: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 31. Mai 2011

Noch einmal thematisch zugreifen

Italien ist ein schlechter Platz für etwaige Schreibblockaden.



Alles fällt mir hier zu, ich muss nur die Hand ausstrecken und eine schöne Strecke fahren und ein paar Schals kaufen, und schon habe ich das Material für eine grosse Abschreifung über Tennislehrer, Familienplanung, Immoibilienerwerb und Sehnsüchte. Für die FAZ.

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Und was,

wenn der Wagen sich geweigert hätte, dieses Land, das ihm so gut bekommt, zu verlassen, wenn er nicht angesprungen wäre?



Oder wenn er unterwegs einfach den Dienst eingestellt hätte, weil er verstand, dass dies der beste Platz ist, um zu bleiben und auf den See zu schauen?



Was, wenn ich den Schlüssel nicht mehr gefunden hätte, den ich aus Versehen oben auf der Brüstung vergessen habe? Hätte ich ihn in das Wasser geworfen, ich hätte ihn nie mehr gefunden.



Dann hätte ich bleiben müssen, ich hätte bei Sara angerufen, ein Taxi genommen, auf den Ersatzschlüssel aus Deutschland gewartet, so etwas kann dauern, und nicht weiter nach Torbole gefahren.



Oberhalb des Ortes ist eine Steilkurve, und immer, wenn wir hier ankamen, sagten wir unserem Vater, er sollte bitte ganz weit hinausfahren, wo die schwarzen Gummistreifen über der weissen Warnfarbe Geschichten von Freiheit und Glück erzählen. Heute tasten sich die ankommenden Touristen durch das Geschlängel.



Ich trödle in die andere Richtung, ruhe mich ein paar Stunden auf einem Parkplatz aus, was nicht sehr stilsicher, aber wenigstens sicher ist, und bin beim ersten Licht der Sonne schon fast wieder daheim.



Schön ist es gewesen. So Blau, so Gold in den Nächten und so Rot und Silber am Tag, den Mietvetrag für 2012 habe ich schon unterschrieben, und so wird es nun immer sein. Es ist das erste Mal seit 37 Jahren, dass ich fast einen ganzen Frühling keinen Heuschnupfen hatte. Es war seitdem das erste Mal überhaupt, dass ich diese Jahreszeit umfassend draussen, in der Stadt und der Natur geniessen konnte, und zum ersten Mal war es kein Fluch. Mag ja sein, dass wir alle an Darmviren sterben, aber so richtig Leben waren April und Mai bei mir lange Zeit auch nicht. Als ich in München und Berlin lebte, war es nicht so schlimm, aber das waren Städte und der Zwang, sie in dieser Zeit nicht zu verlassen. Es gab die Wahl zwischen der engen Wohnung und der verstopften Atmung, und mit meiner Rückkehr in die Provinzen kam beides zusammen. Die Bäume, die Gräser, die Pollen, sie waren einfach zu nah. Jedes Jahr war ich deshalb ein wenig länger in Italien. Ab heute bin ich dann Teilzeititalienbewohner, nicht mehr nur Tourist, mit gemieteter Drittwohnung bei Bedarf.

Und das ist ein erhebendes Gefühl.

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Montag, 30. Mai 2011

Die richtige Entscheidung

Man kann Italien nicht einfach so boykottieren, wie man China boykottiert. Wahlen in Italien können sehr weh tun, aber es ist eben nicht nur irgendein Land, sondern eines, das Linke wie Rechte sehr schätzen, und man nimmt zur Not eben auch mitunter haarsträubende Entscheidungen in Kauf. Und ja: Die Stärke von Berlusconi ist auch das innere Elend der Linken. Es ist sehr, sehr schwer. in diesem Land politische Sympathein zu entwickeln.

