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Mittwoch, 25. März 2009
Real Life 24.3.08 - Vom Kreuze kriechen
Oh, sagt Iris leicht enttäuscht. Apfelkuchen. Gesunder Apfelkuchen. Mit Zimt. Ich mag es, wenn sich Männer Gedanken um meine Figur machen. Bin ich sehr fett oder nur fett?
Du erklärst all die kleinen, gegeneinanderlaufenden Katastrophen des Tages, und wie froh du bist, es überhaupt rechtzeitig mit einem hausgemachten Kuchen nach Hause geschafft zu haben, und nicht sie sei fett, nein, du selbst müsstest jetzt endlich dieses Lotterleben mit Sahne und Baiser beenden und zumindest ein klein wenig reduzieren. Apfelkuchen ist ein guter Anfang.

Im übrigen, berichtet die mit derlei Dingen stets vertraute Iris, habe der J. es auch beim letzten Konzert - wo seiest du eigentlich da gewesen? Ach so, Frankfurt - nicht überwunden, den Mann mitzunehmen, der nun schon seit einem Jahr bei ihm wohnt. Statt dessen habe er sich auch diesmal mit einer Alibischulfreundin von damals beholfen, und nun tuschle man nicht mehr über seine Neigung, sondern eher über diese komische Zurückhaltung über eine Sache, die doch jeder wisse. Zumal doch der Prälat schon seit zwei Jahren tot sei, und damit auch kein Geistlicher mehr in der Familie lebe, dem man damit einen Skandal anhängen könnte. Kann es sein, mutmassen alle, die es wissen - und gibt es jemand, der es nicht weiss? - dass er vielleicht doch wieder den anderen Weg einschlägt?
Vielleicht, sinnierst du.liegt es auch an der traditionellen Nähe der Familie zur Staatspartei. Oder sie machen noch Geschäfte mit der Kirche? Da wäre es natürlich schlecht, wenn der einzige Stammhalter dergetalt die Tradition...
Die Kirche, schnaubt Iris, hör mir auf mit der Kirche, alles und dann ein Wort, das auch Margarete von Navarra verwendet haben könnte, wenn es gegen die Mönche ging: Da gibt es nämlich diesen Prozess, den ein höchst unfähiger Sohn eines Congregationsheinis verloren hat. Gerettet wurde die Kirche aus dem von ihrer eigenen Gier verschuldeten Elend dann durch Iris Cousin, der zwar Atheist, aber wenigstens ein guter Anwalt ist. Und wen nehmen die Leute, für die sie ein Wort aus der antipapistischen propaganda des 18. Jahrhunderts verwendet, für den nächsten Fall? Wieder dieses schleimige Bübchen. Und wieder geht es schief. Und wieder wenden sie sich an den Cousin. Doch soll der den Schleimbatzen nun in die nächste Instanz mitschleifen, damit der das lerne. Und nun überlege man in ihrem Haushalt, ob solche Cretins, solche gscherden, weiterhin mit Kirchensteuer unterstützt werden sollten.
Keinesfalls, sagst du. Jeder Grund ist gerade recht, die Kirche zur Refinanzierung durch Kunstverkäufe zu bringen. Und du brauchst nun wirklich einen zweiten Putto, der eine wird sonst nur ein verzogenes Einzelkind. Wie Iris.
Du erklärst all die kleinen, gegeneinanderlaufenden Katastrophen des Tages, und wie froh du bist, es überhaupt rechtzeitig mit einem hausgemachten Kuchen nach Hause geschafft zu haben, und nicht sie sei fett, nein, du selbst müsstest jetzt endlich dieses Lotterleben mit Sahne und Baiser beenden und zumindest ein klein wenig reduzieren. Apfelkuchen ist ein guter Anfang.

