: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 23. November 2011

Statt Totensonntag

Im Prinzip ist das mit dem Tod einfach zu erklären. Tod ist alles, was nicht Berg ist. Der Berg bleibt. Das Leben vergeht.



Der Berg da vorne ist der Hirschberg. Um den geht es. Um den Berg und den Tod und das Schicksal.



Und um den Weg dahin auf einem Rad, das schon einmal tot war und wieder im Leben ist. es geht also auch um das Wiederkommen und das Ändern des Schicksals.



Und die Leidenschaft der liebentbrannten Herzen dazwischen. Man sollte davon viel haben, denn das Ende ist schnell da, schneller als man glaubt.



Der Weg aber zieht sich hin, es heisst erst, den ersten Buckel zu überwinden. Danach erst kommen die Almen. Manche sind jetzt noch sonnig, aber die hier starrt schon im Frost.



Und andere sind auch schon starr, auch wenn man sie hier noch im Leben zeigt. So, wie sie waren und nicht das, was sie jetzt sind. Man zieht seinen Hut vor ihnen und ihren Freunden, die sie hier noch einmal hoch gebracht haben. Dann geht es weiter. Wege, Kreuze, Eis, Sonne. Erst mit dem Rad.









Und dann der Winterweg. Steil, verblockt und immer im Schatten. Erste Ausblicke aufs Kreuther Tal und zum Tegernsee. Und im Winter lawinengeschützt. Es stehen genug Kreuze hier oben.











Dann das grosse Felsentheater. Der Hirschberg ist oben eine natürliche Zuschauertribüne, mit bester Sicht für Zigtausende. Jetzt, am Abend, bin ich der Letzte hier oben. Es beginnt der letzte Teil des Wettlaufes mit der Sonne, bevor alles in Eis erstarrt.









Dort unten ist die Sonnbergalm, darüber Ross- und Buchstein. Nächstes Jahr packe ich die. Dieses Jahr sind es nur noch 50 Höhenmeter, vorbei an Latschen, Silberdisteln und Ausblicken, immer mehr Panoramen, bis ganz oben.









Da ist man dann. Klein, vergänglich, auf einem Berg, der schon immer da war. Als einziger. Niemand sonst sieht das. Keiner kann einem das noch nehmen, ausser der Tod natürlich, aber der wird einen noch eine Weile nicht behelligen, und das Leben ist gross. Hier zumindest. Ich weiss, dass manche das hier durchschnüffeln - das ist dann eher klein, eine mickrige Existenz, aber mei, jeder wie er mag.









Das da hinten ist die Zugspitze. Und es ist Zeit, nach unten zu kommen. zweieinhalb Stunden sollte es dauern, aber ich bin schnell, sehr schnell, denn da unten ist mein Radl, und so entgehe ich der Bergnacht, die hier oben alles und jeden tötet. Der Tod ist hier immer nah, aber das Leben auch.





Andere holen sich vielleicht Blutvergiftung beim Bleistiftspitzen oder rutschen aus oder haben gar kein Leben. Ich habe den Berg. Das ist schon was.



Nächstes Jahr wieder.

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Frommer Wunsch.

An Tagen wie heute - Immobilienpreise im letzten Jahr wie die Mieten stark gestiegen und Aktien im Sturzflug - kann man den terrestrischen Ferengis der Börsenunkultur nur wünschen, dass sie sich an ihre eigenen Ratschläge gehalten haben. Und all ihre jämmerrlichen Kröten in den Börsen versenkt haben. und zur Miete hausen. Vermutlich kommt dann bald der Jammerbeitrag "Warum die Deutschen raus aus den Immobilien und jetzt rein in die Aktienmärkte sollen, um reich zu werden".

