: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 6. Juli 2011

Pause

Was habe ich eigentlich sonst so in meinem Leben gemacht?

Vor einem Jahr: In einem Mortuarium gelacht und geküsst.



Vor zwei Jahren: Rosa Geschirr gekauft.



Vor drei Jahren; In einem Unwetter gefangen, zwischen Bergeshöhen.



Vor vier Jahren: Öffentlich aufgetreten und erzählt.



Vor fünf Jahren: Auf der Dachterrasse im Sonnenuntergang geküsst und dann gekocht.



Vor sechs Jahren: Nach Erinnerungen im Dachboden gesucht.



Vor sieben Jahren: Bauchgrimmen in Erinnerung an die New Economy gehabt.



Gar nicht so schlecht, das alles.

... link (15 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 5. Juli 2011

Internet<3

Es passiert nicjht oft, dass ich ein Blog von Anfang bis Ende durchklicke, aber das hier - fast nur Bilder - ist sehr schön, selbst an einem sehr schlechten Abend.

... link (10 Kommentare)   ... comment


Ich liebe die internationalen Versandgebühren

Am 26. Dezember letzten Jahres hatte einer der bei Ebay inserierenden Kunsthändler ein Portrait aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Angebot. Schlecht photographiert, aber durchaus eindrucksvoll. Ich ging mit - und endete kläglich auf dem zweiten Platz. Ein anderes Gemälde aus der gleichen Zeit vom gleichen Verkäufer - kleiner, aber auch nicht schlecht - wurde mir etwas später zugeschlagen.

Ich fuhr zeitnah zu ihm, um es abzuholen. Bei der Gelegenheit sah ich auch das grosse Portrait, und es drehte mir den Magen um: Es war viele Klassen besser als die Photos, es war eine Wucht, es war spottbillig - und ein Amerikaner hatte es erworben. Nebenbei meinte der Verkäufer in mein Klagen, es gäbe da ein paar Unstimmigkeiten mit dem Käufer, dem die Exportgebühren in die USA reichlich hoch erschienen, und der mache nun Sperenzchen. Sollte sich etwas ergeben... ich hörte nie wieder etwas von ihm.

Bis dann im März das Bild erneut auftauchte. Der Amerikaner hatte sich geweigert, die Kosten zu übernehmen, man hatte sich geeinigt, auf das Geschäft zu verzichten, und so war es wieder da: Die gleichen Bilder, die gleiche Beschreibung, nur diesmal mit jemandem, der wusste, auf was er bieten würde. Ich ging ziemlich an die Grenze dessen, was mir gerade noch vertretbar erschien. Und ich wurde brutal von zwei Ausländern untergepflügt, die es unter sich ausmachten. Andere haben auch gute Augen, und mehr Geld.

Allerdings gab es Anzeichen, dass der Sieger ein in Ebay-Kunstkreisen wohlbekannter Herr aus dem fernen Osten ist, der bislang eher kleine Graphiken, Glas des Jugendstils und Bronzen bestellt hatte, und im Internet oft über seine Erwerbungen berichtet (man kennt sich halt). Und das Bild ist mit Rahmen sehr gross und sehr schwer, schon in Deutschland käme es mit einer Spedition und nicht mit der Post. Mir blieb also aus Erfahrung eine kleine, klitzekleine Hoffnung. Und siehe da: Auch der Herr aus dem Fernen Osten hatte den Hinweis nicht übersetzt, dass man sich besser vorher über die Versandkosten ins Ausland klar werden sollte. Die wären zwar, relativ zum Preis des Bildes gesehen, nicht hoch gewesen, aber absolut schon üppig. Also einigte man sich erneut... diese Szene ist da recht diskret und nicht nachtragend.

Alles ging von vorne los. Ich streckte mich zum äussersten, wirklich alleräussersten Limit, und weil ich Angst hatte, ich würde Blödsinn machen, falls ich in der letzten Minute doch noch überboten worden wäre, gab ich mein Gebot eine Stunde vorher ab und ging auf eine weite Radtour. Und als ich nach Hause kam - hatte ich gewonnen. Für einen Preis, erheblich niedriger als im März und im Dezember.