Im übrigen, berichtet die mit derlei Dingen stets vertraute Iris, habe der J. es auch beim letzten Konzert - wo seiest du eigentlich da gewesen? Ach so, Frankfurt - nicht überwunden, den Mann mitzunehmen, der nun schon seit einem Jahr bei ihm wohnt. Statt dessen habe er sich auch diesmal mit einer Alibischulfreundin von damals beholfen, und nun tuschle man nicht mehr über seine Neigung, sondern eher über diese komische Zurückhaltung über eine Sache, die doch jeder wisse. Zumal doch der Prälat schon seit zwei Jahren tot sei, und damit auch kein Geistlicher mehr in der Familie lebe, dem man damit einen Skandal anhängen könnte. Kann es sein, mutmassen alle, die es wissen - und gibt es jemand, der es nicht weiss? - dass er vielleicht doch wieder den anderen Weg einschlägt?
Vielleicht, sinnierst du.liegt es auch an der traditionellen Nähe der Familie zur Staatspartei. Oder sie machen noch Geschäfte mit der Kirche? Da wäre es natürlich schlecht, wenn der einzige Stammhalter dergetalt die Tradition...
Die Kirche, schnaubt Iris, hör mir auf mit der Kirche, alles und dann ein Wort, das auch Margarete von Navarra verwendet haben könnte, wenn es gegen die Mönche ging: Da gibt es nämlich diesen Prozess, den ein höchst unfähiger Sohn eines Congregationsheinis verloren hat. Gerettet wurde die Kirche aus dem von ihrer eigenen Gier verschuldeten Elend dann durch Iris Cousin, der zwar Atheist, aber wenigstens ein guter Anwalt ist. Und wen nehmen die Leute, für die sie ein Wort aus der antipapistischen propaganda des 18. Jahrhunderts verwendet, für den nächsten Fall? Wieder dieses schleimige Bübchen. Und wieder geht es schief. Und wieder wenden sie sich an den Cousin. Doch soll der den Schleimbatzen nun in die nächste Instanz mitschleifen, damit der das lerne. Und nun überlege man in ihrem Haushalt, ob solche Cretins, solche gscherden, weiterhin mit Kirchensteuer unterstützt werden sollten.
Keinesfalls, sagst du. Jeder Grund ist gerade recht, die Kirche zur Refinanzierung durch Kunstverkäufe zu bringen. Und du brauchst nun wirklich einen zweiten Putto, der eine wird sonst nur ein verzogenes Einzelkind. Wie Iris.
donalphons, 00:27h
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Dinge, über die man nicht spricht
Die dünne Kapitaldecke von Medienunternehmen. Wenn ich das richtig verstanden habe, was heute so an Informationen kam, dann steckt hinter den nächsten Kündigungswellen gar nicht so sehr der Einbruch am Werbemarkt oder die sinkenden Verkäufe, sondern eher die Anforderungen der Banken für Kredite an Medienunternehmen. Natürlich gibt kein Verleger gerne zu, dass er schlecht gewirtschaftet hat, oder in den letzten Jahren Geschäftsfelder erwarb, die nicht im Mindesten den Wert haben, den man zu bezahlen glaubte. Also wird es wie immer auf die Mitarbeiter und die Krise geschoben. Tatsächlich jedoch sind auch diesmal viele Pleiten und Probleme im dummen Risikohunger aufmerksamkeitsgieriger Verleger zu finden, die alles kauften, was spassig und jung wirkte und kein Geschäftsmodell hatte. 2.0 halt.
Und nun kommen die Banken daher und bewerten das nach den Marktpreisen. Zukäufe werden damit zum Kreditrisiko, besonders, wenn die Verluste bald noch ansteigen. So gesehen ist es noch erstaunlich, wie sich manche an ihr verkommenes und missratenes Internetportfolio klammern. Verlegerische Eitelkeit. Aber im kommenden Sommer wird das auch in die Schusslinie geraten, wie ein verpennter Lokalredakteur.
Eigentlich könnte man in diesem Marktumfeld mal wieder über ein Blogportal nachdenken, wenn es sowas wie Blogger noch gäbe. Also mehr als Twitterspielkinder, die sich ihre Twittersandburgen zeigen und warten, dass ihnen ein Verleger dafür Geld gibt, das sie sich aber erst mal leihen müssten, was gerade nicht so einfach ist.
Und nun kommen die Banken daher und bewerten das nach den Marktpreisen. Zukäufe werden damit zum Kreditrisiko, besonders, wenn die Verluste bald noch ansteigen. So gesehen ist es noch erstaunlich, wie sich manche an ihr verkommenes und missratenes Internetportfolio klammern. Verlegerische Eitelkeit. Aber im kommenden Sommer wird das auch in die Schusslinie geraten, wie ein verpennter Lokalredakteur.
Eigentlich könnte man in diesem Marktumfeld mal wieder über ein Blogportal nachdenken, wenn es sowas wie Blogger noch gäbe. Also mehr als Twitterspielkinder, die sich ihre Twittersandburgen zeigen und warten, dass ihnen ein Verleger dafür Geld gibt, das sie sich aber erst mal leihen müssten, was gerade nicht so einfach ist.
donalphons, 15:20h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 24. März 2009
300 Gramm Sicherheit
Ich gebe gerade ziemlich viel Geld aus. Nachdem ich vor einem Jahr die Wohnung am See gekauft habe, bin ich in den Sparmodus gefallen, um ein paar Rücklagen zu bilden. Man weiss ja nie. Man hörte damals schlimme Geschichten. Mitte 2008 war der Dollar dann so billig, dass ich gar nicht anders konnte, als mir ein paar lang gehegte Uhrenwünsche weit unter dem deutschen Marktpreis zu erfüllen. Vermutlich brauche ich den Rest meines Lebens keine Uhr mehr.
Teekannen brauche ich schon seit Berlin nicht mehr wirklich, ausser zum Verschenken. Trotzdem war es ein angenehmes Gefühl, heute nachmittag ein Päckchen auf der Treppe zu finden. Nicht allzu schwer, nicht allzu gross, und einem noch kleineren Inhalt, der gerade mal vier Tassen Tee zu fassen in der Lage ist.

