: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 10. Januar 2009

Die Skalpe meiner Feinde - die Kamera der Japanerinnen

Nehmen wir mal an, wir haben uns im Mai 2006 eine dieser superschnieken kleinen Edelkameras gekauft, die wir in Salzburg und Wien in den Händen dieser feinen, jungen Japanerinnen sehen. Diese ultraschlanken Metallkästchen mit riesigen Displays, die mehr ein Modeartikel denn ein technisches Gerät sein könnten, wäre da nicht die modernste Technik des 21. Jahrhunderts verbaut, weshalb es auch keine Knöpfe mehr gibt, sondern ein zweifarbiges Gehäuse ohne Unterbrechungen und ein berührungssensibles Touchpad, auf dem dann fein manikürte japanische Finger - ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass es absolut keine einzige japanerin mit abgekauten Fingernägeln gibt? - Bilder herumschieben und lustige Rähmchen einfügen. Kurz, die Sorte Kamera, die wirklich kein Arbeitsgerät für die Mille Miglia mehr ist, sondern das Gadget, dessen Prestige etwas teurer ist. 400 Euro. Das kostete die Pentax Optio T10 vor 32 Monaten, als sie auf den Markt kam, und es war keine von den Billigklunkern, die mit angeblichen Riesennachlässen beim Grosshändler an Idioten vertickt werden.



Wenn wir das bezahlt haben, sollten wir es tunlichst vermeiden, heute im Photofachgeschäft in der Innenstadt eine frische SD-Karte zu kaufen. Wir könnten etwas entsetzt vor der Vitrine stehen, in der gerade sowas wie eine Preisindung stattfindet. Da ist nämlich unsere Kamera - unbenutzt, originalverpackt und funkelnd - für 50 Euro zu haben. Was in etwa bedeutet, dass selbst bei diesem teuren Luxusprodukt der Wertverlust nach 32 Monaten bei 87,5% liegt.

Früher sagte man in unseren Kreisen, wir seien zu arm, um uns schlechte Dinge leisten zu können. Oder auch, wie meine Grossmutter immer sagte "Das Glump is zwoamoi deia", und natürlich hatte sie damit wie immer recht. Hatte. Denn der Preisverfall auch hochwertigster Technikgegenstände ist ein Widerspruch, vielleicht sogar der hedtigste Widerspruch zu dieser alten Sicherheit. Bei diesem Wertverfall besitzt man auch die besten und exklusivsten Dinge nicht mehr - selbst wenn die Kamera bis heute durchgehalten haben sollte, zwei andere Pentax, die ich besass, haben jeweils nur ein paar Monate gehalten. Bei diesem Wertverfall least man allenfalls, man zahlt monatlich 10 Euro für das Gefühl, eine Kamera zu besitzen, aber eigentlich ist es nur ein Kameraupdate, das man da in Händen hält, das nur dazu geschaffen wurde, um wieder zu verschwinden und teuer ersetzt zu werden. Früher kaufte man teuer, weil das Teure seinen Wert behielt, heute kauft man teuer Geliehenes, um bald wieder teuer zu leihen.

Wenn wir das alles weiter denken, fällt uns ein, dass wir das auch aus der Religion kennen, die uns verarscht, wir hätten unsere Lebenszeit nur geliehen. Die Gadgetindustrie ist klüger, sie gaukelt Besitz vor, tatsächlich aber hat man das Eigentum nur temporär geborgt, bis zum Ausfall und Kauf des nächsten Gadgets. Und wie der Idiot im Mittelalter findet man dieses Leihverhältnis mit irgendwelchen japanischen Fabrikbesitzern normal. Es gibt Blogs, die das alles begeistert empfehlen, es ist ein Lebensstil, und wir fragen uns, wann der erste die Kirche der Gadgets eröffnet, wo man gegen Bezahlung den ganzen Plunder jährlich neu bekommt, wo einem der Ablass dieser Dinge nach einem Jahr gewährt wird und man immer das Gefühl hat, den richtigen technischen Lebensstil in seiner jeweiligen Ausformung anzugehören.

Vormodern wäre das natürlich, aber das Perverse daran ist: Vormodern funktioniert bis heute, weil der Mensch vormodern ist, sich ungern Gedanken macht und obendrein trotzdem gern modern wäre. Etwas, das in dieser Kombination nicht möglich ist, es sei denn, man findet jemanden, der einem das Leben und das Umfeld für Geld entprechend definiert. Wir dagegen sagen uns, dass wir um unsere Vormodernität wissen und daran arbeiten, aber gegen so einen Skalp von denen, die sich von der Kirche der Gadgets jedes Jahr den Arsch bis zum Haaransatz aufreissen lassen, haben wir natürlich nichts einzuwenden. Den Wertverlust haben sie, wir haben das Gadget.

Und Angst, dass es wieder so ein miserables Drecksding wie die anderen Pentax ist.

