: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 2. September 2011

Er war ein Glückskind

Sie wohnten nicht im Westviertel, sondern zwischen der Altstadt und dem Viertel, in dem man besser nicht wohnt: Im früher 20. Jahrhundert war das das erste Villenviertel gleich beim mondänen Bahnhof, der später andere Viertel nach sich ziehen sollte, und die Villen in einen Dämmerschlaf versetzte. Und der Sohn war ein Glückskind.

Er und sein späterer Partner waren von jener Art glücklicher Jugendlicher, die schon in der Schule aus den gängigen Rastern herausgefallen sind: Nicht Aufreisser, aber etwas selbstverliebt und reizend, nicht streberhaft, aber mühelos beim Durcheilen der Klassen, und so ungewöhnlich, dass sie als sehr interessant galten. Und er, wie gesagt, war ein Glückskind. Alles flog ihm zu, die Wertschätzung seiner Eltern, der schulische Erfolg, und irgendwann gewann er auch einen teuren Rechner beim Preisausschreiben eines Kunkfoodherstellers. Das war in einer Zeit, als der normale Schüler vielleicht einen C64 und einen TI-35 hatte. Es war immer eine Gaudi mit ihm.

Und so ging es eigentlich immer weiter: Er studierte an einem Ort und wechselte, weil es dort zu langweilig war, an einen anderen Ort, hatte dort mehr Gaudi, tat sich dann mit seinem Kollegen zusammen und entwickelte eine Art Bühnenshow. Es waren die 90er Jahre, die neuen Medien (Privat-TV, Privat-Radio) galten als die Zukunft und brauchten frische Gesichter und respektlose Ideen. Und dort versuchten sie ihr Glück jenseits des Studiums, und hatten Erfolg. Sie waren auf ihre Art Stilikonen.

Es folgte das volle Münchner Programm: Adabei, Promi, Dauereingeladene, Filmfest, lange Nacht der Medien, Bayerischer Filmpreis, Produktionsfirma, Franchisingfirma, Fernsehrollen, Kinofilm, noch einer, noch einer, noch einer, Werbung, Teil der ganz lustigen Blase, Auftritte in der ganzen Republik. Das Übliche, wenn man so will. Die typische Geschichte der Gewinner des Medienwandels, die man sich gerne anschaut und etwas vergisst, auf welchem Subniveau ihre Kollegen mittlerweile daherkommen, die es nicht geschafft haben.

Aber jede Rolle ist irgendwann ausgereizt, und so war nun die Zeit gekommen, da andere Wohltaten zufliegen sollten. Mitte 30 schon ein Star, da sollte noch etwas gehen, nachdem alles andere schon gegangen ist, Fotomodellfrau, Kinder, Anwesen nördlich von München und, natürlich, finanzieller Erfolg. Jetzt wäre der Moment zum Durchstarten in neue Bereiche gewesen. Das Alte hinter sich lassen und das Neue beginnen.

Irgendwie kam aber nichts Richtiges mehr.

Sicher, weiterhin wurde er überall eingeladen und gesehen, das typische Münchner Promidasein, Bunte, Bild, AZ, aber der Übergang von einer lockeren Existenz zu einer etwas ernsthafteren Darbietungskunst war nicht so einfach. Dabei sein, das ist wie beim Computerspiel, heisst nicht zwingend mitspielen. Man sah ihn, man hörte von ihm, den Computerspielen blieb er treu, die Auftritte blieben irgendwie krass, vermutlich mangels Alternatitiven, aber eben: Nichts Konkretes. Konkret in dem Sinne, dass es mit der Ausnahmekarriere steil weitergehen würde.

Die oben gennannten Medien berichten jetzt wieder gross über ihn. Scheidung, Überschuldung, Privatinsolvenz, sie sagen auch: Zu grosser Lebensstil angesichts nicht mehr so gut laufender Geschäfte. Das Promidasein ist nicht gerade eine Garantie für einen ruhigen Lebensweg. Sein Entdecker - ein Comedytexter - schreibt jetzt übrigens ein wenig gelesenes Blog beim Süddeutschen Magazin.

