... newer stories
Montag, 21. Juli 2008
Zugesagt.
Obwohl ich jetzt schon weiss, dass es ein Fehler ist.

Beschlossen, den schlimmsten Fall - sie nimmt den Termin auch wahr auch und ist schwanger/bekindet/mit Freund/wieder solo/in weniger als 20 Meter Entfernung/wegen mir absagend - als Inspiration für ein wenig Literatur zu nehmen: Komödie ist schliesslich Tragödie + Zeit.

Hoffend, dass sieben Jahre dafür reichen.

Beschlossen, den schlimmsten Fall - sie nimmt den Termin auch wahr auch und ist schwanger/bekindet/mit Freund/wieder solo/in weniger als 20 Meter Entfernung/wegen mir absagend - als Inspiration für ein wenig Literatur zu nehmen: Komödie ist schliesslich Tragödie + Zeit.

Hoffend, dass sieben Jahre dafür reichen.
donalphons, 01:07h
... link (2 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute - Harte Lektüre
mit vielen Fachbegriffen, und dennoch würde ich jedem raten wollen, sich den Beitrag im Economist zur Finanzkrise in den USA genau zu studieren, der sich kompetent mit der komplexen Materie der Kreitversicherer auseinandersetzt.
donalphons, 01:06h
... link (2 Kommentare) ... comment
Mayumi Hirasaki, Barockvioline,
Concerto Es-Dur für Violine, Streicher und Basso continuo von Antonio Vivaldi, Op. 8 No. 5, RV 253.

(Grossbild)
Wenn schon Sonntag in der Provinz, dann genau so.

(Grossbild)
Wenn schon Sonntag in der Provinz, dann genau so.
donalphons, 15:48h
... link (5 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 20. Juli 2008
Mysterium
Es gibt Menschen, bei denen es keine Rolle spielt, woher sie kommen. Sie sind anpassungsfähig, haben keine Eigenschaften, mit denen man sie verorten kann, keine Geschichte ausser dem Jetzt und keine Beziehung zu früheren Durchreisestationen. Sie sind in der Lage, sich überall einzufinden, ohne sich zu beteiligen, sie nehmen mit, was zu bekommen ist und wenn sie ihre Koffer packen, ist es nur wegen der Arbeit ärgerlich, die sie, wenn möglich, bezahlten Kräften überlassen. Dann gehen sie, kommen nie mehr zurück und arbeiten an einer neuen Gegenwart, die das Vorhergegangene ausblendet. Sie meinen das nicht böse, es ist ihnen einfach nur egal.

Und dann sind da die anderen, die gekommen sind, um zu bleiben. Auch sie reden ungern über ihre Herkunft, statt dessen erfinden sie sich neu und der Situation angepasst, ziehen an, was alle anziehen, sagen icke oder gehen auf reanimierte Volksbelustigungen, erklären die Tradition des Ortes für die ihrige und stellen alles in Frage, was dieses System in Frage stellt. Sie wählen CSU in Bayern und die Piratenpartei in Berlin, und irgendwann erfinden sie einen vierteladligen Opa aus dem Süden oder einen Roman, an dem sie schreiben.

Und dann sind da die anderen, die gekommen sind, um zu bleiben. Auch sie reden ungern über ihre Herkunft, statt dessen erfinden sie sich neu und der Situation angepasst, ziehen an, was alle anziehen, sagen icke oder gehen auf reanimierte Volksbelustigungen, erklären die Tradition des Ortes für die ihrige und stellen alles in Frage, was dieses System in Frage stellt. Sie wählen CSU in Bayern und die Piratenpartei in Berlin, und irgendwann erfinden sie einen vierteladligen Opa aus dem Süden oder einen Roman, an dem sie schreiben.
donalphons, 00:51h
... link (25 Kommentare) ... comment
Ihr werdet schallend lachen,
wenn Ihr auf diesen Link drückt. Ich habe lang gebraucht, bis ich wieder so wenig Tränen in den Augen hatte, dass ich die Tastatur erkennen konnte.
donalphons, 04:21h
... link (28 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 18. Juli 2008
Empfehlung heute - da lacht der Altkommunist
In Pakistan fand gerade die Generalprobe für den grossen südchinesischen Börsensturm statt, der nicht mehr weit weg sein kann, wenn jemand wie Ackermann den Anfang vom Ende der Finanzkrise sieht.
donalphons, 20:05h
... link (0 Kommentare) ... comment
Real Life 17.7.08 - Kunst für Haifische
Also, hebst du an, wenn du mich fragst, ist die Geburt der Venus nicht nur besser erhalten und gemalt, sie spricht auch zu mir. Sie hat dieses Expressionistische eines Freskos, vielleicht eine Vorstudie für eine Salondecke, sehr mutig in Farbe und Auflösung, eine gelungene Figurenauffassung, vielleicht sogar ein Asamschüler.
Hm, sagt der Haifisch.

Und du musst einfach nur aufsehen, und dann siehst du bei der Arbeit Vergnügen, schöne Frauen, Party, es geht wild zu auf dem Meer, alle haben ihren Spass, und du ahnst etwas von der Schönheit des Lebens. Der Schiffbrich dagegen ist schlecht restauriert und übermalt - an einer Stelle war mal eine Burgruine auf dem Felsen - die Firnis ist zu dunkel, das Vorbild war vermutlich nur ein Stich und dann auch noch das etwas, hm, unerfreuliche Thema, also...
Aber, sagt der Haifisch, wenn ich nackte Frauen sehen will, müsste ich nur mit dem P. und seinem Partner mit auf ihre Bordelltouren, und in dem absaufenden Schiff sehe ich meine Gegner, in den Ertrinkenden den K. und seine Konsorten, und ich selbst bin die kleine Figur, die dort unten mit dem Enterhaken das Treibgut ins Trockene bringt, während dort hinten für die Verbrecher die Sonne untergeht. Und das ist es, was ich sehen wil, wenn ich von der Arbeit aufschaue: Das Ziel, auf das ich hinarbeite.
Der Haifisch läst also die venus im schaum vorübergleiten und hebt die Flosse, bis das Wrack und die Ertrinkendem in seinem Besitz sind. Du überlegst einen Augenblick, ob du den Haifisch für bescheuert, eigen oder nur für überarbeitet erklären sollst, entscheidest dich dann aber dafür, ihn ein wenig allein zu lassen und bis Nummer 396 - eine liebreizende Versuchung des Hl. Antonius - ein wenig Entspannung und auch Erholung vom seltsamen Parfumgeschmack badischer Auktionsbesucherinnen in einem Internetcafe zu suchen.
Hm, sagt der Haifisch.

Und du musst einfach nur aufsehen, und dann siehst du bei der Arbeit Vergnügen, schöne Frauen, Party, es geht wild zu auf dem Meer, alle haben ihren Spass, und du ahnst etwas von der Schönheit des Lebens. Der Schiffbrich dagegen ist schlecht restauriert und übermalt - an einer Stelle war mal eine Burgruine auf dem Felsen - die Firnis ist zu dunkel, das Vorbild war vermutlich nur ein Stich und dann auch noch das etwas, hm, unerfreuliche Thema, also...
Aber, sagt der Haifisch, wenn ich nackte Frauen sehen will, müsste ich nur mit dem P. und seinem Partner mit auf ihre Bordelltouren, und in dem absaufenden Schiff sehe ich meine Gegner, in den Ertrinkenden den K. und seine Konsorten, und ich selbst bin die kleine Figur, die dort unten mit dem Enterhaken das Treibgut ins Trockene bringt, während dort hinten für die Verbrecher die Sonne untergeht. Und das ist es, was ich sehen wil, wenn ich von der Arbeit aufschaue: Das Ziel, auf das ich hinarbeite.
Der Haifisch läst also die venus im schaum vorübergleiten und hebt die Flosse, bis das Wrack und die Ertrinkendem in seinem Besitz sind. Du überlegst einen Augenblick, ob du den Haifisch für bescheuert, eigen oder nur für überarbeitet erklären sollst, entscheidest dich dann aber dafür, ihn ein wenig allein zu lassen und bis Nummer 396 - eine liebreizende Versuchung des Hl. Antonius - ein wenig Entspannung und auch Erholung vom seltsamen Parfumgeschmack badischer Auktionsbesucherinnen in einem Internetcafe zu suchen.
donalphons, 19:20h
... link (12 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 17. Juli 2008
Nur durch Kurt Tucholsky kenne ich Heidelberg
Und zwar durch dieses Gedicht für achtstimmigen Männerchor.
Wenn die Igel in der Abendstunde
still nach ihren Mäusen gehn,
hing auch ich verzückt an deinem Munde,
und es war um mich geschehn,
Anna Luise!
Dein Papa ist kühn und Geometer,
er hat zwei Kanarienvögelein;
auf den Sonnabend aber geht er
gern zum Pilsner in'n Gesangverein
Anna-Luise!
Sagt' ich: "Wirst die meine du in Bälde?",
blicktest Du voll süßer Träumerei
auf das grüne Vandervelde,
und du dachtest dir dein Teil dabei,
Anna-Luise!