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Montag, 21. November 2011

Auch Neoliberale müssen sterben

Und zwar mitunter in einer Art und Weise, die man dem ärgsten Feind nicht wünscht, selbst wenn es ein ausgemachtes Scheusal wie Johan de Witt ist. Diese Oligarch ist eine Idealfigur des marktradikalen Selbstbedieners im Goldenen Zeitalter der Niederlande, und sein Ende gibt auch darüber Auskunft, dass gnadenlose Marktorientierung und Umverteilung auf Dauer auch schon mal die Innereien so einer Person in die Kopchtöpfe wandern lassen kann.

Wohl bekomm's, in der FAZ, wo der Kulturbewahrer auch mal über die modernen Beutelschneider und Ferengis lachen darf.

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Zwei Räder

Was mitunter etwas unschön ist: Im Urlaub zu sein und kein Rad zu haben. Ich erinnere mich da an elende Strecken zu Fuss in Rom, und auch in Parma wäre es schon gewesen, hier und da etwas abzukürzen. Und dann das Elend der Parkplätze. Es gibt Regionen, da macht das Auto Spass. Aber nicht, wenn man im Stau steht und die Strecke anspruchslos ist. Es ist wirklich sehr befreiend, am See Räder zu haben. Manche für den Berg und manche für die Torte.







Und ausserdem ist heute ohnehin ein Tag vieler Kilometer. Ich muss nach Nürnberg mit dem Auto über die Autobahn. Ein wenig Ausgleich bitte. Ein wenig leises Knirschen auf Kieseln vor dem Dröhnen. Ein wenig Natur.







Bevor es diese Woche hektisch wird. Mainz, Frankfurt und andere Regionen ohne Berg und See.

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Montag, 21. November 2011

Eine Frage, die mich bewegt

Was mache ich eigentlich diesen Winter, wenn es mal wieder einen "italienischen Winter" in den Bergen gibt? Schon die letzten beiden Jahre waren irgendwie seltsam: Es gab Schnee, und es war auch kalt. Aber es war weniger Schnee als im Flachland, und erheblich wärmer. Dieses Jahr nun fällt der Bergfrühwinter vollkommen aus. Wir hatten Schnee Ende August. Unter 2000 Höhenmeter liegt im Moment allenfalls Rauhreif. Darunter knallt die Sonne.



In drei Wochen wollen sie hier "Winter Opening" machen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das in drei Wochen möglich sein soll. Was die Luxusfrage aufwirft, was man sonst so tun kann, wenn Ski und Rodel undenkbar sind. Das betrifft übrigens nicht nur mich, sondern die gesamten Nordalpen. Weiter Bergwandern? Dazu werden die Tage langsam wirklich zu kurz, der Abstieg in der Nacht ist stets ein Risiko. In den Strandbars neueste Modehunde gucken?



Was ich ausprobiert habe, und was mir aber gar nicht zusagt, ist das Liegen im Liegestuhl mit einer leichten Decke, wie ein lungenkranker Brite im 19. Jahrhundert. Sicher, das geht wohl nirgendwo besser als bei mir mit all den Sonnenstunden, aber es ist auf Dauer doch etwas fad. Der Tag ist so kurz, den will man nicht vergammeln. Die Abende sind lang, aber so richtig toll zum Ausgehen ist es hier auch nicht. Das Schöne am Rodeln ist ja: Man macht es, man ist nahher angenehm platt und ruhig und zufrieden. Der Tag ist dann gelaufen. Aber dieses Zwischenwetter macht es nicht einfach.



Noch ein Monat ist es bis zur Sonnenwende. Und zwei Monate, bis der Tag wieder so kurz wie jetzt ist. Schnee müsste also dringend her, viel und schnell, aber das wird nichts. Auch oben am Sylvenstein: Kein Eis. Nur Waldbrände. Bitte nicht sagen, dass man ja schwimmen gehen könnte, drüben in Bad Wiessee: Ich hasse Wasser. Wie man es dreht und wendet: Es ost ein unfassbarer November. Aber er macht es einem auch nicht leicht.