Wie gesagt, ich gebe im Moment ziemlich viel Geld aus. Weil ich, banal gesagt, lieber heute etwas davon habe, als es morgen in der Inflation oder durch einer erhöhte Staatsquote verschwinden zu sehen. Nachdem ich in England kaufe, ist das Risiko gleich Null und der Währungsgewinn sehr ausgeprägt. Ich weiss nicht, wie das in einem Jahr sein wird. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass der Plan, die insolventen amerikanischen Banken mit 1 Billion von den Steuerzahlern, seien es nun finanzierte Käufe von Giftmüll oder die Absicherung, zu retten, funktionieren wird. So oder so: Es macht wenig Sinn, Lebensgenuss auf ein später zu verschieben, in dem Fackeln und Mistgabeln gute Geschäftsmodelle sind.
Was mich gerade wirklich etwas irritiert, sind Bankmanagerinnen, die über Schmuck reden, und zutreffend die Meinung vertreten, dass man auf diese Art mit einer Handtasche ein Vermögen mitnehmen kann. Vielleicht ist es auch nur die Ausrede für hemmungslosen Konsum, für den Druck auf die Geschäfte, der die Wirtschaft wieder startet. man hört aber auch, dass sich in letzter Zeit die Überfälle auf Juweliere vermehrt haben sollen. Habgier als Prinzip scheint momentan noch besser als Entsagung zu funktionieren. Solange man nicht zufällig bei Medien des angloamerikanischen Sprachraums arbeitet. Wieviel Silberkannen jetzt wohl wieder zu Ebay gehen?
Es ist keine schlechte Zeit dafür, denn draussen pfeift der kalte Wind durch die goldenen Spitzen der Strahlenkranzmadonna.
Teekannen brauche ich schon seit Berlin nicht mehr wirklich, ausser zum Verschenken. Trotzdem war es ein angenehmes Gefühl, heute nachmittag ein Päckchen auf der Treppe zu finden. Nicht allzu schwer, nicht allzu gross, und einem noch kleineren Inhalt, der gerade mal vier Tassen Tee zu fassen in der Lage ist.