Wie auch immer, wir leben in der EU und haben Niederlassungsfreiheit, und diesmal war ich zum ersten Mal nicht als Tourist in Italien. Ich habe regulär eine Wohnung gemietet. Für fast sieben Wochen war ich also Bewohner dieser Stadt; immer noch ein Fremder und ein Reisender, zugleich auch ein Bleibender. Und natürlich ist es einem nicht egal, wer hier das Sagen hat. Jedenfalls ist das Ergebnis für Mantua da:



Auch hier eine krachende Niederlage für Berlusconis Parteiem. Fast alle, die im ersten Durchgang nicht für einen der beiden grossen Blöcke gestimmt haben, haben sich für Alessandro Pastacci entschieden, der jetzt der Präsident der Region wird. Und, naja, ein Video gemacht hat, für das ich ihn auch wählen würde.

Jetzt bin ich aber beruhigt. Mantua, das ist einfach die Stadt für mich. Verona ist sicher edler, Siena ist imposanter und Florenz ist einzigartig. Aber, wie es so schön heisst: Mantua me genuit. Zumindest in diesen zwei Monaten, da ich dem Heuschnupfen entgangen bin.

Ach so, und: Das ist der Verlierer.

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In San Matteo sagte der Kellner:

You had truffles, truffles and truffles, and , ah, truffles and pannacotta and sorbet, really a lot of sorbet.

Abschiedstrüffelorgie. Trüffel ist meine einzige Schwäche, die ich zusammen mit meinem Stand habe. Ich würde nie Kaviar oder Hummer essen, allein schon wegen der überzogenen Preise, würde es mir nicht ohnehin davor grausen. Aber Trüffel ist eine andere Sache.

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Sonntag, 29. Mai 2011

Andenken

Süss. In Montechiari (helle Hügel, ein Name, der die Sache aufgrund des anstehenden Kalksteins im Höhenzug durchaus trifft), gibt es in einer Bäckerei Pasta mit dem Namen "Stil Novo". "Dolce" hätte aufgrund der Speise nicht davor gepasst, aber die Anspielung auf Dante ist recht offensichtlich. Es ist richtig, mit humanistischem Anklang geschrieben, die neuere Schreibweise mit einem nuovo ist nicht ganz zutreffend. Da kannte sich ein Verpacker mit Literaturgeschichte aus. Ich mag das.



Kochzeit 12 Minuten. Solange brauche ich, um zwei Bilder zu bearbeiten, zusammen mit den Vorbereitungen schaffe ich es bis zum Sieb vielleicht sogar, die üblichen 4 Bilder zu machen, für den süssen, neuen Blogstil. Ohne Objektsuche natürlich. Andere schmieren in der gleichen Zeit vielleicht ihre ganzen Kolumnen runter, aber wohin das führt, sieht man, wenn man sich den S.P.O,N.-Kolumnistenkasten anschaut: Der ist nämlich weg.

12 Minuten ist gerde recht für Nudeln, aber nicht alles geht so schnell, wenn es gut werden soll. Bloggen braucht Zeit, viel Zeit, wer bei seinem achten Versuch schon Fertigfrass aus der Microwelle auf den Tisch knallt, aus dem wird wohl eher kein guter Koch mehr. Und auch kein neuer, süsser Stilist.Man muss mit Liebe und Hingabe schreiben und kochen, bei allen Gängen. Die Gäste merken es nämlich, wenn es anders ist. Und nur, weil da jemand ein paar süsse Nachspeisen macht, esse ich in einem Restaurant nicht die schnell reingeschobenen Tiefkühlpizzen, die man halt vor die Gäste schüttet, weil man denkt, die Kunden wären beeindruckt vom Ruf des Hauses, das angeblich allen Stürmen trotzt wie die Burg von Montechiari.