Was ich damit sagen will: Ich weiss schon, warum ich in den Stützen über das ganz normale Westviertel schreibe, über die durchschnittlich Vermögenden, und nicht über die exzeptionellen Vollgasfreunde. Die sind nicht typisch. Und auch nicht immer etwas, worüber man gerne schreibt.

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Freitarsch

Mit der Veröffentlichung eines Leaks ohne Rücksicht auf Verluste, das keines gewesen wäre, wenn der Fraitag es nicht gezielt in Verbindung mit Openleaks zu einem gemacht hätte, um Wikileaks zu beschädigen, kann ich hier diesem Freitag von dieser Stelle aus nur wünschen, dass, wenn er schon krepiert, seinem Geldgeber wenigstens saubere Verluste mitgibt. Methoden übler als die BILD. Nachträglich möchte ich den CCC zum Rausschmiss von Domscheid-Berg beglückwünschen.

Was für ein abstossendes, widerwärtiges Gesocks.

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Donnerstag, 1. September 2011

Schöner scheitern

Auch jedem Ende wohnt ein Zauber inne.



(Wenn es das Ende der Beziehung anderer Leute ist,und man damit nicht viel zu tun hat)

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Die Erlebnis-Schutzeinlage

Ich denke, wenn jemand seinen früher mal extrem teuren Rahmen von Klein dringend loswerden will, und ihn dann nach "Stress" verspätet im Karton eines teuren Laufstalls mit "Erlebnis-Schutzeinlage" verschickt



kann man schon sagen, dass das "Leben schenken" an ein Kind auch viel mit "Leben hergeben" bei den Eltern zu tun hat.

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Mittwoch, 31. August 2011

Lang genug

Es ist immer das gleiche: Nach zwei Wochen Tegernsee stellt sich so ein "Das könnte jetzt immer so weiter gehen"-Gefühl ein. Das ist sehr wohlig auf der einen Seite und sehr trügerisch auf der anderen: Natürlich kann es nicht immer so weiter gehen. Zu viel Tegernsee nimmt das Interesse am Rest der Welt, speist sich dieses Gefühl doch aus einer speziellen Einstellung, die man in etwa so umschreiben kann: Krepiert ihr mal anderswo, hier spielt das keine Rolle. Man hört auf, diese Welt allzu ernst zu nehmen. Mir ist schon klar, dass die Saufassis in den grossen Städten ein enormes Problem in den Transportmitteln darstellen: Aber was es nicht gubt, muss hier nicht beseitigt werden. Problementkoppelt, so würde ich das umschreiben.



Oder sagen wir es anders: Der normale Bewohner hier hat andere Probleme. Die erwachsen oft aus dem Alter, das hier sicher schöner ist als anderswo, aber der Verfall kommt so oder so. Es ist eine schönere Kulisse für ein altes Problem, aber man meint, sich vor allem um sich selbst kümmern zu dürfen, wenn das schon so sein muss. Ich denke ohnehin, dass das Glück der Menschen eher eine Sache der Hormone ist, denn die Sache des Geldes: Auch hier bringen sich manche um. Auch hier gibt es psychiatrische Leistungen und Märkte. Auch hier meint man, Unglück empfinden zu können. Die Nöte verschieben sich vom Alltäglichen zum Aussergewöhnlichen, das ist alles.