Natürlich leidet man. Und nicht immer geht es gut aus. Die Qualen können lang dauern, und manch einer verwindet es nie, im falschen Moment nicht geboten zu haben. Ein halbes Jahr, drei Chancen, ein glücklicher Ausgang - wie viel leichter wäre es, ein Poster mit der Skyline von New York zu kaufen. Andere sind vielleicht sogar glücklicher, weniger schmerzerfüllt, und gar nicht verrückt.

Aber ich tanzte in Radlerkleidung durch meine Wohnung und sang Händelarien.

... link (25 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 4. Juli 2011

11700 Umdrehungen

Dieser Beitrag in der FAZ, der sich mit der anderen bayerischen Elite, der auf dem Land nämlich beschäftigt, und seinen politischen Qualen - dieser Beitrag begann hinter einer Mühle, nicht weit vor Kloster Bergen. Genau hier:



Das hier ist ziemlich genau der Scheitelpunkt einer Runde von 50 Kilometern Länge. Bis hierher haben sich die Räder schon 11700 mal um die eigene Achse gedreht, jeder Millimeter des Reifens hatte 11700 mal Strassenkontakt und wird es noch einmal haben. Das Wetter ist halbwegs schön und die Landschaft ist reizvoll; bis hierher wurde gegen den Wind gekämpft, und jetzt kommt die entspannte und photoreiche Heimfahrt. Ich schlenderte also über die leere Strasse zum Rad - hier ist noch ziemlich Einöde, die Strecke ist recht unbekannt - und wollte mich gerade in den Sattel schwingen - da sah ich das hier:



Ich hatte mich zuvor schon über eine leichte Unwucht beim Fahren gewundert. Jedenfalls ist der Mantel damit Schrott, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Druck im Schlauch das ganze Ensemble zerfetzt: Den Schlauch, den Mantel, und sollte ich dabei gerade in einer Kurve sein, wohl auch das Rad und mich selbst. Man müsste den Mantel sofort austauschen, wenn man Ersatz dabei hätte, aber von hier aus wird die zerstörte Stelle noch 11700 mal den Boden berühren. Es gibt vier Abfahrten und etliche Kurven. Man fängt an zu rechnen: Reifenumfang 2,14 Meter, die riskante Stelle, auf die keine zusätzliche Belastung wie ein Stein, ein spitzer Ast, ein Kirschkern kommen darf, ist gut 5 Millimeter breit, nach 418 Steinen ist theoretisch einer dabei, der es krachen lässt. Alle 60 Meter darf dann also etwas auf der Strasse liegen. Das Faggin ist zwar wendig, aber in diesem Zustand sollte man eher keine Kurven fahren, um Steinen auszuweichen. Man glaubt gar nicht, welche Unmengen an Steinen auf deutschen Strassen liegen. Feldwegeinfahrten sich schrecklich. Kirschbäume sind schrecklich. Überhaupt ist das alles schrecklich, weil hier um diese Uhrzeit auch keine Busse mehr verkehren. Also ist das erste Ziel eine vielbefahrene Hauptstrasse, wo es vielleicht noch Busse gibt.



Vor allem aber gibt es Steine. Und Kurven. Man kann, wenn man das Gesamtgewicht nach links verlagert, das Rad so schräg stellen, dass es in der Kurve nicht schräg steht und die ganze Kraft auf die besagte Stelle verlagert, man kann vorsichtig sein und langsam fahren und Steinen ausweichen, aber niemand kann wissen, ob der Druck alleine nicht für das Debakel ausreicht. Das ist vermutlich Glas gewsesen; ich kehre die Reste der Feiernden vor dem Haus immer zusammen, aber so eine kleine Scherbe übersieht man schon mal. 11700 Umdrehungen, um sich Gedanken zu machen, was man tut, wenn man den nächsten Kerl mit einer Flasche antrifft, so man es denn geschafft hat und nicht im schlimmsten Falle bis zur nächsten Telefonzelle, in vielen Kilometern Entfernung, schieben musste.



