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Mittwoch, 10. September 2008
Was taten Sie am Tag, als der Kapitalismus stürzte?
Am 9.9.2008, als der Crash von Lehman Brothers und Washington Mutual offensichtlich wurde, und jedem klar war, dass dieses Doppelpack nicht "to big to fail" ist, sondern "to big to rescue"? Am Tag, als manche Schwachköpfe wegen der "Rettung" von Fannie Mae und Freddie Mae durch die Regierung noch das Ende der Krise ausriefen, so wie vor 21 manche Parteikader des Ostens die Fortführung des Sozialismus, ohne zu begreifen, dass der amerikanische Staat selbst so pleite ist, dass er gerettet werden müsste? Am 9.9. musste ich ein paar geschäftliche Dinge erledigen, Verwaltungskram, Rechnungen, Briefe, ein Kundengespräch, und dann habe ich meine Eltern überzeugt, mit mir an den Tegernsee zu fahren, weil: Schöner wird es nicht mehr. Dort standen dann zwei Berge auf dem Programm.

Im Vordergrund erst mal der Datschiberg, und danach der Berg im Hintergrund.

Es ist hier ja so, dass ich keine langen Wege gehen muss, oder mit dem Auto fahren, um zum Berg zu kommen. Der Berg fängt gleich hinter dem Seepanorama an, an dem entlang ich zu ihm gehe.

Es gibt viel Schönes am Berg, aber das Schönste war das küssende Paar oben auf der Alm, gleich hinter dem steilen Endaufstieg, als sich am Horizont die Berglandschaft weitete.

So sieht es da oben aus. Ein paar Bänke stehen in einem Steingarten, der jetzt schon verblüht ist, aber ich habe mit dieser Aussicht ohnehin kaum ein Auge für Blumen.

Ich kann mir das stundenlang anschauen. Ich brauche nichts anderes, es wird auch nicht langweilig. Irgendwann macht die Hüttenwirtin die Sonnenschirme zu, dann wird es Zeit, aufzubrechen.

Denn die Sonne steht schon tief, es wird im Wald schnell finster, und beim Springen über Stock und Stein braucht man Licht; zumal ich von der lichten Höhe aus in den Sonnenuntergang hineinlaufe.

Zum grossen Spektakel der hereinbrechenden Nacht war ich dann unten am Fusse des Berges, sehr zufrieden und überhaupt nicht aufgeregt von dem, was auf einem anderen Kontinent geschah. Ich hatte es da oben nicht mitbekommen, und das einzige, was ich wirklich bedauert habe war, dass ich dort oben niemand küssen konnte. Komisch, oder? An der Krise hängt auch meine berufliche Existenz, nicht allzu nah, aber doch so, dass ich mir Sorgen machen sollte, und trotzdem: Sollen sie doch alle krepieren, solange ich irgendwann mit einer Frau da oben im Gras liegen kann.

Im Vordergrund erst mal der Datschiberg, und danach der Berg im Hintergrund.

Es ist hier ja so, dass ich keine langen Wege gehen muss, oder mit dem Auto fahren, um zum Berg zu kommen. Der Berg fängt gleich hinter dem Seepanorama an, an dem entlang ich zu ihm gehe.

Es gibt viel Schönes am Berg, aber das Schönste war das küssende Paar oben auf der Alm, gleich hinter dem steilen Endaufstieg, als sich am Horizont die Berglandschaft weitete.

So sieht es da oben aus. Ein paar Bänke stehen in einem Steingarten, der jetzt schon verblüht ist, aber ich habe mit dieser Aussicht ohnehin kaum ein Auge für Blumen.

Ich kann mir das stundenlang anschauen. Ich brauche nichts anderes, es wird auch nicht langweilig. Irgendwann macht die Hüttenwirtin die Sonnenschirme zu, dann wird es Zeit, aufzubrechen.

Denn die Sonne steht schon tief, es wird im Wald schnell finster, und beim Springen über Stock und Stein braucht man Licht; zumal ich von der lichten Höhe aus in den Sonnenuntergang hineinlaufe.

Zum grossen Spektakel der hereinbrechenden Nacht war ich dann unten am Fusse des Berges, sehr zufrieden und überhaupt nicht aufgeregt von dem, was auf einem anderen Kontinent geschah. Ich hatte es da oben nicht mitbekommen, und das einzige, was ich wirklich bedauert habe war, dass ich dort oben niemand küssen konnte. Komisch, oder? An der Krise hängt auch meine berufliche Existenz, nicht allzu nah, aber doch so, dass ich mir Sorgen machen sollte, und trotzdem: Sollen sie doch alle krepieren, solange ich irgendwann mit einer Frau da oben im Gras liegen kann.
donalphons, 01:07h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 8. September 2008
Empfehlung heute - Prima!
Seit Freitag sitze ich innerlich an einem Text über zur Schau getragenen Nachwuchs. Nicht die Softcoreversion im Netz, sondern das echte Kindergenutte im realen Leben. Das Guck mal ich habe jetzt auch einen Lebenszweck Getue. Die Natürlich könnte ich es auch zuhause lassen aber ich will ja auch dass wirklich jeder der es schon aus anderen Quellen gehört hat auch wirklich wirtklich mitbekommt Nummer. Und der Ich weiss genau was Du denkst aber das ist nicht der Platz und die Zeit es auszusprechen Anspruch. Die Sex ist jetzt endlich nicht mehr so wichtig Ausrede und die Mutter sein ist wirklich toll und war eigentlich schon immer mein Ziel Angeberei. Übersetzt: Früher war ich nur unreif und asexuell aber heute wird bei uns zuhause gebrüllt und es gibt Kotspiele.
Ich sitze also an einem brettharten Hasstext und weiss auch, dass die Empfängerinnen das hier mitunter lesen, aber es fällt mir nichts ein, was einerseits adäquat und andererseits allgemein genug bliebe. Ausserdem möchte ich absolut nicht, dass jemand im Nachhinein denkt, es würde mir allzuviel ausmachen, wo doch alles und jeder wusste, dass es über kurz oder sehr kurz so kommen würde. Es ist nicht die Tatsache, es ist ihre Instrumentalisierung, es ist kein Gift, nur eine Verstimmung. Aber - dank Itha habe ich ein Mittel dagegen.
Ich sitze also an einem brettharten Hasstext und weiss auch, dass die Empfängerinnen das hier mitunter lesen, aber es fällt mir nichts ein, was einerseits adäquat und andererseits allgemein genug bliebe. Ausserdem möchte ich absolut nicht, dass jemand im Nachhinein denkt, es würde mir allzuviel ausmachen, wo doch alles und jeder wusste, dass es über kurz oder sehr kurz so kommen würde. Es ist nicht die Tatsache, es ist ihre Instrumentalisierung, es ist kein Gift, nur eine Verstimmung. Aber - dank Itha habe ich ein Mittel dagegen.
donalphons, 22:53h
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Verschlungene Wege
Nein. mag sein, dass es woanders so ist, aber bei uns nicht. Bei uns hat der Sommer einen sehr, sehr langen Atem, er ist nie ganz weg, und er muss aus seinem Winterquartier in Italien gar nicht viel pusten. Ein paar müde Schnaufer reichen, und der Kälteinbruch ist vergessen, die Strassen werden trocken, und vom Regen bleibt nur das saftige Grün auf dem Weg zurück in die Provinz.