Insel der begrenzt Seligen, so könnte man das umschreiben. Tote auf längerem Luxusurlaub. Nach all der Zeit und der Gewöhnung - der Unterschied zwischen Westviertel und Tegernsee ist nicht so gross - kommt mir vieles immer noch reichlich unwirklich vor. Ich kann und sollte das aus beruflichen Gründen nicht ausblenden, aber auf der anderen Seite fühle ich schon das Verlangen, hier einzusinken in den warmen Teig und den süssen Saft dieser sehr speziellen, sehr kleinen und höchst angenehmen Welt, wo die Abwechslung allenfalls andere, ähnlich hübsche Orte sind. Allein, es ist nich zu früh, und profane Dinge stehen auch noch an. Zum Beispiel hat das Unwetter daheim doch ein Problem verursacht. Nichts Schlimmes, aber genug, um Ade zu sagen zum See, zu den Bergen und dem, was der Boden hier an bäuerlicher Kost hergibt.



Ich habe hier tatsächlich so etwas wie eine bildüberwältigte Schreibblockade, es gibt nicht so arg viel zu erzählen und was es zu erzählen gibt, ist irrelevant, zu privat oder so, dass ich mir wirklich einen Ruck geben muss, das alles geschlossen zusammenzuschreiben. Der Tag selbst ist zerhackt, dass es jedem Facebook-Junkie zur Ehre gereichen würde, nur ist man am Ende braun und dick und froh und hatte schönes Geschirr. Es gäbe hier grosse Geschichten, aber irgendwie bin ich dafür zu faul, und eine dieser Geschichten, die ich für ein Desiderat halte - eines von der Sorte, bei der man hofft, ein anderer möge es besorgen - wird jetzt auch anderweitig übernommen, selbst wenn der Boandlkramer hier seinen eigenen Reiz hat. Aber irgendwie ist mir das alles hier gerade zu schön und zu lebendig. Übrigens, in fünf Minuten bin ich an zwei Friedhöfen. Ich habe aber kein Interesse daran. Ich müsst mich schon zwingen. Und es reicht, wenn ich mich zum dritten Knösel zwing.



Aber all das het jetzt sein vorläufiges Ende. Ich reihe mich ein in den Stau gen Norden, aber es ist nicht zu weit, und ich kann bald wieder umdrehen.

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Stilecht

wäre es, wenn Westerwelle nicht nur zurücktreten, sondern gleich auch nach Algerien ausreisen würde.

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Dienstag, 30. August 2011

Wenn der Vater mit dem Sohne ohne die Mutter

Das Schöne an dieser Region ist, dass man zwar durchaus mal Schnee im August haben kann. Aber dafür gibt es dann auch Tage, an denen die Sonne diesen Schnee wieder wegbrennt, während sie anderswo erst gar nicht zum Vorschein kommt. Und wenn ich mich recht erinnere, gab es hier eigentlich noch jeden Hochsommer so einen kurzen Wintereinbruch mit anschliessendem Neusommer.



Ich finde es auch ganz angenehm, am Strand zu sitzen,. vor mich hin zu rösten und in der Ferne das funkelnde Weiss zu sehen. Manche essen im Sommer Eis, ich schaue mir gerne Schneeflächen an. Und wenn ich nicht gerade Probleme mit einer Sehne hätte, wäre ich da auch hochgerannt. Geht gerade leider nicht. Was geht, ist an den See gehen und dort liegen bleiben. Immerhin, es hätte auch schlimmer kommen können. Mit Sehnen soll man nicht spassen. Und mit dem Schicksal auch nicht, wenn es vorbei kommt.



Es gibt Leute, auch in meiner Bucht, die wohlgefällig solchen Schicksalen nachschauen. Nachdem sich gerade in meinem Umfeld wieder ein Scheidungsdrama abspielt (wie es eigentlich dauernd die letzten sieben Jahre Scheidungsdramen gibt, aus denen alle Schulschönheiten bis auf drei mit dem grossen "Wieder zu haben"-Schild hervorgegangen sind), blicke ich dagegen etwas skeptisch. Zumal hier am See mit hohem Freizeitwert schon gewisse Geschehnisse ins Auge fallen, selbst wenn sie nicht so offenkundig wie Kinderwägen sind: Die Väter und Mütter mit Kindern ohne Mütter und Väter. Das kommt mitunter ganz adrett daher, auf Mountainbikes und mit Helm, Freizeit, Sport, Abenteuer, und vor allem: Nicht selten.