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Samstag, 19. November 2011

Sans pareil, sans souci

Auch die Nachbarn haben so einen November in all den Jahren hier noch nicht erlebt. Soweit sie da sind - manche sind gerade in Urlaub. Muss man sich mal vorstellen. Von hier aus in Urlaub fahren.



Die Idee, nach Italien zu fahren, habe ich gestrichen, ersatzlos: Die Tage sind dennoch zu kurz, und will man geniesserisch fahren, ist die Heimfahrt in der eisig kalten Nacht. Rad statt Auto, Bergschuhe statt Gummi, Pause hinter dem Bäcker am See statt auf Pässen, die immer noch schneefrei sind.



Normalerweise schliesst der See im November und macht im Dezember wieder auf, die Geschäfte machen Betriebsurlaub weil, so die allgemeine Überzeugung, ohnehin nichts geht. Das war, das ist dieses Jahr anders. Überall Menschen.



Und dann stellt sich wieder dieses verführerische Gefühl ein, es könnte doch immer so sein. Das Tal, das von der Geschichte vergessen wird, umgeben von einem Nebelring, draussen geht die Wewlt weiter aber hier hat man einfach vergessen, den Kalender weiter zu drehen. Es könnte immer so bleiben. Seit vier Wochen kein Regen mehr. Seit Anfang November auf den Bergen nichts als Sonne.



Das ist ein wenig wie ein etwas zu warmes Vollbad: Am Anfang tut die Hitze fast weh, aber dann gefällt es. Sehr sogar, man kann sich daran gewöhnen, man erschlafft, alles ist gut, selbst wenn man genau weiss: Draussen sind ein paar Probleme. Man kann sich für das Vergessen entscheiden, oder dagegen, oder wie ein flacher Stein auf dem Versinken springen. So geht es mir.



Das alles kann einem ja keiner wegnehmen. Ist man erst mal hier, ist das Leben und das Vergnügen spottbillig. Ich muss die Heitung nicht einschalten, es ist warm genug am Tag, und die Wärme kommt aus dem Heizungskeller durch den Fussboden. Ich brauche kein wie auch immer geartetes Kino oder Entertainment - man hat genug damit zu tun, am Abend die Eindrücke zu verarbeiten. Es wird einem nie langweilig. Man ist nicht einsam, ein jeder redet mit jedem, man müsste nur mal in eine Bar, aber ich bin froh, meine Ruhe zu haben.



Der Stress kommt nächste Woche wieder, und er findet in Mainz und nicht am Tegernsee statt. Keine Ahnung, warum ich mich wieder auf so ein Podium setze. In letzter Zeit habe ich einfach das Interesse an Medien verloren, meine Startseite sind die Webcams auf den Bergen, da werde ich wenigstens nicht angelogen, und wenn wes vernebelt ist, sieht man das auch gleich. Hier versucht der Münchner Merkur gerade, neue Abos mit Gratisausgaben zu verkaufen. Kommen Sie bitte wieder, wenn das Wetter schlechter ist. Davor - nein danke.

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Der heimliche Aufmarsch am Tegernsee

Es geht durch die Welt ein Geflüster:
Millioär, hörst du es nicht?
Das sind die Stimmen der Neoliberalister:
Millionär, hörst du sie nicht?
Es flüstern die Bau- und Kranproduzenten,
Es flüstert der dummdreisten Schmierfinken Schar
Es flüstert von allen Kontinenten:
Neue Investitionen gegen das Tegernseer Tal!

Millionär, Bayer, nehmt die Anwälte,
Nehmt die Anwälte zur Hand.
Zerschlagt der Immofonds Räuberherde,
Setz ihre Projekte in Brand!
Pflanzt eure schwarzen Treter des Reichtums
in ihre Hintern, spielt Todesmusik
Dann steigt aus den Trümmern
Der Zockergesellschaft
Die alte Oligarchenrepublik!

