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Sonntag, 18. Januar 2009
Frankfurter!
Das Exil in Aschaffenburg (Bayern) ist nur 30 Kilometer entfernt und bequem auf der Autobahn zu erreichen, hat echte Wirtschaft statt maroder Banken, die Stadt hat einen sozialdemokratischen Bürgermeister, keine Schulden, ein grandioses Barockschloss und Parks, und gilt als die "fränkische Riviera". Das Land wird von einer maroden, pseudosozialdemokratischen CSU regiert, die den Bürgern für die Prügel bei der letzten Wahl die Stiefel leckt. Billiger ist es dort sowieso.
donalphons, 21:03h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 18. Januar 2009
Die zweite Stufe
Meinen Aufenthalt im Würzburger Schlossgarten habe ich abrupt beendet. Ich war zwar ohnehin durch und durchgefroren, aber als die Nachricht kam, dass im Haus zwei Leitungen gefroren sind, rannte ich zum Auto und fuhr heim. Mit Tempo 200.

Geplatzte Leitungen sind schon in modernen Häusern unschön, aber ich wohne in einem Baudenkmal, wo schon eine übergelaufene Waschmaschine Folgekosten von 10.000 Euro haben kann. Die Reparatur einer verzogenen Tür aus der Zeit um 1720 würde mehr kosten, als eine neue Tür mit Rahmen und Einbau. Und weil das Haus in manchen Bereichen - wie etwa meine Wohnung - immer noch manche Drähte aus der Zeit besitzt, in der Elektrifizierung der avantgardistischste Schnickschnack war... 200 ist nicht langsam, man sollte sich konzentrieren, aber es geht einem viel durch den Kopf. Ich hatte das alles schon mal, ich muss das nicht nochmal erleben.

Normalerweise führen solche Vorgänge, selbst, wenn sie der Nachlässigkeit der Mieter und nicht der Qualität des Hauses geschuldet sind, im Familienrat zur Diskussion, ob es nicht doch besser wäre, den Stadtpalast mit seinen 50 plus x Räumen und Hinterhaus und Holzlegen und Waschhaus zu verkaufen. Nachdem man mit solchen Objekten Steuern sparen kann, wäre es absolut kein Problem, einen Käufer zu finden, und unter normalen Bedingungen ist das klassische Argument: Wir verkaufen es, und wir haben ausgesorgt. Gerade meine Frau Mama, die ein gespaltenes Verhältnis zum Haus hat, versteht sich darin fast so gut, wie ich in der Empörung, für so etwas banales wie Geld 160 Jahre Familientradition zu verkaufen. Geld hat jeder Depp, aber wer hat schon einen Stammsitz? Als diesmal jedoch die Gefahr gebannt war, dachte niemand daran, sich der Sorgen mit einem Verkauf zu entledigen. Vielmehr sprachen wir über ein anderes Haus.

Ein Haus, das die Tochter von Bekannten bewohnt. Ein kleines Haus, das meine Eltern kauften, um dem Wohnfluch im Stadtpalast zu entgehen, den alle Generationen davor klaglos hingenommen hatten, und den ich so schätzte, dass ich mit fünf zarten Jahren plärrte und schrie, als ich aus dem Geburtshaus - und hoffentlich dereinst auch meinem Sterbehaus - ausziehen musste. Die erste Immobilie in einer Vorstadt reichte bald nicht mehr, und so bauten sie ein anderes, und vermieteten das kleine Haus. Dessen Mieter nun würden es gerne kaufen, das Geld wäre da, der Preis hätte sich in den letzten 35 Jahren auch angenehm vervierfacht. Es wäre weniger Arbeit für mich, und genug, um -

um was? Dann hat man Geld. Genau zu dem Zeitpunkt, da die grosse Bankenkrise in ihre zweite Stufe tritt. Bisher hatten wir, um eine Flugzeuganalogie zu bemühen, das Versagen der Triebwerke und das Platzen der Brennkammern. Was jetzt kommt, ist der Einschlag der glühenden Trümmer in die Tanks. Das Problem ist nicht mehr Subprime oder Autokredite oder amerikanische Studenten, sondern Bereiche, die lange Zeit als gesund galten. Ich sage hier schon länger, dass Gewerbeimmobilien das neue Subprime sind. Wenn die Banken bisher Risikopositionen abgeschrieben haben und den Rest für gesund erklärten, stehen sie jetzt vor neuen Herausforderungen. Bei einer Rezession von drei, vier Jahren sind die allgemeinen Bewertungen einfach nicht mehr zu halten. Bei 2% Wirtschaftsschrumpfung und Deflation vieler Assets muss man über alle, wirklich alle Bereiche weiter abschreiben, abschreiben, abschreiben. Nicht so viel, wie im Bereich Derivate, aber beim niedrigen Eigenkapital vieler Banken reichen schon 2, 3% über die gesamten Assets, um die Dinger explodieren zu lassen. Natürlich kann die Politik Geld nachpumpen. Aber kein Mensch käme auf die Idee, in den explodierenden Tank eines Flugzeugs Kerosin zu pumpen in der Hoffnung, dass es das Feuer rausdrückt und sogar die Triebwerke wieder anspringen. Und für meine kleine Welt würde die Zufuhr von Kerosin durch einen Hausverkauf nur bedeuten, dass ich es so schnell wie möglich wieder los werden müsste.
Es gibt zu viele Banken, als dass man sie retten könnte. Es gibt zu viele Schulden, als dass man sie bezahlen könnte. Es gibt zu viele künstliche Werte, aber nur das, was stofflich auf der Welt vorhanden ist. Es ist ein Missverhältnis, das zuungunsten der künstlichen Werte ausgehen wird und muss. Ich bin sehr froh, dass der deutsche Finanzminister Steinbrück heisst, der bislang einen bemerkenswert guten Job gemacht hat. Trotzdem ist es nicht die Zeit, in der man auf Kerosinkanistern sitzen möchte. Brandschutzräume, das sind die besten Asset unserer Tage.

Geplatzte Leitungen sind schon in modernen Häusern unschön, aber ich wohne in einem Baudenkmal, wo schon eine übergelaufene Waschmaschine Folgekosten von 10.000 Euro haben kann. Die Reparatur einer verzogenen Tür aus der Zeit um 1720 würde mehr kosten, als eine neue Tür mit Rahmen und Einbau. Und weil das Haus in manchen Bereichen - wie etwa meine Wohnung - immer noch manche Drähte aus der Zeit besitzt, in der Elektrifizierung der avantgardistischste Schnickschnack war... 200 ist nicht langsam, man sollte sich konzentrieren, aber es geht einem viel durch den Kopf. Ich hatte das alles schon mal, ich muss das nicht nochmal erleben.

Normalerweise führen solche Vorgänge, selbst, wenn sie der Nachlässigkeit der Mieter und nicht der Qualität des Hauses geschuldet sind, im Familienrat zur Diskussion, ob es nicht doch besser wäre, den Stadtpalast mit seinen 50 plus x Räumen und Hinterhaus und Holzlegen und Waschhaus zu verkaufen. Nachdem man mit solchen Objekten Steuern sparen kann, wäre es absolut kein Problem, einen Käufer zu finden, und unter normalen Bedingungen ist das klassische Argument: Wir verkaufen es, und wir haben ausgesorgt. Gerade meine Frau Mama, die ein gespaltenes Verhältnis zum Haus hat, versteht sich darin fast so gut, wie ich in der Empörung, für so etwas banales wie Geld 160 Jahre Familientradition zu verkaufen. Geld hat jeder Depp, aber wer hat schon einen Stammsitz? Als diesmal jedoch die Gefahr gebannt war, dachte niemand daran, sich der Sorgen mit einem Verkauf zu entledigen. Vielmehr sprachen wir über ein anderes Haus.