Es ist der Sommer der Bücher, denn drei Frauen, deren Schreiben ich sehr schätze, haben Sachbücher verwirklicht: Das erste behandelt die Frage der Vorteile der Kinderlosigkeit, das Dtitte das Recht, sich die Diätterror zu widersetzen, was ich ja auch als Commandante Crasso di Panza di Lago di Bonzo erfolgreich tue, hier mal mein heutiges, mittleres Abendessen:



Und das Mittlere stammt von einer Journalistin, die sich kritisch mit der Patchworkfamilie auseinander setzt. Das liegt hier gerade vor. Da fällt einem schon auf, wie viele Teilfamilien hier in der Ferienzeit rumlaufen. Gerade, weil es auch viel Kontrast gibt. Es sind ja auch Einheimische hier, die gerade ein Haus gebaut oder gekauft haben, und ganz anders auftreten. Geschlossen. Vereint. Mit Trachtenjanker auch für die Tochter. Aber diese erkennbaren Tagestouristen, die in Halbfamilienstärke kommen - man sieht sie oft. Man wird den Verdacht nicht los. Man ahnt.



Man sieht manchmal auch die Blicke. Der MTB-Papa oben kam der Spaziermama unten entgegen und blickte so. Ich kann das schlecht beschreiben ausser "Ich will nie in die Lage kommen so blicken zu müssen". Und ich dachte so bei mir, dass Patchwork natürlich ein Elend ist, das Elend, das einem bei allen anderen Elenden eben so bleibt. Aber vielleicht auch eine Chance, wenn die Familientrümmer schon in der Ferienzeit alle an den See kommen: Das sind ja nicht die Ärmsten und Schlechtesten. Sehr sicher aber auch die Suchenden und irgndwo Unzufriedenen. Vielleicht könnte man ja im Internet so eine Registierungsstelle... so wie früher eine Kurzeitung, die ja ohnehin mein Ideal der Medienproduktion ist. Also, so eine Art Liste im Netz von anwesenden Halbfamilien, Aufenthaltsort, Vermögensreste, Schuldenstand, offene Rechnungen mit dem alten Partner, Interessen, Hausstandreste... und dann einen Algoridmus oder wie das heisst, der die besten Paare zusammenführt und sagt: Trefft Euch doch mal am Strand und probiert ungezwungen, wie es geht.



Das könnte viel Folgeelend vermeiden, und würde sich bei der Nähe der Scheidungsmetropole München - und vor allem angesichts der dortigen Geschiedenenqualität - eventuell lohnen. Sicher, das alles ist ein Graus, aber wenn man schon mit dem Elend der Menschen Geld verdient, dann doch so, dass sie mehr davon als einen teuren Scheidungsanwalt haben. Und um den Nachschub muss man sich keine Sorgen machen, so wie verrückt die jungen Frauen heute auf pompöse Hochzeiten sind.

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Der Kulturwandel beginnt im Kleinen

Als Archäologe schaut man ein wenig genauer hin, wenn etwas zu verschwinden droht: Weiss man doch, dass mit der veränderten Sachkultur oft auch ein Mentalitätswechsel einhergeht. Das muss bei vielen Aspekten der Gegenwart nicht mehr stimmern - der technische Übergang vom Röhren-TV zum Flachbildschirm ist ein enormer Sprung, aber keine inhaltliche Veränderung der darin lebenden Verblödung - aber in anderen Bereichen kann man durchaus den Niedergang ganzer Mentalitäten an Dingen festmachen. So beispielsweise am veränderten Sortiment eines Ladens in Sterzing, der jetzt statt handgemachter Tischdecken Handtaschen und Gürtel anbietet. Sowas passt natürlich prima in die FAZ:

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Montag, 29. August 2011

Liebe Tante Gertrude

ich hoffe, Onkel Alois hat sich wieder einigermassen von der fetten Ente erholt. Das war wirklich etwas viel, und bei uns in den Bächen sind sie schon sehr fett.



