waldboden, und meine in Bad Ischl erworbenen Bergsportschuhe kleben geradezu auf Felsen und Wurzeln. Hier und da lugen die ersten kleinen Steinpilze aus dem Boden, zu jung noch, aber vorgemerkt für spätere Touren, die noch folgen werden. Weiter unten gleisst der See in der Abendsonne, und im letzten Licht geht es dann über die Kuppen und Hügel zurück, wo das Omelett mit Mangold, Pfifferlingen und Scamorza bereitet wird.

Blah, mag der Berliner stöhnen, der mit seinen Bildern, nicht schlecht, aber dafür muss er auch bei den Halbaffen in Bayern sitzen, den Korruptis der Staatspartei, und irgendwann werden sie ihm auch seine Berge weggentechniken und einen Kurpalast vor seine Berge klatschen, wo jetzt noch der Blick auf den Ostinberg ist. Aber - auch Bayern ändert sich. Gestern hat der mit der CSU bestens verdrahtete Herr Schörghuber zusammen mit seinen Freunden im Gmundner Rathaus vom bayerischen Verfassungsgericht oane neibetoniat, wie man hier sagt, bekommen. Denn der schönste Biergarten unten am See in in Gut Kaltenbrunn wird nach dem Urteil so schnell kein bonzokratisches, siebenstöckiges Tagungsressort mit Denkmalkadaver als Attrappe einer nicht mehr existierenden Gemütlichkeit.
Und, das sei noch gesagt, es ist hier so lächerlich einfach, tolle Bilder zu schiessen. It´s like shooting fish in a barrel.
donalphons, 01:51h
... link (12 Kommentare) ... comment
Touristen bereisen
und dabei kostenlos Salzburg sehen!
donalphons, 14:26h
... link (0 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 25. Juli 2008
Was sie nicht wollten
Es war dann doch ein unerwartet scheusslicher Tag rund um den Dachstein bei der Ennstal-Classic. Der Koppenpass, wo ich an der ersten Kehre wartete, wurde aus der Route gestrichen - zu gefährlich bei diesem abartigen Wetter, und keine Überraschung. Ich selbst hatte mir die Durchfahrt nach Admont bei diesem Wetter auch verkniffen. In Salzburg hielt ich dann an und schickte meinen Auftraggebern, die fünf Bilder wollten, die zehn meines Erachtens besten Bilder. Nicht genommen haben sie die Aufnahme, die in meinen Augen alles zusammenfasst, Wetter, Kälte, Härte und Geschwindigkeit:

(Grossbild)
Ebenfalls etwas enttäuschend, aber irgendwie verständlich wegen einer gewissen Unschärfe - aber was soll man machen bei 100 km/h und 1/120 Belichtungszeit - ist die Ablehnung dieses 300 SL. Genommen haben sie statt dessen einen 190 SL, der zwar vollkommen scharf war, aber auch entsprechend lahm unterwegs.

(Grossbild)
Wer sein Geld mit zuverlässigen Autokomponenten macht, hat natürgemäss auch nicht so arg viel Interesse an italienischen Kunstwerken, die alle 500 Kilometer zur Inspektion müssen - wenn sie es zur Werkstatt schaffen. Trotzdem wäre es schade, wenn das Bild auf der Festplatte verschimmelt.

(Grossbild)
Man muss vermutlich deutscher Ingenieur sein, oder mit solchen Leuten zu tun haben, um das hier nicht witzig zu finden. Schade. Damit hat es kein einziger Healey auf die entsprechende Seite geschafft.

(Grossbild)
Von der Firma gab es in etwa so viel Fahrzeuge wie Regen auf der Strecke. Habe ich schon mal gesagt, dass ich absolut nicht verstehe, wenn alte 911er bei solchen Touren mitfahren? Es sind einfach alte 911er. Jeder MG B ist exotischer. Genommen haben sie dafür zwei arme Schweine in einem 550 Spyder - der kein Verdeck hatte.