Der Weg ist nicht einer, sondern viele, es gibt Abzweigungen und Kurven und ein stetes Hin und Her, es ist noch etwas Zeit bis zur Pflicht, und wenn auch die Region Warngau nicht so schroff-majestätisch wie die Berglandschaft ist, so hat sie doch auch ihre Reize unter dem italienisch blauen Himmel, die Luft ist silbrig bei Allerheiligen, und bei der alten Post sind die weissroten Tischdecken draussen.

Und wie jedes Jahr erst hier die Erkenntnis, es zu selten getan zu haben, zu oft verzichtet zu haben, die Tage oft, aber dennoch zu selten genutzt, die Reifen immer noch zu neu und deshalb taxiert, ob es nicht doch die Chance gibt, gleich wieder zurückzufahren. Es ist auch nicht schlecht in der Provinz.

Aber es sind die Tage, da man noch einmal am See sein sollte; es sind nicht mehr zu viele Tage, und der Winter wird noch lang und eisig genug; vielleicht, wenn es schlcht läuft, auch ohne die Möglichkeit, die Berge zu überqueren und irgendwo zu verweilen, an einem Ort, den es noch mitzunehmen gilt, der ein Versteck bietet vor dem Unausweichlichen, das so oder so kommt. Man muss der Realität ins Auge schauen: In 20 Jahren wird man nicht mehr einfach so über die Landstrassen knattern. Vor uns die Sintflut.

Der Weg ist nicht einer, sondern viele, es gibt Abzweigungen und Kurven und ein stetes Hin und Her, es ist noch etwas Zeit bis zur Pflicht, und wenn auch die Region Warngau nicht so schroff-majestätisch wie die Berglandschaft ist, so hat sie doch auch ihre Reize unter dem italienisch blauen Himmel, die Luft ist silbrig bei Allerheiligen, und bei der alten Post sind die weissroten Tischdecken draussen.

Und wie jedes Jahr erst hier die Erkenntnis, es zu selten getan zu haben, zu oft verzichtet zu haben, die Tage oft, aber dennoch zu selten genutzt, die Reifen immer noch zu neu und deshalb taxiert, ob es nicht doch die Chance gibt, gleich wieder zurückzufahren. Es ist auch nicht schlecht in der Provinz.

Aber es sind die Tage, da man noch einmal am See sein sollte; es sind nicht mehr zu viele Tage, und der Winter wird noch lang und eisig genug; vielleicht, wenn es schlcht läuft, auch ohne die Möglichkeit, die Berge zu überqueren und irgendwo zu verweilen, an einem Ort, den es noch mitzunehmen gilt, der ein Versteck bietet vor dem Unausweichlichen, das so oder so kommt. Man muss der Realität ins Auge schauen: In 20 Jahren wird man nicht mehr einfach so über die Landstrassen knattern. Vor uns die Sintflut.
donalphons, 22:36h
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Spätes Frühstück am Rande einer brüchigen Welt
Bei der letzten Krise wollte ich unbedingt dabei sein. ich war hoch motiviert, begierig auf das Abenteuer und mit Begeisterung bei der Sache. Am Anfang. Am Ende war es nicht halb so spannend wie gedacht und doppelt so übel, und ich musste immer an Micha denken, der mir gesagt hat: Krieg ist Langeweile, man sitzt tagelang rum und dann kommt für ein paar Minuten das Adrenalin, und am Ende ist es nur wichtig, heil rauszukommen. Dabei ist Micha selbst einer von denen, die möglichst nah dran sein wollen.

Diesmal stehe ich quasi am Rand und schaue zu, und überlege, was noch passieren muss, dass es mich in den nächsten Monaten betrifft. Ziemlich viel, auch wenn der Abstand mit dem gestrigen Tag kleiner geworden ist. Es sagt sich so leicht, dass jetzt die amerikanischen Steuerzahler den Finanzgiftmüll absichern. Jaha, bitte, welche amerikanischen Steuerzahler eigentlich? Die, die jetzt schon eine negative Spatquote haben und für die Schuldenlast dann eben weniger konsumieren können, was die Wirtschaft in die Rezession prügelt, mit Arbeitslosigkeit und weiteren Kreditnehmern, mein Hauskredit, mein Autokredit, mein Bootkredit, mein Ipodkredit, mein Benzinkredit, die dann nicht mehr zahlen können? Kann man eine Schuldenlawine aufhalten, indem man eine Schuldenlawine reinlaufen lässt? Wie tief geht das runter, wie hoch sind die Berge, wie nah bin ich dran?
Ich gebe ungern Ratschläge, aber ein Bankrun ist sicher nicht ganz doof in dieser Situation, und vielleicht probiere ich nur mal zu meiner Beruhigung, ob ich mit 6 Euro am Tag durchkomme.