Liebe Ann-Catherine

tja, so ist das eben, aber denk Dir nichts, das dauert keine drei Monate, und ein anderer Prinz wird kommen. Ob das hier für Friederike das richtige wäre? Ich glaube, sie bekommt hier einen Kulturschock, nach den ersten 5 Jahren fast nur Metropole. Aber wir können das gerne ausprobieren. Jederzeit, ab Oktober oder November. Übrigens hat sich Georg auch gerade scheiden lassen, den solltest Du unbedingt mal treffen. Der ist total nett!



Liebe FAZ,

ich bin sowas von ausgebrannt, ich brauche

1. eine Gehaltserhöhung

2. einen längeren Urlaub

3. eine Schreibkraft für mein Büro. Ist gerade eine hübsche Praktikantin zu haben? Kost und Logis sind frei!



Lieber, verehrter Herr Sauswewind,

danke für das Angebot, wenn Sie mir preislich noch etwas entgegenkommen, nehme ich das kleine Böötchen vielleicht doch. Sicher, die Restaurierung hat sie 25.000 Euro gekostet, aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Mahagoniyachten von 30 Fuss Länge sind out, und bei Baujahr 1936 sagen hier alle "Autobahn" und nennen sie hinter meinem Rücken "HMS Himmler". Sie wissen doch, wie die Leute sind. 1500 fände ich in Ordnung.



Lieber Theo,

was, Dein Augenlicht, das Julchen ist durchgebrannt? Wie denn das? Ich bin schockiert! Und ich war so froh, dass sie in Dir den Mann gefunden hat, der ihr all das geben konnte, was ich nie hätte bieten können. Sicherheit. Eheversprechen. Einen A4 Kombi für Einkäufe, und dann dieses schnuckelige Haus gleich neben dem Haus Deiner lieben Eltern... ich begreife das einfach nicht. Bei mir hat sie sich nicht gemeldet, und ich habe auch keine Ahnung, wieso sie einen Flug nach München gebucht hat. Also, bei mir ist sie ganz sicher nicht. Wenn sie sich aber melden sollte, gebe ich Dir sofort Bescheid. So-fort!



Ja, hallo? Ach so, ja, der Termin, oh Gott wie konnte ich den nur... Da kann man jetzt nichts machen. Ich kann hier gerade unmöglich weg, der Sturm, der hat hier alles durcheinandergebracht, Sie ahnen nicht, wie das hier unter den Bäumen aussieht, höllisch. Also wirklich, vielleicht in drei Wochen. Ja, bis dann, da passt es!

Nein, Julchem, nein, natürlich mache ich das nicht, das war nur eine Ausrede, dann sind wir längst in Italien, Du und ich.



Liebe FAZ,

jetzt habe ich doch nochmal eine Frage: Kann ich bei Euch statt des Dienstwagens auch eine Dienstyacht anmelden? Die Praktikantin brauche ich übrigens nicht mehr, ich habe mir selbst eine Helferin beschafft, die ist auch kaum teurer!



Liebe Mieter,

könntet ihr bitte die Mülltonnen raustun? Mein Auto springt schon wieder nicht an.



Sehr geehrter Herr Prof. Ulmenhau,

danke für Ihren freundlichen Leserbrief. Ich finde ja auch, dass ich gesellschaftszersetzend schreibe, aber ich sage auch: Auf die richtige Gesellschaftszersetzung kommt es an. Man kann es wie eine Dürrekatastrophe machen, oder wie ein Vandalenüberfall, oder wie der fette Wurm im Apfel. Was treiben Sie eigentlich so in der Schweiz, wenn ich fragen darf? Auf dem Weg nach Singapur?