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Freitag, 18. November 2011

Der grosse Brocken

Das da hinten ist der Hirschberg. 1670 Meter, die eine Hälfte ein mehr oder weniger radelbarer Weg, die andere Hälfte ein steiler, mit Stahlseilen gesicherter Steig die Flanke hoch. Ich habe grossen Respekt vor diesem Berg. Er ist sowas wie meine Nemesis hier im Tal. Ich habe vier Anläufe gebraucht, bis ich dann oben war.



Sprich, der Berg ist nicht ganz einfach für jemanden, der das alles nicht sehr gewohnt ist. Andere - Thomas Mann beispielsweise - haben sich in Sänften hochtragen lassen. Ich bin irgendwo zwischen Thomas Mann und den Namenlosen, die ihn trugen. Immerhin. Es geht noch. Allerdings dachte ich nicht, dass es dieses Jahr noch einmal gehen würde.



Wie auch immer: Morgen werde ich es trotzdem versuchen. Man darf nicht früh los, denn in der Nacht ist es hier inzwischen eisig, und auf dem Gipfel ist es nur ein paar Stunden so, dass man es aushalten kann. Spätestens um kurz nach 16 Uhr muss man sich auf den Rückweg machen. Mit dem Rad könnte es gehen, das verkürzt den Abstieg um eine Stunde. Sonst endet man in der finsteren Nacht.



Warum? Ich weiss es auch nicht. Es gibt keine Erklärung dafür, nicht umsonst ist der Alpinismus eine Sache von Nichtalpenbewohnern. Der Berg ist einfach da. Vielleicht, weil ich am Berg spüre, wie klein und unbedeutend alles ist.



Nun denn. Noch einmal gut gegessen und viel getrunken, gut geschlafen - und dann gilt es. Schlimmstenfalls muss ich abbrechen. Aber das ist schon in Ordnung so. Der Berg bleibt.

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Der Euro und der Nazi.

Wer Nazis im Osten ekelhaft findet, sollte sich besser eine Tüte holen: Einer der griechischen "Technokraten", die dort als Regierung installiert werden, in diesem Fall als Infrastrukturminister,hat eine einschlägige Vergangenheit. Das wird noch lustig werden, mit diesem Euro und jenen, an denen er hängt.

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Donnerstag, 17. November 2011

Nachtrag auf den Berg

Zu spät.



Viel zu spät.



Eigentlich müsste man alles, was wirklich zu tun ist, in den paar Stunden Licht zusammenpacken.



Zeitorganisation passt aber nur begrenzt zu Tätigkeiten wie Abwarten und Teetrinken.



Deshalb ist es schön. Und aussichtslos im Sinne von vergeblich, gegen die Sonne bestehen zu wollen.



man kann treten, was man will, sie ist schneller.



Man wird der Finsternis nachher nicht entkommen.



Dafür sind aber auch die Himmelsfarben anders.



So - relativ - spät war ich noch nie hier oben.



Es ist diesmal ganz anders als sonst.



In Rottach ist es schon Nacht, und die Lichter am See flackern auf.



Und dann wird es auch oben stockfinster und kalt, aber das ist egal.



Unten bleiben ist einfach keine Option.

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Misteln

Das ist schon eine feine Sache, wenn die einfach so am See wachsen.



Allerdings wird dann immer vergessen, dazu auch küssbare Partner anzubauen. Das kann sich als problematisch herausstellen.

Andererseits war ich wieder blöd genug, ein wenig auf Mädchenmannschaft herumzulesen. Brrrr. Da bin ich doch gerne noch ein, zwei Tage allein am See. Nichts gegen Frauen, natürlich. Nur gegen Psychos.

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Seufz oder Textschuster und Blogleisten

Zuerstmal: Der SPONschleim hat sich den Münchau als Wirtschaftskolumnisten eingefangen. Das ist nach meinem Gefühl so, als würde die Pest an Cholera erkranken.