Das beeindruckt mich irgendwie gar nicht. Und dann wird es irgendwann eben geschlossen, oder jemand wurschtelt weiter, oder es kommen andere daher, die es auch nicht anders machen. Ich denke, den Spiegel sollte man sich genau anschauen und daraus lernen. Wie das mit dem Stil Novo nicht zusammenging. Und was statt dessen an Neuem bei den Lesern wirklich ankommt. Man muss ja nur die Kommentare lesen, wenn da welche sein sollten.

Stil Novo eben. Und nette Andenken aus Italien.

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Sonntag, 29. Mai 2011

Subversion, aber richtig

Macht - und ein Blog ist fraglos eine gewisse Macht - lädt zum Missbrauch ein. Da haben wir beispielsweise Schnuffis rund um einen gewissen Herrn Gassner, die sich auf einen Urlaub in Griechenland einladen lassen. Wir haben das Gschleaf aus dem Umfeld der üblichen düssseldorfberliner Kreise, das versucht, eine Lobby zu gründen. Und wir haben mich, der ich bei der FAZ schreiben kann, was ich will. Nun ist die FAZ ja sehr karriere- und stellenanzeigenlastig, und würde jeder nach meinen Idealen leben, gäbe es dort erhebliche Probleme, etwas anderes als Todesanzeigen zu verkaufen. Man muss die Subversion also nicht klassisch von links unten kommend anbringen, wo man sie von Meinesungleichen erwarten würde, sondern von rechts oben. Das ist dann einerseits systemkonform, und fällt andererseits nicht auf.

Jedenfalls sass ich rechts oberhalb des schönsten Ortes der Welt und war ganz allein. Alle andern waren woanders. Und egal, was man ihnen dafür bezahlt hat: Ich war der einzige mit dem wirklich guten Geschäft, selbst wenn ich dabei verbrannt bin.

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Haltung

Der nicht wirklich angebotene, aber dennoch genommene Arm (was wird dann sein, wenn sie etwas älter sein wird?)



Die nicht sitzende Hose mit Mahnung im Hintergrund, wenn er sich nicht ordentlich anzieht, dann, da vorne.



Es ist eben alles eine Frage der Haltung.

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Samstag, 28. Mai 2011

Doch kein Junkie

Das Problem mit Italien ist, dass ich dort sehr schnell in Routinen verfalle. Die können harmlos sein; ich fahre recht oft am Abend, wenn es nicht mehr ganz so heiss ist, nochmal zum See. Die Gardesana ist immer noch recht leer, man kann angenehm fahren und den Sonnenuntergang anschauen. Dabei habe ich dann auch das Material für diese Klickstrecke - ich! eine Klickstrecke! aber wenigstens mir viel Text - sortiert. Der auf Torberg anspielende Titel "Der lombardische Untergang Berlusconis in Anekdoten" wurde leider nicht genommen; ob es wirklich Berlusconis letztes Gefecht ist, das wage ich nicht zu hoffen.



Eine andere Gewohnheit ist hier der Erwerb von Schuhen. Ich kann an einem Tag vier Paar kaufen, gar kein Problem, meist schon nach 24 Stunden ist es so weit, und ich habe Zuwachs. Eigentlich müsste ich nach Italien gar keine Schuhe mitnehmen. Wie das dann aussieht, wenn ich fast zwei Monate hier bin?

Gar nicht so arg furchtbar schlimm. Wirklich nur Exemplare, die ich bestellt habe, oder "Da kann man nicht vorbei gehen"-Exemplare. Am Ende also nicht jeden Tag ein Paar, sondern nur jede Woche. Bis, äh, heute, denn heute kam ich an einem Laden vorbei, der Brogues in Wildleder hatte, in Hellbraun und Dunkelbraun, Restexemplare, und ich konnte mich nicht entscheiden. Habe mich dann erfolgreich damit herausgeredet, dassich damit toskanische Schuster unterstütze, und Vibramsohlen besser als Ledersohlen für Mantua sind.