Und du gabst dich mir im Unterholze
einmal hin und einmal her,
und du fragtest mich mit deutschem Stolze,
ob ich auch im Krieg gewesen wär...
Anna-Luise!
Ach, ich habe dich ja so belogen!
Hab gesagt, mir wär ein Kreuz von Eisen wert,
als Gefreiter wär ich ausgezogen,
und als Hauptmann wär ich heimgekehrt
Anna-Luise!
Als wir standen bei der Eberesche,
wo der Kronprinz einst gepflanzet hat,
raschelte ganz leise deine Wäsche,
und du strichst dir deine Röcke glatt,
Anna-Luise - !
Möchtest nie wo andershin du strichen!
Siehst du dort die ersten Sterne gehn?
Habe Dank für alle unvergesserlichen
Stunden und auf Wiedersehn!
Anna-Luise!
Denn der schönste Platz, der hier auf Erden mein,
das ist Heidelberg in Wien am Rhein,
Seemannslos.
Keine, die wie du die Flöte bliese...!
Lebe wohl! Leb wohl.
Anna-Luise!
Was willst Du in Heidelberg?, fragte Susi heute Nachmittag am See. Ohne Tucholsky wird es abfallen, und du wirst unter lauten Burschenschaftlern und japanischen Touristen sein, oder gar Amerikanern, und ich muss allein zum baden.
Da hat sie leider recht.
Wenn die Igel in der Abendstunde
still nach ihren Mäusen gehn,
hing auch ich verzückt an deinem Munde,
und es war um mich geschehn,
Anna Luise!
Dein Papa ist kühn und Geometer,
er hat zwei Kanarienvögelein;
auf den Sonnabend aber geht er
gern zum Pilsner in'n Gesangverein
Anna-Luise!
Sagt' ich: "Wirst die meine du in Bälde?",
blicktest Du voll süßer Träumerei
auf das grüne Vandervelde,
und du dachtest dir dein Teil dabei,
Anna-Luise!

Und du gabst dich mir im Unterholze
einmal hin und einmal her,
und du fragtest mich mit deutschem Stolze,
ob ich auch im Krieg gewesen wär...
Anna-Luise!
Ach, ich habe dich ja so belogen!
Hab gesagt, mir wär ein Kreuz von Eisen wert,
als Gefreiter wär ich ausgezogen,
und als Hauptmann wär ich heimgekehrt
Anna-Luise!
Als wir standen bei der Eberesche,
wo der Kronprinz einst gepflanzet hat,
raschelte ganz leise deine Wäsche,
und du strichst dir deine Röcke glatt,
Anna-Luise - !
Möchtest nie wo andershin du strichen!
Siehst du dort die ersten Sterne gehn?
Habe Dank für alle unvergesserlichen
Stunden und auf Wiedersehn!
Anna-Luise!
Denn der schönste Platz, der hier auf Erden mein,
das ist Heidelberg in Wien am Rhein,
Seemannslos.
Keine, die wie du die Flöte bliese...!
Lebe wohl! Leb wohl.
Anna-Luise!
Was willst Du in Heidelberg?, fragte Susi heute Nachmittag am See. Ohne Tucholsky wird es abfallen, und du wirst unter lauten Burschenschaftlern und japanischen Touristen sein, oder gar Amerikanern, und ich muss allein zum baden.
Da hat sie leider recht.
donalphons, 03:40h
... link (18 Kommentare) ... comment
Die Erforschung der Nacht
Ich habe in der Provinz eine Dachterase, ein hohes Fenster und praktisch Rundumsicht über den Dächern der Altstadt. Ich habe auch ein altes Fernrohr aus Messing, das überraschend gut funktioniert. Ebenso überraschend war die nacht heute sehr klar, und ich konnte die eisigen Staubwüsten des Mondes betrachten.

Unter mir, im Hof des Wohnheims, ist es auch staubig und genauso frei von jeder menschlichen Existenz. Was dort einmal gewesen sein sollte, wurde schon vor Stunden in Alkohol ersäuft, und das sinnfreie Grölen aus drei Kehlen der kommenden Elite lässt erahnen, was da demnächst der Sachbearbeiterebene deutscher Konzerne blüht, die nach dem Ruf der Uni einstellen. Ab und an ein Blitzlicht, vielleicht später noch zu sehen auf StudiVZ. Fensterschlagen deutet an, dass andere morgen arbeiten müssen. Oder den Photographen vom Spiegel da haben. Oder gar nach Heidelberg müssen, und diese Störung durch die losgelassene Elite des Landes nicht brauchen können. Beim Treppensteigen grökt nur noch einer. Zurück bleibe ich, das Fernrohr und der Mond. Und eine sehr angenehme Stille.

Unter mir, im Hof des Wohnheims, ist es auch staubig und genauso frei von jeder menschlichen Existenz. Was dort einmal gewesen sein sollte, wurde schon vor Stunden in Alkohol ersäuft, und das sinnfreie Grölen aus drei Kehlen der kommenden Elite lässt erahnen, was da demnächst der Sachbearbeiterebene deutscher Konzerne blüht, die nach dem Ruf der Uni einstellen. Ab und an ein Blitzlicht, vielleicht später noch zu sehen auf StudiVZ. Fensterschlagen deutet an, dass andere morgen arbeiten müssen. Oder den Photographen vom Spiegel da haben. Oder gar nach Heidelberg müssen, und diese Störung durch die losgelassene Elite des Landes nicht brauchen können. Beim Treppensteigen grökt nur noch einer. Zurück bleibe ich, das Fernrohr und der Mond. Und eine sehr angenehme Stille.
donalphons, 03:28h
... link (0 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 17. Juli 2008
Der 16. Juli 2008. Der Tag,
an dem die Hisbollah mit Hilfe der Weltöffentlichkeit darum bettelte, weiterhin Trainingsgebiet der israelischen Geheimdienste sein zu dürfen.
Es ist schon ziemlich übel, in einem Westen mit den Folterknästen Guantanamo und Abu Graib zu sein, aber als islamische Welt käme ich mir heute von den kranken Hisballaballas in ihrem Drogen- und Waffenparadies ziemlich verarscht vor.
Es ist schon ziemlich übel, in einem Westen mit den Folterknästen Guantanamo und Abu Graib zu sein, aber als islamische Welt käme ich mir heute von den kranken Hisballaballas in ihrem Drogen- und Waffenparadies ziemlich verarscht vor.
donalphons, 01:30h
... link (1 Kommentar) ... comment
Wann es endet
Meine Zeit in der New Economy war nicht halb so witzig, wie ich darüber geschrieben habe. Eigentlich war sie absolut nicht witzig, jeder Spass, den man hatte, produzierte auf der anderen Seite viel Leid und Ärger, und ich bin froh, den ganzen Komplex ohne Tablettenproblem, Drogen, Schulden, psychische Defekte und den Verlust des persönlichen Umfelds durchgestanden zu haben. Man musste aufhören, sich als Sanitäter zu sehen. Wir waren diejenigen, die den Leichen nacht der Pest die Goldzähne rausgebrochen haben. Manchmal waren sie auch noch gar nicht tot. Das war dann mitunter weniger schön. Als ein Tag mal wieder besonders beschissen war - Februar 2001 - sagte einer zu mir, ich solle das alles nicht so tragisch nehmen, was ich hier lernen würde, würde mir später bei den neuen Krisen helfen, ihre Mechanismen zu verstehen. Krise ist, wenn die Sekretärin mit Heulkrämpfen als Beschäftigungstherapie eine Aufstellung der Büroklammern macht. Krise ist, etwas zu schreiben und damit, ohne es zu wissen, real eine Freundin zu feuern. Krise ist extrem uncool. Und ich bin froh, dass die Krise, mit der ich aktuell zu tun habe, nicht die grosse Weltwirtschaftskrise von 2008 ist.
Trotzdem stellt sich für mich, wie für alle anderen auch die Frage der Abkopplung von der Krise. Manche glauben, dass es nicht möglich ist, weil die globale Wirtschaft zu stark verwoben ist. Schaut man sich den Kurs des an sich soliden Versicherungskonzerns Allianz an, oder was heute der Swiss Re zugestossen ist, oder die Entlassungen bei BMW, könnte man meinen, dass es tatsächlich überall schlimm wird. Aber, so meine ich doch, nicht überall gleich schlimm. Denn so eine Krise ist wie ein Erdrutsch.