Wie gesagt, ich gebe im Moment ziemlich viel Geld aus. Weil ich, banal gesagt, lieber heute etwas davon habe, als es morgen in der Inflation oder durch einer erhöhte Staatsquote verschwinden zu sehen. Nachdem ich in England kaufe, ist das Risiko gleich Null und der Währungsgewinn sehr ausgeprägt. Ich weiss nicht, wie das in einem Jahr sein wird. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass der Plan, die insolventen amerikanischen Banken mit 1 Billion von den Steuerzahlern, seien es nun finanzierte Käufe von Giftmüll oder die Absicherung, zu retten, funktionieren wird. So oder so: Es macht wenig Sinn, Lebensgenuss auf ein später zu verschieben, in dem Fackeln und Mistgabeln gute Geschäftsmodelle sind.
Was mich gerade wirklich etwas irritiert, sind Bankmanagerinnen, die über Schmuck reden, und zutreffend die Meinung vertreten, dass man auf diese Art mit einer Handtasche ein Vermögen mitnehmen kann. Vielleicht ist es auch nur die Ausrede für hemmungslosen Konsum, für den Druck auf die Geschäfte, der die Wirtschaft wieder startet. man hört aber auch, dass sich in letzter Zeit die Überfälle auf Juweliere vermehrt haben sollen. Habgier als Prinzip scheint momentan noch besser als Entsagung zu funktionieren. Solange man nicht zufällig bei Medien des angloamerikanischen Sprachraums arbeitet. Wieviel Silberkannen jetzt wohl wieder zu Ebay gehen?
Es ist keine schlechte Zeit dafür, denn draussen pfeift der kalte Wind durch die goldenen Spitzen der Strahlenkranzmadonna.
donalphons, 00:31h
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Der fette Kerl will in die FAZ
He, sagte der fette Kerl, Du weisst, wer ich bin.
Ja, sagte ich.
Und Du weisst auch, dass ich es wert bin.
Äh. Ja.
Ich bin nicht wirklich teuer.
Doch, bist Du schon.
Feigling. Dann schreibe morgen über mich in der FAZ, und Du kannst mich refinanzieren.
Gerade mal Deinen fetten Hintern. Aber gut.
Ja, sagte ich.
Und Du weisst auch, dass ich es wert bin.
Äh. Ja.
Ich bin nicht wirklich teuer.
Doch, bist Du schon.
Feigling. Dann schreibe morgen über mich in der FAZ, und Du kannst mich refinanzieren.
Gerade mal Deinen fetten Hintern. Aber gut.
donalphons, 14:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 23. März 2009
Höhere Töchterschule 1884
Sehr höhere Töchterschule. In einer Zeit, da man Lehrpersonal nicht nur kaufen durfte, sondern sogar noch selbst kaufen musste:
Vermutlich waren es weniger die Schülerinnen, die sich da für ein Präsent zusammentaten, als vielmehr ihre vermögenden Eltern. 1884 war das Silberbesteck sicher nicht so billig, wie ich es heute erworben habe:
Da war noch mehr. Eine ganze Kiste von Augsburger Faden aus der gleichen Quelle. Vermutlich war das früher gar nicht so unüblich, Lehrpersonal zum Ende mit Silber einzudecken. Man mag das spiessig finden, und es war sicher keine allzu freie zeit, aber nach den letzten Tagen ist es nicht unrührend. Und das, obwohl Schule damals wirklich ekelhaft, und nicht im Mindesten diese lasche Förderungsveranstaltung wie heute war. Trotzdem scheint die Beschenkte das Präsent nur gut verwahrt, aber nie benutzt zu haben.

Vermutlich waren es weniger die Schülerinnen, die sich da für ein Präsent zusammentaten, als vielmehr ihre vermögenden Eltern. 1884 war das Silberbesteck sicher nicht so billig, wie ich es heute erworben habe:

Da war noch mehr. Eine ganze Kiste von Augsburger Faden aus der gleichen Quelle. Vermutlich war das früher gar nicht so unüblich, Lehrpersonal zum Ende mit Silber einzudecken. Man mag das spiessig finden, und es war sicher keine allzu freie zeit, aber nach den letzten Tagen ist es nicht unrührend. Und das, obwohl Schule damals wirklich ekelhaft, und nicht im Mindesten diese lasche Förderungsveranstaltung wie heute war. Trotzdem scheint die Beschenkte das Präsent nur gut verwahrt, aber nie benutzt zu haben.
donalphons, 00:41h
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Noch mehr Zucker und Fett
Was soll ich da erst sagen?

Am Abend muss dann noch eine Kirchweihnudel weg, und weil man die nicht trocken essen kann, auch ein halbes Glas Marmelade.