Routine ist es dennoch, nur habe ich mehr Zeit, und damit ist es nicht so habgierig, so panisch, so wenn nicht heute dann nie mehr. Zumindest bei Schuhen, die Sache mit der Vorratshaltung bei Seidenschals im Sommer muss ich wann anders. Oder auch gar nicht. Das geht eigentlich niemanden. Und ich wäre ja schön blöd, wenn ich, und dann die Leser nach Bell... also nein. Betrachten Sie lieber noch einmal den Sonnenuntergang in Blau und Gold. Ich werde während dieses Aufenthaltes nicht mehr oft die Gelegenheit haben, das zu zeigen. Dann ist es vorbei mit den Farben für die Leser und die Lederwaren für mich. Man kann nicht, noch nicht mal ich kann Urlaub für immer haben.



Nur gut, dass die Reise nach Italien für sich gesehen auch längst Routine ist. Seychellen, Karibik, Mallorca: Ich brauche das alles nicht, ich -beinahe hätte ich schon geschrieben, hier zu Hause - hier vollkommen zufrieden.

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Wo man ankommen sollte

Für J. aus G., für S. aus P., für K. aus M. und andere

Ja. Das ist so eine Sache.

Es gibt da einen Unterschied zwischen Euch und mir. Es ist wirklich so, weiter als bis zur nächsten Kurve denke ich nicht. Man lernt das beim professionellen Fahren, da braucht man alle Konzentration, erst am Ausgang der einen Kurve sollte man anfangen, die kommende Kurve zu fühlen. Anders gesagt: Meine Lebensplanung was in etwa so kurzfristig, wie die Chancen, die sich aufgetan haben. Manche von Euch, die es nicht so leicht hatten, die sich bewerben mussten und Nachweise bringen: Ihr hasst das. Zurecht. Oder zu unrecht? Anders könnte ich es nicht, ich habe keine Lust, mich um irgendetwas zu schlagen, ich bin dann einfach so, dass ich das bekomme, was ich brauche. Aber das ist für andere natürlich keine Option, und so reicht es bei Euch nicht, nur an die nächste Kurve zu denken. Ihr würdet damit nicht glücklich werden.

Nun ist es aber so, dass ich nicht gerade finde, dass Ihr gut damit gefahren seid. Es ist eigentlich die immer gleiche Geschichte, die Gedanken waren schon die halbe Strecke voraus, und dann lag in einer Kurve etwas, das da nicht liegen sollte. Etwas, an das man nicht glaubte denken zhu müssen. Ich bin vor ein paar Jahren hoch zum Lago di Valvestrino, und dann an der Üferstrasse entlang, bis zum Ende, und dann wieder zurück. Die Kurven sind dort recht ungleichmässig, die eine Seite ist weit und die andere dafür eng, man muss also aufpassen. Und als ich so dahinfuhr und um eine Kurve kam, lag da ein Felsbrocken auf dem Weg. Einfach so. Caduta Sassi, steht ja auch auf den Schildern, aber wenn er dann da mal liegt, der Brocken, exakt an jenem Punkt, da man wieder Gas geben würde... sowas in der Art ist passiert auch im Leben, und da denkt man besser nicht an die Gardesana, an das Restaurant la Fenice unten in Sirmione, oder vier Kurven weiter.

Wenn man aber reingerauscht ist, ist es eher unerfreulich. Der Vorschlag, den ich machen möchte, und der vielleicht ein guter Kompromiss aus der Ablehnung meiner Haltung und den Gegebenheiten ist, die nun mal so sind, wie sie sind und nicht geändert werden (amüsanterweise für das Schicksal, das sich nicht gerne foppen lässt, ist das nämlich immer mit dabei, diese Steine fallen immer in Zusammenhang mit Konstruktionen runter, die so aussehen, als wären sie unverrückbar) - der Vorschlag ist zu überlegen, wie es sein sollte, wenn man später einmal daran denkt. Ich gebe zu, diese Haltung ist natürlich durch mein Studium geprägt, in dem der Mensch und sein Handeln ein Nichts vor dem Historiker und seiner Einschätzung ist. Aber später einmal wird man sein eigenes Leben betrachten und sich wundern, wo man rausgekommen ist, und wo nicht.