Ein Haus, das die Tochter von Bekannten bewohnt. Ein kleines Haus, das meine Eltern kauften, um dem Wohnfluch im Stadtpalast zu entgehen, den alle Generationen davor klaglos hingenommen hatten, und den ich so schätzte, dass ich mit fünf zarten Jahren plärrte und schrie, als ich aus dem Geburtshaus - und hoffentlich dereinst auch meinem Sterbehaus - ausziehen musste. Die erste Immobilie in einer Vorstadt reichte bald nicht mehr, und so bauten sie ein anderes, und vermieteten das kleine Haus. Dessen Mieter nun würden es gerne kaufen, das Geld wäre da, der Preis hätte sich in den letzten 35 Jahren auch angenehm vervierfacht. Es wäre weniger Arbeit für mich, und genug, um -

um was? Dann hat man Geld. Genau zu dem Zeitpunkt, da die grosse Bankenkrise in ihre zweite Stufe tritt. Bisher hatten wir, um eine Flugzeuganalogie zu bemühen, das Versagen der Triebwerke und das Platzen der Brennkammern. Was jetzt kommt, ist der Einschlag der glühenden Trümmer in die Tanks. Das Problem ist nicht mehr Subprime oder Autokredite oder amerikanische Studenten, sondern Bereiche, die lange Zeit als gesund galten. Ich sage hier schon länger, dass Gewerbeimmobilien das neue Subprime sind. Wenn die Banken bisher Risikopositionen abgeschrieben haben und den Rest für gesund erklärten, stehen sie jetzt vor neuen Herausforderungen. Bei einer Rezession von drei, vier Jahren sind die allgemeinen Bewertungen einfach nicht mehr zu halten. Bei 2% Wirtschaftsschrumpfung und Deflation vieler Assets muss man über alle, wirklich alle Bereiche weiter abschreiben, abschreiben, abschreiben. Nicht so viel, wie im Bereich Derivate, aber beim niedrigen Eigenkapital vieler Banken reichen schon 2, 3% über die gesamten Assets, um die Dinger explodieren zu lassen. Natürlich kann die Politik Geld nachpumpen. Aber kein Mensch käme auf die Idee, in den explodierenden Tank eines Flugzeugs Kerosin zu pumpen in der Hoffnung, dass es das Feuer rausdrückt und sogar die Triebwerke wieder anspringen. Und für meine kleine Welt würde die Zufuhr von Kerosin durch einen Hausverkauf nur bedeuten, dass ich es so schnell wie möglich wieder los werden müsste.
Es gibt zu viele Banken, als dass man sie retten könnte. Es gibt zu viele Schulden, als dass man sie bezahlen könnte. Es gibt zu viele künstliche Werte, aber nur das, was stofflich auf der Welt vorhanden ist. Es ist ein Missverhältnis, das zuungunsten der künstlichen Werte ausgehen wird und muss. Ich bin sehr froh, dass der deutsche Finanzminister Steinbrück heisst, der bislang einen bemerkenswert guten Job gemacht hat. Trotzdem ist es nicht die Zeit, in der man auf Kerosinkanistern sitzen möchte. Brandschutzräume, das sind die besten Asset unserer Tage.
donalphons, 00:25h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 17. Januar 2009
An die Tugend
Tugend, Tugend, lass mich schauen,
was hinter mir an Wut und Schmerz
die Fallenden in namenlosem Grauen
hinab begleitet höllenwärts.
- Oh Kind, zu schlimm ist der Bericht
über solche Dinge spricht man nicht.
Tugend, warum ist es denn verboten
Steuerhinterziehung und unehlich Kind
seriös natürlich, ohne derbe Zoten
so amüsant zu zeigen, wie sie sind?
- Oh Kind, wer hat Dich das gelehret
mit solchen Worten man nur Unheil mehret.
Ach Tugend, warum sollte ich nicht wissen
was bei uns daheim doch jeder kennt.
Die Staatsparteiler wollen ihren Bissen,
und der Bonze zu den Schweizern rennt.
- Oh Kind, Du scheinst mir recht verdorben
mit solchen Themen hat man viele Sorgen.
Tugend, ach hör auf, mich fort zu zerren,
ich denke, es gibt ein Recht der freien Rede;
ich möchte gern die Wahrheit plärren
über Ehebruch und grosse Nachbarsfehde.
- Oh Kind, Deine Gier geht mir auf den Nüsse
mit solchen Themen fängt man sich Schüsse.
Tugend, ich bin doch schon dreizehn Jahre
ich gucke Porno und tu Bilder ins VZ
und Klaus meint, der Papa bald erfahre
was der Tennislehrer und die Mama von Janette...
- Oh Kind, halt endlich Dein verottet Maul
man hält still, selbst bei Sex mit einem Gaul.
*
Oh Tugend, ich sehe, du willst nur schützen
den Spiesser, den Reichen und die Bürgerschaft
die Typen, die so gerne die Gesellschaft stützen
und in Rottach schmoren, im eignen Bonzensaft.
- Ja, oh Kind, genau darüber spricht man nicht.
Und hoffentlich hält auch Don Alphonso dicht.
* Tiepolos Höllensturz wurde in Würzburg in einen älteren, ikonographisch unpassenden Rahmen eingefügt
was hinter mir an Wut und Schmerz
die Fallenden in namenlosem Grauen
hinab begleitet höllenwärts.
- Oh Kind, zu schlimm ist der Bericht
über solche Dinge spricht man nicht.
Tugend, warum ist es denn verboten
Steuerhinterziehung und unehlich Kind
seriös natürlich, ohne derbe Zoten
so amüsant zu zeigen, wie sie sind?
- Oh Kind, wer hat Dich das gelehret
mit solchen Worten man nur Unheil mehret.
Ach Tugend, warum sollte ich nicht wissen
was bei uns daheim doch jeder kennt.
Die Staatsparteiler wollen ihren Bissen,
und der Bonze zu den Schweizern rennt.
- Oh Kind, Du scheinst mir recht verdorben
mit solchen Themen hat man viele Sorgen.
Tugend, ach hör auf, mich fort zu zerren,
ich denke, es gibt ein Recht der freien Rede;
ich möchte gern die Wahrheit plärren
über Ehebruch und grosse Nachbarsfehde.
- Oh Kind, Deine Gier geht mir auf den Nüsse
mit solchen Themen fängt man sich Schüsse.
Tugend, ich bin doch schon dreizehn Jahre
ich gucke Porno und tu Bilder ins VZ
und Klaus meint, der Papa bald erfahre
was der Tennislehrer und die Mama von Janette...
- Oh Kind, halt endlich Dein verottet Maul
man hält still, selbst bei Sex mit einem Gaul.