Am Abend muss dann noch eine Kirchweihnudel weg, und weil man die nicht trocken essen kann, auch ein halbes Glas Marmelade.
donalphons, 00:41h
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Freitag die 13.
Ziemlich deutliche Worte bei FIXMBR über die Zeitung Freitag, die nicht das wurde, was man gern gesehen hätte.
donalphons, 00:40h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 21. März 2009
Seien Sie froh
Früher hiess es immer: Was, Sie haben keinen Fernseher? ja, was machen Sie denn dann den ganzen Abend?" Und da ich nicht antwortete "DVDs einwerfen" oder "Zocken", sondern "Bücher lesen" sagte, schüttelte man mit dem Kopf und wunderte sich über den komischen Typen, der am Abend nicht glotzte.
In letzter Zeit höre ich was anderes. "Ah, Sie haben das nicht gesehen? Weil Sie keinen Fernseher haben? Seien Sie froh." Irgendetwas muss sich in den letzten Jahren grundlegend geändert haben, man ist kein Paria mehr, wenn man über die Glotze nicht mehr mitreden kann, und es scheint mir auch so, als sei sie kein besonders wichtiges Thema der Altersgruppe unter 75 mehr. Bei denen ist die Glotze noch das Medium schlechthin, die haben alles im Fernsehen gesehen, aber bei den meisten ist TV nicht mehr so richtig relevant. Nicht mehr das medium schlechthin. Etwas, das man hat, aber nicht mehr verehrt. ich muss auch nicht mehr gross erklären, warum ich kein Gerät besitze.
Oh, ich bin froh und zufrieden, keine Frage. Ich lese immer noch. Gerade mal wieder die römischen Päpste von Leopold von Ranke, Burchhardts Cicerone, Das Leben von Benvenuto Cellini und die Kirchengeschiche von Jakob Marx von 1903. Und einen Katalog über Caravaggio. Fernsehen mache ich am liebsten immer noch in der Ferne.
In letzter Zeit höre ich was anderes. "Ah, Sie haben das nicht gesehen? Weil Sie keinen Fernseher haben? Seien Sie froh." Irgendetwas muss sich in den letzten Jahren grundlegend geändert haben, man ist kein Paria mehr, wenn man über die Glotze nicht mehr mitreden kann, und es scheint mir auch so, als sei sie kein besonders wichtiges Thema der Altersgruppe unter 75 mehr. Bei denen ist die Glotze noch das Medium schlechthin, die haben alles im Fernsehen gesehen, aber bei den meisten ist TV nicht mehr so richtig relevant. Nicht mehr das medium schlechthin. Etwas, das man hat, aber nicht mehr verehrt. ich muss auch nicht mehr gross erklären, warum ich kein Gerät besitze.
Oh, ich bin froh und zufrieden, keine Frage. Ich lese immer noch. Gerade mal wieder die römischen Päpste von Leopold von Ranke, Burchhardts Cicerone, Das Leben von Benvenuto Cellini und die Kirchengeschiche von Jakob Marx von 1903. Und einen Katalog über Caravaggio. Fernsehen mache ich am liebsten immer noch in der Ferne.
donalphons, 22:08h
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Samstag, 21. März 2009
Zu viel Schnee
Schon wieder. Langsam reicht es. Es wird Zeit, dass der Frühling kommt.

Oder ich komme zu ihm (Andeut).

Oder ich komme zu ihm (Andeut).
donalphons, 00:19h
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Ein weiterer Schritt zum Aufstand
Der Guardian legt in Sachen Steuervermeidung durch die staatlich gertettete Bank Barclay's, die die Zeitung knebeln möchte, massiv nach. So macht Journalismus Freude.
donalphons, 15:15h
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Gut, dass es die FAZ gibt
Da muss ich Beiträge über Kinder, Mütter und Spielplätze weniger in meinem eigenen Blog haben. Das finde ich sehr angenehm. Weiter mit Männersachen.
donalphons, 11:09h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 19. März 2009
Pflücken
Nach ein paar hundert Metern halte ich schon wieder an, stelle den Wagen ab, nehme die Kamera und gehe hinunter zum See. Ich blinzle in die Sonne, fühle die Wärme, und mache ein Bild.
Braun und grau ist das welke Laub, auf dem ich stehe, letzte Reste von Herbst und Winter, lauter kleine Leichen, durchspiesst und gepfählt von jungem Grün; nicht irgendwelches Gras, nein, die erste Ernte des Jahres:
Der Bärlauch ist zurück. Und der 09er Jahrgang schmeckt an Schlupfnudeln, wie ich in der Nacht feststellen konnte, wirklich ausgezeichnet. Noch sehr mild und dezent.
Ich könnte noch ewig so weiter machen, aber ich habe da eine Frage, die mich umtreibt: Angefangen bei der "an die Öffentlichkeit gekommenen", internen Email des Chefs der Citi Group, die die aktuell steigenden Börsenkurse auslöste, über den wackligen Datensalat zu Hausneubauten und überraschend besserem Konsumklima bishin zur gestrigen Ankündigung der amerikanischen Notenbank, über eine Billion in den Markt drücken zu wollen, also, banal gesagt, Geld zu drucken: Bin ich der einzige, der sich vorstellen kann, dass das alles nur eine einzige Insezenierung ist, eine Lüge für die Öffentlichkeit, auf die man sich geeinigt hat und die man nun mit allerlei PR-Tand, Fehlinformationen und willug abschreibenden Journalisten durchzieht? Eine Billion ist so viel Geld, dass man natürlich wieder anfangen wird, Geld zu verleihen - aber an wen? Leute, die gerade ihre Häuser in den Konkurs geführt haben? Arbeitslose, die sich keine neuen Autos leisten können? Firmen, deren Produkte keiner braucht?
Und ich frage mich auch: Wer garantiert uns eigentlich, dass die Verantwortlichen diesmal ehrlicher als mit dem Irakkrieg umgehen, oder andersrum, was wissen die wirklich, von dem sie nicht wollen, dass wir es wissen?