Womit wir zum Herrn mit den roten Schuhen kommen. Würde ich weiter denken müssen, wäre der Herr mit den roten Schuhen und der lässigen, weissen Hose trotz des Damenrades eine klare Option für das, was kommt, wenn ich einmal nicht mehr jede Kurve nehmen muss.



Die Frage sollte also nicht sein, wie bekomme ich die nächste Belobigung von meinem Boss, den Posten oder den Erfolg. Die Frage ist, wie werde ich so 70, dass ich lässig mit weisser Hose und immer nich so jugendlich mit roten Schuhen als Mann auf dem Damenrad durch eine schöne Stadt radeln kann, dabei zufrieden bin und so unglaublich lässig und angenehm wirke. Wie eine französische Fahne. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Entspanntheit. Was muss ich tun, um dorthin zu kommen. Genau das tun. Keinen Jota mehr. Alles, was nicht nötig ist, durch Wohlleben ersetzen, nichts auslassen, und immer daran denken: Es gibt genug andere Idioten, die sich darum reissen, in die Felsbrocken zu rasen und dann mies drauf zu sein. Nie etwas für die Konstruktion tun, die nur darauf wartet, einen hinterrücks fertig zu machen, sondern die Konstruktion genau so weit nutzen, dass sie einen dorthin bringt. So schnell wie möglich. Und sie dann hinter sich idealerweise sprengen.

Denn am Ende kann es nicht viele solche Plätze geben, auf denen solche Leute mit roten Schuhen lässig aussehen. Das Alter macht es zunehmend schwer, wegen all der Brocken, die da kommen. Es geht nicht um die vielen Kurven, es geht um das Ankommen, das anderen nicht vergönnt ist, aus welchen Gründen auch immer.Und dann in eine Bar, Zeit haben und sich denken: Senfgelbe Schuhe. Das wäre vielleicht noch was. Nachher noch schnell kaufen, morgen kommen ja die Freunde für eine Woche.

Die, die auch durchgekommen sind.

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Donnerstag, 26. Mai 2011

Und hopp!

Voodoo zum Mittag. Stellen Sie sich zum Geworfenen jemand vor, der es verdient. Keine Sorge, er landet immer noch recht sanft, zu sanft vielleicht im Comer See.



Und es ist hier auch kein Gewicht an den Füssen.

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Die mit dem

Man fragt sich ja oft, was die an dem findet.

Und ohne einen Selbstzweck ist man froh, wenn es auseinander geht. Einfach, weil man denkt, es ist besser für sie.

Das Mädchen mit dem bunten Rock zum Beispiel, mit dem Freund mit dem orangen T-Shirt. Sie hatte eine gewisse Eleganz, er eher nicht. So gingen sie dahin, sie luftig, er schluffig. Da hat Asmodeus, der Gott der lächerlichen Liebesheiraten - oder heute besser, der Beziehungen - zu geschlagen. Man sagt, dass Paare irgendwann anfangen, sich aneinander anzupassen - da waren es noch ein paar Eiszeiten hin.

Ich habe dann ihren Freund weggeschnitten, und schwupps, wurde aus dem unpassenden Paar ein passables Sommerbild mit Rädern und weitem Blick. Die ohne den.



Kann mir bitte jemand so ein Bildbeschneideprogramm für die Realität coden? Eine ganz kleine App im Auge mit dem Menü "Zeige sie ohne ihn" und "Schlage den perfekten Lebensbildausschnitt vor"? Und dann hätte ich in Kircheninnenräumen gern noch einen Verschwindeknopf für Schulklassen und deutsche Bustouristen.