Diesmal stehe ich quasi am Rand und schaue zu, und überlege, was noch passieren muss, dass es mich in den nächsten Monaten betrifft. Ziemlich viel, auch wenn der Abstand mit dem gestrigen Tag kleiner geworden ist. Es sagt sich so leicht, dass jetzt die amerikanischen Steuerzahler den Finanzgiftmüll absichern. Jaha, bitte, welche amerikanischen Steuerzahler eigentlich? Die, die jetzt schon eine negative Spatquote haben und für die Schuldenlast dann eben weniger konsumieren können, was die Wirtschaft in die Rezession prügelt, mit Arbeitslosigkeit und weiteren Kreditnehmern, mein Hauskredit, mein Autokredit, mein Bootkredit, mein Ipodkredit, mein Benzinkredit, die dann nicht mehr zahlen können? Kann man eine Schuldenlawine aufhalten, indem man eine Schuldenlawine reinlaufen lässt? Wie tief geht das runter, wie hoch sind die Berge, wie nah bin ich dran?
Ich gebe ungern Ratschläge, aber ein Bankrun ist sicher nicht ganz doof in dieser Situation, und vielleicht probiere ich nur mal zu meiner Beruhigung, ob ich mit 6 Euro am Tag durchkomme.
donalphons, 16:44h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 8. September 2008
Problemlösung amerikanischer Art
Ich finde es ganz erstaunlich, wie wenig man momentan von den Rufen nach Privatisierung hört, wenn ein Staat wie die USA faktisch für 5.000 Milliarden Kredite meist minderwertiger Art garantiert und deren Verursacher unter seine Kontrolle stellt. Wo sind jetzt unsere Wirtschaftskapitäne, die Lobbyisten und ihre gekaufte Johurnaille, wo sind denn jetzt die SPONianer und FTDler, wo die vielen Neoliberalalas, die das wohlfeil fickbare Sprachloch für bezahlende Kreise sind, mit dem entsprechenden Aufschrei?
...
Was gerade durch die Kontrollübernahme bei Fannie Mae und Freddie Mac geschieht, ist nicht die grösste Übernahme privater Fehleinschätzungen und unkalkulierbarer Risiken der Geschichte; da gab es noch andere Beispiele. Oh, es sind durch die Bank Beispiele mit fragwürdigem Ende, nehmen wir nur mal die East Indian Company, deren Versagen die Amerikaner erst ihre Unabhängigkeit "verdanken". Oder die Missisippi-Blase, deren Geldscheine hübsche Parallelen mit den US-Krediten haben. Es gibt also historische Vorbilder, und die Welt hat sie auch überstanden, mit ein paar Wirtschaftskriegen, Hungersnöten, Völkerrechtsverletzungen und anderen Dingen, die wir heute in Den Haag verhandeln würden. So gesehen sind Staaten wirklich in der Lage, durch Verstaatlichung katastrophaler Firmen und anschliessenden stärkeren Kontrollen die Folgen allzu freier Märkte festzunageln und abzufangen.

Zahlen tut, auch das ist historisch korrekt, immer die Bevölkerung und besonders gern der Teil, der sich nicht an der Zockerei beteiligt hat. Ausser der russischen Revolution von 1917/18 wüsste ich auf die Schnelle keinen wirtschaftlichen Totalschaden, bei dem man die Verantwortlichen wirklich umfassend zur Rechenschaft gezogen hätte. Und auch in den USA ist das aktuell nicht geplant.
Was dafür sorgen wird, dass die Wünsche nach einem Bailout jetzt auch von Lehman Brothers kommen werden. Bei 5 Billionen Kreditrisiken, die jetzt schon geschultert werden, wäre das nur ein Klacks. Da ist auch noch die wacklige Washington Mutual. Und Boeing und die Autoindustrie, und vielen, vielen anderen, die nicht fit für die Krise sind. Am Ende wird man feststellen, dass ein ganzen Land nicht fit für die Krise war. Und dann? Hyperinflation? Staatsbakrott? Beides? Oder ist bald der Zeitpunkt erreicht, da Kuwait, China und Luxemburg die besten Teile rausschneiden, um den Rest krepieren zu lassen?
Ein kleiner Tipp für die Partei, die einen alten Chef wieder bekommen und immer noch nicht Berliner Ritalischlucker mit fragwürdigen Fahrtenbüchern aus den Gremien peitscht: Bei der nächsten Wahl muss man sich um die internationale Konkurrenzfähigkeit Deutschlands keine gedanken mehr machen, denn die Konkurrenz geht gerade über den Jordan. Statt dessen Binnenmarkt, Reallohnzuwächse und verbesserte Inlandsnachfrage. Ausser Finanzgiftmüll und unbezahlte Rechnungen in kaputten Währungen gibt es mittelfristig bei der Globalisierung nicht mehr viel zu holen. Und wenn die Affen der Neoliberalen jetzt ob der Risikoübernahme des Staates die stinkenden Mäuler halten, halten sie vielleicht auch die Fresse, wenn sie 2009 die zum Humankapital degradierte Bevölkerung als Rettungsanker brauchen - wenn die sich unverständlicherweise nicht entschliessen sollte, die Bande a la russe abzutragen.
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Was gerade durch die Kontrollübernahme bei Fannie Mae und Freddie Mac geschieht, ist nicht die grösste Übernahme privater Fehleinschätzungen und unkalkulierbarer Risiken der Geschichte; da gab es noch andere Beispiele. Oh, es sind durch die Bank Beispiele mit fragwürdigem Ende, nehmen wir nur mal die East Indian Company, deren Versagen die Amerikaner erst ihre Unabhängigkeit "verdanken". Oder die Missisippi-Blase, deren Geldscheine hübsche Parallelen mit den US-Krediten haben. Es gibt also historische Vorbilder, und die Welt hat sie auch überstanden, mit ein paar Wirtschaftskriegen, Hungersnöten, Völkerrechtsverletzungen und anderen Dingen, die wir heute in Den Haag verhandeln würden. So gesehen sind Staaten wirklich in der Lage, durch Verstaatlichung katastrophaler Firmen und anschliessenden stärkeren Kontrollen die Folgen allzu freier Märkte festzunageln und abzufangen.