(Grossbild)
Und das Übelste: 150 Kilometer weiter westlich war den ganzen Tag das Wetter strahlend schön. Am Tegernsee, da wo ich herkomme und heute nicht war.

(Grossbild)
Ebenfalls etwas enttäuschend, aber irgendwie verständlich wegen einer gewissen Unschärfe - aber was soll man machen bei 100 km/h und 1/120 Belichtungszeit - ist die Ablehnung dieses 300 SL. Genommen haben sie statt dessen einen 190 SL, der zwar vollkommen scharf war, aber auch entsprechend lahm unterwegs.

(Grossbild)
Wer sein Geld mit zuverlässigen Autokomponenten macht, hat natürgemäss auch nicht so arg viel Interesse an italienischen Kunstwerken, die alle 500 Kilometer zur Inspektion müssen - wenn sie es zur Werkstatt schaffen. Trotzdem wäre es schade, wenn das Bild auf der Festplatte verschimmelt.

(Grossbild)
Man muss vermutlich deutscher Ingenieur sein, oder mit solchen Leuten zu tun haben, um das hier nicht witzig zu finden. Schade. Damit hat es kein einziger Healey auf die entsprechende Seite geschafft.

(Grossbild)
Von der Firma gab es in etwa so viel Fahrzeuge wie Regen auf der Strecke. Habe ich schon mal gesagt, dass ich absolut nicht verstehe, wenn alte 911er bei solchen Touren mitfahren? Es sind einfach alte 911er. Jeder MG B ist exotischer. Genommen haben sie dafür zwei arme Schweine in einem 550 Spyder - der kein Verdeck hatte.

(Grossbild)
Und das Übelste: 150 Kilometer weiter westlich war den ganzen Tag das Wetter strahlend schön. Am Tegernsee, da wo ich herkomme und heute nicht war.
donalphons, 01:23h
... link (18 Kommentare) ... comment
An der Wetterscheide
Schön. Aber kalt. Eisig kalt. Es kommt nicht oft vor, dass ich im Juli im Sonnenschein überlege, das Verdeck zu schliessen. Aber am Tegernsee war es dann wirklich kalt.

Die Strassen bei Dürnbach waren noch nass, die Wolken klammern sich auch jetzt noch am den Wallberg, die Blauberge und die Hirschspitze. Im Südosten, wo ich heute hinfahre, soll sich noch mehr gehalten haben.

Da kann hinter jedem Pass ein Schneeschauer warten. Unberechenbar. Aber schön.

Die Strassen bei Dürnbach waren noch nass, die Wolken klammern sich auch jetzt noch am den Wallberg, die Blauberge und die Hirschspitze. Im Südosten, wo ich heute hinfahre, soll sich noch mehr gehalten haben.

Da kann hinter jedem Pass ein Schneeschauer warten. Unberechenbar. Aber schön.
donalphons, 05:50h
... link (2 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 23. Juli 2008
Entschuldigt mich
Die kommenden Tage wird es hier etwas ruhiger - ich war peinlicherweise seit meiner Kindheit nicht mehr in Admont, und danach geht es ins Ennstal, mit einem Tortenintermezzo in Bad Ischl.

Es könnte ganz angenehm werden, wenn diesmal das Wetter mitspielt. Soundtrack: Missa Salisburgensis von H. I. F. v. Biber in dieser wunderbaren Aufnahme.

