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Montag, 13. Juni 2011
Unreife Früchtchen
Freitag. Mit Tschingdärässärdah beginnt das Pfingstfest, seit Alters her eine der Gelegenheiten von Sautreibern und Kammerzofen aus dem Umland, die Stadt aufzusuchen. Heute kommen sie öfters, aber allerwei noch immer. Auch zu mir. Singend. Auf der Strasse. Bis zu meinem Fenster. Dort unten dann neben Misstönen auch Gegurgel. Dann Plumps und Schweigen. Nur einer lallt noch. Das Lallen hört nicht auf, also gehe ich nach einer Weile zum Fenster. Unten auf dem Trottoir liegt einer in Lederhose und rührt sich nicht mehr. Ein anderer sitzt vor ihm und faselt auch ihn ein.
Pardon, brauchen Sie Hilfe, rufe ich hinunter. Ich bin höflich, denn eigentlich hätte ich mit Fug und Recht auch einen Blumentopf werfen können. Oder einen Krankenwagen? Da erwacht der Sitzende zum Leben, krabelt sich auf und sagt entsetzt Nein! Nur keinen Krankenwagen! Aber Ihrem Freund geht es nicht gut, meine ich. Doch doch, sagt er, tritt seinen Freund und sagt steh auf, sonst holt der den Krankenwagen. Das dringt irgendwie vor bis zum Liegenden, er rappelt sich halb auf, und sie machen sich um die Ecke davon. Einer auf allen vieren, einer schwankend. Ich tippe auf eine gute Mischung von legalen und illegalen Inhalten.
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Samstag. Schlimm. Ich stelle fest, dass mir der Schmand ausgegangen ist. Alles bekomme ich auf dem Wochenmarkt, aber Schmand muss ich alle 3, 4 Wochen im Supermarkt kaufen. Jetzt war ich drei Monate nicht mehr dort, und ich habe das alles - das miese Essen, die scheusslichen Figuren, das Neonlicht und den Umstand, dass da selbst Unterschichten des Journalismus rumrennen - nicht wirklich vermisst. Ich gehe hinein, hole den Schmand und eile zur Kasse. Dorselbst zwei Dirndlträgerinnen. Die auf den Ballerinas noch gerade, die andere mit den Pumps mit viel Schlagseite, rechts und links wechselnd. Sie kaufen 6 Flaschen Sangria und drei Flaschen Wodka. Und bekommen es anstandslos. Ich frage mich, ab welcher Grenze eigentlich so eine Verkäuferin etwas sagt, so wie: Das reicht jetzt. Oder wenigstens: Kann ich mal Eure Ausweise sehen?
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Sonntag. Vor einem Jahr passierte das, was sich in den letzten Jahren bei all den brutalen Schlägereien unter Alkohol schon angedeutet hat: Es bleibt nicht beim Schädelbruch. Direkt vor dem Kreuztor, der schönsten Ecke der Altstadt, gerieten zwei Gruppen nach einigen Streitereien und viel Alkohol noch einmal aneinander. Diesmal wurde einer festgehalten und dann erstochen.
Seine Familie hat an der Stelle ein kleines Marterl errichtet, mit Säule und oben drauf einer Miniaturkapelle. Dort brennt immer eine Kerze, und oft stehen frische Blumen dort. Die Kapelle hat jemand in der Nacht zertrümmert, die Brocken sind weit verstreut. Einfach so. Weil es geht.
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Ich bin eigentlich keiner, der dauernd nach mehr Polizei ruft. Aber ich glaube es einfach nicht, wenn behauptet wird, dass die Gewalttaten rückläufig sind, oder nur die Meldequote steigt. Alles, was ich in der Altstadt erlebe, spricht eine andere Sprache. Es sind nicht alle. Aber vorletzte Woche wollten die Wirte hier beweisen, dass ihre Kundschaft auch friedlich feiern kann. Am nächsten Morgen war hier alles voller Glasscherben. Man müsste die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und den Wirten - hier nebenan ist einer, den es einen Dreck interessiert, was vor seinem Laden los ist - zur Verantwortung ziehen.
Oh, die Stadt. Die Stadt verspricht Verbesserung und mehr Streifen. Weil sie es sich mit den Wirten nicht verscherzen will. Einzelfälle. Angeblich. Da muss so ein Einzelfall vermutlich erst mal einen Bürgermeister misshandeln, damit sich diese Sichtweise ändert. Aber solange trifft es alle.