Aber dann kam ich an dieser Allmende bei einem Dorf vorbei und beschloss, darüber zu schreiben, mir zu überlegen, was ich schreiben werde, und mir keine Gedanken über einen Reifen zu machen, den die 8 bar dahinter ohne mein Zutun zerreissen oder auch nicht. Ich habe schon freundlichere Beiträge geschrieben. Aber es wirkte. Und der Reifen hat dann doch gehalten, bei langsamer Fahrt und jede Menge Vorsicht. Man ahnt gar nicht, wie viele Steine... heute habe ich alles niedergeschrieben, das Wetter war zu schlecht für das Rad, also habe ich eine Sache mit weniger als 2,14 Meter Umfang gemacht.



Und die rollt wirklich gut auf dem vorbestimmten Weg, wohin sie gehen soll. Und platzen tut nach all der Aufregung - Sorgen machen schlank - auch nichts dabei.

... link (2 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 3. Juli 2011

Baukästen

Obwohl ich Medizin hasse, war ich kurz in Versuchung... ich mein, Skelette hat ja jeder und Totenschädel sind Popkultur, aber wer hat schon Eingeweide? Einfach nur für die Blicke, wenn in der Bibliothek unter all den Portraits und Landschaften dann auch das hier hängt... oder über dem Küchentisch... diesmal dauerte es bis zur Frage nach dem Preis, bis ich die Idee doch lieber bleiben liess.



Ansonsten habe ich zwangsweise über Organspenden nachdenken müssen. Und bin zum Schluss gekommen, dass ich es gar nicht einsehe, dass ich ein Leben lang auf Lunge und Leber aufpasse und dann irgendein notorischer Suchtbolzen, der mir noch nicht mal vorgestellt wurde, meine Innereien kriegt, weil er sich seine kaputt gesoffen und inhaliert hat. Ich war vor ein paar Wochen, Samstag Nacht, in der Notaufnahme für jemanden, und beim Warten kam ein Sanka mit einer Wodkaleiche, und dahinter seine Bekannten, bei denen ich mich wirklich frage, wie die es hierher geschafft haben. Notaufnahmen sind nicht gerade schöne Orte, wer hier ist, hat meistens nicht gerade beste Stimmung, und da sind 5 Volltrunkene, die immer mal wieder vergessen, dass die Party vorbei ist, nicht gerade aufheuiternd. Ich weiss jetzt alles über die Bezugsquellen von Wodka und wie man es in Diskos schmuggelt, und auch, dass die von mir gar nichts bekommen sollen, wenn es mich mal richtig derbröselt.



Mir passt die Vorstellung nicht, dass ich im Grab liege und die anderen runderneuert die nächste Leber und Niere auf Gemeinschaftskosten ruinieren. Und ich frage mich auch, ob so eine grandiose Verfügbarkeit von Körperteilen, wie sie bald gesetzlich eingeführt werden soll, nicht auch manche einfach dazu verführt, es krachen zu lassen. Wenn man sich um das Leben säuft, kommt man vielleicht irgendwann zur Vernunft. Wenn man andere um ihre Lebern säuft, kann es einem egal sein. Gerade wir in Bayern haben ja so eine heilsame Art des Umgangs mit dem Tod und seiner steten Nähe - zu wissen, dass er hier ist, macht einen ab und zu auch nachdenklich, und lässt einen bessere Wege finden. Relative Nichtsterbesicherheit auf Kosten gesunder Sportlerorgane? Für so einen Säufer vielleicht ein Grund mehr, unter Alk zu rasen. Erwischt er einen Radler, wird einer seiner Genossen schneller wieder aufnahmefähig.



Ich glaube zwar nicht, dass mir so etwas passiert - den Vorhersagen gut unterrichteter Kreise zufolge werde ich mindestens 95 - aber der Mensch sol schon wissen, dass er nur eine Gesundheit hat. Und man der Schöpfung nicht zu sehr ins Handwerk pfuschen soll. Die weiss schon, warum die einen noch auf alten Rädern strampeln, wenn die anderen ganz still und reglos werden. Wir sind alle in der Hand des Schicksals, und das ist allemal besser, als in der Hand der Flasche und des Glimmstengels. Tut also, was ihr wollt - aber mein Darm gehört mir. Bei anderen kann man gerne über den ein oder anderen Brocken reden, und für Freunde tue ich eh alles.

... link (57 Kommentare)   ... comment


Hihi

Nachdem ich mal eine schriftliche Auseinandersetzung mit dem hier thematisierten Herrn hatte, muss ich sagen: Ich sehe das nicht ganz ohne Genugtuung.