Liebe Mutter,

jeden Tag Sport, bei der Hitze kann man ohnehin nicht viel essen, und die Einsamkeit hier geht mir langsam auch auf die Nerven. Dünn werde ich hier, und gelangweilt! Komme bald! Nur diesmal muss ich die Mülltonne raustun, das ist am Dienstag. Das ist so eine neue Regelung hier in der kargen Bergwelt.


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Sonntag, 28. August 2011

Gmund den Gmundnern

Mit einem Schlag sind alle Auswärtigen weg. Es wurde zu spät schön, um noch an den See zu fahren, es blieben also nur diejenigen übrig, die ohnehin hier sind. Und nicht alle gehen hier zur Kirche.













Das war ein wenig so, wie wenn man das Internet ausschaltet. Die anderen sind damit weg und irgendwo anders, und es ist kein Gefühl da, dass etwas fehlen würde. Es ist ja nur mehr vom Gleichen. Und die Vereinzelung macht wieder neugierig auf Menschen.

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Der Winter hat angefangen

Für alle, die unter der Hitze ächzten: Das hier ist der Blick über den See zu den Blaubergen, und ganz oben schaut die Guffertspitze heraus, karg und steinig:



So war das gestern Nachmittag. Heute hat es ein paar Stürme und Gewitter gegeben, und jetzt ist die Sicht klar:



Es ist der 27. August, Hochsommer, gestern noch 34 Grad und heute auf über 2000 Meter der erste Schnee. Da fröstelt es einen schon beim Anschauen.



Mal schaun, wie lange er liegen bleibt. Ein paar Tage, oder bis April?

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Samstag, 27. August 2011

Vor dem Sturm

Es kann so nicht ewig weitergehen. Vielleicht ist es der letzte Sommertag am Strand.























Vielleicht auch nicht.

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Trotz kleiner Rückschläge:

Verbrechen lohnt sich. Gut, führende Lehman-Mitarbeiter müssen 90 Millionen Dollar über ihre Versicherung bereitstellen, damit es zu einem Vergleich mit einigen ihrer Anleger kommt, aber wenn es durchgeht, muss keiner irgendwas zugeben oder eingestehen:

"They would also neither admit nor deny wrongdoing."

Und weil die Versichurung nur auf 250 Millionen begrenzt ist, können sich die anderen Kläger ja ausrechnen, was bleibt. Weniger. Wenig. Und wenn das Geld dann weg ist, ist es halt weg. Und die verantwortlichen Bankster sitzen weiterhin in ihren Villen, und das Problem haben andere. Ausserdem ist das alles ja schon drei Jahre her. Das verläuft sich. Da regt sich keiner mehr auf. Nur wenn jemand ein paar Flaschen Wasser klaut: Das ist dann ein Verbrechen.

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Freitag, 26. August 2011

Auf Arbeit

Ich bin momentan sehr mit dem Nichtschreiben beschäftigt. Es geht mir sehr viel im Kopf herum, und vieles liesse sich bestens hier oder andernorts verwenden, weil man so schön Funktionsweisen und Dynamiken auf dem weiten Feld der Medien und der Privatheit aufzeigen könnte. Allein - ich lasse es dann doch besser sein. Drei Texte habe ich heute geschrieben, drei Texte werden nicht auf die Reise gehen. Noch nicht. Das braucht alles etwas Abstand, etwas Zeit, um zu wirklich schönen, runden Geschichten zu werden. Es fehlen noch ein paar Enden, die passieren müssen, und natürlich weiss ich nicht im Mindesten, wie sie ausgehen. Hier hätte beispielsweise ein parodistischer Text über jene Trottel stehen sollen, die tagein tagaus so tun, als wüssten sie die Lösung aller Printmedienprobleme, und wenn sie dann angeheuert wurden - sitzen sie auf ihren fetten Hintern und passen ganz genau auf, dass sie nur minimalst mehr tun, als irgend nötig. Und dann jammern sie rum, dass Online so wenig Geld zu verdienen ist.

Wie auch immer: Mein Büro.