Pardon, brauchen Sie Hilfe, rufe ich hinunter. Ich bin höflich, denn eigentlich hätte ich mit Fug und Recht auch einen Blumentopf werfen können. Oder einen Krankenwagen? Da erwacht der Sitzende zum Leben, krabelt sich auf und sagt entsetzt Nein! Nur keinen Krankenwagen! Aber Ihrem Freund geht es nicht gut, meine ich. Doch doch, sagt er, tritt seinen Freund und sagt steh auf, sonst holt der den Krankenwagen. Das dringt irgendwie vor bis zum Liegenden, er rappelt sich halb auf, und sie machen sich um die Ecke davon. Einer auf allen vieren, einer schwankend. Ich tippe auf eine gute Mischung von legalen und illegalen Inhalten.
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Samstag. Schlimm. Ich stelle fest, dass mir der Schmand ausgegangen ist. Alles bekomme ich auf dem Wochenmarkt, aber Schmand muss ich alle 3, 4 Wochen im Supermarkt kaufen. Jetzt war ich drei Monate nicht mehr dort, und ich habe das alles - das miese Essen, die scheusslichen Figuren, das Neonlicht und den Umstand, dass da selbst Unterschichten des Journalismus rumrennen - nicht wirklich vermisst. Ich gehe hinein, hole den Schmand und eile zur Kasse. Dorselbst zwei Dirndlträgerinnen. Die auf den Ballerinas noch gerade, die andere mit den Pumps mit viel Schlagseite, rechts und links wechselnd. Sie kaufen 6 Flaschen Sangria und drei Flaschen Wodka. Und bekommen es anstandslos. Ich frage mich, ab welcher Grenze eigentlich so eine Verkäuferin etwas sagt, so wie: Das reicht jetzt. Oder wenigstens: Kann ich mal Eure Ausweise sehen?
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Sonntag. Vor einem Jahr passierte das, was sich in den letzten Jahren bei all den brutalen Schlägereien unter Alkohol schon angedeutet hat: Es bleibt nicht beim Schädelbruch. Direkt vor dem Kreuztor, der schönsten Ecke der Altstadt, gerieten zwei Gruppen nach einigen Streitereien und viel Alkohol noch einmal aneinander. Diesmal wurde einer festgehalten und dann erstochen.
Seine Familie hat an der Stelle ein kleines Marterl errichtet, mit Säule und oben drauf einer Miniaturkapelle. Dort brennt immer eine Kerze, und oft stehen frische Blumen dort. Die Kapelle hat jemand in der Nacht zertrümmert, die Brocken sind weit verstreut. Einfach so. Weil es geht.
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Ich bin eigentlich keiner, der dauernd nach mehr Polizei ruft. Aber ich glaube es einfach nicht, wenn behauptet wird, dass die Gewalttaten rückläufig sind, oder nur die Meldequote steigt. Alles, was ich in der Altstadt erlebe, spricht eine andere Sprache. Es sind nicht alle. Aber vorletzte Woche wollten die Wirte hier beweisen, dass ihre Kundschaft auch friedlich feiern kann. Am nächsten Morgen war hier alles voller Glasscherben. Man müsste die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und den Wirten - hier nebenan ist einer, den es einen Dreck interessiert, was vor seinem Laden los ist - zur Verantwortung ziehen.
Oh, die Stadt. Die Stadt verspricht Verbesserung und mehr Streifen. Weil sie es sich mit den Wirten nicht verscherzen will. Einzelfälle. Angeblich. Da muss so ein Einzelfall vermutlich erst mal einen Bürgermeister misshandeln, damit sich diese Sichtweise ändert. Aber solange trifft es alle.
donalphons, 01:25h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 12. Juni 2011
Jo, mia san mim Redl do
Es soll Leute geben, die, um aus ihrem gewohnten Umfeld auszubrechen, in Bordelle gehen. Man hört sogar, dass Menschen, die sich für Hirnarbeiter halten, eine Schwäche für garantiert ungefälschte Spiele mit einem Ball entwickeln, der nach Vorgaben einer gewissen FIFA gestaltet ist, und denken, dass da irgendwas mit rechten Dingen zugeht. Vereine verdienen mit der Veroberung der Unterschicht recht gut - vermutlich, bis sich irgendwann zeigt, dass Vereine mit Bestechungsskandalen beim Bau keinesfalls so sauber sind, wie man das bei den Spielen glauben möchte (mal ehrlich - Multimillionenbetriebe solen bei diesen Möglichkeiten als quasi Staat im Staate nicht betrügen? Also echt.) Ich dagegen kaufe zur Entspannung für ein paar Euro und vermutlich weniger als ein Sitzplatz im Stadion ein altes Radl und richte es wieder her. Noch eines. Denn diesmal ist es kein Radl.