... link (2 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 1. Juli 2011

Individualverkehr

Einmal mit den Grünen, der Bahn und Alternativen in der FAZ. Und einmal nach dem grossen Regen im unerwarteten Blau auf dem Rad, nach 600 Kilometern im Auto.











Irgendwie passt das alles in einen Tag. Nur das Schlafen, das kommt zu kurz. Ein Buch würde ich auch gerne mal wieder lesen.

... link (6 Kommentare)   ... comment


Nie in die Berge.

Ich fahre nicht gern nach Norden, und auch Osten ist nicht so mein Ding. Schon gar nicht am frühen Morgen, um 6 Uhr. Erst recht nicht, wenn es 300 Kilometer in jede Richtung schüttet, als wäre das Ende der Welt gekommen. Nur muss ich fairerweise sagen: Wäre ich vier Stunden später an den Tegernsee gefahren, wäre es wirklich schlimm gewesen. 100 Liter auf dem Quadratmeter, hört man, seien heruntergekommen. Da ist es gar nicht so schlimm, wenn man beim Laufen zum Kreuzgangrest etwas nass wird.



Ganz hinten nämlich sind im Gewälbe Friese mit Herolden und Ordensketten in der Tradition des spätmittelalterlichen Hausbuchneisters. Das gibt es sonst eben nur in der Malerei, nur hier, im kleinen Ort Himmelskron nahe Bayreuth, im letzten Flügel des Kreuzganges, sind sie durch eine Laune des Schicksals erhalten geblieben. Noch mittelalterlich, aber auch schon ein Vorgriff auf späteren Stuck. das gibt es sonst nirgends in dieser Qualität und Häufung.



Wie auch das Engelsorchester, das im Anschluss im Gewölbe spielt. Es ist nur ein Flügel in einem aufgelassenen Kloster. Und eine Marotte der vermögenden Zisterzienser-Schwestern, die das hier errichten liessen, genau an der Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit. Es muss nicht immer Italien sein, oder, wie in Landshut, italienische Exporte nach Deutschland.



Einfach an der Autobahn Richtung Berlin oder München die Ausfahrt Himmelskron nehmen, vorbei an Gewerbegebieten, in den Ort, in das Kloster - es gibt da noch mehr zu sehen. Und man ist eigentlich immer allein mit den Hausbuchherolden und der Engelsparty, zwischen den Kopflosen Heiligen.

... link (3 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 30. Juni 2011

Nach der Hitze

geht es auf die ersten Jurananhöhen, vorbei an Burgen, Klöstern und Feldern.



















An dieser Stelle muss die Sonne gerade untergehen, damit ich vor der Nacht, aber in der ersten Nachtkühle wieder daheim bin.

(Mehr als 50 Kilometer. Damit schon fast eine kleine Reise)

... link (36 Kommentare)   ... comment


Ölfoodpr0n

Wie auch Alabasterfrüvchte haben Gemälde den grossen Vorteil, dass sie kaum zu schimmeln anfangen, nicht matschig werden und auch sonst recht gut haltbar sind. Ausserdem ist es immer gut, etwas in der Küche zu haben, das einem Gast Lust auf Essen macht.



Ausserdem finde ich ja, dass die Küche auch so eine Art Wohnraum ist, der ein wenig Aufmerksamkeit im Sinne der Gehaglichkeit verdient. Dafür hängen bei mir keine Kalender - irgendwo muss man eben Abstriche machen.

... link (5 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 28. Juni 2011

1,19

Wäre die griechische Krise beherrschbar, stünde der Euro nicht gerade wieder unter 1,20 Franken.

Nebenbei halte ich es für dumm, von einer Griechenlandkrise zu sprechen. Es ist immer noch eine PIIGS-Krise, mit einer Lunte zu den maroden Banken in Belgien. Geht Griechenland über die Wupper, wird man sich mal die Lage in Irland genauer anschauen, denn da laufen auch ganz schön verzweifelte Geschichten im Bereich der leidenden Banken.. Und da war noch diese kleine Meldung aus Italien. Dass Spanien und Portugal bei der Schuldenaufnahme auf dem Zahnfleich ankommen, ist schon länger bekannt. Wenn sich bei Griechenland die Banken die Finger verbrennen, warum sollten sie zu den anderen Ländern netter sein?