Dann: Ich erkläre es gern nochmal. Wenn man ein Blog auf den professionellen Markt bringt und wirklich viel tut, damit es gut angenommen wird, wenn man es jenseits aller sonstigen Bemühungen bevorzugt und präsentiert und die Beiträge sehr in den Mittelpunkt der Website stellt -

und dann sehen die Zahlen in chronologischer Folge so aus:

42.590 Leser 59 Kommentare

9.593 Leser 21 Kommentare

5.572 Leser 25 Kommentare

2.575 Leser 4 Kommentare (wobei hier noch was dazu kommen wird)

Und der bisherige Standard im identischen Umfeld sieht bei erheblich schlechterer Präsentation so aus:

12338 Leser 189 Kommentare

11872 Leser 232 Kommentare

11900 Leser 336 Kommentare

9951 Leser 234 Kommentare (wobei hier noch was dazu kommen wird)

Dann, lieber Leser, wird das für den Neuling ein langer und beschwerlicher Weg, will der wirklich etwas reissen. Die beiden Verläufe sind nämlich ziemlich genau der Unterschied zwischen den schnell das Interesse verlierenden Gelegenheitslesern und anhänglichen Stammlesern. Mit der ersten Sorte kann man viellicht irgendwie in einer Website mitschwinmern. Mit der zweiten Sorte macht man dagegen dauerhafte Leserbindung. Wegen der ersten Sorte vertreibt man vielleicht niemanden. Mit der zweiten Sorte baut man auf. Ich denke, die Kernaussage der Zahlen oben sind die 33.000 Leser, die nach dem Auftakt nicht mehr kamen. Gut drei Viertel mussten sich da gesagt haben, dass sie das nicht mehr unbedingt immer sofort wieder lesen wollten. Sonst würden sie ja entsprechend auf den neuesten Beitrag hinfiebern.

Das passiert, wenn man gleich zu Beginn Leute gleich mal saftig vor den Kopf stösst: Kurze Awareness, langfristig keine Sympathie. Man schaut hin, wenn man angebrüllt wird, aber man kommt dann auch nicht wieder. Dazu dann zwei weitere unironische Extrempositionen, und der Sarg ist zu. Ausser bei den engsten Unterstützern, die einem dann bleiben, aber damit hat man dann auch keine schönen Debatten mehr, und beim Rest ist man eher verbrannt. Und für die eigenen Leute muss man dann auch mehr liefern, als alle anderen auch schon im Programm haben. Nicht ganz einfach im Bereich der generell marktfreundlichen Wirtschaftsneoliberalalas. Den grossen Erfolg bei den Fans haben in diesem Sektor bezeichnenderweise eher die scharfzüngigen Ketzer von FT Alphaville, das Kapital bei der FTD, Naked Capitalism und Calculated Risk. Bezeichnenderweise alle nicht beim neuen Wirtschaftsblog in der Linkliste.

Zum Vergleich: Wenn das andere Blog einfach nur so dasteht, wie es ist, bleiben immer noch (beim letzten Testlauf)

9531 Leser 270 Kommentare.

Sprich: Das ist der Kernbestand.

So ein Blog mus eine Linie haben, eine spannende Idee, einen Fokus, aber zugleich offen sein, eine echte Persönlichkeit dahinter haben, es muss immer kommunikativ sein und in seinem Rahmen breit und klug unterhalten - dann geht das auch. Es muss das Umfeld erweitern, es darf es nicht zusätzlich verengen, Der Funke muss überspringen, dann kann man weiterbauen. Das ist eigentlich alles nicht so schwer. Dafür braucht man auch kein Twitter und kein Facebook. Menschen lesen sogar trotz dümmsterLayouts weiter, weil es ihnen um Inhalte geht, um Debatten, um den Spass und freundliche Behandlung.