Oh Tugend, ich sehe, du willst nur schützen
den Spiesser, den Reichen und die Bürgerschaft
die Typen, die so gerne die Gesellschaft stützen
und in Rottach schmoren, im eignen Bonzensaft.
- Ja, oh Kind, genau darüber spricht man nicht.
Und hoffentlich hält auch Don Alphonso dicht.
* Tiepolos Höllensturz wurde in Würzburg in einen älteren, ikonographisch unpassenden Rahmen eingefügt
donalphons, 00:52h
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Und ich bin nicht da
Bank of America? Fast pleite. Schon wieder.
Citigroup? Da ist die Katastrophe absehbar.
Ackermann im Krankenhaus, alle verkaufen die Anteile an chinesischen Banken, die Spekulanten fliehen die Postbank, ach, es sind bewegte Tage, in denen wir leben. Wer immer Ende Dezember sagte, das Schlimmste sei vorbei, sollte vielleicht in den nächsten Monaten hübsch still sein. Das Schlimmste ist nicht vorbei, es wird auch nicht vorbei sein, denn das Schlimmste ist nicht die Krise, sondern die, die sie angerichtet haben. Und die sind immer noch da.
Ich nicht. Ich bin unterwegs, ich habe zu planen, einzurichten und zu besprechen. Nicht so schlimm. Es werden noch mehr spannende Tage kommen. Spätestens am Montag, wenn die Hessenwahl vorbei ist, und die Banken auch in Frankfurt die grosse, rostige Heckenschere auspacken.
Citigroup? Da ist die Katastrophe absehbar.
Ackermann im Krankenhaus, alle verkaufen die Anteile an chinesischen Banken, die Spekulanten fliehen die Postbank, ach, es sind bewegte Tage, in denen wir leben. Wer immer Ende Dezember sagte, das Schlimmste sei vorbei, sollte vielleicht in den nächsten Monaten hübsch still sein. Das Schlimmste ist nicht vorbei, es wird auch nicht vorbei sein, denn das Schlimmste ist nicht die Krise, sondern die, die sie angerichtet haben. Und die sind immer noch da.
Ich nicht. Ich bin unterwegs, ich habe zu planen, einzurichten und zu besprechen. Nicht so schlimm. Es werden noch mehr spannende Tage kommen. Spätestens am Montag, wenn die Hessenwahl vorbei ist, und die Banken auch in Frankfurt die grosse, rostige Heckenschere auspacken.
donalphons, 10:26h
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Empfehlung heute - Die Dinge, die da kommen
Es wird sich einiges ändern, und dennoch wird hier alles bleiben, wie es ist. Ich werde konzentrierter arbeiten und gewisse Vorgaben einhalten, aber hier und auch sonst wird alles so weitergehen, wie es ist.
Es ist nämlich so mit dem Bloggen: Eigentlich ist es gar keine revolutionäre Tätigkeit, es ist vielmehr reaktionär, beharrend, manchmal sogar stupide und fordernd. Jeden Tag ein Beitrag. Schreibblockade? Jammer nicht rum, fang an zu schreiben. Unsicherheit? Es gibt nur einen Weg, es auszuprobieren. Keine Lust? Da könnte ja jeder kommen. Bloggen ist Punk, der sich am Riemen reisst. Kein Wunder, wenn die Gaudischreiber lieber twittern. Ist einfach, geht schnell, ist auch und vor allem kuschlig. Trifft leider nicht nur die Schlechten.
Man muss sich manchmal zwingen. Pflichtbewusstsein und Durchhaltevermögen - sicher, nur Sekundärtugenden der Kategorie Zehennagelaufsteller - können helfen. Manches muss halt vergehen, anderes bleibt. Und wächst. Man muss sich halt durchbeissen. Von nichts kommt nichts, sagte meine Grossmutter immer, und sie hatte damit natürlich wie immer recht.
Es ist nämlich so mit dem Bloggen: Eigentlich ist es gar keine revolutionäre Tätigkeit, es ist vielmehr reaktionär, beharrend, manchmal sogar stupide und fordernd. Jeden Tag ein Beitrag. Schreibblockade? Jammer nicht rum, fang an zu schreiben. Unsicherheit? Es gibt nur einen Weg, es auszuprobieren. Keine Lust? Da könnte ja jeder kommen. Bloggen ist Punk, der sich am Riemen reisst. Kein Wunder, wenn die Gaudischreiber lieber twittern. Ist einfach, geht schnell, ist auch und vor allem kuschlig. Trifft leider nicht nur die Schlechten.
Man muss sich manchmal zwingen. Pflichtbewusstsein und Durchhaltevermögen - sicher, nur Sekundärtugenden der Kategorie Zehennagelaufsteller - können helfen. Manches muss halt vergehen, anderes bleibt. Und wächst. Man muss sich halt durchbeissen. Von nichts kommt nichts, sagte meine Grossmutter immer, und sie hatte damit natürlich wie immer recht.
donalphons, 10:20h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 15. Januar 2009
Der Welt verloren
Über verschneite Felder und leere Strassen führt der Weg in die fränkischen Hügel, und im gleissenden Dunst erscheint langsam, schemenhaft die braune Masse von Schloss Weissenstein, erst ein Schatten, eine Verfärbung im Nebel, undefiniert, amorph, dann stofflich und erst aus der Nähe strukturiert, Architektur, Form. Ich fahre in den ersten Hof, stelle den Wagen ab, und betrete durch die kleine Eisenpforte - das grosse Tor ist verschlossen und wird es auch noch bis zum Ende der Winterpause bleiben - den Hof vor dem Schloss. Niemand ist hier.
Ich überquere den weiss verschneiten, fast unberührten Platz, folge vereinzelten Fussspuren im Schnee, die den Wegen zwischen den Rondellen folgen. Die Tore des Marstall sind mit Bretterverschlägen verschlossen, und hinter den Fenstern der Prunkräume sind Holzläden eingebaut. Ein wenig Schnee liegt auf den bemoosten Sandsteinfiguren, ein paar Vögel geben Töne von sich, aus dem wenig gepflegten Wald hinter dem Schloss, verstimmt und leise, aber ich bin hier, auf dieser Bühne glanzvoller Feste des Barocks, das einzige lebende Wesen.
Auf der anderen Seite an den spitzengekrönten Spalieren angekommen, verlasse die umbaute Fläche durch die kleine Eisentür, die sich zur Kastanienallee hin öffnet, und gehe entlang der braunen, bröckelnden Parkmauer die Strasse hinunter. Nach ein paar Schritten verblassen die Säulen, bossierten Steine und Fensterumrahmungen schon wieder in der überfeuchten Luft. Unten, am Cafe, wo ich Kuchen und Torten kaufe für die Termine in Frankfurt, bleibt vom Schloss nicht mehr als ein Schatten, eine Ahnung zwischen Schnee und Nebel.
Die Wärme, die helle Stimme der Verkäuferin, ihr Lachen, als ich ihr sage, dass ich immer auf dem Weg nach Frankfurt hier einkaufe, weil es dort niemanden gibt, der diesen Kuchen so machen könnte, ihre Freundlichkeit, mir eine Kiste für den Transport zu geben, das alles löst sich auf beim Rückweg über die menschenleere Allee, über den verlassenen Schlosshof, vorbei an den stummen Statuen, die den Krieg und die Kunst, die Tugenden und die Götter verherrlichen, und kein Wort verlieren über die Pleite, den Niedergang, den ihr Erbauer mit diesem hellbraunen Steingebirge erlitt, als er sich finanziell übernahm.
Auch die Vögel sind verstummt; das Knirschen des Schnees unter den dünnen Ledersohlen meiner schwarzen Schuhe, das kalte, zischende Atmen sind die einzigen verbliebenen Geräusche, als ich wieder die kleine Pforte öffne, den Wagen erreiche und die Torte verstaue. Mit einem heiseren Bellen springt der Motor an, ich habe lange, zu lange gebraucht, ich habe einen Termin zu halten, und in dem Ort nicht angemessener Eile jagt der Wagen auf die hügelige Landstrasse zurück Richtung Autobahn und Frankfurt, während das Schloss im schmutzig beschlagenen Rückspiegel wie ein kalter Fiebertraum in sich zerfällt, sich auflöst im Nebel, Licht und dem aufgewirbelten Dreck der Strasse, die dorthin führt, wo Menschen sind.
Ich überquere den weiss verschneiten, fast unberührten Platz, folge vereinzelten Fussspuren im Schnee, die den Wegen zwischen den Rondellen folgen. Die Tore des Marstall sind mit Bretterverschlägen verschlossen, und hinter den Fenstern der Prunkräume sind Holzläden eingebaut. Ein wenig Schnee liegt auf den bemoosten Sandsteinfiguren, ein paar Vögel geben Töne von sich, aus dem wenig gepflegten Wald hinter dem Schloss, verstimmt und leise, aber ich bin hier, auf dieser Bühne glanzvoller Feste des Barocks, das einzige lebende Wesen.
Auf der anderen Seite an den spitzengekrönten Spalieren angekommen, verlasse die umbaute Fläche durch die kleine Eisentür, die sich zur Kastanienallee hin öffnet, und gehe entlang der braunen, bröckelnden Parkmauer die Strasse hinunter. Nach ein paar Schritten verblassen die Säulen, bossierten Steine und Fensterumrahmungen schon wieder in der überfeuchten Luft. Unten, am Cafe, wo ich Kuchen und Torten kaufe für die Termine in Frankfurt, bleibt vom Schloss nicht mehr als ein Schatten, eine Ahnung zwischen Schnee und Nebel.
Die Wärme, die helle Stimme der Verkäuferin, ihr Lachen, als ich ihr sage, dass ich immer auf dem Weg nach Frankfurt hier einkaufe, weil es dort niemanden gibt, der diesen Kuchen so machen könnte, ihre Freundlichkeit, mir eine Kiste für den Transport zu geben, das alles löst sich auf beim Rückweg über die menschenleere Allee, über den verlassenen Schlosshof, vorbei an den stummen Statuen, die den Krieg und die Kunst, die Tugenden und die Götter verherrlichen, und kein Wort verlieren über die Pleite, den Niedergang, den ihr Erbauer mit diesem hellbraunen Steingebirge erlitt, als er sich finanziell übernahm.
Auch die Vögel sind verstummt; das Knirschen des Schnees unter den dünnen Ledersohlen meiner schwarzen Schuhe, das kalte, zischende Atmen sind die einzigen verbliebenen Geräusche, als ich wieder die kleine Pforte öffne, den Wagen erreiche und die Torte verstaue. Mit einem heiseren Bellen springt der Motor an, ich habe lange, zu lange gebraucht, ich habe einen Termin zu halten, und in dem Ort nicht angemessener Eile jagt der Wagen auf die hügelige Landstrasse zurück Richtung Autobahn und Frankfurt, während das Schloss im schmutzig beschlagenen Rückspiegel wie ein kalter Fiebertraum in sich zerfällt, sich auflöst im Nebel, Licht und dem aufgewirbelten Dreck der Strasse, die dorthin führt, wo Menschen sind.
donalphons, 10:12h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 15. Januar 2009
Empfehlung heute - Verlegen
ist Thomas Knüwer nicht, wenn er die Geschichte der Verleger auseinander nimmt.
donalphons, 00:58h
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Morgen in Bildern
Mein persönlicher Höhepunkt des Tages - eines Tages, der von sehr viel Streit und Ärger geprägt war - war der Moment, an dem ich die Stimme des Blutes verspürte und nachher gemerkt habe, dass doch mehr von meinem Herrn Papa in mir steckt, als man so gemeinhin glauben möchte. Ich weiss nicht mal, ob ich das gut finden sollte - als ich klein war, empfand ich diese Facette meines Vaters, die ich nur indirekt erleben musste, höchst einschüchternd - aber es war wohl der Schlüssel, um die bayerische Version der calabresischen Mafia mit ihrem Wunsch nach mehr Geld für Immobilien ohne Gegenleistung massiv einzuschüchtern. Investoren wissen es natürlich später dennoch nicht zu würdigen, aber es war einfach gut für das private Wohlbefinden. Nachdem ich gestern Nacht in Vorbereitung des absehbaren Konflikts nicht geschlafen habe, werde ich heute sanft ruhen.