Es könnte ganz angenehm werden, wenn diesmal das Wetter mitspielt. Soundtrack: Missa Salisburgensis von H. I. F. v. Biber in dieser wunderbaren Aufnahme.
donalphons, 17:32h
... link (14 Kommentare) ... comment
Ende eines Imperiums
Seitdem ich in den letzten Wochen die amerikanische Form der Postnichtzustellung kennengelernt habe, ihre Lahmarschigkeit unabhängig von der sie betreibenden Firma und die Unzuverlässigkeit der Trackingsservices - eigentlich kenne ich das ja noch von früher, aber es ist jedes mal wieder ganz erstaunlich - und obendrein noch die Ostblockmentalität des Kundenservices, weiss ich, warum diese Nation es nötig hat, in Deutschland um Soldaten und in China um Kredite zu betteln. Sechs Sendungen, drei verschiedene Anbieter, keine einzige in time, auch nicht mit noch so teuren Zusatzdiensten. Gemessen am Versagen, das in etwa der nigerianischen Staatspost entsprechen dürfte, und den dadurch entstandenen Kosten von 160 Euro sollte der Dollar jetzt ungefähr mit 7 Cent bewertet sein.
donalphons, 15:03h
... link (17 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Vor dem Wecker
Lu hat geträumt.
donalphons, 14:56h
... link (0 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 22. Juli 2008
Mia san mia.
Manche beschweren sich, wenn ich Tippfehler stehen lasse, weil ich finde, dass sie auch eine Berechtigung haben, wie Patina oder Kratzer. Die Welt ist nicht immer perfekt, und wer einen Beitrag nicht liest, weil er sich an einem falschen Buchstaben stört, der ist mir wurscht oder, norddeutsch, schnuppe. Und wie ich feststellen durfte, tendierten auch meine Vorfahren schon zu dieser - nicht wirklich hochgeistigen, aber doch im Charakter verwurzelten, weil starrsinnig sei der Bayer, selbstbewusst und leger - Haltung, und zwar von den heimischen Bergen bis zum Nordseestrand im feindlichen Ausland, dem klar gemacht wurde, wer hier als hieriger ist, und sich als uns auch uns schreibt, allerdings mit einer kleinen Ausnahme beim "N":

Man betrachte dabei auch den mit angedeuteten Schiessscharten versehenen Wall, der aufgeschüttet wurde. Doch. Wir haben die Absicht, eine Mauer zu errichten.
und nach 1955 kam auch keiner von uns mehr so hoch in den norden!

Man betrachte dabei auch den mit angedeuteten Schiessscharten versehenen Wall, der aufgeschüttet wurde. Doch. Wir haben die Absicht, eine Mauer zu errichten.
und nach 1955 kam auch keiner von uns mehr so hoch in den norden!
donalphons, 17:44h
... link (9 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 21. Juli 2008
Mechanik oder In die Art geschlagen
Beim Durchschauen alter Familienalben festgestellt: Die Neigung, sich mit benzingetriebenen Gefährten bildlich zu verewigen, gibt es bei unserer Familie seit 100 Jahren, hier etwa meine Grossmutter Anno 1948, mit Kleid, Brille und hohen Absätzen auf etwas Lautem, das man nur bedingt als damenhaft bezeichnen kann.
Das ist auch der einzige Punkt, warum mich die Benzinpreise wirklich ärgern. Bekanntermassen halte ich weder veränderte Urlaubsgewohnheiten noch ein Ende der überflüssigen Mobilität für unerfreulich; ganz im Gegenteil, die Welt wurde in den letzten Dekaden doch etwas zu klein, und das beim Verlust von Heimat, Herkunft und Geschichte -oder glaubt jemand ernsthaft, dass Berlin-Mitte-Prekaristen den Raum haben, einen Meter Photoalben aufzuheben? Aber es sind diese Bilder, die weniger die Mobilität ausdrücken, als vielmehr die Möglichkeit, mobil zu sein. Wenn wir übereinkommen, dass die Seestücke der Niederländer Ausdruck der Kultur des 17. Jahrhunderts sind, und die Eisenbahnen die Ikone der Fortbewegung des 19. Jahrhunderts, müssen wir auch dem Auto, trotz allem, Umwelt, Gefahr, Raubbau, eine gewisse Kultur zusprechen.
Letzte Woche war ein Photograph hier, der nach guten Locations für ein medial verwendbares Bild suchte (falls Sie aktuell von Spon oder vom Spiegel kommen, genau, das Bild, schönen Tag übrigens). Nach all den Bildern im 408 Jahre alten Kollegiatsgebäude hätte es ihm gefallen, noch ein Bild mit einem alten Auto zu haben. Diese Blechkisten, die alten zumal ohne Katalysator und ABS, die keine fahrenden Computer sind und in denen man noch richtig starb, wenn man sich vor der Kurve verbremste, die reine, anfällige Mechanik, die wir sonst nur noch haben, wenn wir eine alte Uhr tragen, das alles übt einen enormen Reiz aus, weil es noch da war, weil man es noch kennt, aber gerade zu Ende geht und nie mehr kommen wird.
Ich musste letzte Woche schnell von Heidelberg zurück nach Bayern. Es war Nacht, und ich sass am Steuer eines modernen Sportwagens mit 270 PS, der stehenbleibt, wenn man den eingebauten Computer ausschaltet, und der erst mal booten muss. Es war schnell, gefahrlos und gestorben wird nur vor Langeweile. Eine Woche davor war ich mit der Barchetta - kein ESP, kein ABS - auf verwinkelten Bergstrassen hoch über dem Inntal, nie schneller als 80.