Man kann Leute sogar manchmal vor den Kopf stossen und gegen sich aufbringen, aber irgendwie müssen sie das Gefühl haben, dass man mit ihnen reden will, dass es einem zuerst um den Leser geht, und nicht um die Position des Welterklärers. Man kann Blogs nicht gegen das Interesse von Lesern durchsetzen. man kann niemanden zu einer unerfreulichen Debatte im eigenen Onlineauftritt zwingen. Wir sind im Internet. Das Bessere ist nur einen Klick weiter. Das ist knallharte Konkurrenz, mit einer Entwicklung wie da oben ist man chancenlos. Man braucht für Blogs keine Journalisten, sondern Blogger. Oder blogtaugliche Journalisten. Aber ein Blog ist etwas anderes als ein etwas reduziertes CMS, wenn es funktionieren soll.

Und ich hätte 2004 auch nicht geglaubt, dass ich 2011 noch solche Artikel schreiben würde.

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Dienstag, 15. November 2011

Zu dieser Sache da.

Zu dieser.

Ich glaube, das Prinzip "Don't fuck in the company" war eine gute Idee, als in aller Regel ein Mann oben mit einer Frau weiter unten in der Hierarchie geschlafen hat. Gibt es heute, was man so hört, immer noch recht oft. Und ist auch nicht wirklich erbaulich, wenn "unten" dann auch nach "oben" kommen will, egal was andere vielleicht besser können und tun.

Aber in meinen Augen verliert dieses Prinzip in eher lockeren Bindungen und Anstellungsverhältnissen viel von seiner Richtigkeit. Gerade die Bloggerei ist doch ein Paradebeispiel dafür, wie hinterfotzigste Geschichten über Ecken und Banden gespielt werden, wo der eine Cretin halt ein geldgeiler Abzocker ist und dann für die moralische Komponente den bigotten Lügner vorschickt, wo die eine Hand die andere wäscht und jeder seine Claims unter sich und seinen Spezis aufteilt. Erinnert sich noch jemand an Adnation? Internet-Manifest? Digitale Gesellschaft? Twitter-Akademie? Cola WG? Düsseldorfer und Berliner Klüngel? Man muss nicht mit Leuten Sex haben, um fies zu sein. Für ein Auskommen als "Profiblogger" oder "Social Media Berater" tun manche erheblich mehr als eine nicht unpassende Chance nutzen, die de facto niemanden stören wird, wenn der Job gut gemacht wird.



Ich bin weit weg davon weg (Sozi, Grundeinkommenablehner, Parteimitspackenwieschrammundaaronkönigdooffinder), den Piraten politisch irgendwas zu schenken, aber hin und wieder komme ich auch dazu, Empfehlungen abzugeben. Mitunter werde ich gefragt, ob ich jemanden für den ein oder anderen Job kenne oder den ein oder anderen vermitteln kann. Das ist dann immer eine Frage des Vertrauens. Ich frage dann nie nach, ob da noch mehr als Freundschaft dahinter steckt; irgendwie möchte ich vertrauen können und glauben, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt ist. Und wenn da jemand mit jemand Sex hat? Auch egal. Das ist meines Erachtens Menschenrecht genauso wie die Diskretion darüber. Am Ende wird mir auch vertraut, also muss es gut sein. Und da passe ich dann schon auf. Wenn das Ergebnis stimmt, ist alles andere egal.

Erstaunlicherweise habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass, wenn wirklich mal Beziehungen im Spiel waren, die Betreffenden sich extra reingehängt haben. Damit genau nicht die Rede davon sein kann, dass es nur wegen der Beziehung ist. Ich denke, gerade bei Frauen gibt es einen ganz starken Trieb, nicht als dummes Hascherl dastehen zu wollen. Und bei meinen Freunden einen Trieb, alles bloss kein dummes Hascherl zu wollen. Mal ehrlich: Soll man nur noch mit unattraktiven Putzlumpen mit niedriger Intelligenz verkehren, damit man nur ja keinen klugen Menschen aus seinem Umfeld irgendwie fördert? Und wieso glauben die Menschen, dass in einer derartig übersexualisierten und bindungsprekären Welt wie der unseren so etwas Inflationäres wie Sex da eine grosse Rolle spielen würde?