Sondern ein Redl. Was habe ich als Jugendlicher geglotzt, wenn jemand ein Redl hatte. Das waren Massbauten, die man in München bekam, wenn man sie denn bekommen hat - der Erbauer Toni Redl hat nicht an jeden verkauft. Angeblich wollte ein gewisser FJS eines haben, und blitzte mit seinem Wunsch ab. Andere bekamen eines, kümmerten sich nicht mehr darum, und was mir in die Hände gefallen ist, war nicht mehr als ein Dreckklumpen, an dem alles gemacht werden musste. Aber wie auch beim alten Haus ist Armut der beste Denkmalpfleger, und was noch fehlte, fand sich im Bestand. Seit dem Tag, da einem Bekannten mein allererstes Rennrad geklaut wurde, wollte ich wieder eines in Hellblau und Gelb. Jetzt ist es wieder so wie vor (oh Gott) fast 30 Jahren. Ich werde alt. Aber immerhin kann ich noch etwas machen, und es gibt dümmere Hobbies als das Retten alter Rennräder.

Auf dem Heimweg dann eine Gruppe mit modischen 29ern (früher hiess das Treckingrad) frisch aus dem Laden. Da erwachen der Drahtesel und sein Sancho Stahlpanza zu neuem Leben und hurtig, hurtig - alt, aber noch nicht zu alt für jeden Blödsinn. Das lässt noch eine Weile hoffen.Vernünftig ist man noch lang genug, wenn man im Grab hübsch still liegt.

Sondern ein Redl. Was habe ich als Jugendlicher geglotzt, wenn jemand ein Redl hatte. Das waren Massbauten, die man in München bekam, wenn man sie denn bekommen hat - der Erbauer Toni Redl hat nicht an jeden verkauft. Angeblich wollte ein gewisser FJS eines haben, und blitzte mit seinem Wunsch ab. Andere bekamen eines, kümmerten sich nicht mehr darum, und was mir in die Hände gefallen ist, war nicht mehr als ein Dreckklumpen, an dem alles gemacht werden musste. Aber wie auch beim alten Haus ist Armut der beste Denkmalpfleger, und was noch fehlte, fand sich im Bestand. Seit dem Tag, da einem Bekannten mein allererstes Rennrad geklaut wurde, wollte ich wieder eines in Hellblau und Gelb. Jetzt ist es wieder so wie vor (oh Gott) fast 30 Jahren. Ich werde alt. Aber immerhin kann ich noch etwas machen, und es gibt dümmere Hobbies als das Retten alter Rennräder.

Auf dem Heimweg dann eine Gruppe mit modischen 29ern (früher hiess das Treckingrad) frisch aus dem Laden. Da erwachen der Drahtesel und sein Sancho Stahlpanza zu neuem Leben und hurtig, hurtig - alt, aber noch nicht zu alt für jeden Blödsinn. Das lässt noch eine Weile hoffen.Vernünftig ist man noch lang genug, wenn man im Grab hübsch still liegt.
donalphons, 01:38h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 11. Juni 2011
Ich fürchte Spanier, wenn sie griechische Geschenke wollen
Ui.
Eine spanische Riesengrossbank, angeblich kerngesund und bestens aufgestellt, will eine Milliarde Euro einsammeln. Und unterlegt diesen Bond mit Sicherheiten aus dem spanischen Kreditgeschäft mit spanischen Kommunen und Regionen, und bietet ordentliche Zinsen an.
Und bekommt gerade mal die Hälfte der gewünschten rein.
Man kann den Markt natürlich als dreckigen Zyniker betrachten, der all die guten Nachrichten - also, im Vergleich zu Griechenland relativ guten Nachrichten - aus Spanien nicht ganz glauben will. Aber wenn der Markt schon nicht glaubt, warum sollten wir dann glauben? (Kurzer Blick auf den Schweizer Franken: Aha.)
Eine spanische Riesengrossbank, angeblich kerngesund und bestens aufgestellt, will eine Milliarde Euro einsammeln. Und unterlegt diesen Bond mit Sicherheiten aus dem spanischen Kreditgeschäft mit spanischen Kommunen und Regionen, und bietet ordentliche Zinsen an.
Und bekommt gerade mal die Hälfte der gewünschten rein.
Man kann den Markt natürlich als dreckigen Zyniker betrachten, der all die guten Nachrichten - also, im Vergleich zu Griechenland relativ guten Nachrichten - aus Spanien nicht ganz glauben will. Aber wenn der Markt schon nicht glaubt, warum sollten wir dann glauben? (Kurzer Blick auf den Schweizer Franken: Aha.)
donalphons, 01:28h
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Dilemmia moralia
Gekauft: Eine gebrauchte Armbanduhr, relativ unerwartet, dachte nicht, dass es so billig bleiben wird (Klassische Ausrede). Bezahlt, nach Polen gefahren, Sache vergessen, irgendwann dann UPS, nanu, ach so, da war ja, richtig, die gebrauchte Uhr für sehr günstig. Paket auf, Lederschachtel auf, Kopfkratzen, weil das definitiv nicht bestellt war:

Ausserdem haben ein paar besoffene Elitisten hier vor dem Haus schon mal versucht, eine bekannte Segleruhr durch Überfahren zu zerstören, und haben sie dann beim Fundamt nicht abgeholt - welch Überraschung - insofern habe ich schon eine Wassersportuhr. Diese hier vertreibt der gleiche Verkäufer auch, nur für den dreifachen Preis in so nagelneu, so wie sie ist. Mit Garantiekarte etc..
Also Email. Hübsch, danke für die Lieferung, aber es ist nicht die abgebildete Uhr, ich hatte die gebrauchte Uhr ohne all die Dichtungen und so weiter bestellt. Keine Antwort. Noch eine Mail. Wieder keine Antwort.
Anruf. Was wie nein da wissen wir nichts, was war das nochmal, und dann haben sie was bekommen? Also das kann nicht sein nach unseren Unterlagen, warten Sie mal, da stand doch, dass die Abbildung aus dem Katalog ist und ihre sieht anders aus, na das kann schon vorkommen. Also, wenn sie Ihnen nicht passt, dann können Sie sie ja umtauschen, das geht, aber dafür müssen Sie sie versichert zurückschicken und das mit dem Erstatten, bei uns sind gerade die Leute in Urlaub... na wenn Sie Ihnen gefällt, dann behalten Sie sic doch, ich verstehe gar nicht... 7754 oder 7750, ob da jetzt eine Lünette ist, phhh, also, mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Umtausch ist kein Problem, jaaaaa wir können auch nachschauen und es nochmal überprüfen, aber es dauert und da brauchen wir schon die Uhr hier. Ich frag nachher mal den Chef. Der ruft Sie in einer Stunde zurück.
Warten.
Anrufen -> Besetzt.
Anrufen -> Keiner geht ran.
Nachgoogeln, ob der Händler vielleicht... nein, ganz normaler, üblicher Juwelier.
Nochmal Mail schicken. Keine Antwort.
Beschluss, denen eine Woche Zeit zu geben. Dann egal sein lassen. Mit schlechtem Gefühl im Magen, natürlich.

Ausserdem haben ein paar besoffene Elitisten hier vor dem Haus schon mal versucht, eine bekannte Segleruhr durch Überfahren zu zerstören, und haben sie dann beim Fundamt nicht abgeholt - welch Überraschung - insofern habe ich schon eine Wassersportuhr. Diese hier vertreibt der gleiche Verkäufer auch, nur für den dreifachen Preis in so nagelneu, so wie sie ist. Mit Garantiekarte etc..
Also Email. Hübsch, danke für die Lieferung, aber es ist nicht die abgebildete Uhr, ich hatte die gebrauchte Uhr ohne all die Dichtungen und so weiter bestellt. Keine Antwort. Noch eine Mail. Wieder keine Antwort.
Anruf. Was wie nein da wissen wir nichts, was war das nochmal, und dann haben sie was bekommen? Also das kann nicht sein nach unseren Unterlagen, warten Sie mal, da stand doch, dass die Abbildung aus dem Katalog ist und ihre sieht anders aus, na das kann schon vorkommen. Also, wenn sie Ihnen nicht passt, dann können Sie sie ja umtauschen, das geht, aber dafür müssen Sie sie versichert zurückschicken und das mit dem Erstatten, bei uns sind gerade die Leute in Urlaub... na wenn Sie Ihnen gefällt, dann behalten Sie sic doch, ich verstehe gar nicht... 7754 oder 7750, ob da jetzt eine Lünette ist, phhh, also, mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Umtausch ist kein Problem, jaaaaa wir können auch nachschauen und es nochmal überprüfen, aber es dauert und da brauchen wir schon die Uhr hier. Ich frag nachher mal den Chef. Der ruft Sie in einer Stunde zurück.
Warten.
Anrufen -> Besetzt.
Anrufen -> Keiner geht ran.
Nachgoogeln, ob der Händler vielleicht... nein, ganz normaler, üblicher Juwelier.
Nochmal Mail schicken. Keine Antwort.
Beschluss, denen eine Woche Zeit zu geben. Dann egal sein lassen. Mit schlechtem Gefühl im Magen, natürlich.
donalphons, 01:24h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 10. Juni 2011
Mach mal was über den Osten
sagten sie drüben bei der FAZ-Leserschaft. Seit gut zwei Jahren. Über eine Region also, von der ich so viel weiss, wie ich darüber wissen möchte. Nichts, also, wenn ich es präzise ausdrücken soll. Wobei: Ich war natürlich schon ein paar Mal in Polen. Für Freunde alter Bausubstanz lohnt sich so ein Kurzurlaub durchaus.