Meine Deckenbeleuchtung:



Meine nicht ganz fairen Mittel zum Weiterkommen:



Ich weiss ziemlich genau, was im Internet gerne lesen würde. Zumindest habe ich ein gutes Gefühl dafür, was bei einer gewissen Zielgruppe ganz anständig funktioniert, und was nicht. Das Rennen um Laut und Schnell ist längst gelaufen, das Rennen um Schön, Klug und Angenehm ist dagegen noch offen, auch wenn es einen Mitraser wie Joachim Bessing bei der Welt gerade aus der Kurve getragen hat. Am Rennen um überzogene Ansprüche an die Leser und Befriedigung der eigenen Professoren sollte man sich nicht immer beteiligen, und das Luhman-Zitat am Ende des Textes, das lässt man vielleicht besser bleiben, das bringt nichts und bildungshubert nur. Schön schreiben, das fehlt, gerade im Netz.

Mein Dienstgefährt und mein Dienstparkplatz:



Meine Fahrstuhlmusik nach oben:



Mein ziemlich dauerhafter und Jahrmillionen alter Schreibtisch:



Ich denke auch, dass in schwierigen Zeiten wie den unseren ein wenig kluge Ablenkung mit schlussendlicher Wiederhinführung eine feine Sache wäre. "Geistreich" ist das schöne Wort, das ich als Lob gern unter Beiträge schreiben würde. Angenehm. Unangenehm ist ja schon genug, und man möchte ja einfach nicht nur zugefaselt werden mit Gedankenbrocken, sondern etwas mitnehmen, und wenn es nur ein Lächeln ist. Das muss dennoch kein Wellness sein. Einfach etwas, das man gerne liest, in guten wie in schlechten Tagen. Aber iegendwie haben wir das weitgehend verlernt. Waren Kurzeitungen mit Gästelisten wirklich so dumm, wie man heute tut?

Meine öffentlichen Verkehrsmittel zur Recherche:



Meine Stechuhr:



Meine Überstunden:



Momentan schraube ich an einem Konzept, das auf freundlich Art und Weise erklärt, warum nicht nur Grün das neue Schwarz ist, sondern Schwarz auch das neue Grün. Das fleisst jenseits der Politik ineinander, ohne Schlagzeilen und Politik-PR, auf kleinsten gemeinsamen und sehr angenehmen Nennern. Insgesamt ist das trotzdem hochpolitisch, aber halt unter dem Radar. Um so etwas wirklich schön machen zu können, muss man tatsächlich so etwas wie eine "Marke" sein, damit Leser dabeibleiben, und auch, wenn ich das Wort so gar nicht schätze: Es ist nicht schlimm, von Lesern geschätzt zu werden. Man muss nur ein wenig mit dem eigenen Leben aufpassen. Feind liest mit, und so.

Mein Reminder, dass ich doch auch noch was tun müsste:



Meine Kantine mit Blechgeschirr. Sterlingsilberblech:



Mein Lichtausknipsen beim Büroschluss



Und Feind kann überall sitzen. Ganz erstaunlich, wie genau manche meiner Kommentare gelesen und dann entsprechend ausgeschlachtet werden. Man fühlt, man merkt, dass sich unter diversen Oberflächen etwas bewegt, das ist vermutlich nicht ganz zu vermeiden, also schichte ich still um, ändere ein paar Wege und warte.

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Der alte Libertin

ärgert sich über die Art, mit der 16-Jährige Medienthema werden, wie solche Fälle behandelt werden, und was die verfluchte Meute der Medien aus einer so feinen Sache wie Sex generell macht. Ich hasse, hasse, hasse dieses moralinsaure Pack, diese Freizeitaufgeiler und Vornerumbigotten, perverser als man sich Sex je vorstellen möchte, und weil ich das absolut nicht leiden kann, will ich hier einen Politiker gar nicht verteidigen - aber denen ein Packerlo in der FAZ mitgeben, das möchte ich durchaus.

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