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Empfehlung heute - Zufrieden.

Die Katze bekommt das Licht, die Streichelei und 7 (abgezählt, weil Diät, Jahreswende war vor kurzem und der Tisch immer erreichbar) Knuspertaschen.



Und ich bekomme einen Versuch von Blogwerbung bei Anke Groener.

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Samstag, 10. Januar 2009

Ihr seid alle Chinesen, nur wir sind Graubündner

Bloomberg steht jetzt nicht gerade in Verdacht, antiamerikanisch und linksradikal zu sein. Trotzdem ist heute mein Kellergewölbe die Hölle zugefroren, als ich das hier gelesen habe: Eine feine Analyse, warum die neuen Schulden der USA eine Madoff-artige Betrugsmasche sind, und die Chinesen kaum anders können, als weiterhin reinzuzahlen. Überflüssig zu sagen, dass es diese Texte sind, für die man hofft, dass die chinesischen Fonds die Übersetzung von Satyam, den Ausdruck von einem Lenovodrucker und den Transport von einem Opel Astra übernehmen lassen. Sind die Meldungen da drin auch schrecklich, wirklich schrecklich, wenn man sie zu Ende denkt - dort steht dann der Staatsbankrott - ist die erlebte Realität dann doch eine andere.



Schliesslich hat der hier ansässige Konzern auch dieses Jahr mit einer Steigerung von 4,1% abgeschlossen, trotz Lehman und Finanzkrise - einfach, weil er das Zeug baut, das die Leute haben wollen. Und wenn ich morgen an den See fahre, wird auch alles gut sein, denn der See ist der Ort, wo die Leute mit diesen Autos aus dieser Stadt hinfahren wollen. So einfach ist das. Ich und meine Freunde, wir sind Graubündner, und es ist ziemlich beruhigend, gerade nicht von den Kreditkäufen der Chinesen abhängig zu sein.

Das erlaubt einem auch die Freiheit, die es sonst unter den Sklaven Chinas nicht gibt: Vielleicht ist es jemandem aufgefallen, wie unsagbar wenig man im Moment über die Menschenrechte ich China hört. Tibet - nichts mehr. Staatliche Morde - nichts. Westliche Unterdrückungshelfer -- ungeschoren. Diktatur - egal. Arbeitsbedingungen - irrelevant. Zwangsarbeit - war da was? Das alles gibt es weiterhin, aber keiner scheint Lust zu haben, die Chinesen auf dem grossen Dollarsack damit zu ärgern. Ich habe, so von meinem privaten Graubünden aus gesehen, fast den Eindruck, als gäbe es da so eine Art stillschweigende Übereinkunft. Der Westen braucht das Geld, China braucht den Absatzmarkt, Störungen gibt es ohnehin zu viele, also kümmert sich jeder um sein eigenes Zeug und seine eigene erfolterterderliche Sicherheit.

Man kann das auch etwas weiterdrehen. Sudan, zum Beispiel. Simbabwe. Kenia. Das sind alles keine Nachrichten, wenn sogar Handtaschenseiten schliessen müssen, weil das eBusiness dann doch nicht mehr so rockt. Es sieht so aus, als ginge dem befürchteten Wirtschaftsprotektionismus schon lange ein Protektionismus der Menschenrechte voraus, als blickte jeder nur noch auf seine Sachen und liesse zu, was woanders sein mag, denn jeder kaut am eigenen Problem.

Und dabei übersieht man, wenn es die neue Lage es jetzt wieder erlaubt, mal eben einen Regenwald abzuholzen, eine Startbahn zu planieren, die Arbeitgeberbedingungen zu lockern und die Steuerprogression zuugunsten der Reichen zu verändern. Was dem totalitären Mörder in China seine billigen Strafgefangenenarbeiter, ist dem Seehofer, der Merkel und dem Westerwelle das Steuerprogressionsgeschenk an meinesgleichen. Das Geld des echten Chinesen wird zugunsten des Regimes in fette amerikanische Ärsche geschoben, das Geld der deutschen Chinesen zugunsten des Machterhalts von Auswüchsen a la Koch in die Ärsche der Banken und der Reichen.

Eigentlich müsste ich CSU oder FDP wählen, eigentlich könnte es mir egal sein, was aus euch dummen chinesischen Cretins mit und ohne Blog wird, weil es euch ja auch egal ist, wenn man sich so umhört und umliest. Das Konjunkturpaket nach Gusto der Union ist blanker Raub zugunsten der Besserverdienenden. Sie bescheissen euch, sie beklauen euch, weil es gerade jeder macht und keiner aufpasst. Schon gar nicht ihr, ihr blöden, denkfaulen Chinesen.