Zahlen tut, auch das ist historisch korrekt, immer die Bevölkerung und besonders gern der Teil, der sich nicht an der Zockerei beteiligt hat. Ausser der russischen Revolution von 1917/18 wüsste ich auf die Schnelle keinen wirtschaftlichen Totalschaden, bei dem man die Verantwortlichen wirklich umfassend zur Rechenschaft gezogen hätte. Und auch in den USA ist das aktuell nicht geplant.
Was dafür sorgen wird, dass die Wünsche nach einem Bailout jetzt auch von Lehman Brothers kommen werden. Bei 5 Billionen Kreditrisiken, die jetzt schon geschultert werden, wäre das nur ein Klacks. Da ist auch noch die wacklige Washington Mutual. Und Boeing und die Autoindustrie, und vielen, vielen anderen, die nicht fit für die Krise sind. Am Ende wird man feststellen, dass ein ganzen Land nicht fit für die Krise war. Und dann? Hyperinflation? Staatsbakrott? Beides? Oder ist bald der Zeitpunkt erreicht, da Kuwait, China und Luxemburg die besten Teile rausschneiden, um den Rest krepieren zu lassen?
Ein kleiner Tipp für die Partei, die einen alten Chef wieder bekommen und immer noch nicht Berliner Ritalischlucker mit fragwürdigen Fahrtenbüchern aus den Gremien peitscht: Bei der nächsten Wahl muss man sich um die internationale Konkurrenzfähigkeit Deutschlands keine gedanken mehr machen, denn die Konkurrenz geht gerade über den Jordan. Statt dessen Binnenmarkt, Reallohnzuwächse und verbesserte Inlandsnachfrage. Ausser Finanzgiftmüll und unbezahlte Rechnungen in kaputten Währungen gibt es mittelfristig bei der Globalisierung nicht mehr viel zu holen. Und wenn die Affen der Neoliberalen jetzt ob der Risikoübernahme des Staates die stinkenden Mäuler halten, halten sie vielleicht auch die Fresse, wenn sie 2009 die zum Humankapital degradierte Bevölkerung als Rettungsanker brauchen - wenn die sich unverständlicherweise nicht entschliessen sollte, die Bande a la russe abzutragen.
donalphons, 01:51h
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Vielleicht hoffen Müntefering und Steinmeier,
dass sich Lafontaine angesichts der Neuverfilmung von "Grumpy old men" einfach totlacht, heute Nacht. Das wäre eine Erklärung. Nicht gut, aber eine Erklärung.
donalphons, 01:50h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 6. September 2008
1A Fleckvieh Premium Content
Liebe Stadtkinder, welches Fleckvieh passt nicht in diese Serie?





Alle Angaben ohne Gewähr. (Das leichte Nachgeben des Waldbodens, die vielschichtige Würze in der Luft, der Föhnwind, die Sonne, ach)





Alle Angaben ohne Gewähr. (Das leichte Nachgeben des Waldbodens, die vielschichtige Würze in der Luft, der Föhnwind, die Sonne, ach)
donalphons, 04:37h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 6. September 2008
Es passiert nach dem Schreiben
[...]"Heute ist Freitag, der Tag der harten Durchgriffe, und wenn ich wieder unten bin, wurde in Amerika vielleicht schon die nächste Bank geschlossen. Dieser Sommer ist denkwürdig, ein echter, warmer Sommer über einen brodelnden Hölle des Niedergangs, von der man weiss, die sich bislang aber weigert, sich hier oben zu manifestieren."
schrieb ich vor ein paar Stunden. Inzwischen war ich auf dem Berg, und die Sonne ist untergegangen.

Und wie es aussieht, geht an diesem Wochenende ausnahmsweise mal keine amerikanische Bank über die Wupper, sondern das gesamte System der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae un Freddie Mac. Das heisst, man wird es "retten", indem es vom amerikanischen Staat übernommen wird, mit unschönen Folgen für Steuerzahler, Aktienbesitzer und die vielen fetten Mitarbeiter dieser Firmen. Und vielleicht wird schon nächste Woche nach weiteren Bundeswehrtruppen für kostspielige amerikanische Militärabenteuer gefragt. Oder es gibt eine Hyperinflation. Oder die USA erklären den Staatsbankrott. Oder zumindest mal, wie schlimm es wirklich ist. Momentan hat man den Eindruck, da versucht ein Lungenkrebspatient im Endstadium sich mit einer Überdosis Hustenbonbons und zwei Schachteln Fluppen am Tag Gesundheit einzureden. Nach allem, was ich an rudimantärem Verständnis von Finanzkrisen habe, kann und wird das kein gutes Ende nehmen.
Edit: Siehe auch Big Picture.
Edit 2: Man muss nur warten können, dann geht am "Lethal Friday" nach Börsenschluss doch noch eine Bank über die Wupper.
schrieb ich vor ein paar Stunden. Inzwischen war ich auf dem Berg, und die Sonne ist untergegangen.