Eine Krise, die durch eine Blase ausgelöst wird, ist wie ein Berghang nach einem heftigen Unwetter über einem Fluss. Der Fluss unterspült den Hang, und damit beginnt für den Berg ein ungleicher Kampf gegen die Schwerkraft. Obendrein ist das Erdreich voller Wasser und damit sehr viel schwerer. Es gibt natürlich auch Haltekräfte - die Wurzeln der Bäume etwa, die in der Lage sind, die oberen Schichten zu halten. Von oben sieht so ein unterspülter Hang wie ein ganz normaler Wald aus, grün, saftig, lebendig - bis er zusammenstürzt.
Das ist schlecht für den Hang - in unserem Fall die USA. Nicht nur, dass er stürzt, sein Material wird auch noch auf Nimmerwiedersehen abgespült. Noch schlimmer aber ist es für diejenigen, die sich darunter befanden. China zum Beispiel. Denn der unterspülte Hang der Kredite war genau das Naturwunder, das alle asiatischen Firmen anzog. Alles, was davon abhängig ist und keine Alternativen hat, kann man getrost falten. Genauso, wie in der New Economy irgendwann bei den am fallenden Nemax gelisteten Firmen kein Geld mehr da war, um konkurrierende Startups aufzukaufen, gibt es jetzt kein Geld, keine Kredite mehr für Zeug aus Asien.
Und natürlich bricht so ein Hang auch nicht exakt an der unterspülten Stelle senkrecht ab. Er rutscht weg und nimmt vieles mit, was nicht über, sondern auch neben ihm iist. Aktuell: Die amerikanische Autoindustrie, die Sparkassen, das Bruttoinlandsprodukt und alle Länder und Wirtschaftsräume, die ähnlich gepfuscht haben. Nicht sofort, denn weil alles verwurzelt ist, kann sich vieles erst mal an der Abbruchkante halten. Aber die Wurzeln hängen in der Luft, und der nächste schwere Regenschauer kann darunter die nächste Lawine auslösen. Unten liegen schon Indymac und Bear Stearns, an der kante sehen wir aktuell schräg oder kippend: Lehman Brothers, Washington Mutual, Freddie Mac, Fannie Mae. Noch nicht klinisch tot, aber offensichtlich am Ende.
Die spannende Frage ist nun, wie es oberhalb der Bruchkante ausschaut. Kommt weiter oben noch mehr Last vom Berg runter, ist hier bislang nur die Hangflanke weggebrochen, die den Berg weiter oben gestützt hat? Wenn ja, schaut es schlecht für weiter oben stehende Bäume aus. Dann wird der Hang weiter bröckeln, und - nicht sofort, aber mit unangenehm grosser Wahrscheinlichkeit - runterkommen. Was die amerikanische Administration gerade tut, ist nichts anderes, als zu behaupten, der Berg sei innen sehr viel stabiler als der abgerutschte Hang, und das Konzept Berg sei ansonsten erdrutschsicher. Wir weiter oben könnten ruhig weiterwandern, alles in Butter.
Das ist natürlich Unsinn. Kein Mensch weiss, wie lange der Grund sandig ist, wann die Felsformationen kommen und ob sie halten. Allerdings liegt es auch in der Natur von Felsrutschen, dass sie irgendwann so viel Material abgetragen haben und in sich verkeilt sind, dass sie nicht weiter rutschen. Irgendwann kommt dann auch Vegetation, und das System fängt sich wieder. Stellt sich also für uns die Frage, wo wir uns auf diesem Hang zu postieren, um nicht mit abzurutschen. Das ist nicht einfach, denn aktuell geht das Unterspülen munter weiter, während die Amerikaner die Auffassung vertreten, man könnte das alles stoppen, indem man diejenigen Holzhändler einknastet, die mit den zerborstenen Baumstämmen Geschäfte machen.
Solange da unten in Idiot´s Valleyalso Verschwörungstheorien herrschen und an der Ursache der Unterspülung eines losen Hangs nur gearbeitet wird, in dem man sandige Kapitalspritzen in das reissende Wasser wirft, ist es dort am sichersten, wo der Hang möglichst flach und weit entfernt vom Fluss ist. Das garantiert nicht, dass es dort auch zu Abrutschen kommt, weil die fallenden Bäume andere nachziehen, und somit neue Ansatzpunkte für Zerstörung entstehen, aber Deutschland ist meines Erachtens so ein Bereich, in dem relativ wenig passieren kann und wird. Hohe Sparquote, relativ gute Kontrolle der Banken, stabiler Binnenmarkt. Und die Regionen, in denen dieses Land fest gefügt ist und ein stabiles Fundament hat, werden zwar den Regen der Inflation abbekommen, aber nicht viel mehr. Man sollte sich aber diesmal keine Illusionen machen: Die USA müssen jetzt abrutschen, damit der Rest des Berges stehen bleiben kann. Oder noch brutaler gesagt: Der Bergrutsch wird global ausgetragen, es ist an der Zeit dafür, und desto mehr die Schulden der USA sie selber treffen, desto besser ist es für den Rest.
Und ich hole jetzt wieder meine alte Zange für das Rausbrechen der Goldzähne. Manche sagen ja, dass der Erwerb von teuren Uhren in der Krise auch nichts bringt, weil man nicht davon abbeissen kann. Es gibt da jemanden in Kalifornien, der darüber nur lachen kann, wie ich auch. Einen Chronometer von Bucherer aus den 6oer Jahren für 74 Spielgeld-Dollar mit Versand wollte ich schon immer mal haben. Und wenn sich sie 100 mal aufgezogen haben werde, sitze ich immer noch in dem Land, das bei der Geschichte nicht gut, aber am besten gefahren ist. Mit gierigen Firmen, die dann alles tun werden, um im nächsten Boom den Abstand zur Dritten Welt inclusive USA (Uganda´S America) möglichst gross werden zu lassen.
Denn es ist so in der Krise: Entweder wir gehen alle drauf - oder die einen gehen drauf, und die anderen haben bessere Chancen. Kein Spass, nicht witzig, aber gelernt ist gelernt. Wer einmal in der Hölle war, kennt den Gestank.
Trotzdem stellt sich für mich, wie für alle anderen auch die Frage der Abkopplung von der Krise. Manche glauben, dass es nicht möglich ist, weil die globale Wirtschaft zu stark verwoben ist. Schaut man sich den Kurs des an sich soliden Versicherungskonzerns Allianz an, oder was heute der Swiss Re zugestossen ist, oder die Entlassungen bei BMW, könnte man meinen, dass es tatsächlich überall schlimm wird. Aber, so meine ich doch, nicht überall gleich schlimm. Denn so eine Krise ist wie ein Erdrutsch.