Ich plädiere in dem Fall ja für eine grosse Lösung, die den ganzen PIIGS und anderen schwachbrüstigen Ländern einen zweitklassigen Euro anbietet, der dann je nach Erholung wieder angleichen kann. Aber vermutlich wird man erst Griechenland irgendwie stützen, die Griechen werden, wenn sie es nicht schon getan haben, alles abräumen., was noch auf den Konten ist. Und dann werden die anderen Pleitekandidaten absaufen, man wird sich mit ihnen verketten, und dann wird das alles horizontal über das ganze Deck langsam untergehen. Und weil in Zeiten der Globalisierung einen kein Schiff mehr irgendwohin in Sicherheit bringen kann, explodieren die Presie in den Regionen, die es überleben werden.

Ich habe, manche werden sich erinnern, zu Beginn der Krise auf Immobilien gesetzt. Eine vergleichbare Wohnung in Grösse und Ausstattung kostet inzwischen 50.000 Euro mehr - auf der anderen Seite von München, in einem Kaff namens Pfaffenhofen ohne Berg und See, nur ein Flecken in einer drittklassigen Einöde. Dabei werden die Wohnungen nicht teurer. Das Geld verliert nur seinen Wert. Gold. silberne Teekannen, sichere Lagen, Schweizer Franken... das bleibt lediglich das, was es ist.

Vielleicht sollte man anfangen, Euro-Kohl und Waigel zu verklagen, solange sie noch da sind. Bei der BayernLB erwischt es jetzt ja auch das Management.

... link (72 Kommentare)   ... comment


Wem das nicht passt

- gekaufter Himbeerkuchen zum Frühstück etwa -



der soll halt rübergehen zur FAZ, wo es neben vielen richtigen Problemen auch selbstgebackenen Erdbeerkuchen gibt.

... link (5 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 28. Juni 2011

Nach der Hitze

Das Votec ist schwarz und korrumpiert.



Es ist so leicht, steif und schnell, dass einem der Freilauf dauernd zuflüstert: 5 Kilometer gehen schon noch. Ein Hügel, eine Steigung, eine Abfahrt.



Komm, lass uns mit der Sonne um die Wette laufen. Nassenfels, Attenfeld, Unterstall, Bergen, Neuburg, das alles geht schon noch.



Ich muss mich dann immer selbst bremsen und sagen: Für eine Abendrunde reichen 55 Kilometer völlig aus. Morgen, gut, morgen vielleicht mehr.



Am Wegesrand blühen dann die Themen für die FAZ, was ganz praktisch ist, wenn diese Arbeit nebenbei läuft, ja sogar auf Halde produziert werden muss (diese Woche = Dauerstress)



Und weil das Votec dann wirklich schneller war, weil es wirklich vier Minuten Vorsprung vor der letzten Tour herausgefahren hat, bleibt Zeit für etwas Ruhe und Besinnung.



Und für ein Nachtgebet an der Grenze zum Tag: Wahlvater jener, die in dunklem Bosen Gottvater aus dem Paradies verstoßen... Ich bin schneller, ich trete härter, aber all der schwarze, heisse Hass, ich kann ihn nicht aus mir heraustreten. Vielleicht sollte ich bald mal nicht nur Pedale treten.

... link (31 Kommentare)   ... comment


Wolken putzen

Eigentlich müsste und wollte ich ja etwas ganz anderes putzen, und zwar runter, und das gscheid. Eine Lust hätte ich, da hin zu gehen und denen zu sagen, was ich von ihnen so halte... aber Dreckschwein darf man ja nicht sagen, weil man weiss ja nicht, ob die wirklich dreckig sind. Jedenfalls, ein gscheider Saustall ist das, und überhaupt ist es ja so, dass, wenn man bei einem behördengeichen Unternehmen die Hälfte der Leute vor die Tür setzt, alles gleich viel besser laufen würde. Abstellgleisen oder abstellgegleist werden, das ist bei diesem Laden und seinen hinterfotzig grabenden Maulwürfen die Frage, und zum Glück bin ich nicht davon abhängig, ich kann mein Auto hinsteuern, wohin ich will. Etwa nach Pfaffenhofen.