Das kleine Risiko, das man mit mechanischen Uhren eingeht - sie können stehen bleiben, und man versäumt die wichtigsten Termine des Lebens - ins Grosse übertragen, das lebt auf den holprigen Strassen, aber es fehlt bei der heutigen Mobilität vollkommen. Mechanik ist wie eine Droge, sie liefert bestenfalls das, was sie kann, und schlechtestenfalls ein Ende, von dem noch Generationen reden werden. Vor allem, weil es das später nicht mehr geben wird, weil es zunehmend verboten ist, gefährliche Dinge zu tun, mit dem Tod zu wetten und auf der Messerschneide zwischen Lebensgier und Todestrieb loszubrettern. Meine Grossmutter war eine über die Stadtgrenzen hinaus gefürchtete Pilotin, und selbst im Wissen, dass sie all ihre Rasereien immer gut überstanden hat, würde ich nach diesem Bild , wenn sie so losfährt, mit diesesn Schuhen und ohne Helm, auch in Versuchung kommen, ihr mehr Sicherheit einzureden. Allein schon, weil es für die Kinder ein schlechtes Beispiel gibt.
Folgerichtig wurde meine Mutter dann aber die sicherste und dezenteste Autofahrerin der Welt. Man kann es nie wissen. Alles, was ich weiss ist, dass mir die Mechanik in der Zukunft fehlen wird, und es ist nicht gut, dass sie zum Sklaven der Computer gemacht wird. Ich mein, was soll der Scheiss: Ein gedämpftes Gaspedal? Niemand wird sich jemals so auf einen Rechner setzen. Alles wird leiser werden, abgesicherter und mit der Sicherheit, dass wir im Altersheim nochmal 10 Jahre länger an Demenz leiden, als unsere Eltern. Meine Oma hat zwar auch sehr schnell gelebt, ist aber in geistiger Frische mit 92 alles andere als jung gestorben.
Und das erscheint mir auch ein ganz ordentliches Analogkonzept für die biologische Mechanik zu sein, die man Leben nennt.
Ist doch nett, wenn man sich ans Auto lehnen und sagen kann: Das ist keine Angeberei, das ist nur die Familientradition.
Das ist auch der einzige Punkt, warum mich die Benzinpreise wirklich ärgern. Bekanntermassen halte ich weder veränderte Urlaubsgewohnheiten noch ein Ende der überflüssigen Mobilität für unerfreulich; ganz im Gegenteil, die Welt wurde in den letzten Dekaden doch etwas zu klein, und das beim Verlust von Heimat, Herkunft und Geschichte -oder glaubt jemand ernsthaft, dass Berlin-Mitte-Prekaristen den Raum haben, einen Meter Photoalben aufzuheben? Aber es sind diese Bilder, die weniger die Mobilität ausdrücken, als vielmehr die Möglichkeit, mobil zu sein. Wenn wir übereinkommen, dass die Seestücke der Niederländer Ausdruck der Kultur des 17. Jahrhunderts sind, und die Eisenbahnen die Ikone der Fortbewegung des 19. Jahrhunderts, müssen wir auch dem Auto, trotz allem, Umwelt, Gefahr, Raubbau, eine gewisse Kultur zusprechen.
Letzte Woche war ein Photograph hier, der nach guten Locations für ein medial verwendbares Bild suchte (falls Sie aktuell von Spon oder vom Spiegel kommen, genau, das Bild, schönen Tag übrigens). Nach all den Bildern im 408 Jahre alten Kollegiatsgebäude hätte es ihm gefallen, noch ein Bild mit einem alten Auto zu haben. Diese Blechkisten, die alten zumal ohne Katalysator und ABS, die keine fahrenden Computer sind und in denen man noch richtig starb, wenn man sich vor der Kurve verbremste, die reine, anfällige Mechanik, die wir sonst nur noch haben, wenn wir eine alte Uhr tragen, das alles übt einen enormen Reiz aus, weil es noch da war, weil man es noch kennt, aber gerade zu Ende geht und nie mehr kommen wird.
Ich musste letzte Woche schnell von Heidelberg zurück nach Bayern. Es war Nacht, und ich sass am Steuer eines modernen Sportwagens mit 270 PS, der stehenbleibt, wenn man den eingebauten Computer ausschaltet, und der erst mal booten muss. Es war schnell, gefahrlos und gestorben wird nur vor Langeweile. Eine Woche davor war ich mit der Barchetta - kein ESP, kein ABS - auf verwinkelten Bergstrassen hoch über dem Inntal, nie schneller als 80.