Und morgen dann in aller Früh aufbrechen, zum Arbeitsplatz von Herrn Ackermann, dessen baldigen Abschied inzwischen mit einem Tag Verspätung auch noch andere fordern- leise, verhalten, aber es scheint, als sei für Ackermann der letzte Weg heim in die Schweiz im Terminkalender eingetragen. Besonders erbaulich bei diesen rabenschwarzen Meldungen: Den PR-gefütterten Fanboys von Joe in den Wirtschaftsredaktionen dürfte das Maul heute mit einer Mischung aus Rizinus, Teer und Sekundenkleber ausgewaschen worden sein. Es wird lange dauern, bis diese Herrschaften wieder zum gesponsorten Hosianna in der Lage sind. Neben Ackermann frage ich mich auch beim von der Wiwo zur Deuba gewechselten Herrn Baron, wie lange der sich noch wird halten können.

Nun also, Frankfurt, wie auf dem obigen Bild "FFM09" zu sehen ist - links der schmutzige Mainbach, rechts der bröckelnde Turm, darunter die Kaschemmen des echten Bordellbetriebs, der eine bessere Performance als alle Frankfurter Vermögensverwalter haben dürfte, und ein paar abgerissene Gestalten, Opfer der Kostensenkungen im Bankengeschäft: Die Stadt, der Müll und das Klumpenrisiko. Zu Zynismus besteht trotzdem kein Anlass: Für die heutigen Nachrichten haben sich die Finanzmärkte eigentlich wacker geschlagen. Jeder Stand des DAX über 4000 ist in meinen Augen der Beweis, dass die Faxgeräte solche Verlustmitteilungen immer noch in schwarzer Kokaintinte ausdrucken. Und das ist keine linke Schadenfreude: Die heutigen Reaktionen mit dem Absturz der Banken sind ein schlagender Beweis dafür, dass die Börsen aktuell nicht in der Lage sind, Entwicklungen zu erkennen und auch nur die kurzfristige Zukunft korrekt einzupreisen. Wenn sogar ich hier niederschreiben kann, dass die Deuba in ihrem Gewerbeimmobilienportfolio extreme Risiken hat, sollte das auch jedem Banker, Trader und Journalisten klar sein, der mal einen Blick in die Bilanz wirft. Oder können die keine Bilanzen lesen? Das wird nicht nur bei der Deuba das grosse Thema der ersten beiden 09er Quartale. Vor allem, weil solche Projekte oft von mehreren Banken finanziert werden, die im Zweifelsfall unterschiedliche Interessen verfolgen. Ich hatte 2002 mal das Vergnügen mit einem Startup, dessen Kreditgeber uneins waren. Damals ging es um ein paar lumpige zweistellige Millionenbeträge, aber es hat Scharen von Beratern, Anwälten und Geiern geholfen, die Verluste noch zu verdoppeln. Gestern in Hall ging es in keinem Fall um weniger als 200 Millionen. Refinanzierung in den nächsten Wochen, spätestens zu Herbst. Und ein grosser Teil der damit verbundenen Risikopositionen stecken im Bereich Wealth Management und Privatkundengeschäft. Das nun steht zwar so nicht in der Bilanz, aber die Jungs wissen alle, was gerade am grauen Kapitalmarkt los ist.