Und wie es aussieht, geht an diesem Wochenende ausnahmsweise mal keine amerikanische Bank über die Wupper, sondern das gesamte System der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae un Freddie Mac. Das heisst, man wird es "retten", indem es vom amerikanischen Staat übernommen wird, mit unschönen Folgen für Steuerzahler, Aktienbesitzer und die vielen fetten Mitarbeiter dieser Firmen. Und vielleicht wird schon nächste Woche nach weiteren Bundeswehrtruppen für kostspielige amerikanische Militärabenteuer gefragt. Oder es gibt eine Hyperinflation. Oder die USA erklären den Staatsbankrott. Oder zumindest mal, wie schlimm es wirklich ist. Momentan hat man den Eindruck, da versucht ein Lungenkrebspatient im Endstadium sich mit einer Überdosis Hustenbonbons und zwei Schachteln Fluppen am Tag Gesundheit einzureden. Nach allem, was ich an rudimantärem Verständnis von Finanzkrisen habe, kann und wird das kein gutes Ende nehmen.
Edit: Siehe auch Big Picture.
Edit 2: Man muss nur warten können, dann geht am "Lethal Friday" nach Börsenschluss doch noch eine Bank über die Wupper.
donalphons, 01:17h
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Der Berg und die Hölle
Der Berg da vorne ist ist keine Kulisse, er ist echt, sehr echt, echter als das meiste, was mein Leben sonst ausmacht, oder das Leben von irgendeinem anderen lebenden Bewohner dieses Planeten, und das macht ihn beruhigend, zumindest für mich.
*
Der Berg ist nur die erste kleine Verwerfung in der Knautschzone zwischen dem europäischen Kontinent und der italienischen Halbinsel; er schiebt sich in den See und schafft das erste Erschwernis auf dem Weg in den Süden; nicht gerade ein Spaziergang und doch nur eine lechte Vorahnung der Bergwelt, die da kommen mag. Mit all seinen Bäumen, dem weichen Waldboden und den Kalkfelsen zwischendrin ist er ein winziger Teil der langgezogenen Kette, aber, wenn wir ehrlich sind: Die Menschheit wäre nicht mal in der Lage, so einen kleinen Berg hinzustellen. Würde man beispielsweise Manhatten plattquetschen und zu solidem Stein machen, wie hoch wäre es (theoretisch, das hier ist keine Wichsvorlage für Osama)? Ein Viertel, ein halber Meter? Ein ganzer Meter gar? Das hier sind vom See aus 500 Meter. Man könnte damit Berlin so auffüllen, dass nicht mal mehr der Fernseturm rausschauen würde. Wenn man könnte. Aber dazu reicht all die Macht der Menschen und besonders die der Firmen, die gerade abwärts taumeln, nicht aus, weder zum Verlagern, noch zum Aufrichten. Wir sollten uns damit abfinden: Wir kratzen hier an der Oberfläche, wir versauen unseren Lebensraum, aber der Berg war schon vor den ersten Menschen hier, er hat Eiszeiten überstanden und Hitzeperioden, die uns allesamt auslöschen würden wie ein lästiges Insekt.
Manche derer, die in sich mächtig fühlenden Firmen bestimmen, gehen mit ihrer Belegschaft auf Berge, um sie zu bezwingen, um es zu schaffen, um den Teamgeist zu fördern, der ihnen gerade auch nicht wirklich viel hilft, wenn sie in die Schlucht der Insolvenz und der Mittelknappheit rutschen. Demut ist eines der Wörter, die in Businessplänen nicht vorkommt, und seinen kalkulierten Auftritt nur mit Managerpriestern hat, die gerade als Pausenclowns bei Veranstaltungen en vogue sind, bevor es weiter um Leistung und Bereicherung geht. Ich denke, Erleichterung beim Ankommen und Demut beim Betrachten ist schon ziemlich viel, was man vom Berg mitnehmen kann, neben der Erkenntnis, dass der Weg der menschlichen Geschichte, vorsichtig gesagt, nicht wirklich zu den Allmachtsberauschungen verleiten sollte, die seit jeher die falschen Versprechungen der gekauften Hofpoeten sind. Heute ist Freitag, der Tag der harten Durchgriffe, und wenn ich wieder unten bin, wurde in Amerika vielleicht schon die nächste Bank geschlossen. Dieser Sommer ist denkwürdig, ein echter, warmer Sommer über einen brodelnden Hölle des Niedergangs, von der man weiss, die sich bislang aber weigert, sich hier oben zu manifestieren.
Und ich frage mich, wie man diesen Sommer in fünf Jahren betrachten wird. Wie den Sommer 2000, vielleicht, als auch keiner glaubte, dass es die ganze New Economy erwischen würde.
* Wer sich mit Stilleben auskennt, weiss auch, wie das geht: Vorne ist all der Prunk des guten Lebens, das Silber, die Speisen, das Glas und der Luxus der Zeit, das zu geniessen, aber im Hintergrund ist dann eine Allegorie, eine Szene, ein Ereignis, das all den Aufwand zu brechen in der Lage ist.

Der Berg ist nur die erste kleine Verwerfung in der Knautschzone zwischen dem europäischen Kontinent und der italienischen Halbinsel; er schiebt sich in den See und schafft das erste Erschwernis auf dem Weg in den Süden; nicht gerade ein Spaziergang und doch nur eine lechte Vorahnung der Bergwelt, die da kommen mag. Mit all seinen Bäumen, dem weichen Waldboden und den Kalkfelsen zwischendrin ist er ein winziger Teil der langgezogenen Kette, aber, wenn wir ehrlich sind: Die Menschheit wäre nicht mal in der Lage, so einen kleinen Berg hinzustellen. Würde man beispielsweise Manhatten plattquetschen und zu solidem Stein machen, wie hoch wäre es (theoretisch, das hier ist keine Wichsvorlage für Osama)? Ein Viertel, ein halber Meter? Ein ganzer Meter gar? Das hier sind vom See aus 500 Meter. Man könnte damit Berlin so auffüllen, dass nicht mal mehr der Fernseturm rausschauen würde. Wenn man könnte. Aber dazu reicht all die Macht der Menschen und besonders die der Firmen, die gerade abwärts taumeln, nicht aus, weder zum Verlagern, noch zum Aufrichten. Wir sollten uns damit abfinden: Wir kratzen hier an der Oberfläche, wir versauen unseren Lebensraum, aber der Berg war schon vor den ersten Menschen hier, er hat Eiszeiten überstanden und Hitzeperioden, die uns allesamt auslöschen würden wie ein lästiges Insekt.
Manche derer, die in sich mächtig fühlenden Firmen bestimmen, gehen mit ihrer Belegschaft auf Berge, um sie zu bezwingen, um es zu schaffen, um den Teamgeist zu fördern, der ihnen gerade auch nicht wirklich viel hilft, wenn sie in die Schlucht der Insolvenz und der Mittelknappheit rutschen. Demut ist eines der Wörter, die in Businessplänen nicht vorkommt, und seinen kalkulierten Auftritt nur mit Managerpriestern hat, die gerade als Pausenclowns bei Veranstaltungen en vogue sind, bevor es weiter um Leistung und Bereicherung geht. Ich denke, Erleichterung beim Ankommen und Demut beim Betrachten ist schon ziemlich viel, was man vom Berg mitnehmen kann, neben der Erkenntnis, dass der Weg der menschlichen Geschichte, vorsichtig gesagt, nicht wirklich zu den Allmachtsberauschungen verleiten sollte, die seit jeher die falschen Versprechungen der gekauften Hofpoeten sind. Heute ist Freitag, der Tag der harten Durchgriffe, und wenn ich wieder unten bin, wurde in Amerika vielleicht schon die nächste Bank geschlossen. Dieser Sommer ist denkwürdig, ein echter, warmer Sommer über einen brodelnden Hölle des Niedergangs, von der man weiss, die sich bislang aber weigert, sich hier oben zu manifestieren.
Und ich frage mich, wie man diesen Sommer in fünf Jahren betrachten wird. Wie den Sommer 2000, vielleicht, als auch keiner glaubte, dass es die ganze New Economy erwischen würde.
* Wer sich mit Stilleben auskennt, weiss auch, wie das geht: Vorne ist all der Prunk des guten Lebens, das Silber, die Speisen, das Glas und der Luxus der Zeit, das zu geniessen, aber im Hintergrund ist dann eine Allegorie, eine Szene, ein Ereignis, das all den Aufwand zu brechen in der Lage ist.
donalphons, 15:14h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 5. September 2008
Heute und Morgen in Schwaz
Es fängt ganz normal am Tegernsee an.