Eine Krise, die durch eine Blase ausgelöst wird, ist wie ein Berghang nach einem heftigen Unwetter über einem Fluss. Der Fluss unterspült den Hang, und damit beginnt für den Berg ein ungleicher Kampf gegen die Schwerkraft. Obendrein ist das Erdreich voller Wasser und damit sehr viel schwerer. Es gibt natürlich auch Haltekräfte - die Wurzeln der Bäume etwa, die in der Lage sind, die oberen Schichten zu halten. Von oben sieht so ein unterspülter Hang wie ein ganz normaler Wald aus, grün, saftig, lebendig - bis er zusammenstürzt.
Das ist schlecht für den Hang - in unserem Fall die USA. Nicht nur, dass er stürzt, sein Material wird auch noch auf Nimmerwiedersehen abgespült. Noch schlimmer aber ist es für diejenigen, die sich darunter befanden. China zum Beispiel. Denn der unterspülte Hang der Kredite war genau das Naturwunder, das alle asiatischen Firmen anzog. Alles, was davon abhängig ist und keine Alternativen hat, kann man getrost falten. Genauso, wie in der New Economy irgendwann bei den am fallenden Nemax gelisteten Firmen kein Geld mehr da war, um konkurrierende Startups aufzukaufen, gibt es jetzt kein Geld, keine Kredite mehr für Zeug aus Asien.
Und natürlich bricht so ein Hang auch nicht exakt an der unterspülten Stelle senkrecht ab. Er rutscht weg und nimmt vieles mit, was nicht über, sondern auch neben ihm iist. Aktuell: Die amerikanische Autoindustrie, die Sparkassen, das Bruttoinlandsprodukt und alle Länder und Wirtschaftsräume, die ähnlich gepfuscht haben. Nicht sofort, denn weil alles verwurzelt ist, kann sich vieles erst mal an der Abbruchkante halten. Aber die Wurzeln hängen in der Luft, und der nächste schwere Regenschauer kann darunter die nächste Lawine auslösen. Unten liegen schon Indymac und Bear Stearns, an der kante sehen wir aktuell schräg oder kippend: Lehman Brothers, Washington Mutual, Freddie Mac, Fannie Mae. Noch nicht klinisch tot, aber offensichtlich am Ende.
Die spannende Frage ist nun, wie es oberhalb der Bruchkante ausschaut. Kommt weiter oben noch mehr Last vom Berg runter, ist hier bislang nur die Hangflanke weggebrochen, die den Berg weiter oben gestützt hat? Wenn ja, schaut es schlecht für weiter oben stehende Bäume aus. Dann wird der Hang weiter bröckeln, und - nicht sofort, aber mit unangenehm grosser Wahrscheinlichkeit - runterkommen. Was die amerikanische Administration gerade tut, ist nichts anderes, als zu behaupten, der Berg sei innen sehr viel stabiler als der abgerutschte Hang, und das Konzept Berg sei ansonsten erdrutschsicher. Wir weiter oben könnten ruhig weiterwandern, alles in Butter.
Das ist natürlich Unsinn. Kein Mensch weiss, wie lange der Grund sandig ist, wann die Felsformationen kommen und ob sie halten. Allerdings liegt es auch in der Natur von Felsrutschen, dass sie irgendwann so viel Material abgetragen haben und in sich verkeilt sind, dass sie nicht weiter rutschen. Irgendwann kommt dann auch Vegetation, und das System fängt sich wieder. Stellt sich also für uns die Frage, wo wir uns auf diesem Hang zu postieren, um nicht mit abzurutschen. Das ist nicht einfach, denn aktuell geht das Unterspülen munter weiter, während die Amerikaner die Auffassung vertreten, man könnte das alles stoppen, indem man diejenigen Holzhändler einknastet, die mit den zerborstenen Baumstämmen Geschäfte machen.
Solange da unten in Idiot´s Valleyalso Verschwörungstheorien herrschen und an der Ursache der Unterspülung eines losen Hangs nur gearbeitet wird, in dem man sandige Kapitalspritzen in das reissende Wasser wirft, ist es dort am sichersten, wo der Hang möglichst flach und weit entfernt vom Fluss ist. Das garantiert nicht, dass es dort auch zu Abrutschen kommt, weil die fallenden Bäume andere nachziehen, und somit neue Ansatzpunkte für Zerstörung entstehen, aber Deutschland ist meines Erachtens so ein Bereich, in dem relativ wenig passieren kann und wird. Hohe Sparquote, relativ gute Kontrolle der Banken, stabiler Binnenmarkt. Und die Regionen, in denen dieses Land fest gefügt ist und ein stabiles Fundament hat, werden zwar den Regen der Inflation abbekommen, aber nicht viel mehr. Man sollte sich aber diesmal keine Illusionen machen: Die USA müssen jetzt abrutschen, damit der Rest des Berges stehen bleiben kann. Oder noch brutaler gesagt: Der Bergrutsch wird global ausgetragen, es ist an der Zeit dafür, und desto mehr die Schulden der USA sie selber treffen, desto besser ist es für den Rest.
Und ich hole jetzt wieder meine alte Zange für das Rausbrechen der Goldzähne. Manche sagen ja, dass der Erwerb von teuren Uhren in der Krise auch nichts bringt, weil man nicht davon abbeissen kann. Es gibt da jemanden in Kalifornien, der darüber nur lachen kann, wie ich auch. Einen Chronometer von Bucherer aus den 6oer Jahren für 74 Spielgeld-Dollar mit Versand wollte ich schon immer mal haben. Und wenn sich sie 100 mal aufgezogen haben werde, sitze ich immer noch in dem Land, das bei der Geschichte nicht gut, aber am besten gefahren ist. Mit gierigen Firmen, die dann alles tun werden, um im nächsten Boom den Abstand zur Dritten Welt inclusive USA (Uganda´S America) möglichst gross werden zu lassen.
Denn es ist so in der Krise: Entweder wir gehen alle drauf - oder die einen gehen drauf, und die anderen haben bessere Chancen. Kein Spass, nicht witzig, aber gelernt ist gelernt. Wer einmal in der Hölle war, kennt den Gestank.
donalphons, 18:36h
... link (12 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 16. Juli 2008
Wo wir wohnen
Gestern hatte ich einen Termin bei jemandem, der mit einem Bauvolumen von 300 Wohnungen bestimmt, wie wir wohnen - wenn er genug Geld zusammenbekommt. Wir, die eher nicht armen, durchaus im Leben stehenden und mobilen jungen Menschen einer Generation, die keine Nationen mehr kennt, sondern Companies und Flexibilität am Arbeitsplatz, die innerhalb von einer Woche nach Berlin gehen und bei einer anderen Entscheidung der Firma auch gerne mal nach Zürich, und natürlich noch irgendwo anders eine, oder auch zwei richtige Home Zones haben. Es ist nicht meine Aufgabe, Projektplanern gesellschaftliche Illusionen auszureden. Aber als Beispiel für dieses diffuse "Wir" herhalten zu müssen, das in den Verkaufsprospekten all der Media Cities - oder gar "Media City´s", leider konnte ich den Prospektentwurf nicht unauffällig ablichten - auftaucht, die Springer, die an vielen Orten zuhause sind und deshalb auch erklären, wo bittschön in den kriselnden Regionen des Nordens die vielen Käufer für die 3000+xEuro/m² Townhouses herkommen sollen - das war dann doch etwas viel.
Man muss sich diese Szene in etwa so vorstellen: Ein Raum voller Anwälte, Vertriebler, Bauheinis und Erbsenzähler, alle sind ihr ganzes Leben praktisch nicht länger als zwei Wochen südlich des Chiemsees gewesen, meint das Paradebeispiel für die Zielgruppe in ihrer Mitte zu haben, nur weil der Haifischfahrer genau dieses Leben mit 3, 4 Wohnungen anderthalb Jahre mitgemacht und gehasst hat. Die wissen nicht, wovon sie reden. Ich kenne keinen, der berufsbedingt mehr als zwei Wohnungen im Bundesgebiet hat und es nicht zutiefst hasst.