Diese Krise frisst sich gerade wie ein Krebs durch die Klasse, die sich für die bessere Gesellschaft und das Bürgertum gehalten hat. Es ist noch nicht so weit wie 1929, aber es ist gut möglich, dass ein ganzer Lebensstil in ein paar Jahren wegen des veränderten Konsum- und Risikoverhaltens verschwindet. Man muss Prada und Poltrona Frau nicht mögen, man kann Villen mit 240 m² dekadent finden und die Mitgliedschaft im Konzertverein als Spiessertum abtun, aber die Vorstellung einer durchgeschalteten Aldigesellschaft in einem von Staatskonzernen zwangsveropelten Mashup aus Ost-DDR und West-Bonzen finde ich noch weniger erfreulich, als, sagen wir mal, ein Konzert mit den Wesendonkliedern. Bedauerlich auch, weil sich in den letzten Jahren eine Gesellschaft entwickelt hat, die sich losgesagt hat vom kackbraunen Bürgertum der Nazizeit und der bleiernen Adenauerphase, und selbst in der bayerischen Provinz an bessere Zeiten anknüpfen konnte. Es gab, ungeachtet aller Probleme, so etwas wie eine schmale Brücke der Läuterung und Einsicht über die Abgründe des 20. Jahrhunderts hinweg, und es wäre das Ende dieses Weges und der Bundesrepublik wie wir sie kennen, würde diese Krise im Schnellgang das Bürgertum in eine grosse Gruppe der Verlierer und ein paar wenige Profiteure ganz im Stil der 20er Jahre aufteilen. Das ist in meinen Augen das eigentliche Problem dieser Zeit und das Risiko für eine Gesellschaft, die sich bei mir daheim sicher wird halten können, aber was hat man davon, wenn in Zukunft die kapitalistalinistische Ostzone gleich hinter der Altmühl beginnt, wo der Trash des Privatfernsehens und der billige Frass der Multis die Stützen der Gesellschaft sind und den Lebenshorizont definieren, weil es einfach und billig ist.

Und morgen dann in aller Früh aufbrechen, zum Arbeitsplatz von Herrn Ackermann, dessen baldigen Abschied inzwischen mit einem Tag Verspätung auch noch andere fordern- leise, verhalten, aber es scheint, als sei für Ackermann der letzte Weg heim in die Schweiz im Terminkalender eingetragen. Besonders erbaulich bei diesen rabenschwarzen Meldungen: Den PR-gefütterten Fanboys von Joe in den Wirtschaftsredaktionen dürfte das Maul heute mit einer Mischung aus Rizinus, Teer und Sekundenkleber ausgewaschen worden sein. Es wird lange dauern, bis diese Herrschaften wieder zum gesponsorten Hosianna in der Lage sind. Neben Ackermann frage ich mich auch beim von der Wiwo zur Deuba gewechselten Herrn Baron, wie lange der sich noch wird halten können.

Nun also, Frankfurt, wie auf dem obigen Bild "FFM09" zu sehen ist - links der schmutzige Mainbach, rechts der bröckelnde Turm, darunter die Kaschemmen des echten Bordellbetriebs, der eine bessere Performance als alle Frankfurter Vermögensverwalter haben dürfte, und ein paar abgerissene Gestalten, Opfer der Kostensenkungen im Bankengeschäft: Die Stadt, der Müll und das Klumpenrisiko. Zu Zynismus besteht trotzdem kein Anlass: Für die heutigen Nachrichten haben sich die Finanzmärkte eigentlich wacker geschlagen. Jeder Stand des DAX über 4000 ist in meinen Augen der Beweis, dass die Faxgeräte solche Verlustmitteilungen immer noch in schwarzer Kokaintinte ausdrucken. Und das ist keine linke Schadenfreude: Die heutigen Reaktionen mit dem Absturz der Banken sind ein schlagender Beweis dafür, dass die Börsen aktuell nicht in der Lage sind, Entwicklungen zu erkennen und auch nur die kurzfristige Zukunft korrekt einzupreisen. Wenn sogar ich hier niederschreiben kann, dass die Deuba in ihrem Gewerbeimmobilienportfolio extreme Risiken hat, sollte das auch jedem Banker, Trader und Journalisten klar sein, der mal einen Blick in die Bilanz wirft. Oder können die keine Bilanzen lesen? Das wird nicht nur bei der Deuba das grosse Thema der ersten beiden 09er Quartale. Vor allem, weil solche Projekte oft von mehreren Banken finanziert werden, die im Zweifelsfall unterschiedliche Interessen verfolgen. Ich hatte 2002 mal das Vergnügen mit einem Startup, dessen Kreditgeber uneins waren. Damals ging es um ein paar lumpige zweistellige Millionenbeträge, aber es hat Scharen von Beratern, Anwälten und Geiern geholfen, die Verluste noch zu verdoppeln. Gestern in Hall ging es in keinem Fall um weniger als 200 Millionen. Refinanzierung in den nächsten Wochen, spätestens zu Herbst. Und ein grosser Teil der damit verbundenen Risikopositionen stecken im Bereich Wealth Management und Privatkundengeschäft. Das nun steht zwar so nicht in der Bilanz, aber die Jungs wissen alle, was gerade am grauen Kapitalmarkt los ist.

Diese Krise frisst sich gerade wie ein Krebs durch die Klasse, die sich für die bessere Gesellschaft und das Bürgertum gehalten hat. Es ist noch nicht so weit wie 1929, aber es ist gut möglich, dass ein ganzer Lebensstil in ein paar Jahren wegen des veränderten Konsum- und Risikoverhaltens verschwindet. Man muss Prada und Poltrona Frau nicht mögen, man kann Villen mit 240 m² dekadent finden und die Mitgliedschaft im Konzertverein als Spiessertum abtun, aber die Vorstellung einer durchgeschalteten Aldigesellschaft in einem von Staatskonzernen zwangsveropelten Mashup aus Ost-DDR und West-Bonzen finde ich noch weniger erfreulich, als, sagen wir mal, ein Konzert mit den Wesendonkliedern. Bedauerlich auch, weil sich in den letzten Jahren eine Gesellschaft entwickelt hat, die sich losgesagt hat vom kackbraunen Bürgertum der Nazizeit und der bleiernen Adenauerphase, und selbst in der bayerischen Provinz an bessere Zeiten anknüpfen konnte. Es gab, ungeachtet aller Probleme, so etwas wie eine schmale Brücke der Läuterung und Einsicht über die Abgründe des 20. Jahrhunderts hinweg, und es wäre das Ende dieses Weges und der Bundesrepublik wie wir sie kennen, würde diese Krise im Schnellgang das Bürgertum in eine grosse Gruppe der Verlierer und ein paar wenige Profiteure ganz im Stil der 20er Jahre aufteilen. Das ist in meinen Augen das eigentliche Problem dieser Zeit und das Risiko für eine Gesellschaft, die sich bei mir daheim sicher wird halten können, aber was hat man davon, wenn in Zukunft die kapitalistalinistische Ostzone gleich hinter der Altmühl beginnt, wo der Trash des Privatfernsehens und der billige Frass der Multis die Stützen der Gesellschaft sind und den Lebenshorizont definieren, weil es einfach und billig ist.
donalphons, 00:25h
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Mittwoch, 14. Januar 2009
Stützen der Gesellschaft
In der Regel muss es, wenn es soweit ist, sofort sein. Manchmal bin ich schon unterwegs, ohne überhaupt zu wissen, was und vor allem wer dort sein wird. Wenn mich mal einer fragt, wie ich damit klarkomme, sage ich, dass ich an den Herausforderungen wachse. Das klingt besser, als es ist. Es ist der Preis, den ich für den Rest zahle, es bewahrt den Status quo, und wenn ich Konflikte austragen muss, mache ich das eben. Es gibt Leute, die vor dem Nichts stehen, und andere, die damit rechnen, dass irgendwann die Gasheizung explodiert. Es ist immer eine ziemlich seltsame Atmosphäre, wenn ich zu solchen Terminen muss. Und nur selten ruft einer an und sagt, ich soll mir Zeit lassen. So wie heute.