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Donnerstag, 8. Januar 2009

Antidot du jour

Es gibt beim Blog nakedcapitalism nach all den schlechten Nachrichten des Linküberblicks immer ein nettes Tierbild, das von den Katastrophen ablenken soll. Ich glaube, das brauche ich heute auch:



Ihr, selbst wenn ihr nichts von Wirtschaft versteht, braucht das auch. Glaubt mir, ihr braucht ein Antidot. Egghat hat die Details der Rettungsaktion der neuen Staatsbank Commerzbank, die wegen der kommenden Abschreibungen gerade nochmal wegen der Fusion mit der Dresdner dem Tod von der Schippe gesprungen sein dürfte. Coba/Dreba teilverstaatlicht. Vor zwei Jahren hätte man für die aktuelle Regierungspolitik einen Lafontaine noch ausgelacht.

Das ist der Grund, warum meine Jahresprognose auch so bitter negativ ausfällt: Das, was wir wissen, ist nichts gegen das, was vor uns verborgen ist. Die Coba würde ich trotz allem als weitaus stabiler und besser kontrolliert als viele andere Banken dieser Welt einschätzen. Wenn es denen schon so dreckig geht, wie muss das erst bei anderen aussehen? Oder Satyam - indische Firma, aber testiert von PWC nach amerikanischen Massstäben: kein Grund, nicht mit einem Milliardenschwindel durchzukommen. Lehman, Bear Stearns, Citibank und WaMu ging es ja auch gut, bis der Zusammenbruch kam.

Das ist keine Zeit mehr für Prognosen auf Basis der zugänglichen Daten. Man sollte 2009 nach dem Worst Case Szenario leben und handeln. Trau keinem, glaub nichts.

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Donnerstag, 8. Januar 2009

Real Life 07.01.09 - der grosse Bailout der Vororte

"Diesen werden wir die Trauer hinzufügen, von der wir sagen dürfen, dass sie ausschliesslich aus der Meinung und der daraus entstandenen Enttäuschung entstanden ist"
Baruch Spinoza, Kurze Abhandlung von Gott, dem Menschen und dessen Glück


Sieh es doch einfach so, sagt Iris. Es wird so oder so kommen, die unten haben 200 Euro mehr für eine neue Glotze, und Papa kann 400 Euro mehr investieren. Ausserdem war es nicht gerade höflich von Dir, das Sozialgerede gerade jetzt auf das Tapet zu bringen, da er ohnehin schon den Eindruck hat, dass der Abstand zwischen denen und uns nicht mehr allzu gross ist. So wie die unten das Geld zum Ausgeben brauchen, braucht er es, um wieder Tritt zu fassen.



In gewisser Weise hat sie recht. Papa ist wie alle, die verloren haben: Besessen davon, die Rückschläge wieder gut zu machen. Kein neuer Motor für den seit Monaten in der Garage gammelden Sportwagen. Keine drei Wochen Skifahren, und keine neue Ausrüstung bei Bogner. Zum Glück kamen die wirklich brutalen Schläge erst im Dezember mit der Post, sonst hätte er auch dem Konzertverein gekündigt, und du müsstest ohne Iris durch das Foyer streifen. Papa ist getrieben von den Verlusten und gepeinigt von der Angst, er könnte hinter andere zurückfallen. Papa ist lächerlich viel reicher als alles, was du jemals besitzen wirst, auch nach dem ganzen Unglück bist du immer noch ein Nichts, aber der Unterschied ist: Du hast zweimal ein schmales Plus gemacht, und er ein einziges, dickes Minus. Es war keine Anerkennung, dass er sich mit Dir über seine Pläne nach Steuersenkungen unterhalten hat. Eher der Wunsch, sich Bestätigung zu holen. Was bei dir nicht so arg toll ist, der du eigentlich für massive Steuererhöhungen bist. Denn es gibt immer noch zu viel Vermögen in Deutschland, das gehortet und Verbrechern zur vorgeblichen Vermehrung gegeben wird.

Aber Papa hat das alles schon durchgerechnet, wenn sich die CSU durchsetzt. Höherer Sockelfreibeitrag: Bringt ihm 400 Euro. Ende der Progression: 20.000, 25.000, wenn es der Seehofer macht. Einparungen 40.000. Da kommt was zusammen. Und jetzt kommst du ins Spiel. Wohnimmobilien. Denkmalschutz. Berlin. Welches Viertel, wo krepieren gerade die Denkmal-AfA-Fonds. Er würde, wenn die Zinsen ordentlich gefallen sind und die Inflation droht, 2010 massiv leveragen, noch ein paar Positionen auflösen und dann gleich auf zwei Stockwerke gehen. Kudamm. Savignyplatz. Mehringdamm. Was sagst du dazu. Das müsste doch, 300 m², dann alle zwei Jahre eine Wohnung restaurieren und immer schön abschreiben; in acht Jahren ist sicher wieder Boom. Dass du auf Steinbrück setzt, passt nicht in diese Träume von der schnellen Erholung durch einen Sonderweg in das Berliner Baugestrüpp. Überhaupt, was soll das: Die nehmen euch doch alles. Das ist längst überfällig, und es haben alle was davon.