Ich war in Bunzlau, was für mein früheres Studium ein wichtiger Ort ist, ich habe natürlich in eine Töpferei geguckt und viele Dörfer gesehen. Ich habe Geschichten gehört, überraschend gute Geschichten, und Bitten, nicht darüber zu schreiben. Also habe ich über etwas anderes geschrieben.

Über Heimat, über den Verlust von Heimat und die Frage, wie endgültig solche Verluste sind. In der FAZ.

Ich war in Bunzlau, was für mein früheres Studium ein wichtiger Ort ist, ich habe natürlich in eine Töpferei geguckt und viele Dörfer gesehen. Ich habe Geschichten gehört, überraschend gute Geschichten, und Bitten, nicht darüber zu schreiben. Also habe ich über etwas anderes geschrieben.

Über Heimat, über den Verlust von Heimat und die Frage, wie endgültig solche Verluste sind. In der FAZ.
donalphons, 01:10h
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Sommer der Umentscheidungen
Eine Frau mit einem pinkfarbenen Blazer und einem Gewichtsproblem zeigt ihre Betonfrisur und verkündet nebenbei, dass sie jetzt keine Parteien mehr kennt, sondern nur noch Grüne. Sie selbst ist die grüne Kaiserin. Das kleine Problem: Ausser ihr selbst glaubt das niemand. Ihre Wahlleute schauen auf den Boden und finden es doof, das den Menschen irgendwie erklären zu müssen, nachdem sie 40 Jahre lang alle, die so dachten, wie sie jetzt denken sollen, als Terroristen, Verfassungsfeinde und Chaoten diffamiert haben. Keiner fragt die Frau in Pink, ob sie nicht zurücktreten will, oder wenigstens ein wenig vor Schaunde auf Bauch und Gesicht rutschen möchte. Derweilen bastelns AKW-nahe sog. Experten die letzten juristischen Löcher in die Gesetze. Dass in Fukushima nach Meinung anderer Experten drei Reaktoren komplett durch das Containment gebrannt sein dürften, fällt da gar nicht weiter auf. Hauptsache, das Problem ist aus der Welt, die letzten Kraftweksbonzen darf die FDP in ihr eigenes Verrecken tätscheln.
Und dann wundern sie sich über Politikverdrossenheit bei gleichzeitiger Demonstrationsbereitschaft.
Und dann wundern sie sich über Politikverdrossenheit bei gleichzeitiger Demonstrationsbereitschaft.
donalphons, 01:10h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 8. Juni 2011
Der grosse Wald
Ich führe nicht gern Interviews. Ich denke, es gibt viel zu sagen, was keinen anderen braucht, und ausserdem hasse ich das Glätten und das Abnicken von aufgeblasenen Nichtsen, die sich toll vorkommen, weil sie es dem Journalisten jetzt mal richtig zeigen können. Feine Herren wie jener polnische Untergrundkämpfer, den ich vor über 10 Jahren einmal zwei Stunden erzählen lassen konnte, traf ich zu selten.
Aber dieser eine Mann war den ganzen Ärger mit den anderen wert. Es gab damals verschiedene Arten von Partisanen, die sich oft nicht grün waren; er selbst war ein Waldpartisan in der dünn bediedelten Gegend entlang der Grenze zu dem, was heute die Slowakei ist. Die Partisanen nutzten die unterschiedlichen deutschen Dienststellen aus, die sich wohl nie ausrecichend bei der Jagd auf den Untergrund absprachen.Mal wichen sie in die polnischen und mal in die slowakischen Wälder aus. Er selbst bedauerte, dass die Wälder in Polen so klein waren; in Russland hätte man eine Woche marschieren können, und hätte nie den Wald und die Sümpfe verlassen., In Polen seien die Wällder selten grösser als ein, zwei Tagesmärsche der gegnerischen Soldaten Trotzdem muss das gross sein, dachte ich. Und was soll ich sagen: Heute war ich dort. Es ist enorm gross.