(Grossbild)
Ich gehe hinunter zum See. Es ist ruhig, und ich habe das Glück, den Strand ganz für mich alleine zu haben. Am Strand ist es noch wärmer als auf dem Berg, viel zu hell und, angesichts der sonstigen Wetterberichte, nachgerade ungerecht. Als würde das Wetter die hohen Preise und die Abgeschlossenheit des Wohnungsmarktes rechtfertigen wollen, als gäbe es Lebensrabatte für die Stützen der Gesellschaft.
Natürlich ist dem nicht so, was hinter den Bergen wartet, ist das gleiche Elend wie überall sonst auch, Gier, falsche Ratschläge, und am Ende eine hohe Rechnung, weil es nicht genug war, weil es nie genug ist, weil man für den kleinsten Vorteil alles zu tun bereit ist. Unfassbar. Unfassbar blöd, das alles. Besonders erbost: Die das alles gemacht haben, um ihren Kindern die beste Ausbildung zahlen zu können. Wenn ich nicht so ausgeglichen, sonnendurchwirkt und zufrieden angekommen wäre, hätte ich vielleicht sogar etwas Doppeldeutiges gesagt.
Dann eben später, an einem anderen Ort.

(Grossbild)
Ich gehe hinunter zum See. Es ist ruhig, und ich habe das Glück, den Strand ganz für mich alleine zu haben. Am Strand ist es noch wärmer als auf dem Berg, viel zu hell und, angesichts der sonstigen Wetterberichte, nachgerade ungerecht. Als würde das Wetter die hohen Preise und die Abgeschlossenheit des Wohnungsmarktes rechtfertigen wollen, als gäbe es Lebensrabatte für die Stützen der Gesellschaft.
Natürlich ist dem nicht so, was hinter den Bergen wartet, ist das gleiche Elend wie überall sonst auch, Gier, falsche Ratschläge, und am Ende eine hohe Rechnung, weil es nicht genug war, weil es nie genug ist, weil man für den kleinsten Vorteil alles zu tun bereit ist. Unfassbar. Unfassbar blöd, das alles. Besonders erbost: Die das alles gemacht haben, um ihren Kindern die beste Ausbildung zahlen zu können. Wenn ich nicht so ausgeglichen, sonnendurchwirkt und zufrieden angekommen wäre, hätte ich vielleicht sogar etwas Doppeldeutiges gesagt.
Dann eben später, an einem anderen Ort.
donalphons, 00:07h
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Die Bankrotterklärung des Josef Ackermann
Ich tippe eher auf sowas wie grossen Knatsch zwischen Deutscher Bank und Postbank (Nobrainer)
Ich lag mit meiner Prognose am Anfang der Woche absolut richtig: Die Deutsche Bank will mit der Post über einen Rabatt bei der Übernahme der Postbank verhandeln. Das ist meines Erachtens der falsche Weg. Die Deutsche Bank sollte besser mit der PR-Tretmine Ackermann über seinen Abgang verhandeln - und über eine Kompensation der von ihm angerichteten Schäden.
Denn der miserable Deal mit der Bostbank ist nur eine der Fehlleistungen der letzten Zeit. Bei den New Yorker Zockern kann man vielleicht noch eine Art Eigenleben als Erklärung für die Pleite geltend machen, aber die 29,75%-Übernahme der Postbank zum ersten Quartal 2009 für 57,25 Euro pro Aktie - mehr als das Vierfache des aktuellen Kurses der Postbank - lässt bezweifeln, ob Ackermann da sowas wie eine Due Diligence hat durchführen lassen. Oder auch nur einen blassen Schimmer von dem hatte, was nach ein paar Monaten ohne substanzielle Veränderung im Markt Realität sein würde. Dass die Post in drei Jahren nochmal 20,25% der Aktien für 42,80 Euro an die Deutsche Bank verkaufen kann, ist so eine Art garantierte Wertberichtigung, der die Aktionäre der Deutschen Bank für drei Jahre schädigen wird.
Ich glaube auch nicht, dass sich Ackermann auf "Unvorhersehbarkeit" wird herausreden können. In diesem Marktumfeld muss man mit allem rechnen. Ackermann wollte so schnell wie möglich eine Alternative zum - von ihm geförderten und jetzt krepierenden - Investmentbankengeschäft, um sich weiterhin als genialer Turnaround-Manager präsentieren zu können, der die Krise besser als andere meistert. Dafür hat er die Postbank angekauft, und das in einer Geschwindigkeit, die nicht im Mindesten den Anforderungen einer sauberen Prüfung und Bewertung der Postbank angemessen gewesen wäre. Und kaum ist der Deal durch, hat die Postbank nur noch rote Zahlen zu vermelden, als wäre sie ein drittklassiges Startup, das sich an einen blöden Medienunternehmer verscheuert hat.
Ackermann hat sich massiv verspekuliert, und das mit einem absoluten Anfängerfehler. Die Marktkapitalisierung für die Postbank liegt aktuell gerade mal bei 2,81 Milliarden Euro; allein für die erste Tranche wären knapp 4 Milliarden von der Deutschen Bank fällig. Die Kosten für Integration und Anpassung sind da noch nicht mal angedacht. Ackermann würde also über 3 Milliarden allein beim aktuellen Kurs draufzahlen. Und so jemand, mit diesen Qualitäten in Vorhersage und Bewertung, soll die Geschicke der grössten deutschen Privatbank in der grössten Krise seit 1945 führen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ackermann noch lange Chef der Deutschen Bank bleibt.
Ich lag mit meiner Prognose am Anfang der Woche absolut richtig: Die Deutsche Bank will mit der Post über einen Rabatt bei der Übernahme der Postbank verhandeln. Das ist meines Erachtens der falsche Weg. Die Deutsche Bank sollte besser mit der PR-Tretmine Ackermann über seinen Abgang verhandeln - und über eine Kompensation der von ihm angerichteten Schäden.
Denn der miserable Deal mit der Bostbank ist nur eine der Fehlleistungen der letzten Zeit. Bei den New Yorker Zockern kann man vielleicht noch eine Art Eigenleben als Erklärung für die Pleite geltend machen, aber die 29,75%-Übernahme der Postbank zum ersten Quartal 2009 für 57,25 Euro pro Aktie - mehr als das Vierfache des aktuellen Kurses der Postbank - lässt bezweifeln, ob Ackermann da sowas wie eine Due Diligence hat durchführen lassen. Oder auch nur einen blassen Schimmer von dem hatte, was nach ein paar Monaten ohne substanzielle Veränderung im Markt Realität sein würde. Dass die Post in drei Jahren nochmal 20,25% der Aktien für 42,80 Euro an die Deutsche Bank verkaufen kann, ist so eine Art garantierte Wertberichtigung, der die Aktionäre der Deutschen Bank für drei Jahre schädigen wird.
Ich glaube auch nicht, dass sich Ackermann auf "Unvorhersehbarkeit" wird herausreden können. In diesem Marktumfeld muss man mit allem rechnen. Ackermann wollte so schnell wie möglich eine Alternative zum - von ihm geförderten und jetzt krepierenden - Investmentbankengeschäft, um sich weiterhin als genialer Turnaround-Manager präsentieren zu können, der die Krise besser als andere meistert. Dafür hat er die Postbank angekauft, und das in einer Geschwindigkeit, die nicht im Mindesten den Anforderungen einer sauberen Prüfung und Bewertung der Postbank angemessen gewesen wäre. Und kaum ist der Deal durch, hat die Postbank nur noch rote Zahlen zu vermelden, als wäre sie ein drittklassiges Startup, das sich an einen blöden Medienunternehmer verscheuert hat.
Ackermann hat sich massiv verspekuliert, und das mit einem absoluten Anfängerfehler. Die Marktkapitalisierung für die Postbank liegt aktuell gerade mal bei 2,81 Milliarden Euro; allein für die erste Tranche wären knapp 4 Milliarden von der Deutschen Bank fällig. Die Kosten für Integration und Anpassung sind da noch nicht mal angedacht. Ackermann würde also über 3 Milliarden allein beim aktuellen Kurs draufzahlen. Und so jemand, mit diesen Qualitäten in Vorhersage und Bewertung, soll die Geschicke der grössten deutschen Privatbank in der grössten Krise seit 1945 führen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ackermann noch lange Chef der Deutschen Bank bleibt.
donalphons, 12:35h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 13. Januar 2009
Alle meine Freunde
Alle meine Hamburger Freunde erzählen mir, dass die Alster zugefroren ist, und alles in der Kälte erstarrt. Schön, aber eisig kalt. Komischerweise tauen bei uns auf 1100 Meter inzwischen den Bäche wieder auf.