Und die oben werden noch mehr horten können. Als hätte die Krise ihren Kern nicht darin, dass irgendwo zu viel gehörtet wurde, zu viele Zinsen sollte und zu leichtfertig vergeben wurde. Versuchst du zu erklären, aber das kommt nicht an. Denn der Staat hat den kleinen Leuten schon die Ersparnisse gerettet, jetzt soll er den Reichen helfen, die Verhältnisse wieder ind Lot zu bekommen. Steuern runter, das sieht er als sein Recht an.

Du bist ja nie hier, sagt Iris. Du hättest im Dezember hier sein sollen, als er die Steuer für 2007 mit dem Berater durchgegangen ist. Da war schon klar, dass er würde nachzahlen müssen. Und dann jeden Tag die Kurse, die Briefe der Banken, und dann noch so ein Ding am grauen Kapitalmarkt, das neues Kapital brauchte. Alle wollten sein Geld, überall waren Löcher im Portfolio, jeden Tag wieder ein, zweitausend Euro einfach so weg. Schmuck, Kleider, Urlaub, alles wäre besser gewesen. Kannst du das nicht verstehen? Er hat immer nur gespart. Er hat nur viel ausgegeben, wenn es erwartet wurde, für sich bräuchte er das alles nicht. Es macht ihm nichts, jetzt noch mehr zu sparen, denn er will wieder dorthin, wo er 2007 war.

Und deshalb wählt er die CSU und jeden anderen Rattenfänger, der Steuersenkungen verspricht. Und die Leute im Piusviertel sind mit den paar Kröten vom Freibetrag zufrieden und wählen sie auch. Soll doch der Staat die Schulden machen, die sie nicht zu machen brauchen. Jedem seinen Bailout, unten 2 Zoll mehr Diagonale, oben zwei Immobilien mehr - wer soll das in Berlin eigentlich für ihn machen? Die Immobilien finden, die Organisation, das kostet doch auch einen Haufen? Hat dein Vater überhaupt Erfahrung im Altbausanieren? Bei deiner Wohnung blieb das alles an mir hängen.

...

Nein.

Er meinte, mir zuliebe, schliesslich bekomme ich die ja mal, und du kennst dich doch da oben aus, also, ich finde es ja auch nicht so toll, aber

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Kann man sich Feinde machen,

die man sich schon mal gemacht hat? Falls ja, steht die Anleitung dazu an der Blogbar.

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Empfehlung heute - Schöner Winter

Es gibt ein Licht, das man nur in schneereichen Winternächten findet, und das ist dann wirklich schön.



Er kann aber auch so sein. Hässlich. Noch hässlicher war aber vermutlich der Abend der drei Hooligans, die heute morgen von der Polizei hochgenommen wurden, weil sie unter lautem Geschrei ein Fahrrad demoliert hatten, und wenn ich sowas sehe, bin ich nach einigen Erlebnissen inzwischen wirklich absolut jenseits aller Bedenken, die Ordnungskräfte zu rufen.

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Dienstag, 6. Januar 2009

Der unfeine Tod des feinen Porzellans

Gestern war ein scheusslicher Tag. Manche werden sagen, dass die Pleite des Porzellanherstellers Wedgwood nach über 250 Jahren unvermeidlich war, war die Firma doch massiv überschuldet und litt am Konsumeinbruch auf dem amerikanischen Hauptmarkt. Und nach etwas Recherche muss ich konzidieren, dass Wedgwood, die mir seit meiner Kindheit als Inbegriff vollendeter britischer Tischkunst bekannt waren, in den letzten Jahren sicher nicht besonders gut beraten war, die meisten Linien in Indonesien von Arbeitern fertigen zu lassen, die 150 Pfund im Monat kosteten, aber daheim weiter Preise verlangten, als wären die Mitarbeiter noch immer im Hauptsitz Etruria mit Löhnen um die 2000 Pfund beschäftigt. Ich glaube, wer Wedgwood will, möchte nicht irgendetwas, das in Fernost von Billigstarbeitern gepresst und bedruckt wird, das nichts mehr zu tun hat mit der Tradition des Industriellen, Aufklärers und Künstlers Josiah Wedgwood, der seinerzeit gegen die Ausbeutung von Skalven agitierte.