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Mittwoch, 25. Mai 2011

Offenlegung

Ich war wirklich dort. Was ich beschreibe, habe ich nicht nur gesehen, sondern auch abgelichtet. Es wird keine Spiegeleinleitung, in der das reflektiert wird, was andere erzählen. Ich kann es beweisen. Meine Einleitung beschreibt mein Erleben, und ganz ehrlich: Wenn ich etwas nicht erlebe, dann will ich auch nicht darüber schreiben. Oder so darüber schreiben, dass es erkennbar Literatur ist, und kein Borderline.



"Eine halb gerauchte, zerdrückte Zigarette liegt in einem Aschenbecher. Der Aschenbecher ist blendend weiss, mit Goldrand, und mit nur zwei Einkerbungen für Rauchwaren; keine Frage, er ist ein exklusiver Aschenbecher. Er steht auf einer vom reichen Alter patinierten, üppigen und sorgfältig bepflanzten Steinbalustrade. Vor ihm plätschern dezent die Wellen des Comer Sees, auf dem sich historische Schnellboote aus Mahagoni tummeln. Hinter ihm breitet sich eine grosszügige Terrasse aus, mit Stühlen, Sonnenschirmen, gut angezogenen Menschen, diskreten Kellnern in weissen Jacken, und als Abschluss einem Hotel mit dem Namen Villa d'Este. Auf dem Rasen und den Einfahrten stehen Fahrzeuge von Rolls Royce, mal in schwarz und mal in metallicblau. Ein Mann führt seine schlanke, blonde Frau spazieren, die ihre Kellybag aus rosa Straussenleder spazieren führt. Bald wird ein Herr mit weisser Jacke kommen, den Aschenbecher einsammeln, die Zigarette wegwerfen, und den Aschenbecher wieder ausspülen. Sollte er aber eine Macke haben, wird er ausgetauscht. Es gibt hier keine schadhaften Aschenbecher. Hier ist die Villa d'Este in Cernobbio, das Kronjuwel der Lombardei. Es kann so für diese reiche Region Oberitaliens stehen, wie der Königssee als Symbol für Bayern gelten kann. Wenn man den Postkarten glaube mag."

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Es geht so nicht weiter

Daheim tropft ein Wasserhahn, und ausserdem muss ich einen Restaurierungsauftrag abschicken. Dazu noch ein paar kleinere Probleme; eine Mieterin findet ihr Rad nicht. Ein Kaminkehrer will Einlass. Jemand stellt sein Auto auf meinen Parkplatz. Die Ordnung bröckelt, wenn nicht jemand da ist und sie stützt. Und ich werde bald da sein.



Wenn man nur zwei Wochen Urlaub macht, zählt man zu Beginn schon die Tage, und gewöhnt sich kaum an den Zustand des Dortseins. Ich bin jetzt über 6 Wochen hier, da denkt man in anderen Dimensionen, wie etwa: Heute ist es zu heiss zum radeln, mache ich wann anders. Irgendwann. Vielleicht nicht morgen, man wird schon sehen. Die strenge Ordnung des Lebens schmilzt zu einem Klumpen der Nachlässigkeit zusammen und brennt sich durch die Hülle der Prinzipien, zumal mein Job hier darin besteht, nichts zu tun und darüber zu schreiben. Gäbe es dazu eine Auslandszulage, hätte ich überhaupt keinen Anlass mehr, etwas an meiner Lage zu ändern.



Wobei, 6 Wochen Italien hat natürlich auch gewisse Gewöhnungseffekte. Routinen. Das muss nicht schlecht sein, das Verleben der Mittagspause in der Bat Venezia mit der Zeitung etwa, das könnte zur Gewohnheit werden, würden da mehr so schöne Geschichten wie die von Paul Ingendaay oder von Sophie drinstehen. Man möchte verwöhnt werden, weniger belehrt, und bei aller Redlichkeit meiner Versuche: Ich kann mich einfach für vieles nicht begeistern. Ob es da nur mir so geht? Andere deutsche Touristen, durchaus älter übrigens, lesen gar nichts, wenn sie dort einkehren. Linsen noch nicht mal auf mein Blatt.