Braun und grau ist das welke Laub, auf dem ich stehe, letzte Reste von Herbst und Winter, lauter kleine Leichen, durchspiesst und gepfählt von jungem Grün; nicht irgendwelches Gras, nein, die erste Ernte des Jahres:

Der Bärlauch ist zurück. Und der 09er Jahrgang schmeckt an Schlupfnudeln, wie ich in der Nacht feststellen konnte, wirklich ausgezeichnet. Noch sehr mild und dezent.
Ich könnte noch ewig so weiter machen, aber ich habe da eine Frage, die mich umtreibt: Angefangen bei der "an die Öffentlichkeit gekommenen", internen Email des Chefs der Citi Group, die die aktuell steigenden Börsenkurse auslöste, über den wackligen Datensalat zu Hausneubauten und überraschend besserem Konsumklima bishin zur gestrigen Ankündigung der amerikanischen Notenbank, über eine Billion in den Markt drücken zu wollen, also, banal gesagt, Geld zu drucken: Bin ich der einzige, der sich vorstellen kann, dass das alles nur eine einzige Insezenierung ist, eine Lüge für die Öffentlichkeit, auf die man sich geeinigt hat und die man nun mit allerlei PR-Tand, Fehlinformationen und willug abschreibenden Journalisten durchzieht? Eine Billion ist so viel Geld, dass man natürlich wieder anfangen wird, Geld zu verleihen - aber an wen? Leute, die gerade ihre Häuser in den Konkurs geführt haben? Arbeitslose, die sich keine neuen Autos leisten können? Firmen, deren Produkte keiner braucht?
Und ich frage mich auch: Wer garantiert uns eigentlich, dass die Verantwortlichen diesmal ehrlicher als mit dem Irakkrieg umgehen, oder andersrum, was wissen die wirklich, von dem sie nicht wollen, dass wir es wissen?
donalphons, 14:15h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 18. März 2009
Dumme Gedanken
Wenn die Gedanken zu dumm wären, geht man raus an die frische Luft. Heute wurden meine Gedanken zu dumm, ich war zu nah dran, etwas blödes zu tun, also bin ich raus. Raus aus dem Haus, rein in den Wagen, rüber an den Wallberg, um zu rodeln und auf andere Gedanken zu kommen. Ich fuhr also durch Tegernsee und klebte hinter schleichenden Hamburgern, in Rottach dann hinter einem schleichenden Bus, was seltsam ist, denn bei uns fahren die Busse meistens ziemlich schnell. Der Bus fuhr an eine Haltestelle, ich gab Gas, und vor mir war der Grund seines Schleichens:

Ein Jaguar XK140 FHC. Mit Schiebedach. Und Speichenrädern. Was natürlich absolut perfekt war, denn der Grund, warum ich hier war, das Ding, an das ich nicht mehr denken wollte, der Blödsinn, den zu tun ich ziemlich nah dran war, ist zwar weit weg im Norden Englands, ist aber auch schwarz und geschwungen und sieht konkret so aus:

Ein Jaguar XK140 ist da das Letzte, was man eigentlich sehen möchte, mit einem grinsenden alten Knacker drin. Und nun wäre es sehr nett, wenn mir jemand bestätigen könnte, dass es wahnsinnig ist, mit so einer Schleuder mit rostigen Türen und einem rausspringenden ersten Gang 1300 Kilometer durch England, Frankreich, Belgien, Holland, das feindliche Rheinausland bis nach Bayern zu fahren. Es wäre sehr sinnvoll, wenn mir jemand erklären würde, wie schlimm das ist, wenn man liegen bleibt. Und dass eine Reparatur entsetzlich teuer wird.
So das keiner kann, nehme ich auch Ratschläge zum Thema Oldtimerimport aus England an, sowie Ratschläge, wie man im eigenen Garten nach Öl bohren kann, um den 12-Liter-Durst eines derartigen Monsters mit lappigen 80 PS zu stillen.