Und unübersichtlich. Und auch undurchdringbar. Man verliert darin schnell jede Orientierung. Was immer hier verschwindet, taucht vermutlich nicht mehr so schnell auf. Ab und an findet man hier entlang der Strassen auch noch altes Krieggerät im Boden, Reste der Anschläge auf Versorgungskonvois. Im Herbst ist hier alles voller Steinpilze. Es riecht sehr gut. Es ist gross und menschenleer. Lange, gerade Strassen ins Nichts. Ab und zu ein kleiner Flecken, den zu halten in diesem grünen, die Feinde versteckenden Meer sicher kein Vergnügen war.
Der Mann hatte gute Erinnerungen an seine Zeit im Wald. Der Partisan, erklärte er mir, kommt von der einen Seite und geht auf der anderen, er geht niemals den gleichen Weg zweimal. Kein Wunder: Hier würde man den alten Weg nach 10 Schritten nicht mehr finden.
Er wirkte jung, als er vom Wald erzählte. Er war ein sehr feiner Herr. Und es ist wirklich ein enorm grosser, sehr beeindruckender Wald.
Aber dieser eine Mann war den ganzen Ärger mit den anderen wert. Es gab damals verschiedene Arten von Partisanen, die sich oft nicht grün waren; er selbst war ein Waldpartisan in der dünn bediedelten Gegend entlang der Grenze zu dem, was heute die Slowakei ist. Die Partisanen nutzten die unterschiedlichen deutschen Dienststellen aus, die sich wohl nie ausrecichend bei der Jagd auf den Untergrund absprachen.Mal wichen sie in die polnischen und mal in die slowakischen Wälder aus. Er selbst bedauerte, dass die Wälder in Polen so klein waren; in Russland hätte man eine Woche marschieren können, und hätte nie den Wald und die Sümpfe verlassen., In Polen seien die Wällder selten grösser als ein, zwei Tagesmärsche der gegnerischen Soldaten Trotzdem muss das gross sein, dachte ich. Und was soll ich sagen: Heute war ich dort. Es ist enorm gross.

Und unübersichtlich. Und auch undurchdringbar. Man verliert darin schnell jede Orientierung. Was immer hier verschwindet, taucht vermutlich nicht mehr so schnell auf. Ab und an findet man hier entlang der Strassen auch noch altes Krieggerät im Boden, Reste der Anschläge auf Versorgungskonvois. Im Herbst ist hier alles voller Steinpilze. Es riecht sehr gut. Es ist gross und menschenleer. Lange, gerade Strassen ins Nichts. Ab und zu ein kleiner Flecken, den zu halten in diesem grünen, die Feinde versteckenden Meer sicher kein Vergnügen war.
Der Mann hatte gute Erinnerungen an seine Zeit im Wald. Der Partisan, erklärte er mir, kommt von der einen Seite und geht auf der anderen, er geht niemals den gleichen Weg zweimal. Kein Wunder: Hier würde man den alten Weg nach 10 Schritten nicht mehr finden.
Er wirkte jung, als er vom Wald erzählte. Er war ein sehr feiner Herr. Und es ist wirklich ein enorm grosser, sehr beeindruckender Wald.
donalphons, 01:02h
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Die DDR ist nicht tot
Sie produziert heute nur etwas mehr an der Marktwirtschaft orientiert für Käufer, die den Faktor Coolness als wichtigen Fortschritt für den Sozialismus erkennen.

(Ich war hinter Bautzen dann doch etwas müde. Und nochwas, liebe Vogtländer Billigmercedesfahrer: Wir haben Eucb nicht die Autobahnen und all die Förderung bezahlt, damit ihr uns anlichthupt, wenn euch dann eh die Kraft beim Überholen ausgeht. Nochmal sowas, und wir schicken Euch gleich wieder zum Mauerbau.)