Eine der angenehmsten Bekannten in Berlin war eine junge Französin aus Strassburg, die ein ähnliches Schicksal hatte: Ein - letztlich unsicherer - Job bei einer Stiftung in Berlin, die meisten Freunde in Strassburg oder in Lyon, wo sie studiert hatte. Die konservative Stiftung, mit der ich ab und an zu tun hatte, sagte etwas gegen einen rotgrünen Minister, unvermutet lief die staatliche Projektförderung für die Stiftung aus, und das hochbegabte, mit besten Referenzen ausgestattete Mädchen hatte zwei Monate Gnadenfrist, die Dinge in Berlin geregelt zu bekommen und zu gehen. Wohnung auflösen, Transporte organisieren, Zwischenlösungen finden. Am Ende machte sie in der leeren Wohnung eine Party für ihre Berliner - eigentlich allesamt nichtberliner - Bekannten, und wir sangen mit den Kaiser Chiefs:
"Time on your side that will never render
The most beautiful thing you can ever spend
But you work in a shirt with your nametag on it
Drifting apart like a plate tectonic
Oh my God, I can´t believe it
I´ve never been this far away from home"
Ich kann mir vorstellen, dass es Leute gibt, die das Gefühl der Entwurzelung mögen. Das sind diejenigen, die den Ernstfall nicht kennen, und es für eine Art Internet in der Realität halten. Ein grosser Teil des Erfolgs des Netzes beruht auf einer zumindest zeitweisen, sebstgewählten Entwurzelung aus der Realität, aber das ist virtuell, es hat keine Konsequenzen. In der Realität ist die Gleichzeitigkeit diverser Wohnungen, möchten sie auch Bose Soundsystem haben und bar jedes Ortsbezuges sein, das Nomadentum als cool redefinieren und von einer globalen Elite schwärmen, für die Distanzen keine Rolle spielt, ein Alptraum: irgendetwas schimmelt nach zwei Wochen immer in unseren Kühlschränken, aus unseren Abflüssen riecht es komisch, unsere Briefkästen sind voller Werbemüll, es kotzt uns beim Ankommen an und beim Abfahren, weil die Akkus noch im Ladegerät auf unserem Schreibtisch stecken, und dazwischen tippen wir uns die Finger auf dem iPhone wund, um das soziale Leben vor Ort jenseits der Company, in der wir nicht fucken dürfen, wieder anzukurbeln, wo man nicht zwingend auf uns gewartet hat - es gibt ja auch noch andere, die man immer treffen kann. Wenn es klappt, erzählen wir irgendwelche Dinge von anderen Orten, die nicht halb so toll ankommen, wie wir glauben.
Nachdem sich das Einkaufen für einen normalen Küchenbetrieb nicht lohnt, gehen wir essen. Das ist teuer, aber es geht nicht anders. Weil es schnell gehen muss, fliegen wir auch mal, und dann sind wir plötzlich mit den ansonsten unbekannten Schrecken des Nahverkehrs konfrontiert. Wir nehmen das Taxi. Das ist teuer, aber es geht nicht anders. Wir haben zwar alles, aber in der anderen Wohung. Wir kaufen es halt nochmal. Das ist teuer, aber es geht nicht anders. Wir schaffen es, Marie ins Bett zu kriegen. Das ist dann auch etwas teuer geworden, aber es geht nicht anders. Wir nennen sie versehentlich Viola, und beim zweiten Mal geht sie. Das ist das einzige, was nicht teuer ist, aber dafür es geht auch nicht.

Vor allem aber: Es ist eine Illusion zu glauben, dass solche Leute sofort in einer unbekannten Stadt sofort eine Wohnung kaufen. Gerade in Zeiten wie heute, da unsere kreativen Jobs in wenigen Tagen auch vorbei sein könnten. Schliesslich sind wir immer auf Achse und selten in der Zentrale, wer weiss, wer uns dort gerade als umsetzbare Synergie ausmacht. So reich, dass wir mal schnell einen Fehlkauf tätigen und und dann ein Jahr mit einem Verkauf rumschlagen, bei dem wir dennoch 1000 Euro/m² verlieren - das ist teuer, aber es geht nicht anders - sind wir nur in Ausnahmefällen.
Es ist ein modernes Konzept, diese spezifische multi location habitat, das eigentlich nur Pendeln in Überlänge und Überkosten ist, genauso modern wie die Snacks und Kerosinzuschläge der Billigfluglinien, der Transrapid, japanischer U-Bahn-Porno und das schlechte Englisch zwangsglobalisierter Vorzimmerdamen in Wanne-Eikel. Es wendet sich an Besserverdienende, die mehr als 150.000 Euro verdienen müssen, um damit halbwegs elegant über die Runden zu kommen. Es wurde erfunden, um die Anschlusstingelei an die 4 Auslandspraktika, die heute jeder hat, als schön und gut zu erfinden, und die hohen Kosten mit der Prahlerei der drei Wohnsitze glattzustellen. Letzte Woche in Berlin sagte unsere französische Bekannte, treffen wir uns doch übermorgen am Tegernsee, oder doch gleich in der Munich Area, wir können uns auch am Flughafen abholen. Wo wir nicht wohnen, aber zu oft sind. Nach Meinung derer, die darin Trendsetting sehen, ein Geschäftsmodell, und kein Elend.
Man muss sich diese Szene in etwa so vorstellen: Ein Raum voller Anwälte, Vertriebler, Bauheinis und Erbsenzähler, alle sind ihr ganzes Leben praktisch nicht länger als zwei Wochen südlich des Chiemsees gewesen, meint das Paradebeispiel für die Zielgruppe in ihrer Mitte zu haben, nur weil der Haifischfahrer genau dieses Leben mit 3, 4 Wohnungen anderthalb Jahre mitgemacht und gehasst hat. Die wissen nicht, wovon sie reden. Ich kenne keinen, der berufsbedingt mehr als zwei Wohnungen im Bundesgebiet hat und es nicht zutiefst hasst.

Eine der angenehmsten Bekannten in Berlin war eine junge Französin aus Strassburg, die ein ähnliches Schicksal hatte: Ein - letztlich unsicherer - Job bei einer Stiftung in Berlin, die meisten Freunde in Strassburg oder in Lyon, wo sie studiert hatte. Die konservative Stiftung, mit der ich ab und an zu tun hatte, sagte etwas gegen einen rotgrünen Minister, unvermutet lief die staatliche Projektförderung für die Stiftung aus, und das hochbegabte, mit besten Referenzen ausgestattete Mädchen hatte zwei Monate Gnadenfrist, die Dinge in Berlin geregelt zu bekommen und zu gehen. Wohnung auflösen, Transporte organisieren, Zwischenlösungen finden. Am Ende machte sie in der leeren Wohnung eine Party für ihre Berliner - eigentlich allesamt nichtberliner - Bekannten, und wir sangen mit den Kaiser Chiefs:
"Time on your side that will never render
The most beautiful thing you can ever spend
But you work in a shirt with your nametag on it
Drifting apart like a plate tectonic
Oh my God, I can´t believe it
I´ve never been this far away from home"
Ich kann mir vorstellen, dass es Leute gibt, die das Gefühl der Entwurzelung mögen. Das sind diejenigen, die den Ernstfall nicht kennen, und es für eine Art Internet in der Realität halten. Ein grosser Teil des Erfolgs des Netzes beruht auf einer zumindest zeitweisen, sebstgewählten Entwurzelung aus der Realität, aber das ist virtuell, es hat keine Konsequenzen. In der Realität ist die Gleichzeitigkeit diverser Wohnungen, möchten sie auch Bose Soundsystem haben und bar jedes Ortsbezuges sein, das Nomadentum als cool redefinieren und von einer globalen Elite schwärmen, für die Distanzen keine Rolle spielt, ein Alptraum: irgendetwas schimmelt nach zwei Wochen immer in unseren Kühlschränken, aus unseren Abflüssen riecht es komisch, unsere Briefkästen sind voller Werbemüll, es kotzt uns beim Ankommen an und beim Abfahren, weil die Akkus noch im Ladegerät auf unserem Schreibtisch stecken, und dazwischen tippen wir uns die Finger auf dem iPhone wund, um das soziale Leben vor Ort jenseits der Company, in der wir nicht fucken dürfen, wieder anzukurbeln, wo man nicht zwingend auf uns gewartet hat - es gibt ja auch noch andere, die man immer treffen kann. Wenn es klappt, erzählen wir irgendwelche Dinge von anderen Orten, die nicht halb so toll ankommen, wie wir glauben.
Nachdem sich das Einkaufen für einen normalen Küchenbetrieb nicht lohnt, gehen wir essen. Das ist teuer, aber es geht nicht anders. Weil es schnell gehen muss, fliegen wir auch mal, und dann sind wir plötzlich mit den ansonsten unbekannten Schrecken des Nahverkehrs konfrontiert. Wir nehmen das Taxi. Das ist teuer, aber es geht nicht anders. Wir haben zwar alles, aber in der anderen Wohung. Wir kaufen es halt nochmal. Das ist teuer, aber es geht nicht anders. Wir schaffen es, Marie ins Bett zu kriegen. Das ist dann auch etwas teuer geworden, aber es geht nicht anders. Wir nennen sie versehentlich Viola, und beim zweiten Mal geht sie. Das ist das einzige, was nicht teuer ist, aber dafür es geht auch nicht.