Ein Jaguar XK140 FHC. Mit Schiebedach. Und Speichenrädern. Was natürlich absolut perfekt war, denn der Grund, warum ich hier war, das Ding, an das ich nicht mehr denken wollte, der Blödsinn, den zu tun ich ziemlich nah dran war, ist zwar weit weg im Norden Englands, ist aber auch schwarz und geschwungen und sieht konkret so aus:

Ein Jaguar XK140 ist da das Letzte, was man eigentlich sehen möchte, mit einem grinsenden alten Knacker drin. Und nun wäre es sehr nett, wenn mir jemand bestätigen könnte, dass es wahnsinnig ist, mit so einer Schleuder mit rostigen Türen und einem rausspringenden ersten Gang 1300 Kilometer durch England, Frankreich, Belgien, Holland, das feindliche Rheinausland bis nach Bayern zu fahren. Es wäre sehr sinnvoll, wenn mir jemand erklären würde, wie schlimm das ist, wenn man liegen bleibt. Und dass eine Reparatur entsetzlich teuer wird.
So das keiner kann, nehme ich auch Ratschläge zum Thema Oldtimerimport aus England an, sowie Ratschläge, wie man im eigenen Garten nach Öl bohren kann, um den 12-Liter-Durst eines derartigen Monsters mit lappigen 80 PS zu stillen.
donalphons, 23:36h
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Klassenkampf am Tegernsee
Ich bin mir ziemlich sicher, dass kein einziger der hier Kritisierten es je schaffen wird, durch den Beitrag beleidigt vor eine Bank zu gehen und dort seine freie Meinungsäusserung zu praktizieren; sie werden nur wieder im Internet jaulen und maulen und jeden Anlass liefern, sie auch fürderhin als notwendiges Übel zu betrachten, denn das Oben bedingt natürlich auch ein Unten, und nie war das Unten so angenehm wie heute, da es Internet und Medienkonsum hat.
donalphons, 12:38h
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Spätsaison
Auf 1600 Meter geht noch was.
Nur beim Bremsen haut es Sulzbrocken ins Gesicht, und in den Kurven sind brutale Rippen.

Nur beim Bremsen haut es Sulzbrocken ins Gesicht, und in den Kurven sind brutale Rippen.
donalphons, 02:57h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 17. März 2009
Menschen mit Waffen
(nein, ich meine nicht das hier, ausserdem habe ich Zweifel, ob man ein Umerziehungslager mit faulen Säcken überhaupt betriebswirtschaftlich betreiben könnte, und damit nicht wieder gegen die Chinesen verlöre.)
Ich dachte zu Beginn der Kreditkrise, dass wir ein Tal der Tränen durchschreiten würden, das viele in Mitleidenschaft zieht und uns alle sauber reinlegt. Irgendjemand würde die Rechnung zahlen müssen, und es war absehbar, dasss man die Kriminellen in den Banken nicht einsperren würde, selbst, wenn es dazu jede Handhabe gäbe. Ich denke, es wäre wirklich sinnvoll gewesen, zumindest scharf zu prüfen, ob man nicht die Hauptschuldigen vor Gericht hätte bringen können. Ich war mir aber auch sicher, dass es so etwas wie Revolutionen oder Umstürze im näheren Bereich nicht geben würde. Mitteleuropa und die USA erschienen mir zu gefestigt, zu fett, zu faul, zu verblödet, u sehr gewohnt an solche Dinge, und morgen gibt es neue Skandale.