Leider erwischt es neben Wedgwood - die Serie "english royal homes" in der Mitte - und Waterford, dem früher exquisiten irischen, jetzt leider osteuropäischen Hersteller der Glasschalen links, auch Hutschenreuther, die heute über die Rosenthal AG zum Konzern gehören. Auch Hutschenreuther hat eine besondere Geschichte; 1857 brannte die Weberstadt Selb nieder, und der Firmengründer setzte alles daran, die Bewohner mit seiner Porzellanfabrik wieder in Lohn und Brot zu setzen. 1917 übernahm Hutschenreuther dann die Firma Paul Müller, führte sich als Luxusabteilung weiter, und wenn ich wirklich etwas zu feiern habe, dann nehme ich das sog. Direktorengeschirr von Paul Müller, von dem die Sauciere abgebildet ist. Dieses Geschirr, weiss die Familientradition zu berichten, gehörte einem im Voralpenland tätigen Direktor, und war der grosse Stolz dieser gewiss nicht armen Seitenlinie, von der aus es mir nach drei Erbgängen - der letzte war geprägt von einem "wer will heute noch Goldrand" - zugefallen ist.

Ich will Goldrand. Und nicht nur, weil ich gerne auftrage, und ich ohnehin nur mit der Hand spüle. Ich mag edles Porzellan nicht nur, weil wir eine dicke Familientradition des Porzellanfetischismus haben, sondern auch, weil es für diesen Fetischismus einen Grund gibt, einen gutbürgerlichen Grund, der aus Porzellan mehr als nur Tischzierde macht. Denn anhand von Porzellan lässt sich die Aufklärung erzählen, anhand ihrer Verbreitung entstand das Bürgertum, die Demokratie, ein guter Teil der Industrialisierung, nur um jetzt möglicherweise, nachdem die Zwecke erfüllt sind und sich jeder alles überall kaufen kann, wieder zurückzufallen in die Hände der wenigen, die es sich leisten können und wollen, wie schon zu Beginn.

Als im 16. Jahrhundert zum ersten Mal asiatische Keramiken in grösserem Stil nach Europa importiert wurden, zögerte man nicht, sie mit Gold zu fassen: Seladonschalen zum Beispiel waren eine Weile die teuersten Handeslgüter der Erde, und selbst reiche Fürsten hatten selten mehr als ein paar Stücke asiatischen Porzellans in ihren Wunderkammern. Es dauerte bis ins 17. Jahrhundert, bis man überhaupt wagen konnte, davon zu essen, und abgesehen von den allerreichsten Schichten gab es keinen Markt. Das blieb auch noch im 18. Jahrhundert so, als Augarten, Meissen, Nymphenburg und KPM ein Monopol hatten und darüber wachten, dass die Preise hoch und die Kundschaft exklusiv blieb. Josiah Wedgwood war einer der frühen Rebellen, der das aufstrebende Bürgertum mit Serienfertigung und günstigeren Preisen im Auge hatte, andere folgten später in anderen Ländern und auf anderen Gebieten nach: Christofle wurde als Lieferant günstigen Silbers berühmt, Baccarat wurde erst nach der französischen Revolution vom fensterglashersteller zur Luxusmarke, und erst mit der Versilberung wurde Silber zum Gegenstand des täglichen Gebrauchs.

Gemeinhin denkt man ja, das Bürgertum wollte den Adel nur nachäffen; tatsächlich aber waren die Machthaber gar nicht so arg begeistert, wenn die Untertanen nach derartigen Dingen strebten. Für die Bürger bedeutete der Luxus vor allem, dass sie auch Zeit hatten, ihn zu nutzen, Tee zu trinken, nicht dauernd schuften mussten und sich über den Kuchen hinweg unterhalten zu können, über Politik etwa und Repression, oder Bücher von Heine lesen - Bürger, die Zeit haben, kommen auf die für Machthaber unerfreulichsten Ideen. Metternich wusste schon, warum er seine Spitzel in die Cafehäuser schickte, und warum er den Bürger mit Zeit fürchtete. Wer Porzellan besass, dokumentierte nicht nur seinen gesellschaftlichen, sondern auch indirekt seinen intellektuellen Aufstieg. Was für die Bürger seit dem 19. Jahrhundert von zentraler Wichtigkeit war, blieb für Arbeiter und andere aufsteigende Schichten auch im 20. Jahrhundert erst mal entscheidend: Etwas Gutes zu besitzen und die Zeit zu haben, es zu nutzen

Man mag das heute vielleicht als kindisch erachten, aber genau das war der Unterschied: Man schaue sich nur mal das Schokoladenmädchen von Jean-Étienne Liotard an: Der aussergewöhnliche Reichtum ihrer gnädigen Frau wird nicht nur durch das chinesische Lacktablett und die Silberarmierung des Porzellans verdeutlicht, sondern auch durch die Knicke in der Schürze: Sie kommt frisch aus der Truhe, sie wird also nicht immer getragen. Es ist ein Haushalt, der sogar seinen Dienstboten mehr als ein Kleid bezahlen kann. Für das 18. Jahrhundert: Ausserordentlich. Der Wunsch, sich selbst und der Familie, den Kindern mehr als nur den Alltag, das Normale, das Übliche bieten zu können, brachte die Arbeiter auf die Strasse, das Soziale in die Parlamente und die Gesellschaft voran, man wollte es schaffen und es auch zeigen, und so komisch es heute scheinen mag, wenn der Treiber dieser Entwicklung Goldrand und Spitzendecken waren:



Darf ich fragen, wohin eine Spielekonsole und ein neues Handy jedes Jahr uns gesellschaftlich so treiben werden?