Die andere Erfahrung ist, dass jenes Verhalten, das man gemeinhin bei Company-Sex fürchtet, auch prima ohne denselben praktiziert werden kann. Im Journalismus tun Menschen ganz schön üble Dinge für Vorteile, die draussen kein Mensch begreift. Wen interessiert schon die erste Seite? Wer hält den schäbigen, korrupten Luxus einer Mazda- oder Wasauchimmerfahrt, den man diesem Pack offeriert, für etwas Tolles? Eine bescheuerte, altbackene Langweilerkolumne mit Studienrathumor? Wer will ernsthaft seine Abende auf langen Nächten der Medien vergeuden? Aber dafür sind Leute bereit, viel zu tun. Das läuft dann natürlich diskret ab, hinterfotzig, idealerweise so, dass man sich auch nochmal treffen kann, aber dann halt mit aller gebotenen Vorsicht. Schein waren, auch wenn dahinter dann etwas ganz anderes ist als eie wie auch immer geartete Freundschaft.

Das Problem ist nicht die Beziehung an sich oder ihre Beschaffenheit, sondern wie sie die Arbeit tangiert. Wir leben im 21. Jahrhundert. Ich möchte gute Ergebnisse sehen, und keine Moral des 19. Jahrhunderts in der Hintertür. Wer das anders sieht, soll halt die Klugen und Guten meiden.

(Ich weiss schon, warum ich hier nichts Konkretes über meine Beziehungsstatute sage)

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Martern einiger Art

Diesen Beitrag widme ich einem bestimmten grapffigen Schandmaul der Süddeutschen Zeitung. Quick and Dirty, Du Journalist.

Ich finde ja, man sollte Kulturüberheblichkeit nicht mit Verachtung bestrafen, oder mit Zorn, oder mit Ablehnung und Ignoranz. Das trifft die Leute nicht richtig. Das tut ihnen nicht weh.

Nein. Man muss sie demütigen, indem man ihnen klarmacht, dass sie selbst, jetzt mal vom Standpunkt eines Nichtwasmitmedienprolls, kulturlos und geschichtsblind sind. Und damit schlimmer als jeder Blogger: Die wissen es nicht, aber diese Pessimisten - die behaupten, es zu können. Die haben Diplome und Posten. Man muss sich fragen warum, wenn sie so ahnungslos und borniert sind.

Wie auch immer, hier ist die kleine Kulturgeschichte des Digitalbildhasses in der FAZ.



Mit Bildmaterial, das sogar SPONschleimleser verstehen,

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Dienstag, 15. November 2011

Billige Freuden

Das Dumme ist: Ich müsste mich eigentlich für die Debatten rund um Kitas und Herdprämie interessieren. Davon hängt zentral ab, wie Menschen geprägt und orientiert werden, und wie sich das Land entwickelt. Das Problem ist:



Obwohl mir das bewusst ist, schaffe ich es nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass vom Kindermangel am See nichts zu spüren ist, wie auch nicht von einer wie auch immer gearteten Bedürftigkeit. Man hat hier immer Kinder um sich rum. Unterstützung wäre nicht nötig. Aber es ist etwas anderes: Mein Leben ist einfach zu weit weg.



Gut, die Münchner haben sich also zurückgezogen, es bleiben die Sonne, der blaue Himmel und ziemlich viele Leute, die hier wohnen und Nachwuchs haben. Und ich, Ich habe ein Rennrad und Lust auf die kleinen Wege am Nordende des Sees, wo man nicht rasen muss - dazu ist die Luft inzwischen doch zu kalt - sondern ein wenig sportlich sein kann, ohne Lycra tragen zu müssen.