Viele meiner Münchner Freunde aus dem Bereich, der sich nicht mit den Freuden des grauen Kapitalmarkts beschäftigt, haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Ich kenne dort eigentlich keinen, der nicht einen normalen Arbeitsplatz hat. Aus Berlin höre ich weniger klagen, aber dort haben ja auch nur die wenigsten einen normalen Arbeitsplatz, den sie verlieren könnten. Dort ist es eher das Entsetzen über die Jahresabrechnung der BAWAG - hier, wenn ich das so sagen darf, ist es nicht so schlimm, denn wenn man im T-Shirt draussen sitzen kann, braucht man keine Heizung.

Alle meine Freunde, die reich sind oder reiche Eltern haben, sind momentan ziemlich aufgekratzt. Alle haben verloren, und wenn ich ihnen sage, dass mit dem dicken Ding der Citigroup, wo der nächste Bailout ansteht, ihr Portfolio noch etwas dünner wird, schreien sie durchs Telefon, ich soll aufhören - selbst wenn sie mich oben auf dem Berg anrufen und fragen, ob ich ein passendes Objekt gefunden habe, und wie schlimm alles ist.

Alle meine Freunde mit Ahnung von der Thematik verstehen nicht, wie ich in Zeiten wie diesen so ruhig bleiben kann. Wenn es irgendetwas gibt, das sie gerade nicht ertragen könnten, dann wäre es das Besteigen eines Berges und die stundenlange Trennung vom Informationsfluss. Ich glaube, die könnten sich oben auch nicht eine Stunde in die Sonne setzen. "Rentner" wäre auch nicht mein Lebensentwurf, aber ich glaube, von den alten Herrschaften auf den anderen Bänken könnten sie einiges lernen. Nicht, dass die auch unbeschadet durchgekommen wären, aber die haben trotzdem den Willen, das Leben zu geniessen.

Und da oben ist es ja auch kostenlos. Es ist so schön, dass ich beim Überschreiten des Bergrückens, wenn die Kette der Blauberge auftaucht, hysterisch zu lachen beginne. Die Anstrengung, die dünne Luft, die Wärme, die Sonne, der Blick. Ich wünschte, alle meine Freunde könnten das sehen, sich mal frei machen, das ganze andere Zeug vergessen. Es kostet nichts, aber es befreit ungemein. Und es sorgt dafür, dass vom Winter 2008/9 etwas anderes in Erinnerung bleibt, als vergeudete Angst vor dem Unausweichlichen.

Bis dann der Anruf kommt und unvermittelt eine Verpflichtung ausspricht, nicht sofort, aber morgen, unaufschiebbar, schnell, unvorbereitet, so ist der Job, das sind seine Tücken, da ist man schneller in Hall in einem Hotel und erzählt was, von dem man selbst nicht so die tolle Ahnung hat, als man gemeinhin glauben möchte. Es geht wieder runter, die Piste ist schnell, extrem schnell, es sind kaum Leute unterwegs, man lässt es einfach laufen über Schnee und durch diese delikate Tegernseer Luft, die einen beschwingt und lustig macht, auch wenn der Rest, wie für alle meine Freunde, absolut nicht lustig ist.

Viele meiner Münchner Freunde aus dem Bereich, der sich nicht mit den Freuden des grauen Kapitalmarkts beschäftigt, haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Ich kenne dort eigentlich keinen, der nicht einen normalen Arbeitsplatz hat. Aus Berlin höre ich weniger klagen, aber dort haben ja auch nur die wenigsten einen normalen Arbeitsplatz, den sie verlieren könnten. Dort ist es eher das Entsetzen über die Jahresabrechnung der BAWAG - hier, wenn ich das so sagen darf, ist es nicht so schlimm, denn wenn man im T-Shirt draussen sitzen kann, braucht man keine Heizung.

Alle meine Freunde, die reich sind oder reiche Eltern haben, sind momentan ziemlich aufgekratzt. Alle haben verloren, und wenn ich ihnen sage, dass mit dem dicken Ding der Citigroup, wo der nächste Bailout ansteht, ihr Portfolio noch etwas dünner wird, schreien sie durchs Telefon, ich soll aufhören - selbst wenn sie mich oben auf dem Berg anrufen und fragen, ob ich ein passendes Objekt gefunden habe, und wie schlimm alles ist.

Alle meine Freunde mit Ahnung von der Thematik verstehen nicht, wie ich in Zeiten wie diesen so ruhig bleiben kann. Wenn es irgendetwas gibt, das sie gerade nicht ertragen könnten, dann wäre es das Besteigen eines Berges und die stundenlange Trennung vom Informationsfluss. Ich glaube, die könnten sich oben auch nicht eine Stunde in die Sonne setzen. "Rentner" wäre auch nicht mein Lebensentwurf, aber ich glaube, von den alten Herrschaften auf den anderen Bänken könnten sie einiges lernen. Nicht, dass die auch unbeschadet durchgekommen wären, aber die haben trotzdem den Willen, das Leben zu geniessen.

Und da oben ist es ja auch kostenlos. Es ist so schön, dass ich beim Überschreiten des Bergrückens, wenn die Kette der Blauberge auftaucht, hysterisch zu lachen beginne. Die Anstrengung, die dünne Luft, die Wärme, die Sonne, der Blick. Ich wünschte, alle meine Freunde könnten das sehen, sich mal frei machen, das ganze andere Zeug vergessen. Es kostet nichts, aber es befreit ungemein. Und es sorgt dafür, dass vom Winter 2008/9 etwas anderes in Erinnerung bleibt, als vergeudete Angst vor dem Unausweichlichen.

Bis dann der Anruf kommt und unvermittelt eine Verpflichtung ausspricht, nicht sofort, aber morgen, unaufschiebbar, schnell, unvorbereitet, so ist der Job, das sind seine Tücken, da ist man schneller in Hall in einem Hotel und erzählt was, von dem man selbst nicht so die tolle Ahnung hat, als man gemeinhin glauben möchte. Es geht wieder runter, die Piste ist schnell, extrem schnell, es sind kaum Leute unterwegs, man lässt es einfach laufen über Schnee und durch diese delikate Tegernseer Luft, die einen beschwingt und lustig macht, auch wenn der Rest, wie für alle meine Freunde, absolut nicht lustig ist.
donalphons, 00:56h
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Ein unterschätztes Problem der Berge
Rücksichtslos die Rodelpistenkurveninnenseiten kreuzende Rowdytannen und herumlungernde Hoolfichten, die Ärger suchen.
donalphons, 18:28h
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Zu schön
Ich mein, 12. Januar, dezente 12 Grad plus auf der Terrasse, endlich eine spezielle Kanne nur für die Mischung aus Schwarz- und Pfefferminztee, zwei gebackene Camenbert, frisches Brot und so viel Sonne, dass man fast nicht hinschauen kann -

Da muss man sich doch nebenbei auch mal mit etwas web2.0-menschlichem Elend beschäftigen. Und bei der Klitsche von Pleitier Peter Turi mittels Rechnung nachschauen lassen, ob schon grössere Bezahlprobleme oder - bis zur Zwangsvollstreckung - erst mal nur Zahlungsunwilligkeit vorliegt. Überschrift für den Ernstfall habe ich schon: Turi2 wird Turibrei.