Vor allem aber: Es ist eine Illusion zu glauben, dass solche Leute sofort in einer unbekannten Stadt sofort eine Wohnung kaufen. Gerade in Zeiten wie heute, da unsere kreativen Jobs in wenigen Tagen auch vorbei sein könnten. Schliesslich sind wir immer auf Achse und selten in der Zentrale, wer weiss, wer uns dort gerade als umsetzbare Synergie ausmacht. So reich, dass wir mal schnell einen Fehlkauf tätigen und und dann ein Jahr mit einem Verkauf rumschlagen, bei dem wir dennoch 1000 Euro/m² verlieren - das ist teuer, aber es geht nicht anders - sind wir nur in Ausnahmefällen.
Es ist ein modernes Konzept, diese spezifische multi location habitat, das eigentlich nur Pendeln in Überlänge und Überkosten ist, genauso modern wie die Snacks und Kerosinzuschläge der Billigfluglinien, der Transrapid, japanischer U-Bahn-Porno und das schlechte Englisch zwangsglobalisierter Vorzimmerdamen in Wanne-Eikel. Es wendet sich an Besserverdienende, die mehr als 150.000 Euro verdienen müssen, um damit halbwegs elegant über die Runden zu kommen. Es wurde erfunden, um die Anschlusstingelei an die 4 Auslandspraktika, die heute jeder hat, als schön und gut zu erfinden, und die hohen Kosten mit der Prahlerei der drei Wohnsitze glattzustellen. Letzte Woche in Berlin sagte unsere französische Bekannte, treffen wir uns doch übermorgen am Tegernsee, oder doch gleich in der Munich Area, wir können uns auch am Flughafen abholen. Wo wir nicht wohnen, aber zu oft sind. Nach Meinung derer, die darin Trendsetting sehen, ein Geschäftsmodell, und kein Elend.
donalphons, 00:53h
... link (21 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute -
donalphons, 22:16h
... link (0 Kommentare) ... comment
Oh. Sollte Vanity Fair
doch noch die Kurve von der belanglosen Promiverwurstung zum anspruchsvollen Magazin für nicht dumme Menschen kriegen?
donalphons, 22:06h
... link (5 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 15. Juli 2008
Sehr zu empfehlen - Energiesparlampenverhüter
Als regelmässiger Konsument von Einrichtungszeitschriften für gehobene Ansprüche hat man irgendwann das meiste in den meisten Variationen gesehen: Klostertische unter Maoplakaten, Sektempfänge bei Betrügern, für Waschbecken ausgesägte Altarkommoden der Qing-Zeit, Industriemüll mit Röntgenfakes, venezianische Spiegel mit Stahrohrsesseln. Alles scheint zu gehen, alles wird ausprobiert, und wenn man es damit in die besagten Zeitschriften schafft, ist man zufrieden und kann der eigenen Frau ("hat sich alles Sissi ausgedacht!") gleich eine Karriere als Innenarchitektin für ähnlich geschmacklose Bruntzen eröffnen, selbst wenn das Abgebildete von einer schlecht bezahlten Studentin entworfen wurde. Das alles geht, manchmal auch mit einer Anzeige oder Geschenken für die Redakteure, und doch findet sich in diesem Universum unbegrenzter Möglichkeiten ein schwarzes Loch, das hell erstrahlt und von allen gemieden wird:
Die Energiesparlampe, die lichtaussendende Mörderin von Glanz, Funkeln und Gleissen, die Verräterin des goldenen Schimmers und der weichen Schatten.

Nichts auf dieser Welt macht scheusslicheres Licht, nichts ruiniert so sehr den optischen Eindruck, es ist Lichtkotze der übelsten Sorte. Hat neon noch etwas Klassisches der 30er an sich, kann man Halogen noch irgendwie als vorletzte Mode akzeptieren, gehen die milchig-blassen Stäbe und Beutel absolut nicht. Es sind helle Ekzeme, die man natürlich anschaut und die alles, wirklich alles zerstören, angefangen vom Kronleuchter bis zu den Wandfarben. Energiesparlampen sparen vor allem mit dem Zauber des Lichts, sie erzählen nicht von Luxus, Glitter, Nichtigkeit und Überfluss. Sie sind der kosteneffizienteste Weg, die Wohnung unerträglich zu machen. Erst mit Energiesparlampen begreift man, wie wichtig für Räume, Wohlbefinden und Eindruck das Licht ist, und hier sind stromfressende Glühbirnen mit dem Leistungsgrad eines 1964er Amischlittens ideal. Und die meisten, die man darauf anspricht, betonen auch, dass sie lieber mehr zahlen, als sich das teure Interieur von sowas ruinieren zu lassen.
Tatsächlich gibt es kein ungeeigneteres Licht, in dem man eine Frau entkleiden möchte, kein Leuchten, in dem man weniger gerne ein gutes Buch lesen wollte. Kerzen schlagen alles, dann kommen Glühbirnen, danach sehr lange nichts - und Energiesparlampen kommen gar nicht. Oder?

Ich bin auch der Meinung, dass diese bleichen Gesellen nichts, absolut nichts auf einem funkelnden Kronleuchter verloren haben. Sollte man die Produktion von klassischen Birnen verbieten, würde ich für ein paar hundert Euro nochmal Vorräte für den Rest meines Lebens anlegen. Weil es ein heller Glühdraht sein muss, der die Kristalle entzündet. Wenn er es denn tut. Eigentlich tut er das so gut wie nie, die Kronleuchter sind sehr selten in Gebrauch, wie es auch früher üblich war. Meistens sind bei mir Stehlampen in halber Höhe die üblichen Lichtbringer. Und weil sie alle Lampenschirme haben, ziemlich dicke, alte Lampenschirme, die mit normalen Glühbirnen immer etwas arg bunt, düster und gedämpft ankommen - stecken da - ahem
energiesparlampen
drin. So ungeeignet sie als lediglich helle, direkte Lichtquelle sind - gemildert, abgelenkt, gewärmt indirekt durch Papier und Stoff erscheinend fällt es kaum jemandem negativ auf, dass es in meinen Wohnungen 60? 80? - ich habe sie nie gezählt - Kerzenbirnen an den Kronleuchtern gibt, die kaum je erstrahlen. Tatsächlich aber brennen hier alles in allem selten mehr als 60 energiesparende Watt. Das Bezaubende an solchen hilfreichen Lampenschirmen ist, dass man sie noch für wenig Geld auf den Märkten findet, während die Geschäfte schwerst hinlangen. Dieses Verhältnis wird sich bald ändern - wer sich mit den lahmen Gesellen in der Fassung nicht abfinden will, sollte sich also beeilen.
Die Energiesparlampe, die lichtaussendende Mörderin von Glanz, Funkeln und Gleissen, die Verräterin des goldenen Schimmers und der weichen Schatten.