Es geht weiter nach Tirol an den Achensee.

Das ist das Zentrum von Schwaz, die vierschiffige und dadurch leicht psychodelische wirkende Kirche Maria Himmelfahrt.

Als wäre das zusätzliche Kirchenschiff nicht schon verwirrend genug, ist das Innere zusätzlich durch das spätgotische Rippengewölbe aufgebrochen; ein reichlich verrückter Ort der Kunstgeschichte für Bergleute, die zwischen den klaustrophobischen Gängen des Silberwerkes und den giftigen Quecksilberdämpfen beim Auslösen des Edelmetalls ohnehin schon zu den psychisch eher labilen Zeitgenossen gehörten.

Dazu passen aktuell im Kirchenschiff verteilte Gerätschaften, die wie Staubsauger, Guillotinen, Orgeln, Foltergeräte oder Alphörner aussehen und - gerade für Kirchenräunme - ungewöhnlich klingen. Eine Bambusorgel. Es gibt davon weltweit nur ein einziges Stück, und das steht gerade in Schwaz.

Hans van Koolwijk, Amsterdam: Bambuso Sonoro
Hans van Eck, Amsterdam: Computer.
Morgen wäre dann das grosse Finale. Extreme Töne in einem extremen Raum der europäischen Kunst.
http://www.avantgarde-tirol.at/

Es geht weiter nach Tirol an den Achensee.

Das ist das Zentrum von Schwaz, die vierschiffige und dadurch leicht psychodelische wirkende Kirche Maria Himmelfahrt.

Als wäre das zusätzliche Kirchenschiff nicht schon verwirrend genug, ist das Innere zusätzlich durch das spätgotische Rippengewölbe aufgebrochen; ein reichlich verrückter Ort der Kunstgeschichte für Bergleute, die zwischen den klaustrophobischen Gängen des Silberwerkes und den giftigen Quecksilberdämpfen beim Auslösen des Edelmetalls ohnehin schon zu den psychisch eher labilen Zeitgenossen gehörten.

Dazu passen aktuell im Kirchenschiff verteilte Gerätschaften, die wie Staubsauger, Guillotinen, Orgeln, Foltergeräte oder Alphörner aussehen und - gerade für Kirchenräunme - ungewöhnlich klingen. Eine Bambusorgel. Es gibt davon weltweit nur ein einziges Stück, und das steht gerade in Schwaz.

Hans van Koolwijk, Amsterdam: Bambuso Sonoro
Hans van Eck, Amsterdam: Computer.
Morgen wäre dann das grosse Finale. Extreme Töne in einem extremen Raum der europäischen Kunst.
http://www.avantgarde-tirol.at/
donalphons, 01:45h
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Chrom
Da ist nicht viel zu sagen.

Ich habe weniger Angst vor der Allmacht einer Firma als vor denjenigen, die dem Netz zu sehr verhaftet sind und darin leben. Mir graust es weniger vor den fragwürdigen Mechanismen als vor der Einstellung, die so etwas erst relevant macht. Im Gegensatz zu den Behauptungen, sie könnten aufhören und es sei keine Sucht, glaube ich ihnen auch kein Wort. Das Internet ist keine Dystopie, aber es gibt dystopische Ansätze, die durch Leute bewirkt werden, für die das Internet sowas wie ein Ersatzleben ist: Problogger, Communityjunkies, Forenpsychopathen. Manche sagen, dass man das gleiche schon über Romane, das Radio und die Glotze gesagt hat, aber es stimmt nicht: Konsum ist etwas anderes als Preisgabe und Entblössung. Ich bin jedes Jahr wirklich froh, wenn die Nutzerzahlen meiner Blogs im Sommer durchsacken. Gerade Internetfirmen, deren Geschäftsmodell fast immer etwas mit Datenmissbrauch zu tun haben, leben von Extremonlinern, die sich das Leben nicht mehr anders vorstellen können. Mir wäre das ein zu hoher Preis. Ich will selbst bestimmen, was nach draussen geht. Ich möchte das Internet in meinem Leben in nützlichen Grenzen sehen, und wenn es die verlassen sollte, werde ich grantig.