Ich halte diese Frage, so komisch sie für manche scheinen mag, für hochgradig wichtig. Was lernt man davon? Benehmen? Kaum. Ausdrucksfähigkeit? Sicher nicht. Soziales Engagement? Wenn der andere mit einer anderen marke kein akzeptabler Mensch mehr ist? Das Leben als Ladevorgang, als Folge kurzfristiger Lebenszyklen vielleicht. Wenn ein feines Teeservice das Zeichen für die Zeit ist, die man sich erarbeitet hat, was sind dann die Mugs und Coffee2Gos? Die Negation, das Fehlen der Zeit, in der man eben arbeiten muss, um flexibel und einsatzbereit zu sein. Ich will nicht wissen, wieviele meiner Trouvaillen ich Leuten verdanke, die alles los werden wollen, um möglichst mit einer Kiste umziehen zu können, und für die der Starbucks überall das gleiche Internet hat.

Porzellan, gutes Porzellan zumal ist auch heute teuer, wenn man nicht gerade auf Antikmärkten jagen geht, aber mein nicht seltenes Entsetzen über 100 Euro teure Imaritellerchen ist lächerlich, wenn am Stand daneben demnächst wertlose Handys für 300 Euro verkauft werden. Es gibt einen Paradigmenwechsel, der einen iPOD mit 1000 bei iTunes runtergeladenen, kostenpflichtigen Modemusiken mehr Sozialprestige zuweist, als einem Schlosgartenservice; ich lese öfters, dass Leute in der Bahn etwas auf dem iPOD hören, als am Teetisch besprechen, und das ist es letztlich, was Wedgwood umgebracht hat: Ein partieller Wertewandel unter Thatchers Kindern und Ausgeburten von London über Berlin und Moskau bis Jakarta. Und wenn das ganze System wackelt, macht eine Firma eben ein 20 Pfund Bürobilligkleid aus Polyester und Viscose in China und zieht damit ein Modell mit Pappbecher am Bahnhof an.

Daraus resultieren zwei Fragen, eine für uns alle: Ist das Fortschritt? Und eine für uns Elite: Wie weit ist es noch bis zum Tag, da sich das Pack wieder soweit selbst verblödet, dass wir, mit Porzellan von Augarten und Nymphenburg im Grase sitzend, die Schlossgärten für uns alleine haben?

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1929

Oh. Adolf Merckle ist angeblich tot. Zum Zug überrollt. Da kommt auf die Banken sicher noch etwas zu.

Manchmal frage ich mich schon, ob es nicht an der Zeit ist, das Thema "Geld" zu demystifizieren und von "Lebensfreude" zu trennen.

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Montag, 5. Januar 2009

Eine kleine Neujahrsansprache

an nervige Futuristen ohne Zukunft findet sich an der Blogbar.

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Mafiakrieg 2009

Der Londoner Bankeristi-Clan wird von der italienischen Corrumbazi-Familie beschuldigt, sie bei einem milliardenschweren Geldgeschäft übers Ohr gehauen zu haben. Wenn das so stimmen sollte, kommen auf manche Bankmanager und Kommunalpolitiker unschöne Tage zu, und ausserdem wird man bei den Corrumbazis fragen, welcher Neffe da was einschob, bevor er unterschrieben hat.

1, 2, sind wir nicht alle ein bisschen Madoff?

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Sonntag, 4. Januar 2009

Landleben & Lügen

Es kann passieren, dass ich zu krank für den Wochenmarkt bin, und zu schlapp, um mehr als einen Platzhalter für einen Tagesbeitrag ins Blog zu setzen. Aber an einem Sonntag, da ich es gesundheitsbedingt nicht zum Flohmarkt schaffe, bin ich tot oder in einer Krankenstation ans Bett gefesselt. Ich habe es mit einem frisch gebrochenen Zeh bis nach Pfaffenhofen, über den gesamten Antikmarkt und wieder heim geschafft, da hält mich so ein läppischer - und angesichts des genetisch bedingten Allesfressermagens ohnehin lächerlicher - Totalzusammenbruch des Verdauungstraktes auch nicht auf, wenn die Tapetentische in der Nachbarschaft aufgestellt werden. Gut, mir war so schlecht, dass mir die PIN-Nummer meiner Karte entfallen ist, aber wenn ich vor einer Trouvaille stehe -