Da muss man sich doch nebenbei auch mal mit etwas web2.0-menschlichem Elend beschäftigen. Und bei der Klitsche von Pleitier Peter Turi mittels Rechnung nachschauen lassen, ob schon grössere Bezahlprobleme oder - bis zur Zwangsvollstreckung - erst mal nur Zahlungsunwilligkeit vorliegt. Überschrift für den Ernstfall habe ich schon: Turi2 wird Turibrei.
donalphons, 12:56h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 12. Januar 2009
Drei Sonnenuntergänge
Eine der widerlichen Seiten des Winters sind die Sonnenuntergänge, die die ohnehin schon kurzen Tage knackig beschliessen: Die Sonne rauscht unter den Horizont, es wird Nacht und dunkel und kalt, und das alles in ein paar Minuten. Kein Spektakel, kein grosses Theater, nur der Hinweis, dass es Zeit wird für den offenen Kamin und das Eisbärenfell. Es sei denn, man hat einen einigermassen steilen Berg vor der Haustür.

Dann dauert der Wechsel vom Tag zur Nacht, diese obskure Zwischenzeit, ungefähr eine Stunde. Denn während die Sonne untergeht, geht der Betrachter vom Fusse des Berges im scheinbar letzten Tageslicht hinauf, es ist eine Art Paarlauf, immer an der Kante des Tages entlang.

Denn auf der ersten Alm schneidet die Sonne noch durch die Bäume durch, es bleibt auch etwas Zeit, sich zu erinnern: Ziemlich genau jetzt würde in Hamburg schon die Sonne untergehen, aber das hier ist Süden und ein paar hundert Kilometer näher am südlichen Wendekreis, das bringt am Abend 25 Minuten, nicht viel, aberauch nicht wenig, wenn die Tage kurz und kalt sind.

Oben auf der zweiten Alm wäre dann tatächlich Sonnenuntergang, hinter dem Mangfallgebirge muss sie sein, denn die Kondensstreifen der Flieger schimmern noch rosarot. Es wird hier oben nicht so schnell kalt wie im Tal, die Wiese ist schon wieder weitgehend schneefrei, man kann warten und zuschauen, wie sich das Blau im Schwarz der Nacht auflöst.

Und trotzdem ist dann im Westen immer noch genug goldener Schimmer am Horizont, um für die Abfahrt genug zu sehen. So zieht sich der Tag dann bis nach fünf, bis man unten ist und den Rodel verstaut, ist es halb sechs, und ein paar Kinder bequengeln ihre genervten Eltern am Hügel neben dem Parkplatz, dass sie nochmal da hoch und runterrutschen wollen. Da Guiecke, dort Verärgerung, und das alles bricht plötzlich herein, nach einem einsamen Aufstieg in Stille und Gelassenheit.
Das finde ich dann wirklich finster.

Dann dauert der Wechsel vom Tag zur Nacht, diese obskure Zwischenzeit, ungefähr eine Stunde. Denn während die Sonne untergeht, geht der Betrachter vom Fusse des Berges im scheinbar letzten Tageslicht hinauf, es ist eine Art Paarlauf, immer an der Kante des Tages entlang.

Denn auf der ersten Alm schneidet die Sonne noch durch die Bäume durch, es bleibt auch etwas Zeit, sich zu erinnern: Ziemlich genau jetzt würde in Hamburg schon die Sonne untergehen, aber das hier ist Süden und ein paar hundert Kilometer näher am südlichen Wendekreis, das bringt am Abend 25 Minuten, nicht viel, aberauch nicht wenig, wenn die Tage kurz und kalt sind.

Oben auf der zweiten Alm wäre dann tatächlich Sonnenuntergang, hinter dem Mangfallgebirge muss sie sein, denn die Kondensstreifen der Flieger schimmern noch rosarot. Es wird hier oben nicht so schnell kalt wie im Tal, die Wiese ist schon wieder weitgehend schneefrei, man kann warten und zuschauen, wie sich das Blau im Schwarz der Nacht auflöst.

Und trotzdem ist dann im Westen immer noch genug goldener Schimmer am Horizont, um für die Abfahrt genug zu sehen. So zieht sich der Tag dann bis nach fünf, bis man unten ist und den Rodel verstaut, ist es halb sechs, und ein paar Kinder bequengeln ihre genervten Eltern am Hügel neben dem Parkplatz, dass sie nochmal da hoch und runterrutschen wollen. Da Guiecke, dort Verärgerung, und das alles bricht plötzlich herein, nach einem einsamen Aufstieg in Stille und Gelassenheit.
Das finde ich dann wirklich finster.
donalphons, 00:50h
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An einem diesigen, bitterkalten Wintertag
kann man dennoch normalerweise nicht einfach so mal eben in Urlaub fahren.

Das kostet nur viel Geld, die Bucherei nervt, man ist ständig in Eile, und überhaupt.

Deshalb ist es ja auch gar nicht so dumm, nicht in den Urlaub zu fahren, sondern nach zweitzuhause.

Wo man bei drei Grad draussen - in der Sonne sicher sehr viel mehr - überhaupt nicht versteht, was die mit dem Gewäsch von der Rekordkälte haben.

Hier ist es fast schon wieder Vorfrühling.
(Aus der Serie: Tage, an denen man weiss, warum man kein Aktiendepot besitzt)

Das kostet nur viel Geld, die Bucherei nervt, man ist ständig in Eile, und überhaupt.

Deshalb ist es ja auch gar nicht so dumm, nicht in den Urlaub zu fahren, sondern nach zweitzuhause.

Wo man bei drei Grad draussen - in der Sonne sicher sehr viel mehr - überhaupt nicht versteht, was die mit dem Gewäsch von der Rekordkälte haben.

Hier ist es fast schon wieder Vorfrühling.
(Aus der Serie: Tage, an denen man weiss, warum man kein Aktiendepot besitzt)
donalphons, 16:30h
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Transfer
Es ist nur ein Gefühl, aber es sagt mir, dass nächste Woche etwas sehr Dickes passieren wird; eines dieser Ereignisse, von dem man nicht zwingend in einer hektischen Stadt hören möchte, die voll ist von Geschnatter und käuflicher Meinung. Der Knall möchte bittschön gedämpft ankommen und sich ausgetobt haben, bevor er als Grummeln dort aufläuft, auf der ersten Anhöhe der Alpen über dem See und vor dem Berg, den es dann vielleicht zu überwinden gilt, sei es nur nach Österreich, oder doch gleich wieder in die Schweiz.

Der Aufbruch kommt eher als gedacht, und dennoch später als beansichtigt, Familiengeschichten, Termine, Arbeit, ausserdem Einpacken, denn manches geht, versteckt im Convoi wintersportfreudiger Münchner, an den See und macht Platz für Neues. Ich warte noch auf ein Jugendstilservice aus Limoges, das vielleicht ganz fein wäre, mit seinen das Kommende nicht ahnen lassenden, verspielten Formen, weiss und unschuldig und den Goldmalereien, die kaum unpassender sein könnten als in diesen bleiernen Tagen des Wartens.

Der Aufbruch kommt eher als gedacht, und dennoch später als beansichtigt, Familiengeschichten, Termine, Arbeit, ausserdem Einpacken, denn manches geht, versteckt im Convoi wintersportfreudiger Münchner, an den See und macht Platz für Neues. Ich warte noch auf ein Jugendstilservice aus Limoges, das vielleicht ganz fein wäre, mit seinen das Kommende nicht ahnen lassenden, verspielten Formen, weiss und unschuldig und den Goldmalereien, die kaum unpassender sein könnten als in diesen bleiernen Tagen des Wartens.
donalphons, 03:19h
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