Ich habe weniger Angst vor der Allmacht einer Firma als vor denjenigen, die dem Netz zu sehr verhaftet sind und darin leben. Mir graust es weniger vor den fragwürdigen Mechanismen als vor der Einstellung, die so etwas erst relevant macht. Im Gegensatz zu den Behauptungen, sie könnten aufhören und es sei keine Sucht, glaube ich ihnen auch kein Wort. Das Internet ist keine Dystopie, aber es gibt dystopische Ansätze, die durch Leute bewirkt werden, für die das Internet sowas wie ein Ersatzleben ist: Problogger, Communityjunkies, Forenpsychopathen. Manche sagen, dass man das gleiche schon über Romane, das Radio und die Glotze gesagt hat, aber es stimmt nicht: Konsum ist etwas anderes als Preisgabe und Entblössung. Ich bin jedes Jahr wirklich froh, wenn die Nutzerzahlen meiner Blogs im Sommer durchsacken. Gerade Internetfirmen, deren Geschäftsmodell fast immer etwas mit Datenmissbrauch zu tun haben, leben von Extremonlinern, die sich das Leben nicht mehr anders vorstellen können. Mir wäre das ein zu hoher Preis. Ich will selbst bestimmen, was nach draussen geht. Ich möchte das Internet in meinem Leben in nützlichen Grenzen sehen, und wenn es die verlassen sollte, werde ich grantig.
donalphons, 13:13h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 4. September 2008
Vor dem Sturm
Fairerweise möchte ich hier anmerken, dass nur drei Stunden später auch am See, über Gmund Sturm und Regen nicht ausblieben, nachdem der von der Wolkenfront leicht vorverlegte Sonnenuntergang nochmal den Sommer feierte:

Having been very fair, kann ich natürlich auch anmerken, dass es da schon stockfinster war. Zuvor konnte man, wenn man in Tegernsee weiterradelte, das weitere Spektakel betrachten, während an der Strandpromenade Menschen in Tracht blasenderweise bayerische Märsche intonierten - ich weiss schon, warum ich kein Videomaterial bringe:

Es dauert zu dieser Jahreszeit gar nicht mehr so lang, bis es dann dunkel wird am See; oben auf der ersten Anhöhe bleibt es etwas länger hell, aber nach acht braucht man auf der Terrasse definitiv künstliches Licht, um hier nicht ganz zum roadsterfahrenden Skilehrerabklatsch zu verblöden.

Zwei Pässe, zwei Seen, famoses Wetter bis in die Nacht und dann zum Buch ein fauchendes Gebirgsunwetter, während die Tarte im Ofen goldbraun wird. Kein Hotelier, der bezahlt werden muss, kein Zimmer, das ein anderer gebucht hat und geräumt werden muss, kein Problem bei der Verlängerung, keine Pflicht zu bleiben, wenn das Wetter schlecht wird. So habe ich mir das vorgestellt. Man sagt, selbst genutzte Immobilien hätten keine Rendite, aber es stimmt nicht, wenn man die Lebensqualität mit einrechnet. Morgen soll es im Norden noch schlecht sein, aber in Innsbruck hält das schöne Wetter.

Having been very fair, kann ich natürlich auch anmerken, dass es da schon stockfinster war. Zuvor konnte man, wenn man in Tegernsee weiterradelte, das weitere Spektakel betrachten, während an der Strandpromenade Menschen in Tracht blasenderweise bayerische Märsche intonierten - ich weiss schon, warum ich kein Videomaterial bringe:

Es dauert zu dieser Jahreszeit gar nicht mehr so lang, bis es dann dunkel wird am See; oben auf der ersten Anhöhe bleibt es etwas länger hell, aber nach acht braucht man auf der Terrasse definitiv künstliches Licht, um hier nicht ganz zum roadsterfahrenden Skilehrerabklatsch zu verblöden.

Zwei Pässe, zwei Seen, famoses Wetter bis in die Nacht und dann zum Buch ein fauchendes Gebirgsunwetter, während die Tarte im Ofen goldbraun wird. Kein Hotelier, der bezahlt werden muss, kein Zimmer, das ein anderer gebucht hat und geräumt werden muss, kein Problem bei der Verlängerung, keine Pflicht zu bleiben, wenn das Wetter schlecht wird. So habe ich mir das vorgestellt. Man sagt, selbst genutzte Immobilien hätten keine Rendite, aber es stimmt nicht, wenn man die Lebensqualität mit einrechnet. Morgen soll es im Norden noch schlecht sein, aber in Innsbruck hält das schöne Wetter.
donalphons, 01:44h
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Ihr entschuldigt mich.

Ich muss jetzt baden und dann nach Österreich und danach ins Chiemgau.

Momentan ist es so, wie es sein soll: Stabil schön, mit guter Aussicht, dass es sich bei uns - aber auch nur bei uns - noch etwas hält. Fön, sagte der Wetterbericht. Fön ist gut. Börse ist schlecht, aber das ist nicht mein Problem. Und auch nicht das des 90-jährigen, den ich gestern kennenlernte und der seine Beschwerden des Alters auf das Tennisspiel seiner Jugend zurückführt.

Ich muss jetzt baden und dann nach Österreich und danach ins Chiemgau.

Momentan ist es so, wie es sein soll: Stabil schön, mit guter Aussicht, dass es sich bei uns - aber auch nur bei uns - noch etwas hält. Fön, sagte der Wetterbericht. Fön ist gut. Börse ist schlecht, aber das ist nicht mein Problem. Und auch nicht das des 90-jährigen, den ich gestern kennenlernte und der seine Beschwerden des Alters auf das Tennisspiel seiner Jugend zurückführt.
donalphons, 14:05h
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Irrelevant
Jedes Mal, wenn ich an den See fahre, vergesse ich fast die WLAN-Karte für mein dortiges Notebook. Gestern geschah die Abreise unter einem gewissen Zeitdruck - 10 Uhr gesackt und gepackt losfahren ist nun mal nicht das Ding meiner Familie - und nun ist es passiert. Keine WLAN-Karte. Nur ein analoges Kabel und ein wackliger Einwahlassistent. Surfen wie vor 10 Jahren. Es ist immer noch lahm. Aber es ist irrelevant.

Weil meine Onlinezeit am See ohnehin gering ist. Weil es komisch wäre, sich in der Wohnung zu verkriechen, und weil die Vorstellung eines Rechners am Strand angesichts der Lichtverhältnisse illusorisch ist. Computer und Strand gehen nicht zusammen. Schon gar nicht bei den surrealen Kodakchrome-Farben der 50er Jahre, die Sonne und Höhenluft hervorbringen. Abends dagegen ändert sich das Wetter, was sich oben auf der Neureuth beim Abendspaziergang zeigt.