Und 10 mal 50 Höhenmeter vom See zur Endmoräne machen ja auch eine schöne Leistung. Der Blick dort oben ist auch nicht ganz schlecht, um es vorsichtig zu sagen, und alle Probleme scheinen weit, weit weg zu sein. Nur ein paar Petitessen.



Zu meiner Überraschung wäre es heute zwar nötig gewesen, das Auto zu enteisen, aber noch geht hier alles mit dem Rad, einkaufen, zum Berg, Torte holen. Billige Freuden eben. Es muss nicht immer das Neueste sein, das Alte wird einem nachgeschmissen, für das hier reicht es allemal, den Verlust haben andere. Es ist eine billige, verrückte Welt.



Ach so, schon wieder ein Kinderwagen - noch so ein Ding, das schnell seinen Wert verliert. Ja. Ich sollte ja über Herd- und Wurfprämien schreiben, aber das ist nicht so leicht, wenn man hört, dass Kostenreduktion bei entlassenen Bankmanagern das Zurückmieten der Pferde bedeutet und kein Frühstück mehr in Paris. Könnte ich mir so etwas leisten, würde ich es tun, wenn ich könnte? Der See ist für alle gleich, die Sonne auch.



Nur die einen fahren, die anderen schieben. Jeder, wie er will. Selbst an Tagen wie heute wird man den Eindruck nicht los, dass ein paar Menschen weniger der Welt nicht schlecht tun würden. Man muss deshalb ja keinen umbringen, aber Geburtenzurückhaltung und Verhütung wären auf Dauer nicht ganz schlecht. Es gab eine Zeit, da lebten nur 50 Millionen Deutsche. Das ging auch. Irgendwie.



Und dann ist da noch die Sache mit dem Raum, den wir brauchen. 44 Quadratmeter pro Mensch sollen es heute sein. Alle paar Jahre kommt ein Quadratmeter dazu. In 40 Jahren... man kann sich nicht vorstellen, wie das hier gehen soll. Entweder weniger Menschen, oder noch mehr Siedlungen. Aber der Berg setzt hier Grenzen. Und das ist gar nicht schlecht so. Also weniger Menschen. Trotzdem wird jeder Topf seinen Deckel finden. Ausser denen natürlich, denen kein Deckel gut genug ist, und jenen, die ohne Deckel kochen können.



Ich weiss auch nicht. Das Thema liegt einfach zu weit weg. Ich verstehe davon auch nichts. Es ist nicht meines. Ich kann Schaltungen einstellen und aus alten Schrotthaufen mustergültig laufende Maschinen machen, ich kann kochen und schreiben, auch wenn mich die Sonne gerade etwas blöd brennt. Ich finde, Frauen sollten tun können, was sie wollen, und Männer sollten sich nicht um die Verantwortung drücken, für die sie sich entschieden haben. Und ich sollte noch einmal den Hügel hinauf.



Jetzt ist es also fertig, das LeMond Zurich von 2004, jetzt muss nur noch der neue Besitzer kommen und es abholen. Eigentlich schon am Wochenende. Aber sein Kind hat Grippe. Und als guter Vater... ich bin gesund. Ich habe ja auch Zeit. Es eilt nicht. Noch einnal hinunter, am See entlang, dann zum Konditor und, damit zumindest irgendwas nicht mehr sommerlich ist, einen Stollen holen.



Mit Butter. Billige Freuden eben. Demnächst mal wieder ein Paket verschicken, für andere. So geht das hier. Und mir ist noch immer nichts zur Herdprämie eingefallen.

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Gesetze verschärfen jetzt!

Ich bin übrigens vollkommen und eindeutig für die knallharte Umsetzung von

- Vorratsdatenspeicherung
- Bundestrojaner
- erleichtere Hausdurchsuchungen
- Isolationshaft
- Sicherheitsverwahrung
- Grundrechtsanpassung

bei Verfassungsschützern aus Hessen und Thüringen.

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