Seit heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wegen dieser Geschichte: Barclay´s, die notleidende britische Grossbank, brauchte nicht nur Abermilliarden vom Staat. Sie hatte in einer reichlich exotischen Abteilung auch 110 hochbezahlte Mitarbeiter sitzen, deren Sinn und Zweck es war, Gewinne zu verstecken und, grob gesagt, Steuern zu vermeiden. Sprich, die Bank entzog über Tricks und Töchter im Ausland dem Staat, von dem sie gerettet werden wollen, Milliarden. Und sorgte dafür, dass der Guardian die entsprechenden Dokumente, die ein Mitarbeiter an die Öffentlichkeit gab, wieder von der Website nahm.
Man ist ja einiges gewohnt, aber das Mindeste, was jetzt kommen sollte, wäre ein Bank Run. Die angemessene Antwort wäre kaum mehr im Rahmen allgemeingültiger Gesetze zu verorten. Selbst mit hinreichend reaktionärer Grundhaltung stellt sich die Frage, was das anderes als eine kriminelle Vereinigung ist, und ob es nicht das Recht des Volkes ist, wenn die Staatsmacht das nicht kann, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Man kann sich so etwas nicht mit gutem Gewissen gefallen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dauerhaft solche Gaunerstücke, die zudem mit der Unterdrückung der Presse verbunden sind, einfach so erträgt. Da sind Strukturen, die nicht überleben dürfen. Egal ob die Boni für AIG-Mitarbeiter, Luxusmeetings geretteter Banken, oder die Schurkenstücke aus London. Verbieten, juristisch aufarbeiten, einknasten. Oder damit leben, dass irgendwann Menschen mit Waffen in den Strassen stehen. Nicht die eh nichs begreifenden Gamer, sondern diejenigen, die wissen, was es mit den Gewehren der Frau Carrar auf sich hatte. Es gibt einfach Grenzen, und die hat Barclay´s heute Nacht überschritten.
Ich dachte zu Beginn der Kreditkrise, dass wir ein Tal der Tränen durchschreiten würden, das viele in Mitleidenschaft zieht und uns alle sauber reinlegt. Irgendjemand würde die Rechnung zahlen müssen, und es war absehbar, dasss man die Kriminellen in den Banken nicht einsperren würde, selbst, wenn es dazu jede Handhabe gäbe. Ich denke, es wäre wirklich sinnvoll gewesen, zumindest scharf zu prüfen, ob man nicht die Hauptschuldigen vor Gericht hätte bringen können. Ich war mir aber auch sicher, dass es so etwas wie Revolutionen oder Umstürze im näheren Bereich nicht geben würde. Mitteleuropa und die USA erschienen mir zu gefestigt, zu fett, zu faul, zu verblödet, u sehr gewohnt an solche Dinge, und morgen gibt es neue Skandale.

Seit heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wegen dieser Geschichte: Barclay´s, die notleidende britische Grossbank, brauchte nicht nur Abermilliarden vom Staat. Sie hatte in einer reichlich exotischen Abteilung auch 110 hochbezahlte Mitarbeiter sitzen, deren Sinn und Zweck es war, Gewinne zu verstecken und, grob gesagt, Steuern zu vermeiden. Sprich, die Bank entzog über Tricks und Töchter im Ausland dem Staat, von dem sie gerettet werden wollen, Milliarden. Und sorgte dafür, dass der Guardian die entsprechenden Dokumente, die ein Mitarbeiter an die Öffentlichkeit gab, wieder von der Website nahm.
Man ist ja einiges gewohnt, aber das Mindeste, was jetzt kommen sollte, wäre ein Bank Run. Die angemessene Antwort wäre kaum mehr im Rahmen allgemeingültiger Gesetze zu verorten. Selbst mit hinreichend reaktionärer Grundhaltung stellt sich die Frage, was das anderes als eine kriminelle Vereinigung ist, und ob es nicht das Recht des Volkes ist, wenn die Staatsmacht das nicht kann, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Man kann sich so etwas nicht mit gutem Gewissen gefallen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dauerhaft solche Gaunerstücke, die zudem mit der Unterdrückung der Presse verbunden sind, einfach so erträgt. Da sind Strukturen, die nicht überleben dürfen. Egal ob die Boni für AIG-Mitarbeiter, Luxusmeetings geretteter Banken, oder die Schurkenstücke aus London. Verbieten, juristisch aufarbeiten, einknasten. Oder damit leben, dass irgendwann Menschen mit Waffen in den Strassen stehen. Nicht die eh nichs begreifenden Gamer, sondern diejenigen, die wissen, was es mit den Gewehren der Frau Carrar auf sich hatte. Es gibt einfach Grenzen, und die hat Barclay´s heute Nacht überschritten.
donalphons, 15:55h
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