So etwas, zum Beispiel. Ich bin ja mit Villeroy und Boch grossgeworden; für meine Frau Mama ist V&B in etwa das, was Hutschenruther für mich ist: Der Inbegriff von einer hochwertigen Porzellanmarke. Das erste Service, das sich meine Eltern zusammen kauften, war folgerichtig das Dekor "Burgenland" in blau, und wenn ich als Kind die zentimeterdicke Zuckerschicht unter dem Tee ausgelöffelt hatte, starrte ich begeistert auf das von Felsen und Ruinen überragte Flusstal, das sich auf dem Boden der Tasse fand. Dieses Dekor geht zurück auf das 18. Jahrhundert, als man überall auf dem Kontinent Kupferdruckplatten als geeignetes Mittel entdeckte, Bilder auf Porzellan zu übertragen, und damit die Kosten für das teure "weisse Gold" soweit zu senken, dass es sich auch Bürgerliche leisten konnten. Nicolas Villeroy hat das Verfahren neben anderen hierzulande populär gemacht - erfunden haben es aber 1756 zwei Briten, namens John Sadler and Guy Green. Reich geworden sind damit jedoch zwei andere Herren, die nicht nur die Technik, sondern auch Gespür für den Markt und Industrialisierung hatten; Genies an der Grenze zwischen perfektem Handwerk und kühlem Rechnen: Josiah Wedgwood und Enoch Wood.



Dieses Geschirr nun nimmt ein populäres Dekor des zweiten, heute unbekannteren Meisters wieder auf: "English Scenery" nennen sich die Abbildungen, die das englische Landleben mit seinen Bauern, Cottages, Dörfern, Feldern und Tieren in etwa so harmonisch darstellen, wie man seit dem 18. Jahrhundert und seiner pastoralen Idyllen diese Umgebung eben so darzustellen pflegt, wenn man sie geniessen und nicht wie die dargestellten Leibeigenen Bauern erdulden muss. Enoch Wood war seinerzeit noch weit entfernt von den Brüchen dieses Lebens, die in "Priscilla auf Reisen" von Elizabeth von Arnim so idealtypisch zwischen ruraler Blödheit, Standesdünkeln und Bigotterie aufgezeigt werden. Oder gar den Verwicklungen zwischen Spiessertum und Fortschritt, die man aus dem Landhaus "Windy Corner" kennt, in dem E. M. Foster seine Helden weitaus weniger angenehme Dinge erleben lässt, als sie noch aus Florenz in einem Zimmer mit Aussicht kannten.



Nein, es ist eher das Idyll, das hierzulande all unsere Grosstanten aus "Der Doktor und das liebe Vieh" kannten, und die beiden dicken, alten und mit viel Gold behängten Damen, die das Geschirr mit seinen 24 Teilen feilboten und mit nicht ungewählten Ausdrücken anpriesen, dürften die Serie auch gekannt haben - vielleicht so gut, dass sie immer noch in britischen Vorkriegspreisen rechneten, anders ist der geringe Betrag, den sie forderten, nicht zu verstehen. Ein kleiner Blick in die üblichen Webseiten der Porzellanersatzteile - man mag es nicht glauben, aber tatsächlich ist der globale Vertrieb von Ersatzteilen für alte Tanten ein wirklich lukratives Onlinegeschäftsmodell - zeigt, dass die beiden das erkennbar nie genutzte Geschirr nicht ganz einzuschätzen wussten. Auch, wenn es nicht zwingend nobel aussieht, auch, wenn es bunt erscheint und etwas zu üppig dekoriert, so müsste man heute für die harmonischen Landschaften eine Schneise der Verwüstung in das eigene Budget schlagen. 500 - 600 Euro, das dürfte in etwa der Preis für alles gewesen sein, und so viel würden nicht viele nebenbei ausgeben, um zu drei anderen Servicen mit Goldrand etwas rustikal Hübsches für das kommende Frühjahr zu haben, wenn gegenüber der Terrasse wieder die Kühe mit den Glocken bimmeln.



Gezahlt habe ich, ach, irrelevant, es geht schliesslich nicht um das, was es kostet, sondern um das, was man daran findet. Ich mag dieses verklärte England, diese ruhigen Bilder, nicht, weil sie nicht verlogen wären, sondern weil ihre Verlogenheit immer noch charmanter ist, als der Betrug der Citybanker, die Gier der Hedge Fonds, die widerlichen Folgen der schlimmsten europäischen Politikerin des 20. Jahrhunderts, und dem, was dieser armen Insel in den kommenden Jahren an unschönen Folgen für die hemmungslose Hingabe an den besoffenen Zuhälter des freien Marktes droht. Eine Insel, von der aus die Industrialisierung begann, und von der nur das hier blieb:



Ein Stempel. Denn Enoch Woods Imperium brach bereits 1845 zusammen, als seine Kinder, 5 Jahre nach seinem Tod, an ihr Kapital für das Leben in Saus und Braus wollten, und es aus der Firma abzogen. Damals standen ein paar tausend Töpfer vor dem Nichts. Ein grosses, aber nicht gerade glückliches Vorbild für die späten Nachfahren von Wood & Sons, die sich nicht mit den allerbesten Gründen auf den bestenfalls entfernt verwandten, alten Enoch beriefen, aber doch von 1865 an weiter alle Welt kuntinuierlich un hochwertig mit dem klassischen Bild Englands belieferten. 140 Jahre lang, bis 2005. Dann gingen sie pleite, während die englische Landschaft zugepflastert wurde mit teuren, kreditfinanzierten Neubauten mit Krediten, die nie wieder eine Idylle hervorbringen werden.