Das letzte Mal war ich an dem Termin noch in Italien und davor auch, und davor war das Wetter schlecht, und diesmal war es auch nicht gut. Ein Blick auf das Konto zeigte, dass ich in Italien wegen der Miete tatsächlich mehr Geld zum Leben brauche, aber alles in allem - keine Antiquitäten und ein paar andere Dinge, die ich nur in Deutschland zu tun pflege - in Kombination mit den günstigeren Preisen Geld gespart habe (Schuhkäufe einmal herausgerechnet, was weise ist). Diesmal war es wie immer, ein archaischer Statuettenabguss für die Bibliothek, ein geschnitzter Kirchenleuchter für den Tegernsee, ein Stillleben für die Küche - und dann noch ein Capriccio für jene Wand, an der schon die anderen Landschaften aus Italien hängen.



Es war übrigens gar nicht teuer, eigentlich sogar billig. Und grau, als wäre es das Ruhrgebiet in den 60er Jahren. Verschmutzt und verstaubt. Man sollte das eigentlich nicht machen, aber ich lecke dann an meinem Finger und reibe ein wenig herum, wenn es keiner sieht - und die Händler waren ohnehin gerade am Einpacken. Wie man in der rechten Bildhälfte sieht, wurde das Blau sofort blauer, das Grün grüner und die Details sehr viel feiner. Man muss in der Lage sein, unter all dem Dreck und den Rissen zu ahnen, was es sonst sein könnte. In dem Fall - nun, nicht wirklich das, was ich suche. Alle anderen Gemälde an der Wand zeigen Italien, das hier ziemlich deutlich Bayern, und gut 100 Jahre ist es mindestens jünger: Münchner Schule. Wobei die durchaus in der Tradition der italienischen Landschaftsmalerei steht, da gab es viele, die ihre Inspirationen über die Alpen mitnahmen und dann in Gedanken, mit dem Pinsel, Italien nach Bayern verlängerten. Entsprechend schlecht wird die Münchner Schule dann auch in der Kunstgeschichte bewertet: Woanders wurde bereits heftig impressionistet. In Bayern griff man zurück auf frühere Epochen. Kein Zweifel möglich: Hinten auf der Leinwand steht "Richard Wurm, München". Wie so oft bei der Münchner Schule. Wurm war sowas wie der Hoflieferant der Schwabinger Malerfürsten. Damit ist das Bild auch schön auf die vorletzte Jahrhundertwende datiert, zwischen 1880 und 1914 liest man das oft, auch beim Blauen Reiter. Der ja in den Farben sehr viel von der Münchner Schule... ungerecht, aber ein Macke wäre auf dem Flohmarkt kaum zu erwarten gewesen. Jedenfalls, daheim putzte ich die Wolken weiter.



Und aus dem bedrohlichen Grau wurde blendendes Weiss. Ich mag es, wenn Zentimeter für Zetimeter das herauskommt, was ich ahne und andere nicht sehen können, wenn der Himmel wieder italienisch wird, und das Licht auf dem Wasser und den Bäumen spielt, wenn klar wird: Das war kein Schlechter, der das gemalt hat, das war auf jeden Fall sein Geld wert. Man fängt oben an und geht dann nach unten, die Berge im Hintergrund werden heller und das Wasser wird lebendig, man freut sich am gekonnt hingeworfenen Schatten der Ziegen, und findet keine Signatur, trotz allem. Aber es mag gefallen. Gut, es ist nicht im besten Zustand, jemand wird einmal die Risse schliessen müssen (die in Wirklichkeit nicht so drastisch wie auf dem Foto ausfallen), aber es ist die passende Fortsetzung Italiens an meiner Wand. Es könnte auch südlicher sein, aber



hinten steht auch klar drauf, was es ist "Bach bei Hofstetten". Und daneben: E. Böhm. Was nett ist, weil der Verdacht damit bestätigt wird. Tausende gingen vorbei, keiner hat etwas gemerkt, es hat nicht nur auf mich gewartet, nein, es passt auch genau in die Lücke, an der noch das eine Bild fehlte. Alles fügt sich, zumindest an meiner Wand.

... link (10 Kommentare)   ... comment