Das kleine Risiko, das man mit mechanischen Uhren eingeht - sie können stehen bleiben, und man versäumt die wichtigsten Termine des Lebens - ins Grosse übertragen, das lebt auf den holprigen Strassen, aber es fehlt bei der heutigen Mobilität vollkommen. Mechanik ist wie eine Droge, sie liefert bestenfalls das, was sie kann, und schlechtestenfalls ein Ende, von dem noch Generationen reden werden. Vor allem, weil es das später nicht mehr geben wird, weil es zunehmend verboten ist, gefährliche Dinge zu tun, mit dem Tod zu wetten und auf der Messerschneide zwischen Lebensgier und Todestrieb loszubrettern. Meine Grossmutter war eine über die Stadtgrenzen hinaus gefürchtete Pilotin, und selbst im Wissen, dass sie all ihre Rasereien immer gut überstanden hat, würde ich nach diesem Bild , wenn sie so losfährt, mit diesesn Schuhen und ohne Helm, auch in Versuchung kommen, ihr mehr Sicherheit einzureden. Allein schon, weil es für die Kinder ein schlechtes Beispiel gibt.
Folgerichtig wurde meine Mutter dann aber die sicherste und dezenteste Autofahrerin der Welt. Man kann es nie wissen. Alles, was ich weiss ist, dass mir die Mechanik in der Zukunft fehlen wird, und es ist nicht gut, dass sie zum Sklaven der Computer gemacht wird. Ich mein, was soll der Scheiss: Ein gedämpftes Gaspedal? Niemand wird sich jemals so auf einen Rechner setzen. Alles wird leiser werden, abgesicherter und mit der Sicherheit, dass wir im Altersheim nochmal 10 Jahre länger an Demenz leiden, als unsere Eltern. Meine Oma hat zwar auch sehr schnell gelebt, ist aber in geistiger Frische mit 92 alles andere als jung gestorben.
Und das erscheint mir auch ein ganz ordentliches Analogkonzept für die biologische Mechanik zu sein, die man Leben nennt.
donalphons, 23:32h
... link (32 Kommentare) ... comment
... older stories