Nichts auf dieser Welt macht scheusslicheres Licht, nichts ruiniert so sehr den optischen Eindruck, es ist Lichtkotze der übelsten Sorte. Hat neon noch etwas Klassisches der 30er an sich, kann man Halogen noch irgendwie als vorletzte Mode akzeptieren, gehen die milchig-blassen Stäbe und Beutel absolut nicht. Es sind helle Ekzeme, die man natürlich anschaut und die alles, wirklich alles zerstören, angefangen vom Kronleuchter bis zu den Wandfarben. Energiesparlampen sparen vor allem mit dem Zauber des Lichts, sie erzählen nicht von Luxus, Glitter, Nichtigkeit und Überfluss. Sie sind der kosteneffizienteste Weg, die Wohnung unerträglich zu machen. Erst mit Energiesparlampen begreift man, wie wichtig für Räume, Wohlbefinden und Eindruck das Licht ist, und hier sind stromfressende Glühbirnen mit dem Leistungsgrad eines 1964er Amischlittens ideal. Und die meisten, die man darauf anspricht, betonen auch, dass sie lieber mehr zahlen, als sich das teure Interieur von sowas ruinieren zu lassen.
Tatsächlich gibt es kein ungeeigneteres Licht, in dem man eine Frau entkleiden möchte, kein Leuchten, in dem man weniger gerne ein gutes Buch lesen wollte. Kerzen schlagen alles, dann kommen Glühbirnen, danach sehr lange nichts - und Energiesparlampen kommen gar nicht. Oder?

Ich bin auch der Meinung, dass diese bleichen Gesellen nichts, absolut nichts auf einem funkelnden Kronleuchter verloren haben. Sollte man die Produktion von klassischen Birnen verbieten, würde ich für ein paar hundert Euro nochmal Vorräte für den Rest meines Lebens anlegen. Weil es ein heller Glühdraht sein muss, der die Kristalle entzündet. Wenn er es denn tut. Eigentlich tut er das so gut wie nie, die Kronleuchter sind sehr selten in Gebrauch, wie es auch früher üblich war. Meistens sind bei mir Stehlampen in halber Höhe die üblichen Lichtbringer. Und weil sie alle Lampenschirme haben, ziemlich dicke, alte Lampenschirme, die mit normalen Glühbirnen immer etwas arg bunt, düster und gedämpft ankommen - stecken da - ahem
energiesparlampen
drin. So ungeeignet sie als lediglich helle, direkte Lichtquelle sind - gemildert, abgelenkt, gewärmt indirekt durch Papier und Stoff erscheinend fällt es kaum jemandem negativ auf, dass es in meinen Wohnungen 60? 80? - ich habe sie nie gezählt - Kerzenbirnen an den Kronleuchtern gibt, die kaum je erstrahlen. Tatsächlich aber brennen hier alles in allem selten mehr als 60 energiesparende Watt. Das Bezaubende an solchen hilfreichen Lampenschirmen ist, dass man sie noch für wenig Geld auf den Märkten findet, während die Geschäfte schwerst hinlangen. Dieses Verhältnis wird sich bald ändern - wer sich mit den lahmen Gesellen in der Fassung nicht abfinden will, sollte sich also beeilen.
donalphons, 00:26h
... link (17 Kommentare) ... comment
22 Meter für Altötting an der Spree
Den nächsten Volltrottel, der München lächrlich macht, weil hier den Bonzen per Bürgerentscheid das Verschandeln der Stadt mit Hochhausmausolen wie dm Roland Berger Memorial küntig verboten hat, sobald sie höher als die Frauenkirche bauen wollen - den nächsten dergestalten Volltrottel verweise ich an die mit seinesgleichen bevölkerten, nördlichsten europäischen Favelas Monte de la Cruz und und Vico Frederico nahe Marzahn, in denen nun per Bürgerentscheid eine maximale Gebäudehöhe von 22 Meter nachhaltig empfohlen wird. 22 Meter ist noch nicht halb mal so hoch wie der Kirchturm von Gmund am Tegernsee, und um so niedrig zu werden, müsste ich bei meinen nun doch schon 408 Jahre alten Haus der Strahlenkranzmadonna auf dem Giebel die Strahlen absägen.

Berliner Boom, dortselbst aufgenommen im kalten März 2004.
Deshalb mein Vorschlag an die Slumbewohner: Im malerischen Altötting im schönen Niederbayern gibt es enorm viel Innufer, an denen man tolle Strandparties machen kann, krassere Geschichten wie Komasaufen, Messerstechereien und alkoholisierte Autorennen ab 16 gehören dort zur gelebten Tradition, einen Mediapark und anderes modernes Gerümpel will man dort auch nicht, und die lokalen Machthaber, mit denen man mit den 22 Meter offene Türen einrennt, sind genauso strukturkonservativ und wollen in ihrem von vielen abgezockten Wallfahrern am Leben erhaltenes, anachronistische Soziobiotop so leben, wie es schon ihre Eltern und Grosseltern getan haben. Das ist euer gelobtes Land. Altötting in Niederbayern. Do seids de Mehran.
(Wie hiess nochmal die Gruppe, die den passenden Titel dazu geschrieben hat "Ihr seid Altöttinger"?)

Berliner Boom, dortselbst aufgenommen im kalten März 2004.
Deshalb mein Vorschlag an die Slumbewohner: Im malerischen Altötting im schönen Niederbayern gibt es enorm viel Innufer, an denen man tolle Strandparties machen kann, krassere Geschichten wie Komasaufen, Messerstechereien und alkoholisierte Autorennen ab 16 gehören dort zur gelebten Tradition, einen Mediapark und anderes modernes Gerümpel will man dort auch nicht, und die lokalen Machthaber, mit denen man mit den 22 Meter offene Türen einrennt, sind genauso strukturkonservativ und wollen in ihrem von vielen abgezockten Wallfahrern am Leben erhaltenes, anachronistische Soziobiotop so leben, wie es schon ihre Eltern und Grosseltern getan haben. Das ist euer gelobtes Land. Altötting in Niederbayern. Do seids de Mehran.
(Wie hiess nochmal die Gruppe, die den passenden Titel dazu geschrieben hat "Ihr seid Altöttinger"?)
donalphons, 20:36h
... link (7 Kommentare) ... comment
: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 13. Juli 2008
Bayerisch St. Tropez
Es gibt in Tegernsee sogar einen Polizisten, der aussieht wie Cruchot alias Louis de Funes. Das ist insofern bemerkenswert, als ich Mitte der 80er nach Südfrankreich geradelt bin und irgendwie schon etwas enttäuscht war, dass die Polizisten in St. Tropez ganz anders aussahen. Ganz im Gegenteil zu Norditalien, wo es in den 70ern (und in Mantua auch noch heute) grobschlächtige, radelnde Soutanenträger a la Fernandel zu betrachten gibt.



Manchmal ist das alles wegen seiner harmlosen Oberflächlichkeit kaum zu ertragen. Manchmal wache ich aber auch nur auf und lache schallend, weil es so schön ist.
Übrigens: Das könnte ein spannendes Blog werden.
Und die FAZ gibt Ratschläge zum krisengestützten Booterwerb in den USA



Manchmal ist das alles wegen seiner harmlosen Oberflächlichkeit kaum zu ertragen. Manchmal wache ich aber auch nur auf und lache schallend, weil es so schön ist.
Übrigens: Das könnte ein spannendes Blog werden.
Und die FAZ gibt Ratschläge zum krisengestützten Booterwerb in den USA
donalphons, 19:37h
... link (11 Kommentare) ... comment
Empfehlung heute -Die spannende Frage.
Meines Erachtens werden wir - soweit wir, um hier nochmal meine Fassungslosigkeit ob der Leckmichhaltung weiter Teile der bloggenden und nichtbloggenden Bevölkerung zum Ausdruck zu bringen, die Auslieferung des iPhone nicht für ein grösseres Problem und die Entwicklung einer Blogkarte für ein grosses Ding halten - werden wir also, die wir nicht nur etwas zu verlieren haben, und sei es auch nur die Transferleistung aus dem Westen für unser iPhone-Geschlonze in Mitte, sondern auch überlegen, wie das zu vermeiden ist, uns vor allem mit der Frage beschäftigen müssen, inwieweit sich der Euroraum und besonders Deutschland von den aus Amerika kommenden, vergifteten Früchte der Finanzkrise abkoppeln kann. Dazu möchte ich hier auf zwei Beiträge hinweisen, die man heute zwingend gelesen haben sollte:

Ein schicksalhaftes Wochenende von Weissgarnix, der sich fundiert mit den Optionen auseinandersetzt, die dem amerikanischen Finanzsystem bleiben, und welche Folgen die möglichen Optionen haben.
Und der Bericht des Wall Street Journal, der, wenn er zutrifft, die Entscheidung der US-Adminsitration für eine mittelgrosse und kurzfristige Intervention beschreibt, die das System der Kreditgeschäfte der Hypothekenversicherer Fannie Mae und Freddie Mac mit 15 Milliarden Dollar stützt, die beiden halbstaatlichen Firmen aber nicht übernimmt und die Aktionäre im Regen stehen lässt.
Meines Erachtens ist das alles nur ein Tropfen auf dem heissen Stein, eine "Rettung" für den morgigen Tag für relativ "kleines Geld", das nicht lange reichen wird, wenn die Hauspreise weiter fallen. Die Kapitalspritze reicht noch zwei, drei Monate vielleicht - vom Beginn der Krise bis Ende März haben die beiden Firmen Verluste von 11 Milliarden Dollar gemacht, April bis jetzt war eher nochmal blutiger. Nebenbei ist es natürlich auch das Eingeständnis, dass beide Firmen entgegen aller Beteuerungen tatsächlich de facto pleite sind, weil sie sich die dringend benötigten Mittel nicht mehr auf dem Kapitalmarkt beschaffen können. 15 Milliarden Dollar ist nicht allzu viel, wenn man ansonsten die Alternativen hat, die beiden Firmen pleite gehen und damit das globale Bankensystem explodieren zu lassen, oder 5 Billionen Hypotheken, die bei den beicden Firmen lagern, als zusätzliche Verschuldung in die Bilanz der USA zu übernehmen. Dass inzwischen kaum mehr jamnd Vertrauen in das amerikanische Banksystem und seinen Beteuerungen, alles sei prima, haben dürfte, ist da nur noch ein kleiner Nebeneffekt.
Ich denke, die US-Administration und ihre verschwendungssüchtigen Bürger - erinnert sich noch jemand an den wirkungslos verpufften, konsumanfeuernden Scheck an die Steuerzahler, mit dem sich die Regierung aus der Rezession feuern wollte? - finden die daraus entstehende Inflation kurzfristig weitaus weniger problematisch, als allzu viele Einschnitte in ihr Konsumverhalten. Inflation ist super, wenn man vor allem Schulden hat. Und was es für die restliche Welt bedeutet, geht den USA am Arsch vorbei - dem Körperteil, in das sich China dann seine 200 Milliarden Dollar für seinen Staatsfonds hinstecken kann.

Wäre ich die Bundesregierung, ich würde versuchen, meine Euro-Schulden jetzt in Dollar umzutauschen und sie dann in fünf Jahren für den Gegenwert einer Tasse Kaffee in der Bundestagscafete abzubezahlen. Wäre ich jedoch ein Bundesbürger und hätte viel Geld rumliegen, wird mir das nicht viel helfen - vermutlich wird der Euro nicht so viel mehr zum Dollar gewinnen, wie die Inflation auch hierzulande abknapsen wird. Vermutlich kann man als Deutscher in ein paar Jahren grössere Latifundien in England und den USA zum Sozialhilfesatz erwerben, aber wenn das grosse Ding kommt, würde man sicher nicht dort sein wollen - ganz offen, die dritte Welt ist in Madagaskar schöner.
Ich würde sukzessive umschichten in sowas wie da oben, restaurierungsbedürftig, grosses Grundstück, AAA-Lage in der fünftreichsten Gemeinde des viertreichsten Landkreises des am Ende vermutlich reichsten Flächenlandes der Erde, und genau so viel behalten, wie für Restaurierung und Unterhalt nötig ist. Grund ist begrenzt - und das Gegenteil von amerikanischen Geldnoten und der menschlichen Dummheit.
Nachtrag: Ebenfalls toll - die Financial Times (natürlich nicht die FTD) zum gleichen Thema.

Ein schicksalhaftes Wochenende von Weissgarnix, der sich fundiert mit den Optionen auseinandersetzt, die dem amerikanischen Finanzsystem bleiben, und welche Folgen die möglichen Optionen haben.
Und der Bericht des Wall Street Journal, der, wenn er zutrifft, die Entscheidung der US-Adminsitration für eine mittelgrosse und kurzfristige Intervention beschreibt, die das System der Kreditgeschäfte der Hypothekenversicherer Fannie Mae und Freddie Mac mit 15 Milliarden Dollar stützt, die beiden halbstaatlichen Firmen aber nicht übernimmt und die Aktionäre im Regen stehen lässt.
Meines Erachtens ist das alles nur ein Tropfen auf dem heissen Stein, eine "Rettung" für den morgigen Tag für relativ "kleines Geld", das nicht lange reichen wird, wenn die Hauspreise weiter fallen. Die Kapitalspritze reicht noch zwei, drei Monate vielleicht - vom Beginn der Krise bis Ende März haben die beiden Firmen Verluste von 11 Milliarden Dollar gemacht, April bis jetzt war eher nochmal blutiger. Nebenbei ist es natürlich auch das Eingeständnis, dass beide Firmen entgegen aller Beteuerungen tatsächlich de facto pleite sind, weil sie sich die dringend benötigten Mittel nicht mehr auf dem Kapitalmarkt beschaffen können. 15 Milliarden Dollar ist nicht allzu viel, wenn man ansonsten die Alternativen hat, die beiden Firmen pleite gehen und damit das globale Bankensystem explodieren zu lassen, oder 5 Billionen Hypotheken, die bei den beicden Firmen lagern, als zusätzliche Verschuldung in die Bilanz der USA zu übernehmen. Dass inzwischen kaum mehr jamnd Vertrauen in das amerikanische Banksystem und seinen Beteuerungen, alles sei prima, haben dürfte, ist da nur noch ein kleiner Nebeneffekt.
Ich denke, die US-Administration und ihre verschwendungssüchtigen Bürger - erinnert sich noch jemand an den wirkungslos verpufften, konsumanfeuernden Scheck an die Steuerzahler, mit dem sich die Regierung aus der Rezession feuern wollte? - finden die daraus entstehende Inflation kurzfristig weitaus weniger problematisch, als allzu viele Einschnitte in ihr Konsumverhalten. Inflation ist super, wenn man vor allem Schulden hat. Und was es für die restliche Welt bedeutet, geht den USA am Arsch vorbei - dem Körperteil, in das sich China dann seine 200 Milliarden Dollar für seinen Staatsfonds hinstecken kann.

Wäre ich die Bundesregierung, ich würde versuchen, meine Euro-Schulden jetzt in Dollar umzutauschen und sie dann in fünf Jahren für den Gegenwert einer Tasse Kaffee in der Bundestagscafete abzubezahlen. Wäre ich jedoch ein Bundesbürger und hätte viel Geld rumliegen, wird mir das nicht viel helfen - vermutlich wird der Euro nicht so viel mehr zum Dollar gewinnen, wie die Inflation auch hierzulande abknapsen wird. Vermutlich kann man als Deutscher in ein paar Jahren grössere Latifundien in England und den USA zum Sozialhilfesatz erwerben, aber wenn das grosse Ding kommt, würde man sicher nicht dort sein wollen - ganz offen, die dritte Welt ist in Madagaskar schöner.
Ich würde sukzessive umschichten in sowas wie da oben, restaurierungsbedürftig, grosses Grundstück, AAA-Lage in der fünftreichsten Gemeinde des viertreichsten Landkreises des am Ende vermutlich reichsten Flächenlandes der Erde, und genau so viel behalten, wie für Restaurierung und Unterhalt nötig ist. Grund ist begrenzt - und das Gegenteil von amerikanischen Geldnoten und der menschlichen Dummheit.
Nachtrag: Ebenfalls toll - die Financial Times (natürlich nicht die FTD) zum gleichen Thema.
donalphons, 15:45h
... link (31 Kommentare) ... comment
... older stories