(Ich war hinter Bautzen dann doch etwas müde. Und nochwas, liebe Vogtländer Billigmercedesfahrer: Wir haben Eucb nicht die Autobahnen und all die Förderung bezahlt, damit ihr uns anlichthupt, wenn euch dann eh die Kraft beim Überholen ausgeht. Nochmal sowas, und wir schicken Euch gleich wieder zum Mauerbau.)
donalphons, 00:57h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 6. Juni 2011
Ich war stets schlecht in Mathe
Deshalb wurde aus mir auch kein Autobauer, sondern ein Angehöriger der verfassenden Zunft, und weil bleibt, wer nicht rechnet, sondern schreibt, habe ich auch einen Beitrag über das bayerische G8 und seine übersteigerte Wertschätzung der mathenahen Fächer geschrieben.
donalphons, 21:06h
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Leben von der Substanz
Einerseits wird aus dieser Stadt nie mehr Italien, selbst wenn sie die Fussgängezone vielleicht bald mantuaisieren (Draussenlokale! Feinkostgeschäfte! Das wäre was!)

Andererseits ist es nicht Fukushima (ups, da war es plötzlich doppelt so viel Strahlung als bisher behauptet), sondern seit Neuestem der Vorreiter beim Ausstieg aus derAtomenergie. Da kann man seinem Herrgott langsan wirklich danken. Maria auch.

Vielleicht ist es ja ein guter Anfang, die italienischen Ecken zu bewahren; so zeichnet sich eine erhaltende Lösung für die Holzlegen ab. Ich werde sie - wenn ich mal Zeit habe - streichen und Fehlstellen ersetzen. Wobei, wenn es nach mir ginge, würde das verwitterte Holz so bleiben, wie es ist. Und es ist mir im Hof gerade etwas zu viel Grün.

Draussen dagegen zeigen die Weinstöcke, was sie können. Den strengen Winter haben sie bis auf einen Ast gut überstanden, und dieses jahr scheinen sie besonders üppig tragen zu wollen. Jetzt noch ein italienischer Sommer.

Dann lässt es sich, egal ob freiwillig oder alternativlos, ganz gut aushalten.

Andererseits ist es nicht Fukushima (ups, da war es plötzlich doppelt so viel Strahlung als bisher behauptet), sondern seit Neuestem der Vorreiter beim Ausstieg aus derAtomenergie. Da kann man seinem Herrgott langsan wirklich danken. Maria auch.

Vielleicht ist es ja ein guter Anfang, die italienischen Ecken zu bewahren; so zeichnet sich eine erhaltende Lösung für die Holzlegen ab. Ich werde sie - wenn ich mal Zeit habe - streichen und Fehlstellen ersetzen. Wobei, wenn es nach mir ginge, würde das verwitterte Holz so bleiben, wie es ist. Und es ist mir im Hof gerade etwas zu viel Grün.

Draussen dagegen zeigen die Weinstöcke, was sie können. Den strengen Winter haben sie bis auf einen Ast gut überstanden, und dieses jahr scheinen sie besonders üppig tragen zu wollen. Jetzt noch ein italienischer Sommer.

Dann lässt es sich, egal ob freiwillig oder alternativlos, ganz gut aushalten.
donalphons, 21:04h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 5. Juni 2011
Ehec
Auf die Hygiene kommt es an: Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Erreger die Verseuchung in meiner Küche überlebt.
Ansonsten - wenn man es vielleicht als Ihec oder my-Ehec rebrandet, findet man vielleicht in Berlin passende Abnehmer?
Ansonsten - wenn man es vielleicht als Ihec oder my-Ehec rebrandet, findet man vielleicht in Berlin passende Abnehmer?
donalphons, 18:56h
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Was zu erwarten war
Kaum zurück aus der italienischen Korrektionsanstalt, hatte der Zögling A. nichts Besseres zu tun, als baldigst zu alten Gewohnheiten zurückzukehren. Schon bald sah man ihn in jeder freien Minute beim Plündern anderer Leute Familienschätze.