Dieser Dunst ballt sich in wenigen Stunden zum Unwtter zusammen und straft Rottach, während in Gmund alles trocken bleibt. Ich hatte befürchtet, dass die Saison der Tartes und Datschis schwere Folgen für die Kondition hat, und tatsächlich fühlte sich der Einstieg wie der Vorgeschmack auf den Gulag an. Stehenbleiben, Seitenstechen, man ist nicht der Jüngste, und stellt oben doch überrascht fest, dass es nur eine Stunde und 23 Minuten gedauert hat. Der Abstieg gelingt in weniger als einer Stunde, draussen wird es schon dunkel und das Grummeln in den Bergen lässt ahnen, was später kommt, bevor der nächste Morgen wieder sonnig und warm und zu schön für Internet ist.

Weil meine Onlinezeit am See ohnehin gering ist. Weil es komisch wäre, sich in der Wohnung zu verkriechen, und weil die Vorstellung eines Rechners am Strand angesichts der Lichtverhältnisse illusorisch ist. Computer und Strand gehen nicht zusammen. Schon gar nicht bei den surrealen Kodakchrome-Farben der 50er Jahre, die Sonne und Höhenluft hervorbringen. Abends dagegen ändert sich das Wetter, was sich oben auf der Neureuth beim Abendspaziergang zeigt.

Dieser Dunst ballt sich in wenigen Stunden zum Unwtter zusammen und straft Rottach, während in Gmund alles trocken bleibt. Ich hatte befürchtet, dass die Saison der Tartes und Datschis schwere Folgen für die Kondition hat, und tatsächlich fühlte sich der Einstieg wie der Vorgeschmack auf den Gulag an. Stehenbleiben, Seitenstechen, man ist nicht der Jüngste, und stellt oben doch überrascht fest, dass es nur eine Stunde und 23 Minuten gedauert hat. Der Abstieg gelingt in weniger als einer Stunde, draussen wird es schon dunkel und das Grummeln in den Bergen lässt ahnen, was später kommt, bevor der nächste Morgen wieder sonnig und warm und zu schön für Internet ist.
donalphons, 13:58h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 2. September 2008
Alpenmästung
Ich mag meine Heimat. Trotz allem. Es gibt hier sehr viel Schönes, und das meiste, was schlecht, gemein und dumm ist, kann man bekämpfen. Bayern, nachgerade meine bayerische Provinz, ist liebenswert und zugleich eine Herausforderung. Aber es gibt etwas, das unabänderlich ist, was jeden Spätsommer ruiniert und die Tage in kaltes Blei giesst; eine Erscheinung, die der Lage am Fluss in der Tiefebene geschuldet ist und die sich unabänderlich ins Bewusstsein drängt, mit der Botschaft der langen, düsteren Zeit. Der Donaunebel. Gerade jetzt sieht es vor meinem Fenster - wo an sich eine pittoreske Sicht über die Dächer der Altstadt sein sollte - so aus:

Melancholiker fühlen sich pudelwohl, Selbstmörder schreiten jetzt wohlgemut zur Tat, und die neuen Elitessen, die gerade nach einer Wohnung suchen, bekommen einen bitterkalten Vorgeschmack auf die nächsten Jahre, da sie zwischen überzogenen Ansprüchen, schlechten Parties und einer Düsternis herumstochern, die der bekanntesten Romanfigur dieser Stadt alle Ehre macht: Frankensteins Monster wurde hier erschaffen, in einer Dachkammer hoch über der Stadt, und manche sagen, dass auch die Lage meiner Gästewohnung der Beschreibung von Shelley sehr gut entspräche. Es ist keine Lust, hier die nebligen Tage zu erdulden; früher überlegte ich, ob ich nicht vielleicht einen Urlaub herausschinden könnte. Heute jedoch nutze ich einfach das Exil in den Bergen.

Wo, wie man sagt, lange Schönwetterperioden mit Fön die grauen Tage in die Niederungen abdrängen, wo die Bäume in der Eng knallrot werden und die Farben in der Sonne gleissen, wo die Luft reinbeissblau, klar und schon italienisch ist und die Aussicht weit. Was habe ich den Nebel gehasst, als ich noch ein Kind war. Wie würde ich ihn hassen, müsste ich hier bleiben.
Edit:

Man denkt ja, dass man sowas vielleicht auch aufheben könnte und am nächsten Tag bringt, als Darstellung des Tagesprogramms, aber mei. So sah das heute beim Mittagessen aus.

Melancholiker fühlen sich pudelwohl, Selbstmörder schreiten jetzt wohlgemut zur Tat, und die neuen Elitessen, die gerade nach einer Wohnung suchen, bekommen einen bitterkalten Vorgeschmack auf die nächsten Jahre, da sie zwischen überzogenen Ansprüchen, schlechten Parties und einer Düsternis herumstochern, die der bekanntesten Romanfigur dieser Stadt alle Ehre macht: Frankensteins Monster wurde hier erschaffen, in einer Dachkammer hoch über der Stadt, und manche sagen, dass auch die Lage meiner Gästewohnung der Beschreibung von Shelley sehr gut entspräche. Es ist keine Lust, hier die nebligen Tage zu erdulden; früher überlegte ich, ob ich nicht vielleicht einen Urlaub herausschinden könnte. Heute jedoch nutze ich einfach das Exil in den Bergen.

Wo, wie man sagt, lange Schönwetterperioden mit Fön die grauen Tage in die Niederungen abdrängen, wo die Bäume in der Eng knallrot werden und die Farben in der Sonne gleissen, wo die Luft reinbeissblau, klar und schon italienisch ist und die Aussicht weit. Was habe ich den Nebel gehasst, als ich noch ein Kind war. Wie würde ich ihn hassen, müsste ich hier bleiben.
Edit:

Man denkt ja, dass man sowas vielleicht auch aufheben könnte und am nächsten Tag bringt, als Darstellung des Tagesprogramms, aber mei. So sah das heute beim Mittagessen aus.
donalphons, 11:00h
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