Ich war in einem Trüffelwäldchen. Ich war bei einem Rahmenbauer. Ich war in weniger Kirchen als sonst (noch nicht mal in der Albertikirche, Schande über mich) und fürchte, ich habe so viel gemacht, wie ich in drei Wochen unter normalen Bedingungen gemacht hätte. Wie erkläre ich, dass es für mich nicht weniger sensationell ist, Feinkostgeschäfte zu besichtigen und mit dem Colnago über die Kopfsteinpflaster zu radeln? Das seltsame Gefühl, hier kaum Bekannte zu haben, wird dadurch betäubt, zumal: Manche kamen hier vorbei. Ein Kommen und Gehen. Gelesen habe ich auch, Lampedusas Briefe, aber nicht viel: Lampedusa schreibt von Reisen aus Italien weg, aber ich bin ja dort.



(Gewesen). Ich fürchte, es wird länger dauern, bis ich zurückkomme, vermutlich nehme ich sogar wieder das Rad mit, denn es lohnt sich nicht, es so lange stehen zu lassen. Gepäckgrenzen gibt es diesmal nicht, ich fahre allein, und was andere vergessen haben, passt in eine Tasche. Daheim, höre ich, bleiben manche am Boden und eine Seuche breitet sich aus. Ich muss noch einen grossen Beitrag über die Seuche dieses Landes schreiben, die da Berlusconi heisst, und dann fahre ich. Langsam. Ohne Eile. Die Berge hinauf und zurück an die Donau. Es war sehr schön hier. Fast Drittwohnsitz. 2012 sicher wieder. Nur zur Miete natürlich; es geht schon, der Besitz einer Wohnung ist hier wirklich nicht so wichtig. Und die schönen Objekte sind immer noch unbezahlbar.

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Dienstag, 24. Mai 2011

<3

Manchmal denke ich, ich sollte hier bleiben.


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Die Internationale der kragenhochgestellten LV-Anhänger

Irgendwann ist es dann so weit, dass man sich für die hochgestellten Krägen etwas schämt. Auch diese Taschen hat irgendwie jede dritte in Italien, das ist zu normal gewordenm, und die Flasche, die geht natürlich gar nicht mehr. Noch halten sie sich für stilsicher, noch geht das vielleicht, weil sie jung sind, und der Zerfall nicht eingesetzt hat.



Aber man wird älter und macht Karriere, man lässt sich die Hemden schneidern, speziell für die Freizeit, die Frau sagt der Jeans ab und eine andere Firma in Frankreich baut Taschen nach Kundenwunsch in Kundenleder und Kundenfarbe. Die Flasche braucht man nicht mehr, so viel Auslauf wie in Matua ist im Grand Hotel nicht, man ist in 10 Minuten immer an einer Bar.



Dazwischen... ich will jetzt nicht zynisch sein, es wäre zu leicht und zu billig, sich das alles auszumalen, der Kampf um das Gewicht und um die Karrieren, die Freunde, die man haben muss, die Lebensplanung, irgendwie bin ich zu sorglos dafür, zu wurschtig ja klar gäbe es eine Werbeagentur die mich mit dem gschaftlhubernden Gassner und dem doch nicht buzzriderigen Basic auf eine griechische Insel und eine andere Agentur die jemanden für ihr neues Produkt will und wie der Poschardt im Porsche auf Firmeneinladung zur Mille Miglia liegenbleiben und nichts drüber schreiben ginge auch aber ich habe, was ich brauche, und immer etwas mehr dazu.

Vielleicht ist das der Grund, warum ich in der FAZ ab und zu noch etwas über Romantik in Verona schreibe, und nicht über Strategien, Ziele und vorgepackte Pressetermine.

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