Wie auch immer: Der bessere Teil der englischen Lügen hat einen guten Platz gefunden.

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Samstag, 3. Januar 2009

Amerikanische vs. deutsche Medien

Während in Deutschland Leute wie Joe Ackermann auf ihre geteuen Speichellecker und Arschkriecher bei den "führenden" deutschen Wirtschaftstiteln setzen können, und auch Personen wie der unter Insiderhandelverdacht stehende Ex-HypeRealEstate-Boss Funke auf gnädige Beurteilung ihres Schaffens hoffen dürfen, zeigen die Amerikaner, wie man spät, zu spät, aber immerhin dem Journalismus ein Stück Würde zurückgeben kann.

Da ist einmal dieser Beitrag über die Subprimeproblematik im Walstreet Journal von der runtergekommenen Baracke einer Bewohnerin mit Messie-Erkrankung über eine Hypothek und drei Banken bishin zum Lehrerpensionsfonds von Oklahoma. Da kommt zwar oft ein "didn't respond to requests for comment" von den Verantwortlichen, aber der Fall ist selbsterklärend.

Und die New York Times schaut hinter die bröckelnden Kulissen des angeblichen Wirtschaftswunderlandes Irland, in einem Beitrag, den man ausdrucken und jedem von Lobbyisten gekauften Politabschaum zu fressen geben sollte, der uns in den letzten Jahren erzählt hat, wie ungleich fortschrittlicher doch die Iren die Wirtschaft voranbringen. Der "keltische Tiger", der gute Chancen auf die Nachfolge der "Jobmaschine Internet" als Phrase ahnungsloser Knallchargen hat.

Aber statt der Recherche liegt es den deutschen Kaufstrichern der Redaktionsstuben natürlich näher, ein Konjunkturpaket zu fordern, möglichst dick, mit Steuergeschenken der Bauart "der fetten Sau den Arsch geschmiert", den man zu bekriechen gedenkt, und möglichst breit gestreut, um unkontrolliert zu sein, und wenn dazu ein Bailout für die Medien kommt, wird das ganz sicher ein Erfolg.

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Ein gemeinhin ungenanntes Problem historischer Bauten

Am See, in einem ziemlich neuen gebäude aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, ist es nie wirklich kalt. Die Decken sind niedrig, überall sind heizende Nachbarn, und unter dem Boden ist der Heizraum für die ganze Anlage. Am See ist es ganz einfach, man dreht die heizung etwas auf, stellt den Sessel in die passende Richtung und geniesst den Winter vor dem Fenster.



Aber wie es nun mal so ist, beenden Verpflichtungen irgendwann auch den längsten Ferienaufenthalt, und so vertauschte ich den breiten Sessel mit dem schmalen Pilotensitz des Roadsters und begab mich Richtung Autobahn. Oder besser, zum vereisten Abflussrohr für holländische Geisterfahrer, die beharrlich alle Spuren blockierten und einen der Staus produzierten, in denen eine italienische Heizung mal zeigen kann, was sie alles so nicht drauf hat. Heizen, zum Beispiel.

Nur drei Stunden später - normalerweise schaffe ich die Strecke in 5 Minuten, erreichte ich dann das Donautal, fand vor der Wohnungstür ein hübsches Paket mit einer viktorianischen Kanne und dahinter eine sagenhafte Kälte vor. Die Mieter heizen nicht, weil sie ausgeflogen sind, und die dicken Mauern hatten sehr viel Zeit, sauber auszukühlen. Jetzt, sieben Stunden, zwei Kerzen, zwei Kannen Tee und den massiven Einsatz des Föns später, ist es warm genug, um schlafen zu können. Morgen früh dann dürfte es bacherlwarm sein.



Draussen auf der Strasse grölen ein paar Besoffene, und ich frage mich, ob eine Kanne kaltes Wasser in so einer Nacht schon eine Körperveletzung wäre. Das macht die Kälte. Kälte lässt einen gemein und unerträglich werden. Weniger die Kälte draussen, als die Kälte an Orten, wo man sie nicht erwarten würde. Nicht gerad die beste zeit, den vorletzten Anzug verkaufen zu müssen. Morgen ist Wochenmarkt - dann höre ich vielleicht, wer hier von der bessern Gesellschaft inzwischen Feuerholz und Öl sparen muss.

Es wird ein harter Winter, in den grossen, alten Häusern.

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