Es ist kaum anzunehmen, dass dies ein gutes Ende zeitigen wird.
(Selten findet man Buttermesser, Käsemesser und die beiden Vorlegegabeln aus Silber in diesem Zustand noch als EInheit. Und dann auch nicht für 3 Euro)

Es ist kaum anzunehmen, dass dies ein gutes Ende zeitigen wird.
(Selten findet man Buttermesser, Käsemesser und die beiden Vorlegegabeln aus Silber in diesem Zustand noch als EInheit. Und dann auch nicht für 3 Euro)
donalphons, 14:33h
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Man möchte sie vom Fleck weg heiraten.
Diese junge Dame gefällt mir ausserordentlich gut.
donalphons, 13:48h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 4. Juni 2011
Handgeschriebene Nachrichten aus Ofleinistan
Ob man wirklich internetabhängig ist, merkt man erst, wenn es hart auf hart kommt. In Italien war es mir ohnehin eher egal, sicher, man macht auch was im Internet, aber das Leben ist draussen und vieles kommt auch einfach nicht ins Blog. Wie aber ist es, wenn da keine Seeuferstrasse ist, kein Palazzo neben dem anderen und keine Italienerin, die zu herrlichen Schnappschüssen anregt? Nun. Es geht so, Es gibt auch dort auf dem Land genug Unterhaltung.

Junge indische Laufenten zum Beispiel, ausserdem hat man auch was zu tun, eine Vielzahl von Aufgaben, und natürlich kam das alles etwas plötzlich, aber es is wias is, sagt man bei uns in Bayern. Diese Wurschtigkeit kann auch daran liegen, dass ich mir den Landaufenthalt mit einer nicht genehmigten Mischvergiftung mit diversen Heuschnupfenmitteln erkaufe; stets ist es so, dass die Allergie kommt, ich werfe ein, und dann schlafe ich erst mal weg. Aber mei. Solange ich nicht die Rasenflächen mähen muss, geht es. Immerhin soll Regen kommen, und die Erdbeeren kann ich schon holen und einlegen und vorher natürlich waschen.

Selbst wenn es nun wirklich so ist wie es zu erwarten war - alles Schlechte kommt aus dem Norden und den Hafenslums und den dort zusammengerotteten Menschen - weiss man es ja nie genau. Zuerst hat sich ja der Preusse hierher ausgebreitet, wer weiss, was mit ihm und so. Ich würde sofort bayerische Gurken essen, aber im Moment sicher keinen Preussen. Deshalb kaufen wir für die Erdbeeren auch keinen Magerquark, ab Halbfett könnte nämlich Norddeutsch drinnen sein.
Solcherlei Witze reisst man auf dem Lande, es plantschen die Entenkinder im Teich und die Eltern kopulieren dazu, ich tue, was getan werden muss und denke mir so, dass es scheusslichere Arbeitsorte gibt, selbst wenn alles unerwartet und schnell gekommen ist. Internet wäre sicher fein, aber irgendwie nicht so wichtig.

Junge indische Laufenten zum Beispiel, ausserdem hat man auch was zu tun, eine Vielzahl von Aufgaben, und natürlich kam das alles etwas plötzlich, aber es is wias is, sagt man bei uns in Bayern. Diese Wurschtigkeit kann auch daran liegen, dass ich mir den Landaufenthalt mit einer nicht genehmigten Mischvergiftung mit diversen Heuschnupfenmitteln erkaufe; stets ist es so, dass die Allergie kommt, ich werfe ein, und dann schlafe ich erst mal weg. Aber mei. Solange ich nicht die Rasenflächen mähen muss, geht es. Immerhin soll Regen kommen, und die Erdbeeren kann ich schon holen und einlegen und vorher natürlich waschen.

Selbst wenn es nun wirklich so ist wie es zu erwarten war - alles Schlechte kommt aus dem Norden und den Hafenslums und den dort zusammengerotteten Menschen - weiss man es ja nie genau. Zuerst hat sich ja der Preusse hierher ausgebreitet, wer weiss, was mit ihm und so. Ich würde sofort bayerische Gurken essen, aber im Moment sicher keinen Preussen. Deshalb kaufen wir für die Erdbeeren auch keinen Magerquark, ab Halbfett könnte nämlich Norddeutsch drinnen sein.
Solcherlei Witze reisst man auf dem Lande, es plantschen die Entenkinder im Teich und die Eltern kopulieren dazu, ich tue, was getan werden muss und denke mir so, dass es scheusslichere Arbeitsorte gibt, selbst wenn alles unerwartet und schnell gekommen ist. Internet wäre sicher fein, aber irgendwie nicht so wichtig.
donalphons, 21:09h
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